Pilzdruck im Weinbau: Wenn das Wetter den Mehltau bringt

Starkregen, Trockenperioden und Krankheitsdruck: die klimatischen Bedingungen erschweren den Winzern den Weinbau. Aufgrund der vermehrten Regenfälle in manchen Regionen steigt zudem der Pilzdruck. Wir haben bei unseren Winzern am Schweizer Iselisberg, im Bordeaux, im Elsass und im Veneto nachgefragt.

Schon 2023 war für Delinat-Winzer Grégoire Piat auf Château Couronneau im Bordeaux ein sehr herausforderndes Jahr. Ernteeinbussen von 60 Prozent hatte man auf Château Couronneau, dem ersten biologisch geführten Betrieb in der Region, zu beklagen, berichtet der Jungwinzer Grégoire, der das 40 Hektar grosse Weingut seit einiger Zeit gemeinsam mit seinem Vater Christophe Piat führt.

Jungwinzer Grégoire Piat auf Château Couronneau im Bordeaux
Jungwinzer Grégoire Piat auf Château Couronneau im Bordeaux

Dabei seien sie letztes Jahr noch besser davon gekommen, als so manche ihrer Kollegen. Das sei dem erhöhten Standort des Weinguts zu verdanken und der vom Wald geschützten Lage von Château Couronneau nahe Ligueux.

Leider gönnt das Wetter den Winzern auch 2024 keine Verschnaufpause. Winzer berichten von einem extremen Krankheitsdruck durch das feuchte, warme Wetter. Grégoire Piat erzählt: «Wir waren uns der heiklen Lage immer bewusst und haben daher schon früh begonnen, die Reben mit kleinen Mengen Kupfer zu behandeln, um Risiken zu minimieren.» Das hätte funktioniert, so der Jungwinzer. Nur zeigten sich nun die ersten Anzeichen Schwarzfäule, die die Trauben befällt. Eine weitere Herausforderung im Weinbau, so der Bordelaiser. «Wir warten und hoffen auf die Sonne», sagt Grégoire Piat.

Wenn sich eine Idee bewährt

Auch in der Schweiz war das Frühjahr und der Sommer aussergewöhnlich nass. Der Thurgauer Delinat-Winzer Roland Lenz ist einmal mehr äusserst froh über seine vorausschauende Entscheidung, konsequent auf PIWI-Sorten zu setzen. Ende Juli sieht es so aus, als hätte er grössere Ausfälle in seinen Weinbergen verhindern können: „Sehr herausfordernd war vor allem das Mentale für uns. Immer wenn wir in die Weinberge wollten, fing es an zu regnen.“ Pflanzenstärkende Tees und minimale Dosen an Kupfer hätten dieses Jahr nicht mit der Drohne ausgebracht werden können, weil es fast immer zu viel Wind hatte.

Delinat-Winzer Roland Lenz und Valentin Blattner züchten resistente Rebsorten im Schweizer Thurgau

Entscheidend für ihn ist die Kombination aus PIWI-Sorten und einer hohen Biodiversität im Rebberg. Nur so können gemäss Roland Lenz grössere Pilzinfektionen bei solchem Wetter verhindert werden. Doch nicht alle PIWI-Sorten kamen gut weg; für die Sorte Cabernet Blanc war es während der Blüte schlichtweg zu nass, sie wird sicher nicht zu einem vollen Ertrag kommen. Dafür stünde zum Beispiel die ältere PIWI-Sorte Cabernet Jura, welche sonst eher mit Falschem Mehltau zu kämpfen hat, dieses Jahr super da.

Wenn der Winter zu warm wird

Im Veneto, bei Natalino Fasoli und seiner Familie, führt man den erhöhten Pilzdruck unter anderem auf die «warmen» Winter zurück. «Die Winter sind milder, die Kälte kann dem Pilz also nichts mehr anhaben und es wird feuchter. Der Mehltau findet seine perfekten Bedingungen vor», so Natalino Fasoli. Schon im Jahr 2023 sahen sich die Winzer im Norden Italiens wochenlangen, andauernden Regenperioden gegenüber. Das nach einem recht trockenen Jahr 2022.

«2024 fordert nach viel Regen und hoher Luftfeuchtigkeit nun wie erwartet eine massive Peronospora-Attacke die Reben. Die letzten Mutationen des Falschen Mehltaus sind stärker, widerstandsfähiger und es gibt kaum Unterbrechungen im Befall», berichtet Natalino Fasoli. Manche Sorten wie Merlot oder Chardonnay, oder auch die jungen Garganega-Stöcke seien dabei besonders betroffen, sagt der Delinat-Winzer.

Natalino Fasoli im Veneto setzt bald im grossen Stil auf robuste Rebsorten
Natalino Fasoli im Veneto setzt bald im grossen Stil auf robuste Rebsorten.

Gelernt habe man aus den letzten Jahren, dass man sich auf alles einstellen müsse. Also auf der einen Seite gegen Trockenheit mit einem durchdachten Wassermanagement reagieren und auf den erhöhten Krankheitsdruck mittels neuer Rebsorten, die robuster sind. Daher setzt Familie Fasoli im Veneto nun auch im grossen Stil auf PIWIs, robuste Rebsorten, bei denen ein Pilzbefall von vornherein weniger wahrscheinlich ist.

Aktuell fordert der viele Regen die Mitarbeiter des Weinguts beträchtlich, heisst es bei La Casetta im Veneto. Schliesslich wäscht der Regen eben aufgebrachte Mittel wieder ab. Das treibt den Aufwand pro Hektar massiv nach oben, erklärt Natalino Fasoli. «Diese schwierige Situation erinnert mich an den Jahrgang 2014», sagt der Winzer.

Wenn Traditionen aufweichen

Auch im französischen Elsass, dem traditionsreichen Gebiet hinter den Vogesen, hat man inzwischen die Dringlichkeit zu handeln erkannt und setzt Schritte in Richtung Weinbau der Zukunft. So sind seit kurzem auch in dieser konservativen Weinregion neue Sorten, die dem Klimawandel besser standhalten, zugelassen.

So berichtet etwa Xavier Meyer von der Domaine Meyer: «Aktuell herrschen im Elsass geradezu tropische Bedingungen: Es regnet fast jeden Tag und die Temperaturen sinken nachts kaum unter 20 Grad Celsius.» Diese nass-warmen Bedingungen lösen einen hohen Krankheitsdruck in den Rebbergen aus.

Bei der Domaine Eugène Meyer hat man sich die Ratschläge von Delinat zu Herzen genommen und die Kräuter in den Rebzeilen werden nicht gemäht oder gemulcht, sondern nur gewalzt und geknickt. Diese grüne, stabile Auflage ermöglichte es den Meyers, bis anhin acht Mal ihre Pflanzenschutzpräparate auszubringen, ohne dabei den Boden zu verdichten oder zu malträtieren. Ihren biodynamisch erzeugten Tee aus Schachtelhalm, Brennnesseln und weiteren nützlichen Pflanzen mischen sie mit ätherischem Orangenöl, Kupfersulfat und Schwefel oder Bicarbonat und bringen diese Mischung jeweils abends oder nachts aus.

Bei Tageslicht werden die steilen Zeilen befahren, bei Dunkelheit die eher einfach zu bearbeitenden Rebberge. Xavier Meyer: «Es ist die Zeit, in der man wenig schläft und hofft, dass bald trockenere Tage anbrechen.» Bis anhin muss die Familie Meyer nicht über einen drohenden Ernteausfall klagen. Noch geht man auf der Domaine Meyer von einem normalen Ertrag aus.




Das aussergewöhnlichste Weingut der Provence

Château Duvivier ist ein Weingut im schönen Südfrankreich. Es ist aber auch Forschungsobjekt und -anstalt, sowie Gästehaus und ein besonderer Ort der Ruhe. Ein Gespräch mit Arina Schefer, Verwaltungsratspräsidentin des Châteaus, über das wohl aussergewöhnlichste Weingut der Provence.

