Rueda – frische Weissweine aus Verdejo, Sauvignon Blanc und Viura
Die Rueda ist ein Phänomen. Nirgendwo sonst in Spanien hat sich innerhalb so weniger Jahre ein derart grosser Wandel vollzogen wie in der Weissweinregion auf der zentralspanischen Hochebene der Meseta. Die Bedingungen dort sind ideal, so dass Ruedas Rebfläche sich von 2005 bis 2015 von 6’000 Hektar auf rund 13’000 Hektar mehr als verdoppelt hat. Grund für den Erfolg ist der einzigartige Charakter vor allem der aus Verdejo gekelterten Weine. Dieser Typ kommt sowohl im Inland wie im Ausland sehr gut an. Die Weissweine sind frisch, herb und geradlinig.
Geschichte
Die Hochebene rund um die frühere spanische Hauptstadt Valladolid war schon im 16. Jahrhundert bekannt für ihre Weine. Gehandelt wurden sie in Medina del Campo, der damals bedeutendsten Marktstadt Spaniens. Wie die Region Rueda ist Medina irgendwann in der Bedeutungslosigkeit versunken. Nur die alten, weit verzweigten Keller erinnern noch an die einstige Grösse und die Menge an Wein, die seinerzeit produziert und gehandelt wurde.
Die neuere Geschichte der Region Rueda beginnt mit dem Weingut Marqués de Riscal und dessen französischem Berater Émile Peynaud. Das Rioja-Weingut, das weltbekannt ist für seine Rotweine, war Anfang der 1970er Jahre auf der Suche nach einer geeigneten Appellation, um frische Weissweine produzieren zu können. In Rueda stiessen die Weinmacher von Riscal auf die Rebsorte Verdejo und auf eine Gegend, die ideal war, um grosse Mengen an Wein günstig anbauen zu können.
Damit war der Startschuss für eine einzigartige Erfolgsgeschichte geboren; denn mit den damals noch recht neuen Techniken der Kaltvergärung und des reduktiven, also unter weitgehendem Luftabschluss stattfindenden Ausbaus in temperaturkontrollierten Tanks entstand eine neue Art Weisswein. Schnell schlossen sich weitere Weinmacher aus den benachbarten Gebieten wie Ribera del Duero und Toro, aber auch heimische Winzer an, und Rueda wurde 1980 eine eigene Appellation, die DO Rueda.
Geografie, Klima und Böden
Rueda liegt im Zentrum der Hochebene der Region Kastilien-Léon, benachbart den Appellationen Ribera del Duero und Toro. Das Anbaugebiet liegt rund 180 Kilometer nordwestlich von Madrid. Die Weinberge befinden sich vor allem am südlichen Ufer des Duero auf 600 bis 800 Metern Meereshöhe. Sie sind geprägt von Schwemmlandböden, Kiesterrassen mit Anteilen von Lehm, Sand sowie Kalkmergel im Untergrund.
Typisch für das kontinentale Klima sind kurze heisse sowie trockene Sommer und kalte Winter bei kaum mehr als 400 Millimetern Niederschlag im Jahresmittel. Die Höhe der Weinberge trägt auch zu dem hohen Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht bei, wobei die Säure konserviert und die Frucht ausprägt wird.
Rebsorten und Weine
Rund 80 % der erzeugten Weine werden im Jahr nach der Ernte getrunken. Das liegt daran, dass in Rueda Weine erzeugt werden, die vor allem von ihrer jugendlichen Frische leben. Doch darüber hinaus gibt es immer mehr Weissweine, die oft von über hundert Jahre alten Rebstöcken stammen, im Holzfass reifen, also burgundisch ausgebaut werden, und ein höheres Alterungspotential haben. Diese Crus des Gebietes werden immer bekannter.
Viele der Weine werden zu 100 % aus Verdejo vinifiziert, der auf rund 60 % des Gebiets gepflanzt wird. Auch die Viura, die weisse Sorte der Rioja, ist in Rueda schon lange beheimatet. Immer mehr Bedeutung erlangt auch der Sauvignon blanc, der in seiner frischen, grünaromatischen und herben Art dem Verdejo durchaus ähnelt. Ein DO Rueda muss mindestens aus 50 % Verdejo bestehen, ein DO Rueda Verdejo zu mindestens 85 %. Beim DO Rueda Sauvignon gilt die gleiche Richtlinie für diese französische Rebsorte. Seit 1992 gibt es den Verdejo als Rueda Espumosa, als flaschenvergorenen Schaumwein mit mindestens 85 % Verdejo. Zudem findet man kleine Mengen an Rotwein aus der Sorte Tempranillo.