Auxerrois, der Pinot mit der zurückhaltend eleganten Säure
Lange Zeit galt der Auxerrois als Stiefkind der Pinot-Familie. Doch gerade in kühlen Gebieten spielt er aufgrund seiner frühen Reife seine Stärken aus.
Ein Teil der grossen Pinot-Familie
Der Name Auxerrois wird in Bezug auf Rebsorten zum ersten Mal im 13. Jahrhundert erwähnt. Doch ob es sich um die Sorte handelt, die heute diesen Namen trägt, ist ungewiss; denn viele Sorten, selbst rote, aber auch Pinot blanc und Chardonnay, wurden regional zwischenzeitlich als Auxerrois bezeichnet. Missverständlich ist der Name noch in einer zweiten Hinsicht. Er erinnert an die Stadt Auxerrois, die unweit des Chablis liegt, ebenfalls zum Burgund gehört und entsprechend auch über Weinberge verfügt. Dazu würde passen, dass der Auxerrois zur Burgunderfamilie zählt. Seine Eltern sind der Pinot sowie der Gouais blanc, also der Weisse Heunisch. Insofern ist der Auxerrois ein Geschwister des Chardonnay, des Aligoté, des Melon de Bourgogne, des Gamay sowie vieler weiterer Rebsorten. So unterschiedlich sich diese Sorten auch entwickelt haben, sie stammen doch von den gleichen beiden Elternteilen ab. Tatsächlich sind wohl die meisten dieser Rebsorten in den Weinbergen Burgunds durch natürliche Mutation entstanden. Beim Auxerrois gehen Rebforscher heute davon aus, dass die Sorte aus dem Elsass (Alsace) stammt oder zumindest dort ihre erste Heimat gefunden hat, während sie im Burgund nie präsent war. Dazu würde die These des Rebforschers José Vouillamoz passen, dass der Name Auxerrois von einem historischen Namen des Elsass stammt: Auxois. In Deutschland wurde der Auxerrois lange Kleiner Heunisch genannt, was entsprechend der Abstammung durchaus passt.
Zurückhaltende Säure als prägendes Merkmal
Auch wenn der Auxerrois nicht in den Grand-Cru-Lagen des Elsass steht, so wird er dort doch auf mehr als 2'000 Hektar angebaut und ist nach dem Riesling die am zweitmeisten vorkommende Rebsorte. Überwiegend wird er zusammen mit Pinot blanc angebaut und ausgebaut. Da sich beide Sorten ähneln und früher häufig verwechselt wurden, sind sie im Elsass gleichgeschaltet. So darf in einem Pinot blanc d’Alsace theoretisch 100 % Auxerrois enthalten sein. Der Unterschied der beiden Sorten besteht vor allem darin, dass der Auxerrois früher reift und sicher die früheste Sorte der Pinot-Familie ist. Bei der Lese verfügt er über eine zurückhaltende und weiche Säure, die so manchen Weintrinkern entgegenkommt. Dass man trotzdem charakterstarke und gehaltvolle Weine aus dieser Sorte erzeugen kann, zumal wenn man die Trauben nur langsam presst oder ihnen sogar einen kurzen Maischekontakt gewährt, zeigen immer mehr gute Betriebe, vor allem in Deutschland.