Arina Schefer auf Château Duvivier

Wie vieles bei Delinat ist auch das Modellweingut Château Duvivier nicht so einfach erklärt. Delinat, ein Schweizer Weinhändler, der in der Provence sein eigenes Weingut führt und dort auch noch seit Dekaden Versuche für Biodiversität und Nachhaltigkeit vornimmt. Arina, Du kennst das Weingut seit deiner Kindheit und fungierst nun als Verwaltungsratspräsidentin: Was ist Château Duvivier?
Arina Schefer: Mit Château Duvivier versuchen wir, so nahe an unser Ideal eines Weinguts zu kommen wie möglich. Das ist vor allem auf die reiche Natur im und um die Weingärten bezogen, aber auch auf hochwertige Weine. Château Duvivier ist unser Forschungsweingut. Hier sehen wir, was auf Weingütern möglich ist, und geben diese Erkenntnisse dann in der Beratung an unsere Winzer weiter. Wenn man so will, machen wir die Arbeit des Vorkosters an der mittelalterlichen Tafel, nur im Winzerleben. So können wir unseren Winzern eventuell teure oder auch für den Weingarten unvorteilhafte Sackgassen ersparen. Es ist unser Versuch, so den Weinbau der Zukunft zu sichern. Und es ist sicher auch ein schöner Ort, an dem man sehr gut entspannen kann, wenn man nicht dort arbeitet (lacht).

Du bist schon als Kind durch die Rebzeilen des Châteaus gelaufen. Was ist Château Duvivier für Dich?
Stimmt, meine beste Freundin und ich haben hier im Sommer immer einige Wochen verbracht. Das ist eine besonders schöne Erinnerung. Auf dem Château gibt es tausend Ecken, um sich zu verstecken, und wirklich jeden Tag kann man in dieser reichen Natur Neues entdecken. Inzwischen kann ich mir keine Woche Urlaub mehr auf Château Duvivier vorstellen. Ich müsste einfach mit anpacken. Und natürlich sieht man auch jedes Mal, was man noch alles tun könnte, und nutzt die Gelegenheit, vor Ort zu sein.

Château Duvivier ist seit vielen Jahren Sehnsuchtsort für Weinliebhaber und Ruhesuchende.
Château Duvivier ist seit vielen Jahren Sehnsuchtsort für Weinliebhaber und Ruhesuchende.

Von Organisation und gelebtem Idealismus

Was ist Deine Funktion auf Château Duvivier?
Château Duvivier ist eine Aktiengesellschaft, ich bin die Verwaltungsratspräsidentin der Gesellschaft. Ohne unsere Kunden und nun zum Teil Aktionäre wäre es in den 90er-Jahren nicht möglich gewesen, dieses heruntergekommene Weingut zu übernehmen und dorthin zu bringen, wo es heute steht.

Wie ist Château Duvivier ansonsten organisiert?
Für den Gästebetrieb am Château ist Tamara Dominkovic verantwortlich. Sie organisiert sich und das Team vor Ort sehr selbstständig. Bei grossen Entscheidungen überlegen wir natürlich gemeinsam.
Für das Weingut zeichnet Christophe Meunier verantwortlich. Unsere Versuchsreihen, beispielsweise mit hunderten robusten Rebsorten, dokumentiert Lara Spresser. Wir sind ihr sehr dankbar für ihre gewissenhaften und lückenlosen Aufzeichnungen. Sonst könnten wir aus den Versuchen kaum Schlüsse ziehen. Winzerberater Daniel Wyss ist seit Jahren stark in die agrarökologischen Aktivitäten und in das Versuchswesen des Châteaus involviert.

Von Wissen und Wein

Die Forschung am Weingut ist also sehr wichtig?
Für mich gibt es einen grundliegenden Unterschied zwischen biologischem und konventionellem Weinbau. Beim konventionellen Arbeiten hat man auf den ersten Blick – denn nachhaltig ist das nicht – weniger Komplikationen im Weinberg. Man hat ein Mittel für sein Problem und wendet dieses an. Im biologischen Arbeiten ist der Weg bis zur Lösung nicht ganz so einfach.

Es gilt die umgebende Landschaft, den Boden, die ganze Natur einzubeziehen und mit diesen zu arbeiten und diese zu lenken. Die natürliche Vielfalt kann aber auch noch gestärkt werden. Und es ist nicht bloss ein Marketingspruch, dass der Weinberg den Wein macht..

Diese Wege wollen wir so weit als möglich vorab für unsere Winzer abgehen und abstecken. Dadurch sind auch unsere Empfehlungen für deren Weinberge fundiert und praxisbasiert. Ein Beispiel hierfür ist das Thema der Wasserretention im Weinbau.

Wie nimmst Du die Weine von Château Duvivier wahr?
Die Weine sind jedes Jahr ein bisschen anders. Das ist normal für ein naturnahes Weingut. Die Natur ist ja auch nicht jedes Jahr gleich. Speziell bei unserem Roséwein, dem Cuvée des Amis, übersetzt die «Cuvée für Freunde», kommt für mich die Blumenvielfalt auf Château Duvivier wunderbar hervor. Der Wein ist sehr blumig, fruchtig und frisch. 2022 war ein heisses Jahr, daher ist der 22er-Jahrgang der Cuvée des Amis ein konzentrierter Wein und bringt viel Aroma mit. 2023 war ähnlich warm, wir konnten die Trauben allerdings ein wenig früher ernten als im Jahr davor.

Das aussergewöhnlichste an Château Duvivier?
Von aussen werde ich oft gefragt: «Wie, ihr seid ein Weinhändler und habt trotzdem ein eigenes Weingut, um für eure Winzer vorab auszuprobieren, was für den naturnahen Weinbau funktioniert und was nicht?» Ich denke, genau das ist das Aussergewöhnliche an Château Duvivier. Und dass wir in alle Richtungen versuchen, nachhaltig zu handeln. Unsere Solarthermie-Anlage für das Warmwasser ist bereits Jahrzehnte alt, funktioniert aber noch einwandfrei. Demnächst bauen wir ein Carport, an dem die Besucher ihre Elektroautos auftanken können. Auf dem Dach des Carports ist eine Solaranlage geplant, die Strom für den Weinbau- und Gästebetrieb, sowie für die Wägen liefern wird.

Zum Thema:
Alle Weine von Château Duvivier finden Sie hier: Weine
Sich über Ferien auf dem Château informieren und buchen können Sie hier: Ferien
Weitere Artikel von Château Duvivier finden Sie hier: Artikel

Top Ten der Weinsongs

Wein und Musik: Zwei der seelenbewegendsten Dinge auf Erden. Und wenn man über Wein singt? Potenziert das das Weinglück? Delinat hat sich zu den Top Ten der Weinsongs umgehört.

Red Red Wine, UB40

In seiner ursprünglichen Variante gesungen von Neil Diamond. Und trotzdem plädiere ich hier für Wein und Reggae. Dieses gemütliche Sommerlied hat mich schon begeistert, bevor ich das legale Alter zum Weintrinken erreicht hatte. Seit ich dazu ein Gläschen besten Rotwein geniessen darf, hört sich dieser Winesong gleich noch besser an.

Isn`t it ironic, Alanis Morisette

Auch Fliegen wollen manchmal zu ihrem Wein-Glück finden. Die prominenteste unter ihnen ist wohl die «Black Fly in your Chardonnay», die ihren fulminanten Auftritt hat, kurz bevor es am Hochzeitstag zu regnen beginnt und alle nass werden. Da vergönnt man der Fliege doch ihr Schlückchen Wiswii (Weisswein).

