Holunderduft oder Katzenpipi

Über Gerüche und Geschmack kann man sich streiten, und nicht jeder empfindet süss, sauer, salzig oder bitter gleich stark. Unsere Sinneswahrnehmungen sind individuell geprägt. Darum lässt es sich auch genüsslich über einen Wein diskutieren.

Beschreiben wir einen Wein, dann schildern wir meistens Sinneseindrücke: Er duftet fein, ist rassig und kräftig. Den feinen Duft registriert die Nase, also unser Geruchssinn. Rassig, das heisst eher säurebetont, sagt unser Geschmackssinn. Der kräftige Eindruck stammt vom hohen Extraktgehalt, vor allem vom Tannin. Es wird vom Tastsinn (pelzig) und vom Geschmackssinn (bitter) registriert. Die Sinneswahrnehmungen unterscheiden sich von Mensch zu Mensch. Ebenso könnte der gleiche Wein so beschrieben werden: «Ich finde den Duft verhalten, er könnte intensiver sein, dafür ist mir der Wein zu sauer und am Gaumen zu kratzig.» Warum dieser grosse Unterschied? Unsere Sinnesrezeptoren sind unterschiedlich entwickelt und auch genetisch geprägt. Ein Beispiel: Nicht jeder Gaumen produziert gleich viel Speichel; je weniger, umso stärker attackiert das Rotweintannin die Schleimhäute.

Superschmecker

Die Forscherin Linda Bartoshuk untersuchte, wie viele Geschmacksknospen die Zunge des Menschen enthält. Sie stellte fest, dass diese Anzahl beträchtlich variiert. Je mehr Knospen, umso besser schmecken wir. Bartoshuk unterscheidet drei Gruppen von Schmeckern: Supertaster, Normaltaster und Nontaster. Besonders deutlich zeigte sich der Unterschied bei bitterem Geschmack, doch auch bei süss, sauer, salzig und umami (fleischig und herzhaft) ist die Anzahl Knospen ausschlaggebend für unser Geschmacksvermögen.

Wunderschön stinkig

Auch der Duft wird unterschiedlich wahrgenommen. Die Medizin unterscheidet verschiedene Geruchsstörungen: Die Anosmie, das Fehlen des Geruchssinns, die Hyposmie, der schwache, sowie die Hyperosmie, der übersteigerte Geruchssinn. Dann die Geruchsagnosie: Gerüche können nicht erkannt und benannt werden. Beschwerlich wird es auch bei der Kakosmie, bei der ein Wohlgeruch als stinkig empfunden wird, und umgekehrt bei der Euosmie: Ein übel riechender Wein entzückt die Nase. Beinahe unheimlich wird es bei der Phantosmie, dem Riechen von Gerüchen, die gar nicht da sind. Beruhigender ist dagegen die Entdeckung von Forschern, dass Verliebte salzig und sauer stärker empfinden, süss und bitter dagegen schwächer. Riechen ist sehr individuell und lässt gerade beim Weindegustieren viel Raum für interessante Gespräche.

Gerüche wecken Emotionen

Und noch etwas beeindruckt: Wir erinnern uns nach Jahrzehnten noch an Gerüche: Düfte aus der Kindheit, wie beispielsweise Omas Apfelkuchen. Gerüche gelangen direkt ins limbische System unseres Gehirns, das für Emotionen zuständig ist. Bevor wir einen Duft benennen können, müssen wir ihn einmal gerochen haben. Wer eine Katze hat, umschreibt den Duft von reifem Holunder schon mal als Katzenurin, in Weinkreisen vor allem bekannt beim Sauvignon Blanc.

Unser Wohlbefinden hängt stark ab von unseren Gefühlen, von unseren Sinneseindrücken. Es lohnt sich, schwach ausgebildete Sinne zu trainieren. Ein Grund mehr, Wein nicht einfach zu trinken – sondern bewusst zu geniessen; darauf zu achten, was bei einem Wein besonders auffällt. Was uns gefällt und warum. So bringt uns ein Glas Wein bis ins hohe Alter ein Stück Lebensfreude.

