Mosel, Saar und Ruwer – Steillagenweine von Weltruf
Die Mosel gilt als das älteste Weinbaugebiet Deutschlands. Definitiv ist sie das berühmteste. Wer an die Mosel denkt, dürfte direkt die einzigartige Kulturlandschaft vor Augen haben, in der sich einige der steilsten Weinberge der Welt an den vielen Windungen des Flusses aufreihen. Die Mosel steht für Rieslinge, die weltweit für ihre Kombination aus Schieferwürze und Frucht, rassiger Säure und moderaten Alkoholwerten geschätzt werden. Zum Anbaugebiet Mosel gehören auch die Weinberge an den Nebenflüssen Saar und Ruwer sowie ein kleiner Teil im Dreiländer-Eck mit Frankreich und Luxemburg, in dem aber völlig andere Weine entstehen. Ein kleiner Teil der Obermosel rund um Perl gehört geologisch noch zum Pariser Becken und wird vom Muschelkalk bestimmt. Dort findet man Elbling und Burgundersorten statt des sonst alles dominierenden Rieslings.
Geschichte
Als die Römer während des Gallischen Krieges, den Gaius Julius Cäsar im 1. Jahrhundert v. Chr. führte, das Moseltal besetzten, fanden sie schon keltischen Weinbau vor. Mit der Gründung der Stadt Augusta Treverorum im Jahr 16 v. Chr., dem heutigen Trier, manifestierten sie ihre Anwesenheit und weiteten den Weinbau aus. Nirgendwo sonst in Deutschland gibt es so viele weinbauliche Relikte aus dieser Zeit wie im Moseltal. Dazu zählen Ausgrabungen ganzer Kelterhäuser und Weinpressen, vor allem aber das Neumagener Weinschiff, das Grabmal eines reichen römischen Weinhändlers aus dem Jahr 220 n. Chr., das den Transport von Wein in Weinfässern darstellt.
Wie so oft in der europäischen Weinbaugeschichte entstanden nach dem Zerfall des römischen Imperiums und den nachfolgenden Wirren der Neuordnung Europas überall neue Klöster. Diese reformierten und beherrschten ab dem frühen Mittelalter den Weinbau. Da der Riesling zu dieser Zeit möglicherweise noch gar nicht existierte, zumindest aber nicht als edle Rebsorte galt, dürften es burgundische Rebsorten gewesen sein, die im Gemischten Satz in den Weinbergen an der Mosel zu finden waren. Weinbergsnamen wie Ürziger Würzgarten deuten darauf hin, dass man neben Reben auch Kräuter und Gewürze kultivierte, um mit ihnen dem Wein noch mehr Charakter zu verleihen.
Eine einschneidende Veränderung in die Besitzverhältnisse an der Mosel sollte die Besetzung des Gebietes durch Kaiser Napoleon Bonaparte Ende des 18. Jahrhunderts darstellen. Die weitreichende Verwaltungs- und Gebietsreform setzte die Realteilung durch. Diese sorgte dafür, dass bei der Vererbung der Besitz gleichmässig aufgeteilt wurde, was zu immer kleineren Parzellen führte. Als die Region nach dem Wiener Kongress 1815 dem preussischen Staat zugeschlagen wurde, begann dieser mit der Klassifikation der Weinbergslagen nach burgundischem Vorbild sowie mit der Gründung dreier staatlicher Weinbaudomänen, die eine kurze Blütezeit einleiteten. Wichtigste Rebsorte war damals schon der Riesling. Dieser sollte laut Dekret des Trierer Erzbischofs und Kurfürsten Clemens Wenzeslaus die einzige Rebsorte sein, die in den Besitzungen der Kirche weiter angebaut werden durfte. Das war 1787, und es war eine wegweisende Entscheidung, auch wenn sie natürlich nicht zu 100 % umgesetzt wurde.
