Welschriesling sorgt für sprachliche Verwirrungen und gradlinige Weine
Über die Herkunft der Rebsorte Welschriesling gibt es ganze Reihe mehr oder weniger wahrscheinlicher Hypothesen. Im 19. Jahrhundert mutmasste der Rebforscher Lambert von Babo, die Rebsorte sei von der Champagne aus weiter nach Osten verbreitet worden und identisch mit Aligoté.
Das Welsche im Namen geht etymologisch auf eine germanische Bezeichnung für Römer und romanisierte Kelten zurück. Allerdings hat es sich im Laufe der Jahrhunderte begrifflich erweitert auf alles Fremde, das man nicht versteht, wie etwa das Kauderwelsch. Die slawische Variante vlašský hingegen verweist auf die Walachei, eine Region in Rumänien.
Dort und in Ungarn wird Welschriesling auch tatsächlich angebaut, aber unter dem Namen Riesling Italico. So wird die Rebsorte auch in Norditalien bezeichnet. In Wirklichkeit hat die Rebsorte jedoch nichts mit Riesling zu tun, und sie stammt auch nicht aus Italien, sondern wurde dort erst im 19. Jahrhundert eingeführt. Vielmehr handelt es sich – das haben DNA-Analysen nachgewiesen – um ein Synonym für Graševina. Letztere ist die am häufigsten angebaute Sorte Kroatiens, vor allem im kontinentalen Bereich. Hier im Donaubecken scheint auch der Ursprung der Rebsorte zu liegen. In ihrem Standardwerk Wine Grapes führen die Autoren Robinson, Harding und Vouillamoz die Rebe deshalb auch nicht als Welschriesling, sondern als Graševina.
In vielen europäischen Ländern verbreitet
Welschriesling wird in allen Donauanrainer-Staaten angebaut, zum Teil sogar in beträchtlichem Umfang. In Kroatien nimmt er etwa ein Viertel der gesamten Rebfläche ein. Auch in Österreich, Ungarn und Serbien gehört die Rebsorte zu den drei am meisten angebauten Varietäten. Weitere wichtige Anbauländer sind Rumänien und Italien, dort vornehmlich die Lombardei.
Allen Weinbauländern ist gemeinsam, dass der Welschriesling oftmals zur Produktion einfacher Trinkweine benutzt wird. Bei hohem Ertrag weisen Welschrieslingweine in der Regel neutrale bis florale Aromen auf, sind eher leicht und für den schnellen Konsum gedacht. Die zurückhaltende Aromatik steht allerdings auch dafür, dass Weine aus Welschriesling über eine grosse Einsatzbreite in der Küche verfügen. Eine zusätzliche Vielseitigkeit entsteht dadurch, dass es sie als trockene, halbtrockene und sogar als edelsüsse Varianten gibt. Anders als das Gros der Welschrieslinge auf dem Markt können die besten Exemplare aus der Steiermark oder dem zentralkroatischen Kutjevo durchaus Kraft und Eleganz mit mandelartigen Noten verbinden.