Biodiversität im Weinberg
Unter Biodiversität verstehen wir die biologische oder natürliche Vielfalt. Drei Bereiche machen die Biodiversität aus: die Artenvielfalt, die genetische Vielfalt und die Vielfalt der Ökosysteme mit Gewässern, Wiesen, Wäldern, Seen und Wüsten. Leider ist die biologische Vielfalt durch den global rasch wachsenden Ressourcenverbrauch und andere negative Entwicklungen gefährdet. Jedes Jahr sterben viele Arten aus, die genetische Vielfalt verarmt und ganze Lebensräume wie Regenwälder oder Meere stehen auf dem Spiel. In der modernen Land- und Weinwirtschaft dominiert heute leider öde, krankheitsanfällige Monokultur.
Weshalb ist Biodiversität wichtig?
Agrarökosysteme mit einer hohen biologischen Vielfalt sind robuster gegen Bedrohungen von aussen wie Klimawandel oder Krankheitserreger. Sie erhalten die Bodenfruchtbarkeit, tragen zur Bestäubung von Kulturen bei, regulieren Schadorganismen, wirken erholsam für den Menschen und sind touristisch attraktiv. Sie reduzieren die Erosion, speichern CO2, reinigen das Wasser, erhöhen die Wasserspeicherkapazität und erhalten die genetische Vielfalt als enorm wichtige Ressource für die Agrarwirtschaft. Einen sehr guten und anschaulichen Einblick in das Thema Biodiversität gibt dieses Video:
Die Monokultur aufbrechen
Im Weinbau besteht das Hauptziel der Biodiversitätsförderung darin, die Monokultur Rebberg zu durchbrechen. Erreicht wird dies mit ökologischen Ausgleichsflächen (Magerwiesen, Heideland, Biotope, Hecken, Felsen, Wasserflächen, Trockensteinmauern usw.), durch lebendige, artenreich begrünte Böden sowie die Anlage von biologischen Hotspots in Form von einzelnen Bäumen, Kräuterinseln, Gemüsebeeten, Beerenbüschen sowie Holz- und Steinhaufen.
So werden die Weinberge nicht nur zu einem lebendigen Habitat für eine vielfältige Flora und Fauna: Auf lebendigen Böden gedeihen Früchte, Blumen, Gräser, Kräuter und Gemüse. Es tummeln sich Schmetterlinge, Vögel, Insekten, Reptilien und unzählige Bodenlebewesen im Rebberg. Dieses Zusammenspiel sorgt für ein stabiles, sich weitgehend selbstregulierenden Ökosystem, das qualitativ hervorragende Weine mit echter Terroirqualität ermöglicht.
Die Natur macht den besten Wein
Im Wissen, dass die besten Weine im Einklang mit der Natur entstehen, ist die Förderung der Biodiversität im Weinbau das zentrale Anliegen von Delinat. Schon 1983 wurden deshalb eigene Richtlinien geschaffen, die auf eine möglichst reiche Biodiversität abzielen und ständig weiterentwickelt und den neusten Erkenntnissen angepasst werden. Sie gehen weit über EU-Bio und andere Biolabels (Ecovin, Demeter, Bio Suisse usw..) hinaus und zielten als erste konkret auf eine Förderung der Biodiversität.
Mehrfach ausgezeichnete Delinat-Richtlinien
2010 wurden die Delinat-Richtlinien vom WWF Schweiz und von der Stiftung für Konsumentenschutz von 32 Schweizer Bio-Labeln mit der höchsten Punktezahl bewertet und mit dem Prädikat «sehr empfehlenswert» ausgezeichnet. 2015 bestätigte die Stiftung Pusch (Praktischer Umweltschutz Schweiz) dieses Urteil und zeichnete die Delinat-Richtlinien als bestes Schweizer Bio-Label aus.
Sie basieren auf einem Stufenmodell, das über 100 Richtlinienpunkte zu Weinbau und Vinifikation in drei Erfüllungsgrade einteilt – gekennzeichnet jeweils mit einer, zwei oder drei Weinbergschnecken. Schon die erste Stufe ist weit strenger als die EU-Bio-Verordnung. Das Stufenmodell ist als Anreizsystem konzipiert, das die Winzer ohne grosses Risiko motiviert, die ökologischen Anstrengungen ständig auszudehnen und so die Biodiversität in den Weinbergen kontinuierlich zu verbessern. Kontrolliert wird die Einhaltung der Richtlinien durch die Schweizer Bio-Kontrollstelle bio.inspecta in Zusammenarbeit mit den EU- Kontrollstellen der Länder.
Die ökologisch wertvollsten Weinberge Europas
Rund 3'500 Hektar Weinberge in Europa sind bereits Delinat-zertifiziert. Das entspricht fast 5'000 Fussballfeldern. Es handelt sich dabei um die ökologisch wertvollsten Rebflächen, ja um wahre Naturparadiese, in denen selbst die im biologischen Weinbau erlaubten Pflanzenschutzmittel Kupfer und Schwefel nur mit grösster Zurückhaltung eingesetzt werden.