Die Rebsorte Marsanne liefert Kraft und Volumen für Weissweine der Nordrhône
Marsanne ist zusammen mit Roussanne die grosse weisse Traube der Nordrhône in Frankreich. Dort ergeben die beiden Sorten, die in der Regel miteinander verschnitten werden, die voluminösen und lagerfähigen Weine von Hermitage. Die Nähe zur Roussanne beschränkt sich dabei nicht nur auf die gemeinsame Verwendung im Wein. Beide sind laut DNA-Analyse auch eng miteinander verwandt. Allerdings ist noch nicht geklärt, welche der beiden Rebsorten der Elternteil und welche der Nachkomme ist.
Das Dorf Marsanne, etwa 60 Kilometer südlich des Hermitage-Berges gelegen, ist nicht nur der Namensgeber, sondern könnte auch der Geburtsort der Rebsorte sein. Erwähnt wird die Marsanne zum ersten Mal im Jahr 1781, tatsächlich bereits damals als Verschnittpartner von Roussanne für den weissen Hermitage. Man benutze sie vor allem, so heisst es, um den Wein ein wenig süsser (auch milder oder gehaltvoller) zu machen. Diese Aufgabe kommt der Marsanne bis heute nicht nur im weissen, sondern auch im roten Hermitage zu, der theoretisch bis zu 15 % der beiden weissen Rebsorten beinhalten darf.
Interessant ist die Tatsache, dass Marsanne im anderen grossen Weisswein des Rhônetals, dem Châteauneuf-du-Pape, nicht enthalten sein darf. In den 1930er Jahren, als die Regeln für diese Appellation entwickelt wurden, war die Rebsorte im Portfolio der Winzer von Châteauneuf nicht vorhanden. Und so wurde sie, anders als die 13 (nach anderer Zählung gar 22) zugelassenen Rebsorten, nicht in die Statuten aufgenommen.
Schon im 19. Jahrhundert war Marsanne auch in der Neuen Welt zu Hause
In den Export gelangte Marsanne hingegen sehr schnell. Lediglich 80 Jahre nach ihrer ersten Erwähnung in Frankreich erfolgten bereits erste Pflanzungen in Australien. Das Weingut Tahbilk im Bundesstaat Victoria besitzt dabei noch Reben, die in den 1920er Jahren gepflanzt wurden. In Kalifornien haben sich die sogenannten Rhône Rangers einen Namen mit dem Anbau der Rebsorte gemacht.
Der reinsortige Ausbau der Rebsorte beschränkt sich im Übrigen nicht nur auf die Neue Welt. Auch weisse Hermitage bestehen teilweise zu 100 % aus Marsanne. Eine weitere Heimat hat die Rebsorte im Schweizer Wallis gefunden, wo sie passenderweise unter dem Namen Ermitage teils trocken, teils edelsüss ausgebaut wird.
Zügelung erforderlich
Marsanne wird in aller Regel auf armen und steinigen Böden angebaut. Auf diese Weise hält sich der Ertrag natürlicherweise in Grenzen. Wird die Rebsorte auf reichhaltigeren Böden gepflanzt, neigt sie hingegen nicht nur zu starkem Wuchs, sondern auch zu hohem Ertrag.
Körperreich und relativ säurearm, verändern sich die Weine im Verlauf längerer Lagerzeit deutlich. Jung weisen sie Noten von Geissblatt auf, werden mit den Jahren aber immer dunkler in der Farbe mit Aromen von Birne und einer fast ölig anmutenden Mandelcrème.