Die Pfalz, ein Weinland im Wandel
Kaum ein anderes deutsches Anbaugebiet bietet so viele unterschiedliche Kleinklimata und Bodenvarianten wie die Pfalz. Das hat Auswirkungen auf den Weinbau. Dort, wo Pfirsiche, Zitronen, Mandeln und Feigen wachsen, findet man auch Sorten wie Syrah und Tempranillo. Der Rotwein hat in den letzten 25 Jahren einen grossen Aufschwung erlebt. Tatsächlich ist die Pfalz innerhalb Deutschlands das Rotwein-Anbaugebiet Nummer eins. Dabei sticht neben anderen spannenden Rebsorten vor allem der Spätburgunder heraus. In der Pfalz gibt es heute einige der besten Rotweine, die in Deutschland entstehen. Rund 60 % der 23'600 Hektar Fläche aber bleiben weiterhin dem Weisswein vorbehalten. Auch wenn gerade die weissen Burgundersorten sehr gute Ergebnisse erzielen, so ist es doch vor allem der Riesling, der Platzhirsch, der immer wieder für Furore sorgt.
Geschichte
Die Geschichte des Pfälzer Weinbaus ist lang und reicht bis in die vorrömische keltische Zeit zurück. Ob die Kelten rund um das heutige Bad Dürkheim und um Laumersheim schon Wein angebaut haben, ist ungewiss. Bei Ausgrabungen keltischer Gräber fand man jedoch Wein-Amphoren und Rebmesser griechischen Ursprungs. Eine erste schriftliche Erwähnung gibt es erst in einer Urkunde vom 30. 3. 769. Damals wurden von einem gewissen Abulf dem Kloster Lorsch Weinberge übereignet. Im 9. Jahrhundert werden bereits über 100 Weinbauorte genannt. Im 12. und 13. Jahrhundert werden immer mehr Spitzenlagen mit Weinbergsnamen betitelt, die es oft heute noch gibt. Dazu zählen zum Beispiel der 1155 erstmals erwähnte Mons Sancti Michaelis, der heute Dürkheimer Michelsberg heisst, oder auch der Ruppertsberger Gaisböhl, im 14. Jahrhundert als Geizebuhel bezeichnet.
Wie in ganz Deutschland und dem damals noch zum Deutschen Reich gehörenden Elsass fügte der Dreissigjährige Krieg (1618–1648) dem Weinbau schweren Schaden zu und führte zu einem langen Niedergang. Im 19. Jahrhundert sorgten Neugründer wie Franz Peter Buhl, Friedrich Deinhard, Andreas Jordan oder auch Albert Bürklin mit seiner Frau Luise Wolf für eine neue Hochphase. Diese wurde jedoch von der Reblauskatastrophe gegen Ende des 19. Jahrhunderts beendet. Auch der Erste Weltkrieg und die folgende wirtschaftliche Depression behinderten die Entwicklung des Weinbaus. Um dem entgegenzuwirken, gründeten Pfälzer Gastronomen und Weingutsbesitzer 1935 die Deutsche Weinstrasse, die auf 85 Kilometern rund 130 Weinbauorte miteinander verbindet und bis heute ein sehr gut funktionierendes Marketinginstrument darstellt.
Trotzdem gab es immer wieder Krisen wie die in den 1970er Jahren, als fast ausschliesslich auf Quantität gesetzt wurde und die Überproduktion zu einem eklatanten Preisverfall führte. Dies änderte sich erst sehr langsam wieder ab Mitte der 1980er Jahre mit einigen wenigen Qualitätsweingütern. Seit den 2'000ern allerdings hat sich die Pfalz extrem gewandelt mit einer Menge junger, bestens ausgebildeter Weinmacher und auch mit einigen Investoren, die alteingesessene Weingüter übernehmen und modernisieren konnten.