Der 4Kilo-Winesong

Vor etwa 15 Jahren bin ich über dieses Video gestolpert und es bringt mich immer noch zum Lächeln. Was für eine lustige Art, dem Wein zu huldigen. Und was der alles vermag… Ausschnitt aus dem chinesischen Film «Red Sorghum» aus dem Jahr 1988.

I heard it through the grapevine

Ist das nicht lustig, dass grape, übersetzt Traube und vine, übersetzt Wein, zusammen Küchenklatsch ergeben? Darauf kann man doch nur anprosten und mit dem Gläschen in der Hand, vielleicht noch einmal elegant die «Grapevine Tanzfigur» aufs Parkett legen.

Griechischer Wein, Udo Jürgens

Der Österreicher Udo Jürgens wusste es am besten: «Griechischer Wein, ist so wie das Blut der Erde…» Der erste Gewinner des Songcontests für Österreich 1966 hat uns diesen grossen Ohrwurm der Weinmusik hinterlassen. 2007 wurde er Schweizer Staatsbürger, vielleicht weil auch der Schweizer Wein durchaus sehr gut ist. Somit sind die Top Five der Top Ten der Weinsongs voll.

When I`m 64, The Beatles

Dass man mit 64 Jahren und auch ohne Haare wunderbar Wein geniessen kann, darauf sangen die berühmten Beatles ein Loblied: «When I get older losing my hair. Many years from now.
Will you still be sending me a valentine. Birthday greetings, bottle of wine?» Kann man zu so einer charmant gesungenen Frage überhaupt nein sagen?

Summer Wine, Nancy Sinatra & Lee Hazlewood

Sommerwein, gesungen vom amerikanischen Countrysänger Lee Hazlewood. Ob die tiefe Stimme von Summer wine singt und dabei vom Whiskey herrührt, das wissen wir nicht so genau. Jedenfalls kann man das durchaus als positives Zeichen werten, wenn ein Wein nach Erdbeeren, Kirschen und Engelskuss schmeckt. Könnten wir in unseren Weinbeschreibungen nicht besser ausdrücken.

«Strawberries cherries and an angel’s kiss in spring
My summer wine is really made from all these things
Take off your silver spurs and help me pass the time
And I will give to you summer wine, Oh-oh summer wine»

Champagne Supernova, Oasis

Brüderliche Streitereien hin oder her, aber singen können sie die Gallaghers. Und wunderbarste Wein-Songtitel erfinden. Vielleicht, wenn sie selbst ein bisschen mehr von dieser Champagne Supernova genippt hätten …
«Some day you will find me caught beneath the landslide
In a champagne supernova – A champagne supernova in the sky»

Old Red Wine, the Who

«Old red wine, not worth a dime; we`ll have to finish it after crossing the line». Dieser the Who Song ist dem 2002 verstorbenen Bassgitarristen John Entwistle gewidmet, der alte Rotweine gutiert hat. Wie wir wissen, kann ja guter Wein auch gut reifen. Ob also der Verfasser der Lyrics, Gitarrist Pete Townshend, dass so genau wusste, ob sie wirklich keinen Pfennig mehr wert waren, stellen wir Weinliebhaber natürlich gerne in Frage.

Iron & Wine

Wer in seinem Musikernamen Wein trägt, der hat einen Platz in dieser Liste verdient. Noch dazu stammt Sänger Samuel Ervin Beam, der sich hinter diesem Namen verbirgt, aus North Carolina – einer Region in den USA, in der schon lange Wein kultiviert wird.

Und so träumen wir weiterhin von Sommerwein, rotem Wein und glücklichen Fliegen im Chardonnay.

Pappel-lapapp: Bäume für die Delinat-Winzer

Gar mancher unserer Winzer hätte wohl verwundert geschaut, hätten wir ihm nicht vorab Bescheid gegeben, dass wir ihm über den Postweg ein paar Pappeln zukommen lassen. Bäume für die Delinat-Winzer: Denn Pappeln wachsen schnell und sollen auch in ariden Zonen für Schatten im Weingarten sorgen und den Wasserrückhalt verbessern.

Grundsätzlich haben alle neun Winzer, die mein Weinberater-Kollege David Rodriguez und ich in Spanien und Portugal besucht haben, unser Engagement mit den drei verschiedenen Pappel-Stecklingen sehr begrüsst. Denn sie sollen den Wasserhaushalt, den Aufbau von organischem Material, Beschattung und Schutz vor Erosion auch in semiariden oder sogar ariden Weinregionen fördern. Abgesehen von ein paar Ausnahmen sind alle Papel-Stecklinge gut angewachsen und bereits schiessen die ersten Blätter. Innerhalb der drei verschiedenen Stecklinge konnte keine auffällige Abweichung bezüglich Wachstum oder Mortalität beobachtet werden.

Viele Winzer setzten die Stecklinge irgendwo rund um die Rebberge ohne sie zu begiessen. Bei Albet i Noya hatten die Stecklinge das Glück, dass kurz zuvor 60 mm Niederschlag gefallen sind. Wiederum andere Winzer wie Carlos Laso von Pago Casa Gran bevorzugten, die Stecklinge gesammelt in einem speziellen Gartenbeet anzulegen, um zuest ihr Wachstum und ihre Selbstausbreitung beobachten zu können. So wird zum Beispiel Carlos erst in einem zweiten Schritt die Pappel-Jungpflanzen in und um die Rebberge setzen.

Winzerberater on Tour

Auch die Winzerberater Arina Schefer und Daniel Wyss absolvierten in den letzten Wochen eine Reise quer durch Spanien. Auch sie konnten freudig feststellen: Der Grossteil der Pappeln ist gut angewachsen, und trägt somit zum ausgeglichenen Weinberg in reicher Natur bei. Daniel Wyss: «Die Pappeln sind Hybridsorten, welche gekreuzt wurden um der grossen Trockenheit zu trotzen. Sie brauchen kaum Wasser, produzieren organisches Material und verbessern damit die Fruchtbarkeit. Sie binden Kohlenstoff und brechen den Wind, sowie verbessern den gesamten Wasserhaushalt im Weingarten.»

Winzerberater Arina Schefer und Daniel Wyss bei Albet i Noya im neuen Pappelhain der Zukunft. Mit dabei Josep Marias Hund xxx
Winzerberater Arina Schefer und Daniel Wyss bei Albet i Noya im neuen Pappelhain der Zukunft. Mit dabei Josep Marias Hund Quirat.

Tobias Zimmer vom Weingut Hirschhof in Rheinhessen hat begeistert Bilder und Video von seinen neuen Baumbewohnern in Weingarten geschickt.

Auch bei Tobias Zimmer, am Weingut Hirschhof, spriessen die Pappeln bereits.
Auch bei Tobias Zimmer, am Weingut Hirschhof, spriessen die Pappeln bereits.
Weiterlesen:
Permakultur als Antwort auf den Klimawandel von Olivier Geissbühler

Die besten Weine und Rezepte fürs Picknick

Endlich ist er da, der heiss ersehnte Frühsommer. Da wollen wir es doch wie der Philosoph Cicero halten und uns der Musse unter schattenspendenden Bäumen hingeben. Und dazu vielleicht noch ein Glas eines guten Weines geniessen. Wir haben hier jedenfalls gemeinsam mit Köchin Sandra Kollegger die besten Weine und Rezepte für ein gelungenes Picknick zusammengestellt.

Frische Salate zum Picknick... auch das geht.
Frische Salate zum Picknick… auch das geht.

Frische ist in aller Munde, und das Wort der Stunde. Weintechnisch bringen diese unser Terra Rossa Riesling mit feinen Noten nach Steinobst und einer belebenden Säure sowie unser Viña Llopis aus Valencia mit. Letzterer ist ein spannender Verschnitt aus Gewürztraminer und Muskateller. Ein Traum unter dem Baum.

