Auf ein Glas mit… Künstler Wetz

Der Luzerner Künstler Wetz hat den legendären Landessender Beromünster zu einem Gesamtkunstwerk umfunktioniert. Regional, national und international bekannte Künstler stellen hier aus. Auch die Weinkultur kommt nicht zu kurz. Wir unterhielten uns mit Wetz bei einem guten Tropfen über sein Lebenswerk, seine Meinung zu Wein aus biologischem Anbau und seine persönlichen Vorlieben.

Wetz

Als der Schweizerische Landessender Beromünster Ende 2008 stillgelegt wurde, konnten Sie das alte Sendegebäude übernehmen. Das war bestimmt ein guter Grund, mit einem feinen Glas Wein anzustossen…
Wetz: Ja, das kann man wohl sagen. Das Kunst- und Kulturzentrum Beromünster kommt mir heute vor wie ein Wunder. Es ist für mich zu einem Lebenswerk geworden und immer wieder ein Glas Wein wert.

Persönlich
Der Luzerner Künstler Wetz wurde 1961 in Wolhusen als Werner Zihlmann geboren. Als gelernter Hochbauzeichner und Psychiatriepfleger bildete er sich an der Kunstgewerbeschule Luzern und an der Hochschule der Künste in Berlin sowie bei anderen Gelegenheiten zum freischaffenden Künstler weiter. Von 2003 bis 2010 führte er zusammen mit Bauer Bernhard Zemp das KKL Uffikon, ein ländliches Kulturzentrum, das weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt wurde. Als dieses aus politischen Gründen geschlossen werden musste, baute er im alten Sendegebäude des stillgelegten Landessenders Beromünster das «Gesamtkunstwerk » Kunst und Kultur Landessender Beromünster auf. Wetz hat sich auch als praktizierender Maler, Skulptur- und Performance-Künstler einen internationalen Namen geschaffen.

Wie kam es überhaupt dazu?
Der Landessender Beromünster hatte international eine riesige Ausstrahlung. Im zweiten Weltkrieg hat er als unabhängiger Nachrichtensender Tausende von Menschenleben gerettet. Später, in der modernen Radiolandschaft, nahm seine Bedeutung ab. Und als festgestellt wurde, dass mit der ständig ausgebauten Sendeleistung die Abstrahlungsgrenzwerte überschritten wurden und die Kühe des benachbarten Bauern deswegen plötzlich keine Milch mehr gaben, wurde der politische Druck zu gross. Der Sender musste Ende 2008 stillgelegt werden.

Und dann kamen Sie mit der Idee, im alten Sendegebäude ein Kunst- und Kulturzentrum einzurichten?
Wir mussten zu dieser Zeit gerade unser sehr erfolgreiches Kunstund Kulturzentrum im kleinen Luzerner Bauerndorf Uffikon aus politischen Gründen aufgeben. Das Bedauern darüber war so gross, dass wir viele Anfragen aus dem In- und Ausland erhielten, etwas Ähnliches an einem andern Ort aufzubauen. Wir entschieden uns dann für das alte Sendegebäude vom Landessender Beromünster.

«Radio Beromünster» hatte einst eine Ausstrahlung ins ganze deutschsprachige Europa. Wie gross ist heute die Ausstrahlung von Kunst und Kultur Landessender Beromünster (KKLB)?
Mit dem Landessender Beromünster und Wetz sind zwei bekannte Marken zusammengekommen. Das war ein Glücksfall und hat dazu geführt, dass das neue Kulturhaus sofort sehr erfolgreich war.

Was wird konkret geboten?
Wir zeigen Ausstellungen von international, national und regional renommierten Künstlern. Das KKLB kann aber auch für Seminare und Anlässe gebucht werden. Und jeden Sonntag um 14 Uhr gibt es öffentliche Führungen. So sprechen wir einerseits ein begeistertes Fachpublikum und gleichzeitig breite Bevölkerungsschichten an.

Hat auch Weinkultur Platz?
Weinkultur ist bei uns ein wichtiger Aspekt. Wir sind ja nicht einfach ein Museum, wo man kommt, schaut und wieder geht. Sondern wir sind ein Kulturhaus, wo man verweilt. Kunst und Kultur werden durch Führungen hautnah vermittelt, und danach bleibt immer Zeit für ein Glas Wein in unseren sehr schön gestalteten Räumen.

Sie betonen, dass Ökologie im KKLB generell eine wichtige Rolle spielt. Wie kommt das konkret zum Ausdruck?
Wir betrachten das KKLB als Gesamtkunstwerk, bei dem die Ökologie eine wichtige Rolle spielt. In der Art, wie wir Kunst und Kultur betreiben, brauchen wir sehr viel Strom. Wir stellen diesen mit Solarenergie vollständig selber her. Auch bei den Speisen und Getränken, die wir anbieten, achten wir stark auf regionale und ökologische Herkunft.

Wie sieht es denn beim Wein aus?
Wir haben nur ein kleines Weinangebot. Hier zählt vor allem die Regionalität. Es gibt Wein aus dem Kanton Luzern, aber natürlich auch aus dem nahen Ausland, etwa Italien. Biowein ist schon länger ein Thema, bisher hat sich aber niemand richtig darum gekümmert. Persönlich finde ich zum Beispiel den Massonero aus der Toskana von Delinat sensationell. Ich glaube, den sollten wir in unser Angebot aufnehmen…

Was halten Sie generell von Wein aus biologischem Anbau?
Ich behaupte, dass biologische Weine andere übertrumpfen. Ein sanfter Umgang mit der Natur ist nicht nur besser für unsere Umwelt, es wirkt sich letztlich auch positiv auf den Geschmack eines Weines aus, wenn auf Chemie verzichtet wird.

Sie nicht nur Chef des KKLB, sondern auch praktizierender Künstler. Hilft ein Glas Wein beim Malen weiter?
Bei der Kunstproduktion spielt Wein bei vielen Künstlern eine wichtige Rolle, kann aber auch zu grossen Alkoholproblemen führen. Meine Devise: Zur Betrachtung des geschaffenen Werks passt ein Glas Wein hervorragend, aber nicht bei der Produktion. Da wird es gefährlich.

Wo liegen Ihre Vorlieben beim Wein?
Ich bin kein Weinkenner. Grundsätzlich sagen mir aber vor allem Italiener zu, und zwar solche, die nicht zu viel Widerstand leisten. Weiche, geschmeidige, fruchtbetonte Weine aus der Mittelklasse mag ich am liebsten.

Welches war der beste Wein, den Sie je getrunken haben?
Das war ein ganz einfacher Italiener. An den Namen erinnere ich mich nicht mehr, denn ausschlaggebend war nicht der Wein, sondern die Umstände, die ihn unvergesslich machten. Ich trank ihn an einem Tanzabend, an dem ich meine Frau Olivia kennenlernte.

Wetz‘ Weintipp:
Der Massonero ist ein Italiener, wie ich sie mag. Mit seiner geschmeidigen und harmonischen Art bietet er kaum Widerstand und wirkt am Gaumen wunderschön rund und fast schon ein bisschen lieblich. Ein toller Wein, den ich am liebsten zu einem guten Biersau- Kotelett aus dem Nachbarstall trinke.

Massonero
Chianti Colli Fiorentini DOCG 2011
Tenuta San Vito
www.delinat.com/3346.11

Jagd auf Traubenwickler und Mäuse

Das Fledermaus-Projekt von Albet i Noya in Katalonien hat Schule gemacht: Jetzt hat auch Winzer Carlos Laso vom Weingut Pago Casa Gran im Hinterland von Valencia einen Nistkasten für Fledermäuse aufgestellt. Die nachtaktiven Jäger sollen den im Weinbau gefürchteten Traubenwickler – ein Falter, der grosse Schäden anrichten kann – in Schach halten.

