Ribera del Duero – konzentrierte und extraktreiche Rotweine mit dunkler Frucht und satter Würze
Gleich zwei Anbaugebiete der Region Kastilien-León haben in bedeutender Art und Weise zur Erfolgsstory des modernen spanischen Weinbaus beigetragen: Rueda mit seinen frischen Weissweinen und Ribera del Duero, was so viel heisst wie die Ufer des Duero. An diesen Uferhängen findet man die heute rund 23’000 Hektar Rebfläche. Bis in die späten 1970er Jahre war es exakt ein Weingut mit legendärem Ruf, und zwar Vega Sicilia, das für das gesamte Gebiet stand. Nichts deutete darauf hin, dass sich dies ändern würde. Doch ab den 1980er Jahren haben einige Winzer eine neue Stilistik entwickelt und das hervorragende Terroir und die Qualität der Tinta del País (Tempranillo) dazu genutzt, um exzellente Rotweine zu erzeugen, die national wie international grosses Aufsehen erregten.
Geschichte
Die Geschichte von Ribera del Duero ist vor allem mit dem Weingut Vega Sicilia verbunden. Zwar gab es schon seit der Römerzeit Weinbau auf der Hochebene von Kastilien und León, doch das 1864 gegründete Weingut hat erstmals das Gebiet in den Fokus der Weltöffentlichkeit gerückt. Der Name hat übrigens nichts mit Sizilien zu tun, sondern mit der Schutzpatronin, der heiligen Cäcilia.
Don Eloy Lacanda y Chaves hatte Erfahrung in Bordeaux gesammelt, bevor er in der Nähe von Valbuena sein Weingut gründete. Er hatte aus Bordeaux die Rebsorten Cabernet und Merlot mitgebracht, fand aber schnell heraus, dass die heimische Sorte Tinta del País mindestens genauso gute Ergebnisse erzielte, weshalb sie bis heute die wichtigste Sorte des Gebietes ist. Ausgebaut wurden die Weine in Barriques, die Don Eloy aus Bordeaux mitgebracht hatte. Schnell wurden die Weine für den damals modernen Stil bekannt. Die nachfolgende Besitzerfamilie schuf im Jahr 1915 erstmals den Unico, den Einzigartigen. Dieser Name sollte für Jahrzehnte Programm sein; denn der Unico ist bis heute das Flaggschiff dieser Region.
Ähnlich wie in der Rioja wurde aber das, was einstmals als modern galt, irgendwann Tradition, und es gab Weinmacher, welche die Moderne einleiten wollten. Der Erste, der dieses Ziel Ende der 1970er Jahre verfolgte, war Alejandro Fernández, der den heute ebenfalls zur Legende gewordenen Tinto Pesquera schuf. Dieser Wein war wuchtiger, konzentrierter, extrahierter und mächtiger als der Unico. Er sollte zum Symbol des neuen Stils werden, der sich weltweit durchsetzte – auch und vor allem deshalb, weil der wichtigste Weinkritiker der Welt, Robert Parker, genau diesen Stil mochte. Weine wie der Tinto Pesquera oder der Pingus von Peter Sisseck wurden Vorreiter des modernen spanischen Rotweinstils, der sich auch in der Rioja durchsetzte.
Geografie, Klima und Böden
Zwischen Valladolid und Soria liegen im Herzen des historischen Spaniens die rund 23’000 Hektar Weingärten auf beiden Seiten des Duero. Die wenigsten Weinberge reichen bis zum Fluss hinunter. Die unten gelegenen Reben stehen in Lehm- und Schwemmlandböden. Die meisten Weinberge befinden sich allerdings auf 800 bis 1’000 Metern Höhe auf kargen Kalkböden, die eine besondere Finesse und Vitalität in den Wein bringen.
Das überwiegend kontinentale Klima, bei dem noch leichte atlantische Einflüsse spürbar sind, bringt kurze heisse und trockene Sommer sowie kalte Winter. Die Temperaturunterschiede zwischen heissen Tagen (40 ºC) und kalten Nächten (14 ºC) sorgen für eine intensiv ausgeprägte Frucht und eine bemerkenswert klare Säure.
Rebsorten und Weine
Das rund 100 Kilometer lange Gebiet unterteilt sich grob in drei Teile. Bei Peñafiel sind die Weine eher würzig und fruchtbetont. Im Zentrum bei Roa beeindrucken sie mit Struktur und Kraft, im Osten, bei Soria, entstehen die elegantesten und feinsten Weine. Geprägt werden die Weine von Tinta del País, wie der Tempranillo dort genannt wird. Diese Rebsorte hat einen Anteil von 75 %. Oft werden die Weine reinsortig vinifiziert, manchmal gibt es auch Anteile von Cabernet Sauvignon, Garnacha tinta (Grenache), Merlot oder Malbec (Cot).
Für die wenigen Weissweine ist die Rebsorte Albillo zugelassen. Diese wird in der Nachbar-Region Rueda Verdejo genannt. Wie in der Rioja auch, entstehen Weine der Alterungsstufen Crianza, Reserva und Gran Reserva. Die Qualitätsstufen haben in Ribera del Duero allerdings eine geringere Bedeutung, da das Gebiet nicht so traditionsverhaftet ist. Durchgesetzt hat sich bei der Vinifizierung eine späte Lese, eine deutliche Extraktion von Farbe und Phenolen sowie ein deutlicher Geschmack vom Ausbau im zumeist französischen Barrique.