Unsere Köchin Sandra Kollegger empfiehlt dazu bei leichtem zu bleiben und es sich leicht zu machen: Und zwar mit einem Salat im Glas und dazu einem frisch gebackenen Brötchen mit oder ohne Speck – wie es dem Gaumen beliebt.

Salat zum Mitnehmen

Quinoa Salat | Gurke | Schafskäse | Paprika

So wird ein Salat schnell zur idealen Picknickbegleitung.
So wird ein Salat schnell zur idealen Picknickbegleitung.

(1 Portion)
40 g Quinoa
80 g Wasser kochen
1 EL Olivenöl
2 EL Weissweinessig
½ Gurke
½ roter Paprika
100 g Packung Schafskäse
Blattsalat
Kürbiskerne
Salz

Zubereitung:
Quinoa in einem Sieb gut waschen.
In einem Topf mit der doppelten Menge Wasser und etwas Salz zugedeckt für ca. 10 Minuten weichkochen. Danach kurz ziehen lassen und mit Olivenöl und Weissweinessig marinieren.

Die ½ Gurke schälen, vierteln und die Kerne heraus schneiden.
Die Kerne und Schalen nicht wegwerfen, diese verwendet man später für das Dressing.
Gurke in kleine Stücke schneiden. Den Schafskäse und Paprika in Würfel schneiden. Den Blattsalat waschen. Alle Zutaten in ein grosses Glas schichten. Blattsalat und Kürbiskerne obendrauf geben.

Dressing:
Die Schalen und Kerne der Gurke in einen Mixbecher geben.
40 g Schafskäse
1 EL Olivenöl
2 EL Weissweinessig
3 EL Wasser
Salz, Pfeffer
Frische Kräuter

Alle Zutaten mit dem Stabmixer gut mixen und abschmecken. Das Dressing in ein zweites Glas füllen. Dieser Salat eignet sich perfekt zum Mitnehmen.

Süss und leidenschaftlich

Wer es auf der bunten Picknickdecke lieber süss hält, für den hat Sandra Kollegger ein feines Rezept für eine Himbeer-Biskuitroulade parat. Wir packen dazu ein Veroneser Lächeln in Form des Rosé Chiaretto di Bardolino 2023 von La Casetta mit in den Korb. Für Rotweinfreunde setzen wir auf den Pasión Delinat, eine Assemblage aus Merlot, Tempranillo und Graciano zum Dahinschmelzen.

Biskuitroulade

Biskuitroulade und die Pasión Delinat sind zwei gar feine Picknick-Freunde
Biskuitroulade und der Pasión Delinat sind zwei gar feine Picknick-Freunde.

Zutaten:
5 Eier
150 g Kristallzucker
100g Mehl
1 Prise Salz
250 g Marmelade (z.B. Himbeere, Erdbeere)
Staubzucker zum Bestreuen

Die Eier mit Zucker und einer Prise Salz ca. 5 Minuten schaumig aufschlagen. Das Mehl vorsichtig unter die Masse heben. Auf ein Blech mit Backpapier streichen und bei 200 Grad für ca. 8 Minuten backen.

Ein wenig Zucker oder Mehl auf die gebackene Roulade streuen und auf ein Tuch stürzen. Falls sich das Backpapier nicht löst, ein feuchtes Tuch drauflegen und kurz warten. 

Ich schneide das Biskuit immer in der Mitte durch und mache zwei kleine Rouladen daraus. Mit Marmelade bestreichen und einrollen. Mit Staubzucker bestreuen, in Scheiben schneiden und geniessen.

Zu den Weinen geht es hier:
Riesling Terra Rossa
Vina Llopis, Gewürztraminer/Muskateller
Chiaretto di Bardolino
Pasión Delinat

Zu den Rezepten geht es hier:
Speckbrötchen
Salat im Glas
Biskuitroulade

Wir wünschen sonnenreiche Picknickstunden auf weiter Flur und Hain – oder im Weingarten!

Der Adler ist gelandet: Bio-Wein aus dem Priorat, eine der herausfordernsten Regionen Spaniens

Wie eine Frau im spanischen Priorat Bio-Weine nach der Delinat-Methode macht und dabei aufzeigt, wieso ein derart unwirtlicher Landstrich zu den besten Weingegenden der Welt zählt.

Priorat ist hart. Wer hier Wein macht, will das wirklich und beherrscht es meistens auch. Hier, in einer der herausforderndsten Ecken Spaniens, Bio-Wein zu keltern geht noch einen Schritt weiter. Nachdem die Delinat-Methode bekanntlich über die Grenzen der Bio-Weinvorschriften in Spanien hinausgeht, bedarf es schon einer wahren Winzerpersönlichkeit, um all das im Priorat, etwa 35 Kilometer hinter der Küste und Tarragona gelegen, umzusetzen.

Vor wenigen Tagen erst waren die Delinat-Weinberater Emil Hauser und David Rodriguez bei Judit Llop am Weingut Morlanda im Priorat zu Gast. Das Fazit: Fantastisch!
Vor wenigen Tagen erst waren die Delinat-Weinberater Emil Hauser und David Rodriguez bei Judit Llop am Weingut Morlanda im Priorat zu Gast. Das Fazit: Fantastisch!

Man kann sich also in etwa vorstellen, was für eine Frau die Önologin Judit Llop ist. Eine, deren Tage mehr als die üblichen 24 Stunden zu haben scheinen. Die Katalanin leitet die 82 Hektar umfassende Finca Morlanda mit einem dreiköpfigen Team. 13 Hektar davon sind mit Weinreben bepflanzt. Der Rest ist Wald und nicht für den Weinbau geeignet. Ja, erscheinen doch schon einige der bepflanzten Parzellen als grenzwertig. Steile Hänge, karge Böden und heisse Sommer machen das Priorat zu einer der interessantesten Gegenden für Weinliebhaber, und zu einer der herausforderndsten für Weinmacher.

Eleganz im Wein ist harte Arbeit

Die Region erfuhr ihren Aufschwung Ende der 1980er-Jahren, als einige engagierte, junge Winzer wie Àlvaro Palacios, René Barbier oder Daphne Glorian empfanden, die alten vorhandenen Rebstöcke auf Schiefergestein seien eine hervorragende Ausgangssituation für herausragende Weine. Diese These hat sich bestätigt. Doch auch Judit Llop, selbst aus einer Winzerfamilie stammend, sagt: «Solche Weine zu machen, das ist harte Arbeit. Die Hitzeperioden werden immer länger.»

Die Delinat-Weinberater beim Degustieren mit Judit und Joan im Weinkeller von Morlanda, Priorat
Die Delinat-Weinberater beim Degustieren mit Judit und Joan im Weinkeller von Morlanda, Priorat

Sie bezieht sich damit auf die Frische, die auch sie in ihren Bio-Weinen aus den regionstypischen Sorten Garnacha Blanca, Garnacha Tinta und Cariñena sucht. Bei Weinen aus dem spanischen Priorat sind Alkoholgrade jenseits der 14 Volumprozent keine Seltenheit. Das ist der Hitze und den vielen Sonnenstunden geschuldet.

Dennoch erscheinen die Guten von ihnen in einer Eleganz, die noch dazu regionstypischer nicht sein könnte. So verhält es sich auch mit Judit Llops Bio-Wein «El Vol de l´Àliga» 2020, dem «Flug des Adlers» auf Katalanisch. In der Nase: Feuer! Die unbändige Kraft von erhitzten Schiefersteinen, mediterranen Kräutern, insbesondere Rosmarin, Blutorange und dazu pfeffrige Würze steigen in die Nase. Am Gaumen: eine samtige Eleganz, dabei voller Wucht, was die Aromen betrifft. Der Alkohol ist nicht zu spüren. Die Genussregion im Hirn verlangt nach dem nächsten Schluck, wobei der erste mit einem langen kräutrigen Abgang in Samthandschuhen anhält. Und anhält. Llop: «Ich versuche die primären Aromen, die das Priorat ausmachen, in den Weinen widerzuspiegeln.» Priorat ist eine der herausfordernsten Region Spaniens, wenn es um die Herstellung von Top-Weinen geht.