Tipps zur Geruchsschulung
An Getränken und Speisen riechen – und den Geruch beschreiben (= speichern)

Wein-Degustationsnotizen lesen – und mit eigenen Wahrnehmungen vergleichen

Dunkle Schraubgläser mit Gewürze füllen, regelmässig daran riechen und erraten, was es ist

Neue Düfte kennenlernen

Sich aufs Riechen konzentrieren: Sich Zeit nehmen. Störend dabei sind Hitze, Kälte, Lärm, grelles Licht und Fremdgerüche.

Durch die Stadt schlendern und bewusst Düfte wahrnehmen und beschreiben

Geschichten schenken

Wir schenken, um Freude zu bereiten. Um uns zu bedanken – oder zu entschuldigen. Schenken ist bedeutungsvoll. Wir wollen damit unsere Gefühle für den Beschenkten ausdrücken. Warum Wein sich als Geschenk gut eignet; und warum Geschichten die besten Geschenke sind.

Socken und Taschentücher als Geschenk sind aus der Mode geraten, Geld und Gutscheine eine Verlegenheitslösung, Blumen und Süsses beliebt. Ebenso Wein: Wein gilt als wertvoll – obwohl es im Supermarkt Flaschen mit hübschem Etikett für zwei Euro gibt. Nicht ganz einfach ist also die Wahl. Welcher Wein? Einer, der mir gefällt – oder der beschenkten Person?

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Ideal ist ein Wein mit einer Geschichte. Menschen lieben Geschichten, sie wecken Gefühle und bleiben im Gehirn besser verankert als abstrakte Informationen. Eine gute Geschichte ist ein Geschenk. So auch ein Wein mit einer guten Geschichte. Ein Wein, zu dem ich etwas zu erzählen habe. Die besten Geschichten liefert ein Wein, von dem ich das Weingut kenne; vielleicht von einer Ferienreise her. Ein Gespräch mit dem Winzer bringt meistens Geschichten zu Tage.

Massimo, der Reifeprüfer

Allerdings sind die meisten von uns nicht oft auf Weingütern. Entsprechend klein ist unser Vorrat an solchen Weinen. Und nicht bei jedem Weingutsbesuch erfahren wir gleich eine spannende Geschichte. Bei Delinat gibt es seit je Weine mit Geschichten. Das Delinat-Einkaufsteam und die Weinbauberater sind regelmässig in Kontakt mit den Winzern und ihren Familien. Und so erfahren sie die besten Geschichten und verraten sie dann den Kunden.

Massimo war schon als Kind Traubenreifeprüfer. Sein Vater hatte noch keine eigenen Reben, sondern kaufte sie von Winzern in der Region. So fuhr Massimo mit seinem Rad kurz vor Erntezeit in die Reben und probierte die Trauben: je süsser, desto besser. Sein Vater kaufte dann die süssesten, reifsten Trauben und erzeugte daraus den besten Wein. So lernte Massimo schon früh, die Traubenreife mit Auge und Gaumen zu beurteilen. Noch heute verlässt sich Massimo Maggio nicht nur auf analytische Werte: Täglich kostet er vor der Ernte die Trauben. So kommen aus Sizilien die besten Weine zu Delinat.

Feine Bienenhonige ...
Feine Bienenhonige …

Solche Geschichten erzählt Delinat in den Weingüter-Porträts auf der Website; oder im Magazin WeinLese. Besonders geschichtenträchtig ist aber das Delinat-Weinabo: Zu jedem Wein im Paket gibt es eine Geschichte. Auch die Winzer schätzen den DegustierService. Sie können Jahr für Jahr eine feststehende Menge Wein liefern, und sie wissen, dass der Wein innert Wochen bei den Kunden eintrifft. Diese breite Streuung ihres Weines nutzen sie gerne, um Delinat weitere Geschichten zu verraten.

Der ideale Geschichtenlieferant

... und Weine, die Geschichten erzählen, sind beliebte Geschenke.
… und Weine, die Geschichten erzählen, sind beliebte Geschenke.

