Unser Spargel-Bärlauch-Weisswein-Frühlingsmenü

Wir heissen den Frühling willkommen, mit offenem Herzen, grosser Lust auf Zusammentreffen im Freien, unseren besten Weissweinen und Sandras feinsten Frühlingskreationen auf dem Teller. Prost und Mahlzeit!

Ceviche vom Saibling | Gemüse | Frühlingskräuter

Ceviche vom Saibling mit Gemüse für den perfekten Frühlingsstart.
Ceviche vom Saibling mit Gemüse für den perfekten Frühlingsstart.

(Rezept für 4 Portionen)
Marinade:
1 Knoblauchzehe
10 g Ingwer
50 g Stangensellerie
½ TL Chilisalz oder 1 frische Chilischote
100 g Limettensaft
120 ml Wasser
15 g rote Zwiebel
7 g Koriander
5 g Reisessig (kann auch durch einen anderen Essig ersetzt werden)

Alle Zutaten kleinschneiden und mit der Flüssigkeit im Kühlschrank für ein paar Stunden oder über Nacht ziehen lassen.

Fisch:
2 Saiblings Filets

Die Gräten zupfen und die Filets in dünne Scheiben schneiden. Die Marinade abseihen und den Fisch damit übergiessen.
Den Fisch für ein paar Minuten ziehen lassen. Anschliessend aus der Marinade nehmen und anrichten.

Zum Anrichten:
4 Radieschen
1 Stangensellerie
½ rote Zwiebel
Frische Kräuter
Kräuteröl oder Olivenöl

Das Gemüse in feine Streifen schneiden und auf dem Fisch anrichten. Dann mit Kräutern und Öl dekorieren.

Weinempfehlung aus unserem Frühlings-Weisswein-Paket:

Weissburgunder 2024, Weingut Hirschof
In den rheinhessischen Weinhügeln von Tobias Zimmer grünt und blüht es, dass das Auge jubelt. Weinbergpfirsiche, Kräuter und Holunderbäume sorgen für eine grosse Vielfalt. Es scheint, als könne man diese Ode an die Biodiversität auch in diesem aromatischen Tropfen schmecken. Frisch, fruchtig und leicht ist dieser feine Weisswein eine schöne Ergänzung zur leichten Aromatik des Ceviche.

Soave, La Casetta 2023
Das Tolle am Soave der Familie Fasoli: Mit seinen Finessen und seiner Vielseitigkeit ragt er deutlich aus der Masse dieses bekannten italienischen Weissweins heraus. Ein Wein aus ökologisch hochwertigen Rebbergen. Italienische dolce vita, ganz und gar nachhaltig, mit der auch die feine Ceviche-Aromatik wunderbar harmoniert.

Hier geht es zum Rezept als pdf.

Bärlauch-Tascherl | Spargel

Spargel-Bärlauchtascherl mit den ersten Kräutern des Frühlings.
Spargel-Bärlauchtascherl mit den ersten Kräutern des Frühlings.

(Zutaten für etwa 24 Tascherl. Eine Portion sind etwa 3 bis 4 Tascherl.)
Teig:
500 g Weissmehl (zb. Typ 400) (etwas mehr zum Verarbeiten)
ca. 220 ml lauwarmes Wasser
1 kleines Ei
1 TL Salz
3 EL Sonnenblumenöl

Alle Zutaten, im Idealfall in einer Küchenmaschine, zu einem geschmeidigen Teig verarbeiten. Danach zu einer Kugel formen und in Frischhaltefolie einpacken. Für mindestens eine Stunde bei Zimmertemperatur ruhen lassen.

Füllung:
500 g mehlige gekochte Kartoffeln (durch eine Kartoffelpresse gedrückt)
50 g braune Butter
250 g körniger Quark
100 g Bärlauch
Salz, Pfeffer, geriebene Muskatnuss

Die Butter in einem Topf braun werden lassen und zu den passierten Kartoffeln geben. Dann den körnigen Quark dazugeben und mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss würzen. Den Bärlauch gut waschen, in feine Streifen schneiden und zu den Kartoffeln geben. Daraufhin vermengen und abschmecken.

Den Teig in vier Stücke teilen und mit Hilfe von etwas Mehl dünn ausrollen. Dann mit einem Ausstecher Kreise (8–10 cm) ausstechen und die Füllung darauf verteilen. Anschliessend in der Hälfte zusammenschlagen, den Rand gut andrücken und krendeln oder mit einer Gabel ein Muster machen.

Die Teigreste können nochmal ausgerollt werden, bis die Füllung aufgebraucht ist.
Die Tascherl in reichlich Salzwasser für etwa 5 Minuten leicht köcheln lassen.

Spargel:
(für 2 Portionen)
250 g grüner Spargel
2 EL Olivenöl
20 g Butter
1–2 EL Pinienkerne
Salz, Pfeffer
Bärlauchpesto zum Anrichten

Beim Spargel die Enden abschneiden und bei Bedarf das untere Drittel schälen. In gleichmässige Stücke schneiden und in Olivenöl anbraten. Kurz bevor der Spargel fertig ist, Butter und Pinienkerne dazugeben.
Anschliessend mit Salz und Pfeffer würzen und weiter braten bis der Spargel fertig ist. Die gekochten Tascherl kurz in der Pfanne mitbraten. Danach mit etwas Bärlauchpesto anrichten.

Anrichten:
40 g Butter
3 EL Sonnenblumenkerne
Salz
1 EL Weissweinessig
Schnittlauch

Butter in eine Pfanne geben und die Sonnenblumenkerne darin rösten. Mit Salz und etwas Weissweinessig abschmecken. Die fertigen Tascherl mit Bärlauchpesto und frischen Frühlingskräutern anrichten und servieren.

Weinempfehlung aus unserem Frühlings-Weisswein-Paket:

Albet i Noya Xarel.lo
Was Josep Maria und sein Sohn Martí Albet i Noya, als erfolgreichste Biowinzer Spaniens, aus den heimischen Xarel.lo-Trauben von alten Buschreben in die Flasche zaubern, ist schlicht grossartig. Ein katalanisches Trinkvergnügen, dass auch wunderbar zu österreichischen Spargel-Bärlauch-Tascherl passt.

Maison Coulon Sauvignon Blanc 2023
Wer den betörenden Duft eines Sauvignon Blanc mag, wird Louis Fabres eleganten Tropfen aus dem Languedoc lieben. Aromen von reifer gelber Frucht, grüner Tomatenrispe und Brennessel laufen zur Hochform auf. Nicht umsonst ein Klassiker zu Spargel. Denn Spargel und Sauvignon blanc sind zwei, die sich lieben und ergänzen.

Hier geht es zum Rezept als pdf.

Quark-Mohn-Nockerl | Rhabarber-Himbeerragout

Quark-Mohn-Nockerl mit Rhabarber-Ragout
Quark-Mohn-Nockerl mit Rhabarber-Ragout

(Rezept für 6 Portionen)
Quark-Mohn-Nockerl:
140 g Milch
80 g Polenta (1 Minute)
60 g Mohn gemahlen
250 g Topfen
1 Ei
25 g Stärke
1 TL Vanillezucker

Milch mit 1-Minuten-Polenta aufkochen, in eine Schüssel umfüllen und mit den restlichen Zutaten gut vermengen. Danach kurz ziehen lassen. Mit zwei Löffeln Nocken stechen und in Salzwasser für etwa fünf Minuten zugedeckt köcheln lassen.

20 g Butter
1–2 TL Honig
1 EL Mohn gemahlen

Butter in einer Pfanne schmelzen und die Nocken mit Honig und Mohn schwenken.

Rhabarber-Himbeerragout:
300 g Rhabarber
100 g Himbeeren, gefroren
10 g Puddingpulver
300 ml Apfelsaft
2–3 EL Zucker
Vanillezucker

Den Rhabarber schälen und in kleine Stücke schneiden. Die Schalen und Abschnitte mit Apfelsaft und ein paar Himbeeren (für die Farbe) aufkochen. Kurz ziehen lassen und durch ein feines Sieb abseihen. Die Rhabarberstücke in dem heissen Sud kurz kochen lassen. Er soll noch Biss haben. Das Puddingpulver mit etwas Apfelsaft anrühren und die Rhabarbersauce damit binden. Die restlichen Himbeeren in das Ragout geben. Zum Abschluss mit Vanillezucker und Zucker abschmecken.

