Delinat-Weinwissen
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Merlot ist der grosse Charmeur unter den Bordeaux-Rebsorten und hat weltweit unzählige Liebhaber.

Knapp hinter seiner Geschwisterrebsorte Cabernet Sauvignon ist der Merlot heute die am häufigsten angebaute Rebsorte weltweit. In Frankreich ist sie sogar die Nummer eins. Während der Cabernet Sauvignon die herzhaftere Sorte mit mächtigem Tanningerüst ist, zeigt sich der Merlot als Charmeur mit satter dunkler Frucht und seidigem Tannin.

Zusammen bilden Merlot und Cabernet Sauvignon, aber auch Merlot und Cabernet Franc unschlagbare Duos. Vor allem auf der rechten Seite der Gironde, der rive droite von Bordeaux, entstehen in den Anbaugebieten Pomerol und Saint-Émilion einige der grössten Weine der Welt. Doch auch in Kalifornien und in dem italienischen Bolgheri findet man grosse Merlots.

Merlot, seine Synonyme und Rebsorten, die ihm zum Verwechseln ähnlich sind

Der Name Merlot stammt von merle, dem französischen Wort für Amsel. Im Bordelais und Libournais, der Heimat des Merlot, wurde lange okzitanisch gesprochen, und im Okzitanischen heisst die Amsel merlau. Tatsächlich nascht die Amsel Merlot-Trauben ausgesprochen gerne. Sehr viele Namen gibt es für die Rebsorte heute nicht mehr. In früheren Zeiten bezeichnete man sie in manchen Landesteilen als Bigney, Crabutet, Langon, Médoc noir, Merlau oder Sémillon rouge.

Eine weitere Rebsorte gibt es, die über lange Zeit hinweg als Merlot angesehen wurde, obwohl sie es gar nicht ist. Es ist der mit dem Merlot verwandte Carménère in Chile. Erst Analysen in den späten 1980er Jahren machten klar, dass grosse Rebbestände, die man für Merlot hielt, Carménère waren – ein Glück für die Chilenen, für die der Carménère heute so etwas wie das Aushängeschild ihres Weinbaus geworden ist.

Merlot, ein Stiefbruder des Cabernet Sauvignon

Zum ersten Mal wurde der Merlau in einer Aufzeichnung aus Libourne im Jahr 1783 erwähnt. Das lässt darauf schliessen, dass die Rebsorte ähnlich jung ist wie der Cabernet Sauvignon. Genauso wie der Cabernet Sauvignon ist auch beim Merlot die alte Rebsorte Cabernet Franc eines der beiden Elternteile, wie man 1999 bei DNA-Analysen herausfand. Die zweite Eltern-Rebsorte wurde erst zehn Jahre später gefunden, da sie heute äusserst selten ist. Es ist eine Rebsorte, die möglicherweise aus der Gegend von Saint-Malo in der Bretagne stammt, wo längst kein Weinbau mehr stattfindet. Dort hat man 1996 ein einzelnes Exemplar gefunden, vier Jahr später in der Charente noch vier weitere Exemplare, die in vier verschiedenen Ortschaften an alten Steinmauern rankten. Da man die Rebsorte dort Raisin de la Madeleine nannte, hat man die Rebsorte kurzerhand Magdeleine noire des Charentes getauft. Wie bei vielen anderen Sorten auch, gibt es eine Mutation des Merlot, den selten vorkommenden Merlot gris. Merlot blanc dagegen ist eine natürliche Kreuzung des Merlot mit der weissen Rebsorte Folle Blanche. Der Merlot blanc wird allerdings kaum noch kultiviert.

Merlot reift früh und ist langlebig

Merlot-Wein ist dunkelrot, hat einen mittleren bis hohen Alkoholgehalt und schmeckt weich und geschmeidig. Es dominieren Pflaumen-Aromen. Wie der Wein, so reift auch die Traube früh und kann etwa zwei Wochen vor dem Cabernet Sauvignon geerntet werden. Vom Cabernet Franc hat der Merlot die hohe Qualität der Inhaltsstoffe seiner Beeren und Kerne, vor allem der Tannine und Antocyanine (Farbstoffe) geerbt, von der Magdeleine das frühe Reifen und die Fruchtbarkeit.

Der rote Charmeur – von Bordeaux in die ganze Welt

Von den typischen Bordeaux-Rebsorten ist Merlot die unkomplizierteste und am frühesten zugängliche Sorte. Merlot hat viel Frucht und besitzt schon in der Jugend deutlich weniger aggressive Tannine als Cabernet Sauvignon. Deshalb wird Merlot auch im reinsortigen Ausbau sehr gerne genutzt. Merlot ist zudem wenig temperaturabhängig, weshalb er im warmen oder auch heissen Languedoc Landweine von guter Qualität hervorbringt, im toskanischen Bolgheri sogar grosse Weine wie den Masseto. Auch im dem heissen Ländern Bulgarien und Moldawien bringt der Merlot sehr gute Ergebnisse. Im deutlich kühleren Trento, in Friaul, dem Veneto und dem schweizerischen Tessin ist er ebenfalls eine beliebte Rebsorte, die sich dort naturgemäss von der etwas kühleren und säurebetonteren Seite zeigt. Auch wenn ein Grossteil des Merlot weiterhin in Frankreich angebaut wird, so hat sich die Rebsorte doch über die ganze Weinwelt verteilt. Es gibt kaum ein Land, in dem man den charmanten Charakter der Rebsorte nicht schätzen würde, auch weil die Weine schon in ihrer Jugend schnell zugänglich sind. Neben Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc wird Merlot auch gerne zusammen mit Malbec ausgebaut. Nach der letzten Erhebung aus dem Jahr 2015 belegt Merlot mit 266'000 Hektar Platz zwei hinter Cabernet Sauvignon mit 340’000 Hektar – Tafeltrauben nicht mit eingerechnet.

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