Nistkästen für Fledermäuse bei Albet i Noya

Zuoberst auf dem Pfahl hat Carlos noch einen Greifvogelsitz platziert. Ein idealer Stützpunkt für Bussard & Co., um Jagd auf Mäuse zu machen.

Harmonie auch in der Flasche

Auch wenn zuweilen diskutiert, manchmal sogar auch gestritten wird – im Grossen und Ganzen zeichnen sich auf den besuchten Delinat-Weingütern harmonische Generationenwechsel ab. Diese Harmonie kommt auch in den Weinen dieser Familienbetriebe zum Ausdruck. Viele von ihnen gehören zu den beliebtesten im Delinat- Sortiment. Etwa der Conterocca aus dem Hause Salustri, fast gänzlich aus der toskanischen Königstraube Sangiovese erzeugt: «Ich keltere hier einfach einen Wein, wie er mir selber besonders gut gefällt: elegant, frisch, mit einem schönen Säuregehalt», sagt Marco Salustri.

Die Familie Fasoli
Gut aufgestellt für die Zukunft: das Fasoli-Quartett.

Leuchtender Stern auf dem Weingut Fasoli ist der weisse Soave. Der Ruf dieses allgemein beliebten italienischen Weissweins hat wegen Massenproduktion und Verwendung von untypischen Traubensorten wie Chardonnay, Pinot Bianco oder Trebbiano arg gelitten. «Unser Soave besteht zu 100 Prozent aus der einheimischen, für diesen Wein typischen Garganega-Traube. Und weil wir den Ertrag grosszügig beschränken, haben wir nicht nur einen authentischen, sondern auch einen wunderbar aromatischen Soave zu bieten», sagt Kellermeister Natalino Fasoli. Seit Jahren viele begeisterte Anhänger hat auch der rote Valpolicella La Casetta. Mit Sonne vollgetankte Trauben der regionstypischen Sorten Corvina, Rondinella und Molinara verleihen diesem Wein reife Fruchtaromen, feine Tannine und einen sanften Schmelz am Gaumen.

Harmonie und Ausgewogenheit sind bei den Weinen von Albet i Noya schon fast legendär. Aus der breiten Palette dieses spanischen Pionierweinguts ragen zwei Flaggschiffe heraus: Die Reserva Martí birgt mit ihrer wechselnden Assemblage Jahr für Jahr etwas Geheimnisvolles. Ein komplexer, eleganter Wein, der dank subtilem Barriqueausbau auch durch feine, fruchtige Aromen besticht. «In diesen Wein habe ich am meisten Energie gesteckt», sagt Josep Maria Albet i Noya. Die Nummer eins unter den preisgünstigeren Albet-Weinen ist und bleibt der Vinya Laia, eine Cuvée, bei der einheimische und internationale Traubensorten Jahr für Jahr perfekt harmonieren.

Wer Rodolphe Gauthier von der Domaine du Bel Air nach seinen Weinvorlieben fragt, bekommt eine klare Antwort: «Ich mag am liebsten elegante, fruchtbetonte Weine mit Struktur und wenig Tannin. Glück gehabt: Genau so kommt nämlich sein Les Perrons daher. Ein eleganter Tropfen aus der Loire, gekeltert aus der für die Region typischen, leider vielfach aber etwas unterschätzten Traubensorte Cabernet Franc.

Neue Generation – in den Fussstapfen der Väter

Generationenwechsel? Der ist bei uns seit 26 Jahren im Gang», lacht Winzer Leonardo Salustri (67). So lange arbeitet er schon mit seinem Sohn Marco (43) zusammen. «Bereits als 17-jähriger Jüngling packte ich auf unserem kleinen Familienweingut mit an und wusste, dass auch ich Weinbauer werden wollte», blickt Marco zurück. Seit ein paar Jahren führt er das Weingut in der wilden Hochmaremma im Hinterland von Grosseto gemeinsam mit seinem Vater. «Klar, gibt es manchmal unterschiedliche Meinungen und lebhafte Diskussionen. Aber wir sind ein Team, finden uns und treffen alle Entscheidungen gemeinsam», erzählt Leonardo am grossen Stubentisch bei einem guten Tropfen.

Bei Marco (links) und Leonardo Salustri hat der Generationenwechsel schon vor über 20 Jahren begonnen.
Bei Marco (links) und Leonardo Salustri hat der Generationenwechsel schon vor über 20 Jahren begonnen.

Marco betont, dass man grundsätzlich das Heu auf derselben Bühne habe: «Mein Vater und ich sind grosse Traditionalisten. Unsere Rebberge gehören zu den ältesten in der Toskana. Wir setzen auf autochthone Reben. Unsere Sangiovese-Varietät haben wird selber selektioniert und vermehrt.» Biologische Landwirtschaft sei für die ganze Familie eine Lebensart. «Etwas anderes können wir uns gar nicht vorstellen. Deshalb werde ich den von meinen Eltern eingeschlagenen Weg unbeirrt weitergehen. Immer mit dem Ziel, unsere Weine weiter zu verbessern.» Neben Wein ist Olivenöl für Marco zu einer grossen Leidenschaft geworden. «Mein Traum ist ein eigenes Familiengut, auf dem Wein, Öl und Früchte angebaut werden und ganz viele Tiere leben.» Viel davon ist bei den Salustris bereits Realität. Die Zusammenarbeit mit Delinat sei ihm ebenso wichtig wie seinem Vater, beteuert Marco. «Die strengen Richtlinien fordern heraus, treiben uns an und ermöglichen einen Gedankenaustausch mit andern Weingütern aus ganz Europa.»

«Ich werde den vorgegebenen Weg weitergehen. Immer mit dem Ziel, unsere Weine weiter zu verbessern.»
Marco Salustri

Während Kellerarbeit und Vinifikation heute Marcos Domäne sind, sorgt der Vater draussen in den Rebbergen für gesundes und reifes Traubengut. «Das ist das Allerwichtigste für die Weinerzeugung. Wenn du gute Trauben im Keller hast, ist die Vinifikation kein Problem. Da ist schon fast kontrolliertes Nichtstun gefragt, auf Hilfsmittel kannst du fast gänzlich verzichten», sagt Marco. Bis ein Wein perfekt ausgereift ist, braucht er Zeit. Diese lassen sich die Salustris auch bei der Wachablösung. «Ich möchte noch möglichst lange aktiv dabei sein. Ohne Arbeit im Weinberg würde mir etwas ganz Wichtiges fehlen», sagt Leonardo. Und auch Marco ist froh über den langsamen Ablösungsprozess: «So bleibt mir etwas mehr Zeit für meine kleine Tochter und meine Hobbys Fussball, Hunde und Poker.»

Aus dem Duo Fasoli wird ein Quartett

Weiter nördlich, im Veneto, ist auf dem Weingut Fasoli der Generationenwechsel ebenfalls im Gang. Zwar denken die beiden Brüder Amadio (62) und Natalino Fasoli (58) noch lange nicht ans Aufhören. Doch die Söhne Giordano (31) und Matteo (33) sind bereits im Geschäft. Sie kümmern sich vorab um den Export, um interne Betriebsabläufe und die ökologische Weiterentwicklung des Betriebs.

Familie Fasoli
Gut aufgestellt für die Zukunft: das Fasoli-Quartett Giordano, sein Vater Amadio, Natalino und Sohn Matteo.

Die junge Fasoli-Generation nimmt die Zukunft derzeit also gemeinsam mit ihren Vätern in Angriff. Und zwar ziemlich konfliktfrei, wenn man den vier Männern bei einem guten Glas Wein so zuhört: «Unser Lauf ist definiert. Wir sind Pioniere im biologischen Weinbau. Das ist auch heute noch für uns alle die einzig denkbare Art, Wein zu erzeugen», sagt Matteo, der Sohn von Natalino. Er und sein Cousin Giordano profitieren vom reichen Erfahrungsschatz ihrer Väter. «Auf diesem bauen wir auf und richten unseren Fokus noch stärker auf Weine aus gesunder Natur mit Terroircharakter.»