Joghurt:
250 g griechisches Joghurt
1–2 EL Honig
20 g Vanillezucker

Alle Zutaten gut verrühren und abschmecken.

Anrichten:
Die Nocken mit Ragout und Joghurt anrichten.

Weinempfehlung aus unserem Frühlings-Weisswein-Paket:

Pago Casa Gran Brisasur 2024

Eine Ode an den Frühling: Valencia gehört zu den spanischen Hochburgen der Moscatel-Traube. Winzer Carlos Laso keltert daraus diesen saftigen Weisswein mit tropischer Frucht und dezenter Süsse. Wunderbar harmonisch zu diesem feinfruchtigen Dessert.

Rasula Grillo 2024
Es ist wohl dem Umstand zu verdanken, dass Delinat-Winzer Massimo Maggio seine Heimat wie seine Westentasche kennt. Wie könnte er sonst die Herkunft seiner Weine, mittels regionalen Rebsorten wie Grillo, derart elegant herausarbeiten. Dieser Wein glänzt: Am Gaumen, in der Nase und zu diesem feinen Nachtisch aus Mohn und Quark.

Hier geht es zum Rezept als pdf.

Wir wünschen guten Appetit und einen wunderschönen Frühlingsauftakt!

Im Kreislauf der Delinat-Methode

Delinat hat vor mehr als 40 Jahren die anspruchvollsten Bio-Richtlinien für Weinbau in Europa definiert. Bis heute ist Delinat das einzige Unternehmen, das Biodiversität im Weingarten im Detail definiert und vorschreibt. Doch unser Nachhaltigkeitsverständnis geht weit über den Weinbau hinaus. Auch in anderen Bereichen der Produktionskette versucht Delinat, die Emissionen so gering wie möglich zu halten. Eine Übersicht über die Delinat-Methode.

Eine reiche Biodiversität

Artenvielfalt im Weinberg

Delinat-Weinberge sind Naturparadiese mit vielen Bäumen, Sträuchern, Früchten, Beeren, Kräutern und Gemüse. Strukturelemente wie Trockenmauern, Stein- und Holzhaufen, Insektenhotels oder Biotope bilden Habitate für eine reichhaltige Insekten- und Tierwelt. All das führt zu einem stabilen Ökosystem, in dem sich die Rebe selbst vor Krankheiten schützen kann.

Lebendiger Boden

Bodenprobe

Ein lebendiger, gesunder Boden ist die Grundlage für ein natürlich funktionierendes Ökosystem mit reicher Biodiversität. Der Boden wird so gepflegt, dass Humus aufgebaut und grosse Mengen von CO2 gebunden werden. Humus und Begrünung erhöhen die Stabilität, die Wasserinfiltration und -speicherfähigkeit des Bodens, verhindern Erosion und verbessern die Fruchtbarkeit.

Intelligentes Wassermanagement

Teiche im Weinberg

Delinat hat strenge Auflagen für die Bewässerung formuliert. Delinat-Weingüter, die ihre Reben bewässern, müssen Massnahmen ergreifen, um die Retention von Regenwasser zu verbessern. Das Ziel: Es wird nicht mehr Wasser verbraucht, als durch Niederschläge gesammelt werden kann.

Kupfer und Schwefel am Minimum

Traktor im Weinberg

Die Delinat-Richtlinien sind die strengsten in ganz Europa, auch was den Einsatz von Kupfer und Schwefel betrifft. Zudem hat Delinat einen anspruchsvollen Absenkpfad zur weiteren Reduktion dieser Hilfsmittel formuliert. Denn gesunde Reben brauchen sehr wenig oder gleich gar keine Hilfsmittel mehr.

Resistente Traubensorten

PIWI-Rebsorten

Wir fördern gezielt die Entwicklung und den Anbau von alten, widerstandsfähigen und pilzresistenten Rebsorten. Diese liefern ohne Einsatz von Pflanzenschutzmitteln hochwertige Trauben, aus denen genussvolle Weine entstehen.

Ökologie bis ins kleinste Detail

Marienkäfer

Nachhaltigkeit ist für uns nicht nur eine Worthülse, sondern essentieller Teil unserer DNA. Deshalb kümmern wir uns um jedes vermeintliche Detail: Vom Verbot von Plastikklemmen für Rebstöcke bis hin zum Verzicht von Flugreisen für Winzer-Besuche.

Erneuerbare Energien und effiziente Technologien

Solarzellen im Weinberg

Delinat-Winzer verpflichten sich, einen grossen Teil ihres Energieverbrauchs aus erneuerbaren Energien selbst herzustellen. Zudem fördert Delinat den Einsatz von neuen, energieeffizienten Technologien wie etwa elektrisch angetriebenen Maschinen.

Keine Tricks im Keller

Weinkeller

Auch im Weinkeller hat die Natur Vorrang. Hochwertiges Traubengut wird mit möglichst wenigen Eingriffen vinifiziert. Technische Verfahren, die den Wein verfälschen, sind untersagt. Maische, Rappen und Hefen aus der Vinifikation gehen, wo möglich, zurück in den Weinberg.

Ausgeklügelte Logistik

Logistik

Auch in der Logistik setzt Delinat auf nachhaltige Prozesse. Die Delinat-Weine reisen wenn immer möglich auf der Schiene durch Europa. Wo möglich, wird auf Plastik als Verpackung verzichtet. Statt in Weinkartons kommen die Weine in optimierten Stapelpaletten zu uns. Alleine dadurch können 80 Prozent des Kartonmülls eingespart werden.

Lebenshilfe als Verpackungshilfe

Lebenshilfe

Alle DegustierService-Pakete werden mit viel Liebe durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Lebenshilfe eingepackt. Dadurch finden 26 Menschen mit psychischen und physischen Beeinträchtigungen eine sinnvolle Arbeit. Seit vielen Jahren eine schöne Win-win-Situation, an der beide Seiten ihre Freude haben.

Karton on tour

Fahrradkurier

Bereits seit 2018 hat Delinat ein Mehrweg-System für Versandkartons eingeführt. Delinat-Kundinnen und -Kunden können die Kartons zurückgeben und wir schicken diese wieder und wieder auf die Reise.

Die erste Delinat-Mehrwegflasche

Mehrwegflasche

Mit der Einführung der Mehrwegflasche schliesst Delinat einen weiteren Kreislauf (mehr Infos zum Thema Mehrwegflasche finden Sie im Beitrag «Wie alles rund läuft»). Die Entwicklung einer eigenen Mehrwegflasche ermöglicht es, den gesamten Produktions- und Mehrweg-Prozess zu kontrollieren und zu optimieren.

Auf ein Glas mit … Nora Sophie Griefahn

Für unser Magazin WeinLese sprachen wir letztes Jahr mit der Gründerin der Cradle to Cradle NGO, Nora Sophie Griefahn. Am 13. und 14. März 2025 findet der neunte internationale Cradle to Cradle Congress in Berlin statt. Delinat ist mittendrin, statt nur dabei. Zu diesem Anlass erinnern wir uns sehr gerne nochmals an unser feines Gespräch mit Nora Sophie Griefahn. Mit 20 Jahren gründete sie die gemeinnützige NGO in Berlin. Heute arbeiten mehr als tausend Ehrenamtliche und eine Bürogemeinschaft von 40 Personen daran, das Denken in Kreisläufen zu fördern und so auch den Menschen zum Nützling für die Umwelt zu machen.

Wie kam es zur Gründung der Cradle to Cradle NGO in Berlin?
Nora Sophie Griefahn: Wir wollten ein Umdenken in der Gesellschaft anregen. Schon als wir noch Studierende waren, haben mein Co-Gründer und ich die Idee von Cradle to Cradle verinnerlicht. Das erste Buch zu diesem Thema ist 2002 erschienen. Wir haben unsere NGO während meines Studiums der Umweltwissenschaften 2012 gegründet. Seitdem sind wir als Organisation gewachsen. Mehr als tausend Ehrenamtliche unterstützen uns bei Projekten in Deutschland, in der Schweiz und in Österreich. Im Büro in Berlin arbeiten wir mit 40 Kollegen und Kolleginnen an der Umsetzung von Cradle to Cradle.

Nora Sophie Griefahn
Nora Sophie Griefahn steht der Cradle to Cradle NGO vor. Heute arbeiten 40 Personen und mehr als tausend ehrenamtliche Mitglieder daran, zirkuläres Denken wieder in unserer Gesellschaft zu etablieren. Dafür ist es auch höchste Zeit!

