Auf ein Glas mit … Gabriela Haas

Vor zwölf Jahren hat sich die gebürtige Baslerin Gabriela Haas einen Traum erfüllt. In idyllischer Abgeschiedenheit im Schweizer Jura konnte sie ein gut 160 Jahre altes Hotel kaufen. Hier verwöhnt sie seither Gäste mit regionaler Kost und einer breiten Auswahl von Delinat- Weinen.

Gabriela Haas, wie sind Sie zum Hotel La Chaux d‘Abel im Jura gekommen?
Vor zwölf Jahren durch eine Bekannte. Ich hatte mich nach längerem beruflichem Engagement in NGOs gerade in verschiedenen Bereichen rund um die Gastronomie weitergebildet, als für das Hotel Chaux d‘Abel in den Freibergen eine Nachfolge gesucht wurde. Die Weite, die Natur und die Ruhe des Juras faszinierten mich schon damals. Auch das Konzept, wie das einfache, aber stilvolle Hotel geführt wurde, gefiel mir. Das Verkäuferpaar wollte, dass es im selben Stil weitergeführt wird. So habe ich versucht, die Finanzierung für den Kauf auf die Beine zu stellen, was alles andere als einfach war. Dank Eigenmitteln aus der Pensionskasse, einer Bankhypothek und verschiedener Privatdarlehen hat es schliesslich geklappt.

Delinat-Weine sind in der Gastronomie eher selten anzutreffen. Sie haben rund 30 Delinat-Weine auf der Karte. Wie kommt das?
Ich war schon lange vorher Delinat-Kundin. Durch das Rotwein-Abo habe ich viele Weine kennen und schätzen gelernt. Als es mit dem Kauf des Hotels klappte, setzte ich vor allem auf Regionalität beim Essen und auf die Schweiz und Europa bei den Weinen. Da ich Delinat- Weine immer sehr gerne mochte, haben sich diese für unsere Weinkarte geradezu aufgedrängt.

Gabriela Haas hat sich im Schweizer Jura ihren lang gehegten Traum von einem feinen Hotel erfüllt. Auf der Karte führt sie einige Weine aus dem Sortiment von Delinat.
Gabriela Haas hat sich im Schweizer Jura ihren lang gehegten Traum von einem feinen Hotel erfüllt. Auf der Karte führt sie einige Weine aus dem Sortiment von Delinat.

Wie reagieren die Leute auf Ihre Weinkarte?
Ich bekomme oft Komplimente dafür. Auch dass wir täglich mehrere ausgewählte Weine im Offenausschank anbieten, kommt bei den Gästen gut an. Wir haben mehrheitlich eine umweltbewusste Kundschaft, die gesunde und regionale Produkte schätzt. Ich staune immer wieder, wie viele unserer Gäste Delinat kennen.

«Wenn unser Koch ein feines Gigot zubereitet, gehört ein gehaltvoller Delinat-Wein dazu.»

Weintipp Gabriela Haas
Ich mag kräftige Weine mit eigenständigem Charakter. Zu meinen Lieblingen gehört der Roches d’Aric der Familie Lignères aus dem Languedoc. Ein Wein, der herrlich zum Gigot d’agneau passt. Roches d‘Aric Corbières AOP 2020

Wie beschreiben Sie einen typischen Gast Ihres Hotels?
Er ist eher sportlich, umweltbewusst, schätzt das Einfache, will kein Schickimicki und ist gerne draussen in der Natur. Dass unsere Zimmer keinen Fernseher haben, stört ihn nicht, ganz im Gegenteil. Wir haben auch viele Einzelgäste, für die wir günstige Zimmer anbieten. Wer will, der findet bei uns rasch Kontakt und Gesellschaft, man kann aber gut auch anonym bleiben.

Was fasziniert Sie persönlich am Jura?
Das Urchige, die Weite, viel Sonne statt Nebel. Und es gibt hier noch richtige Winter. Wir haben die Langlaufloipe direkt vor dem Haus, das lockt im Winter viele Gäste an.

Was ist Ihnen sonst wichtig im Leben? Was machen Sie in der Freizeit?
Durch das Hotel bin ich stark ortsgebunden und kann nicht so oft verreisen. Aber hier kann ich Freundschaften pflegen. Wenn Bekannte kommen, nehme ich mir gerne Zeit für einen Schwatz und ein Glas Wein in geselliger Runde. Es ist auch ein idealer Ort für lange Spaziergänge mit meinem Hund. Ausserdem verfolge ich hier in unserer idyllischen Abgeschiedenheit interessiert das Weltgeschehen. Bei welchen Gelegenheiten gönnen Sie sich ein Glas Wein? Zu einem guten Essen oder zusammen mit Freunden. Wenn unser Koch ein feines Gigot d‘agneau zubereitet, gehört natürlich ein gehaltvoller Delinat-Wein dazu. Und dann gibt es auch immer wieder angebrochene Flaschen aus unserem Offenausschank, die noch geleert werden müssen.

Was gefällt Ihnen speziell an der Delinat-Philosophie?
Dass Delinat keine Weine aus Übersee anbietet. Diese sind zwar nicht schlecht, aber eben ein bisschen weit gereist. Zudem gefällt mir, dass Delinat nebst der Bio-Ausrichtung auch beim Drumherum um Nachhaltigkeit bemüht ist. Dass die Versandkartons zurückgenommen und mehrmals verwendet werden, finde ich super – für die Umwelt und für meine Logistik. Kreativ und sympathisch finde ich auch, wie mit der Green-Friday-Aktion dieser Geiz-ist-geil-Mentalität entgegengewirkt wird.

Persönlich:
Persönlich Gabriela Haas wurde 1966 in Basel geboren, wo sie auch aufgewachsen ist. Sie bezeichnet sich selbst als «gelernte Allrounderin». Nach einer Lehre bei den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) war sie während rund zehn Jahren für verschiedene NGOs im Ausland unterwegs. Danach absolvierte es eine betriebswirtschaftliche Ausbildung und bildete sich in verschiedenen Bereichen rund um die Gastronomie weiter. Vor zwölf Jahren kaufte sie im Schweizer Jura das aus dem 19. Jahrhundert stammende Hotel Chaux d‘Abel und führt es seither als Ganzjahresbetrieb mit ihrem Team.
www.hoteldelachauxdabel.ch

Was gutes Olivenöl Extra Vergine ausmacht

Das geht runter wie Öl: Aus Marco Salustris Biodiversitäts-Oase in der toskanischen Maremma stammt auch eines der gefragtesten Premium-Olivenöle bei Delinat. Der Grund: Es ist kräftig am Gaumen, harmoniert wunderbar mit Salaten, aber auch mit Bruschetta. Im Gespräch verrät uns der Winzer, was sein gutes Premium-Olivenöl ausmacht.

Wenn Marco Salustri von seinen mehr als tausend Jahre alten Olivenbäumen spricht, ist es, als würde er von einem alten Freund erzählen. «Unsere Bäume haben schon viel gesehen, auch viele Wetterumbrüche und Froste miterlebt. Das ist wichtig, weil sie sich davon dann nicht mehr beeindrucken lassen», lächelt der Italiener und streichelt sanft über die feinen Blätter des meterdicken Baumes.

Delinat-Winzer Marco Salustri und seine tausendjährigen Olivenbäume pflegen eine direkte Freundschaft.
Delinat-Winzer Marco Salustri und seine uralten Olivenbäume verbindet eine enge Freundschaft.

Mehr als 20 Jahre ist es her, dass sich das Weingut Salustri und Delinat kennen und lieben lernten. Heute zählen neben den Weinen aus der Maremma auch die Olivenöle aus den Sorten Leccino und Frantoio zum Delinat-Sortiment. Seit einigen Jahren hat die Familie zudem begonnen die seltene Sorte Leccio del Corno zu kultivieren.

Wandeln im Olivengarten: Was gutes Olivenöl ausmacht

8000 Bäume wachsen und gedeihen in Marco Salustris Biodiversitäts-Oase. Einige davon sind direkte Nachkommen seiner ältesten Bäume. «Es macht uns sehr stolz, dass uns das gelungen ist. Diese Bäume sind einfach schon wunderbar an die Gegebenheiten hier angepasst», erklärt Marco Salustri.

