Schauspieler, Umweltaktivist und Delinat-Fan: Hannes Jaenicke im Gespräch mit Karl Schefer

Umweltaktivist und Schauspieler Hannes Jaenicke (l.) hat sich mit Delinat-Gründer Karl Schefer über aktuelle Themen ausgetauscht.

Hannes Jaenicke gehört zu den gefragtesten deutschen Schauspielern. Darüber hinaus engagiert er sich als Dokumentarfilmer, Buchautor und Umweltaktivist. Mit Delinat-Gründer Karl Schefer spricht er über ökologisches Konsumverhalten und die Glaubwürdigkeit von Bio-Labels.

Gerade war Hannes Jaenicke das erste Mal zu Besuch auf einem Delinat-Weingut. Seine Eindrücke schildert er im Video.

Jaenicke: Es ist paradox, wenn nicht sogar schizophren: Wir Menschen sorgen uns zunehmend ums Klima und Artensterben, und trotzdem wehren wir uns gegen jegliche Form von Umdenken und Nachhaltigkeit. Der CO2-Ausstoss steigt weiter, die Plastikvermüllung ebenso, und der Absatz von Bio-Lebensmitteln in Deutschland ist erstmalig seit Jahrzehnten rückläufig. Warum geben wir im internationalen Vergleich am meisten Geld für Autos und Küchen, aber am wenigsten für Lebensmittel aus?

Schefer: In Deutschland hat die Inflation als Folge der gestiegenen Energiepreise diesen Trend sicherlich verschärft. Aber es war auch vor dem Ukraine-Krieg eine eher geringe Wertschätzung für hochwertige Lebensmittel erkennbar. 2021 gaben immerhin noch 67 Prozent der Befragten an, für nachhaltige Produkte höhere Preise zu akzeptieren. Heute liegt dieser Wert noch bei mickrigen 30 Prozent.

Jaenicke: Das hat vielleicht auch mit der Verwässerung der «Bioszene» zu tun. Die Anforderungen von EU-Bio sind nur noch unwesentlich höher als für die konventionelle Landwirtschaft.

Schefer: Ja, es lohnt sich, genauer hinzusehen. Bio ist nämlich nicht gleich Bio. Seit die Großverteiler auf diesen Zug aufgesprungen sind, wurden die Anforderungen immer mehr aufgeweicht. Das hat mitunter dazu geführt, dass viele Landwirte nicht aus Überzeugung umgestiegen sind, sondern weil bessere Preise lockten. Ich bezeichne diese Entwicklung als Industrie-Bio. Die Massenware, die bei Discountern angeboten wird, hat mit dem, was wir bei Delinat unter Bio verstehen nichts gemein. Für uns ist das EU-Biosiegel überhaupt kein Maßstab.

Hannes Jaenicke liess sich am Reinhardt-Seminar in Wien zum Schauspieler ausbilden und spielte in über 70 Kinofilmen und Fernsehproduktionen (u.a. im Tatort und anderen Krimiserien) mit. Engagiert kämpft er gegen die Ausrottung bedrohter Tierarten und für ein Umdenken in Sachen Klimaschutz. Für diesen Einsatz wurde er mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. Er ist Mitglied der Partei Bündnis 90/Die Grünen.

Jaenicke: Interessanterweise hat Delinat schon vor Jahrzehnten eigene Richtlinien für seine Winzer erlassen. Kann es sein, dass die sehr strenge Delinat-Methode selbst überzeugte Biowinzer gelegentlich überfordert?

Schefer: Es stimmt, die Delinat-Richtlinien sind sehr anspruchsvoll. Uns reicht es nicht, qualitativ hochwertige Weine ohne Chemie zu erzeugen. Wir verlangen von unseren Winzern, dass sie die Biodiversität im Weinberg fördern und so das Ökosystem stärken. Das geschieht zum Beispiel mit Hilfe von Permakultur– oder Agroforstkonzepten – beide sind gerade grosse Trendthemen. Unsere Richtlinien schreiben aber schon lange den Bau von Teichen und Gräben zur effizienten Regenwassernutzung sowie die Pflanzung von Bäumen und Sträuchern zwischen den Reben vor. Wie positiv sich das auswirkt, kann man eindrücklich auf unserem Modell- und Forschungsweingut Château Duvivier in der Provence erleben.

Weinberge werden zu Naturparadiesen

Jaenicke: Die Weine von Delinat genießen den Ruf, aus den ökologischsten Weingärten Europas zu stammen. Wie können Sie das untermauern?

Schefer: Was wir auf unserem eigenen Weingut in der Provence umsetzen, ist die Blaupause für alle Winzer, mit denen wir zusammenarbeiten. Denn diese erklären sich bereit, konsequent nach der Delinat-Methode zu arbeiten. Wenn ich schaue, wie sich die Rebberge von langjährigen Partnerwinzern im Vergleich zu anderen Weingütern entwickelt haben, kann ich heute selbstbewusst und mit gutem Gewissen behaupten, dass Delinat-Weine aus den natürlichsten Weingärten Europas kommen.

Jaenicke: Für wie realistisch halten Sie die Zielvorgabe, wonach bis 2030 der Anteil des ökologischen Landbaus in Deutschland bzw. der Europäischen Union bei über 30 Prozent liegen soll?

Schefer: Wenn diese Zielsetzung auf den aktuellen EU-Bioanforderungen basiert, bringt uns das nicht viel weiter. Es reicht schlicht nicht, wenn auf 30 Prozent der Landwirtschaftsfläche auf Kunstdünger und chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel verzichtet wird. Es braucht den kompletten Ausstieg aus der Agrochemie. Und auch die im biologischen Landbau erlaubten Pflanzenschutzmittel in Form von Kupfer- und Schwefellösungen müssen drastisch zurückgefahren werden, weil auch sie für die Umwelt schädlich sind. Kupfer ist ein Schwermetall, das den Boden belastet und Schwefel ist ein Insektengift. Die große Trendwende wird jedoch erst einsetzen, wenn die Politik endlich zur Einsicht kommt, die konventionelle Landwirtschaft nicht mehr zu subventionieren.

«Schmetterlinge sollen wieder in den Rebbergen fliegen» Karl Schefer, 1980

Jaenicke: Delinat propagiert und fördert als Alternative das Anpflanzen neuer, robuster Rebsorten, die keinen Pflanzenschutz mehr brauchen. Ist es realistisch zu glauben, dass beliebte Sorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot, Spätburgunder, Riesling oder Chardonnay solch unbekannten neuen Sorten weichen sollen?

Schefer: In vielen Weinregionen führt kein Weg daran vorbei, wenn man den nachhaltigen Weinanbau ernst nimmt. Wo es feucht oder heiss-feucht ist, können an herkömmlichen europäischen Reben ohne Pflanzenschutzmittel keine Trauben reifen . Bei unserem wichtigsten Winzer in Spanien läuft derzeit ein Züchtungsprojekt mit neuen, pilzresistenten Traubensorten, sogenannten PIWIs, die eine gute Resistenz gegen Krankheiten entwickeln. Das ist jedoch ein mehrjähriger Prozess, obwohl es schon heute Sorten mit guter Resistenz gibt. In der Schweiz haben wir mit dem Weingut Lenz einen Winzer, der mit großem Erfolg bereits vollständig auf solche Sorten umgestiegen ist. Und auch mehrere unserer Winzer in Deutschland, Frankreich oder Italien haben auf unsere Empfehlung hin angefangen, auf bestehende robuste Sorten auszuweichen.

