Delinat-Weinwissen
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Der Frühburgunder ist eine sehr alte, natürliche Mutation des Spätburgunders

Der Pinot noir, der Blau- oder Spätburgunder, gehört zu den ältesten Leitrebsorten Europas und auch zu jenen, die gerne mutieren. Eine der zahlreichen Mutationen ist der Frühburgunder, der in Frankreich Pinot Madeleine oder Pinot Précoce, Pinot noir Précoce oder Pinot Précoce noir genannt wird. Zeitweise wurde die Sorte in Deutschland auch als Möhrchen bezeichnet – wohl wegen ihrer schlanken Traubenausprägung –, sie hiess aber auch Augusttraube, Augustclevner, Frauentraube, Frühblaue oder Früher Blauer Burgunder.

Deutliche Unterschiede zum Spätburgunder

Auch wenn Früh- und Spätburgunder genetisch fast identisch sind, so hat sich der Frühburgunder doch deutlich anders entwickelt. Er blüht früher und wird früher reif. Dabei neigt er zum Verrieseln, ist aber weniger anfällig gegen Botrytis. In Frankreich findet man ihn kaum als eigenständige Rebsorte, sondern eher gemischt mit dem Pinot noir. In Deutschland war die Rebsorte an der Ahr bis zum Ende des 19. Jahrhunderts die vorherrschende Pinot-Sorte. Doch gerade ihr Hang zum Verrieseln sorgte dafür, dass sie immer seltener angebaut wurde. In den 1960er Jahren waren es gerade noch 15 Hektar in ganz Deutschland. Mittlerweile sind es an der Ahr, in Franken, Rheinhessen und Baden-Württemberg wieder rund 250 Hektar, und der Frühburgunder wurde von der Organisation Slow Food als regionale Besonderheit in die Arche des guten Geschmacks aufgenommen.

Hell und schnell

Die Farbe des Frühburgunders, der zwei bis drei Wochen früher reif wird als der Spätburgunder, ist deutlich heller als beim bekannteren Geschwister. Sie ist meist ziegelrot und transparent. Die kleinen dickschaligen Beeren sorgen für viel Aromatik. Die Weine erinnern oft an Schwarzkirschen und Brombeeren, Johannisbeeren und Himbeeren. Sie haben Würznoten von Nelken, Herbstlaub oder auch Leder. Bemerkenswert ist die Kraft, die der Frühburgunder trotz seiner sehr hellen Farbe aufweist. Das Tannin ist meist schon eher deutlich seidiger als beim Spätburgunder.

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