Was kann man sich unter Cradle to Cradle und unter Ihrer Arbeit vorstellen?
Bei Cradle to Cradle verstehen wir den Menschen als potenziellen Nützling, der durch sein Handeln einen echten ökologischen, ökonomischen und sozialen Mehrwert erzielen kann. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir in Kreisläufen denken und unser Handeln danach ausrichten. Also Produkte so zu designen und herzustellen, dass alle darin verwendeten Ressourcen nach ihrer Nutzung weiter in Kreisläufen geführt werden können. Mit Cradle to Cradle NGO bringen wir diesen Ansatz in die Breite, kooperieren dazu auch mit Politik, Wissenschaft Privatwirtschaft und zeigen anhand von Beispielen auf, dass Cradle to Cradle funktioniert.

Persönlich

Nora Sophie Griefahn wurde 1992 geboren. 2012 gründete sie während des Studiums der Umweltwissenschaften die Cradle to Cradle NGO, die sich mit der Bewusstseinsbildung und der praktischen Umsetzung von zirkulären Prozessen im Sinne des Cradle-to-Cradle-Ansatzes beschäftigt. Prominente Projekte sind die Sanierung einer ehemaligen Apotheke in einem Berliner Plattenbau nach Cradle to Cradle sowie die Umsetzung von Grosskonzerten der Bands Die Ärzte und Die Toten Hosen auf dem Flugfeld des ehemaligen Flughafens Berlin Tempelhof. Jährlich findet der Cradle to Cradle Congress statt, an dem bisher mehr als 6000 Personen teilgenommen haben, die in Zukunft noch zirkulärer denken wollen. Nora Griefahn hat vier Kinder und lebt mit ihrem Mann in Berlin.

Cradle to Cradle NGO und die Ärzte

Was sind das für Beispiele?
Wir haben mit dem «Labor Tempelhof» und dem «C2C LAB» bereits zwei Transformationsprojekte umgesetzt, die zeigen, wie Cradle to Cradle angewendet werden kann. Mit dem «Labor Tempelhof » zeigen wir das auch in diesem Sommer wieder anhand von drei Grosskonzerten, die wir gemeinsam mit unseren Partnern nach Cradle to Cradle ausrichten. Und mit dem «C2C LAB» haben wir 2018/19 eine Einheit in einem stark sanierungsbedürftigen Plattenbau nach C2C-Kriterien saniert und machen so C2C im Bauwesen sichtbar und erlebbar.

Sie arbeiten ja auch mit Bands wie den Ärzten oder den Toten Hosen für C2C zusammen.
Genau. Die beiden Bands haben uns bereits 2022 vier Konzerte mit jeweils 60’000 Besuchenden zur Verfügung gestellt, um zu zeigen, wie Grossveranstaltungen der Zukunft aussehen können. Wir haben für diese Konzerte und auch für die Konzerte in diesem Sommer jeden einzelnen Bereich hinterfragt. Wie kann eine zukunftsfähige Ernährung an einer solchen Veranstaltung aussehen? Wie gehen wir mit Wasser bei einem solchen Konzert um? Welche Textilien, also zum Beispiel Merchandise-Shirts, braucht es, damit möglichst nur positive Auswirkungen entstehen?

Ein wesentlicher Punkt waren die Toiletten, nicht wahr?
Wir haben bei den Konzerten unter anderem Trockentoiletten eingesetzt, in denen Urin und feste Rückstände getrennt aufgefangen und gesammelt werden, um den darin enthaltenen Phosphor zurückzugewinnen. Aus den festen Resten wurde Humus und aus dem Urin Flüssigdünger hergestellt. Wir möchten so auch dazu beitragen, dass in Deutschland ein technischer Rahmen entstehen kann, um Nährstoffe, die unseren Körper verlassen, wieder nutzbar zu machen, zum Beispiel in der Landwirtschaft. Auch beim Bier und bei anderen Getränken war es wichtig, im Kreislauf zu denken: sowohl bei den Getränken selbst als auch bei der Frage, wie sie ausgegeben werden. Da haben wir auf ein Mehrwegsystem gesetzt, dessen Vorteile Sie ja auch gut kennen.

Kreislaufgedanken um Delinat

Das stimmt natürlich. Was halten Sie von unserer Delinat-Mehrwegflasche?
Ich finde es gut, dass Delinat auf Mehrweg setzt! Wir arbeiten ja bei unseren Veranstaltungen wie dem C2C Congress oder bei Events in unserem C2C LAB schon seit vielen Jahren mit Delinat zusammen, weil wir viele Werte teilen und auch Delinat sehr vertraut mit dem Kreislaufdenken ist. Und das nicht nur bei den Flaschen, sondern auch durch Qualitätsvorgaben wie Weinbau im Rahmen einer regenerativen Landwirtschaft. Lineares Denken und Handeln sind nichts Natürliches, das haben wir uns selbst beigebracht. Um Kreisläufe zu schaffen, müssen wir uns die richtigen Fragen stellen, wie: Wie kann ich den Gegenstand und seine Bestandteile im Kreislauf führen, um seine Ressourcen immer wieder nutzen zu können? So wie die leere Flasche Wein.

Was kann ich als Privatperson tun?
Auf Produkte setzen, die nach dem C2CPrinzip gedacht und hergestellt werden. Sich immer wieder die Frage stellen: «Was passiert mit dem Gegenstand, wenn ich ihn nicht mehr brauche?» Und es ist gut, sich immer wieder damit zu beschäftigen, welche Vorteile es für die Umwelt und die eigene Gesundheit hat, C2C-Produkte zu verwenden. Zum Glück gibt es bereits in vielen Sektoren tolle Beispiele.

Cradle to Cradle in Zukunft

Und wird Cradle to Cradle auch einmal in der Mitte der Gesellschaft ankommen?
Ich denke schon, dass ich es noch erleben werde, dass wir wieder mehr in Kreisläufen denken. Kinder denken automatisch in Kreisläufen, wir dürfen es ihnen nur nicht abtrainieren. Dorthin müssen wir wieder zurückkommen. Wir haben auch keine andere Wahl, da wir schon heute ein Problem mit unseren Ressourcen haben. Wir müssen es schaffen, Rohstoffe, Gesundheit und auch Biodiversität – all diese Themen – ganzheitlich und gemeinsam zu bedenken.

Ganzheitlich bedenken: Können Sie uns ein Beispiel geben?
Delinat ist dafür ein gutes Beispiel: Es bringt nicht viel, Themen wie Biodiversität, erneuerbare Energie oder Ressourcenkreisläufe getrennt voneinander zu denken und anzugehen. Denn all diese Themen sind miteinander verbunden, sie alle sind Teil des Kreislaufs. Überspitzt gesagt: Es würde am Ziel vorbeigehen, wenn ich zwar Wein in einer regenerativen Landwirtschaft anbaue, ihn dann aber beispielsweise mithilfe von Kohlestrom in Einweg-Getränkedosen abfüllen würde. Wir müssen aufhören, diese Bereiche als voneinander unabhängig zu betrachten.

Weintipp von Nora Sophie Griefahn

Noch vor Kindern und Stillen war der Delinat-Wein Château Coulon unangefochtener Favorit bei Nora Sophie Griefahn. Die Samtigkeit und gleichzeitig der Nachdruck und die verführerische Frucht, die dieser Südfranzose mit sich bringt, überzeugen nicht nur auf ganzer Linie, sondern ergeben ein rundes, grosses Ganzes.

Château Coulon Sélection spéciale
Corbières AOP
https://www.delinat.com/chateau-coulon-selection-speciale

Wenn Träume Wein werden

Sébastien Rouve hat sich seinen Traum schon vor längerer Zeit erfüllt: einmal eigenen Wein machen. Schon bald wurden internationale Weinkritiker auf sein Talent aufmerksam. Seither zählen seine Weine zu den gefragtesten Tropfen der Region. Doch schon bevor die Kritiker sie entdeckten, wusste Delinat-Einkäufer Emil Hauser: «Diese Weine sind etwas ganz Besonderes.» Seitdem verbindet Sébastien Rouve und Delinat eine enge Freundschaft – und seine Weine sind bis heute bei uns zu finden.