Wie beim Wein gilt auch beim Olivenöl: Nur aus guten Oliven kann gutes Olivenöl enstehen. Ebenso wichtig sind natürlich eine schonende Verarbeitung und je genauer die Herkunft definiert ist, umso hochwertiger ist in der Regel das Öl. Im Falle von Salustri stammen die Oliven aus Marco Salustris Olivenhain in Poggi del Sasso in der Maremma.

Delinat-Social-Media-Koordinatorin Stefanie Zillner, Winzerberaterin Arina Schefer (v.li.) und Winzerberater Daniel Wyss (re.) zu Besuch bei Delinat-Winzer Marco Salustri (mi.)
Das Delinat-Team mit Social-Media-Koordinatorin Stefanie Zillner, Winzerberaterin Arina Schefer (v.li.) und Winzerberater Daniel Wyss (re.) zu Besuch bei Delinat-Winzer Marco Salustri (mi.)

Was Wein und Öl verbindet

Marco Salustris Wein passt gleichermassen gut wie sein Olivenöl Extra Vergine zu Bruschetta aus toskanischem Brot. So sieht der Delinat-Winzer seine Öle am liebsten kombiniert. Denn in der Einfachheit steckt die Genialität und vor allem der Geschmack.

Die tausend Jahre alten Bäume von Marco Salustri haben schon so manchen Wetterumschwung miterlebt.
Die tausend Jahre alten Bäume von Marco Salustri haben schon so manchen Wetterumschwung miterlebt.

Jetzt stellen wir uns dazu noch ein wenig grobes Meersalz vor, einen knackigen Salat aus sonnengereiften Tomaten – ebenso aus der Maremma – und vielleicht noch eine Gemüsesuppe a la Minestrone mit einem Schuss von Salustris Öl. Ja, das macht nicht nur gutes Olivenöl Extra Vergine aus, sondern auch ein Stückchen Himmel auf Erden.

Was gutes Olivenöl ausmacht:

  • Gesunde Bäume im Olivenhain
  • frische und reife Oliven
  • Sortenangabe auf dem Etikett
  • umsichtige Ernte
  • schonende Verarbeitung
  • komplexer Geschmack, feines Aroma

Ferien auf Château Duvivier

Tamara Dominkovic ist Gastgeberin mit Leib und Seele. Auf unserem Modellweingut lernt man nicht nur die Delinat-Methode aus nächster Nähe kennen, man erlebt dank Tamara und ihrem Team auch unvergessliche Ferien auf Château Duvivier im Herzen der Provence.

Tamara Dominkovic, wie lange arbeitest Du schon auf Château Duvivier?
Für mich startet Ende März die dritte Saison. Château Duvivier ist mein Zuhause geworden. Man baut sich ja auch ein Umfeld auf. Ich bin heuer schon früher angereist, weil ich mein Zuhause vermisst habe. Ich fühle mich gut und entspannt hier, und bin definitiv angekommen. Und dieses gute Gefühl geben ich und mein Team an unsere lieben Gäste weiter. So wird es uns zumindest immer gesagt. (lacht)

Was bedeutet Château Duvivier für Dich?
Dieser Ort ist etwas ganz besonderes. Auch Gäste bestätigen mir immer wieder, dass sie hier zur Ruhe kommen, wie selten anderswo. Dieser wunderschöne Ort hat mich vom ersten Probearbeiten an total eingenommen. Diese unberührte Natur und die Ruhe, dieser Ort strahlt eine ganz eigene Magie aus. Ich habe mir von der ersten Minute an gewünscht, hierher zurückkommen zu dürfen.

Tamara Dominkovic ist Gastgeberin mit Herz und Seele auf Château Duvivier
Tamara Dominkovic ist Gastgeberin mit Leib und Seele auf Château Duvivier.

Und jetzt geht es schon in die dritte Saison. Wie kann man sich Deine Aufgabe als Gastgeberin vorstellen?
Ich bin während der Saison immer vor Ort und verantwortlich für den intakten Toaster in der Früh bis hin zur Budgetkalkulation für das Château. Es liegt uns allen sehr am Herzen, dass die vermeintlich schönste Zeit im Jahr unserer Gäste – nämlich ihre Ferien – auch wunderschön, reibungslos und entspannt für sie verläuft. Das macht den Aufenthalt bei uns besonders. Der Erfolg unseres persönlichen Konzepts gibt uns glücklicherweise recht.

Einzigartige Naturerlebnisse

Wie sieht denn nun ein klassischer Aufenthalt auf Château Duvivier aus?
Die meisten unserer Gäste bleiben für eine Woche auf dem Weingut. Nach Tagen des Ankommens und Einfühlens gehe ich gerne mit unseren Gästen in die Weinberge. Wir sehen uns die Reben und die Natur an und sprechen darüber, wie bei uns Wein nach der Delinat-Methode gemacht wird. Natürlich gibt es zu jeder Zeit und besonders zu unseren feinen Abendessen sogleich die Probe aufs Exempel, wie die Weine aus so naturreichen Weinbergen schmecken.

Die Natur hier ist einzigartig. Natürlich statten wir unsere Gäste mit vielen Geheimtipps aus, zum Beispiel welches hier die schönsten Flecken Natur auf diesem an sich schon schönen Fleckchen Erde sind. Das reicht bei uns bis hin zu Empfehlungen, wer denn das beste Obst und Gemüse am Markt im nahegelegenen Dorf verkauft, und wo man mit Hund am besten spazieren kann.

Du bist selbst in vierbeiniger Gesellschaft hier, oder?
Ja, Tassilo mein Hund ist ein Herz. Sehr ruhig und sozial, er passt sich an alle an. Auch an die anderen Vierbeiner, die hier bei uns sehr willkommen sind. Gäste kommen gerne zu uns mit ihren Tieren. Hier gibt es für alle sehr viel zu entdecken. Nebst der unglaublichen Ruhe, die dieser Ort ausstrahlt.

Tamaras Hund Tassilo heisst die Besucher auf Château Duvivier ebenso herzlich willkommen.
Tamaras Hund Tassilo heisst die Besucher auf Château Duvivier ebenso herzlich willkommen.

Exklusive Ferien auf Château Duvivier

Doch auch von der Zimmeranzahl her bleibt die Gästeanzahl in jedem Fall exklusiv, nicht wahr?
Wir haben 10 Zimmer mit einer Maximalbelegung von 20 Gästen. Also ja, Château Duvivier ist zu jeder Zeit ein Ort der Entschleunigung und des Ankommens für ein exklusives Grüppchen.

Wir sind eingebettet in unsere Weinberge. Wir leben den Wein. Das Château und seine Geschichte, wie guter Wein gemacht wird, Touren durch die Weinberge und den -keller, das alles erlebt man hier auf Château Duvivier. Mit unseren Dîners bringen wir die Provence auf den Teller. Wir machen authentische Küche erlebbar, und doch verläuft jede Woche anders, weil die Gäste immer andere sind. Bei einem hohen Anteil an Menschen, für die kein Jahr mehr ohne einen Aufenthalt bei uns vergehen soll, kommen auch immer mehr neue Gäste zu uns.

Selbstverständlich gilt es auch alle Naturschätze der Provence zu degustieren.

Weil sie von Château Duvivier gehört haben?
Ja, und von dem eigenen Kosmos den es darstellt. Wir unterscheiden uns ganz klar von der 0815-Hotellerie, wie man sie kennt. Unser Kontakt mit den Gästen ist sehr persönlich. In den Zimmern gibt es kein Wifi, das finden die meisten sehr gut. Es ist ruhig und entspannt und die Tierwelt sowie die Natur rund um das Schloss sind ein Traum.

Ich bin Zuhause angekommen, dieser Ort verleiht mir Leichtigkeit und erfüllt mich mit Freude.

Wir freuen uns auf alle Menschen, die die Magie dieses Ortes auch spüren wollen, und heissen sie herzlich willkommen auf Château Duvivier.

Wie Delinat-Wein dem Mehltau trotzt

Feuchtes Wetter und milde Winter bieten für zwei der grössten Bedrohungen im Weinbau optimale Bedingungen: Der Echte und der Falsche Mehltau, Oidium und Peronospora, machen Winzern das Leben schwer. Die Delinat-Winzer Grégoire Piat aus dem Bordeaux und Natalino Fasoli aus dem Veneto erzählen, wie sie dem Mehltau mit robusten Rebsorten, sogenannten PIWIs, trotzen.

