Delinat-Weinwissen
Delinat-Weinwissen

Frische Weissweine aus dem heissen Hochland Kastiliens – die Rebsorte Airén

Bis vor wenigen Jahren war die weisse Airén noch die am meisten angebaute Rebsorte der Welt. Mittlerweile ist sie hinter Cabernet Sauvignon und Merlot auf Platz drei abgerutscht. Dennoch würden sich selbst ausgewiesene Weinprofis schwer damit tun, auch nur einen einzigen berühmten Wein zu nennen, der aus Airén gekeltert wird. Wie kann es zu einer solchen Diskrepanz kommen?

Airén wird praktisch ausschliesslich in Zentralspanien angebaut. Hier, in der Meseta, herrscht ein hartes Klima mit extrem heissen und trockenen Sommern sowie kontinental-kalten Wintern. An diese Bedingungen ist die Rebsorte Airén bestens angepasst. Sie wächst auch auf armen Böden, kommt mit Trockenheit gut zurecht und ist darüber hinaus wenig anfällig für Krankheiten. Weil sie spät blüht und ebenso spät reift, ist die Rebsorte auch bei Frühjahrsfrost wenig gefährdet. Auf diese Weise sichert sie vielen kastilischen Kleinbauern das Überleben.

Brandy für den Export

Airén wird typischerweise in niedrigen Buschreben gezogen, und die Rebstöcke befinden sich weit voneinander entfernt. Auf diese Weise konkurrieren sie nicht um die spärlichen Wasservorräte im Sommer. Die Erntemengen je Stock sind zwar vergleichsweise hoch, wegen der insgesamt geringen Bestockung liegt der Hektarertrag jedoch weit unter den in Mitteleuropa gewohnten Werten.

Bereits im 15. Jahrhundert erwähnte Gabriel Alonso de Herrera in seiner Obra de Agricultura die Rebsorte Lairén. Weil sie nicht in der Lage sei, einen starken und körperreichen Wein zu erzeugen, empfahl er, die Beeren lieber rosinieren zu lassen und dann als Trockenfrucht zu verkaufen. Über viele Jahre wurden Lairén, Layrén und Airén als Synonyme benutzt. Erst in jüngster Zeit stellten spanische Rebforscher fest, dass es sich um unterschiedliche DNA-Profile und daher um unterschiedliche Rebsorten handelt. Gleichwohl war die Aufgabe sowohl von Lairén als auch von Airén über Jahrhunderte gleich: Sie dienten zur Erzeugung eines Grundweins, der später zu Brandy distilliert wurde. Zudem konnten mit ihrer Hilfe die Tempranillo-Rotweine von Valdepeñas und La Mancha verschnitten werden. Das Ergebnis war ein leichteres, früher trinkreifes Produkt.

Neue Tendenzen und sinkende Anbaufläche der Airén

In Zeiten, in denen Rebsorten immer stärker einer globalen Konkurrenz ausgesetzt werden, ist die Airén in eine Anbaukrise geraten. Die Anbaufläche ging von 423'000 ha im Jahr 1996 auf mittlerweile 250'000 ha zurück. Nahezu alle Flächen befinden sich weiterhin in Zentralspanien. Wesentlich höher als einstmals ist jedoch der Anteil frischer und trockener Weissweine, die aus Airén gekeltert werden. Durch ihre wenig hervorstechenden Aromen sind die Weine in der Lage, eine Vielzahl von Speisen dezent zu begleiten.

Fragen? Wir beraten Sie gern persönlich.