Delinat-Weinwissen
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Wuchtige Weine aus dem Süden, aber auch Protagonistin im Roussillon – die Rebsorte Grenache blanc

Die Grenache blanc gehört zur grossen Garnacha-Familie, die im Laufe der Jahrhunderte mehrere Farbmutationen durchgemacht hat. Daher besitzen Grenache blanc, rouge und gris trotz der unterschiedlichen Beerenfarben dieselbe DNA. Lange Zeit ging man davon aus, dass die Rebfamilie aus Nordspanien stammt. Sie wurde dort von Gabriel Alonso de Herrera als Garnacha im Jahr 1513 erstmals erwähnt. Zwischenzeitliche Forschungen legten jedoch die Vermutung nahe, dass die Rebe ihren Ursprung auf Sardinien habe, wo sie heute als Cannonau bekannt sei. Sardische Siedler hätten sich bereits um 800 v. Chr. auf der Iberischen Halbinsel niedergelassen und die Rebe wohl mitgebracht. Auch zwischen 1479 und 1720 gehörte Sardinien zum spanischen Königreich Aragón.

Zumindest bei der weissen Variante ist diese These jedoch zweifelhaft; denn der auf Sardinien angebaute Cannonau bianco ist nicht identisch mit der Grenache blanc. Er könnte andererseits sogar von ihr abstammen. Ziemlich zweifelsfrei ist jedenfalls, dass die Grenache in allen drei Farbvarianten über die Pyrenäen von Spanien nach Frankreich kam. Dort hat sie auch bis heute ihre wichtigsten Anbauzonen.

Gern benutzte Cuvée-Partnerin an der südliche Rhône

Die Grenache blanc nimmt eine wichtige Rolle ein bei den Weinen der Côtes du Rhône. Sie darf dort nicht nur für die weisse Versionen benutzt werden, sondern darf theoretisch bis zu 10 % in roten Weinen vorkommen. In der Praxis wird davon jedoch nur selten Gebrauch gemacht. Die wichtigste Eigenschaft der Grenache blanc liegt in ihrer Fähigkeit, Volumen und Würze in Cuvées zu bringen. Dafür neigt sie gelegentlich zu Oxidation und besitzt auch nur einen niedrigen Säuregehalt. In Kombination mit z. B. Roussanne und Clairette ergänzen sich die Eigenschaften der Sorten. Für sich allein weist die Grenache blanc Aromen von reifen und dennoch leicht grünlichen Reineclauden auf sowie florale Noten.

Vor allem im Roussillon, dem südlichsten französischen Anbaugebiet, gibt es in den letzten Jahren eine neue Tendenz. Vor allem biologisch arbeitende Winzer ernten die Trauben von uralten Rebstöcken etwas früher als üblich und lassen sie dann eine kurze Zeit auf der Maische liegen. Die daraus entstehenden Weine besitzen einen gewissen Grip, viel apfelartige Frische und Mineralität. Auf diese Weise entsteht ein Gegenentwurf zu den üppigen und alkoholreichen Weissweinen, für die diese Rebsorte sonst steht.

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