Sébastien Rouve (li.) und Weinberater Emil Hauser (re.) verbindet eine langjährige Freundschaft.
Sébastien Rouve (li.) und Delinat-Einkäufer Emil Hauser (re.) verbindet eine langjährige Freundschaft.

Man kann sich Sébastien Rouve direkt vorstellen, wie er schon als Kind in dieser besonderen Landschaft aus roter Erde herumgelaufen ist, und sich im nahegelegenen See, Lac du Salagou, erfrischt hat. Nun, Jahrzehnte später, zählt er zu den gefragtesten Winzern seiner Region.

Die Jahrmillionen alten roten Schieferböden, ruffes genannt, sind charakteristisch für die Region.

Bio-Wein aus Frankreich: Mon Rêve am Lac du Salagou

Inmitten der faszinierenden, rot schimmernden Landschaft des Lac du Salagou, rund 50 Kilometer westlich von Montpellier, hat sich Sébastien Rouve seinen Lebenstraum erfüllt: Er produziert seinen eigenen Bio-Wein. Seine Familie betreibt bereits seit Generationen Weinbau in dieser Region Frankreichs. Früher wurden die Trauben an eine Genossenschaft verkauft. Für Sébastien stand jedoch immer fest: «Eines Tages wird mein eigener Name auf dem Etikett stehen.»

Les Ruffes – die Kraft der roten Schieferböden

Mit der Gründung der Domaine Mon Rêve im Jahr 2007 legte Sébastien den Grundstein für seinen in Flaschen gefüllten Traum. Seither vinifiziert er seine eigenen Weine aus edlen Rebsorten wie Syrah,  Grenache,  CarignanMourvèdre, Vermentino,  Grenache BlancRoussanne und Grenache Gris. Die meisten seiner Reben wachsen auf den charakteristischen Ruffes, jahrmillionenalten roten Schieferböden, die durch oxidierte Sedimentablagerungen wilder Bergbäche entstanden sind. Diese einzigartige Bodenstruktur verleiht den Weinen eine unverwechselbare Mineralität und Intensität.

Ein Weingut im Einklang mit der Natur

Die Domaine Mon Rêve in Le Bosc erstreckt sich über beeindruckende 70 Hektar, von denen 22 mit Reben bepflanzt sind. Der Rest ist von wilder Garrigue-Landschaft geprägt – ein nach wilden mediterranen Kräutern duftendes Naturparadies, das die biologische Bewirtschaftung des Weinguts begünstigt. Sébastien Rouve, der sein Handwerk durch praktische Erfahrungen bei renommierten Winzern perfektionierte, setzt auf natürlichen Anbau. Seit 2009 führt er sein Weingut biologisch, um nachhaltige und charaktervolle Weine zu erzeugen.

Garrigue-Landschaft und roter Ruffes-Boden im Süden Frankreichs.
Garrigue-Landschaft und roter Ruffes-Boden im Süden Frankreichs.

Herausforderungen des biologischen Weinbaus

Der Umstieg auf Bio-Wein in dieser Region bringt Herausforderungen mit sich. Die kargen Böden und die langen Trockenperioden stellen Sébastien vor komplexe Aufgaben. Besonders die Begrünung zwischen den Rebzeilen bleibt eine ständige Herausforderung. «Von Oktober bis April funktioniert sie gut, aber danach konkurriert der Pflanzenteppich mit den Reben um Wasser», erklärt er. Dennoch bleibt er seinem nachhaltigen Weg treu – für Weine, die nicht nur durch ihren einzigartigen Geschmack, sondern auch durch ihre naturnahe Herstellung überzeugen.

Wein aus Frankreich mit Herz und Seele

Demnach hat der Sébastien Rouve mit der Domaine Mon Rêve einen Ort geschaffen, an dem Leidenschaft, Tradition und nachhaltiger Weinbau harmonisch zusammenkommen. Wer auf der Suche nach authentischem Bio-Wein aus Frankreich ist, findet bei ihm charakterstarke Tropfen. Sie spiegeln das Terroir des Lac du Salagou und seines roten Bodens wider. Andere würden schlicht sagen: «Ein Traum im Glas».

Wer den Charakter des Lac du Salagou schmecken möchte, wird hier fündig: -> Alle Weine der Domaine Mon Rêve

Verkostungsmarathon bei Albet i Noya

Bei Albet i Noya im spanischen Penedès, der frisch gebackenen ersten Appellation, die zu hundert Prozent biologisch arbeitet, ist man gerne am Puls der Zeit. So kam es seit Herbst 2024 zur Verkostung von hunderten neuen robusten Rebsorten, die die Delinat-Winzer von Albet i Noya gemeinsam mit Züchter Valentin Blattner in jahrelanger Forschungsarbeit entwickelt und einzeln vinifiziert haben.

Vor über zehn Jahren setzten sich der Rebenzüchter Valentin Blattner und der Delinat-Winzer Josep Maria Albet i Noya ein ehrgeiziges Ziel: Sie beschlossen, neue PIWI-Sorten speziell für Spanien zu züchten. Dazu haben sie das Projekt VRIAC ins Leben gerufen: «Varietats Resistents i Autòctones Adaptades al Canvi Climàtic», also «Resistente und autochthone Rebsorten, die dem Klimawandel angepasst sind».

In den letzten Jahren ist das Pionierprojekt stetig gewachsen: Auf dem Versuchsfeld bei Albet i Noya wachsen mittlerweile über 7000 verschiedene Sorten. Jedes Jahr wählen die Experten die besten aus, um die Trauben mittels Mikrovinifikation auf ihren Geschmack zu testen. So entstanden für den Herbst 2024 beinahe 800 einzeln ausgebaute Mikrovinifikationsproben.

Unsere Produktmanager Martina Korak, David Rodriguez und Emil Hauser dabei, um Valentin Blattner und Josep Maria bei der Verkostung der neuen Sorten zu unterstützen.

Bei Albet in Noya im Penedès wollte man es wissen und hat rund 800 neue, robuste Sorten aus Mikrovinifikationen auf den Prüfstand gestellt.
Bei Albet in Noya im Penedès wollte man es wissen und hat rund 800 neue, robuste Sorten aus Mikrovinifikationen auf den Prüfstand gestellt.

Ein Degustationsgespräch

Über 800 Weine zu verkosten, das hört sich nach jeder Menge Arbeit an … Wie lief die Degustation der neu gezüchteten Sorten bei Albet i Noya genau ab?

David Rodriguez: Natürlich konnten wir nicht alle Weine verkosten, dafür fehlte uns die Zeit. Wir haben in einer Gruppe an zwei Tagen jeweils rund 50 Weissweine verkostet und bewertet.

Emil Hauser: Josep Maria Albet i Noya und der Rebenzüchter Valentin Blattner haben extern etwa 500 Weissweine und rund 300 Rotweine aus neuen PIWIRebsorten mittels Mikrovinifikation keltern lassen. Als David und ich ankamen, standen die Weissweine schon bereit für die Verkostung. Die Rotweine folgen.

Welche Eigenschaften habt ihr in den Weinen gesucht?

David: Mithilfe einer App des katalanischen Forschungszentrums VITEC hat jeder Teilnehmer alle Weine auf Typizität (Geruch, Geschmack) und Qualität (Frische, Komplexität, Tiefe, Länge) bewertet. Dazu musste angegeben werden, ob sich der Wein entweder für die Produktion von Stillwein, als Basiswein für Schaumweine eignet oder defekt und somit ungeniessbar ist.

Emil: Zusätzlich haben wir den neuen Wein mit bereits bestehenden Rebsorten verglichen, uns also gefragt, welche bekannte Rebsorte geschmacklich am nächsten liegt. Und zum Schluss sollten in einem Feld noch die Degustationsnotiz und besondere Beobachtungen zu jedem Wein eingetragen werden. Dann sandte jeder Teilnehmer seine Daten an die App ab. Die VITEC wertet diese Daten aus.

Wie stuft ihr die Qualität der Weine denn insgesamt ein?

Emil: Es war alles vorhanden, von den fehlerhaften, oxidierten Weinen über die flachen, gesichtslosen Varianten bis hin zu frischebetonten, komplexen Proben. Interessanterweise zeigten sich praktisch keine neuen Sorten von einer «eindimensionalen » Seite, wo ein bestimmtes Aroma, wie zum Beispiel Peperoni, dominiert.

David: Der Aspekt der Säure war auch immer ein Thema. Manche mögen eine sehr prägnante Säure, aber für mich ist exzessive Säure unharmonisch. Es gab auch Weissweine mit ziemlich viel Tannin, die von der Struktur her fast wie Rotwein schmeckten.