Berühmte Lagen und Weinorte der Mittelhaardt
Bad Dürkheim: | Fuchsmantel, Herrenberg, Michelsberg |
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Deidesheim: | Grainhübel, Hohenmorgen, Kalkofen, Langenmorgen, Paradiesgarten |
Ellerstadt: | Kirchenstück |
Forst: | Jesuitengarten, Kirchenstück, Pechstein, Ungeheuer |
Gimmeldingen: | Biengarten, Mandelgarten |
Kallstadt: | Saumagen |
Königsbach: | Idig, Ölberg, Reiterpfad |
Laumersheim: | Kirschgarten |
Mussbach: | Eselshaut |
Ruppertsberg: | Gaisböhl, Hoheburg, Reiterpfad |
Wachenheim: | Fuchsmantel, Gerümpel, Rechbächel |
Zell: | Kreuzberg, Schwarzer Herrgott |
Geografie, Klima, Böden und Rebsorten
Das nach Rheinhessen zweitgrösste deutsche Weinanbaugebiet beginnt südlich von Worms und zieht sich leicht sichelförmig bis an die französische Grenze zum Elsass bei Schweigen und Weissenburg. Begrenzt und gleichzeitig geschützt wird es im Westen durch den Pfälzer Wald und durch den Rhein im Osten, die beide deutlich das Klima beeinflussen. Die Bedingungen sind für den Weinbau ideal. Die Sommer sind so warm, dass Zitrusfrüchte wachsen, die Winter sind mild. Mit rund 1.800 Sonnenstunden ist die Pfalz nach Baden das wärmste deutsche Anbaugebiet.
Die Verwerfungen des Mittelrheingrabens und des Pfälzer Waldes haben im Laufe der Geschichte zu unterschiedlichsten Bodenformationen geführt. Dazu zählen Böden aus Buntsandstein, kalkhaltige Lehmböden, Kalkmergel, Keuper und Muschelkalk sowie kleine Bereiche mit Basalt, Granit-, Porphyr- und Schieferverwitterungsgestein. So unterschiedlich die Böden und Klimata der zwei Bereiche Mittelhaardt-Deutsche Weinstrasse und Südliche Weinstrasse sein können, so vielfältig ist die Auswahl der Rebsorten.
Mindestens 40 weisse und 30 rote Rebsorten werden angebaut, und das mit steigender Tendenz; denn in der Pfalz findet man neben den deutschen Sorten auch Pinotage und Tempranillo, Chenin blanc, Viognier oder Syrah. Immer wichtiger wird der biologische Anbau und damit auch pilzwiderstandsfähige Rebsorten (Piwi) wie Johanniter, Cabernet blanc oder Cabernet Cubin. Es dominieren aber eindeutig Riesling vor Müller-Thurgau, Kerner, Weissburgunder und Grauburgunder bei den weissen Sorten sowie Dornfelder, Spätburgunder und Regent bei den roten.
Berühmte Lagen und Weinorte der Südlichen Weinstrasse
Birkweiler: | Kastanienbusch, Mandelberg, Rosenberg |
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Ibesheim: | Kalmit |
Leinsweiler: | Sonnenberg |
Rhodt unter Riethburg: | Schlossberg |
Schweigen: | Sonnenberg |
Siebeldingen: | Im Sonnenschein |
Weinbau
In den letzten zwanzig Jahren hat sich die Pfalz stark verändert. Das gilt für das Segment der einfachen Weine, in dem der Dornfelder und auch der Regent ihre Stellung stark ausgebaut haben. Das gilt aber auch für das Spitzensegment. Gerade in der Pfalz hat dort der biologische Weinbau Einzug gehalten. Einige wenige Weingüter betreiben ihn schon seit 1980er Jahren, viele aber haben die Vorteile, die der ökologische Weinbau vor allem auch in Verbindung mit Artenvielfalt und Biodiversität im Sinne der Delinat-Methode bietet, in den letzten zwanzig Jahren verinnerlicht.
Heute gehören deshalb die meisten der Spitzenwinzer in der Pfalz, wie etwa Hans-Jörg Rebholz, einem oder gleich mehreren Anbauverbänden und Interessengemeinschaften an, die eine nachhaltige Bewirtschaftung fördern. Neben den etablierten Betrieben haben in den letzten Jahren viele junge, engagierte Winzer wie der Deidesheimer Alexander Pflüger auf sich aufmerksam gemacht. Er verbindet Biodiversität mit Nachhaltigkeit und dem Ertrag hervorragender Lagen zu herausragenden Rieslingen und Burgundern.
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