Mit dem Rebschnitt wird die Grundlage für das sommerliche Wachstum gesetzt
Die Weinrebe ist eine mehrjährige Kletterpflanze. An dieser Grundeigenschaft hat sich auch durch jahrhundertelange Züchtung und Selektion wenig geändert. Aus diesem Grund beginnt der Jahreskreislauf des Winzers im Winter mit dem Rebschnitt. Der Rebschnitt sorgt dafür, dass die Holzbildung der Pflanze verringert wird. Er kann auch darüber entscheiden, ob es bei der Ernte mehr oder weniger Trauben mit höherer oder geringerer Qualität gibt.
Rebschnitt im Winter
Knospen, aus denen traubentragende Triebe entstehen, gibt es nur bei einjährigem Holz. Es handelt sich um sogenannte «schlafende Augen», also solche Knospen, die zwischenzeitlich von Rinde halb überwachsen sind. Aus älterem Holz hingegen bilden sich keine Triebe, an denen später Trauben wachsen. Die Kunst beim Rebschnitt besteht nun darin, das ältere Holz so wegzuschneiden, dass die Rebe nicht zu viel in diese Alttriebe investiert. Gleichzeitig müssen so viele Augen erhalten bleiben, dass sich später die erwünschte Anzahl an Trauben bilden kann. Delinat-Winzer benutzen das übrig gebliebene Schnittholz als Dünger im Weinberg.
Der Rebschnitt steht dabei auch immer in Verbindung mit der Reberziehung. Der Winzer bindet nämlich die stehen gelassenen Triebe in einem späteren Arbeitsschritt an Drahtrahmen.
Laubarbeiten im Sommer
Die Rebschere kommt nicht nur bei der Weinlese zum Einsatz, sondern auch bei der sogenannten Grünlese. Dabei entfernt der Winzer im Sommer einen Teil der grünen Trauben ganz bewusst. Bei einer geringeren Anzahl an Trauben fliesst die Energie der Rebe, also vor allem die Zuckerbildung, zusammen mit den Aromen in die verbliebenen Trauben. Die Erntemenge ist dadurch geringer, die Traubenqualität aber höher.
Die Grünlese zur Steigerung der Qualität
Bezieht sich der Rebschnitt begrifflich lediglich auf die Arbeiten im Winter, so gibt es im Sommer jedoch auch Schneidearbeiten im Weinberg. Im April beginnen die Reben auszuschlagen, um im Mai und Juni kräftig zu wachsen. Während dieser Periode kann der Winzer den Neuwuchs über Laubarbeiten steuern. Das garantiert, dass nur die kräftigsten Triebe weiterwachsen. Zum anderen kann auf diese Weise mehr Licht und Luft an die sich bildenden Trauben gelangen. Laubarbeit ist dabei immer ein Balanceakt. Wird die Sonneneinstrahlung im Sommer zu hoch, ist es vorteilhaft, wenn die Laubausdünnung nicht zu stark war. Eine hohe Luftfeuchtigkeit unter einem dichten Laubdach begünstigt hingegen die Bildung von Pilzkrankheiten.