«Mein Ziel ist es, unseren Betrieb klimaneutral zu machen.»
Giordano Fasoli

Laut Matteo bedeutet das: sich ständig weiterentwickeln, im Weinberg schädliche Stoffe wie Kupfer und Schwefel noch zurückhaltender einsetzen und im Keller möglichst auf alle unnatürlichen Hilfsmittel verzichten. Giordano treibt gleichzeitig den Einsatz erneuerbarer Energien voran. «Mein Ziel ist es, unseren Betrieb klimaneutral zu machen.» Solche Worte aus dem Mund der jungen Generation sind Balsam auf die Seele ihrer Väter: «Ich glaube, wir könnten wirklich langsam etwas zurücklehnen», sagt Amadio augenzwinkernd zu Natalino. «Ja schon, aber die Arbeit und das Weingut – das gehört doch zu unserer Art zu leben. Ach, loslassen ist so verdammt schwierig…»

Albet i Noya: frühestens in zehn Jahren

Auf dem spanischen Pioniergut Albet i Noya unweit von Barcelona zeichnet sich die Wachablösung erst am fernen Horizont ab: Josep Maria Albet i Noya (56) ist noch voll im Saft und strotzt weiterhin vor Tatendrang. Immerhin: Sein Sohn Martí (20) ist in den Startlöchern. Er studiert im zweiten Jahr Önologie und legt in den Ferien Hand auf dem Familienweingut an. Dabei hatte es bis vor Kurzem nicht danach ausgesehen, als ob er in die grossen Fussstapfen seines Vaters treten wolle. «Ich habe lieber Bier als Wein», hatte er noch vor zwei Jahren als Maschineningenieur-Student erklärt. Dieses Studium hat ihn aber nie gefesselt. Deshalb hat er abgebrochen. «Stattdessen fand ich immer mehr Gefallen an der Arbeit im Weinberg», begründet er seinen Kurswechsel. Martí rechnet damit, dass er frühestens etwa in acht bis zehn Jahren auf dem Weingut seines Vaters und seines Onkels Toni voll einsteigt. Bis dann wird sich möglicherweise auch zeigen, ob Tonis noch kleine Söhne Adria und Lluc ebenfalls auf diesen Zug aufspringen.

Nach einem kleinen Umweg tritt Martí nun doch in die Fussstapfen seines Vaters Josep Maria Albet i Noya.
Nach einem kleinen Umweg tritt Martí nun doch in die Fussstapfen seines Vaters Josep Maria Albet i Noya.

Martí will die Zeit nach dem Studium (noch drei Jahre) für Praktika im Ausland nutzen, um Erfahrungen auf andern Weingütern zu sammeln. «Burgund, Bordeaux, Napa Valley und Australien reizen mich», sagt er. Vieles, was danach kommt, ist noch offen. «Biologischer Weinbau ist für mich aber eine Selbstverständlichkeit. Da hat mein Vater derart viel Vorarbeit geleistet, dass es dumm wäre, nicht in seinem Sinn weiterzumachen.» Ansonsten gibt sich der angehende Önologe experimentierfreudig: «Ich bin dabei, in meiner Freizeit einen alkoholarmen, aromatischen Wein zu keltern.»

«Biologischer Weinbau ist für mich eine Selbstverständlichkeit.»
Martí Albet i Noya

Auch mit Weisswein und Rosé hat er schon experimentiert. Eine besondere Beziehung hat er zum Reserva Martí: Der Wein trägt nicht nur seinen Namen, die Etikette ist auch mit Abdrücken seiner Kinderhände verziert. Er kann sich gut vorstellen, das Spitzencrus seines Vaters dereinst selbst zu keltern. Dieser freut sich natürlich darüber, dass sein Sohn doch noch den Weg zum Weinbau gefunden hat. «Das Wichtigste ist immer die Freude an der Arbeit», sagt Josep Maria. Bei ihm ist sie noch immer uneingeschränkt vorhanden. «Ich kann mir vorstellen, mit vielleicht 62 Jahren langsam kürzerzutreten und die Verantwortung fliessend abzugeben.»

Bel Air: Wo Arbeit Freude macht

Pierre Gauthier (55) ist ein Winzer wie aus dem Bilderbuch: sympathisch, bescheiden und erdverbunden, keltert er auf seiner Domaine du Bel Air am Nordufer der Loire seit Jahrzehnten elegante, authentische Weine aus einer einzigen Traubensorte: Cabernet Franc. Seine Passion für die Arbeit im Weinberg, für die Erzeugung hochwertiger Weine im Einklang mit der Natur ist ungebrochen. Gleichwohl denkt er daran, den Betrieb Schritt für Schritt seinem Sohne Rodolphe (28) zu übergeben. Vater Pierre ist es ein Anliegen, ihm das weiterzugeben, was er selber schon von seinem Vater vermittelt bekam: «Aufblühen in einem Metier, das harte Bauernarbeit, aber auch viel Freude in freier Natur und anspruchsvolle, aber zufriedene Kunden mit sich bringt.» Er wolle seinem Sohn ein Weingut übergeben, auf dem sich alle wohlfühlen, auch die angestellten Mitarbeiter. Pierre: «Es gibt ja so viele Leute, die sich bei ihrer Arbeit langweilen. Dabei ist Freude an der Arbeit und an der Natur etwas vom Wichtigsten im Leben.»

Belair
Stossen auf eine erfolgreiche Zukunft an: Rodolphe und Pierre Gauthier aus der Loire.

Die Domaine du Bel Air steht auf solidem Fundament und ist den meisten andern Betrieben an der Loire bezüglich eines nachhaltigen und fortschrittlichen Weinbaus um Meilen voraus. Kein Wunder, sieht Rodolphe keinen Bedarf für grosse Veränderungen. Es sind Details, bei denen er Verbesserungen anstrebt. Etwa eine pfluglose Bodenbewirtschaftung in den begrünten Weinbergen und zusätzliche Massnahmen zugunsten der Artenvielfalt. «Auch die Herstellung eines hofeigenen Komposts habe ich mir zum Ziel gesetzt.»

«Besonders beeindruckt mich bei Delinat die konsequente Förderung der Biodiversität.»
Rodolphe Gauthier

Dass er mit dem biologischen Weinbau auf dem richtigen Weg ist, weiss er schon lange. Aktuelle Beobachtungen in der direkten Umgebung bestätigen es zusätzlich: «Seit ein paar Jahren stelle ich fest, dass auch Nachbarn umstellen.» Er selber interessiert sich neuerdings vermehrt für biodynamischen Anbau. «Das wäre einerseits eine gute Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln. Andererseits bedingt diese Methode wegen der Berücksichtigung von Mondphase und Gestirnskonstellationen eine Anpassung aller Betriebsabläufe und noch mehr Handarbeit. Ich bin mir noch nicht ganz schlüssig, ob sich das lohnt.» Vorerst stehen für Rodolphe Optimierungen im Feld und im Keller im Vordergrund, die einfacher umzusetzen sind. «Dafür liefert uns Delinat wichtige Grundlagen. Besonders beeindruckt bin ich von der konsequenten Förderung der Biodiversität. Ein Konzept, das in unserer Region vollkommen unbekannt ist.»