Im Weinbooklet zu jedem Paket gibt es aber noch mehr Interessantes: eine kurze Weinkunde, ein passendes Rezept und eine genaue chemische Weinanalyse: Von welchem Wein kennen wir sonst den Säuregehalt oder den Restzucker? «Dieser Riesling hat 7,2 g Säure pro Liter. Mit seiner Rasse und Frische passt er hervorragend zu gebratenem Fisch.» Oder: «Dieser Rote aus Südfrankreich ist wunderbar rund, warm und vollmundig – fast süsslich, obwohl er bloss 0,7 g nicht vergärbaren natürlichen Restzucker hat.» Auch das sind kleine Geschichten.

Das Delinat-Weinabo ist quasi der fortlaufende Geschichtenlieferant – ergänzt mit Wein aus reicher Natur. Im Booklet erfahren die Beschenkten auch, welche Weingüter Besucher empfangen – und wo sie sogar übernachten können –, also der direkte Weg zu weiteren spannenden Weingeschichten.

Eine Geschichte als Geschenk bleibt in bester Erinnerung. Und ein Wein mit einer guten Geschichte weckt Gefühle an vergangene schöne Erlebnisse – und die Vorfreude auf neue.

Hier finden Sie alle Informationen zum Delinat-Weinabo als Geschenk.

So macht Wein Spass

Es hat sich herumgesprochen: Ein guter Wein muss gelagert werden; und je besser der Wein, umso grösser das Glas. Chianti passt zu Spaghetti, Sauvignon Blanc zu Spargeln, und Grilladen vertragen sich gut mit einem Barriquewein. Doch, was ist ein guter Wein, welches Glas ist richtig, und gibt es auch Speisen, die gar nicht zu Wein passen? Wir erzählen Ihnen, was wirklich hinter den bekannten Weinregeln steckt und welche Sie getrost ignorieren dürfen.

Wein ist Geschmackssache, jeder hat seine eigenen Vorlieben und ein jeder ein anderes Geschmacksempfinden. So nehmen nicht alle Schärfe, Säure, Süsse oder Salz gleich stark wahr. Was einem selber schmeckt, muss nicht allen schmecken. Sie entscheiden, was Ihnen schmeckt, das ist die Grundvoraussetzung für Spass am Wein. Trotzdem gibt es einige Regeln, wie Sie den Weigenuss noch steigern können – wählen Sie selbst aus, welche für Sie stimmen.

«Das Glas dient nur in Kriminalfilmen
zur Sicherung von Fingerabdrücken.»
Peter Kropf

Die Sache mit dem Alter

Ah, ein Bordeaux, den musst du ein paar Jahre lagern. Stimmt – vielleicht. Doch einfache, im Stahltank ausgebaute rote Bordeaux (und auch andere Rotweine) schmecken in ihrer Jugend am besten. Die meisten Weine sind beim Kauf trinkreif. Nur bei Rotwein mit reifem, präsentem Tannin lohnt es sich, ein oder zwei Jahre zu warten – ebenso bei gutem Weisswein mit kräftiger Säure wie beispielsweise Riesling oder Chenin (Loire). Nur Spitzengewächse müssen jahrelang gelagert werden, bis sie ihr Potenzial entfalten. Im Zweifelsfall weiss der Winzer oder der kompetente Weinhändler Bescheid.

Braucht Wein Luft?

Oft lohnt es sich, vor allem jungem, frisch geöffnetem Wein etwas Luft zu gönnen. Wir schenken uns ein Glas ein, um ihn zu prüfen. Jetzt ist in der Flasche genug Luft, damit er sich in einer oder zwei Stunden entfalten kann. Bloss die Flasche Wein zu entkorken und ihn während mehrerer Stunden stehen zu lassen, bringt übrigens gar nichts. Und Vorsicht: Ein gereifter Wein kann bei zu viel Luft innert Stunden oxidieren. Deshalb ist es nicht ratsam, jeden Wein zu dekantieren, also in eine Karaffe umzugiessen. Jedoch bilden sich bei gehaltvollen Gewächsen nach ein paar Jahren Rückstände. Nur Freaks mögen das Knirschen zwischen den Zähnen beim Kauen dieses Depots. Es kann durch langsames Umgiessen in der Flasche zurückgehalten werden.