Jaenicke: Der Kampf gegen die übermächtige Agrarlobby aus Erzeugern, Chemie- und Pharmaunternehmen und verarbeitender Industrie erinnert mich an Don Quijote oder David und Goliath. Viele Politiker agieren wie Marionetten dieser Lobbyisten und fürchten sich vor mutigen Schritten. Dabei geht es um unsere Umwelt und unser aller Gesundheit! Im «Spiegel» war kürzlich zu lesen, dass allein in Deutschland das Gesundheitswesen pro Jahr mit 60 Milliarden Euro aufgrund von ungesunder Ernährung belastet wird. Wie können wir die Wichtigkeit von wertvollen, gesunden und ökologisch hergestellten Produkten besser hervorheben? Was halten Sie von einem Pflichtfach für Ökologie, Ernährung und Nachhaltigkeit schon ab der 1. Klasse der Grundschule?

Schefer: Eine gute Idee. Doch da ist die Politik gefordert, entsprechende Anreize zu setzen. Auch beim erwachsenen Verbraucher muss ein Umdenken einsetzen: Beim Motoröl für das Auto darf es nur vom Besten sein, beim Olivenöl wird dann das billigste in den Warenkorb gepackt. Würde ehrlich gerechnet, wären Bioprodukte nicht teurer als andere. Denn ohne die massiven Agrar-Subventionen aus Brüssel für konventionelle Landwirtschaft wären deren Erzeugnisse sogar teurer als Bio-Lebensmittel. Erst recht, wenn auch noch die Kosten für Umweltschäden aufgerechnet würden, welche durch billige Massenproduktion verursacht werden.

Jaenicke: Wein scheint mir ein gutes Beispiel dafür, dass Bio nicht unbedingt teurer sein muss. Neben teuren gibt es auch sehr preiswerte Gewächse …

Schefer: Das ist richtig, aber Achtung: Für die 3.64 Euro, die der deutsche Konsument durchschnittlich für einen Liter Wein zu zahlen bereit ist, gibt es im ehrlichen Bio-Segment kein Angebot. Dafür sind Arbeitsaufwand und Ertragsbeschränkungen für ein auf Qualität bedachtes Weingut zu gross. Unsere günstigsten Weine liegen knapp unter acht Euro. Das erachte ich als fairen Preis. Alles unter fünf Euro ist Massenware, bei der höchstens minimale ökologische Anforderungen erfüllt werden.

Jaenicke: Bei einer Langzeitstudie der Hochschule Geisenheim aus dem Jahr 2020 wussten lediglich 60 Prozent der befragten Weinkonsumenten, dass es Bioweine gibt. Viele gaben sich obendrein skeptisch. Zwei Drittel der Studienteilnehmenden hielten «Bio» bei Wein sogar für eine Verbrauchertäuschung. Das Wissen über Biowein und dessen Herstellung ist offenbar gleich null. Wie kann und will Delinat solchen Defiziten entgegenwirken?

Schefer: Bio hat heute viele Gesichter – leider nicht nur strahlende. Winzer, welche die Natur über Jahre mit der Chemiekeule traktiert haben, mutieren jetzt plötzlich vom Saulus zum Paulus. Dabei müssen sie sich die Frage gefallen lassen, ob sie es aus Überzeugung tun, oder nicht doch eher als Trittbrettfahrer mit der Aussicht auf bessere Preise unterwegs sind. Für überzeugte und echte Biowinzer ist es zu einer Herausforderung geworden, sich von «Pseudo-Bio» abzugrenzen, was die Konsumenten häufig verunsichert. Es braucht ein verständliches, glaubwürdiges Marketing. Bei Delinat vermitteln wir kontinuierlich über unsere Medien, welche Anstrengungen die Delinat-Winzer in Europa unternehmen, um diese besonderen Weine zu erzeugen. Das Storytelling muss dabei auch von den Winzern selbst kommen. Vor allem die jungen Winzer sind da schon höchst ambitioniert unterwegs.

Mit gutem Gewissen geniessen: Die Delinat-Weinabos sind ein Motor für die Biodiversität


Jaenicke: Ich bin neuerdings begeisterter Delinat-Wein-Abonnent. Delinat behauptet, mit seinen Weinabos die Biodiversität in Europas Weinbergen ganz direkt und gezielt zu fördern. Wie funktioniert das?

Schefer: Für Leute, die unsere Weinabos noch nicht kennen, mag das seltsam klingen. Dabei ist es ganz einfach: Die Delinat-Richtlinien schreiben Artenvielfalt vor, definieren exakte Maßnahmen und Methoden. Delinat-Winzer sind besonders motiviert, in die Artenvielfalt zu investieren, wenn sie im Gegenzug eine längerfristige Abnahmegarantie für die beachtliche Menge an Wein kriegen, die wir für die Bestückung der vielen Abopakete benötigen. Der «DegustierService» – unter diesem Namen sind die Delinat-Weinabos zusammengefasst – erfreut sich seit Jahren großer Beliebtheit. Deshalb ist er im Laufe der Jahre zu einem starken Motor für die Biodiversität im Weinberg geworden. Jedes neue, zusätzliche Abo bringt diesen Motor noch etwas mehr auf Touren. Ist das nicht großartig!

Robuste Rebsorten – und ein Dankeschön

2021 wird vielleicht als Jahr der Wende im langen Ringen um die Zulassung robuster Rebsorten in die Geschichte eingehen. Der äusserst nasse Sommer hat nicht nur Überschwemmungen und Not durch Fluten gebracht, er hat auch Bauern und Winzer an ihre Grenzen erinnert. So mancher musste zusehen, wie seine Ernte verloren geht. Was Erosion nicht geschafft hat, wurde mitunter durch Schadpilze und Fäulnis vernichtet. Auch die giftigsten Pestizide konnten da nichts mehr ausrichten.

Rebstock im Winter

Wer im Spätsommer dieses Katastrophen-Jahrs das Glück hatte, einen mit robusten Sorten bepflanzten Delinat-Weinberg zu besuchen, wird nicht schlecht gestaunt haben: Hier eine Parzelle mit vollständig zerstörtem Merlot, direkt daneben intakte, wunderschöne Sauvignac-Trauben, gross, saftig, makellos. Als ob den ganze Sommer über die Sonne geschienen hätte! Man kostet eine Beere und erlebt eine Aroma-Explosion. Was nur hat der Winzer gezaubert, um so schöne Trauben zu erzeugen? Mehr oder neuen Pflanzenschutz betrieben?

Mitnichten. Die grosse Arbeit haben Pioniere wie Valentin Blattner vor vielen Jahren mit ihrer grossartigen Kreuzungsarbeit geleistet, mit der sie krankheitsresistente amerikanische oder asiatische mit europäischen «Edel-»Rebsorten verheiratet haben. Dabei müssen die richtigen Partner gefunden und in unzähligen Versuchen die besten Kinder gezüchtet werden, bis eines das erfüllt, von dem jeder Winzer träumt. Statt jährlich ein Dutzend Mal stupid mit dem Traktor durch die Reben zu tuckern und dabei den Boden tot zu walzen, kann er endlich wieder das tun, was seine Ahnen den spannenden Beruf wählen liess: Die Natur und die Biodiversität im Weinberg zulassen, aromatische, gesunde Trauben ernten und wunderbare Weine machen.

Delinat fördert seit vielen Jahren die Entwicklung und den Anbau von robusten Rebsorten (PIWIs = pilzwiderstandsfähige Sorten). Der Klimawandel hat nun dafür gesorgt, dass viele Winzer aufgewacht sind. So dramatisch wie in 2021 sind die Vorzüge der neuen Sorten noch nie sichtbar geworden. Nun wollen viele Winzer gleichzeitig die neuen Sorten – doch das geht natürlich nicht so schnell. Die Rebschulen müssen die Pflanzen erst herstellen, das Holz multiplizieren. Für 2022 ist nichts mehr zu haben, auch 2023 wirds nicht für alle reichen.