Delinat-Winzer Grégoire Piat lebt und arbeitet im Bordeaux auf Château Couronneau. Sein Vater Christophe war einer der ersten Bio-Winzer in der Region. Seit einiger Zeit führt Grégoire das Weingut gemeinsam mit seinem Vater. 40 Hektar Rebfläche und 60 Hektar Wald und Wiese bilden in ihrer Gesamtheit Château Couronneau, in den oberen Hügeln von Bordeaux nahe Ligueux gelegen.

2023 war ein klimatisch hartes Jahr

Mit Starkregen, hoher Luftfeuchtigkeit und damit extremem Krankheitsdruck geriet Familie Piat im Vorjahr an ihre Grenzen. «Wir haben einen Verlust von über 60 Prozent. Und stehen dabei noch ein wenig besser da als andere Winzer, weil unser Weingut auf einer Anhöhe liegt. Zudem sind unsere Reben rundum von Wäldern geschützt.»

Durch feuchtes Wetter herrschte 2023 ein extrem hoher Krankheitsdruck 2023 im Bordeaux.
Durch feuchtes Wetter herrschte 2023 ein extrem hoher Krankheitsdruck 2023 im Bordeaux. Delinat-Winzer sehen eine wichtige Möglichkeit darin, dem Mehltau mit PIWIs zu trotzen.

Die Biodiversitäts-Hotspots in den Weingärten von Couronneau, wie sie die Delinat-Methode vorsieht, fördern die Nützlinge im Weingarten. Auch das macht die Reben standhafter. Dennoch: Von Merlot, der Hauptrebsorte auf Château Couronneau, hat die Familie eine Einbusse von 82 Prozent hinnehmen müssen. Dabei begann das Jahr ganz gut: milder Frühling, kein Hagel oder Frost. Auch wenn die Feuchtigkeit mit jedem Jahr zunimmt, was ein generelles Problem im Bordeaux darstellt.

Krankheitsdruck in der Blütezeit

Mit der Blüte, einem der kritischsten Momente im Weinjahr, kam auch die Feuchtigkeit und ein Mehltau, der nicht die Blätter, sondern die Trauben direkt befiel. «Es gab nicht wenige Winzer, die das Sprühen von Kupfer vervielfacht haben. Und das wollen wir nicht. Im August und September gab es dafür keinen Regen und starke Stürme», so Grégoire über das durchwachsene Jahr 2023.

Wie Delinat-Winzer dem Mehltau mit PIWIs trotzen

Für Grégoire und seinen Vater Christophe ist klar: Robuste Sorten sind die einzige Lösung, um einem derart hohen Krankheitsdruck von Echtem und Falschem Mehltau zu begegnen. Der Austausch zwischen Delinat, dem Rebenzüchter Valentin Blattner sowie der Rebschule Mercier ist für die Familie dabei besonders wichtig.

Delinat-Winzer Grégoire Piat glaubt an eine Zukunft von Bordeaux mit robusten Rebsorten.
Delinat-Winzer Grégoire Piat glaubt an eine Zukunft von Bordeaux mit robusten Rebsorten.

Das Problem ist nur: «Selbst wenn ich wollte, dürfte ich nicht mehr PIWI-Sorten anpflanzen. Die Maximalgrenze für robuste Rebsorten liegt bei einem Prozent für die gesamte Appellation. Gerade wird diskutiert, ob robuste Sorten auf bestehende Stöcke umgepfropft werden dürfen.» Für Piats steht fest: «Bordeaux, wie es einmal war, wird es bald nicht mehr geben. » Ohne robuste Sorten wird in der immer feuchter werdenden Region, Anbau von Wein ohne viele Spritzungen kaum mehr möglich sein. Für Grégoire Piat war es 2023 denn auch die einzige logische Konsequenz, ein Pflanzrecht für PIWI-Sorten zu beantragen.

Weniger Vetos im Veneto

Auch auf dem Weingut La Casetta nahe San Bonifacio im Veneto legen sich die sonst fröhlichen Gesichter in Sorgenfalten, als die Sprache auf das vergangene Weinjahr kommt. Die Weingärten waren 2023 von einer 25-tägigen Regenperiode ohne Unterbrechung und darauffolgenden Starkwinden geprägt. Das nach einem trockenen Jahr 2022. Als biologisch arbeitende Winzer ist man dank der Delinat-Methode zwar mit intakten Ökosystemen gesegnet, und doch wird das Weinjahr durch zunehmende Wetterkapriolen zusehends unberechenbarer. «Obwohl wir im Vorjahr mit einem der nässesten Jahrgänge überhaupt zu kämpfen hatten, stellen wir uns auf Trockenheit im nächsten Jahr ein», so Natalino Fasoli.

Wasser bleib!

Darum nehmen sich Fasolis neben der Konzentration auf robuste Rebsorten nun verstärkt dem Wassermanagement an. Das heisst: Noch mehr Wasser sparen durch die Wiederverwendung von Wasser im Keller sowie verstärkte Regenwasser-Retention.

Zusätzlich haben Fasolis mit Unterstützung von Delinat zwei Parzellen erworben, die vollständig mit robusten Rebsorten bestückt werden sollen. «Wir haben ein EU-Projekt angemeldet, in dem wir PIWIs einmal in der Ebene und einmal in der Höhe anpflanzen, in der Nähe vom Gardasee und hier bei uns in Colognola ai Colli. Wir sind gespannt auf die Ergebnisse», heisst es von Paolo Zivelonghi, Natalino Fasolis rechter Hand.

«In meiner jahrzehntelangen Winzerkarriere hatte ich nie mit so schnell wechselndem Wetter zu kämpfen», resümiert Natalino die Weinernte 2023. Dabei nimmt der Pilzdruck zu. «Die Winter sind milder, die Kälte kann dem Pilz also nichts mehr anhaben und es wird feuchter. Der Mehltau findet seine perfekten Bedingungen vor», so Natalino.

Delinat-Winzer Natalino Fasoli (re.) im Gespräch über PIWI-Sorten mit Winzerberater Dani Wyss (mi.) und Weingut-Manager Paolo Zivelonghi (li.)
Delinat-Winzer Natalino Fasoli (re.) im Gespräch über PIWI-Sorten mit Winzerberater Daniel Wyss (mi.) und Weingut-Manager Paolo Zivelonghi (li.).

Guten Wein machen und die Natur schützen, das seien sie ihrer Familie und der Region schuldig. «Wir sind für Innovationen offen», so Paolo Zivelonghi. «Motiviert und mit guten Vorzeigebeispielen aus der Delinat-Welt vor Augen, setzen auch wir verstärkt auf robuste Sorten.» Soweit der Tenor eines Produzenten, der Wein und die Menschen darin mit jeder Faser liebt.

Das sieht man in Natalino Fasolis sorgenvollem Gesicht, wenn er über die ausgelaugten Weinbergsarbeiter nach einer intensiven Saison spricht. Und in seiner Freude über seinen Premium-Wein Amarone della Valpolicella, der ihm über den Gaumen ins Gedächtnis ruft, wieso er sich diesen klimatischen Nervenkitzel antut. «Ich bin überzeugt: In ein paar Jahren werden wir diese Top-Qualitäten auch mit robusten Sorten hinkriegen.»

Jahresrückblick 2023: Ein herzliches Dankeschön!

Ein bewegtes Jahr neigt sich dem Ende zu, geprägt von Kriegen, Krisen und den Auswirkungen des Klimawandels. Trotzdem oder gerade deswegen möchten wir uns in unserem Jahresrückblick vorallem auf die positiven Entwicklungen konzentrieren.

Es fiel mir schon leichter, die richtigen Worte für den Jahresrückblick zu finden. Noch immer stürzen Kriege Menschen in Not und Verzweiflung. Noch immer scheint kein Ende absehbar. Einmal mehr wurden uns die Folgen des in grossen Schritten voranschreitenden Klimawandels vor Augen geführt. Extreme Trockenheit und Hitze hier, sintflutartige Regenfälle und Krankheitsdruck dort machen uns zu schaffen. Und unsere Antwort darauf? Eine Reihe fragwürdiger umweltpolitischer Entscheidungen, die die Zeichen der Zeit nicht richtig erkannt zu haben scheinen.