Gelungen ist ihr das in dem Fall mit einem Verschnitt aus Garnacha und Cariñena, vergoren im Stahltank, ausgebaut in Amphoren, die bei der Bio-Winzerin ebenfalls aus Spanien stammen. Der Name ist Programm: Eleganz, wie sie der König der Lüfte beim Erkundungsflug zeigt. Und das mit einer Kraft und dem Impetus eines Raubvogels.

Die Bienen und Adler sind zurück

Seit Judit Llop und ihr Team auf Morlanda sich auf die Erhaltung und Förderung der Biodiversität in ihren Bio-Weingärten im spanischen Priorat konzentrieren, hätten sich auch Flora und Fauna eindrücklich verändert, erzählt die Önologin.

Wildvögel, eine reiche Flora und die Bienen, haben seit dem Arbeiten nach der Delinat-Methode auf Morlanda wieder Einzug gehalten.
Wildvögel, eine reiche Flora und die Bienen, haben seit dem Arbeiten nach der Delinat-Methode auf Morlanda wieder Einzug gehalten.

«Die Bienen fliegen wieder, und wir haben ein Adlerpärchen, das unser Weingut täglich überfliegt, beziehungsweise hier hinten – sie zeigt auf eine unweit der Reben gelegene Baumgruppe – nistet.» Ganz abgesehen davon, dass sie mit der Errichtung von Solarpanelen, wie es die Delinat-Methode vorsieht, eine ganzheitlich autarke Energieversorgung ansteuere.

Allein im Königreich

Autark: Das passt auch zu dem Fleckchen Erde, auf der die Önologin seit nunmehr 20 Jahren aus den Reben von Morlanda Bio-Wein von höchster Qualität keltert. Wer die Finca nahe Falset, der Weinhauptstadt des Priorats mit etwa 2800 Einwohnern, besucht, lässt Ginster, Mandelbäume, Haselnusssträucher und die Ecken, an den Fuchs und Hase sich «gute Nacht» sagen, hinter sich, bis er an ein grosses gusseisernes Tor gelangt. Dieses Tor erinnert an das eines Château in Bordeaux, wobei es dabei auch bei der einzigen Ähnlichkeit bleibt. Dieses Königreich benötigt keinen Zaun. Das Tor ist gesäumt von Reben, die Strasse verläuft mit Blick auf das Montsant-Gebirge. Davor die kargen, trockenen und doch saftiggrünen, zähen Garnacha-Reben, die zeigen, dass grosser Wein aus Weinstöcken entspringt, die es schwer haben.

Eine Frau wie ihre Weine

Ähnlich zeigt sich auch die Önologin. Nicht nur, dass sie ihre beiden Kinder quasi auf dem Weingut gross gezogen hat. «Einen Monat nach der Geburt war ich wieder hier. Doch meine Kinder und auch ich empfinden es nicht als Arbeit. Wein ist mein Leben. Ich habe meinem Vater mit neun Jahren erklärt, ich möchte Winzerin werden. Und das sage ich auch meiner Tochter immer wieder: Du kannst alles schaffen, du musst nur dranbleiben.»

Judit Llop ist Winzerin mit Leib und Seele. Ihre Kinder hat sie quasi am Weingut gross gezogen.
Judit Llop ist Winzerin mit Leib und Seele. Ihre Kinder hat sie quasi am Weingut gross gezogen.

Denn auch Llop hätte in ihrer Karriere oft gegen viele Stimmen ankämpfen müssen. «Eine Frau in der Weinwelt, die noch dazu auf biologisch umstellt, und das im Spanien vor 20 Jahren: Alle haben mich ausgelacht.» Heute gibt der Erfolg der Katalanin recht. Für das, was sie alles macht, wofür ihre Weine stehen, und für die paradiesische Ruhe, die dieser Ort versteckt in den Hügelketten des Priorats ausstrahlt, kenne man sie noch zu wenig, meinten ihre Freunde und die Besucher, die es doch zu ihr geschafft hätten, erzählt Llop.

Was für eine Freude und Ehre mit solchen Menschen und Weinen arbeiten zu dürfen.
Was für eine Freude und Ehre mit solchen Menschen und Weinen arbeiten zu dürfen.

Grosser Wein zuerst

«Aber ich kann eben nicht alles machen», sagt die Spanierin, die ihren MBA im Weinbau abschloss, als ihre Kinder in die Vorschule gingen und mit der Universität in Tarragona Forschungsprojekte für nachhaltigen Weinbau unterhält. Dass der Wein von höchster Qualität ist und seine Herkunft widerspiegelt, sowie dass dabei die Biodiversität auf den 82 Hektar intakt ist, das sind auf Morlanda selbstredend die obersten Prioritäten. Danach kommen die liebevoll aus der weingut´schen Hecke geschnittenen roten Rosen, die den Verkostungstisch zieren und die Haselnusskekse in Form des Festungsturms von Falset, die die Önologin extra aus der hiesigen Bäckerei geholt hat.

Bio-Wein aus dem Priorat der herausfordernsten Region Spaniens: Morlanda in 10 Punkten

Der Bio-Wein aus dem spanischen Priorat nach der Delinat-Methode:
– Hochwertiger Bio-Wein aus der Region Priorat in Spanien
– Garnacha und Cariñena in Höchstorm
– Feuer in der Nase und Samt am Gaumen: Rosmarin, Blutorange und würzige Akzente, die lange anhalten
– Ausdrucksstarke Weine, die ihre Herkunft voller Impetus widerspiegeln
– Das Werk einer Vollblut-Winzerin in einer der herausforderndsten Weinregionen der Welt

Vor Ort:
– eine Oase der Ruhe, die nicht umsonst schon die Mönche im 12. Jahrhundert in diese Region führte
– erleben einer einzigartigen, wilden Flora und Fauna, in deren Mitte Weinbau stattfindet
– wilde Natur vor den Toren Barcelonas gelegen
– uraltes Kulturgut erleben, Weinbau mit einer über 700-jährigen Tradition
– einen authenthischen Flecken Spaniens erleben, der die Komplexität und Herausforderung, die hochwertige Bio-Weine mit sich bringen, aufzeigt

Der 20. Mai ist Weltbienentag: Wie steht es um die Bienen?

Am 20. Mai ist Weltbienentag. Zur aktuellen Situation der Bienen haben wir Michael Eyer, Bienenexperte und Imker, befragt.

Wie steht es dieses Jahr generell um die Gesundheit der Bienen?

Vielen Wildbienen geht es aufgrund von Lebensraumverlust und intensiver Landwirtschaft schlecht. Die Hummeln haben auch mit veränderten Umwelteinflüssen zu kämpfen, wie zum Beispiel mit steigenden Temperaturen.
Auch die Honigbienen sind dieses Jahr stark gefordert. Aufgrund der warmen Phase im Februar/März flogen Sie sehr früh und begannen zu früh mit der Brutaufzucht. Dadurch verbrauchten Sie viel Energie, was sie im Allgemein anfälliger macht.
Zudem blühte dieses Jahr im Schweizer Mittelland vieles gleichzeitig und oft zehn bis 14 Tage verfrüht, was gut mit den erhöhten Temperaturen der Meeresoberflächen zusammenpasst. Wenn alles gleichzeitig blüht, entsteht eine Konkurrenzsituation unter den zu bestäubenden Pflanzen, und die Honigbienen ziehen Raps und Ahornbäume den Obstbäumen vor, was sich auch auf die Bestäubungsleistung auswirken kann.