Wir laden Sie ein, ein paar Delinat-Winzer in den folgenden Videos zu besuchen und zu hören, warum sie seit langem auf robuste Sorten setzen. Schauen Sie sich vor allem jenes von Roland Lenz an – er hat in diesem schwierigen Sommer besondere Kontraste erlebt.

Roland Lenz stellt als erster Schweizer Winzer auf 100% PIWIs um

Timo Dienhard baut PIWIs zusammen mit Riesling an der Mosel an

Auf Château Duvivier in der Provence werden neue PIWIs im grossen Stil getestet

Wie die Ökologie auf Château Duvivier voran getrieben wird

Wie immer gehört unser aufrichtiger Dank Ihnen, liebe Kundin, lieber Kunde. Ohne Sie und die vielen anderen Weinfreunde, die Delinat-Wein bevorzugen und damit Genuss und Naturverbundenheit zu verbinden wissen, würden wir scheitern. Es ist toll, dass 40 lange Delinat-Jahre eine Gemeinschaft im Denken entstehen liess, die weit mehr bedeutet als der Begriff «Kundentreue» auszudrücken vermag. Vielen Dank, dass Sie ein Teil davon sind!

Ich wünsche ich Ihnen alles Gute, auch im Namen des Teams und aller Delinat-Winzerinnen und -Imkerinnen!

ZDF-Dreh im Tal der Kamele

Mit dem Doku-Format «planet e» bringt das ZDF wöchentlich spannende Reportagen zu aktuellen Themen des Umwelt- und Naturschutzes. Der Bericht «Nahe an der Natur» im Delinat-Magazin WeinLese vom Mai 2020 über Biodiversitäts- und Permakulturmassnahmen auf dem Weingut Vale de Camelos hat dazu geführt, dass das ZDF ein Filmteam in den vom Klimawandel arg gebeutelten Süden Portugals geschickt hat. Denn hier zeigt sich mit aller Deutlichkeit, worauf sich möglicherweise auch die Landwirtschaft in Deutschland und der Schweiz gefasst machen müssen.

Biodiversität auf dem Weingut Vale de Camelos

Im Alentjo, einer der trockensten Gegenden Europas, haben viele Bauern den Kampf gegen die Dürre bereits aufgegeben. Grossflächig versteppen brachliegende Felder. Ganz anders auf der 1000 Hektar grossen Farm, die der Bremer Reeder und Seefahrer Horst Zeppenfeld 1981 erstanden und vor knapp 10 Jahren an Tochter und Schwiegersohn Antje und Thorsten Kreikenbaum weitergegeben hat. Diese haben die Farm im Tal der Kamele mit Hilfe portugiesischer Fachkräfte auf Weinbau, Korkeichen, Johannisbrotbäume und Olivenanbau spezialisiert und sorgen seit einigen Jahren mit einfachen, aber wirkungsvollen Massnahmen dafür, dass mitten in einer wüstenähnlichen Region eine fruchtbare, grüne Oase entstanden ist.

Mit einer ausgeklügelten Bewässerungstechnik nach der Permakultur-Methode wird kein Tropfen des spärlich fallenden Regenwassers verschwendet. Steinwälle und Dämme zwischen den Weinreben halten das Wasser auf und geben es bei Bedarf an die Reben ab. Innerhalb der letzten zehn Jahre konnten der Wasserverbrauch auf dem Gut trotz Klimastress um die Hälfte reduziert und die Fruchtbarkeit gesteigert werden.

Keyline Design
Neue Rebberge wurden im Keyline-Design angelegt, um Erosion zu vermeiden und das spärliche Regenwasser optimal den Reben zur Verfügung zu stellen.

Ende Juni 2020 hat die ZDF-Filmcrew um Regisseur Berndt Welz während drei Drehtagen die Arbeitsweise auf Vale de Camelos (Kompostmanagement, Keyline-System, Biodiversität, nächtliche Bewässerung, Beweidung mit Schafen, Versuchsfeld mit Pflanzung autochthoner trockenresistenter Rebsorten) gefilmt und Interviews mit Antje und Thorsten Kreikenbaum sowie Betriebsleiterin Helena Manuel geführt. Entstanden ist ein rund zehnminütiger Beitrag, der im Rahmen des Dokumentarfilms «Diagnose Dürrestress» am 16. August 2020 in der Reihe «planet e» zu sehen ist. Hier geht es direkt zum Beitrag.

Die konsequent biologisch und nach der strengen Delinat-Methode wirtschaftende Adega Vale de Camelos wurde von Delinat aufgrund der langjährigen und intensiven Anstrengungen für eine reiche biologische Vielfalt zum «Biodiversitätsweingut 2020» gekürt. Die qualitativ hochwertigen und genussvollen Weine dieses Vorzeigeweinguts finden Sie hier.

Weitere Blog-Beiträge zum Weingut Vale de Camelos:

Free the Bees: kleiner Verein mit grossen Zielen

Obwohl Delinat bei der Imkerei strenge Vorgaben macht, gibt es Möglichkeiten, die Bienenhaltung noch nachhaltiger zu gestalten. Zusammen mit Fachleuten vom Schweizer Verein «Free the Bees» sind wir derzeit dabei, neue Methoden und Richtlinien zu entwickeln. Unsere Imker freuen sich über die professionelle Hilfe und werden ab 2019 neue Methoden testen.

«Free the Bees» kämpft mutig für eine artgerechte Bienenhaltung. Der Verein vergleicht die aktuelle Imkerei mit der Landwirtschaft: Massentierhaltung, Mast, Medikamentenmissbrauch, Leistungszucht, Kastration, künstliche Vermehrung. Die Folgen sind Krankheiten, Seuchen und Parasiten, Verweichlichung, Degeneration, Resistenz gegen Medikamente. Honig ist in der Regel leider nicht (mehr) das ökologische Naturprodukt, als welches es angepriesen wird.

«Free the Bees» hat grosse Ziele und mächtige Gegner. Der kleine Verein verdient es, unterstützt zu werden. Delinat hat dies in den letzten Jahren tatkräftig getan und lädt Sie ein, es gleich zu tun: www.freethebees.ch/jetzt-unterstuetzen

Zeit für Frühlingsgenüsse

Es riecht nach Frühling! Wir freuen uns auf knackige Salate, junges, zartes Gemüse und aromatische Kräuter. Da kommen die ersten Weissweine des neuen Jahrgangs gerade recht: Diese sind jetzt so richtig frisch und riechen extrem nach Frühling. Mit ihren ausgeprägten, jugendlichen Fruchtaromen sind sie ideale Apéro- und Feierabendweine. Genau so viel Spass machen sie aber zu passenden Speisen. Ich habe ein wenig in meiner Rezeptsammlung gestöbert und dabei ein paar erfrischende und spannende Kombinationen entdeckt.

Weisswein im Frühling

Der Riesling Terra Rossa vom traditionsreichen Hirschhof in Rheinhessen ist geprägt durch aromatische Fülle und harmonisches Süsse-Säurespiel. Damit passt er ausgezeichnet zu einer Gemüsegratin mit Sbrinz und frischen Kräutern. Die fruchtigen Aromen nehmen die Kräuter (Petersilie, Kerbel) auf und die dezente Restsüsse pfuffert die Würzigkeit des Käses bestens.

Gemüse-Couscous mit Auberginen verlangt nach einem Weisswein mit frischer, lebendiger Säure, welche die Röstaromen der Aubergine elegant begleiten. Der dezent blumig-würzige Soave La Casetta aus dem Hause Fasoli im Veneto ist hier eine gute Wahl.

Auf die erste Spargeltarte der Saison freue ich mich schon jetzt. Hier fällt meine Wahl auf den Villa Veredus blanc. Der sehr aromatische Sauvignon Blanc mit Aromen von Zitrusfrüchten und Johannisbeerblüten unterstützt die grünlichen Aromen vom Spargel. Und die angenehme Säure des Weines belebt die Eier-Käsefüllung und den Mürbeteig.