Dekantieren verschafft jungen Weinen Luft und befreit alte vom Depot.
Dekantieren verschafft jungen Weinen Luft und befreit alte vom Depot.

Wie war das mit der Zimmertemperatur?

Voll zur Geltung kommt ein Wein erst mit der richtigen Temperatur, doch auch hier sind strikte Regeln nicht angebracht, jeder Gaumen empfindet Temperaturen anders. Ab und zu lesen wir, Rotwein solle mit Zimmertemperatur ausgeschenkt werden – allerdings zu solcher von früher, als die Räume noch nicht auf über 20 Grad geheizt wurden, also bei rund 18 Grad. Tendenziell schmeckt jedoch ein einfacher, zu warmer Rotwein matt; Frucht und Frische kommen nicht zur Geltung. 17 bis 19 Grad sind für gehaltvolle Rotweine richtig. Aber auch nach unten gibt es Grenzen, denn bei einem Weisswein unter 7, 8 Grad riechen wir die Weinaromen kaum mehr. Unbestritten ist jedoch, dass ein Wein in einer angebrochenen Flasche kühl gelagert werden soll, damit er auch am nächsten Tag noch Spass bereitet.

mehr ...

Die Säure machts aus

Riesling ist einer der edelsten Weissweine – oder der sauersten? Ja, die Säure ist ein wichtiges Merkmal, oder genauer: die Säuren. Weinsäure, Apfelsäure, Milchsäure und andere. Ob ein Riesling sauer ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab: vom Klima im Sommer, von der Qualität der Trauben sowie von der Weinbereitung.

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Am Anfang eines grossen Rieslings stehen ein beschränkter Ertrag und gut gereifte Trauben: Qualität statt Quantität. Erfrischende Säure, allfällige Restsüsse, bereichernde Aromen und Alkohol bilden die Weinstruktur, deutlich spürbar am Gaumen. Wein- und Apfelsäure machen rund 90 Prozent der Säuren im Wein aus. Je wärmer Sommer und Herbst, umso mehr dominiert die eher milde Weinsäure. Die frische Apfelsäure fällt dann weniger auf – ja, Riesling verliert in warmen Weinregionen an Charme und Charakter. Deshalb schätzen wir Riesling aus den eher nördlichen Gebieten, vor allem Süddeutschland, Österreich und Elsass. Hier unterstützt eine gesunde Portion Apfelsäure das Geschmacksprofil.

«Ein Riesling ohne Säure ist wie ein ‹Tatort› ohne Täter.»
Peter Kropf

Apfelsäure gehört beim Riesling zum guten Ton. Ein Riesling ohne prägnante Säure ist wie ein «Tatort» ohne Täter: schlapp und langweilig. Klar, könnte der Kellermeister den biologischen Säureabbau, also die automatische Umwandlung der Apfel- in milde Milchsäure, zulassen. Dies geschieht meist bei Rotwein und gerade in der Schweiz häufig auch bei Weisswein, beispielsweise beim Riesling×Sylvaner (Müller-Thurgau/Rivaner). Ein guter Riesling aber definiert sich zu einem guten Teil über seine Säuren. Wollen wir also diesen grossen Wein kennen und schätzen lernen, müssen wir uns auch mit seinen Säuren auseinandersetzen; idealerweise vor, während und nach dem Essen.

Vielseitig …

Weisswein mit Crossini und Oliven

Riesling ist ein grossartiger Apérowein; ebenso ein idealer Essensbegleiter. Riesling verleiht Speisen Rasse, beispielsweise einem gedünsteten Bachsaibling oder einer Broccoli-Quiche. Und als restsüsse Spätlese, vor dem Einschlafen, ist Riesling ein Gedicht.