Bienenexperte Michael Eyer bei der Forschung im freien Feld (c.) A. Aebi
Bienenexperte Michael Eyer bei der Forschung im freien Feld (c.) A. Aebi


Honigbienen fliegen erst ab einer Temperatur von zehn bis 12 Grad Celsius. Die vergangenen Kälte- und Nässeperioden führten entsprechend dazu, dass Sie oft nur einige Stunden am Tag fliegen konnten. Jedoch sind für die Bestäubung von Kulturpflanzen und Obstblüten auch verschiedene Wildbienenarten sehr wichtig. Einige von ihnen, wie Hummeln, Mauerbienen und Sandbienen, können bereits bei kühleren Temperaturen fliegen und wichtige Bestäubungsleistungen erbringen.
Sind wir mal auf die diesjährige Obst- und Rapsernten gespannt. Die Blütenhonigernte dürfte im Mittelland mancherorts bescheidener ausfallen als in guten Jahren.

Was sind aktuelle Themen in der Bienenforschung?

In der Schweiz wurde soeben eine Rote Liste der bedrohten Wildbienenarten veröffentlicht. 59 Arten, der 615 bewerteten Arten sind ausgestorben. 45 Prozent, das heisst rund die Hälfte der Wildbienenarten, sind nach den neuen Zahlen gefährdet und weitere 9.4 Prozent der Wildbienenarten wurden als nahe zu bedroht eingestuft.
Des Weiteren hat eine Schweizer Studie gezeigt, dass Honigbienen besser überwintern, wenn agrarökologische Fördermassnahmen umgesetzt werden.
In der Schweiz wird momentan auch erforscht, welche Pflanzenschutzmittel in Pollen und Bienenbrot von Honigbienen zu finden sind.
Eine aktuelle Studie in acht europäischen Ländern hat aufgezeigt, dass Pflanzenschutzmittelcocktails aus der Landwirtschaft Hummeln auf Feldebene beeinträchtigen.

Ein Blick in das Zuhause der Honigbienen (c.) Michael Eyer
Ein Blick in das Zuhause der Honigbienen (c.) Michael Eyer

In der Varroa-Forschung hat ein neue Studie aus den USA hervorgebracht, dass sich die Varroa-Milben von der Hämolymphe der Honigbienenpuppen ernähren, was für deren Kontrolle nützlich sein könnte.
Interessant sind auch Ergebnisse aus Kirchhain (DE), wo eine Brutstoppmethode in Kombination mit einer Oxalsäure-/Sommerbehandlung vielversprechende Resultate brachte. In Europa gibt es auch laufende Forschungsprojekte zur Wiederherstellung der Bestäuber-Populationen.

Was ist aus ökologischer Sicht der Unterschied zwischen Honigbienen und Wildbienen?

Die Honigbienen werden von Imkern umsorgt, während Wildbienen mehrheitlich auf sich selbst gestellt sind und daher Umwelteinflüssen viel stärker ausgesetzt sind.
Honigbienen sind staatenbildende Insekten. In einem Volk gibt es eine Königin, etwa 40’000 Arbeiterbienen und etwa 1’000 Drohnen (männliche Bienen). Nur die Königin überwintert mit ca. 20’000 Arbeiterinnen. Sie bilden dafür eine Wintertraube und benötigen für die Wärmeproduktion viel eingelagerten Honig. Von den aktuell rund 570 in der Schweiz vorkommenden Wildbienenarten sind ca. 90 Prozent solitär lebend. Des Weiteren gibt es auch parasitische Lebensweisen (Kuckucksbienen), kommunale (einige Sandbienen-Arten) und primitiv-eusoziale Lebensweisen (z.B. Hummeln).
Über 60 Prozent der Wildbienenarten nisten im Boden. Eine weitere Besonderheit der Wildbienen ist, dass 30 Prozent aller Wildbienenarten auf Pollen bestimmter Pflanzenfamilien und -arten spezialisiert sind.

Für die Bestäubung von Kultur- und Wildpflanzen sind sowohl Honigbienen als auch Wildbienen von zentraler Bedeutung und werden durch Käfer, Motten, Fliegen/Moskitos und Wespen ergänzt. Mehr Infos: FIBL-Merkblatt „Wildbienen und Bestäubung“ ; https://www.fibl.org/de/shop/1633-wildbienen

Bienen und Pflanzenschutzmittel

Was haben chemisch-synthetische Pestizide oder zum Beispiel Glyphosat für einen Einfluss auf die Bienen?

Glyphosat kann sich indirekt auf Bestäuber auswirken, indem wichtige Futterpflanzen nicht mehr vorhanden sind. Dies kann insbesondere für Wildbienen problematisch sein.
Des Weiteren haben Pflanzenschutzmittel oft subletale Auswirkungen auf Bestäuber, die die Bienen nicht direkt töten, aber ihre Gesundheit oder ihr Verhalten beeinträchtigen und so die Populationen langsam reduzieren.
Eine Studie der Universität Konstanz hat gezeigt, dass hungernde Hummeln weniger gut in der Lage sind die Regulierung der Nesttemperatur durchzuführen, wenn sie mit Glyphosat versetztem Zuckerwasser gefüttert wurden. Auch die Darmflora von Honigbienen kann durch glyphosathaltige Produkte beeinträchtigt werden, was Sie anfälliger für Infektionen machen kann.

Was sollte sich ändern, damit Wildbienen-Populationen wieder besser überleben können?

Generell sollte der wirtschaftliche Nutzen der Bestäubung und anderer Ökosystemdienstleistungen viel stärker gewichtet werden. Denn eine ertragreiche Obst-, Beeren-, Gemüse- und Ölproduktion hängt von einer vielfältigen und ausreichend grossen Zahl von Insekten und Bienen und damit von einer intakten Bestäubungsleistung ab.

Es wäre wichtig, Monitoringdaten zu gefährdeten Wildbienenarten so rasch wie möglich in konkrete Förderprojekte umzusetzen und entsprechende finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig sollten die Testprotokolle im Zulassungsverfahren für Pflanzenschutzmittel auf verschiedene Wildbienenarten angepasst/erweitert werden und stärker auf die Fortpflanzungsmerkmale fokussieren.

Mit welchem Honig Bienen schützen

Was gibt es zu beachten beim Honigkauf?

Idealerweise sollte man Honig aus nachhaltiger Produktion kaufen. Zudem ist Importhonig aus China und der Türkei häufiger mit Sirupen verfälscht als einheimischer Honig.

Wie kann Honig nachhaltig produziert werden?

Für die Produktion von nachhaltig produziertem Honig gibt es verschiedene Labels, die zum Beispiel den Einsatz von Varroa-Bekämpfungsmitteln und einen zertifizierten Wachskreislauf vorschreiben. Als Standortanforderung für Biohonige muss die Bienenweide im Umkreis von drei Kilometern 50 Prozent nachhaltige Bewirtschaftung aufweisen.

Warum gibt es so wenig deutschsprachige Fachliteratur über Honig?

Es gibt ziemlich viel Literatur über Honig, wenn man gezielt danach sucht. Zum Beispiel auf der folgenden Homepage von Stefan Bogdanov, einem ehemaligen Schweizer Bienenforscher: https://www.bee-hexagon.net/deutsch/die-produkte/honig/
Ich selbst durfte während meiner Ausbildung an einem Projekt mitarbeiten, bei dem die Honigherstellung im dunklen Bienenstock mittels Computertomographie untersucht wurde. Dabei konnten wir unterschiedliche Zellfüll-, Umlagerungs- und Mundwerkzeugverhalten dokumentieren, die alle Teil des Honigreifungsprozesses sind.; „Geheimnisse um Honigproduktion durch Bienen enthüllt“, https://ira.agroscope.ch/de-CH/publication/37028
Auch folgendes Buch ist sehr empfehlenswert: „Kulinarisches Erbe der Alpen – Honig der Alpen“; https://www.orellfuessli.ch/shop/home/artikeldetails/A1060483012

Etwas, das ich vergessen habe zu fragen?