Die mediterran gefüllten Hühnchenfilets wecken bei mir erste Feriengefühle. Der Maison Coulon Chardonnay aus dem südfranzösischen Languedoc verstärkt diese noch. Die würzige und reiffruchtige Aromatik des Weines wird von der frischen und aromatischen Füllung (Zitronenthymian und getrocknete Tomaten) belebt. Im Gegenzug nimmt der Wein die würzige und röstige Aromatik des Hühnchens sehr gut auf.

Ein dampfender Teller Spaghetti macht das ganze Jahr über Spass. Eine Variante, die besonders gut zum Frühling passt: Zitronenspaghetti mit Kräutergarnelen. Klar dass dazu ein Italiener her muss: Der leichte und frische Grillo Zibibbo von Massimo Maggio aus Sizilien passt wunderbar. Seine dezenten Muskatnoten harmonieren sowohl mit den Zitronenaromen in der Sauce als auch mit den Garnelen.

Bis ich meine ersten Zucchini im Hausgarten ernten kann, dauert es noch eine Weile. Doch der Albet i Noya Xarel.lo aus Katalonien, den ich zu einer Zucchini-Feta-Tarte mit Minze zu kredenzen gedenke, liegt im Keller parat. Die feine Zitrusnote und der Blütenduft des Weines harmonieren perfekt mit der Würze der Tarte und die frische Säure pfuffert die Salzigkeit des Fetakäses hervorragend.

Ich wünsche Ihnen einen genussvollen Frühling mit diesen oder eigenen Kombinationen.

Auf ein Glas mit… Annemarie Dietrich

Die Kundennummer 1010 ist eine ganz besondere: Sie gehört Annemarie Dietrich aus Langnau im Emmental. Seit über 25 Jahren hat die rüstige, 83-jährige Weinliebhaberin alle sechs verschiedenen DegustierService-Pakete abonniert. Ausserdem beschenkt sie rund ein Dutzend Familienmitglieder und Bekannte damit. Wir trafen sie zu Hause in Langnau auf ein Glas Wein.

Annemarie Dietrich hat seit vielen Jahren an jedem DegustierService-Paket ihre helle Freude.
Annemarie Dietrich hat seit vielen Jahren an jedem DegustierService-Paket ihre helle Freude.

Frau Dietrich, Sie gehören zu den treusten Delinat-Kundinnen. Wie kam es dazu?
Annemarie Dietrich: In den 1980er- Jahren war ich mit unserer Tochter Dorothea in Luzern an einer Messe. Dort haben wir an einem Stand Bekanntschaft mit dem Delinat-DegustierService gemacht. Mir gefiel die Idee, mittels regelmässig zugeschickter Pakete biologische Weine kennenzulernen, und ich fand die Sache unterstützungswürdig.

Persönlich

Delinat-Wein hält jung: Bestes Beispiel dafür ist Annemarie Dietrich. Die 83-jährige gelernte Krankenschwester wohnt mit ihrem Mann Jürg, einem pensionierten Arzt, in Langnau im Emmental. Während er keinen Alkohol verträgt, genehmigt sie sich jeden Abend ein Glas Rotwein.

Annemarie und Jürg Dietrich haben eine erwachsene Tochter. Während über einem Vierteljahrhundert führte das Ehepaar bis 1994 in Langnau eine Arztpraxis. Seither geniesst es den Ruhestand im Emmental oder in der schön gelegenen Ferienwohnung in Sundlauenen am Thunersee.

Sie haben gleich alle verschiedenen Pakete aus dem DegustierService abonniert?
Ja, aber nicht nur das. Delinat war ja am Anfang noch auf Geldsuche. Also haben wir dieses Pionierunternehmen auch noch mit einem Darlehen unterstützt.

Sie haben Delinat finanziell unterstützt, obwohl Ihr Mann keinen Wein trinkt?
Ja. Mein Mann kriegt vom Alkohol Kopfschmerzen und trinkt deshalb keinen Wein. Ich selber geniesse jeden Tag ein Glas Rotwein zum Nachtessen. Der persönliche Umgang von Delinat mit mir als Kundin hat mir immer sehr imponiert. Ausserdem wurde das Darlehen ja gut verzinst. Als es ein paar Jahre später zurückbezahlt wurde, war ich fast ein wenig traurig, weil die grosszügigen Zinszahlungen ausblieben.

Gab es auch Enttäuschungen mit Delinat-Wein?
Nein. Mir schmecken die Weine ausgezeichnet. Seit vielen Jahren beziehe ich alle sechs DegustierService-Angebote. Hin und wieder gibt es eine Flasche mit Zapfen, aber die werden immer anstandslos ersetzt, manchmal gibt es sogar eine obendrauf. Nahe Familienangehörige und Bekannte, denen ich den DegustierService schenke, sind ebenfalls immer des Lobes voll über dieses Weinpaket.

Jürg Dietrich verträgt keinen Wein. Seiner Frau schenkt er aber gerne ab und zu ein Glas ein.
Jürg Dietrich verträgt keinen Wein. Seiner Frau schenkt er aber gerne ab und zu ein Glas ein.

Wie kamen Sie auf die Idee, den DegustierService zu verschenken?
Schon früher stellte ich immer Delinat-Wein auf, wenn wir Gäste hatten. Wenn die Besucher den Wein genügend lobten, habe ich ihnen sogleich ein DegustierService-Abonnement geschenkt. Deshalb müssen meine Tochter, alle Nichten und Neffen und ein paar gute Bekannte heute auch Delinat-Wein trinken. Die positiven Reaktionen zeigen mir aber, dass es kein Müssen ist. Die Geschenkidee kommt überall sehr gut an – zumal man nicht bloss feinen Wein bekommt, sondern auch noch etwas Gutes für die Umwelt tut, wenn man sich für biologische Tropfen entscheidet. Ich selber habe jedes Mal eine Riesenfreude, wenn wieder ein Paket eintrifft.

Haben Sie im Verlauf der Jahre auch schon Weinperlen entdeckt, die es Ihnen besonders angetan haben?
Wenn mir ein Wein besonders gut gefällt, bestelle ich ein paar Flaschen nach. Wir haben im Dorf Sundlauenen am Thunersee eine Ferienwohnung. Dort hat es immer einen schönen Vorrat an Delinat-Weinen. Im Familienkreis werden die Weine hier zu einem guten Essen richtiggehend zelebriert. Einen besonderen Stellenwert geniesst dabei die Reserva Martí von Albet i Noya. Wir nennen ihn einfach «Händli-Wy», weil auf der Etikette zwei kleine Hände aufgedruckt sind. Das Regal mit diesem wertvollen Wein ist mit einem Schild «Händli weg» versehen. Persönlich mag ich aber auch den günstigeren Vinya Laia von Albet i Noya sehr gerne.

Was könnte Delinat besser machen?
Früher war bei Delinat vieles sehr persönlich und handgestrickt. Das ist bei mir immer sehr sympathisch rübergekommen. So hat mich der Chauffeur, der jeweils den Wein brachte, immer zuerst angerufen und gefragt, ob er nach Langnau oder in die Ferienwohnung nach Sundlauenen liefern soll. Einmal hat er sogar am Sonntagmorgen noch Wein geliefert, den wir für eine Familienfeier zu spät bestellt hatten. Mit dem starken Wachstum von Delinat ist dieses Familiäre verständlicherweise etwas in den Hintergrund gerückt. Mir ist es aber ein Anliegen, dass die unkomplizierte persönliche Beziehung möglichst erhalten bleibt.