Delinat und seine Winzer setzen sich für biologische Vielfalt im Weingarten ein.
Delinat und seine Winzer setzen sich für biologische Vielfalt im Weingarten ein.

Bitte verzeihen Sie, dass ich mich trotz dieser Entwicklungen heute lieber auf die Dinge konzentrieren möchte, die wir selbst beeinflussen können. Und die mehr Freude bereiten.

Denn auch in diesem Jahr war es unglaublich inspirierend, mit wieviel Einfallsreichtum und Energie Delinat-Winzer – motiviert durch unsere Agroforst-Seminare – alles unternehmen, die Artenvielfalt in ihren Weingärten nochmals zu erhöhen. Und das teilweise unter widrigsten Umständen, wie die Beispiele in Italien, Frankreich und Spanien zeigen. Dem Thema Klimawandel im Weinbau werden wir uns übrigens ausgiebig in der nächsten WeinLese widmen.

Geniessen Sie den Delinat-Jahresrückblick 2023 in bewegten Bildern.

Forschungsarbeit und Vorstoss robuster Rebsorten

Ein heller Lichtblick war auch die Forschungsarbeit auf Château Duvivier: Die Ergebnisse durch die Inokulierung der Rebwurzeln mit Mykorrhiza-Pilzen zur Förderung der Bodenfruchbarkeit sind äusserst vielsprechend, so dass wir den Test ausweiten werden. Ebenso haben wir auf dem Château nun erstmals über 20 neue, robuste Sorten von Valentin Blattner mikrovinifiziert. Diese werden wir am nächsten Internationalen Winzer-Seminar im Mai gemeinsam mit allen Delinat-Winzerinnen und -Winzern degustieren und beurteilen.

A propos robuste Rebsorten: Angeregt von Delinat setzen immer mehr Delinat-Winzerinnen und -Winzer auf PIWIs. So hat etwa Natalino Fasoli vom Weingut La Casetta mit finanzieller Unterstützung von Delinat soeben eine 10 Hektar grosse Parzelle erworben, die ausschliesslich mit robusten Sorten bepflanzt werden soll. Und auch der Erfolg dieser Weine spricht inzwischen eine klare Sprache: Sowohl die Koo Kuu-Weine von Roland und Karin Lenz wie auch die Aventurer-Weine von Albet i Noya wurden an grossen Vergleichsdegustationen mit Gold und Silber ausgezeichnet.

Karton-Mehrwegssystem und Neuigkeiten zur Delinat-Mehrwegflasche

Unser Karton-Mehrwegsystem konnten wir inzwischen auch in Deutschland stark ausbauen. Mehr als das: Wir haben bereits erste Tests mit der Rücknahme leerer Weinflaschen durchgeführt. Erkenntnis: Einer eigenen Mehrwegflasche steht wenig im Wege. Wir werden sie voraussichtlich im 2. Halbjahr 2024 in unseren Weinabos einführen (kleiner Spoiler vorab: Sie wird unter 400 Gramm wiegen und grossartig aussehen).

Besonders gefreut haben uns auch zwei Rekorde: In den letzten Jahren haben wir die Anzahl (physischer) Weinkurse deutlich ausgebaut. Im Jahr 2023 haben wir über 190 Kurse in 30 Städten der Schweiz und Deutschlands durchgeführt und durften insgesamt 2’800 Teilnehmerinnen und Teilnehmer begrüssen. Welch beeindruckende Zahl. Und die nächste ist es ebenso: Am diesjährigen Green Friday kam eine Spendensumme von sage und schreibe 32’000 Franken zugunsten der Pelorus Jack Foundation zusammen. Ich danke allen Beteiligten, die diese Erfolge möglich gemacht haben. Welch grossartige Leistung von euch!

Und das führt mich zum persönlichen Aufsteller des Jahres: Zu Ihnen, unseren treuen Kundinnen und Kunden. Ihr Bekenntnis zu Delinat und Ihr Kaufentscheid für nachhaltige Produkte, aber auch die zahlreichen Anschriften mit Lob und Tadel motivieren uns, unseren Weg konsequent weiter zu gehen. Es ist eine Freude, Sie bei uns an Bord zu wissen. Von Herzen: Merssi viu mau! (Berndeutsch für «Vielen Dank»).

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen alles Gute und ein gesundes und erfolgreiches 2024!

Winzerliche Weihnachten: beste Weine und Wünsche fürs Fest

Weihnachten naht, wir von Delinat und unsere Winzer wünschen Ihnen von Herzen einen gemütlichen, warmen Jahresausklang unter Freunden und Familie. Das neben besten Weinen und Wünschen fürs Fest.

Eines der Dinge, die Natur und Weinleidenschaft gut kann, ist Menschen verbinden. Das ist es, was unsere Arbeit so schön macht.

Wir haben unsere Delinat-Winzer gebeten, uns neben den besten Wünschen zu Weihnachten an Sie, zu verraten, was auf ihren privaten Festtisch kommt.

Veroneser Spezialitäten

Den Anfang macht Natalino Fasoli, vom Weingut La Cassetta im Winzerdorf Colognola ai Colli nahe des Gardasees gelegen. Bei ihm und seiner Familie gibt es Tortellini sowie einen Eintopf aus Rind, Huhn und allerlei Innereien. Lange geschmort, natürlich mit Wein verfeinert. Für das traditionelle Veroneser Risotto mit Amarone ist sein Amarone La Casetta 2017 freilich zu schade. Dieser macht sich in einem bauchigen Rotweinglas und in feiner Gesellschaft besonders gut.

Natalino Fasoli, Delinat-Winzerberater Dani Wyss und Paolo Zivelonghi (v.re. n. li.) auf dem Weingut La Casetta im Veneto
Natalino Fasoli, Delinat-Winzerberater Dani Wyss und Paolo Zivelonghi (v.re.n.li.) auf dem Weingut La Casetta im Veneto

Von Bordeaux auf den Berg

Grégoire Piat, ansonsten auf seinem Weingut Château Couronneau im Bordeaux anzutreffen, reist zu Weihnachten auf den Berg. Dort gibt es den Signature Dish der Familie Piat: «Purée de carotte rôti» und dazu ohne Frage einen hervorragenden Wein. Gut, dass der Chateau Couronneau Sainte-Foy, Jahrgang 2019, eine feinwürzige Essenz aus Couronneaus Weinbergen mit eleganter Fruchtnote, feinkörnigem Tannin und komplexer Struktur bestimmt auch zu unbekannten Familien-Geheimrezepten wunderbar harmoniert. Schafft er es doch auch ganz für sich alleine, vor dem Kaminfeuer oder auf dem gemütlichen Sofa feierliche Stimmung zu verbreiten. Ein wahrlich festlicher Gruss aus Bordeaux.

Auch wenn die heurige Ernte durchwachsen verlief, bleiben Grégoire Piat und seine Familie positiv gestimmt
Auch wenn 2023 durchwachsen verlief, bleiben Grégoire Piat und seine Familie positiv gestimmt.

Piemont und roher Fisch

Mit Cecilia Zucca von der Azienda Poggio Ridente im pittoresken Dörfchen Cocconato nahe Asti gelegen, reisen wir ins Piemont. Auf ihrem festlich gedeckten Familientisch gibt es rohen Fisch aus Apulien, sowie Agnolotti di Carne, ein typisches Piemonteser Pastagericht. Dazu einen dunkelfruchtigen Barbera Piemonte 2022 mit belebender Säure sowie sanften Tanninen und mehr braucht es nicht für das gelungene «Buon Natale».

Cecilia Zucca von der Azienda Poggio Ridente hat es der lebendige Barbera besonders angetan
Cecilia Zucca von der Azienda Poggio Ridente hat es der lebendige Barbera besonders angetan.

Winterlicher Lenz

Feierlich geht es auch bei Familie Lenz am Iselisberg im schweizerischen Thurgau zu. Hier gibt es eine, nein zwei, oder so Flaschen «Koo Kuu Edelweiss 2022» zur Veggie-Lasagne. Die verspielte feinfruchtige Weissweincuvee aus den robusten Rebsorten Souvignier Gris und Solaris bietet der Lasagne mit seinem langen Abgang aus tropischer Frucht Paroli und verbreitet unter festlichen Weinfreunden gleichzeitig naturreine Leichtigkeit im Glas.

