Delinat-Weinwissen
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In den Marken zu Hause, produziert sie alterungsfähige Weissweine – die Rebsorte Verdicchio

Verdicchio ist eine weisse italienische Rebsorte, die im Veneto und in den Marken bereits seit Jahrhunderten angebaut wird. Genau aus diesem Grund ist es auch bis zum heutigen Tag relativ kompliziert, ihre genaue Verbreitung und Rebfläche festzustellen. DNA-Analysen haben herausgefunden, dass beispielsweise Trebbiano di Soave, Trebbiano di Lugana und Verdicchio dieselbe Rebsorte sind. Nicht übereinstimmend ist hingegen das DNA-Profil von Trebbiano Toscano, der wichtigsten Varietät dieser weit verbreiteten Gruppe. Es ist wahrscheinlich, dass über Jahrhunderte zumindest teilweise Verdicchio als Trebbiano angebaut wurde und umgekehrt.

Rebforscher Luca Pollini vermutet, dass die Rebsorte im 15. Jahrhundert vom Veneto aus in die Marken gebracht worden sein könnte. Zu dieser Zeit zogen (Wein-)Bauern nach Süden, um das von mittelalterlichen Plagen heimgesuchte Land wieder zu besiedeln. Im Veneto (als erwähnter Trebbiano di Soave) und am Südufer des Gardasees (als Turbiana) blieb die Rebsorte jedoch weiterhin auch in diesen nördlicheren Gefilden erhalten.

Gestiegene Reputation

Die DOC Verdicchio dei Castelli di Jesi, die mit Abstand bekannteste Herkunftsbezeichnung in den Marken, liegt nicht weit von der Adriaküste entfernt. Unter dieser Appellation werden in der Regel auch die besten und lagerfähigsten Exemplare produziert. Die Reputation dieser Weine ist allerdings erst in jüngerer Zeit wieder deutlich gestiegen.

Der Anbau gestaltet sich nicht sonderlich einfach. Verdicchio ist empfindlich sowohl gegen den Falschen als auch den Echten Mehltau, vor allem aber gegen (früh einsetzende) Botrytis und Rohfäule. Diesen Nachteilen steht die Fähigkeit der Rebsorte gegenüber, auch bei höherer Reife immer noch ausreichend Säure in den Trauben zu behalten. Gerade bei südlichen Klimata hilft diese Eigenschaft, die Weine nicht zu flach werden zu lassen.

Mandel und Zitrone

Jung getrunken, zeigen die Weine aus Verdicchio oftmals florale und sanft fruchtige Noten mit einem durch die Säure verstärkten Zitrustouch. Nach längerer Lagerzeit treten jedoch Aromen in den Vordergrund, die an andere grosse weisse Rebsorten erinnern. Feuerstein ist ebenso darunter wie eine auch im Riesling zu findende firnige Petrolnote. Charakteristisch bleibt jedoch der Mandelton. In jüngeren Weinen eher an Bittermandel erinnernd, geht dieser bei reiferen Exemplaren stärker in Richtung Süssmandel und Marzipan.

Obwohl Experten wie Ian d'Agata den Verdicchio als «Italiens beste einheimische weisse Rebsorte» bezeichnen, beschränkt sich ihre Verbreitung weitgehend auf Italien selbst. Lediglich italienischstämmige Winzer in Brasilien und Kalifornien haben ein paar wenige Hektar mit Verdicchio bestockt.

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