Delinat-Weinwissen
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Der Verdejo trägt das Grün im Namen und hat kräftig Aufwind

Verdejo ist eine weisse Rebsorte aus Spanien, wo sie heute das Rückgrat der Weine aus der Appellation Rueda bildet. Da sie schon mindestens seit dem 11. Jahrhundert in der Region angebaut wird, gab es immer wieder Spekulationen bezüglich ihrer Herkunft und ihrer Verwandtschaften. Vermutet wurde beispielsweise, die Mozaraber hätten die Rebsorte noch vor der maurischen Herrschaft aus Nordafrika in ihre Heimat gebracht. Neue DNA-Untersuchungen deuten allerdings darauf hin, dass Verdejo eine natürliche Kreuzung aus den Rebsorten Savagnin/Traminer und Castellana Blanca sein könnte. Letztere ist eine alte kastilische Varietät, die allerdings kaum noch angebaut wird.

Der Name Verdejo (verde = grün) bezieht sich nicht etwa auf grünlich-säuerliche Weine, sondern auf die ausgesprochen grüne Beerenfarbe. Bevor sich die dünnschaligen Beeren bilden, blüht die Pflanze charakteristisch mit blaugrünen Blüten. Die Rebstöcke besitzen dabei eine recht gute Trockenheitsresistenz, tragen dafür allerdings auch nicht besonders reichlich.

Vom Sherry zum Tischwein

Bis in die 1970er Jahre hinein wurde aus den Trauben des Verdejo nicht der heute so beliebte frische Weisswein gekeltert. Vielmehr machte man sich die Neigung der Rebsorte zunutze, gerade unter wärmeren Bedingungen schnell zu oxidieren. Entsprechend wurden die Weine bereits oxidativ ausgebaut und dann noch im Sherry-Stil verstärkt. Unter den Namen Pálido und Dorado existiert dieser Stil heute noch, ist aber nicht mehr sonderlich populär.

Der Aufschwung der Rebsorte fand mit der Einführung moderner Weinbau- und insbesondere Kellermethoden in Spanien statt. Zu Beginn der 1970er Jahre suchte der Rioja-Produzent Marqués de Riscal nach Rebflächen für Weissweine und wurde in der Rueda fündig. Gemeinsam mit französischen Önologen beschloss er, auf die Verdejo-Traube zu setzen, diese jedoch anders zu behandeln als bislang. Indem der Sauerstoffkontakt während der gesamten Verarbeitungsphase so gering wie möglich gehalten wird und die Weine im Stahltank ausgebaut werden, bleiben Frucht und Frische erhalten. Zudem reduziert eine Ernte während der kühlen Nachtstunden die Oxidationsneigung.

Ungebrochen beliebt

Der eigentliche Boom der frischen Verdejos begann in den 1990ern und hält bis heute an. Anders als in vielen anderen Weinregionen verdreifachte sich die Rebfläche in Rueda in nur zehn Jahren zwischen 1996 und 2006 und hat sich seitdem schon wieder verdoppelt. Nicht nachteilig bei dieser Entwicklung ist sicher das aromatische Geschmacksprofil der Rebsorte, das leicht an Sauvignon Blanc erinnert. Mit einem mandelartigen Abgang und dem insgesamt kräftigeren Körper können die Weine allerdings auch länger reifen.

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