Wie in anderen europäischen Weinbaugebieten hatte die Reblaus eine verheerende Wirkung auf den Weinbau an der Mosel, auch wenn sie in manche Weinberge auf Grund des harten Schieferbodens gar nicht vordrang. Die Kriege und Krisen des 20. Jahrhunderts sorgten für einen weiteren Verfall der Weinbaukultur. Ein gravierender Einschnitt erfolgte durch die Reform des Weingesetzes 1971 und durch die Flurbereinigung, bei der viele kleine Parzellen zugunsten grosser Lagen zusammengelegt wurden, um sie mechanisch besser bearbeiten zu können. Der Preisverfall in diesem Jahrzehnt führte ausserdem dazu, dass zunehmend in Flachlagen Müller-Thurgau und ähnliche Massenträger angebaut wurden, während viele Steillagen verfielen.
Im Ausland aber wurden auch in dieser Zeit die einzigartigen Steillagen-Rieslinge der Mosel geschätzt. Vor allem Japaner und Amerikaner waren bereit, einen Preis zu zahlen, der den vier- bis fünffachen Arbeitsaufwand rechtfertigte, den die Winzer betreiben mussten.
Geografie, Klima, Böden und Rebsorten
Das Anbaugebiet Mosel liegt zwischen dem Hunsrück und der Eifel und ist Teil des Rheinischen Schiefergebirges. Der grösste Teil der rund 8'770 Hektar gehört zu Rheinland-Pfalz, der deutlich kleinere zum Saarland. Neben den Hängen an der Mosel gehören auch jene der Zuflüsse Saar und Ruwer zum Anbaugebiet Mosel, das bis zum Jahr 2007 auch als Mosel Saar Ruwer bezeichnet wurde. Die Mosel schlängelt sich in vielen Windungen von Perl im Dreiländereck bis nach Koblenz, wo sie in den Rhein mündet.
Obwohl die Luftlinie von Trier bis nach Koblenz nur ca. 100 Kilometer beträgt, sind es 237 Flusskilometer, an denen fast durchgängig Weinbau betrieben wird. Der kleine Bereich der Obermosel vor Trier wird von Muschelkalk und Keuper dominiert. Das führt dazu, dass dort vor allem Elbling sowie Burgundersorten angebaut werden. In den Tälern von Ruwer, Saar und Mittelmosel dominiert der Devon-Schiefer in unterschiedlicher Dichte und mit verschiedenen mineralischen Komponenten, weshalb man roten, grünen, grauen oder blauen Schiefer vorfindet. Ab dem Ort Zell wird der Schiefer weicher, und der Tonschiefer wechselt sich mit Grauwacke ab. In Flachlagen findet man Schotter-, Kies- und Sand.
Klimatisch bieten die Täler von Mosel, Ruwer und Saar eine perfekte Balance aus Wärme und Niederschlag. Dabei reflektiert der Schiefer in den Steilhängen die Sonneneinstrahlung. Durch die Wärmespeicherung wird Frost weitgehend verhindert, zumal die Winter im Allgemeinen nur mässig kalt sind.
Diese Bedingungen sind geradezu ideal für den Anbau von Deutschlands wichtigster Rebsorte, dem Riesling. Diese Sorte wird auf 60 % der Fläche angebaut und bringt auf besondere Weise das Terroir, also die Kombination von Boden, Klima und Stil des Winzers, in den Wein. Und so zeigt der Riesling eine grosse Bandbreite von trocken über mild bis süss und vom Gutswein über Kabinett, Spätlese und Auslese bis zur Beerenauslese. Dabei begünstigen Nebel, die sich lange in manchen Bereichen der Weinberge halten, die Botrytis, einen Edelpilz. Dieser Pilz perforiert die Trauben, lässt Wasser austreten und konzentriert somit die Süsse, sodass einige der komplexesten Dessertweine der Welt entstehen.
Neben dem Riesling erfährt der Spätburgunder aktuell eine Renaissance. Diese Sorte wird schon lange kultiviert, wurde aber zunächst zugunsten des Rieslings, dann auch wegen der einfachen Sorten zurückgedrängt. Vor allem seit den 1970er Jahren wurden immer mehr Flachlagen angelegt, die zwar vom guten Ruf der Mosel profitierten, mit dem üblichen Schieferterroir jedoch nur noch wenig zu tun hatten. Neben dem Müller-Thurgau (13 % Fläche) findet man dort Kerner, Dornfelder, Bacchus, Regent und viele weitere Rebsorten.