Ja, nämlich dass strukturreiche Rebberge für viele Wildbienenarten sehr nützlich sein können, indem sie wertvolle Lebensräume und wichtige Nahrungspflanzen zur Verfügung stellen. Speziell Abbruchkanten, Lössböschungen, kiesige Feldwege, sandige Böden, Totholzstrukturen, Markstängel und Steinmauern bieten für zahlreiche Insekten kleine Nistmöglichkeiten.


Dem Weinbau der Zukunft ein Stück näher: Das war das internationale Winzerseminar von Delinat

Beim internationalen Delinat-Winzerseminar von Delinat hat sich einmal mehr gezeigt: Delinat vereint eine Gruppe von Menschen, denen die Natur sehr am Herzen liegt. Und die das Möglichste dazu leisten, diese zu erhalten.

Während des Winzerseminars auf dem Delinat-Forschungsweingut Château Duvivier in der Provence tauschten sich die besten Bio-Winzer aus ganz Europa zu den neusten Forschungsthemen im Bereich des nachhaltigen Weinbaus aus. Dank vielversprechenden Lösungsansätzen schauen sie trotz den riesigen Herausforderungen des Klimawandels optimistisch in die Zukunft.

Experte Nicola Fagotto zeigt, wie Komposttee den Boden belebt. Winzerberater Daniel Wyss ist mit vollem Einsatz dabei.
Experte Nicola Fagotto zeigt, wie Komposttee den Boden belebt. Winzerberater Daniel Wyss ist mit vollem Einsatz dabei.
Nur gesunder Boden ergibt gesunde Trauben und guten Wein.
Nur gesunder Boden ergibt gesunde Trauben und guten Wein.

Château Duvivier als Schauplatz des internationalen Delinat-Winzerseminars

Schon bei der Ankunft begrüssen flinke Mauersegler, die wie wild um das Château segeln. Die Frösche im angrenzenden Teich – für sie ein Teich, für andere ein Wasserretentionsbecken – quaken aus voller Kehle. Der Hahn im Stimmbruch stimmt auf das bunte Lied an Biodiversität mit ein.

Andere Tiere und Pflanzen, die ihren Teil zur Biodiversität auf Château Duvivier in der Provence beitragen, hört man zwar nicht, doch sie machen das vielfältige Bild komplett. Das Bild eines Weingartens, in dem Schmetterlinge fliegen, Mohn, Lupinen und Klee blühen und in dem gesunde Trauben heranwachsen.

Das Modellweingut von Delinat, Château Duvivier als Schauplatz für den Weinbau der Zukunft
Das Modellweingut von Delinat, Château Duvivier als Schauplatz für den Weinbau der Zukunft

Es ist die Woche des internationalen Winzerseminars auf dem Delinat-Modellweingut Château Duvivier im französischen Departement Var. Delinat-Winzer aus Italien, Frankreich, Spanien, Portugal, Österreich und Deutschland sind zum Château gereist, um sich hier zu treffen. Um sich auszutauschen und zu lernen.

Delinat-Winzer aus LaRiona, dem Priorat und Valencia mit Weinberater Emil Hauser beim Winzerseminar.
Delinat-Winzer aus LaRiona, dem Priorat und Valencia mit Weinberater Emil Hauser beim Winzerseminar.

Die Hingabe für reiche Natur und guten Wein

Schnell wird klar: Hier verbindet die Menschen weit mehr als eine geschäftliche Beziehung. Es ist die Hingabe für die Natur, der Wissensdurst und der unabdingbare Drang sich weiterzuentwicklen, der unsere Delinat-Winzer dazu bringt, sich elf Stunden und mehr ins Auto zu setzen, um von den entlegendsten Teilen Europas in die Provence zu reisen.

Winzerberater Daniel Wyss (li.), Weinberater David Rodriguez und Delinat-Winzer Josep Maria beim Vortrag zu Wasserretention.
Winzerberater Daniel Wyss (li.), Weinberater David Rodriguez und Delinat-Winzer Josep Maria beim Vortrag zu Wasserretention.

Über die grossen Hauptthemen des Winzerseminars, nämlich Wasserretention, PIWIs und Bodenfruchtbarkeit haben wir hier bereits berichtet. Die sieben Tage auf dem Château haben aber auch viele faszinierende Geschichten geschrieben, die gibt es bald in der WeinLese und auf Weinbau der Zukunft zu lesen gibt.

Wir danken unseren Delinat-Winzern fürs Dabeisein und für Ihr Engagement. Es war eine Freude!

Weitere Impressionen der Seminarwoche auf Château Duvivier:

Château Duvivier: Nur gesunder Boden bringt gesunde Trauben

Während des internationalen Winzertreffens auf unserem Modellweingut Château Duvivier lag ein Schwerpunkt auf dem Thema Bodenfruchtbarkeit. Denn nur ein gesunder Boden bringt auch gesunde Trauben und hochwertige Weine hervor, da sind sich unsere Winzerinnen und Winzer einig.

Delinat-Winzerberater Daniel Wyss (l.) und Winzer Daniel Coulon aus Châteauneuf-du-Pape begutachten eine Bodenprobe von Château Duvivier.

Auch wenn man sich als Winzer mit dem beschäftigt, was über der Erde, nämlich bei den Reben und Trauben passiert, so ist der Fokus dennoch besonders auf den Boden gerichtet. Denn nur wenn dieser fruchtbar und lebendig ist und mit genügend Wasser versorgt wird, kann auch eine Traube gut wachsen und konzentrierte Aromen bilden, die schlussendlich in grossem Wein münden.

Symbiose von Pilz und Pflanze

Zum Thema Bodenfruchtbarkeit haben wir während des internationalen Winzerseminars auf unserem Modellweingut Château Duvivier einige sehr spannende Themen angeschnitten. So haben wir im Vorjahr 2000 bestehende Reben und 2800 Jungpflanzen mit Mykhorriza geimpft. Mykhorriza ist das weisse Pilzgeflecht unter der Erde, das Pilze und Pflanzen miteinander verbindet. Eine derart fruchtbare Symbiose ist auch zwischen Rebe und Pilz möglich. Denn durch diese Zusammenarbeit gelangen die Reben an ein Vielfaches an Wasser und Nährstoffen. Grégoire Piat vom Weingut Château Couronneau war begeistert: «Das klingt alles sehr spannend. Wir werden jetzt die Versuche von Delinat weiterverfolgen und falls sie sich längerfristig bewähren, werden wir auf unserem Weingut ebenfalls mit Mykorrhiza-Behandlungen beginnen». Eine Hürde sind auch die Kosten: Mykorrhiza-Behandlungen bei Reben sind derzeit noch ziemlich teuer.

Auf Château Duvivier wurden einige Reben mit Mykorrhiza behandelt. Die Symbiose zwischen Wurzel und Pilz kann helfen, die Nährstoff- und Wasserversorgung der Reben zu verbessern.

Keine Frage, Pilze sind keineswegs «böse», wie es so mancher angesichts starken Krankheitsdrucks von Echtem und Falschem Mehltau vermuten könnte. Vielmehr bieten sie unzählige Möglichkeiten, um die Landwirtschaft nachhaltiger zu gestalten. Ein weiterer Versuch in fünf Hektar bestehenden Reben ist auf Château Duvivier im Herbst 2024 geplant.

