Delinat-Weinwissen
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Gewürztraminer, die Bukett-Rebsorte mit dem einzigartigen Aroma

In der grossen Familie der Rebsorten nimmt der Traminer, der im Französischen Savagnin genannt wird, eine bedeutende Stellung ein. Er gehört zu den ältesten europäisch verwurzelten Rebsorten, doch kennt man bis heute noch nicht beide Elternteile. Vom Traminer gibt es unterschiedliche Varianten, die sich im Laufe der Jahrhunderte gebildet haben. Die bekannteste ist der Gewürztraminer. Diese aromatischste aller Traminer-Sorten ist vor allem im Elsass und in Südtirol populär.

Gewürztraminer, Savagnin und seine Synonyme

Auch wenn der Savagnin blanc in den letzten Jahren ein kleines Revival in seiner Stammregion, dem Jura, erlebt, so ist doch der Gewürztraminer die populärste Variation dieser historischen Rebsorte. Neben dem Savagnin blanc und dem Gewürztraminer gibt es noch eine weitere Spielart namens Savagnin Rose, auch Savagnin rosé. Diese Sorte ähnelt von ihrem Aussehen her mit ihren roséfarbenen Trauben deutlich dem Gewürztraminer, doch verfügt sie über eine weniger würzige aromatische Ausprägung als der Gewürztraminer. Dieser nun wird in Deutschland auch als Clevner oder Klevener bezeichnet, zudem als Roter Traminer oder Rother Muskattraminer. In Frankreich sind die Umschreibungen Traminer Parfumé oder Traminer Aromatique, Fromenteau Rouge, Gentil Rose oder Gentil Rose Aromatique bekannt. Dabei zeigt sich wie bei so vielen anderen alten Sorten, dass es immer wieder Namensdopplungen mit ganz anderen Sorten gibt. So findet sich der Name Clevner für diverse Rebsorten in Deutschland, vor allem aber für den Frühburgunder in Württemberg. Die Bezeichnung Fromenteau war in Frankreich sowohl üblich für Grauburgunder als auch für Roussanne, Savagnin und Gewürztraminer. In Australien wird der Gewürztraminer unter der Bezeichnung Savagnin Rose Aromatique geführt, in Österreich auch als Christkindltraube, Fleischroth, Fleischweiner und Rosentraminer.

Die Familie des Traminers

Die älteste Variante der Sorte ist der Savagnin, der im deutschsprachigen Raum meist Traminer genannt wird, in der Schweiz aber Heida oder Païen, dessen Ursprünge bis heute nicht geklärt sind. Was allerdings ziemlich klar ist, ist die Tatsache, dass er nicht aus der Südtiroler Gemeinde Tramin stammt. Viel wahrscheinlicher ist, dass die Sorte irgendwo zwischen dem deutschen Rheintal, dem Elsass, dem Jura, der Franche-Comté und der Champagne-Ardenne entstanden ist. Ein Elternteil ist mit ziemlicher Sicherheit der Pinot, wobei nicht gänzlich geklärt ist, ob der Traminer ein Nachkomme des Pinot und eines noch unbekannten Elternteils ist oder ob der Pinot ein Nachkomme des Traminers ist. Momentan geht man vom Pinot als Elternrebsorte aus, weil er früher erwähnt wird. Aus dem Savagnin blanc ist irgendwann durch natürliche Mutation der Savagnin Rose entstanden, der nicht nur eine deutlich dunklere, ins Rosé gehende Schalenfarbe besitzt, sondern auch nach Rose duftet. Aus diesem Savagnin Rose ist möglicherweise im 18. Jahrhundert der Gewürztraminer ebenfalls durch natürliche Mutation entstanden. Zumindest wurde er unter diesem Namen zum ersten Mal vom deutschen Weinbaufachmann Johann Christian Metzger zu Beginn des 19. Jahrhunderts erwähnt. Im Elsass findet man den Namen Gewürztraminer erst ab 1886. Als Herkunft der Sorte wurde damals die Pfalz angegeben. Der Gewürztraminer unterscheidet sich vom Savagnin Rose durch einen deutlich ausgeprägteren würzigen Moschus- und Muskat-Ton.

Zur Savagnin-Familie gehören eine Reihe bekannter Sorten, von denen der Savagnin ein Elternteil ist. Zu seinen Kindern zählen unter anderem Sauvignon blanc, Chenin blanc, Petit Meslier, Trousseau, Silvaner, Roter Veltliner, Grüner Veltliner und Neuburger sowie Verdelho in Portugal.

Der Gewürztraminer ist ein intensiver Wein

Wie auch der Savagnin Rose war der Gewürztraminer ursprünglich eine sehr anfällige Sorte. Er treibt früh aus, weshalb er häufig durch Spätfröste geschädigt wird. Zudem ist er sehr wuchskräftig. Daher muss er für gute Qualitäten stark zurückgeschnitten werden. Vor allem war die Sorte ursprünglich sehr anfällig für Virus-Krankheiten, ein Problem, das durch die Züchtung widerstandsfähiger Klone gelöst wurde. Von allen Traminer-Arten ist der Gewürztraminer die mächtigste. Das drückt sich nicht nur in der Würze und dem Duft nach Lychee, Moschus, Muskat, Bitterorange, Rose und Marzipan aus, sondern auch in einem hohen Alkoholgehalt. Dieser steht in Verbindung mit einer niedrigen Säure, sodass Gewürztraminer oft als schwer empfunden wird. Dem kann man mit kühlen Standorten entgegenwirken und mit einer Arbeitsweise im Weinberg, die eine frühe Lese zulässt. Hier ist die Delinat-Methode ein probates Mittel in Verbindung mit dem richtigen Laubschnitt.

Das Elsass und Südtirol sind die wichtigsten Standorte

In Italien ist der Gewürztraminer, der vor allem in Südtirol angebaut wird, eine äusserst populäre Sorte. Fast alle erzeugten Weine werden im Land selbst getrunken. Die Hektarzahl ist zwar mit rund 1’500 recht übersichtlich, aber immerhin die zweithöchste weltweit. Nur in Frankreich, und dort vor allem im Elsass, werden mit rund 3’000 Hektar mehr Reben angebaut. Das Elsass ist die zweite populäre Gewürztraminer-Region. Hinzu kommt in Frankreich nur noch die Moselle, also die Mosel-Region. Im Elsass werden die Gewurztraminer – so werden sie dort genannt – trocken, halbtrocken, als süsse Spätlese, frz. Vendange Tardive, oder als Beerenauslese, frz. Sélection de Grains Nobles, ausgebaut. In Südtirol/Alto Adige findet man ebenfalls edelsüsse Varianten, dort aber sind vor allem die trockenen Gewürztraminer en vogue. Mit 850 Hektar in Deutschland und 700 Hektar in Ungarn sind auch diese beiden Weinbauländer nicht zu verachten. In Österreich liegt die Anbaufläche mit rund 80 Hektar vor allem in der Steiermark, in der Schweiz bei ca. 50 Hektar. In den letzten Jahren ist der Gewürztraminer auch in Spanien immer populärer geworden. Gerade in den Höhenlagen des Penedès und in Somontano findet man würzige und zugleich frische Varianten dieser Sorte. Dort ist der Gewürztraminer auch als Cuvée-Partner erfolgreich. Letztlich ist er heute eine global vorkommende Sorte, die auch in Übersee in fast allen Weinbauländern auftaucht – wenn auch immer nur in kleinen Mengen. Besonders beliebt ist sie aktuell in Neuseeland mit knapp 400 Hektar.

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