… und langlebig

Die angebrochene Flasche kommt in den Kühlschrank. Ein Glas am nächsten Tag, nach drei, vier Tagen, nach einer Woche. Erstaunlich: Ein guter Riesling hat ein bemerkenswertes Lagerpotenzial, sowohl in der angebrochenen Flasche als auch im Weinkeller über fünf oder auch zehn Jahre hinweg. Riesling altert prächtig; die Säure integriert sich ins Geschmacksgefüge. Neue, spannende Aromen treten hinzu: Honig, reife Ananas und andere exotische Früchte. Ein guter Riesling ist ein Erlebnis, heute und morgen – eine lohnende Investition.

–> Hier gelangen Sie zu einer Übersicht aller verfügbaren Riesling-Weine.

Streifzug durch Europas Küchen

Wein harmoniert am besten mit Gerichten aus der gleichen Region. Natürlich ist diese Weisheit tausendfach erprobt: Legendär sind der Pinot Noir zum burgundischen Coq au Vin, dem Hähnchen in Rotwein, oder der Chianti zu Tagliatelle al Ragù, den Nudeln mit Hackfleischsauce. Ein Streifzug durch sechs regionale Küchen Europas und die passenden Weine dazu.

gemuese

Entlang dem Mittelmeer finden sich auf allen Speisekarten ähnliche Basisprodukte: im Sommer viel Gemüse wie Tomaten, Zucchini, Auberginen, Fenchel, dazu Reis, Teigwaren, Kartoffeln, im Winter begleitet von Hülsenfrüchten, Kohl, Sellerie, Wirz, Karotten. Dann Fisch und im Landesinnern auch Fleisch. Diese Übereinstimmung ist nicht erstaunlich: Zur Zeit Alexander des Grossen (356– 323 v. Chr.) entwickelte sich in Griechenland eine hochstehende Küche. Später übernahmen die Mittelmeerländer Europas diese Gerichte. Nach und nach kristallisierten sich regionale Unterschiede heraus.

Peloponnes

1133.13Ohne Olivenöl und Knoblauch geht in der Küche der griechischen Halbinsel Peloponnes nichts. Meist wird damit Fleisch zubereitet, etwa Souvlaki, ein Fleischspiess; vielfach mit Lamm, denn Griechenland ist mit Abstand Europameister im Lamm- und Ziegenfleischverzehr. Entlang der Küste gibts auch Fisch, ergänzt mit Salat und Gemüse wie beispielsweise dem Auberginen-Kartoffel- Auflauf Moussaka, bedeckt mit einer Béchamelsauce, die im 20. Jahrhundert aus Frankreich übernommen wurde. Berühmt sind auch die mit Reis und Hackfleisch gefüllten Rebblätter Dolmades – und ebenso berühmt die Marotte, all dies lauwarm zu servieren, zum Wohle des Eigengeschmacks der Speisen.

Freunden gehaltvoller Rotweine seien die eigenständigen Gewächse des Peloponnes ans Herz gelegt: beispielsweise der Porfyros der Domaine Spiropoulos aus der heimischen Sorte Agiorgitiko, ergänzt mit Merlot und Cabernets. Herzhafte Gerichte wie gefüllte Gemüse oder Grilladen harmonieren mit seinem präsenten Tannin besonders gut.

Sizilien

3389Optisch fallen auf Sizilien zuerst die Zitrus- und Mandelbäume auf. In der Küche belegt die Aubergine einen Spitzenplatz, und Pasta gehört immer dazu. Dann natürlich Fische aller Art. Daraus ergeben sich berühmte Kombinationen wie Pasta con le Sarde (mit Sardinen), Pasta alla Norma (mit Auberginen) oder die Caponata, eine süsssaure Mischung von Auberginen, Stangensellerie, Oliven, Kapern und Pinienkernen.

Nach den Griechen beeinflussten die Römer und Spanier die Küche Siziliens, vor allem aber die Araber: Sie brachten den Reis mit, daraus entstanden die Arancini, gefüllte Reiskugeln. Sodann bescherte der arabische Hang zu Süssem Sizilien die Cassata oder die Marzipanfrüchte Frutte Martorane.