Dass man diese Rebsorten zu Weinen ausbauen kann, die geradezu moseltypisch sind, zeigt Timo Dienhart mit seinem Weingut zur Römerkelter. Er bietet sowohl Steillagen-Rieslinge als auch Weine aus flacheren Lagen an. Zudem schafft er ganz neue Weintypen, indem er pilzwiderstandsfähige Rebsorten wie Cabernet blanc selbstbewusst reinsortig keltert. Schon sein Vater verzichtete ab 1977 auf die damals noch allgegenwärtigen Herbizide und Pestizide und setzte auf Bio-Weinbau, den Timo perfektioniert und um ein hohes Mass an Biodiversität im Sinne der Delinat-Methode erweitert hat.
Die Prädikatsstufen nach Mostgewichten, wie sie vor allem an der Mosel angewandt werden
In Deutschland richtet sich die Prädikatsstufe eines Weines offiziell nach dem Mostgewicht in Grad Oechsle. Das Mostgewicht kennzeichnet dabei das Gewichtsverhältnis von einem Liter Most zu einem Liter Wasser bei 20 °C. Beträgt das Gewichtsverhältnis beispielsweise 1,076, so handelt es sich um einen Most von 76 Grad Oechsle. Das Mostgewicht resultiert in erster Linie aus dem Zuckergehalt. Daraus lässt sich der maximal mögliche Alkoholgehalt ableiten. Unterschiedliche Mindestmostgewichte für einzelne Rebsorten und Anbaugebiete geben nur einen Mindeststandard vor. Viele Winzer setzen betriebsintern deutlich höhere Standards. Auch in der Schweiz und in Luxemburg wird das Mostgewicht nach Grad Oechsle gemessen, in Österreich nach der Klosterneuburger Mostwaage (KMW).
Qualitätswein: | 51–72 °Oe |
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Kabinett: | 70–82 °Oe – feine, leichte und rassige Weine aus reifen, aber recht früh gelesenen Trauben mit geringem Alkoholgehalt, oft restsüss, immer häufiger aber auch trocken ausgebaut mit einem Spiel aus Süsse und Säure. |
Spätlese: | 76–90 °Oe – reife Weine mit satter Frucht, die später geerntet werden als die Kabinette. Sie werden sowohl trocken als auch restsüss ausgebaut. |
Auslese: | 83–100 °Oe – elegante, kräftige und komplexe Weine aus vollreifen Trauben. Beim VDP entstehen aus dieser Qualitätsstufe die Grossen Gewächse. |
Eiswein / Beerenauslese: | 110 –128 °Oe – Beerenauslesen sind fruchtige und konzentrierte Weine aus überreifen, edelfaulen (Botrytis-)Beeren. Eisweine besitzen das gleiche Prädikat, werden aber aus Beeren erzeugt, die in gefrorenem Zustand bei mindestens -7 °C geerntet und gefroren verarbeitet werden. Entsprechend wird nur das Fruchtkonzentrat aus den Trauben gepresst. |
Trockenbeerenauslese: | 150–154 °Oe – Wein aus rosinenartig eingeschrumpften, edelfaulen Beeren mit extremer Süsse- und Fruchtkonzentration. Die Weine entwickeln sich über viele Jahrzehnte. |
Weinbau
Rund 5'000 Winzer verteilen sich heute an der Mosel auf 125 Weinbauorte. Die heute noch 8'770 Hektar – Tendenz fallend – umfassen sechs Bereiche mit 19 Grosslagen und 524 teils weltberühmten Einzellagen.
Mittelmosel
Mit 6'000 Hektar umfasst die Mittelmosel, auch Weinbaubereich Bernkastel oder früher Untermosel genannt, das Herzstück des Weinbaus. Er umfasst rund 50 Kilometer mit zehn Moselschleifen. Dort reihen sich berühmte Moselorte und Lagen wie Perlenschnüre an einer Kette auf. Dazu gehören Bernkastel, Brauneberg, Enkirch, Erden, Graach, Kröv, Piesport, Pünderich, Reil, Traben-Trarbach, Trittenheim, Ürzig, Wehlen und Zeltingen. Die Weinberge sind von meist blauem Devonschiefer geprägt, und gerade dort findet man noch viele wurzelechte Riesling-Stöcke aus der Zeit vor der Reblauskatastrophe. Vom Kabinett bis zu den Auslesen sind die Weine geprägt von Schieferwürze und einer sehr lebendigen Säure.
