Delinat-Weinwissen
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Grillo, die weisse Rebsorte westlichen Sizilien

Gerade einmal 150 Jahre lang kennt man die Rebsorte Grillo. In dieser Zeit erlebte sie nach der Reblauskatastrophe einen steilen Aufstieg als Hauptsorte für Marsala. Dann wurden die ertragreichen Sorten Catarratto bianco und Inzolia jedoch populärer. In den letzten Jahren hingegen finden sich immer mehr Winzer, welche die körperreiche Sorte mit dem leichten Extrakt und den zitrischen und kräutrigen Aromen wieder zu schätzen wissen.

Mal angesagt, mal wieder nicht

Der Grillo scheint ganz offensichtlich nicht zu den alten Rebsorten der Insel zu zählen. Zumindest wurde er erst 1873 zum ersten Mal erwähnt. Trotzdem ist der Grillo ein waschechter Sizilianer; denn seine Eltern sind Sizilianer. Durch DNA-Analysen wurde geklärt, dass die Vermutung falsch war, er könne aus Apulien eingewandert sein. Vielmehr sind es die historischen Sorte Catarratto bianco und der sehr lange in Sizilien beheimatete Muscat d’Alexandrie, der auf der Mittelmeerinsel Zibibbo genannt wird. Die beiden Sorten haben dem Grillo eine gewisse Unverwüstlichkeit mit auf den Weg gegeben, die ihn vor allem vor Frost schützt. Seine grosse Stunde kam nach den auch auf Sizilien verheerenden Auswirkungen der Reblaus, als weiträumig neu gepflanzt wurde und man den Grillo allen anderen weißen Sorten im westlichen Sizilien vorzog. So wurde er für die einfachen trockenen Weine der Insel ebenso genutzt wie für den Dessertwein Marsala, der lange Zeit in grossen Mengen vinifiziert wurde, ab den 1960ern aber in die Krise geriet. Mit dem Marsala wurde auch der Grillo immer seltener, zumal Winzer und Genossenschaften auf produktivere Sorten setzten. Erst mit der Renaissance typisch sizilianischer Sorten ab den 2000ern erlebte auch der Grillo so etwas wie eine Wiedergeburt. Gerade bei Winzern, die terroirtypische und häufig auch biologisch erzeugte Weine anbieten, steht Grillo wieder im Kurs. In den 1960ern nur noch auf wenigen Dutzend Hektar zu finden, sind heute wieder mehr als 6'000 Hektar mit Grillo bestockt – mit steigender Tendenz.

Der weisse Allrounder

Es kommt dem Grillo zugute, dass er ein echter Allrounder ist. Man kann ihn trocken, halbtrocken oder als Dessertwein ausbauen, als maischevergorenen Orangewein oder auch als Spumante. Als Basiswein spielt er vor allem für hochwertigen Marsala eine Rolle. Vor allem aber findet man ihn als Basis für Cuvées mit Körper wegen seines komplexen Aromenspektrums von Blüten wie Jasmin und Orangen, Saft und Schale von Agrumen und Kräutern, wobei sein Säuregerüst eher zurückhaltend ist. Guter Grillo erreicht eine ausgezeichnete Balance dieser Komponenten.

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