Aussergewöhnliche Bedingungen

Worin unterscheidet sich diese Degustation von einer klassischen?

David: Es ging primär darum, das mittel und langfristige Potenzial einer bestimmten Sorte zu erkennen. Aufgrund der zunehmenden Klimaerwärmung standen die Frische und die Eleganz im Vordergrund.

Emil: Die Proben erinnerten an frische, junge Tankmuster, die David und ich immer gegen Ende Jahr bei den Winzern degustieren und für unsere Assemblagen vor-selektionieren. Der wirklich fertige Wein schmeckt dann jeweils ein bisschen anders. In diesem Fall hat das Team nur sehr kleine Mengen ausgebaut.

Merkt man das auch beim Wein?

David: Ja, es wurden wirklich nur sehr kleine Mengen, also ein bis drei Liter pro Sorte, vinifiziert. Teilweise waren die Mengen so klein, dass der Wein bereits oxidiert war, zum Beispiel, wenn die Flasche aufgrund der kleinen Menge, nicht ganz gefüllt war. Emil: Zudem waren die Muster nicht geklärt oder geschönt, sie konnten also Trübungen enthalten.

Muss man andere sensorische Faktoren beachten als bei einer Degustation von klassisch ausgebauten Weinen?

David: Man muss sich auf das Wesentliche wie Frische, Aromatik, Komplexität und Länge konzentrieren. Finesse und Holzintegration sind noch nicht vorhanden. Wir müssen anders degustieren, als bei herkömmlichen Wein. Also die Faktoren, anhand derer man das Potenzial und die Komplexität eines Weines erkennen kann, sind anders.

Gab es denn wesentliche Unterschiede im Aromenspektrum gegenüber den etablierten Sorten?

Emil: Ältere PIWI-Sorten weisen manchmal markante, «eindimensionale» Aromen auf. Diese neuen Sorten zeichneten sich aber vor allem durch zitrische, gelbe und exotische Fruchtaromen aus. Und die guten Sorten hatten eine markante, gut eingebundene, aber keine schneidende Säure.

Gab es Weine, die geschmacklich an europäische Sorten erinnerten?

David: Da die Neuzüchtungen vor allem aus Kreuzungen mit den im Penedès vorhandenen Sorten stammen, konnte teilweise auch auf diese Rebsorten rückgeschlossen werden, also Xarel.lo, Macabeu und Parellada. Manche erinnerten auch an Sauvignon blanc, Verdejo und Txacolí (Anm.: säurebetonte, eher neutral schmeckende Rebsorte aus dem Baskenland).

Emil: Ich verglich die Neuzüchtungen teilweise mit mir bekannten Rebsorten aus Portugal wie zum Beispiel Arinto, Loureiro, Alvarinho und Antão Vaz.

Weineinkäufer David Rodriguez und Delinat-Winzer Josep Maria Albet i Noya beim Sortieren der Mikrovinifikationsproben.

Conclusio und weiterführende Gedanken

Waren die Urteile der Degustierenden oft homogen oder gingen die Meinungen stark auseinander?

Emil: Meistens recht homogen. Allerdings hatte Valentin Blattner ein relativ weit gefächertes Sensorium für mögliche weltweite Standorte einer neuen Sorte, und so hat er gewissen Attributen mehr oder weniger Gewicht gegeben, als wir das taten.

David: Emil und ich sind Einkäufer, und unser Fokus liegt auf der Kundenpräferenz. Winzer wie Josep Maria haben noch andere Aspekte wie zum Beispiel Erträge und Eignung für eine bestimmte Region im Hinterkopf, die sie ebenfalls berücksichtigen.

Was war das Fazit nach der Degustation, was bleibt euch in Erinnerung?

Emil: Es gibt vielversprechende Ansätze, um künftig auch in heisseren, trockeneren Gebieten frische und aromatische Rebsorten für weisse Stillweine oder Basisweine für die Schaumweinproduktion zu kultivieren. Speziell hat mich überrascht, dass die befürchtete Monodimensionalität fast gar nicht aufgetreten ist.

David: Die interessantesten Mikrovinifikationen werden jetzt weiterverfolgt. Um ein eindeutiges Urteil über das Geschmacksprofil einer neuen Sorte zu fällen, muss sie über mehrere Jahre hinweg degustiert werden. Erst dann wird sich das wahre Potenzial klarer herauskristallisieren. Zu bedenken ist auch, dass nebst dem Geschmack immer auch die Resistenz- und Wuchseigenschaften einer Sorte stimmen müssen. Erst wenn alle Faktoren einer neuen Sorte zufriedenstellend sind, kommt sie für den grossflächigen Anbau infrage. Bis man also Weine aus diesen Sorten kaufen kann, werden noch einmal ein paar Jahre vergehen.

Die Fragen stellte Olivier Geissbühler

Der Dolce Vita auf der Spur – eine kulinarische Reise durch Süditalien

Harald Giacomelli war als Delinat-Reiseleiter der Dolce Vita auf der Spur. Quer durch Süditalien tourte die Delinat-Gruppe. Durch Strassen, die nach Knoblauch und Fisch dufteten, bis hin zu Menüs, die die Gruppe im Schatten alter Eichen genass. Dazu gab es feinste Delinat-Weine – hach, wie schön Reisen doch sein kann!

Begonnen haben wir unsere Tour in Neapel. Und ich muss wirklich sagen: Neapel ist eine Herzensstadt. Sie hat alle Eroberungen mitgemacht, die man sich nur vorstellen kann – von den Arabern bis hin zu den Phöniziern. Daher ist die Kultur heute auch so reich. Von allem findet man etwas in Neapel. Und die Lebensfreude ist überhaupt omnipräsent.

Im «Spazio Primitivo» des Weinguts Felline in Apulien dreht sich alles um Genuss und feine Weine.
Im «Spazio Primitivo» des Weinguts Felline in Apulien dreht sich alles um Genuss und feine Weine.

Meine persönliche Taktik ist es, wenn ich nach Neapel komme, erst einmal einen Tag lang nur da zu sein und mich treiben zu lassen. Keine Museen, keine Termine. So beginnt man in dieser Stadt am besten, finde ich. Denn das Leben findet draussen statt, und es gibt so viel zu sehen und zu erleben. Und natürlich zu essen. Nicht einmal ein Restaurant besuche ich. Ich nasche mich von Stand zu Stand durch. Den Reigen beende ich dann mit einem Gelato zum Dahinschmelzen und einem Espresso. Ich meine, was will man mehr.

Ein Kaffee als Vorwand

Neapel gibt einem viel. Die Stadt pulsiert. Das frische Gemüse, der Fischmarkt und vor allem die Bewohner. Mir kommt es vor, als seien sie alle halbe Stadtführer. Alle Meter fragt einen jemand, ob man etwas braucht, und empfiehlt von sich aus die nächste herrliche Gelateria. Entweder schreien die Leute in Neapel oder sie singen. Nur leise sind sie nie. Ich liebe diese laute Lebensfreude.

Wenn man schon einmal in Kalabrien, dem Land des Büffelmozzarellas, ist, darf man sich auch einen Besuch auf einer Bio-Büffelfarm nicht entgehen lassen.
Wenn man schon einmal in Kalabrien, dem Land des Büffelmozzarellas, ist, darf man sich auch einen Besuch auf einer Bio-Büffelfarm nicht entgehen lassen.

Nicht umsonst sagt man hier «Einen Kaffee zu trinken, ist nur ein Vorwand für einen kleinen Schwatz». Schön finde ich das. Daher verlasse ich ein Kaffeehaus hier auch niemals, ohne einen Caffè sospeso spendiert zu haben. Das ist ein Kaffee, den der Barista für den Nächsten aufhebt. Für jemanden, der ihn sich entweder schwer leisten kann oder der einfach einen fürchterlichen Tag hatte und daher dringend einen Kaffee braucht. Wir haben in Neapel in einer feinen Pizzeria zu Abend ssen. Hier aber aufgepasst: Nur Touristen schneiden ihre Pizza, die isst man nämlich mit der Hand. Dazu hatten wir feinen Roséwein vom Delinat-Weingut La Rivolta. Der Auftakt unserer Delinat- Reise ist also schon einmal geglückt.

