Die Rebsorte Morio-Muskat ist eine Neuzüchtung aus Deutschland für fruchtsüsse Weine
Morio-Muskat ist eine weisse Rebsorte, die im Jahr 1928 von Peter Morio am Geilweilerhof in der Pfalz gezüchtet wurde. Peter Morio leitete die damalige Aussenstelle für Rebenzüchtung und züchtete in den Jahren 1926 bis 1937 auch andere heute noch bekannte Sorten wie Bacchus oder Domina. Zunächst stellte Morio seine Neuzüchtung als Kreuzung von Silvaner und Weissburgunder vor, aber diese Angabe erwies sich als unzutreffend. Der internationale Rebsortenkatalog führt als Partnersorte des Silvaners den Muscat blanc à petits grains. Dies würde auch besser zu dem Muskataroma passen, das diese Rebsorte auszeichnet.
DNA-Analysen brachten jedoch das überraschende Ergebnis, dass weder Silvaner noch Muskat Elternteile von Morio-Muskat sind. Damit bleibt die Abstammung der Rebsorte weiterhin im Dunkeln – ein äusserst ungewöhnlicher Fall für eine bewusst durchgeführte Züchtung.
In den 1970ern auf dem Höhepunkt des Erfolgs
Als Neuzüchtung muss eine Rebsorte erst eine langjährige Probezeit absolvieren, bevor ihr Anbau offiziell freigegeben wird. Im Fall des Morio-Muskats fand diese Freigabe im Jahr 1956 statt. Bis dahin hatte sich bereits herausgestellt, dass die Rebsorte relativ spät reift und auch anfällig für Botrytis und Echten Mehltau ist. Dafür kann sie hohe Erträge liefern. Nur wenn Morio-Muskat reif geerntet wird, kommen die Aromen von Muskat und Holunderblüte richtig zum Tragen. Auch in diesem Zustand behält er allerdings eine recht kräftige Säure.
In den 1970er Jahren war Morio-Muskat auf dem Höhepunkt seines Erfolgs. Rund 3’000 Hektar, vornehmlich in Rheinhessen und der Pfalz, waren mit der Rebsorte bepflanzt. Die Trauben dienten in grossem Umfang als Verschnittpartner für die Liebfrauenmilch, wobei sie für das gewünschte Muskataroma verantwortlich waren. Als gesüsster Verschnittwein war die Liebfraumilch (die Silbe en wurde in englischsprachigen Ländern weggelassen) erfolgreich im Export. Sie sorgte allerdings auch dafür, dass deutsche Weine über lange Jahre im Massenmarkt als billig, süss und qualitativ minderwertig angesehen wurden.
Gibt es noch einmal ein Revival der Morio-Muskat?
Reich tragende Neuzüchtungen, die mit lieblichen Weinen der 1970er Jahre in Verbindung gebracht werden, haben heute einen schweren Stand im Qualitätsweinbau. Für den Morio-Muskat bedeutet dies, dass die deutsche Anbaufläche auf weniger als 400 ha im Jahr 2018 zurückging. Ausserhalb Deutschlands bestehen bis auf kleine Bereiche in Südafrika, Japan und Österreich praktisch keine Anpflanzungen.
Nur wenige renommierte Weingüter bieten weiterhin Morio-Muskat im alten, fruchtsüssen Stil an. Als leichtes, fast fruchtcocktailartiges Sommergetränk mit traubigen Aromen besitzen die Weine durchaus ihre Berechtigung. Für eine neue Modewelle aromatischer Rebsorten wären diese Weingüter in jedem Fall gut gerüstet.