DegustierService
1987 führte Delinat den Degustier- Service (DS) ein. Das Angebot in sechs verschiedenen Varianten ist das erfolgreichste Weinpaket Europas. Sieben von zehn Delinat- Kunden haben eines oder mehrere Pakete abonniert. Am beliebtesten ist das Rotweinpaket. Daneben gibt es Pakete mit exklusivem Rotwein, Weisswein, Schaumwein, Rosé sowie das Überraschungspaket Surprise zu Weihnachten.

Je nach gewählter Sorte wird zwei- bis viermal pro Jahr automatisch ein Paket mit drei oder ein Doppelpaket mit sechs Flaschen zum Vorzugspreis und portofrei ins Haus geliefert. Das Abonnement ist jederzeit ohne Kostenfolge modifizier- oder kündbar. Dank vielen Hintergrundinformationen und Tipps kommt jedes Paket als «flüssiger Weinkurs» daher und bietet so nicht nur Genuss, sondern steigert langsam, aber stetig das Weinwissen.

Das gesamte DS-Angebot finden Sie unter www.delinat.com/degustierservice.

 

«Wir wollen die besten Winzer für unsere Ideen gewinnen»

Delinat-Chef Karl Schefer legte am Winzermeeting 2014 in Österreich seine Visionen für die Zukunft dar. Im folgenden Interview zeigt er auf, wohin Delinat steuert, was er von den Winzern erwartet und mit welchen Gegenleistungen sie rechnen können.

30 Jahre lang war Delinat fast der einzige Anbieter von Weinen aus kontrolliert biologischem Anbau und hatte damit Erfolg. Heute ist Bio fast allgegenwärtig. Auch die Grossverteiler setzen immer stärker auf Biowein. Was nun?
Karl Schefer: Die Unterschiede zwischen Supermarkt-Bio und Delinat-Bio sind gewaltig. Delinat wird nicht umhinkommen, diese Unterschiede stärker in den Fokus der Kommunikation zu rücken.

Worin unterscheiden sich Delinat-Weine von Bioweinen aus dem Supermarkt?
Unsere Definition von Bio war schon immer eine andere als die übliche. Wer den verbotenen chemischen Giftsack einfach durch einen «biologisch akzeptablen» austauscht, der hat nichts begriffen. Solange Monokultur vorherrscht, gibts im Weinberg kein Gleichgewicht. Deshalb setzen die Delinat-Richtlinien auf Biodiversität. Je grösser die Vielfalt, desto stabiler das ökologische Gleichgewicht, desto gesünder die Reben, desto gehaltvoller die Weine.

«Je grösser die Vielfalt, desto stabiler das Gleichgewicht»

Bei Gemüse und Obst scheint Bio eine höhere Akzeptanz zu haben als beim Wein. Wo liegt der Grund?

Delinat-Chef Karl Schefer
Delinat-Chef Karl Schefer

Es gibt zwei Gründe: Erstens kann man sich bei einem Salat, einer Tomate oder einem Apfel sehr gut vorstellen, dass die gespritzten Pestizide nicht gut für die Gesundheit sind. Allein die Vorstellung, dass das, was man sich genüsslich in den Mund stecken will, kontaminiert sein könnte, führt zum Griff ins Bio-Regal. Bei verarbeiteten Produkten wie Tomatensauce und Wein tritt dieses psychologische Element in den Hintergrund. Der zweite Grund: Wein ist ein Genussmittel. Man will sich etwas Gutes gönnen, Essen und Wein geniessen. Gedanken in Richtung Gesundheit lassen Skepsis über Qualität und geschmackliche Güte aufkommen und schmälern den Genuss. Dass frühere Bioweine oft ziemlich saure Tropfen waren (und zum Teil noch heute sind), hilft auch nicht gerade. Daher ist es für Delinat doppelt wichtig, nur die besten Winzer und Weine zu tolerieren.

Kürzlich hat die «Berner Zeitung» in einer Online-Umfrage gefragt: Setzen Sie beim Kauf von Wein auf Bio? 88 Prozent der gut tausend Abstimmenden haben Nein gesagt. Ein niederschmetterndes Ergebnis?
Ganz im Gegenteil: Es bestätigt unsere Erkenntnisse, und das Ergebnis der Umfrage beruhigt mich. Denn es bedeutet, dass das Potenzial für Delinat riesig ist. Mit jedem Weinskandal, und diese kommen in erschreckender Regelmässigkeit, wird es mehr Weingeniesser geben, die erwachen. Delinat ist gut gerüstet, diese abzuholen und mit besten Weinen zu verwöhnen.

«Das Potenzial für Delinat ist riesig»

Wie wollen Sie den Leuten klar machen, dass Weine aus Rebbergen mit grosser Biodiversität besser sind als alle andern?
Selbstverständlich treten wir am liebsten den Beweis per Degustation an. Wer den Unterschied schmeckt, kann am besten überzeugt werden. Für viele reicht dieser Beleg aber nicht – Geschmack ist ja persönlich und subjektiv. Daher wollen wir auch einen wissenschaftlichen Beweis erbringen. Ein erster, dreijähriger Versuch auf unserem Forschungsweingut Château Duvivier hat signifikante Unterschiede bei Inhaltsstoffen gezeigt. Dieser Versuch wird nun für weitere drei Jahre fortgesetzt, begleitet von zusätzlichen Wissenschaftlern, die der Frage nachgehen, welche Stoffe von den Unterschieden besonders betroffen sind.

Sind denn die Unterschiede im Weinglas auch spürbar?
Ja, auf jeden Fall. Nur ist eben die Wahrnehmung je nach Nase und Gaumen unterschiedlich. Manche schmecken das deutlich, andere tun sich schon schwer damit, verschiedene Traubensorten unterscheiden zu können. Und natürlich darf man nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Für einen korrekten Vergleich müssen die Weine von den gleichen Lagen, denselben Traubensorten und vom gleichen Jahrgang stammen und identisch ausgebaut sein.

Welche Anforderungen werden künftig an Partnerweingüter gestellt?
Biodiversität steht an oberster Stelle. Wo das Bekenntnis und der Wille zu mehr Artenvielfalt im Weinberg fehlen, wird es schwierig. Delinat-Winzer müssen aber auch generell innovativ sein: Sie werden zum Beispiel angehalten, robuste neue Traubensorten zu testen, mit dem Ziel, hervorragenden Wein ohne oder mit sehr geringen Pflanzenschutzmassnahmen herstellen zu können. Wir wollen Partner, die nie zufrieden sind, die unermüdlich Neues ausprobieren, im Weinberg wie auch im Keller, und die wie wir an das Credo glauben: Qualität dank Biodiversität.

«Biodiversität steht an oberster Stelle»

Und was hat Delinat seinen Winzern zu bieten?
Delinat-Winzer bekommen eine umfassende Beratung, können die Versuche hautnah miterleben und werden von Delinat laufend weitergebildet. Fünf Jahre nach Beginn der Zusammenarbeit sieht das Weingut völlig anders aus. Allein dieser Mehrwert lohnt sich für engagierte Winzer. Hinzu kommt aber natürlich der wirtschaftliche Nutzen: Solange ein Winzer die hohen Anforderungen erfüllt und zuverlässig biodiverse, gehaltvolle Weine erzeugt, ist Delinat ein ebenso zuverlässiger Abnehmer, der Sicherheit dank langfristiger Planung bietet, pünktlich und faire Preise bezahlt.

Konkret auf den Punkt gebracht: Wohin steuert Delinat in Zukunft?
Wir werden unseren Weg konsequent weitergehen, am Weinbau der Zukunft forschen und kompromisslos in Biodiversität, ökologisches Gleichgewicht und Weinqualität investieren. Winzer, die diesen beschwerlichen Weg beherzt gehen, unterstützen und fördern wir, Zweifler und Zauderer kommen für eine Zusammenarbeit nicht in Frage. Auf dem Weg zur Perfektion scheiden jährlich fünf bis acht Betriebe aus. Und bis zu zehn neue kommen hinzu. Wir wollen die besten Winzer für unsere Ideen gewinnen.