Roland Lenz und Rebsortenforscher Valentin Blattner im Lenzer Versuchsweingarten robuster Rebsorten
Roland Lenz und Rebsortenforscher Valentin Blattner im Lenzer Versuchsweingarten robuster Rebsorten

Beste Weine und Wünsche fürs Fest

Was für ein Jahresausklang voller Wein-Freude!

Und, was kommt bei Ihnen auf den Tisch beziehungsweise ins Glas?

Ihr Delinat-Team wünscht Frohe Weihnachten und beste Weine und Wünsche fürs Fest!

Anhaltende Trockenheit in Katalonien

Die anhaltende Trockenheit in Katalonien ist auch für Delinat-Winzer in Spanien eine enorme Herausforderung. Wir haben mit Josep Maria Albet i Noya aus dem Penedès über mögliche Lösungswege gesprochen.

Als längjähriger Delinat-Winzer beobachtet Josep Maria die Natur schon lange. Jede Rebe kennt der Katalane quasi beim Namen, das Weingut Albet i Noya leitet der 67-jährige seit er 16 Jahre alt ist.

Kommt das Gespräch auf die anhaltende Trockenheit in Katalonien im Jahr 2023, legt sich das ansonsten von Lachfalten geprägte Gesicht des Winzers in Sorgen. «Wir warten seit drei Jahren auf den Regen.»

Delinat-Winzer Josep Maria Albet i Noya im Gespräch mit Weinakademiker David Rodriguez von Delinat
Delinat-Winzer Josep Maria Albet i Noya berichtet von der anhaltenden Dürre im Penedès

2020 gab es im Norden Spaniens nahe Barcelona Niederschlag im Überfluss, seitdem sitzt man in Katalonien auf dem Trockenen. «Die Tanks sind leer», so Winzer Albet i Noya, «wir haben uns auf den Regen vorbereitet, sind gewappnet alles aufzufangen, was der Himmel herunterlässt. Es muss nur kommen.»

Landwirte in ihrer Existenz bedroht

Inzwischen ist die anhaltende Trockenheit in Katalonien auch in internationalen Medien gelandet. Bilder von ausgetrockneten Landstrichen gehen um die Welt. So berichtete das Schweizer Fernsehen SRF zuletzt von einer Ausweitung der Beschränkungen im Wasserverbrauch für Privathaushalte und Landwirtschaft. Letztere muss 40 Prozent des Wassers einsparen, heisst es beim SRF. Werden diese Massnahmen verschärft, so seien wohl viele Landwirte in ihrer Existenz bedroht.

Winzer formieren sich

Auch Winzer Josep Maria Albet i Noya und sein Sohn Martí, der inzwischen an der Seite von Josep Maria die Geschicke am Weingut leitet, berichten von einer Versammlung mit 60 Winzern aus Katalonien zum Thema anhaltende Trockenheit. «Wir haben eine solche Trockenheit noch nie erlebt», heisst es auch dort. Das letzte Mal gab es im Jahr 1725 eine derartige Trockenperiode in Katalonien.

Diese hat 25 Jahre angedauert. «Hoffen wir, dass sich das nicht wiederholt», lacht Josep Maria doch etwas gequält. Was die Ernte betrifft, so gibt es Parzellen mit nahezu hundert Prozent Ernteverlust. Der Ertrag ist hitzebedingt sehr gering.

Das Weingut im Mai 2023. Auch tiefer wurzelnde alte Reben hielten der anhaltenden Trockenheit in Katalonien kaum mehr stand.
Das Weingut im Mai 2023. Auch tiefer wurzelnde alte Reben hielten der anhaltenden Trockenheit in Katalonien kaum mehr stand.

Nicht einmal die alten Reben, die der Trockenheit in der Regel durch ihr tieferes Wurzeln besser standhalten, hätten der Hitze heuer getrotzt. «Auch in den unteren Erdschichten ist kein Wasser mehr», so Josep Maria.

Überlebt haben nur die Reben, die bewässert wurden. So wie der Versuchsweingarten mit robusten Sorten. Das bestärkt Josep Maria einmal mehr, diesen Weg zusammen mit Delinat und Valentin Blattner konsequent weiter zu gehen.

Massnahmen gegen Trockenheit

Doch gerade weil Josep Maria und Martí von Albet i Noya nicht zu den Menschen gehören, die ihre Hände in den Schoss legen und sich ihrem Schicksal ergeben, ist bereits eine Maschine für einen neuen Weingarten-Versuch durch Albet i Noyas Weingärten gefahren.

Die Idee: Wasser gleich in tiefere Schichten dringen zu lassen. So, dass kein Wind die Feuchtigkeit verwehen kann. Leitungen am Dach, eine Empfehlung der Delinat-Winzerberater, kanalisieren das Wasser in ein Aufbewahrungsbecken.

Sogar das Wasser, das an den grossen, nackten Felsen hinabrinnt, an denen sich das Weingut schmiegt, wird in Zukunft nicht mehr verloren gehen. Kommen muss es nur, das Wasser, und möge es kein einzelner Tropfen auf den heissen Stein sein.

Dazu Delinat-Winzerberater Daniel Wyss: «Im Süden Europas ist Trockenheit ein immer massiveres Problem. Auch auf unserem Forschungsweingut Château Duvivier in der Provence erleben wir eine grosse Trockenheit und sinkende Erträge. Wir haben keine Bewässerung dort und versuchen mit Massnahmen der Permakultur, Agroforst, Begrünung und Retentionsmassnahmen dagegen zu halten. Ziel ist es, die Infiltration bei Starkniederschlägen zu verbessern, die Temperatur und die Evaporation zu verringern, die Speicherfähigkeit der Böden zu verbessern und mit Retentionsbecken das Abfliessen von Regenwasser zu verhindern.»

Anhaltende Trockenheit in Katalonien

Ein Blick auf eine Darstellung des LCSC: Climatology and Climate Services Laboratory zeigt die Summe der Regenmenge sowie des verdunsteten Wassers in Spanien. Der Beobachtungszeitraum liegt zwischen November 2021 und November 2023.

Die Trockenheit in Katalonien ist demnach höher als in Andalusien, ein Landstrich, mit traditionell sehr hohen Temperaturen und Regen meist nur während der Wintermonate.

Die Darstellung des LCSC zeigt die Summe der Regenmenge sowie des verdunsteten Wassers in den Jahren 2021 bis 2023. (c)LCSC: Climatology and Climate Services Laboratory
Die Darstellung des LCSC zeigt die Summe der Regenmenge sowie des verdunsteten Wassers in den Jahren 2021 bis 2023. (c)LCSC: Climatology and Climate Services Laboratory

Delinat-Winzer wie Josep Maria Albet i Noya nahe Barcelona verzagen ob der anhaltenden Trockenheit in Katalonien dennoch nicht. Er sagt: «Wir sind bereit. Jeder Tropfen der kommt, bleibt ab jetzt im Weingut.» Dass mit ihm ein Meister der Weinbereitung am Werk ist, zeigen erste Kostproben aus dem Jahr. Die Ernte bringt auch 2023 wieder hervorragende Tropfen, wenn auch bedeutend weniger als in den Jahren zuvor.

Besuch auf Vale de Camelos

Meine Frau und ich trinken bevorzugt gute Rotweine. Zwar sind wir keine Experten, können Rotweine also auch nicht expertenhaft beurteilen, aber wir wissen genau, was uns schmeckt und warum. So sind wir vor einigen Jahren mehr und mehr zuerst auf spanische, dann auf portugiesische Weine übergegangen. Und hier ist die Reihe der «Vale de Camelos»-Weine zu unserem klaren Favoriten geworden. Es sind kräftige Rotweine mit komplexem Charakter und vielfältigen Geschmacksnoten.

Für unseren Urlaub 2019 hatten wir uns vorgenommen, Portugal besser kennenzulernen. Eine mindestens 14-tägige Reise durch alle Gebiete Portugals sollte es sein. Als wir dann mit der Planung so weit waren, dass auch das Alentejo als ein Ziel auf unserer Liste stand, war uns klar, dass wir auch die Heimat unseres Lieblingsweines besuchen wollten!