Timo Dienhart – mit Elan in die Zukunft

«Meine Motivation auf dem Betrieb mitzuwirken ist nach wie vor sehr gross. Nur wollen die Knochen leider nicht mehr so wie früher», lacht Hans Dienhart (67) vom Weingut Römerkelter in der Mosel. Bereits 2007 haben er und seine Frau Maria den Betrieb offiziell ihrem Sohn Timo (32) übergeben. Und der gibt seither Vollgas: «Ich führe den eingeschlagenen Weg meiner Eltern mit viel neuem Wissen aus langer Ausbildung und zahlreichen Reisen weiter. Dabei unterstützen mich die beiden mit ihrer ganzen Erfahrung wo es nur geht», antwortet Timo auf die Frage wie er das familiäre Erbe weiterführt. «Tradition ist mir sehr wichtig. Ich verstehe darunter aber nicht das Aufbewahren der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers». In diesem Sinn ist der Jungwinzer dabei, sein Traumweingut zu verwirklichen. Angefangen hat er damit in den Weinbergen, die über schönste Lagen im Urstromtal der Mosel erstrecken. Ein Meisterstück ist seine selbst komponierte Saatgutmischung, die nicht nur seine Weinberge zum Blühen bringt, sondern auch die Böden schützt und lebendig hält. Da klopfen immer wieder auch benachbarte Winzer für ein paar Kilo Saatgut an. Und Vater Hans Dienhart kann seither seinem speziellen Hobby, der Kräuter- und Bodenkunde noch intensiver frönen.

Tradition ist mir sehr wichtig. Ich verstehe darunter aber nicht das Aufbewahren der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers.
Tradition ist mir sehr wichtig. Ich verstehe darunter aber nicht das Aufbewahren der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers.

«Tradition ist mir sehr wichtig. Ich verstehe darunter aber nicht das Aufbewahren der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers.»
Timo Dienhart

Timos ökologischer Perfektionismus im Rebberg hat sich längst auch auf den Weinhof und den Keller übertragen. Mit grossem finanziellem und persönlichem Einsatz baut er seinen Betrieb um: Die neue Feldscheune ist mit einer Solaranlage ausgestattet. Ebenso Wohnhaus und Keller. Zusammen mit einer Eisspeicherheizung wird so ein autarker, geschlossener Energiekreislauf erreicht. «Ich möchte jeden Tag ein klein bisschen besser werden. Massstäbe setzen in puncto Weinqualität und Nachhaltigkeit», umschreibt Timo seinen Weg in die Zukunft. Vater Hans und Mutter Maria unterstützen ihn dabei nach Kräften: «Wichtig ist, dass Qualität, Ökologie und Ökonomie Hand in Hand gehen», mahnt der Senior-Chef.

Harmonie auch in der Flasche – erfahren Sie mehr zu den Weinen der neuen Generation.

Ein Hoch auf die Einheimischen

Nur einen Steinwurf weit von Casa de Mouraz, dem Weingut von António Lopes Ribeiro und Sara Dionísio, liegt das kleine Nest Tourigo mitten im Dão-Gebiet. Es teilt das Schicksal unzähliger ländlicher Orte auf der ganzen Welt: Die Leute ziehen weg in der Hoffnung auf Arbeitund ein besseres Leben in der Stadt. Dem 500-Seelen-Dorf kommt eine historische Bedeutung im Weinbau zu. Tourigo reklamiert den Ursprung für Portugals Paradetraube Touriga Nacional für sich – auch wenn diese unbestrittenermassen wegen der berühmten Portweine aus dem Douro-Tal zu Weltruhm gelangt ist.

Das Winzerpaar António Lopes Ribeiro und Sara Dionísio auf einer geschälten Korkeiche.
Das Winzerpaar António Lopes Ribeiro und Sara Dionísio auf einer geschälten Korkeiche.

«Die Sorte hiess früher schlicht Tourigo, sie wurde hier entdeckt», erzählt uns António Lopes Ribeiro beim Spaziergang durch die engen Gassen und Strassen, an deren Rand in offen geführten Rinnen kristallklares Wasser dahinsprudelt. Mit dem Wegzug vieler Einheimischer hat sich aus Tourigo auch der Weinbau weitgehend verabschiedet. Wo einst knorrige alte Rebstöcke standen, gedeiht heute leichter zu bewirtschaftender Mais. Landschaftlich ist der Ort gleichwohl ein Juwel geblieben. Umgeben von herrlich duftenden Eukalyptusbäumen sonnen sich zwischen den Häusern üppige Gemüsegärten. Einzelne alte Rebstöcke, Oliven- und Orangenbäume, sorgen für bunte Vielfalt. Auf unserem Spaziergang stossen wir erstaunlicherweise auf moderne Sportanlagen mit Tennisplätzen, Fussballfeld und neuem Schwimmbad. An einer schönen Hanglage wurde sogar ein neuer Rebberg angebaut. «Das sind Versuche, die Abwanderung zu stoppen. Leider kommen die Massnahmen wohl zu spät», sagt Sara Dionísio. Immerhin: Noch lebt das Dorf. Diesen Eindruck vermittelt unsere Einkehr im Café-Restaurant Bom Sucesso, wo an diesem heissen Sonntagnachmittag fast alle Tische im dunklen, kühlen Innern von kartenspielenden Senioren besetzt sind. Die Stimmung ist ausgelassen – es wird rege diskutiert, gestikuliert, gelacht und auf den Tisch geklopft. Doch für António ist klar: «Die Alteingesessenen, die Einheimischen, sterben nach und nach weg, und da es kaum Neuansiedler gibt, werden solche Landdörfer früher oder später zu Geisterdörfern.»

kurzinfoHeute werden bekannte Trauben wie Cabernet, Merlot, Chardonnay und Co. weltweit angepflanzt. Dabei verdrängen sie alteingesessene Sorten, sogenannt autochthone Reben. In diesem Beitrag stellt die Weinlese heimische Sorten mit grosser Aromenvielfalt vor.

Zuwanderungsstopp im Weinberg

Findling im Weinberg von Casa de Mouraz
Findling im Weinberg von Casa de Mouraz

Durch die Weinberge Portugals geisterte in der jüngeren Vergangenheit ein ähnliches Phänomen, allerdings fehlte es hier nicht an Zuwanderern. Einheimische, autochthone rote Sorten wie Touriga Nacional, Alicante Bouschet, Touriga Franca oder die weissen Alvarinho, Loureira & Co. drohten landauf, landab von bekannten internationalen Varietäten wie Cabernet Sauvignon, Merlot, Syrah, Sauvignon Blanc oder Chardonnay verdrängt zu werden.

António und Sara stiegen nie auf diesen Zug auf. Sie keltern alle ihre Weine seit eh und je aus Portugals eigenem, dem weltweit grössten Traubenschatz. Über 500 Sorten reich soll er sein. «Für uns ist bei einem Wein zentral, dass er durch seine Komplexität und Authentizität das Terroir und die Kultur seiner Region wahrhaftig zum Ausdruck bringt», erklärt das Winzerpaar. António: «Die autochthonen Sorten haben sich über Generationen behauptet und sich den jeweiligen Standorten und Terroirs am besten angepasst. Sie sind Teil der ursprünglichen Biodiversität und liefern die authentischsten Weine.»

Dão: Touriga Nacional – die starke Wilde

Touriga Nacional, Portugals Paradetraube
Touriga Nacional, Portugals Paradetraube

Auf dem eigenen Weingut Casa de Mouraz steht jene Sorte im Vordergrund, die ihren Ursprung in Tourigo haben soll: die Touriga Nacional. Im Charakter ähnlich stark, wild und ursprünglich wie die mit riesigen Findlingen gespickte Landschaft, in der sie wächst, legt sie im Dão die Basis für Rotweine mit einzigartigem Gepräge. In älteren Weinbergen wachsen noch immer mehrere regionale Sorten – neben Touriga Nacional etwa Jaen, Tinta Roriz, Rufete oder Alfrocheiro – im traditionellen gemischten Satz, also bunt gemischt durcheinander. Da alle Sorten gemeinsam geerntet und vinifiziert werden, findet die Assemblage nicht erst im Keller, sondern bereits im Weinberg statt. «Aus unserer Sicht ist das auch heute noch eine interessante Variante für schmackhafte Weine mit ausgeprägtem Terroircharakter », sagt António. Zur Beweisführung lässt er am Abend im trendigen Restaurant Santa Luzia in Viseu eine Flasche Caruma entkorken. Der dicht gewobene, komplexe Wein mit feinen Kräuternoten ist ein Gedicht zum Schweinspfeffer an Rotweinsauce, serviert mit Reis und Mangold.