Osoti investiert in die Zukunft

Das neue Empfangs- und Bürogebäude auf dem Weingut Osoti

Osoti-Winzer Francisco Ruiz investiert in der Rioja gleich an mehreren Fronten in die Zukunft. Das neue Empfangs- und Bürogebäude (Bild) wertet das zuvor eher nüchtern wirkende Kellereigebäude auch optisch stark auf. Der zweiteilige Neubau wird durch eine Pergola verbunden. Bald werden Kletterpflanzen das Holzgerüst überwuchern. Sichtbare Veränderungen gibt es auch im Weinberg: Rund um die heranwachsenden Reben im neuen Weinberg Plana de Turras zeugen Hunderte von gepflanzten Olivenbäumen, Wacholderbüschen und Zypressen vom grossen Verständnis für eine reiche Biodiversität. Innerhalb einer regionalen Vereinigung von Bio-Landwirten engagiert sich Francisco Ruiz mit Betriebsbesuchen für Schulklassen auch dafür, dass das Bewusstsein für Biolandwirtschaft und Nachhaltigkeit bereits in den Schulen Fuss fasst.

Auf ein Glas mit… Algiona Rauch und Renato Vitalini

Das Wohlfühlhotel Curuna in Scuol ist wohl der einzige Gastrobetrieb im Engadin, der konsequent auf biologische Küche setzt. Eine wichtige Rolle spielen dabei auch Delinat-Weine. Wir trafen Gastwirtin Algiona Rauch und ihren Sohn Renato Vitalini auf ein Glas Wein und unterhielten uns über persönliche Vorlieben und das Wohlgefühl.

Algiona Rauch und Renato Vitalini
Algiona Rauch und ihr Sohn Renato setzen in ihrem Gastrobetrieb seit Jahren auf Delinat-Weine.

Sie bezeichnen das Curuna als Wohlfühlhotel. Was verstehen Sie darunter?
Renato Vitalini: Wir sind ein kleines Hotel, in dem man sich wie in einer Familie zu Hause fühlen soll. Ein wichtiger Wohlfühlaspekt sind Essen und Trinken. Wir setzen in unserer edel ausgestatteten Pizzeria Giovanni auf reine Bioküche mit italienischen Spezialitäten. Wir gehen also nicht den hier üblichen Weg mit Bündner-Spezialitäten wie Capuns und Maluns, die in typischer Arvenstübli-Atmosphäre serviert werden.

Persönlich
Algiona Rauch und ihr Sohn Renato Vitalini sind waschechte Engadiner. Die Familie stammt aus Scuol und führt das Wohlfühlhotel Curuna im Herzen des bekannten Bündner Ferienorts in dritter und vierter Generation. Gekauft hat es der Grossvater von Algiona Rauch im Jahr 1920. Zum kleinen Familienhotel gehört die Pizzeria Giovanni, die einzige Pizzeria der Schweiz, die als Bio Goût Mieux zertifiziert ist. Ständig frische und saisonale Küche ist eine Selbstverständlichkeit. Die Weinkarte besteht zu 100 Prozent aus biologischen Weinen aus der Schweiz, Italien, Spanien, Portugal und Österreich. Ein grosser Teil davon kommt aus dem Delinat-Sortiment. Renatos Frau Michaela arbeitet ebenfalls im Curuna mit. Familiäre Atmosphäre, Komfort und Einfachheit werden hier grossgeschrieben. www.curuna.ch

Renato Vitalini als Pizzaiolo
Hat der Pizzaiolo mal frei, wird Renato Vitalini selbst zum Pizzabäcker.

Was ist am Curuna sonst noch speziell?
Algiona Rauch: Wir haben alle 19 Hotelzimmer nach Feng Shui gestaltet. Die aus China stammende Lehre orientiert sich an Wind und Wasser. Ziel ist es, mit Feng Shui im ganzen Haus die positiven Energieflüsse zu stärken. Zudem arbeiten wir mit ätherischen Ölen. Das Hotel duftet jeden Tag nach einem andern Öl. Abwechslungsweise kommen 15 verschiedene Duftessenzen, allesamt aus biologischer Herkunft, zum Zug. So duftet es im Hotel mal nach Orange, mal nach Zitrone, Limette oder nach Zirbelkiefer. Der höchstgelegene Arvenwald Europas liegt ja direkt vor unserer Haustüre. Als ausgebildete Ayurveda-Spezialistin biete ich unseren Hausgästen auch ayurvedische Massagen an, die den Energiefluss fördern, gegen Stress und Nervosität wirken und wohltuend für Geist und Seele wirken.

Sie setzen sowohl beim Essen wie bei der Weinkarte voll auf biologische Produkte. Weshalb?
Algiona Rauch: Ich selber ernähre mich schon lange mit biologischen Produkten, ganz einfach, weil sie besser schmecken und zu meinem Wohlbefinden beitragen. Dank dem DegustierService-Rotwein von Delinat habe ich die biologischen Weine entdeckt. Nach und nach haben wir so auch in unserem Gastronomiebetrieb Küche und Weinkarte vollständig auf Bio umgestellt.

«Bei Delinat kriegt man gute Weine für wenig Geld.»
Renato Vitalini

Haben das die Gäste auf Anhieb akzeptiert?
Algiona Rauch: Am Anfang wurden wir dafür belächelt. Und es gab tatsächlich Stammgäste, die uns deswegen den Rücken gekehrt haben. Vielleicht hatten sie Angst, sie könnten sich allzu gesund ernähren. Auf der andern Seite haben wir sehr viele neue Gäste dazugewonnen. Mittlerweile haben wir wieder eine sehr grosse Stammkundschaft. Es sind sogar schon einige Skeptiker zurückgekommen. Wohl wegen der immer grösseren Akzeptanz von biologischen Produkten und weil sie gemerkt haben, dass die Produkte, die wir in unserer Küche verwenden, einfach noch etwas besser sind.

Wein aus biologischem Anbau hat gerade bei sogenannten Weinkennern noch immer einen schweren Stand. Stellen Sie das auch fest?
Renato Vitalini: Ja, die Skeptiker gegenüber biologischen Weinen existieren noch immer. Wenn sie dann aber unsere Weine trinken, sind sie von Preis und Qualität vielfach sehr positiv überrascht. Es ist eine Tatsache: Die Weine aus biologischem Anbau werden immer besser.

«Dank dem DegustierService habe ich
die biologischen Weine entdeckt.»
Algiona Rauch

Was überzeugt an den Delinat-Weinen besonders?
Renato Vitalini: Bei Delinat kriegt man gute Weine für wenig Geld. So können wir den Wein im Restaurant zu einem guten Preis anbieten. Bei uns bekommt man eine gute Flasche für 40 bis 60 Franken. Im Curuna wird übrigens sehr viel Wein getrunken. Er macht bei uns den Hauptumsatz bei den Getränken aus.

Wo liegen Ihre persönlichen Vorlieben?
Renato Vitalini: Ich stehe besonders auf die Spanier. Irgendwie habe ich mich in die Tempranillo-Traube verliebt. Zu meinen Favoriten gehört der San Domingo Indigo aus Katalonien. Algiona Rauch: Ich mag am liebsten die italienischen Weine. Eine spezielle Vorliebe habe ich für das Südtirol und die Sorte Merlot. Aber es kann auch ein Wein aus der Toskana sein. Von Delinat mag ich auch die Sizilianer sehr gerne, etwa den Nero d’Avola Corrado.