Im Land der Büffel

Weiter ging es für uns nach Kalabrien, über Salerno, wo die berühmte Amalfiküste beginnt, zur südlich gelegenen Region Cilento. Von hier kommt auch der original Büffelmozzarella. Da haben wir es uns natürlich nicht nehmen lassen, auch eine Bio-Büffelfarm zu besuchen. Begleitet wurde der Besuch mit einem ganzen Mozzarella-Menü.

Diese Konsistenz, dieser frische Geschmack am Gaumen. Das ist wirklich nicht vergleichbar mit dem Genuss von Mozzarella Hunderte Kilometer entfernt. Auf der Fahrt mussten wir in Paestum einen Stopp einlegen. Ich meine, die Griechen hätten gerne solche Tempel. In Paestum kann man eine uralte, äusserst gut erhaltene griechische Anlage besuchen. Beeindruckend war das.

Einen Abstecher dorthin sollte man sich wirklich nicht entgehen lassen. Danach ging es für uns weiter ins Bergige. Denn Kalabrien ist sehr hügelig. Im Landesinneren, in Morano Calabro, haben wir dann in einer beeindruckenden Villa aus dem 19. Jahrhundert übernachtet. Ein altertümliches Dörfchen, das den Berg hinaufklettert, als wäre es darauf aus, ein so feines Fotomotiv abzugeben, wie es das eben tut. Hier in der Nähe, im Nationalpark Pollino, wächst auch der älteste Baum Europas. Man nennt ihn «pino loricato », übersetzt Schlangenhautkiefer. Er ist 1260 Jahre alt.

Am nächsten Morgen führte uns die Weiterreise zuerst ins Dörfchen Civita, eine im 15. Jahrhundert von albanischen Flüchtlingen, den Arbëresh, gegründete Berggemeinde, wo wir zur Teufelsbrücke, dem Ponte del Diavolo, über die Raganello-Schlucht hinabstiegen. Danach ging es weiter zu den Weingärten von Ermanno und Gabriela Falvo. Dort führte uns das Winzer-Ehepaar durch die Reben.

Wir sprachen über ihre Weine und die Familiengeschichte und darüber, wie viel ihnen das Weinmachen bedeutet. Und da spazieren wir so im Gespräch über eine Hügelkuppe, Reben rechts, Reben links, und plötzlich tut sich ein wunderbarer Platz unter einer alten Eiche auf. Darunter ein reich gedeckter Tisch mit Wurst, Käse, der ’Nduja – einer pikanten Peperoncino- Streichwurst –, feinstem Brot, sonnengereiften Tomaten und vielem mehr. Dazu neben den Schälchen mit Oliven und Nüssen die Weine der Familie Falvo. Alles war für unsere Gruppe vorbereitet und wurde so zu unserem ganz besonderen Picknick inmitten der Weinberge.

Frischen und vor allem rohen Fisch und Meeresfrüchte der Extraklasse kredenzt man im «Angolo 37»
nahe der Salina dei Monaci.
Frischen und vor allem rohen Fisch und Meeresfrüchte der Extraklasse kredenzt man im «Angolo 37»
nahe der Salina dei Monaci.

Unsere Winzer empfangen uns stets mit einer Herzlichkeit, die wirklich speziell ist, muss ich sagen. Nicht minder herzlich ging es auf dem Weingut Felline in Apulien zu. Hier entsteht schon seit Langem Wein. Gregory Perrucci war dabei der Erste der Familie, der sich darauf besann, dass die Weine auch ein Abbild ihrer Region sein sollten. Sein Primitivo gilt als einer der elegantesten des gesamten Landstrichs.

Eine Wand voll Weinstein

Bei Felline durften wir dann sogar mit E-Bikes durch die Weingärten radeln. Das war ein Spass! Und so waren wir dann auch alle dementsprechend durstig, als es an die Weindegustation ging. Der Degustationsraum an sich ist schon einen Besuch wert. Gregory erzählte uns, dass sein Vater vor Jahrzehnten, als die Region Millionen Liter Wein hervorbrachte, nicht genügend Platz in den Fässern hatte. So füllten sie kurzerhand den gesamten Keller mit Wein.

Aus der Zeit rührt die aus Weinstein erzeugt, rot glänzende Wandfarbe. So etwas bei mir zu Hause, das könnte mir gefallen. Aber ich muss sagen, allein in so einem feinen Ambiente zu degustieren, das hat schon etwas. Und die Familie hat sich wirklich überschlagen vor Herzlichkeit und Gastfreundschaft. Die gesamte Gruppe war begeistert. Am nächsten Tag ging die Busfahrt ans Ionische Meer zur Salina dei Monaci mit einem Spaziergang durch das Naturschutzgebiet.

Die warme Jahreszeit war zwar schon lange vorüber, und trotzdem konnten ein Pfarrer, ein Giacomelli (also ich) und eine Dame dem Glitzern nicht widerstehen und mussten kurz ins Wasser hüpfen. Herrlich war das! Gegessen haben wir anschliessend im wunderbaren Restaurant «Angolo 37», das spezialisiert ist auf rohen Fisch. Als Abschluss gab es ein Gourmet-Nachtessen mit einer reichen Felline-Weinbegleitung, aufgetischt im Innenhof eines alten Palazzo in der Altstadt von Manduria.

Danach stand schon die Abreise nach Bari an, wo wir die Reise mit einem feinen Mittagessen mit regionalen Spezialitäten fulminant beendeten. Ab hier haben viele Teilnehmer noch individuell ein paar Tage im Süden Italiens angehängt. Und haben sicherlich noch ein wenig in der positiven Erinnerung an die Delinat-Tage in Italien geschwelgt…

*Die Reise fand im September 2024 statt und erschien als Reisebericht in der Ausgabe 77 der WeinLese.

Weiterlesen:
Piwis in Italien

Wie erkennt man den Zustand des Bodens im Weingarten?

Önologin Martina Korak erklärt, inwiefern sich der Boden in dem die Reben wachsen auch im Wein wiederfindet, und wie sich Untergründe gegenüber Wetter und Rebe verhalten.

Auch auf die Gefahr hin, mich ständig zu wiederholen: Aber guter Wein entsteht im Rebberg. Und die Grundlage dafür ist neben dem Makro- und Mikroklima ein gesunder Boden. Sein Zustand beeinflusst das Wachstum der Reben, deren Fähigkeit, auf Wetterveränderungen zu reagieren, und folglich auch die Qualität des Weines.

Der Zustand des Bodens, lässt auf die Qualität der Trauben und somit des Weins schliessen.
Der Zustand des Bodens, lässt auf die Qualität der Trauben und somit des Weins schliessen.

Doch wie lässt sich der Zustand der Erde beurteilen? Der erste Blick auf den Boden kann schon aufzeigen, ob äussere Einflüsse wie starke Regenfälle, Wind oder schwere Maschinen den Boden geschädigt haben. Typische Anzeichen sind Rillen durch Wassererosion, verdichtete Fahrspuren oder der Verlust von Oberboden. Eine nachhaltige Bewirtschaftung, beispielsweise mit Begrünungen, reduziert solche Schäden. Danach wird man den einfachen Spatentest durchführen.

Die Art des Bodens

Lockere, krümelige Böden mit sichtbaren Aggregaten deuten auf eine gute Bodenstruktur hin. Ist der Boden dagegen hart oder verdichtet, kann dies auf Übernutzung, fehlende Durchlüftung oder mechanische Belastung hinweisen. Man sieht auch, ob die Humusschicht genügend gross ist.

Das internationale Winzerseminar auf dem Forschungsweingut Château Duvivier stand ganz im Zeichen von Bodengesundheit und Biodiversität. Internationale Experten, wie Nicola Fagotto waren als Vortragende mit dabei.
Das internationale Winzerseminar 2024 auf dem Forschungsweingut Château Duvivier stand ganz im Zeichen von Bodengesundheit und Biodiversität. Internationale Experten, wie Nicola Fagotto waren als Vortragende mit dabei. Im Bild: Delinats spanische Winzer, Winzerberater Daniel Wyss und Nicola Fagotto.

Humus ist die Grundlage für die Fruchtbarkeit des Bodens. Er verbessert die Struktur, speichert Wasser und liefert Nährstoffe. Ein humusarmer Boden ist oft weniger produktiv. Der Humusgehalt lässt sich durch die Farbe des Bodens und Analysen im Labor bestimmen: Je dunkler der Boden ist, desto mehr Humus enthält er. Dank dem Spatentest sieht man auch, ob sich Staunässe durch eine schlechte Durchlässigkeit bildet. Ein gut funktionierender Wasserhaushalt ist essenziell für die Versorgung der Pflanze. Auch die Textur des Bodens – ob sandig, lehmig oder tonhaltig – beeinflusst seine Fruchtbarkeit.