Die Sizilianer sind stolz auf ihre eigenständigen Weine, wobei der Nero d’Avola die Hauptrolle einnimmt. Der Bonarossa vom Weingut Maggio ist bei uns deshalb so beliebt, weil er verschiedenste Pastagerichte bestens begleitet.

Provence

1217.05Auch die Küche der Provence ist inspiriert vom sonnenverwöhnten Gemüse. Viel kopiert die Ratatouille, ein Schmorgericht aus Paprika, Tomaten, Zucchini und Zwiebeln plus allenfalls Auberginen. Gewürzt wird natürlich mit den Herbes de Provence, einer Mischung von Thymian, Rosmarin, Oregano, Majoran und Bohnenkraut. Auch der Knoblauch prägt den provenzalischen Aromenstrauss. Aus eigenem Anbau stammt der Camarguereis, mittlerweile sind es vier Sorten Hoch geschätzt wird das Lamm von Sisteron oder von Crau, den Salzwiesen der Camargue. Und schliesslich die Ziegenkäse, die sich mit dem Rosé de Provence zum heiteren Gaumenschmaus entwickeln.

Bekannt wurde die eigenständige Provence- Küche durch das Restaurant Frères Provençaux in Paris (1786) mit Gerichten wie der Fischsuppe Bouillabaisse, dem Stockfischpüree Brandade und Tians, verschiedenen Gemüsegratins.

Zu Lamm geniesst der Provenzale gerne ein Glas Rotwein aus lokalen Sorten wie Cinsault, Carignan, Grenache und Syrah. Wunderschön zeigt sich diese Assemblage in der Cuvée La Tour des Vidaux Tradition.

Katalonien

1578Das erste Kochbuch in einer romanischen Sprache, «Libre de Sent Soví», wurde 1324 in Katalanisch von Hand geschrieben. Auch hier dominieren nahe dem Mittelmeer Fisch und anderes Meeresgetier, oft kombiniert mit Fleisch, was dann Mar i Muntaya heisst und in Gerichten wie Pollastre amb Llagosta gipfelt (Huhn mit Languste). Aber es finden sich auch Fleisch, Würste und Pilze auf der Speisekarte, ebenso Gemüse wie Auberginen, Artischocken und Zucchini.

Jedes katalanische Essen beginnt aber mit Pa amb Tomàquet: Eine allenfalls geröstete Weissbrotscheibe wird erst mit Knoblauch, dann mit einer halben Tomate eingerieben und mit Salz und Olivenöl gewürzt.

Auch die Kartoffel kommt hier zu Ehren, etwa in der Tortilla de Patatas, der typischen Omelette mit Kartoffeln. Dazu ein Glas Solc von Albet i Noya: Wunderbar!

Douro

2882.11Die Portugiesen legen Wert auf ihre eigenständige Esskultur: eine Bauern – küche mit einfachen Zutaten von bester Qualität. Raritäten wie der Degenfisch oder die Entenmuscheln gehören zu den Glanzlichtern. Dann aber auch eigenartige Kombinationen wie Carne de Porco com Ameijoas, Schweinefleisch mit Muscheln. Das portugiesische Nationalgericht jedoch heisst Bacalhau: Stockfisch, also getrockneter, gesalzener Kabeljau.

Berühmt in der Portweinregion Douro ist das einheimische Mirandes-Rind. Kenner geniessen es pur, nur gesalzen. Doch auch Würste und die grüne Kartoffelsuppe Caldo Verde werden hier geschätzt.

Genauso regionentypisch ist der Rotwein Bela-Luz von António Lopes Ribeiro: Touriga Franca, Tinta Roriz, Touriga Nacional, Tinta Barroca, Sousão heisst der Aromenstrauss. Ein Hoch – genuss zu geschmortem Kaninchen.

Burgenland

2726Abseits des Mittelmeers, quasi als Kontrapunkt, sei noch die Küche Österreichs erwähnt, speziell jene des Burgenlandes. Eher fleischlastig, mit dem Neusiedler Seewinkel-Steppenrind, dem Pannonischen Mangalitza-Schwein und eher deftigen Überraschungen wie Beuschel (Schweins lungen). Frisch vom Neusiedlersee dann der Zander, begleitet von Gemüse vom Seewinkel, allen voran Paprika und Paradeiser (Tomaten). Unverzichtbar der Schmarrn, eine Mehlspeise, mal süss, mal würzig.