Weintipp Algiona Rauch
Den Valdega Reserva aus der Navarra haben wir gerade neu entdeckt. Für uns gab es zwei Gründe, diesen Wein zu probieren: Zum einen ist es eine Cuvée, die aus unseren Lieblingssorten Tempranillo und Merlot gekeltert ist, zum andern hat uns der Wein angesprochen, weil die Trauben am spanischen Jakobsweg wachsen. Ein sehr feiner, geschmeidiger und harmonischer Tropfen, der es wohl demnächst auf unsere Weinkarte schafft.

Valdega Reserva
Navarra DO 2009
Bodegas y Viñedos Quaderna Via
www.delinat.com/1771.09

Wetterextreme fordern Winzer heraus

RegenbogenVon den rund hundert Weingütern, mit denen Delinat in ganz Europa zusammenarbeitet, liegt jenes von Timo Dienhart in der Mosel am nördlichsten. Delinats «Nordpol- Winzer» spürt den Klimawandel. Er sagt aber auch: «Wir sind recht gut gegen die immer unberechenbareren Wetterextreme gerüstet.» Generell stellt er fest: «Die Trocken- und die Regenphasen werden länger und heftiger.» Für die Mosel ist statistisch gesichert, dass die Blütezeit der Reben aufgrund der wärmeren Temperaturen in den vergangenen 30 Jahren um ein paar Tage vorgerückt ist und die Regenmengen und die Temperaturen leicht gestiegen sind. Timo Dienhart: «In unseren Breitengraden ist das für den Weinbau qualitativ teilweise ein Vorteil. Generell betrachte ich den Klimawandel aber mit kritischem Auge, weil die Gefahr von Fehlernten steigt.» Ursache für Fehlernten können die öfter vorkommenden Hagelschläge, sintflutartige Regenfälle, bisher kaum gekannte Trockenphasen oder gar Frost sein. Aktuell bereitet Timo Dienhart die starke Neigung zu häufigen Regenfällen in der Blüteperiode und in der Erntephase am meisten Sorgen. «Pilzkrankheiten gezielt und zurückhaltend zu bekämpfen, wird im Steilhang sehr anstrengend.»

Begrünung im Weinberg von Römerkelter
Timo Dienhart schützt seine Weinberge mit spezifischer Begrünung.

kahler Weinberg ist der Erosion ausgesetzt
Die konventionell bewirtschaftete Nachbarparzelle ist der Erosion ausgesetzt.

Wenn der biologisch wirtschaftende Mosel-Winzer in seinen Weinbergen steht und zu seinem konventionell arbeitenden Nachbar hinüberblickt, stellt er mit Genugtuung fest: «Mit unserem intakten Ökosystem sind wir deutlich besser gegen Klimaextreme gerüstet.» Seine Böden haben mehr Humus und ein aktiveres Bodenleben. Sie sind besser austariert und wirken selbstkorrigierend. Wird es sehr trocken, stirbt der Kräuter- und Pflanzenteppich zwischen den Rebzeilen ganz langsam ab und schützt den Boden vor Austrocknung. Wird es über Gebühr nass, findet keine Erosion statt, und die wertvollen Nährstoffe bleiben im Boden. Insgesamt erleiden die Trauben so weniger Stress und reifen harmonischer. «Das bringt echte Weinqualität, denn der Rebe bekommen Fressorgien und Durststrecken genauso schlecht wie dem menschlichen Stoffwechsel. Sie mag es zwar durchaus sportlich, will dafür aber ausreichend mit Nähr- und Vitalstoffen versorgt sein», erklärt Timo Dienhart.

Timo Dienhart vom Weingut Römerkelter
«Mit unserem intakten Ökosystem sind wir besser gegen Klimaextreme gerüstet.» Timo Dienhart

Weinbau wandert nordwärts

Eine Jahresdurchschnittstemperatur zwischen 10 und 20 °C gilt als grobe untere und obere Grenze für qualitativ hochwertigen Weinbau. Deshalb konzentrierte sich der Anbau von Weinreben auf der Nordhalbkugel lange Zeit auf Gebiete zwischen dem 30. und 50. Breitengrad.

Höhere Temperaturen

Seit 1950 ist in Europa die Durchschnittstemperatur während der Vegetationsperiode der Rebe (April bis Oktober) um rund 2 °C angestiegen. Diese Klimaerwärmung führt dazu, dass der Weinbau immer mehr nordwärts wandert. Gehörte einst die auf dem 50. Breitengrad gelegene Mosel zu den nördlichsten Weinbaugebieten Europas, wird heute auch in Dänemark, Norwegen, Schweden und Grossbritannien Wein angebaut.

Zu rasche Traubenreife

Allgemein kann davon ausgegangen werden, dass sich mit der Erwärmung die Weinqualität verbessert. Das gilt jedoch vor allem für die mittleren und nördlichen Anbaugebiete. In sehr südlichen Regionen kann es zu heiss für einen hochwertigen Weinanbau werden. Besonders während der Reifezeit sind warme Temperaturen wichtig. Sie sorgen für die Bildung von Zucker, Farbstoffen und Aromen. Bei einem Überschreiten des Temperaturoptimums nimmt der positive Effekt wieder ab. Übermässige Hitzperioden führen dazu, dass die Trauben zu früh reif sind und geerntet werden müssen, bevor sie sich im Spätsommer oder Frühherbst mit den essenziellen Inhaltsstoffen anreichern können. Das wirkt sich negativ auf die Weinqualität aus.

Wetterphänomene

Laut Hans-Peter Schmidt vom Schweizer Ithaka-Institut, das sich mit Grundlagenforschung für klimaneutrale Landwirtschaft und Weinbau befasst, werden die mit dem Klimawandel einhergehenden Wetterextreme mit unregelmässigen Niederschlägen zur grössten Herausforderung für Winzer auf allen Breitengraden. Laut Schmidt verändern sich sowohl die jahreszeitliche wie die lokale Niederschlagsverteilung. So ist es öfter lange trocken. Regen fällt weniger regelmässig, dafür gehäuft in sintflutartiger Form. Beides ist für den Weinbau besonders verhängnisvoll. Denn kaum eine andere Kulturpflanze reagiert so empfindlich auf klimatische Bedingungen wie die Weinrebe.

Italien: Tornados und tropische Unwetter

Vermag man in nördlichen Gefilden dem Klimawandel wegen der damit einhergehenden höheren Temperaturen zumindest teilweise auch positive Seiten abzugewinnen, ist dies im Süden nicht der Fall. «In unserer Gegend sehe ich keinerlei Vorteile», sagt Massimo Maggio, der in Sizilien das südlichste Weingut aller Delinat-Partner bewirtschaftet. Der «Südpol-Winzer» spricht von gehäuften Phänomenen, die früher selten oder überhaupt nicht vorkamen: «Vor zwei Jahren gab es in unserer Gegend einen Tornado, die Regenfälle kommen oft wie tropische Unwetter daher, lange Regenperioden wechseln mit heissen Trockenperioden ab.» Dank Begrünung bleiben seine Weinberge bei sintflutartigen Regenfällen vor Erosionsschäden verschont, und bei starker Trockenheit hält sich die Verdunstung in Grenzen. «Biologischer Weinbau und ein intaktes, artenreiches Ökosystem bieten die besten Voraussetzungen, um solchen Extremen zu trotzen», ist Massimo Maggio überzeugt. Umso mehr ist ihm unbegreiflich, dass ein grosser Teil des Territoriums in Sizilien nach wie vor ohne Respekt vor der Natur bewirtschaftet wird.