Douro: Touriga Franca – die Polygame

Im Zentrum des Douro-Tales, wo sich an den steilen Hängen beidseits des Flusses Tausende, von Menschenhand gebaute Weinbergterrassen winden.
Im Zentrum des Douro-Tales, wo sich an den steilen Hängen beidseits
des Flusses Tausende, von Menschenhand gebaute Weinbergterrassen winden.

Am nächsten Tag fahren wir nordwärts ins Douro Superior. Hier wirkt die Landschaft noch viel wilder und weniger gestaltet als im Zentrum des Tales, wo sich an den steilen Hängen beidseits des Flusses Tausende, von Menschenhand gebaute Weinbergterrassen winden. Im mittelalterlichen Hügeldorf nach Castelo Rodrigo führt Ana Berliner die Cisterna Casa de Campo, ein kleines, sympathisches Hotel in uraltem Gemäuer. Wir treffen uns im Restaurant mit João Carlos Ribeiro zum Nachtessen.

Der Wein-, Oliven- und Mandelbauer aus Castelo Melhor liefert António Lopes Ribeiro die biologischen Trauben für den Bela-Luz. «Wenn es eine Traubensorte gibt, die das Douro am besten repräsentiert, ist es die Touriga Franca», beteuert João. Diese Rebe ist hier am stärksten verbreitet und ergibt im heissen und trockenen Klima zwar nur kleine Erträge, dafür aromatische Trauben mit schön konzentrierter Säure. Allerdings mag es die Touriga Franca gerne polygam: Sie ist die perfekte Braut für regionaltypische Assemblagen mit andern autochthonen Sorten. Bestes Beispiel ist der Bela-Luz, eine Cuvée aus Touriga Franca, Tinta Barocca, Tinta Roriz und Touriga Nacional. Der konzentrierte, hocharomatische Tropfen mit südlichen Kräuternoten ist die reinste Offenbarung zu Kartoffelstock und Schweinsbraten – einem Gericht, das Ana Berliner auf eine unwiderstehliche portugiesische Art zubereitet hat.

Autochthone Trauben

Der Begriff kommt aus dem Griechischen (autós = selbst; chthón = Erde). Man könnte autochthon mit «eingeboren» oder «ursprünglich» übersetzen. Autochthone Rebsorten sind also die Urbewohner eines Weinbaugebiets. Allerdings: Eine exakte Definition für «einheimisch» gibt es in diesem Fall nicht. Letztlich haben fast alle Reben ihren Ursprung irgendwo im Südkaukasus (heute Georgien) sowie im südlichen Irak, von wo aus sie vor mehreren Jahrtausenden weite Teile der Welt erobert haben. In der Regel gelten Rebsorten als autochthon, die seit mindestens einem Jahrhundert in einem Anbaugebiet vorhanden und nachgewiesen sind und sich hier optimal an Boden und Klima angepasst haben. Neben Portugal sind Griechenland und Italien die beiden Weinbauländer mit dem grössten Schatz an autochthonen Reben in Europa. Die bekannteste rote autochthone Sorte Griechenlands ist die Agiorgitiko. Daraus wird zum Beispiel der erstaunliche Nemea von der Domaine Spiropoulos gekeltert. In Italien gehört die Sangiovese zu den bekanntesten autochthonen Sorten. Sie spielt im Conterocca, einem kleinen Meisterwerk des Weinguts Salustri in der Toskana, die Hauptrolle. Spaniens bekannteste autochthone Traube ist die Tempranillo. Sie ergibt so aussergewöhnliche Weine wie den Basconcillos Roble vom gleichnamigen Weingut aus dem Ribera del Duero. Das Gegenteil von autochthon ist allochthon (allos = anders, verschieden; chthón = Erde). Allochthon lässt sich mit «fremd», «auswärtig» oder «zugewandert» übersetzen. Die bekannten internationalen Sorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot, Syrah, Pinot Noir, Chardonnay, Sauvignon Blanc sind in ihrer eigentlichen Heimat autochthon; wo sie aber erst seit ein paar Jahrzehnten angebaut werden, gelten sie als allochthon.

Autochthones, in Stein gemeisselt

Draussen leuchtet der Vollmond über dem pittoresken Hügeldorf. «Viel zu schade, um bereits unter die Bettdecke zu kriechen», sagt Ana am Ende der köstlichen Mahlzeit und hat für uns eine weitere Überraschung bereit. In einem Geländewagen rumpeln wir auf holprigen Naturwegen hinunter an den im fahlen Mondlichtstill dahingleitenden Fluss Côa. Nach einem kurzen Fussmarsch richtet die Wirtin und Hobbyarchäologin ihre Taschenlampe auf einen Felsen mit rätselhaften Gravuren. Wir befinden uns mitten im Parque Arqueológico Vale do Côa, einem der bedeutendsten archäologischen Parks Portugals. Vor Jahrtausenden nutzten Steinzeitmenschen die Felswände als Zeichenfläche – so entstand eine faszinierende Freiluft-Kunstgalerie mit verblüffenden Tierdarstellungen. Autochthones, für einmal nicht aus dem Rebberg, sondern in Stein gehauen.

Weisswein aus dem Nebel

Joaquin Reis in seinem Weinberg
Joaquin Reis in seinem Weinberg

Am nächsten Tag führt die Reise Richtung Atlantik. Nördlich von Porto liegt das Weinbaugebiet, das derzeit bei Weissweinliebhabern in ganz Europa in aller Munde ist: das Minho oder Vinho Verde. In der Nähe der Kleinstadt Viana do Castelo treffen wir uns mit Wein- und Gemüsebauer Joaquin Reis. Mit 63 Jahren hat er sein stressiges Berufsleben als Professor für Biotechnologie und als Akquisitionsstratege für verschiedene Grossunternehmen an den Nagel gehängt. Seit 2010 bewirtschaftet er in Geraz ein kleines Weingut mit riesigem Gemüsegarten – ein unschlagbares Synonym für das Vinho Verde: Alles ist hier üppig grün. Fast jeden Morgen sorgen schleichende Nebel für reichlich Feuchtigkeit, bevor sie sich nach kurzer Zeit auflösen.

Spezialität der Stadt Ponte de Lima: Vinhão, der rote Bauernwein aus der Tasse.
Spezialität der Stadt Ponte de Lima:
Vinhão, der rote Bauernwein aus der Tasse.

Im Weinberg riecht es gerade nach frischer Minze. Blau blühende Zichorien leuchten als Farbtupfer zwischen den begrünten Rebzeilen. Die älteren Weingärten sind im traditionellen, nicht mehr oft anzutreffenden Cruzeta-System angelegt, einer Art Pergola, bei der die Triebe an einem Kreuzrahmen in luftiger Höhe ein Dach bilden. Bei dieser Erziehungsform werden die Trauben im kühlen und wegen des Morgennebels feuchten Vinho Verde optimal durchlüftet, sodass sie frei von Fäulnisdruck reifen können. Es sind typische, regionale Sorten, die hier hängen und von António Lopes Ribeiro zu einem herrlich frischen Vinho Verde verarbeitet werden: Loureiro, Trajadura und Azal. Fehlt da nicht der Alvarinho – aktueller Shooting Star unter den weissen autochthonen Sorten des Vinho Verde? «Nein», insistiert António: «Alvarinho ist nur ganz im Norden des Vinho Verde die Königstraube. Wir setzen bewusst auf den Loureiro, eine autochthone Sorte, die aufgrund ihres grossen Potenzials ebenfalls stark im Kommen ist.» Als uns Joaquin auf der grosszügigen Veranda ein Glas Vinha do Quintal einschenkt, sind letzte Zweifel weg: Der Loureiro kann in der Hauptrolle eines weissen Vinho Verde genauso brillieren wie der Alvarinho. Vinho Verde gibt es auch als Rotwein. Eine lokale Spezialität in der Umgebung der reizvollen Kleinstadt Ponte de Lima ist der Vinhão: Der einfache, kräftige Bauernwein wird meist aus grossen Keramiktassen getrunken und passt zu Brot, Hartkäse und Wurstwaren.