Der Zweigelt ist wohl Österreichs bekanntester Rotwein. Am Neusiedlersee reift er besonders schön, beispielsweise Sepp Mosers Zweigelt vom Holzfass. Zum Kartoffel-Speck-Schmarrn verleiht seine Frucht dem deftigen Gericht eine Spur Leichtigkeit.

So zeigt sich bei dieser Rundreise durch sechs Regionen Europas: viele gemeinsame Produkte, jedoch in der Zubereitung geprägt von lokalen Sitten. Und: Noch immer dominiert Fleisch. Vegetariern, die nicht bloss Beilagen essen wollen, sei geraten, ihr Recht auf fleischlosen Genuss einzufordern.

WeinLese-Angebot: Probierpaket «Regionale Küche»

Im WeinLese-Angebot «Streifzug durch die regionale Küche Europas» präsentieren wir Ihnen sechs Rotweine und das Rezept einer dazu passenden regionalen Spezialität.

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->Zum Angebot

6 x 1 Flasche für nur CHF 93.60 / € 76,50 (portofreie Lieferung)

Das Probierpaket enthält je 1 Flasche:
Domaine Spiropoulos Porfyros PGI, Peloponnese 2013
Art. 1133.13, CHF 18.00, € 14,90 pro Flasche (CHF 2.40 pro dl, € 19,87 pro l)

Bonarossa, Sicilia IGT 2012
Art. 3389.12, CHF 10.40, € 7,90 pro Flasche (CHF 1.39 pro dl, € 10,53 pro l)

La Tour des Vidaux Tradition, Côtes de Provence AOP 2011
Art. 1217.11, CHF 14.20, € 11,50 pro Flasche (CHF 1.89 pro dl, € 15,33 pro l)

Albet i Noya Solc, Penedès DO 2013
Art. 1578.13, CHF 21.00, € 17,80 pro Flasche (CHF 2.80 pro dl, € 23,78 pro l)

António Lopes Ribeiro Bela-Luz, Douro DOC 2011
Art. 2882.11, CHF 15.80, € 12,90 pro Flasche (CHF 2.11 pro dl, € 17,20 pro l)

Sepp Moser Zweigelt vom Holzfass, Neusiedlersee DAC 2013
Art. 2726.13, CHF 14.20, € 11,50 pro Flasche (CHF 1.89 pro dl, € 15,33 pro l)

Jetzt bestellen: www.delinat.com/wl41-angebot

Verbreitete Weinirrtümer

Wein muss liegend gelagert werden, und Schwefel im Wein verursacht Kopfschmerzen. Sicher? Vermeintliche Tatsachen werden durch Wiederholen nicht wahrer. Hier einige aufgedeckte Weinirrtümer – für mehr Weingenuss.

Alkohol verdampft beim Kochen vollständig

Kochen mit Alkohol
Der Schuss Wein zum Ablöschen des Bratfonds oder zum Aufpeppen einer Sauce verflüchtigt sich tatsächlich im Nu – aber nur, wenn die Pfanne nicht zugedeckt ist. Bleibt der Deckel auf dem im Rotwein geschmorten Braten, dann verdampft der Alkohol kaum. Daher empfiehlt es sich, den Schmortopf nicht ganz zu decken – oder den Deckel zeitweise zu entfernen.

Langes, schmales Glas für Schaumweine

Billiger Schaumwein mag sich in einem schmalen Glas wohl fühlen, denn ausser den Kohlensäureperlen bietet er nicht viel mehr – und die sieht man in einem schmalen, hohen Glas schön aufsteigen. Qualitätsschäumer hingegen entfalten sich in einem Weissweinglas besser, ihr Aroma zeigt sich klarer.