Terrassenmosel, Burg Cochem
Der offiziell als Burg Cochem bezeichnete untere Bereich der Mosel reicht bis zu ihrer Mündung bei Koblenz und wird allgemein als Terrassenmosel bezeichnet. Viele der Weinberge sind terrassiert und sehr steil. Dazu gehört der Bremmer Calmont, der mit 68 º Neigung zu den steilsten Weinbergen der Welt zählt. Die Reben stehen in Einzelpfahlerziehung auf teils winzigen Terrassen. Die Arbeit ist nur mit Hilfe von Monorackbahnen möglich, Einschienen-Zahnradbahnen, mit denen Material nach oben und die Ernte nach unten gefahren werden kann. Die Böden sind von Tonschiefer geprägt, der teils mit Kalk, Quarzit oder Sandstein gemischt ist.
Obermosel
Die Obermosel umfasst rund 670 Hektar südlich von Trier bis zur Grenze zu Luxemburg und Frankreich. Die Weinberge sind eher hügelig und von Keuper und Muschelkalk geprägt. Es sind die letzten Ausläufer des Pariser Beckens, zu dem auch die Champagne gehört. Auch an der Obermosel wird Schaumwein erzeugt, der wie im benachbarten Luxemburg meist als Crémant bezeichnet wird und aus Elbling, Chardonnay, Pinot noir und/oder Weissburgunder gemacht wird.
Moseltor
Gerade mal 110 Hektar umfasst der Bereich, der auf der saarländischen Seite der Obermosel zu finden ist.
Ruwertal
Auf den 200 Hektar Fläche an der Ruwer gibt es keine Grosslagen, dafür aber einige sehr bekannte Einzellagen mit 90 % Rieslinganteil. Die Weine sind säurebetonter als die an der Mosel und weisen eine andere Schieferwürze auf.
Saar
Rund um die Grosslage Scharzberg gibt es 22 Einzellagen. Die berühmteste davon ist wohl der Scharzhofberg, von dem einige der besten und auch teuersten Weine der Welt stammen. Der Bereich erstreckt sich von Filzen an der Moselmündung bis Seerig einschliesslich des Seitentals von Konz. An der Saar findet man vor allem den graublauen Hunsrückschiefer, der in den Weinen immer auch eine gewisse Salzigkeit hinterlasst. Wie die Rieslinge von der Ruwer sind auch die von der Saar säurebetonter als die meisten Moselrieslinge.
Berühmte Lagen und Weinorte an Mosel, Saar und Ruwer
Bernkastel: | Alte Badstube am Doctorberg, Doctor |
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Brauneberg: | Juffer, Juffer-Sonnenuhr, Kammer, Klostergarten |
Enkirch: | Batterieberg, Steffensberg, Zeppwingert |
Erden: | Herrenberg, Prälat, Treppchen |
Graach: | Domprobst, Himmelreich |
Piesport: | Goldtröpfchen, Schubertslay |
Pünderich: | Marienburg |
Trittenheim: | Apotheke |
Ürzig: | Goldwingert, Würzgarten |
Wehlen: | Klosterberg, Sonnenuhr |
Zeltingen: | Himmelreich, Sonnenuhr |
Bremm: | Calmont |
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Pommern: | Sonnenuhr |
St. Aldegund: | Himmelreich |
Winningen: | Röttgen, Uhlen |
Eitelsbach: | Karthäuserhofberg |
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Maximin Grünhaus: | Abtsberg, Brudersberg, Herrenberg |
Ayl (Saar): | Kupp |
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Kanzem: | Altenberg, Schlossberg |
Oberemmel: | Hütte |
Ockfen: | Bockstein |
Saarburg: | Rausch |
Seerig: | Schloss Saarfelser Schlossberg, Schloss Saarstein |
Wiltingen: | Braune Kupp, Braunfels, Scharzhofberg |
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