Alentejo: Alicante Bouschet und Eichen

In der Getreidekammer Portugals, Alentejo, wird erst seit rund 30 Jahren im grösseren Stil auch Wein erzeugt.
In der Getreidekammer Portugals, Alentejo, wird erst seit rund 30 Jahren im grösseren Stil auch Wein erzeugt.

Zum Schluss unserer Rundreise machen wir einen Abstecher ins Alentejo. Das jüngste Weinbaugebiet Portugals ist gleichzeitig eines der innovativsten. Im Land der Korkeichen kommt die Sorte Alicante Bouschet besonders gut zurecht. Auch wenn in der Getreidekammer Portugals erst seit rund 30 Jahren im grösseren Stil auch Wein erzeugt wird, existiert diese Rebe hier schon weit über 100 Jahre. «Sie ist sehr hitzeresistent und im Alentejo mittlerweile viel heimischer als in Frankreich, wo sie ursprünglich herkommt. Alle grossen Weine aus dem Alentejo enthalten einen wesentlichen Anteil Alicante Bouschet», weiss António.

Dann verabschieden wir uns vom Winzerpaar, das die ökologische Revolution in Portugals Weinbergen seit über zehn Jahren mit grossem Elan vorantreibt. Ganz zu Ende ist damit unsere Reise aber noch nicht. In Mértola im südlichen Alentejo werden wir auf dem Weingut Vale de Camelos von Dietmar Ochsenreiter und Carlos Delagado erwartet. Auch hier besinnt man sich wieder auf die Vorzüge einheimischer Reben. «Als wir hier im Jahr 2000 die ersten Reben gepflanzt haben, lagen in Portugal internationale Sorten wie Cabernet Sauvignon und Syrah im Trend. Auch wir haben Syrah gepflanzt. Heute zeigt sich, dass diese Sorte sich in unserer Region nicht besonders wohlfühlt. Wir konzentrieren uns jetzt wieder voll auf autochthone Sorten und werden die Syrah längerfristig durch Touriga Nacional, Alicante Bouschet und andere einheimische Reben ersetzen», erklären der aus dem Allgäu stammende Dietmar Ochsenreiter und der Reb- und Kellermeister Carlos Delgado. Ob der kräftige, würzige Vale de Camelos, der heute noch zum Teil aus Syrah besteht, dannzumal noch einen Zacken zulegen kann? Wir sind gespannt!

Portugals Traubenschatz

Karte PortugalPortugal ist hinter Spanien, Italien und Frankreich das viertgrösste Weinland Europas. Mit über 500 einheimischen Rebsorten verfügt kein anderes Land über einen reichhaltigeren Traubenschatz. Die für den Weinbau bedeutendsten autochthonen Sorten sind Touriga Nacional, Tinta Roriz (Aragonez), Touriga Franca, Alicante Bouschet, Trincadeira, Jaen, Periquita und Baga (alle rot) sowie Alvarinho, Loureiro, Arinto, Azal, Malvazia und Encruzado (weiss). Die vielen einheimischen Sorten machen Portugal als Weinland einzigartig. Begünstigt durch optimale klimatische Voraussetzungen und ein völlig neues Qualitätsbewusstsein, hat innerhalb des letzten Jahrzehnts eine eigentliche Weinrevolution stattgefunden. Die besten Weine sind von grosser Authentizität mit Terroircharakter: ein willkommener Gegenpol zur globalisierten Weinwelt mit oftmals uniformen, austauschbaren Geschmacksprofilen. Zu den wichtigsten der insgesamt elf Weinregionen Portugals (inklusive Azoren und Madeira) gehören das Douro-Tal mit den weltberühmten Portweinen, das Minho mit dem trendigen Vinho Verde, das Dão mit hervorragenden Assemblagen rund um die rote Leitsorte Touriga Nacional sowie das als Weinbaugebiet noch junge Alentejo, wo die einst als Färbertraube verpönte Alicante Bouschet eine Renaissance erlebt.

Ein Hoch auf die Einheimischen aus Portugal, Griechenland und Italien:
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«Bei der Biodiversität gab es die grössten Fortschritte»

Rolf Kaufmann, wie wichtig ist der Wissenstransfer vom forschenden Delinat-Institut zum praktischen Weinbau bei den Winzern?
Rolf Kaufmann:
Die ständige Weiterentwicklung des ökologischen Weinbaukonzepts durch das Delinat-Institut bringt den Winzern wichtige Impulse. Umgekehrt fördert der Informationsrückfluss vonseiten der Winzer die praxisgerechte Anpassung der Forschungsprojekte. Ebenso wichtig ist der Erfahrungsaustausch unter den Winzern. Auch da können wir über Sprachbarrieren hinweg behilflich sein.

«Ich stelle eine hohe Motivation fest»

Wissenstransfer via Winzerberater

Das Delinat-Institut unter der Leitung von Hans-Peter Schmidt unterstützt Winzer in ganz Europa durch ein umfassendes Beratungspaket bei der Umsetzung der strengen Delinat- Richtlinien. Neben jährlichen Seminaren, an denen die Winzer in den jeweiligen Ländern auf den neuesten Stand der Weinbau- und Ökologieforschung gebracht werden, besuchen die Winzerberater Rolf Kaufmann und Daniel Wyss die Weingüter mindestens einmal im Jahr. Schwerpunkt im Weinbau ist die Verbesserung der Biodiversität mit den Themen Begrünung, Bodenbearbeitung, Pflanzenschutz und ökologische Hotspots. Bei der Weinbereitung stehen Themen wie alkoholische Gärung, biologischer Säureabbau, Einsatz von SO2 und anderen kellertechnischen Hilfsstoffen im Vordergrund.

Die Delinat-Richtlinien gelten nicht nur als die strengsten Europas. Sie setzen auch neue Massstäbe für eine gesamtökologische Anbauform. Wie motiviert sind die Winzer, diese zu erfüllen?
Für viele Winzer sind diese Richtlinien eine Herausforderung, die sie an ihrem Ehrgeiz packt. Andererseits ist das in die Richtlinien eingebaute weinbautechnische Know-how sehr gross und bietet den meisten Betriebsleitern wertvolle Anregungen zur Verbesserung ihres Weinbaus. Ich stelle eine hohe Motivation fest, die durch die Erfolge stetig weiterwächst.

Im heissen Süden macht den Winzern nicht selten Trockenstress zu schaffen. Ist es in solchen Regionen sinnvoll, eine ganzjährige Begrünung der Weinberge zu fordern?
Wir sprechen nicht mehr von Begrünung, sondern von vegetativer Bodenbedeckung, die möglichst flächendeckend und möglichst lange Zeit im Jahr im Weinberg vorhanden sein soll. Es geht darum, durch viele Pflanzenarten die biologische Vielfalt im Boden innerhalb des Jahreszyklus möglichst lange aktiv zu erhalten. Wenn die Sommertrockenheit in Sizilien die Begrünung eintrocknen lässt, sieht das nicht mehr grün aus, doch haben wir damit die biologische Aktivität im Wurzelraum auf das mögliche Maximum ausgedehnt.

