Cava, frische Weissweine und Rotweine von internationalem Stil prägen das Penedès
Besucht man das Penedès, so hat man häufig das Gefühl, durch eine Bilderbuchlandschaft mediterranen Weinbaus zu fahren. Sanfte Hügel, verstreut daliegende kleine Weinberge in pittoresker Landschaft, gesäumt von Olivenhainen und Pinienwäldern, kleine Dörfer, die auf Hügelkuppen liegen und in der Sonne zu dösen scheinen. Neben all der Schönheit ist der Weinbau einer der bedeutenden Wirtschaftszweige der Region; denn das Penedès inklusive der DO Cava ist mit Abstand das grösste Anbaugebiet in Katalonien. Dort entsteht eine reichhaltige Palette unterschiedlicher Weine. Allen voran ist es der Schaumwein Cava, der zwar nicht nur, aber vor allem dort entsteht. Ausserdem ist Penedès bekannt für frische Weissweine, vor allem aus der Sorte Xarel·lo. Hinzu kommen Rotweine mit mediterranem Charme oder internationaler Prägung.
Geschichte
Auch wenn es eine historische Weinbaugeschichte im Penedès gibt, die von den Phöniziern über die Griechen, Karthager, Römer bis zum klösterlichen Weinbau an dem Mittelalter reicht, so ist es doch der Weinbau seit dem 19. Jahrhundert, der im Penedès entscheidend war. Die moderne Geschichte begann mit Josep Raventós i Fatjó, der Mitte des 19. Jahrhunderts in die Champagne reiste und dort die méthode champenoise, wie sie lange Zeit hiess, kennenlernte. Zurück im Penedès, experimentierte er mit den passenden Rebsorten, um seine Art Champagner im Penedès zu entwickeln. Er wählte die auch heute noch klassischen Sorten Xarel.lo, Parellada und Macabeo aus. 1872 kelterte er den ersten Schaumwein nach klassischer Methode mit Flaschengärung und nannte ihn nach seinem Vorbild Xampàn bzw. kastilisch Champána.
Längst aber hat sich der Schaumwein des Penedès vom einstigen Vorbild losgesagt, einen ganz eigenen Stil entwickelt und ist weltbekannt geworden unter dem Namen Cava. Ein zweiter Visionär des Penedès war und ist der Weinmacher Miguel A. Torres, der Mitte der 1960er ins Burgund ging, um dort Önologie zu studieren. Er brachte ebenso Visionen wie Rebstöcke und moderne Kellertechnik zurück ins Penedès und entwickelte einen internationalen Stil für seine Weine. Mit reinsortigem Chardonnay und Cabernet Sauvignon wurde er schnell weltweit bekannt und begründete eine neue Ära im Weinbau des Penedès und Spaniens.
Penedès, Region der Visionen
Was Miguel A. Torres für den konventionellen Weinbau Spaniens war – mittlerweile stellt er weitgehend auch auf biologischen Anbau um –, war und ist Josep Maria Albet i Noya für den biologischen Weinbau. Er ist ein Visionär, der Ende der 1970er Jahre zu den Ersten gehörte, die eine Vorstellung vom Erhalt einer artenreichen Naturlandschaft hatten. Seit den frühen 1980er Jahren ist sein Weingut biologisch zertifiziert.
Doch allein die Zertifizierung bedeutete dem Winzer und seiner Familie nicht alles. Er wollte weiter hinaus, und damit hatte Delinat einen idealen Partner für die Entwicklung der Delinat-Richtlinien für einen biodiversen Weinbau gefunden. Albet i Noya forscht unermüdlich weiter an fortschrittlichen Lösungen für ein geschlossenes Ökosystem im Weinbau und experimentiert mit alten Rebsorten, um besser gegen Pilzkrankheiten und Schädlinge gerüstet zu sein.
Während Torres die internationalen Rebsorten ins Spiel brachte, die auch von Albet i Noya genutzt werden, setzt Josep Maria auch in Zusammenarbeit mit Delinat gleichzeitig auf pilzwiderstandsfähige Sorten und eben auf alte wiederentdeckte Rebsorten. So unterstützt er das VRIAACC-Projekt zur Erforschung des Verhaltens von pilzwiderstandsfähigen (Piwi) und autochthonen Rebsorten in Bezug auf den Klimawandel. Ebenso hat das Team von Albet i Noya im Laufe der letzten Jahre sieben vergessene Rebsorten im Penedès wiederentdeckt, kultiviert und aus den ersten Rebsorten Marina Rión und Belat auch Weine vinifiziert. Neben den wiederentdeckten Sorten spielen inzwischen auch die historischen Sorten Mazuelo, Garnacha, Samsó und Garró eine immer wichtigere Rolle im Rebsortenspiegel des Penedès.
Geografie, Klima, Böden und Rebsorten
Die DO Penedès zieht sich vom Mittelmeer durch die Provinz Barcelona bis ins Vorgebirge der katalonischen Küstenkette des Montserrat auf 800 Meter Höhe. Geprägt wird das Land sowohl vom Meer als auch vom Kleinklima der Flüsse Anoia, Gaià und Foix. Insgesamt teilt sich die Appellation in drei Sub-Appellationen. Das Baix-Penedès oder Bajo-Penedés liegt am Küstenstreifen mit warm mildem Klima. Bei einer Durchschnittstemperatur von 14,4 °C findet man dort vor allem rote Sorten und Xarel.lo.
Im schlicht Penedès genannten mittleren Bereich um 200 bis 400 Meter Höhe sind es neben Macabeo und Xarel.lo vermehrt wieder rote Sorten. Im Alt-Penedès bzw. Alto Penedés auf Höhen bis zu 800 Metern stehen vor allem weisse, für Cava genutzte Reben wie Xarel.lo und Parellada, aber auch Chenin blanc, Riesling, Gewürztraminer oder Sauvignon blanc. Dort beträgt die jährliche Durchschnittstemperatur 12 °C. Die Böden sind weitestgehend kalkhaltig. Je nach Lage spielen jedoch ebenso Ton, Lehm, Sand und alluviales Schwemmland eine Rolle.