Sangiovese, die rote Rebsorte Italiens
Sangiovese ist die bedeutendste Rebsorte Italiens, und das sowohl nach Volumen als auch nach Renommee. Sie ist bekannt für Klassiker wie Chianti und Chianti Classico, Brunello di Montalcino, Morellino di Scansano oder Vino Nobile di Montalcino. In der Toskana, in der Romagna und selbst in Apulien ist sie die am häufigsten angebaute Rebsorte.
Ungewöhnliche Herkunft
Sangiovese ist eine bedeutende Rebsorte, und deshalb ranken sich viele Legenden um sie. Da man den heute meist verwendeten Namen auch als Blut des Jupiter übersetzen kann, hat man ihren Ursprung in der römischen Zeit vermutet. Wahrscheinlicher aber ist, dass ihr der Name Sanguis Jovis von Mönchen am Monte Giove in Santarcangelo di Romagna in der Nähe von Rimini gegeben wurde. Das mag im 16. Jahrhundert gewesen sein. Lange wurde der Mittelgebirgszug des Apennin, der die Romagna von der Toskana trennt, als Geburtsstätte des Sangiovese vermutet. Neue DNA-Analysen legen allerdings ganz andere Vermutungen nahe. Zwar stammt eine der Elternrebsorten aus der Toskana. Es ist die alte Rebsorte Ciliegiolo, die auch heute noch mit Sangiovese in klassischen Chianti verschnitten wird. Der andere Elternteil jedoch stammt aus dem Süden Italiens, genauer gesagt, man hat einige wenige verbliebene Rebstöcke der Calabrese di Montenuovo unweit des Vesuvs und Neapels am Lago d’Averno gefunden. So ist völlig unklar, ob Sangiovese in Süd- oder Mittelitalien entstanden ist. Allerdings weiss man, dass es Nachkommen des Sangiovese sowohl in Mittel- wie in Süditalien gibt. Dazu gehören der sizilianischen Frappato und der Nerello Mascalese wie auch der kalabrische Gaglioppo.
Bekannte Namen, bedeutende Weine
Die Bedeutung des Sangiovese kann man an seinen mehr als 80 Synonymen ablesen. Die wichtigsten sind sicher der Brunello di Montalcino, der Basis für den gleichnamigen Wein ist. Die Sorte wird in der Toskana auch Calabrese genannt, auf Lipardi heisst sie Corinto Nero, in der Maremma ist sie der Morellino di Scansano, in Kalabrien der Negrello oder Nerello Campotu, auf Korsika nennt man die Sorte Niella oder Nielluccio, und in Montalcino ist sie als Prugnolo Gentile für den Vino Nobile di Montalcino verantwortlich. Sangiovese wird italienweit heute auf über 55'000 Hektar angebaut. In der Toskana sind es 53 % der Fläche, in Apulien 17 % und in der Romagna 12 %.
Vom hellen Chianti zum dunklen Brunello
Sangiovese ist eine wuchskräftige Rebsorte mit dünnen Traubenhäuten, die im Allgemeinen auch transparente Weine hervorbringt. Erst durch späte Lese, Extraktion und den Ausbau im Eichenholz werden die Weine dunkel. In wärmeren Gebieten zeichnet sich Sangiovese durch Noten von Süsskirschen, Pflaumen, Marzipan und Trockenkräutern aus. In kühleren Zonen sind es Sauerkirschen, rote Johannisbeeren, Süssholz, blonder Tabak, Veilchen, Leder und Unterholz.
Den ersten Ruhm hat Sangiovese im Vino Nobile di Montepulciano erlangt. Der Vino Nobile war schon im Mittelalter in ganz Europa bekannt, allerdings ist nicht klar, wann genau Sangiovese unter seinem Namen Prugnolo Gentile wichtigster Bestandteil wurde. Im 20. Jahrhundert ist der Chianti bekannt geworden. Das Chianti liegt zwischen Florenz und Siena und ist die Heimat des gleichnamigen Weins, der lange Zeit Resultat eines Gemischten Satzes vieler toskanischer und auch weisser Rebsorten war. Ab dem 18. Jahrhundert hat sich das auf Sangiovese, Mammolo, Marzemino und den weissen Trebbiano reduziert. Im Laufe der Zeit ist der Chianti und vor allem seine Varianten Chianti Classico und Chianti Riserva immer dunkler und konzentrierter geworden, und er wird auch mit Merlot oder Syrah verschnitten. Reinsortig und kraftvoll präsentiert sich Sangiovese heute als Brunello di Montalcino. Der vom kalkreichen Boden stammende Wein gehört neben den modernen Bolgheri, dem Barolo und Amarone zu den international bekanntesten italienischen Rotweinen.