Sandige Böden speichern Wasser schlecht, während lehmige Böden oft schwer zu bearbeiten, aber reich an Nährstoffen sind. Mikroorganismen und andere Bodenlebewesen wie Regenwürmer oder Asseln spielen eine entscheidende Rolle für die Bodenfruchtbarkeit. Sie zersetzen organisches Material und wandeln anorganische Substanzen um, wodurch Nährstoffe für Pflanzen verfügbar gemacht werden. Die Beurteilung des Bodenzustands ist also eine Kombination aus visuellen Beobachtungen und einfachen Tests. Gesunde Böden zeichnen sich durch eine lockere Struktur, ausgewogene Nährstoffe, reiches Bodenleben und gute Wasserspeicherfähigkeit aus.

Winzer, die auf die regenerative Landwirtschaft setzen, das heisst auf Massnahmen wie Bodenbedeckung, Verzicht auf chemische Eingriffe, Kompostnutzung und Förderung von Bodenleben, können langfristig von besseren Erträgen und qualitativ hochwertigeren Trauben profitieren.


Von Trauben und Paragraphen

Stellt man sich so einen Rechtsanwalt vor? Eher nicht. Einen Biowinzer? Nicht wirklich. Alberto Brini bedient keine Klischees. Aber: Der studierte Jurist aus Pisa führt seit über zwanzig Jahren das Weingut Il Conventino in Montepulciano. Ebenso lange mit von der Partie: Delinat!

Sportlich-dynamische Erscheinung, Dreitagebart, unifarbenes Poloshirt, Jeans, Sneakers, eine gute Portion Schalk in den Augen und stets locker drauf: Dieses Bild von Alberto Brini hat sich mir durch viele Begegnungen während meiner Tätigkeit als Redaktor und Reiseleiter von Delinat bis heute eingeprägt. Schon lange gehört Alberto mit seinen Montepulciano-Weinen zu meinen Lieblings-Delinat-Winzern. Das hat viel mit der Qualität und der Authentizität seiner Weine zu tun, aber fast ebenso viel mit Albertos sympathischer Art und seiner gelebten Philosophie für einen Weinbau im Einklang mit der Natur.

Alberto Brini, Delinat-Winzer aus Montepulciano, bedient keine Klischees. Denn weder als Rechtsanwalt noch als Bio-Winzer würde man ihn im ersten Moment einstufen. Und doch ist er beides.

Als ich 2019 meinen Kriminalroman «Zimmerstunde» schrieb, war sofort klar, dass mein italo-affiner Kommissar zu seinen Leibgerichten Albertos Weine trinkt: den Montepulciano Rosso, einen fruchtig- würzigen Blend aus Sangiovese, Canaiolo und Colorino, zu Pizza und Pasta, den edlen, körperreichen, im grossen Holzfass gereiften Vino Nobile di Montepulciano zum noblen Festmahl. Genau so, wie ich es selbst handhabe. Von beiden edlen Tropfen aus der Toskana liegen immer ein paar Flaschen griffbereit im Keller.

Vom Anwalt zum Winzer

Als Spross einer Anwaltsfamilie aus Pisa schien Alberto Brinis beruflicher Werdegang vorgezeichnet. Er studierte Jurisprudenz, doch neben Paragrafen reizte ihn schon in der Studienzeit noch etwas anderes. Gemeinsam mit Freunden gründete er 1999 in einem Vorort von Pisa eine kleine Weinbar. «Wir hatten die Idee, einem önologisch interessierten Publikum qualitativ hochwertige Weine von kleinen, wenig bekannten Erzeugern in Begleitung von lokalen Käsesorten und Wurstwaren anzubieten», blickt Alberto zurück. Das funktionierte gut, doch vier Jahre später, als alle ihr Studium abgeschlossen und einen Job angenommen hatten, wurde die Bar verkauft. Längst ist daraus das Restaurant «Fammilume» entstanden. «Ich geniesse es immer noch, hin und wieder dort einzukehren und in der guten alten Zeit zu schwelgen», sagt Alberto.

Gemeinsam mit Delinat gewachsen

Die Passion für Wein und gutes Essen war Alberto sozusagen in die Wiege gelegt worden. «Meine Mutter war immer eine gute Köchin und mein Vater ein grosser Weinliebhaber, der davon träumte, seinen eigenen Wein herzustellen.» Als 2003 das kleine Weingut Il Conventino in Montepulciano zum Kauf stand, griffen die Brinis zu. Nach drei Jahren als Wirtschaftsanwalt in der Kanzlei seines Vaters wurde Alberto als Quereinsteiger zum Winzer. «Meine Leidenschaft, Handel mit einem typischen Produkt aus der Toskana zu verbinden, konnte ich so auf ideale Weise umsetzen.» Hat er diesen Schritt nie bereut?

Der Blick von Alberto Brinis malerischen Weinbergen in Montepulciano.
Der Blick von Alberto Brinis malerischen Weinbergen in Montepulciano.

«Nein. Zwanzig Jahre sind vergangen, seit ich nach Montepulciano gezogen bin, aber es kommt mir vor, als wäre es erst gestern gewesen.» Dabei ist in diesen zwei Jahrzehnten auf Il Conventino viel passiert. Wichtig war Alberto Brini von allem Anfang an, Wein im Einklang mit der Natur zu erzeugen. «Es gefällt mir, mit der Natur zu arbeiten und praktisch jeden Tag einer neuen Herausforderung gegenüber zu stehen.» In den frühen 2000er-Jahren sei es nicht einfach gewesen, Bioweine zu vermarkten.

Da kam der Kontakt mit Delinat wie gerufen. Schnell war klar, dass man sich auf derselben Wellenlänge begegnete. Und weil die Weine von Il Conventino qualitativ überzeugten, kam man miteinander ins Geschäft. «Ich empfinde die Zusammenarbeit mit Delinat als anregend. Über all die Jahre sind wir gemeinsam gewachsen, sowohl was die ökologische Entwicklung im Weinberg als auch die Produktion betrifft.» Die Weinbau-Philosophie von Delinat ist stark auf die Achtung der Artenvielfalt und die Erhaltung aller natürlichen Ressourcen ausgerichtet.

Delinat-Winzer Alberto Brini und sein langjähriger Kellermeister Samuele Bonifazi.
Delinat-Winzer Alberto Brini und sein langjähriger Kellermeister Samuele Bonifazi.

Dem hat Alberto Brini mit dem Anpflanzen von Bäumen und Sträuchern in der Nähe der Rebzeilen Rechnung getragen. Aber auch mit der gezielten Ansiedlung von Fledermäusen und anderen Vögeln als natürlichen Feinden von traubenschädigenden Insekten. «In den letzten Jahren haben wir auch viel darüber gesprochen, wie wir die Wasserressourcen schonend nutzen können. Mir gefallen der kooperative Ansatz und das Bestreben von Delinat, Schritt für Schritt zu einem gemeinsamen Ziel zu gelangen.»

Erreicht ist das Ziel bereits bei der Nutzung erneuerbarer Energien. Der Weinkeller, für den Albertos langjähriger Kellermeister Samuele Bonifazi verantwortlich zeichnet, funktioniert energieautark. Zwischen 70’000 und 80’000 Flaschen Wein werden hier pro Jahr vinifiziert. Verkauft wird der Wein innerhalb von Europa, aber auch nach Amerika und Asien.

Der Spagat zwischen Familie und Beruf

Alberto Brini lebt mit seiner Frau Cristina und den beiden Kindern Vittoria und Ascanio in Pisa. «Es ist nicht immer einfach, Familien- und Berufsleben über eine Distanz von 150 Kilometern unter einen Hut zu bringen. Aber wir haben für unsere Familie eine Lösung gefunden, die für alle stimmt. Im Frühling und Sommer, wenn auf Il Conventino viel los ist, wohnt Alberto unter der Woche in der Wohnung seines Weinguts mitten in den Reben und kehrt dann am Wochenende nach Pisa zurück. Das ehemalige kleine Kloster (daher der Name Il Conventino) beherbergt neben Albertos Wohnung noch drei Ferienwohnungen, die oft Leute aus Deutschland oder der Schweiz buchen. Das hat über die Jahre dazu geführt, dass Alberto ausgezeichnet Deutsch spricht.