Durch Vermittlung von Delinat gelang es uns, die Verbindung zum Weingut herzustellen. Der Kontakt über E-Mail war einfach, und schnell hatten wir für Montag, den 11. Juni einen Termin vereinbart. Es sollte eine Besichtigung des Weingutes mit Führung und einer Weinverkostung werden.

Am vereinbarten Tag machten wir uns von Albufeira aus auf den Weg. Nach über zwei Stunden Fahrt durch die Landschaft des Alentejo fanden wir schließlich zum Ziel, drei weiße Gebäude auf einer Anhöhe inmitten des Agrargebietes. Dort wurden wir vom Juniorchef, Herrn Kreikenbaum, sehr freundlich empfangen. Er führte uns kurz in die Geschichte des Gutes ein, wie vor über dreissig Jahren sein Großvater auf über 1.000 ha Brachland begann, seinen Traum von einem Paradies in die Realität umzusetzen. Es ist ein Traum, den seine Nachkommen heute immer weiter verwirklichen.

Dann erhielten wir eine zweistündige Führung über das ganze Gut. Auch den Weiler «Vale de Camelos», bei dem der gleichnamige Wein aufwächst, konnten wir besichtigen.

Herr Kreikenbaum zeigt Brigitte Frommwieser die Aufzucht der jungen Reben in Schutzröhren

Wir sahen

  • die Weinberge («Die Reben-Reihen werden nicht traditionell parallel zur Gefällelinie gepflanzt, sondern quer. Das hält das Regenwasser länger zwischen den Reben!») mit den blühenden Kräutern zwischen den Reben
  • zwischen den Weinbergen weiträumige Eukalyptus-Felder («.. sind genügsam, zwischen den Weinbergen gepflanzt geben sie dem Wein eine eigene Geschmacksnote..»)
  • grosse Anbauflächen mit Johannisbrot («Die Pflanzen vertragen Hitze und Wasserknappheit bestens und die Früchte sind vielseitig verwendbar, sogar als Kakao-Ersatz»).

Wir folgten den etwa tausend Schafen, die unter den Olivenbäumen weiden. Und wir sahen die Überlebensgaranten des Gutes, vier große Photovoltaik-Stationen und, vor allem, fünf große Wasser-Reservoire. 

Diese Stauseen speichern in einer normalen Regenperiode genug Regenwasser, um notfalls den Wasserverbrauch des Gutes für den Rest des Jahres abdecken zu können. Diese Stauseen bieten mittlerweile auch wichtigen Lebensraum für Schildkröten, Störche und eine ganze Reihe seltener Vögel. 

Bei der anschließenden Weinverkostung trafen wir noch auf Helena Manuel. Sie ist Agrar-Ingenieurin und Betriebsleiterin. Und wir unterhielten uns natürlich ausführlich mit Marta Pereira, seit drei Jahren die Önologin des Gutes und Erschafferin all der herrlichen Rotwein-Kreationen, die wir zu einer landestypischen Brotzeit und heimischem Olivenöl verkosten durften. 

Es waren wunderbare Stunden, sehr interessant. Wir haben dabei auch sehr viel über ressourcenschonenden biologisch-orientierten Weinbau gelernt.

Weinreise-Tagebuch «Tour de France»

Besuche auf Weingütern gehören zum festen Weiterbildungsprogramm des Delinat-Verkaufsteams. Einmal pro Jahr begleiten die Leute von der Verkaufsfront Winzerberater oder Einkäufer und erhalten so direkten Einblick in Philosophie und Wirtschaftsweise der Winzer. Diesmal war das Team mit Einkäufer Emil Hauser auf «Tour de France». Ein Auszug aus dem Reisetagebuch unserer Verkaufscrew.

Reisende in Sachen Wein – das Delinat-Verkaufsteam

Montag, 28. Mai, Vormittag: Château Dudon, Sauternes

Christian Wild

Mit dem Zug sind wir am Sonntag aus der Schweiz via Paris nach Bordeaux gereist. Zum Auftakt unserer vinologischen Tour de France besuchen wir heute Château Dudon in Barsac. Das von Evelyne und Michel Allien geführte Weingut erzeugt aus weissen Sémillon- und Sauvignon-Blanc-Trauben süsse Sauternes-Weine.

Auch wenn Süsswein im Delinat-Sortiment ein Nischenprodukt darstellt, ist es für uns ein lohnenswerter Besuch, denn wir erfahren viel über die Weinerzeugung aus edelfaulen Trauben. Geerntet werden diese erst, wenn sie vom edelfaulen Pilz Botrytis cinerea befallen sind. Dieser bildet sich auf reifen Trauben bei warmem Herbstwetter und besonderen klimatischen Verhältnissen. In der Region um Sauternes und Barsac fliesst das kalte Quellwasser der Ciron ins wärmere Wasser der Garonne. Dadurch bildet sich im Herbst Nebel, welcher die Entstehung der Edelfäule begünstigt. Der Pilz macht die Beerenhaut porös, so dass Wasser verdunsten kann und sich der Zucker, die Säure und die Extrakte in der Traubenbeere konzentrieren.

Montag, 28. Mai, Nachmittag: Domaine Elisabeth, Cognac

Kevin Benz

Auch Cognac ist ein Nischenprodukt bei Delinat. Gleichwohl ist der Besuch beim stets gut gelaunten Bruno Arrivé auf seiner Domaine Elisabeth in Virollet zirka 40 Kilometer von Cognac entfernt eine wertvolle Horizonterweiterung. Der Besuch beginnt im malerischen Ort Talmond-sur-Gironde, wo Bruno auf einem Plateau direkt am Wasser Reben nach biodynamischen Richtlinien bewirtschaftet. Kerngeschäft der Familie Arrivé ist die Cognac-Herstellung, welcher sie sich schon seit 1767 verschrieben hat. 1997 ist Bruno aus Respekt vor der Natur und künftiger Generationen beim biologischen Anbau angekommen. Weil ein guter Cognac aber Jahre braucht bis er trinkfertig ist, konnte er seinen ersten Bio-Cognac erst im Jahr 2010 in Flaschen füllen. Gut Ding will eben Weile haben. Äusserst spannend und aufschlussreich ist für uns schliesslich die Degustation von Cognac in verschiedenen Reifestadien.

Dienstag, 29. Mai, Vormittag: Château Couronneau, Bordeaux

Katja Walter

Auf dieses Weingut bin ich besonders gespannt: Château Couronneau liegt beim Dorf Ligueux ganz im Osten des Bordelais, in der noch jungen Appellation Sainte-Foy Côtes de Bordeaux. Bei der Anfahrt wähnen wir uns kurz in der Toskana – eine unbefestigte, von Zypressen gesäumte Schotterstrasse führt zum idyllischen Schloss mit den vier Rundtürmen. Hier werden wir herzlich vom charismatischen Winzerpaar Bénédicte und Christophe Piat empfangen. Thema Nummer 1 ist das Wetter. Christophe berichtet, dass durch Hagel, Dauerregen und permanent hoher Luftfeuchtigkeit in der Region grosse Verluste resultieren. Besonders der enorme Pilzdruck macht den Winzern zu schaffen. Im biologischen Weinbau sind die Mittel gegen Mehltau-Krankheiten beschränkt.

Ein beeindruckender Weinkeller

Christophe zeigt uns, wie er seinen Merlot mit Guyot-Erziehung im Drahtspalier bewusst in die Höhe zieht, um die Laubwand luftiger zu machen. So kann die Feuchtigkeit schneller abtrocknen, was die Gefahr von Pilzinfektion verringert. Nach einem Rundgang durch den Keller, wo uns die Kombination von grossen Holzfässern, Barriques und mit Stahldeckel verschlossene Ton-Amphoren beeindruckt, zeigt uns Christophe seine Brunnenanlage, die er zur Dynamisierung des Wassers für die biodynamischen Präparate braucht. Dank der organischen Brunnenskulptur mit drei untereinander angelegten Becken gelingen Christophe wirkungsvolle Mittel zur Stärkung der Reben. Deshalb ärgert er sich darüber, dass demeter diese Dynamisierungsmethode nicht mehr akzeptieren will und darauf pocht, dass ein Produkt aus der Entwicklung des Verbandes zum Einsatz kommt.


