Delinat-Weinwissen
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Die Carmenère ist eine Bordeaux-Rebe, die vor allem ausserhalb von Bordeaux Karriere gemacht hat.

Es ist schon eine besondere Geschichte, die die Carmenère hinter sich hat, und es ist auch eine der Missachtung; denn die Sorte wurde mehr als einmal und für lange Zeit mit anderen Rebsorten wie Merlot und Cabernet Franc verwechselt. Doch heute wird sie vor allem in Norditalien sehr geschätzt, in Chile und in Teilen Chinas gilt sie als Signature-Rebe – wenn auch unter anderem Namen.

Von Bordeaux aus in die Welt

Zum ersten Mal wurde die Sorte Carmenère als Carmeynere im Jahr 1784 in Bergerac erwähnt, und zwar in einem Atemzug mit Cabernet Franc. Heute weiss man, dass Cabernet Franc eine der beiden Elternrebsorten der Carmenère ist, und zwar zusammen mit der wenig bekannten Sorte Moural. Aus der Nähe zum Cabernet Franc ergibt sich auch die Verwechselungsgefahr; denn Cabernet Franc ist auch eine Elternrebsorte von Cabernet Sauvignon und von Merlot. Und tatsächlich wurde die Carmenère über lange Zeit hinweg im Norden Italiens mit Cabernet verwechselt und in Chile lange Zeit mit Merlot. Erst Genanalysen konnten dies klären. Ähnlich ist es in China gelaufen, wo es seit 1892 eine Sorte namens Cabernet Gernischt gibt, die ursprünglich Cabernet Gemischt genannt und im Château Chang Yu kultiviert wurde. Dass m als rn gelesen wurde, war bei Scan-Software früher nicht selten. Man ging lange Zeit von einer chinesischen Cabernet Franc x Cabernet Sauvignon-Variante aus, doch in Wahrheit handelt es sich auch hier um reinsortige Carmenère, die damals aus Bordeaux über Umwege nach China gelangte.

Früher Ruhm

Früher gehörte Carmenère zu den typischen Sorten in Bordeaux. Zusammen mit Cabernet Franc war sie die wichtigste Sorte im Médoc und damals Grundlage für den Ruhm, den sich so viele Médoc-Châteaux erarbeiteten. Doch nach der Reblauskatastrophe wurde sie dort kaum mehr kultiviert, weil sie spät reift, ertragsunsicher ist und zum Verrieseln neigt – zumindest galt das für Bordeaux vor der Klimaerwärmung. Neben Chile, wo sie mit Merlot ins Land kam und mit Merlot immer gemischt in den Weinbergen stand, sind es heute vor allem das Veneto, Friaul-Julisch Venetien, Apulien und Sizilien, wo die Sorte angebaut wird.

Dunkel und würzig

Carmenère ist eine Rebsorte, die mit Merlot ihre dunkle Farbe und mit Cabernet ihren würzigen Charakter gemein hat. Es entstehen kraftvolle, dunkle und körperreiche Weine. In der Aromatik haben sie herbale Noten und erinnern oft an Brombeeren, Blaubeeren und an Kirschen sowie an ein wenig Pfefferschote und Tomatenessenz, aber auch an Schokolade, Mokka und Leder.

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