In der Toskana bereitet «die tendenzielle Verdichtung der verschiedenen Witterungen» auch Walter Fromm vom Weingut Vignano einiges Kopfzerbrechen. «Ausgedehnte Regenperioden im Winter und Frühjahr und längere Trockenperioden im Sommer und Herbst bergen die Gefahr von Erdrutschen in den Weinbergen und von unharmonischem, mit hohen Zuckergehalten versetztem Traubengut. » Kurzfristig begegnet Walter Fromm solchen Gefahren mit der Einsaat von Tiefwurzlern in den Rebgassen und mit vorgezogenen Erntezeiten. Längerfristig fasst er die Erstellung von Drainagen und weniger hohe Drahtgerüste ins Auge. Letzteres bewirkt eine geringere Assimilations- oder Blattfläche, wodurch Wachstum und Reife der Trauben verlangsamt werden. Sind die Trauben allzu früh reif, fehlt es ihnen an Gehalt, Aromatik und Mineralität.

Südfrankreich: Hagel als neues Phänomen

Genau gleich schildert Volker Weindel die Auswirkungen von Wetterextremen für sein Weingut La Tour des Vidaux in Südfrankreich. Neben sintflutartigen Regenfällen im Winter und zu Sommerbeginn kämpft man in der Provence neuerdings auch mit heftigen Hagelunwettern. Volker Weindel: «Das kam hier bis vor drei Jahren nie vor, wie mir auch alteingesessene Winzer bestätigen.» Trockenheit und Hitze erschweren den Weinbau zusätzlich. Der Winzer mit dem langen wilden Bart begegnet den klimatischen Herausforderungen mit Begrünung der Rebberge. Ausserdem hat er ein Wasservorratsbecken ausgebaggert. «So können grosse Regenmengen gespeichert und während Trockenperioden für die Bewässerung der Reben genutzt werden.»

Mit Regenwasse gefüllter See
Bei anhaltender Hitze bringen mit Regenwasser gefüllte Teiche Linderung für die Reben.

Spanien: Ernte bis zu einem Monat früher

Den Klimawandel stark zu spüren bekommen auch die Winzer in Spanien. Francisco Ruiz vom Weingut Osoti in der Rioja: «Die Wetterphänomene treten in immer kürzeren Abständen auf. So bleibt den Reben kaum Zeit, sich an die jeweiligen Verhältnisse anzupassen.» Bei extremer Hitze stellt die Pflanze ihren Stoffwechsel auf Standby. Der Reifeprozess verlangsamt oder wird ganz eingestellt. «Die Trauben sind wohl zuckersüss, auch der potenzielle Alkoholgehalt mag stimmen, nicht aber die phenolische Reife», sagt Francisco Ruiz. So geerntete Trauben sind der Weinqualität alles andere als förderlich. «Ich schätze, dass sich der Erntezeitpunkt bei uns um einen ganzen Monat vorverschoben hat.» Der Osoti-Winzer begegnet diesem Problem vorab mit der Wahl anderer Traubensorten. Dabei setzt er mit Vorliebe auf alte, autochthone Sorten, die früher in der Rioja Baja vorherrschend waren. Garnacha, Graciano und Maturana Tinta ertragen Hitzeextreme besser als etwa die Tempranillo. Eine weitere Massnahme ist die Bewässerung der Reben. «Früher kam ich gänzlich ohne aus, heute ist sie unverzichtbar. Dank einer hohen Biodiversität in meinen Weinbergen kann ich sie aber punktuell und sehr zurückhaltend einsetzen.»

Dürreperiode in der Rioja
Dürreperioden machen Francisco Ruiz in der Rioja zu schaffen: Ohne geeignete Massnahmen reifen die Trauben zu schnell und sind so weniger gehaltvoll.

Machen dem Rioja-Winzer insbesondere Hitze- und Trockenperioden zu schaffen, ist die Problematik weiter südlich für Winzer Carlos Laso ambivalenter. Auf seinem Weingut Pago Casa Gran im Hinterland von Valencia fällt die Traubenernte nicht grundsätzlich früher an: «Die Zeitpunkte schwanken stark. Letztes Jahr hatten wir den kühlsten Sommer seit 30 Jahren. Dementsprechend verzögerte sich die Ernte bis in den späten Herbst.» Ferner muss Carlos Laso mit der Tatsache leben, dass die Regenfälle auch in seiner Gegend konzentrierter und heftiger ausfallen. Diesem Problem begegnet er einerseits mit einer saugfähigen Begrünung und dem Bau von Abflussrinnen, die in ein Rückhaltebecken münden, welches das Regenwasser für trockene Zeiten zwischenspeichert. Für ihn ist klar, dass ein funktionierendes Ökosystem am besten hilft, Auswirkungen des Klimawandels wie Bodenerosion oder Verarmung und Austrocknung der Böden abzufedern. «Mit dieser Überzeugung werden wir auch in Zukunft in Biodiversität und Wassermanagement investieren.»

Portugal: Trauben mit Sonnenbrand

Hitzeschäden an den Trauben während der Vegetationsperiode, unregelmässige Traubenreife, verfrühter oder verspäteter Erntebeginn: Das sind die Hauptprobleme, mit denen Dietmar Ochsenreiter auf dem Weingut Vale de Camelos im Alentejo kämpft. Heiss und trocken war es in der Kornkammer Portugals schon immer. Wassermangel wegen unregelmässiger, auf die Wintermonate beschränkter Niederschläge sowie Hitzewellen von Ende Frühjahr bis Anfang Herbst sind nicht neu. «Das Ganze hat sich aber akzentuiert», sagt Dietmar Ochsenreiter. Statistische Erhebungen zeigen, dass sich der Erntezeitpunkt in den letzten Jahrzehnten im Alentejo um zwei bis drei Wochen nach vorne verschoben hat. «Allerdings treten durch hitzebedingte Vegetationsschäden immer wieder auch Reifeverzögerungen auf», weiss der gebürtige Allgäuer, der seit über 40 Jahren in Portugal lebt.

verbrannte Trauben
Ungeschützte Trauben erleiden Sonnenbrand und reifen nicht mehr aus.

Mit dem Bau von Stauseen, in denen Regenwasser für die Bewässerung der Reben gesammelt wird, begrünten Weinbergen und Aufforstungen mit autochthonen Gehölzen wie Johannisbrotbäumen, Stein- und Korkeichen, Pinien und Oliven am Rande der Reben werden Mikroklima und Biodiversität positiv beeinflusst, sodass trotz klimatischer Extreme ausgezeichnete Weine möglich sind. Nichtsdestotrotz: Dietmar Ochsenreiter mag dem Klimawandel keine positive Seite abzugewinnen – wie alle andern befragten Winzerkollegen in den südlichen Weinbauländern auch.

Sonnenkönige

Solaranlage auf dem WeingutDelinat-Winzer sind Sonnenkönige – allerdings nicht im Sinne des höfischen Absolutismus von Louis XIV (L’État, c’est moi!), sondern als Vorreiter eines klimaneutralen Weinbaus. Viele setzen auch ausserhalb ihrer Weinberge mit Solarstrom und anderen grünen Energiequellen Zeichen gegen den Klimawandel. Im grossen Stil tut dies Mosel-Winzer Timo Dienhart. Mit einem umfassenden Betriebsumbau ist er seinem Ziel eines energieautarken Weinhofs schon sehr nahe gekommen. Mit eigener Solaranlage und einer Eisspeicherheizung, die im Sommer auch Kühlungszwecke erfüllt, hat er ein zukunftsweisendes Energiekonzept umgesetzt. Auf dem portugiesischen Weingut Vale de Camelos im Alentejo wurden gleich vier Solaranlagen in Betrieb genommen. Sie produzieren weit mehr nachhaltige Energie, als für den gesamten Betrieb benötigt wird. Walter Fromm richtet seine Azienda Vignano in der Toskana ebenfalls vollständig auf alternative Energie aus. In dieselbe Richtung geht Massimo Maggio in Sizilien. Volker Weindel in der Provence ist ebenfalls dabei, ein Solarprojekt umzusetzen. Die Brüder Jean und Paul Lignères aus dem Languedoc haben sich zwecks alternativer Energiegewinnung an einem lokalen Windpark beteiligt.