Delinat-Weinwissen
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Warme Tage, kühle Nächte, hohe Luftfeuchte – ideale Bedingungen für den Echten Mehltau

Der Echte Mehltau ist eine der gefährlichsten Rebkrankheiten. Nur vorbeugende Massnahmen helfen gegen eine weitere Ausbreitung.

Der Echte Mehltau ist eine der am häufigsten vorkommenden Krankheiten der Weinrebe. Auch unter seinem lateinischen Namen Oidium bekannt, wird er durch einen Pilz übertragen. Zusammen mit dem Falschen Mehltau gehört der Echte Mehltau zu den gefährlichsten und am häufigsten vorkommenden Rebkrankheiten.

Was ist Echter Mehltau?

Der Echte Mehltau stammt ursprünglich aus Nordamerika. Er ist dort auf wild wachsenden Rebsorten beheimatet, die resistent gegenüber dem Erreger sind. Im Jahr 1845 wurde der Echte Mehltau erstmals in Europa nachgewiesen und ist mittlerweile in allen wichtigen Weinbaugebieten verbreitet. In gemässigten Breiten überwintert er als Myzel zwischen den Knospenschuppen der Winteraugen, in wärmeren Klimaten primär in Fruchtkörpern. Feuchte und milde Winter begünstigen dabei die Überwinterung des Myzels. Mit Beginn des Knospenwachstums beginnt die Ausbreitung des Pilzes, weshalb Pflanzenschutzmassnahmen gegen den Echten Mehltau meist früh in der Saison beginnen.

Die Ausbreitung des Pilzes

Wenn die Pilzsporen auf grüne Rebteile gelangen, bilden sie bei Temperaturen über 5 °C und ab 40 % relativer Luftfeuchtigkeit einen Keimschlauch aus, der sich zu Hyphen entwickelt, also zu Fäden aus Pilzgewebe. Dabei treiben sie einen Saugfortsatz in das Innere der betroffenen Grünteile, um Nahrung aufzunehmen. Ein flächendeckender Befall ist erkennbar an einem weissgrauen spinnwebenartigen Geflecht auf den grünen Pflanzenteilen. Triebspitzen und Blätter werden leicht befallen, aber auch kleine Beeren. Befallene Triebe bleiben in ihrem Wachstum zurück. Die Beeren wiederum verhärten, werden schwarz und platzen auf. Auf diese Weise kann die gesamte Ernte gefährdet sein.

Unbeständig und feucht – Pilzwetter

Der höchste Befallsdruck durch Echten Mehltau besteht bei kühlen Nächten, warmen Tagen und einer hohen Luftfeuchtigkeit. Die hohe Luftfeuchtigkeit führt in den kühlen Nächten zu Taubildung, was die Sporenkeimung fördert. Die hohen Tagestemperaturen wiederum beschleunigen das Myzelwachstum. Unbeständiges Wetter mit Wärme und Regenschauern verstärkt also die Oidium-Gefahr. Bei dauerhaft nassen oder dauerhaft trockenen Blättern wird die Pilzentwicklung hingegen gehemmt.

Bekämpfungsmassnahmen

Die Bekämpfung des Echten Mehltaus gestaltet sich nicht einfach. Da die meisten Mittel (im ökologischen Weinbau ohnehin, aber selbst im konventionellen Bereich) lediglich vorbeugend wirken, muss antizipiert werden, wann sich der Echte Mehltau bilden kann. Den Agrar-Wetterprognosen kommt dabei eine grosse Bedeutung zu. Schwefelhaltige Mittel werden häufig noch vor der Blüte ausgebracht, insbesondere wenn es im vorausgegangenen Jahr zu einem Befall gekommen war. Neben Schwefel kommen im biologischen Weinbau gegen Oidium auch andere natürliche Mittel wie Backpulver, Schachtelhalm, Sirte oder Orangenöl zum Einsatz. Der Anwendungszyklus endet spätestens mit Reifebeginn der Trauben, da die Beeren ab diesem Zeitpunkt nicht mehr befallen werden können.

Um den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren, sind auch andere vorbeugende Pflegemassnahmen im Weinberg möglich. Eine luftige Erziehung der Rebstöcke und rechtzeitige Laubarbeiten helfen, auch bei lokal hoher Luftfeuchte das Befallsrisiko zu verringern. Die Verwendung pilzwiderstandsfähiger Rebsorten (PIWIs) ist gerade im ökologischen Weinbau eine interessante Alternative. Verfügten die PIWIs der ersten Generation (z. B. Regent) noch über eine relativ geringe Resistenz, sind neuere Züchtungen inzwischen deutlich besser gegen Pilzbefall gewappnet.

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