Ein Wein wie sein Boden

Dass die Unterschiede des Bodens eindeutig schmeckbar sind, hat Gregory Perrucci von Weingut Felline in Apulien mit einer eindrücklichen Degustation gezeigt. Und dann gab es noch eine Erkenntnis: Nämlich, dass Wein zwar wie sein Boden schmeckt, aber noch eine Vielzahl von der Faktoren über der Erde ebenso in das degustierte Endergebnis hineinspielen. Und das macht Wein so spannend.

Wir werfen den vinophilen Blick in den Süden, beinahe am Ende des italienischen Stiefels, in Apulien auf den Boden unter unseren Füssen. Hier in der Nähe von Manduria bewirtschaftet Gregory Perrucci seine Weinberge des Delinat-Weinguts Felline. Und zeigt anhand einer Rebsorte und von vier unterschiedlichen Weinstilistiken eindrücklich, welchen massiven Einfluss die Bodenbeschaffenheit auf den Wein hat. Natürlich in jedem Fall vorausgesetzt, dass die Böden gesund und die Reben somit ausreichend mit Nährstoffen versorgt sind.

Primitivo Trauben

Die Region Apulien ist bekannt für ihre Primitivo-Traube, die insbesondere ab den 1970er-Jahren massige Erfolge feierte. Gregory Perrucci war dabei einer der ersten Qualitätsproduzenten der Region. Denn schon früh besann er sich auf die Fähigkeit des Primitivo, seine Herkunft im Wein zu zeigen. Respektive den Boden, auf dem die Reben wachsen.

Eine Rebsorte, vier Böden, vier Weine

«Ein Grossteil des Primitivo, wie wir ihn kennen und lieben, wächst auf roter Erde», erklärt der Delinat-Winzer. Diese rote Erde ergibt Primitivos mit reifer Frucht und trinkiger Würze. Schon vor Jahrzehnten besann sich der Winzer des erwähnten Herkunftsprinzips, dass also die Weine zeigen sollten, von welchem Landstrich sie kämen. Demnach stammt eine Stilistik seines Primitivo von roter Erde. «Samtig, elegant, subtil und gar feminin», sagt Gregory Perrucci, wird es, wenn die Reben auf Fellines kalkreicher «terra bianca» gedeihen. «Das Gestein ist sehr porös und speichert daher gut Wasser. Diese Primitivo-Trauben ernten wir auch rund ein bis zwei Wochen später als die der ‹terra rossa›.»

Biodiversität in den Weinbergen Fellines

Noch länger Zeit, die Trauben auszureifen, bekommen die Primitivo-Reben auf Fellines «terra nera». Hier wird es traditionell Ende September, bis der neue Jahrgang zur Kelterung kommt. «Das ist ein körperreicher, würziger Wein mit Waldaromen und dunkler Frucht. So kann nur Primitivo von ‹terra nera›», ist Gregory Perrucci überzeugt.

Eine weitere Besonderheit in Fellines Weinbergen ist der Primitivo von der «terra sabbia». «Diese alten Reben liegen 200 Meter über dem Meer in unmittelbarer Küstennähe», erzählt Gregory Perrucci. In der Lage ist es oft neblig. Die Primitivo-Trauben von dort lagern besonders viel Zucker ein und sind daher besonders süss. Mit der Schicht Salz, die der salzige, vom Meer herrührende Nebel ihnen angedeihen lässt, münden diese Umstände für den Primitivo der «terra sabbia» in einem salzig-süssen Spektakel der Sonderklasse.

Bei einer Degustation wurden die Unterschiede auch im Glas deutlich. Der Grund dafür ist der Boden, auf dem sie wachsen. Und natürlich auch die Liebe im Keller sowie das Know-how und die Erfahrung, die der Winzer ihnen angedeihen lässt. Womit wir beim viel diskutierten Begriff «Terroir» wären, in das, wie manche sagen, auch der Winzer mit einfliesst. Kein anderes Getränk kann den Boden, den Landstrich, auf dem es wächst, dermassen gut widerspiegeln. Und ist dabei gleichzeitig Nährboden guter Gespräche, des kulturellen Austauschs und ein Versprechen an die Natur.

Wie sich Agroforst auf den Boden auswirkt

Am Forschungsweingut Château Duvivier haben wir schon vor Jahrzehnten begonnen, auf Agroforst zu setzen. Wie sich das auf den Boden auswirkt, hat uns Winzerberater Daniel Wyss für die aktuelle Ausgabe der WeinLese (Anm. als Printexemplar dem Rotweinpaket beigelegt) erzählt.

Im Süden viel Neues… und gleichzeitig nichts Neues. Denn viele aktuelle Ergebnisse in den Weingärten des Delinat-Forschungsweinguts Château Duvivier in der Provence gehen zurück auf Massnahmen, die vor über fünfzehn Jahren in die Wege geleitet worden waren. Delinat setzte hier schon früh auf die positiven Effekte, die ein Agroforst-Konzept auf das Bodenleben im Weingarten hat.

Agroforst beschreibt eine Landnutzungsform, die Bäume und Sträucher direkt in die produktive Fläche integriert. Delinat-Winzerberater Daniel Wyss erzählt: «Wir haben als einer der ersten Betriebe in Frankreich schon vor knapp zwanzig Jahren begonnen, auf Agroforst zu setzen. Allein in den letzten beiden Jahren sind mehr als tausend Bäume zwischen den Rebzeilen dazugekommen.» Die Fruchtbarkeit eines Bodens wird massgeblich durch Pilze und Mikroorganismen, die Nährstoffe und Mineralien im Boden für die Reben aufbereiten, beeinflusst», so Daniel Wyss. Und diese seien bei einem funktionierendem Agroforst-System nun einmal mehr vorhanden.

Agroforst in den Weinbergen von Duvivier
Schon vor Jahrzehnten begann man auf Château Duvivier, auf Agroforst zu setzen. Die Vorteile sind auch im Boden mit jedem Jahr klarer ersichtlich.

Dieses fördert zudem auch die Wasserspeicherkapazität des Untergrunds. «Château Duvivier ist ein Forschungsweingut; natürlich können wir uns daher agroökologische Versuche erlauben, von denen wir erst nach einiger Zeit wissen, wie sie auf den Wein wirken», sagt Daniel Wyss.

Von früher das Beste

So macht sich jetzt etwa die Rückbesinnung vor knapp zwanzig Jahren auf Mischkulturen bezahlt, bei denen der Rebberg als gemischter Garten angelegt wird, in dem Obstbäume wie Reben gleichermassen wachsen. Schliesslich sind Weinberge erst seit der industriellen Revolution als Monokulturen angelegt.

Frühlingserwachen in den Weinbergen von Château Duvivier: bunt soweit das Auge reicht.

Von der Nähe zu Bäumen und vom dadurch angereicherten und durch Wurzelwerk aufgelockerten Boden profitierten auch die im Spalier angelegten Reben. Doch die Rebe kommt nicht mit allen Bäumen zurecht: Mit Eichen und Pinien funktioniere die Symbiose weniger gut. «Blumenesche, Speierling und Feldahorn sind hingegen besonders geeignete Weinbergsbäume», so Daniel Wyss.

Und bei den für Château Duvivier so charakteristischen Maulbeerbäumen könne man richtig sehen, wie gut die Symbiose hier verläuft. «Auch für Agroforst braucht es zuerst eine gute Beobachtung. Und das Wissen, dass eben nicht alle Bäume für die Rebe gut sind», so Daniel Wyss. Eine funktionierende Agroforst-Kultur lockert den Boden auf. Rebe und Baum profitieren von der Vernetzung unter der Erde, vom gegenseitigen Austausch. «Mykorrhiza, die feinen Pilzfäden unter der Erde, die Pflanzen miteinander verweben und selbst Nährstoffe verfügbar machen, spielen dabei eine weitere wichtige Rolle in Bezug auf die Bodenfruchtbarkeit», sagt Daniel Wyss. Nur ein gesunder Boden, der von der Biodiversität profitieren könne, erbringe hochwertige Trauben. Dann sei auch der Weg für dunkelbeerige Weine voller Kraft und Frucht und von allerbester Terroir-Qualität geebnet.

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