Gesunder Boden für gesunde Trauben

Grundsätzlich streben wir einen regenerativen Weinbau mit minimaler Bodenbearbeitung an. Trotzdem ist ab und zu eine leichte Bodenlockerung in Kombination mit der richtigen Einsaat von Kräutern und Pflanzen zwischen den Rebzeilen sinnvoll, sie verbessert den Humusaufbau und die Wasserinfiltration. Das bietet einen optimalen Schutz vor Erosion und Bodenverschlämmung.

Eine Begrünung im Weinberg sieht nicht nur schön aus, sondern hat viele Vorteile für die Bodenqualität und die Reben.

Wir versuchen im Rahmen von zahlreichen Experimenten die richtige Einsaat für den Boden auf Château Duvivier zu finden. Wir sehen schon jetzt, dass sich eine geringe Bearbeitung in Kombination mit Kräutern im Weingarten positiv auf den Weingarten auswirkt.

Abwarten und Tee ausbringen: Super-Boost für die Reben

Auf grosses Interesse stiess der Vortrag von Nicola Fagotto, einem Berater für Bodenfruchtbarkeit und insbesondere Komposttee. Er erinnerte die Winzerinnen und Winzer daran, dass ein Boden wie ein menschlicher Körper funktioniert: Um gesund zu bleiben und seine Funktionen optimal erfüllen zu können, muss er mit den richtigen Nährstoffen versorgt werden. Und dies kann nur mit einer grossen Artenvielfalt– über und im Boden – erreicht werden.

Auf Château Duvivier haben wir die Anwendung von Komposttee als alternative Düngemethode untersucht. Damit wird der Boden mit Nährstoffen, Mikroorganismen und Pilzen angereichert. Wir haben mit verschiedenen Kombinationen und Dosierungen von Hühnermist und Komposttee experimentiert. Im ersten Jahr haben die Ergebnisse gezeigt, dass der Komposttee generell ein längeres Triebwachstum bei den Reben erzielt hat als zum Beispiel die Zugabe von Hühnermist.

Der deutsche Delinat-Winzer Alex Pflüger ist ebenfalls für das Winzerseminar in die Provence gereist. Er plant, die Rezeptur – bestehend aus hochwertigem Kompost, Wasser, Melasse (Zucker), Algen und Pflanzenprotein – bald für seine Reben anzumischen: „Es gibt einiges zu berücksichtigen, aber ich werde diese Komposttee-Zusammensetzung auf jeden Fall bei mir in der Pfalz ausprobieren“, so der Delinat-Winzer.

Nur gesunder Boden bringt gesunde Trauben. Um gesunde, widerstandsfähige und produktive Reben zu erhalten, braucht es ein gesundes Bodenleben. Wenn wir den Weinberg mit einer Vielzahl guter Organismen besiedeln und ihnen einen geeigneten Lebensraum bieten, sorgen sie für ein gesundes Pflanzenwachstum. Und das wiederum mündet in einem Wein, der uns mundet.

PIWI, und wie: Grosse robuste Rebsorten-Degustation auf Château Duvivier

Auf unserem Modellweingut Château Duvivier in der Provence geht es gerade rund: Alle Delinat-Winzer sind zum internationalen Winzerseminar geladen. Einer der Wissensschwerpunkte liegt auf dem Thema PIWI. Robuste Rebsorten, für Delinat ein unabdingbarer Baustein für den Weinbau der Zukunft. Auch in Italien spielen diese Sorten eine immer grössere Rolle, berichten die italienischen Delinat-Winzer. Teil des Seminars war deshalb eine grosse Verkostung neuer Rebsorten.

Das internationale Delinat-Winzerseminar findet dieses Jahr auf Château Duvivier in der französischen Provence statt. Den Auftakt bildeten die italienischen Delinat-Winzer, welche sich für den Austausch und die Weiterbildung auf dem Delinat-Forschungsweingut trafen. Nebst Themen wie Bodenbearbeitung, Wasserretention und Zubereitung von Komposttee standen die neuen Rebsorten im Zentrum des Seminars.

Lara Spresser, Verantwortliche für die Weingarten-Versuche auf Château Duvivier (li.) und Delinat-Winzerberaterin Arina Schefer (re.) bereiten die erste grosse robuste Rebsorten-Degustation auf Château Duvivier vor.
Lara Spresser, Verantwortliche für die Weingarten-Versuche auf Château Duvivier (li.) und Delinat-Winzerberaterin Arina Schefer (re.) bereiten die erste grosse robuste Rebsorten-Degustation auf Château Duvivier vor.

Degustation aus Kleinst-Weinproduktion

Die italienischen Winzer verkosteten Mikrovinifikationen, also Kleinst-Weinproduktionen von den jüngsten PIWI-Neuzüchtungen, die in einem Versuchsfeld auf Château Duvivier angepflanzt werden. Mit dabei war auch Alexander Morandell, der Präsident von PIWI International. Er tauschte sich aktiv mit den Delinat-Winzern zu den neuen Sorten aus. Er wies auch darauf hin, dass man für jede Rebsorte entsprechendes Wissen im Weinberg und -keller braucht, um einen guten Wein herstellen zu können. Und das gelte natürlich auch für die verschiedenen PIWI-Sorten, dieses Wissen müsse man sich als Winzer zuerst aneignen.


Delinat-Winzerinnen Eleonora Dezzani (li.) und Cecilia Zucca von der malerischen Azienda Poggio Ridente (mi.) im Piemont, zeigten sich ebenso begeistert von den Mikrovinifikationsproben wie William Savian (mi.li.) aus dem Veneto und Alberto Brini (re.) vom Delinat-Weingut Il Conventino in der Toskana.
Delinat-Winzerinnen Eleonora Dezzani (li.) und Cecilia Zucca von der malerischen Azienda Poggio Ridente (mi.) im Piemont, zeigten sich ebenso begeistert von den Mikrovinifikationsproben wie William Savian (mi.li.) aus dem Veneto und Alberto Brini (re.) vom Delinat-Weingut Il Conventino in der Toskana.

Grosse robuste Rebsorten-Degustation auf Château Duvivier: einige Eindrücke

Der sizilianische Delinat-Winzer Massimo Maggio stellte dabei klar, dass sich PIWIs keineswegs nur für kühlere Weinregionen eignen: «Auf Rat von Delinat pflanzen wir als eines der ersten Weingüter in Sizilien seit sechs Jahren verschiedene PIWI-Sorten an. Und wir sind sehr zufrieden mit den ersten Jahrgängen: Die Sorten behalten auch in unserem heissen Klima eine schöne Säure und reifen sehr früh. Da wir sie schon Anfang August ernten können, sparen wir uns so in trockenen Jahren einen Monat Bewässerung».

Interessant und zukunftsträchtig: Die italienischen Delinat-Winzer bei der grossen PIWI-Degustation von Delinat. Im Bild Delinat-Winzer xx (li.) und Delinat-Einkaufsleiterin, sowie Italien-Expertin Martina Korak.
Interessant und zukunftsträchtig: Die Delinat-Winzer Paolo Cotroneo (li.vo.) und Vincenzo Mercurio (li.hi.) mit Delinat-Einkaufsleiterin, sowie Italien-Expertin Martina Korak.

Zudem seien letztes Jahr sehr viele Reben wegen Pilzbefall krank geworden, was dazu geführt habe, dass sich nun immer mehr sizilianische Winzer für die neuen Sorten interessieren. Massimo Maggio ist deshalb froh, dass er diesbezüglich bereits einen Vorsprung hat und plant, in Zukunft noch mehr PIWI-Sorten in seinen Weingärten anzupflanzen. Im Norden Italiens, im Veneto, überzeugen die robusten Rebsorten ebenso, berichtet Delinat-Winzer William Savian. «Für mich ist ökologischer Weinbau untrennbar mit PIWIs verbunden», so Savian.