Dienstag, 29. Mai, Nachmittag: Château Haut-Monplaisir, Cahors

Michele Greco

Nach knapp zweistündiger Weiterreise erreichen wir mit dem Bus den kleinen Ort Lacapelle-Cabanac, wo die Familie Fournié seit 20 Jahren das Weingut Château Haut-Monplaisir führt. Die Landschaft im Tal der Lot erstreckt sich über drei Terrassen. Die Böden der ersten Terrasse im Talgrund sind sehr fruchtbar und werden für den Anbau verschiedener landwirtschaftlicher Kulturen genutzt. Auf der zweiten Terrasse beginnt der Weinbau – die Rebberge der Familie Fournié liegen auf der dritten Terrasse. Hecken, Bäume, Büsche und Waldpartien sorgen für eine reiche Biodiversität. In den Rebbergen dominiert die Malbec-Traube, hier auch Côt oder Auxerrois genannt. Sie ergibt körperreiche, langlebige Rotweine mit tiefdunkler Farbe. Zu einem ausgezeichneten mehrgängigen Diner im Restaurant Balandre in Cahors geniessen wir die Weine von Château Haut-Monplaisir und prägen uns die Erläuterungen von Mathilde, der Tochter von Daniel und Cathy Fournié ein.

Mittwoch, 30. Mai, Vormittag: Domaine Delmas, Limoux

Camill Hadorn

Heute tauchen wir in der Region Limoux im Süden Frankreichs in die Welt der Schaumweine ein. Gastgeber sind Marlène und Bernard Delmas und ihr Sohn Baptiste. Auf der Domaine Delmas wird zu 80 Prozent Crémant erzeugt. Diese Schaumweine entstehen nach derselben Methode wie Champagner. Bernard, gelernter Koch, widmet sich seit 1992 vollständig dem Weinbau und gehörte zu den Ersten im Limoux, die den Schritt zum biologischen Anbau wagten. Und er gehört zu jenen Winzern, die mit grosser Überzeugung die Delinat-Methode umsetzen und in ihren Weinbergen die Biodiversität fördern, wo es nur geht. Das kommt beim gemeinsamen Mittagessen im noblen Château des Ducs de Joyeuse in Couiza sehr schön zum Ausdruck. Die Art und Weise, wie Bernard in seiner Tischrede Delinat und im Speziellen unserem Frankreich-Einkäufer Emil Hauser Wertschätzung zollt, gehört zu den emotionalsten Momenten dieser Reise.

Mittwoch, 30 Mai, Nachmittag: Domaine Lignères, Corbières

Christina Bertoni

Nach einer kleinen Ruhe- und Erfrischungspause erreichen wir Château La Baronne der Domaine Lignères im kleinen Ort Fontcouverte in den Corbières. Mit der stets gut gelaunten Anne Lignères machen wir uns auf einen Spaziergang durch die Reben. Uns begleiten blühender Ginster, Vogelgezwitscher und ein herrlich sattes Grün, das sich um die Reben ausbreitet. Für uns ein wunderschöner Anblick, doch den Reben behagt die grosse Feuchtigkeit weniger. Die Gefahr von Mehltau liegt in der Luft.

Reiche Biodiversität  im Süden Frankreichs

Der Besuch im Keller hält eine weitere Überraschung bereit: Neben grossen Holzfudern, zahlreichen aufeinandergeschichteten Barriques und Ton-Amphoren entdecken wir sechs Sandstein-Eier. Winzer Jean Lignères möchte etwas vom Holz wegkommen und experimentiert deshalb voller Elan mit verschiedenen andern Materialien. Bei der anschliessenden Degustation kommen die Ausbauarten in unterschiedlichen Gefässen deutlich zum Ausdruck. Besonders spannend ist die Verkostung von Jungweinen aus Ton- und Sandsteingefässen. Ich bin gespannt, wie sich die Stilistik der Lignères-Weine in den kommenden Jahren verändern wird.

Donnerstag, 31. Mai, Vormittag: Château Coulon, Corbières

Christoph Dienst

Nur einen Katzensprung von der Domaine Lignères entfernt besuchen wir heute Château Coulon. Es ist Louis Favre persönlich, der uns durch die Reben führt. Auch hier dominiert aufgrund reicher Niederschläge sattes Grün zwischen den Reben. Und dann passiert etwas, das zeigt, wie gross die natürliche Vielfalt hier ist: Zwischen Mütze und Kragen von Kollege Roman Herzog hat sich eine etwa 10 Zentimeter grosse Gottesanbeterin zum Fototermin eingefunden. Ein derart imposantes Insekt kannte ich bisher nur aus dem Vivarium. Seine Anwesenheit im Rebberg zeigt, dass es ein entsprechendes Nahrungsangebot geben muss.

Wir betrachten die üppige Begrünung näher und entdecken eine unglaubliche Pflanzenvielfalt. Ein Dschungel en miniature. Ein weiteres Naturschauspiel erwartet uns bei der Degustation im Innenhof des Weinguts. Ein Bienenschwarm bewegt sich auf einen alten Baum zu. Louis hofft, dass der Schwarm den bereitgestellten Bienenstock bezieht. Wir können das Schauspiel nicht zu Ende verfolgen – die nächste Station wartet schon.

Donnerstag, 31. Mai, Nachmittag: Domaine Mon Rêve, Terrasses du Larzac

Robin Bazo

Faszinierend ist sie, die rot leuchtende Landschaft am Lac du Salagou. Hier im kleinen Ort Le Bosc lebt Sébastien Rouve auf seiner Domaine Mon Rêve seit 2007 seinen Traum vom eigenen biologischen Weingut. Im Jahr 2015 hat er durch Sturm und sintflutartige Regenfälle nicht nur viele Reben, sondern auch einen Teil seiner Reben verloren und musste sie wieder neu anpflanzen. Zum Glück war der Grossteil der Ernte zu diesem Zeitpunkt bereits eingebracht, so dass sich die Verluste in Grenzen bewegen. Wie er mit einem Lächeln auf dieses Katastrophenjahr zurückblickt und mit neuem Elan in kompromisslosem Einklang mit der Natur weitermacht, beeindruckt uns sehr.

Rote Erde am Lac du Salagou

Als wir dann auch noch seine kräftigen und komplexen Weine degustieren, wird uns erst recht klar, dass es überaus schade wäre, Weinberge in einem derart intakten ökologischen Umfeld einfach aufzugeben.

Freitag, 1. Juni: Domaine de Beaurenard, Châteauneuf-du-Pape

Pirmin Muoth

Legendär und weltberühmt ist unser nächstes Ziel: Châteauneuf-du-Pape im südlichen Rhonetal. Hier werden wir von der Familie Coulon auf ihrer Domaine de Beaurenard empfangen. Victor, der ältere Sohn von Isabelle und Daniel Coulon, zeigt uns die Reblage Boisrenard, wo gegen 100-jährige Rebstöcke wie Relikte aus vergangenen Zeiten dastehen. Jede Rebe hat eine Geschichte zu erzählen, alle zusammen strahlen sie eine wunderbare Schönheit und Weisheit aus. Victor erzählt von der Einzigartigkeit dieser Reben und wie der sandige, kalkige Boden die Eigenständigkeit des Weines prägt. In einem andern Rebberg gedeihen alle 13 für einen Châteauneuf-du-Pape zugelassenen Traubensorten bunt durcheinander im Gemischten Satz. Der Besuch ist so eindrücklich und lehrreich, dass ich meinen Kunden diese aussergewöhnlichen Weine jetzt noch kompetenter und mit ein paar spannenden Geschichten angereichert anbieten kann.

Samstag, 2. Juni: Château Duvivier, Provence

Roman Herzog

Zum Abschluss unserer Winzerreise besuchen wir Château Duvivier in der Provence. Für mich als Koordinator der verschiedenen Aktivitäten auf diesem Delinat eigenen Weingut ist es ein bisschen wie heimkommen. Kurz nach Sonnenaufgang sind wir mit Winzer Erik Bergmann bereits unterwegs in den Weinbergen. Er führt uns zu den artenreichen ökologischen Hotspots mitten in den Reben und den Wasserretentionsteichen, die im Sinne der Permakultur-Philosophie neu angelegt wurden.

Zu Hause auf Château Duvivier

Im Keller offenbart uns Erik seine Philosophie als Kellermeister. Er erklärt, welche Weinstilistik er anstrebt und weshalb er dafür ausschliesslich auf Naturhefen setzt. Gegen Mittag machen wir uns wieder auf den Heimweg in die Schweiz. Die vielen persönlichen Eindrücke und das neu erworbene Weinwissen werden uns bei der Beratung unserer Kunden wertvolle Dienste leisten.