Das ist schön und gut. Aber wenn den Reben zu wenig Wasser bleibt, bekommen sie Stress und gedeihen nicht mehr richtig…
Um Trockenstress zu vermeiden, hat der Winzer die Möglichkeit, schon frühzeitig, das heisst zu Beginn der Trockenperiode im Mai, die vegetative Bodenbedeckung durch eine oberflächliche Bodenbearbeitung zu reduzieren. Dieser Eingriff beschränkt die Wasserverdunstung aus dem Boden auf ein Minimum. Den Rebstöcken wird so das Überdauern in der heissen Zeit ohne Stress ermöglicht.

«Diese Fortschritte werden am Markt noch nicht wahrgenommen.»
«Diese Fortschritte werden am Markt noch nicht wahrgenommen.»

Die Delinat-Richtlinien lassen nur einen minimalen Einsatz an biologischen Spritzmitteln wie Kupfer- und Schwefellösungen gegen Pilzkrankheiten zu. Was raten Sie jenen Winzern, die in schwierigen Jahren wie diesem nicht die halbe Ernte aufs Spiel setzen wollen?
Es kann nicht die Rede sein davon, dass die halbe Ernte auf dem Spiel steht! Wäre das so, wäre der biologische Weinbau nicht zum Erfolgsmodell geworden, das er heute darstellt. Die Winzer haben in den letzten Jahren gelernt, durch Beobachtung, Mittelwahl und verbesserte Applikationstechniken mit sehr tiefen Kupfermengen oder natürlichen Ersatzmitteln auszukommen.

Was haben die Winzer in den letzten Jahren konkret unternommen, um die Biodiversität in ihren Weinbergen zu verbessern?
Das Spektrum der getroffenen Massnahmen spiegelt die Empfehlungen der Richtlinien. Spontane oder eingesäte Begrünung wurde gezielt gefördert; Blühstreifen, Hecken und biologische Hotspots wurden angelegt; Bäume wurden gepflanzt; temporäre oder permanente Sekundärkulturen wurden in die Weinberge integriert; Schafe, Ziegen, Kühe, Hühner haben im Winterhalbjahr Auslauf in den Reben; Bienenkästen und Insektenhotels wurden aufgestellt.

Ihre Beratungen zielen nicht nur auf den Weinberg, sondern auch auf die Weinbereitung im Keller. Wo liegen die Schwerpunkte?
Spontangärung mit Naturhefen ist ein Thema. Viele Winzer vergären ihre Trauben seit eh und je auf diese Weise. Andere haben im Trend der modernen Önologie auf Reinzuchthefen umgestellt. Diese Betriebe tasten sich heute schrittweise wieder an die alte natürliche Technik heran. Praktisch ausnahmslos machen sie die Erfahrung, dass die spontan vergorenen Weine an Ausdruck und Jahrgangstypizität gewinnen. Ein wichtiges Thema ist auch der zurückhaltende Einsatz von oder der Verzicht auf Schwefel (SO2) zur Haltbarmachung der Weine. Es gibt Betriebe, die seit Jahren erfolgreich Weinbereitung ganz ohne schweflige Säure betreiben. Die Hindernisse sind weniger technischer Natur, es ist vielmehr die Abweichung vom gewohnten Geschmacksbild des ohne SO2 vinifizierten Produkts, woran auch die Kunden erst gewöhnt werden müssen. Ein weiteres Element der Unsicherheit ist die Langlebigkeit der so hergestellten Weine.

Sie sind bereits vier Jahre für Delinat als Winzerberater unterwegs. Wie hat sich die Situation auf den Weingütern innerhalb der letzten Jahre verändert? Gibt es auch Rückschläge?
Die ersten zwei Jahre waren geprägt einerseits vom Enthusiasmus eines neuen Aufbruchs, andererseits von der Unsicherheit, ob die gesteckten Ziele erreichbar seien. Die wachsende Erfahrung und die sichtbaren Erfolge führten dann zu einer Dynamik, welche die Winzer mit ihren eigenen Innovationen immer weiter ankurbeln. Natürlich gab es auch Rückschläge. Einsaaten funktionierten nicht, empfohlene Spritzmittel waren wegen nationaler Gesetzgebungen nicht erlaubt, Fehlinterpretationen der Richtlinien oder mangelnde Rückfragen führten zu Missverständnissen. Die Probleme betrafen meist einzelne Betriebe und liessen sich beheben. Hier kam der Nutzen der Beratung voll zum Tragen.

Führen Ihre Beratungsbesuche auch dazu, dass gewisse Delinat-Richtlinien geändert werden müssen, weil sie sich in der Praxis als untauglich oder zumindest als nicht ideal erweisen?
Das ist in den letzten vier Jahren seit der Einführung der neuen Richtlinien immer wieder der Fall gewesen. Es ist Teil der Arbeit des Beraterteams am Institut, unklar formulierte oder praxisferne Punkte in den Richtlinien auszumerzen, Lücken zu füllen oder einzelne Bestimmungen neuen Gegebenheiten anzupassen. Die Rückmeldungen aus der Praxis der Betriebe sind dabei von höchster Wichtigkeit.

In welchen Bereichen orten Sie die grössten Fortschritte im Sinne der Delinat-Philosophie, wo die grössten Probleme?
Die grössten Fortschritte sind im Bereich der Biodiversität, der vegetativen Bodenbedeckung und beim Pflanzenschutz gemacht worden. Darin spiegeln sich Entwicklungen in der Mentalität der Winzer, die begonnen haben, ihren Weinberg und ihre Arbeit als organisches Ganzes zu sehen. Das grösste Problem besteht vielleicht darin, dass diese Fortschritte am Markt noch nicht wahrgenommen werden und die Arbeit der Winzer deshalb nicht richtig honoriert wird. Es wird noch zu wenig Wein gekauft, der wirklich höchste ökologische Ansprüche erfüllt.

Die Delinat-Richtlinien

Die Delinat-Richtlinien gehen weit über andere Biorichtlinien (eu, Bio Suisse, Demeter) hinaus. Neben einem Verbot von chemischsynthetischen Pflanzenschutzmitteln, von Kunstdüngereinsatz und Gentechnologie verlangen die Delinat-Richtlinien beispielsweise als einzige verpflichtend eine Förderung der Biodiversität. Die Verwendung von Kupfer und Schwefel zur Krankheitsbekämpfung im Weinberg ist vergleichsweise stark limitiert. Im Keller dürfen Hilfsstoffe nur sehr zurückhaltend eingesetzt werden. Die Delinat-Richtlinien 2010 wurden vom wwf Schweiz und von der Stiftung für Konsumentenschutz mit dem Prädiktat «sehr empfehlenswert» ausgezeichnet. Sie basieren auf einem Modell mit drei Qualitätsstufen, das den Weingütern eine sukzessive Weiterentwicklung bis auf Stufe 3 ermöglicht. Schon Stufe 1 verlangt aber viel mehr als EU-Bio.
Mehr Infos unter www.delinat.com/richtlinien

Weniger Schmetterlinge auf Europas Wiesen

Schmetterling

Laut der Studie «European Butterfly Grassland Indicator: 1990–2011» hat sich die Zahl der Schmetterlinge auf Europas Wiesen dramatisch reduziert. Von 17 näher untersuchten Schmetterlingsarten sind acht zurückgegangen. Lediglich bei zwei Arten sind die Populationen stabil geblieben, und nur eine hat zugenommen. Für sechs Arten war kein eindeutiger Trend zu erkennen. Anhand von Schmetterlingen können der Zustand der Biodiversität und die generelle Gesundheit der Ökosysteme gemessen werden. Der Rückgang sei besorgniserregend, heisst es im Bericht. Als Ursache wird die Intensivierung der Landwirtschaft genannt. Diese führe zu einheitlichen Grünflächen, die nahezu steril für die Artenvielfalt seien. Dazu kommt, dass Schmetterlinge sehr empfindlich auf Pestizide reagieren, die intensiv in solchen Agrarsystemen eingesetzt werden.

