Krankheiten der Rebe – ein wichtiges Thema im Weinbau
Reben können wie alle anderen Pflanzen auch von Krankheiten befallen werden. Krankheiten können von Pilzen, Bakterien oder Viren ausgehen. Einige dieser Krankheiten sind schon seit langem in Europa bekannt, andere sind eingeschleppt worden, und wieder andere sind erst in letzter Zeit aufgetaucht. Auch wenn Weinbaulexika bis zu 100 dieser Krankheiten auflisten, sind es letztlich kaum mehr als ein gutes Dutzend, die wirklich häufiger vorkommen und eine Bedrohung für den Ertragsweinbau darstellen.
Pilzkrankheiten als grösste Gefahr
Am gravierendsten für den Weinbau in den gemässigten Breiten sind die Pilzkrankheiten. Die bedeutendsten sind der Echte Mehltau (Oidium), der Falsche Mehltau (Peronospora) und Graufäule (Botrytis). Gemeinsam ist den beiden Ersteren, dass sie ursprünglich nicht in Europa vorhanden waren.
Echter Mehltau (Oidium)
Der Echte Mehltau kam ursprünglich auf wild wachsenden amerikanischen Rebsorten vor. Ähnlich wie bei der Reblaus waren diese resistent gegen den Pilz. Seit 1845 wurde der Echte Mehltau auch in Europa nachgewiesen und ist mittlerweile in allen bedeutenden Weinbaugebieten weltweit verbreitet. Der Pilz belegt die grünen Pflanzenteile der Rebe mit einem spinnwebartigen Geflecht. Die Triebe bleiben dabei im Wachstum zurück, die Beeren verhärten und platzen auf.
Falscher Mehltau (Peronospora)
Der Falsche Mehltau hat seinen Ursprung ebenfalls in Nordamerika und wurde im Jahr 1878 erstmals in Europa registriert. Anders als der Echte Mehltau greift die Peronospera vor allem die Blätter an. Die Blattunterseiten wirken dabei wie mit Mehl bestäubt. Später trocknen die Beeren aus.
Graufäule (Botrytis)
Die Graufäule (oder der Grauschimmel) entsteht durch den Schimmelpilz Botrytis cinerea. Die Botrytis ist allerdings eine Krankheit mit zwei Seiten. Je nach Zeitpunkt des Befalls kann sie die gesamte Ernte gefährden oder aber mithelfen, edelsüsse Weine zu erzeugen. Befällt der Pilz die Trauben in einem frühen Stadium, spricht man von Sauer- oder Rohfäule. Die Trauben können anschliessend nicht mehr reifen. Bei lesereifen Beeren hingegen führt die Botrytis zu einer Verdunstung des Wassers aus den Beeren und somit zu einer Konzentration von Zucker und Aromen.
Weitere durch Pilze ausgelöste Krankheiten
Die Schwarzfleckenkrankheit oder Phomopsis ist ebenfalls eine Pilzerkrankung, die besonders in niederschlagsreichen Gebieten auftritt. Sie schädigt einjähriges Holz, was zu einem reduzierten Austrieb der unteren Rebaugen führt.
Esca ist eine Holzkrankheit, die von unterschiedlichen holzzersetzenden Pilzen hervorgerufen wird. Sie wurde zwar bereits von den Römern beschrieben, hat sich aber in den letzten Jahrzehnten zunehmend auch in nördlicheren Weinbaugebieten ausgebreitet. Anders als bei den vorgenannten Pilzkrankheiten, bei denen systemische Fungizide (im konventionellen Weinbau) bzw. Kupfer- und Schwefelpräparate (im ökologischen Weinbau) eingesetzt werden können, ist Esca nicht direkt zu bekämpfen. Da Esca aber besonders dann auftritt, wenn das Holz stark und mehrfach geschnitten wird, kann mit einem sanften Rebschnitt das Risiko deutlich verringert werden.
Weitere Pilzkrankheiten sind Roter Brenner, Eutypiose, Grünfäule, Weissfäule und Rosafäule.
Bakterielle Infektionen
Unter den bakteriellen Krankheiten spielt lediglich die Mauke eine grössere Rolle im Weinbau. Das Bakterium führt zu Wucherungen am mehrjährigen Holz, wodurch die Nährstoffversorgung verringert wird. Mauke bricht allerdings nur aus, wenn das Holz bereits durch Frost, Hagel oder mechanische Verletzungen in seiner Vitalität gestört ist.
In Frankreich und Italien spielt darüber hinaus die Flavescence dorée oder Goldgelbe Vergilbung eine Rolle, und zwar insbesondere wegen ihres Überträgers. Die Krankheit, die zum Vergilben der Blätter und später auch zum Schrumpfen der Beeren führen kann, wird nämlich von der Amerikanischen Rebzikade übertragen. Um eine Ausbreitung zu vermeiden, müssen deshalb die infizierten Reben aus dem Weinberg entfernt werden.
Viruskrankheiten
Viruserkrankungen treten nicht nur bei Menschen und Tieren, sondern auch bei Pflanzen auf. Viren zwingen die Pflanzen dazu, viruseigenes statt pflanzeneigenes Eiweiss zu produzieren, was zu Krankheitserscheinungen führt. Die wichtigste Viruserkrankung bei Reben ist die Blattrollkrankheit. Die Viren werden dabei durch Läuse übertragen. Zunächst verfärben sich die Blätter, beginnen sich dann zu rollen, und im weiteren Verlauf werden die Triebe immer dünner, die Blüten neigen zum Verrieseln, die Ertrag ist gefährdet. Weil diese Krankheit die Rebstöcke nicht zerstört und eher langsam fortschreitet, wird sie in ihrem Anfangsstadium oftmals unterschätzt.
Schwächung als Einfallstor von Krankheiten
Insekten und andere Schädlinge können nicht nur zu Ernteverlusten führen, sondern sie können ebenfalls Krankheiten verursachen. Auch der Mangel an bestimmten Nährstoffen ist für Schädigungen an der Rebe verantwortlich. Bei der Chlorose färben sich die Blätter vorzeitig gelb. Chlorose wird besonders durch Eisenmangel ausgelöst, kann aber auch bei starker Trockenheit auftreten.
Ferner spielen auch abiotische Faktoren eine grosse Rolle bei Schädigungen und Krankheiten von Reben. Zu diesen Faktoren zählen beispielsweise Frost, Hitze, Wind, Hagel und eben auch Trockenheit. Diese Umweltfaktoren können die Rebe direkt gefährden. Sie können aber auch Schädigungen auslösen, die anschliessend von Krankheiten als Einfallstor genutzt werden.