Ein heisser Tipp

Tee ist ein Kunstwerk
und braucht eines Meisters Hand,
um seine edelsten Eigenschaften zu offenbaren.

Was der japanische Kunstwissenschaftler und Autor Okakura Kakuzō über den Tee sagte, gilt auch für den Wein. Beide, Tee und Wein, haben ihre Wurzeln in Jahrtausende alten Kulturen, und beide haben ihrerseits wieder diese Kulturen beeinflusst. Sie haben Rituale begründet. Sie haben Philosophen, Schriftstellerinnen und Köche beflügelt. Sie versprechen höchsten Genuss. Im letzten Jahrhundert haben beide die Grenzen ihrer Kultur, der asiatischen und der europäischen, gesprengt. Heute machen Tee und Wein rund um den Erdball die Menschen glücklich.


Für die Teekampagne und für Delinat gehören zu diesem Glück auch Ökologie und Fairness in den Verhandlungen mit den Produzenten. Als Kunde oder Kundin wissen Sie, wie Delinat diese Werte umsetzt. Die Teekampagne tut dies auf ihre Art, nicht minder entschlossen und erfolgreich und setzt in ihrem Bereich ökologische und soziale Standards.

Kratzer im schönen Bild

Aus den grossen Teeregionen der Welt, aus Darjeeling oder Assam zum Beispiel, erreichen uns wunderschöne Bilder von Frauen, die in ihren farbigen Gewändern in einer immergrünen Hügellandschaft stehen und sorgfältig die feinen Blätter und Knospen pflücken, die einen guten Tee ausmachen. Ein genauer Blick auf die Welt des Tees zeigt allerdings, dass diese Idylle bedroht ist.

Nur gerade 10% der oft happigen Endverkaufspreise für guten Tee kommen bei den Produzenten an. Der Rest versickert in den vielen Stufen des Zwischenhandels. Der Preisdruck führt zu einer Übernutzung der Teegärten. Monokultur, Agrochemie und unsachgemässe Bearbeitung verhärten die Böden. In den oft steilen Hügelflanken der Teegärten kommt es zu kleinen und grossen Erdrutschen. Ausserdem versuchen viele Produzenten, den Preisdruck nach unten – zu den Pflückerinnen – weiterzugeben. Im Wintersemester 1985/86 gründete Professor Günter Faltin zusammen mit einigen Studenten ein Unternehmen, dem sie den kämpferisch anmutenden Namen ‚Teekampagne‘ gaben. Mit einer dreifachen Win-Strategie wollten sie die Bedürfnisse der Konsumenten und der Produzenten zusammenbringen und gleichzeitig die Natur schonen.

Motto für die Teekampagne ist eine Weisheit Leonardo da Vincis – die ebenso gut im Buch des Lao Tse stehen könnte: «In der Einfachheit liegt die höchste Vollendung.» Diese Einfachheit setzt die Teekampagne in allen Bereichen des Teehandels um und fördert damit Qualität, Ökologie und Fairness.

Um die Qualität zu garantieren, bezieht die Teekampagne ihre Tees aus den besten Anbaugebieten der Welt, aus dem Darjeeling, (der Champagne des Teeanbaus) und aus Assam, das bekannt ist für seine kräftigen, oft malzig schmeckenden Tees. Die Spitzenernten werden im Frühling (First Flush: ein leichter, blumiger Schwarztee) und im Sommer (Second Flush: ein kräftiger, vollaromatischer Schwarztee) eingebracht. Alle Tees der Teekampagne weisen die Blattgradierung FTGFOP1 auf, Finest Tippy Golden Flowery Orange Pekoe. Was wie der Code eines Geheimbundes tönt, bezeichnet die Tatsache, dass der Tee dieser Qualitätsstufe aus unzerkleinerten, fein strukturierten Blättern und Blattspitzen besteht, die in reiner Handarbeit gepflückt wurden und sich durch exquisiten Geschmack auszeichnen. Jeder Tee wird auf Pestizidrückstände untersucht. Es werden nur reine Tees verkauft, deren Herkunft bis zu den einzelnen Produzenten zurückverfolgt werden kann. Sämtliche Informationen sind auf der Verpackung und der Webseite ersichtlich.

Die Ökologie war von Anfang an ein wichtiges Anliegen der Teekampagne. Es werden nur Produzenten ausgewählt, die für ihre Pflanzungen eine überdurchschnittlich gute Ökobilanz nachweisen können. Heute stammen alle Tees der Teekampagne aus biologischem Anbau. In Darjeeling führt der WWF-India zum Schutz gegen Bodenerosion ein Aufforstungsprogramm durch, das ausschließlich von der Teekampagne finanziert wird.

Fairness heisst für die Teekampagne, dass sie den Produzenten Preise bezahlt, die über dem Weltmarktpreis liegen. Bei der Teekampagne erhalten die Produzenten über 50% des Endverkaufspreises. Weil die Teepflückerinnen gewerkschaftlich gut organisiert sind, ist die Arbeit in den Teegärten besser bezahlt als in anderen landwirtschaftlichen Branchen. Die Familien wohnen in Häusern, die ihnen von den Produzenten zur Verfügung gestellt werden, und können in den zugehörigen Gärten Nahrungsmittel für die Selbstversorgung anbauen. Darüber hinaus beteiligt sich die Teekampagne finanziell an Einrichtungen wie Schulen oder Energieversorgungen, die allen Menschen einer Region zu Gute kommen.

Wer bezahlt?

Qualität, Ökologie und Fairness wollen finanziert sein und oft genug schlägt sich das in massiv erhöhten Konsumentenpreisen nieder. Nicht so bei der Teekampagne, wo von Anfang an scharf kalkulierende Ökonomen mit von der Partie waren. Sie haben Da Vincis Losung von der Einfachheit und der Vollendung auch auf die Geschäftsstruktur der Teekampagne übertragen. Die Tees werden direkt bei den Produzenten und in möglichst grossen Mengen eingekauft, und sie werden den Konsumenten nicht in winzigen Mengen weitergegeben, sondern in Grosspackungen von zumeist 1000 und 500 Gramm. Weil damit wenig Verpackungsmaterial anfällt, schonen die Grosspackungen nicht nur das Portemonnaie, sondern auch die Umwelt. Besonders verblüffend und für den Erfolg entscheidend ist die radikale Beschränkung auf ein kleines Angebot. Die Teekampagne begann mit einem einzigen Spitzentee aus Darjeeling, und auch heute finden sich in ihrem Webshop nur gerade 10 (zehn!) Teesorten: 6 Schwarztees, 2 Grüntees und ein Earl Grey aus Darjeeling sowie ein Schwarztee aus Assam.

Der Erfolg der Teekampagne ist nicht nur der Erfolg für eine neue Geschäftsidee. Er zeigt auch, dass immer mehr Kundinnen und Kunden über den Rand der Teetasse – oder des Weinglases – hinausschauen. Sie wollen nicht nur guten Tee und guten Wein trinken, sie wollen den Ressourcen dieser Welt Sorge tragen. Ausserdem sollen die Arbeiterinnen und Arbeiter, die ihnen den Genuss ermöglichen, überdurchschnittlich gut bezahlt werden. Kurz: Genuss soll nicht auf Kosten der Natur oder der Arbeitskräfte gehen.

Für Kundinnen und Kunden in der Schweiz hat die Teekampagne kürzlich einen eigenen Webshop eröffnet, und das ist auch der äussere Anlass, warum ich Ihnen die Teekampagne empfehle. Ich tue das mit Überzeugung. Wie Delinat zeigt auch die Teekampagne, dass ökologische und faire Landwirtschaft möglich ist und dass sich damit auch Geld verdienen lässt. Doch wenn wir Natur und Mensch, Produktion und Konsum zusammenbringen wollen, müssen wir eine gewisse Grösse haben. Und wir müssen viele sein. Die Teekampagne ist eine der vielen Initiativen für eine bessere Welt. Deshalb: Suchen Sie sich einen Tee auf www.teekampagne.ch (zur deutschen Seite) aus, der zu Ihnen passt! Meine Frau und ich haben es schon getan.