Das Gesicht hinter der Delinat-Bilderwelt

Natur- und Reportagefotograf Patrick Rey in den Walliser Weinbergen des Delinat-Instituts
Natur- und Reportagefotograf Patrick Rey in den Walliser Weinbergen des Delinat-Instituts

Deutsch ist eine Sprache, die Patrick Rey nicht sonderlich behagt. Doch in seiner Muttersprache Französisch kommt er bei Walliser Trockenfleisch, Käse aus nahen Tälern, knusprigem Brot und einem Glas Fendant rasch ins Erzählen. Und ins Schwärmen über den reichen Fundus an Bildern, die ihm die Weinberge des Delinat-Instituts oberhalb von Sion bieten. «Draussen in der Natur, da bin ich zu Hause», sagt der 50-jährige Landschaftsgärtner, der seit ein paar Jahren mit seiner Familie mitten im Walliser Hauptort Sion wohnt. Zuvor lebte er weiter oben im kleinen Dorf Arbaz, wo Delinat- Institutsleiter Hans-Peter Schmidt mit seiner Familie zu Hause ist. «Wir haben uns dort vor einigen Jahren kennengelernt. Hans-Peter zeigte sich begeistert von meinen Fotografien, und so bin ich allmählich ein bisschen zum Hoffotografen von Delinat geworden», lacht Patrick.

Das grosse Vorbild Marcel Imsand

Traube mit Schachbrettfalter: «Die Arbeit mit dem Weitwinkel erlaubt mir, nahe an mein Sujetheranzugehen und sein natürliches Umfeld zu betonen.»
Traube mit Schachbrettfalter:
«Die Arbeit mit dem Weitwinkel erlaubt mir, nahe an mein Sujetheranzugehen und sein natürliches Umfeld zu betonen.»

Schon als 13-Jähriger war er oft mit einer Kamera unterwegs. Gleichwohl ging er beruflich einen andern Weg. «Die Fotografie wurde aber zu einer Leidenschaft, die mich nicht mehr losgelassen hat», sagt Patrick. Sein ganzes Wissen und Können hat er sich autodidaktisch mithilfe von Büchern und durch das Nacheifern von Vorbildern erarbeitet. Zu seinen Idolen gehört Marcel Imsand, einer der renommiertesten Reportagefotografen der Schweiz. Patrick Rey verbrachte seine ersten 20 Lebensjahre in Lausanne, wo es damals mit Imsands Fotografenkarriere steil bergauf ging. Patrick: «Insbesondere seine Schwarz-Weiss-Bilder haben mich immer fasziniert und inspiriert. Ich fotografiere auch heute noch viel schwarzweiss.»

Eine Frage der Geduld

Gemeiner Lein oder Flachs: «Ich arbeite gerne mit unscharfem Hintergrund. Inmitten der verschwommen leuchtenden Flachsblumen kommt die spriessende Rebe besonders schön zur Geltung.»
Gemeiner Lein oder Flachs:
«Ich arbeite gerne mit unscharfem Hintergrund. Inmitten der verschwommen leuchtenden Flachsblumen kommt die spriessende Rebe besonders schön zur Geltung.»

Die Bilder, die er für Delinat schiesst, leben jedoch stark von der Farbe. Patrick Rey: «Hier geht es weniger um Reportagefotografie als vielmehr darum, die schier unerschöpflichen, oftmals versteckten Geheimnisse der Natur in ihrer ganzen Farbenpracht einzufangen und sichtbar zu machen.» Dafür braucht es Geduld und Ausdauer. Nicht selten sitzt Patrick stundenlang in den Reben, bis ein bunter Schmetterling, ein zwitschernder Vogel, eine neugierige Heuschrecke oder eine zirpende Grille so vor der Linse auftaucht, dass er das Tier in Symbiose mit einem Rebstock oder der üppigen Begrünung zwischen den Rebstöcken ablichten kann.

Morgens um fünf Uhr im Weinberg

Regenbogen: «Schönes Licht ist nicht nur glänzend und strahlend, sondern auch rasch vergänglich. Dieser Regenbogen dauerte nur ein paar Sekunden.»
Regenbogen:
«Schönes Licht ist nicht nur glänzend und strahlend, sondern auch rasch vergänglich. Dieser Regenbogen dauerte nur ein paar Sekunden.»

Auf Fotopirsch geht er am liebsten am frühen Morgen. Im Frühling und Sommer sitzt er manchmal schon morgens um fünf Uhr zwischen den Rebstöcken und beobachtet, wie die Natur erwacht. «Wie sich das Licht an einem schönen Tag bis nach dem Sonnenaufgang stetig verändert, ist absolut einzigartig. Das sind wundervolle Momente, in denen die spektakulärsten Bilder entstehen», erzählt der passionierte Naturfotograf. Bald sind Brot, Käse und Trockenfleisch aufgegessen, die Flasche Fendant geleert. Patrick packt seinen Fotorucksack, verabschiedet sich und bricht auf zu einem Ort, der ihm im sanften Licht der untergehenden Sonne neue, spektakuläre Naturbilder verspricht.

Rebstock mit Baumpieper: «Dieses Bild hat mir viel Geduld abverlangt. Ständig auf der Suche nach Nahrung in der üppigen Vegetation des Rebbergs, war der Baumpieper nur einen kurzen Moment unverdeckt sichtbar.»
Rebstock mit Baumpieper:
«Dieses Bild hat mir viel Geduld abverlangt. Ständig auf der Suche nach Nahrung in der üppigen Vegetation des Rebbergs, war der Baumpieper nur einen kurzen Moment unverdeckt sichtbar.»

Fotos von Patrick Rey unter:
www.capteurs-de-nature.com

Patrick Reys Bilderwelt bei Delinat

Der Walliser Landschaftsgärtner und Naturfotograf Patrick Rey prägt seit 2008 die Bilderwelt von Delinat. Seine faszinierenden Makroaufnahmen von Fauna und Flora aus den mit reicher Biodiversität gesegneten Weinbergen des Delinat-Instituts in Arbaz oberhalb von Sion bereichern insbesondere das Magazin Weinlese und die Broschüren des DegustierService, wo Patrick Rey meistens das Umschlagbild beisteuert. DegustierService-Kunden kommen so regelmässig in den Genuss faszinierender Naturbilder aus dem Wallis. Mehr zu diesem überaus beliebten Weinpaket, das es in sechs verschiedenen Varianten gibt, unter: www.delinat.com/degustierservice

Hühner im Weinberg

Hühner im Weinberg

Seit einigen Wochen haben wir am Delinat-Institut eine spannende Sekundärkultur ausgetestet: die Haltung von freilaufenden Hühnern in mobilen Ställen. Die Hühner werden in den fahrbaren Ställen alle drei bis vier Wochen von einer Parzelle zur nächsten gefahren. Solar gesteuert, geht morgens die Stalltür automatisch auf und schliesst sich in der Abenddämmerung, sodass die Hühner tagsüber die üppige Begrünung zwischen den Reben bewirtschaften. So werden nicht nur Arbeitszeit und Treibstoff für die Bodenbearbeitung eingespart. Die derzeit 35 natürlich ernährten Hennen liefern auch Dünger für die Reben und legen täglich rund 30 Eier. Ein unter Strom gesetzter Netzzaun schützt die Hühner vor Füchsen, Hunden und Dachsen.

Medaillen für Delinat

expovina

An der 20. Weinprämierung der Expovina Zürich 2013 wurden Delinat-Weine mit Medaillen ausgezeichnet. Eine goldene Auszeichnung holte die Reserva Marti vom Weingut Albet i Noya im Penedès. Diese Cuvée des katalanischen Ökopioniers erntet schon seit Jahren immer wieder zahlreiche Lorbeeren. Mit einer Silbermedaille ausgezeichnet wurden der Vinya Laia vom selben Weingut sowie der Riesling Terra Rossa vom Weingut Hirschhof in Rheinhessen.