Flasche nach dem Entkorken einige Zeit ruhen lassen

Wein karaffieren
Junge Weine entfalten ihre Aromen rascher, wenn wir sie nach dem Öffnen belüften. Aber das bisschen Luft, das durch den schmalen Flaschenhals eindringt, genügt nicht. Weine, die eher zu jung getrunken werden, füllt man daher besser um in ein breites Gefäss (Karaffe). So kommt genug Luft an den Wein. Ganz anders bei gereiften Weinen. Für diese kann Luft das sofortige Aus bedeuten. Um das Depot am Flaschenboden zurückzuhalten, giesst man diese Weine vorsichtig um in ein schmales, langes Gefäss (Dekanter) – oder in eine leere Weinflasche.

Schwefelhaltige Weine verursachen Kopfschmerzen

Kopfwehauslöser nach Alkoholkonsum sind vor allem Acetaldehyd und biogene Amine (vor allem Histamin). Acetaldehyd bildet sich beim Abbau des Alkohols in der Leber. Er kommt aber auch im Wein vor, der zu stark mit Sauerstoff in Kontakt kam. Um die Bildung von Acetaldehyd im Wein zu verhindern, wird schweflige Säure eingesetzt. Histamin findet sich in verschiedenen Lebensmitteln (Käse, Salami, Sauerkraut). Zusammen mit Alkohol löst es bei empfindlichen Menschen Kopfweh aus.

Weine mit Schraubverschluss schmecken nie nach Korken

Korken
Trichloranisol (TCA) verursacht den typischen Korkenschmecker. Er beruht auf einer Reaktion zwischen Schimmelpilz und Chlorverbindungen, zum Beispiel in Reinigungsmitteln. TCA kann sich auch im Weinkeller bilden. Via Wände, grosse Fässer oder Filterplatten gelangt TCA in die leeren Flaschen oder in Drehverschlüsse. Bereits allerkleinste Spuren bewirken den unangenehmen Geruch. Muffig riechen allenfalls auch Weine, die im Stahltank unter Sauerstoffabschluss ausgebaut wurden. Sie zeigen eine sogenannt reduktive Note, ein Duft nach alter Wäsche oder Verbandstoff, der aber nach gutem Belüften rasch verschwindet.

Rotwein passt nicht zu Fisch

Ja, zu einem Süsswasserfisch an Weissweinrahmsauce wirkt ein gehaltvoller Rotwein unharmonisch: zu wenig Säure, zu viel Tannin. Hingegen passt ein leichter Rotwein prima zu gebratenem oder grilliertem Fisch (hier mehr zum Thema Wein und Fisch).

Wein muss liegend gelagert werden

Wein lagern
Der Korken muss feucht bleiben, damit der Wein nicht ausläuft oder Luft in die Flasche dringt. Klar, aber der Korken bleibt innen auch feucht, wenn die Flasche steht – und ein guter Korken ist praktisch luftdicht. Also können wir unsere Weine ruhig stehend lagern; das sieht hübscher aus und mit einem Blick aufs Etikett weiss ich sofort, wen ich vor mir habe. Bei Flaschen, die jahrelang lagern, ist eine relative Luftfeuchtigkeit von mindestens 50 Prozent wichtig, damit der Korken aussen nicht austrocknet. Und: Licht schadet dem Wein, er verändert seine Farbe und altert rasch.

Wein degustieren ist eine angeborene Fähigkeit

Sicher gibt es Menschen, deren Riech- und Geschmacksapparat besonders gut ausgebildet ist. Aber jeder kann seine Sinne trainieren. Das fängt damit an, dass man nicht verschiedene Dinge gleichzeitig tut, das führt nur zu Stress. Heute spricht man oft von Achtsamkeit. Das bedeutet, man konzentriert sich voll auf das, was man gerade tut: einen Apfel essen, ein Stück Brot kauen. Was rieche ich? Was schmecke ich? Wie fühlt sich das an? Woran erinnert es mich? So gelingt es uns einfacher, die Geruchs- und Geschmackseindrücke von Apfel und Brot, oder eben von Wein, zu speichern und uns später wieder daran zu erinnern.

Unser Tipp: Die individuellen Degustationsfähigkeiten können mit dem Wein-Abo DegustierService ganz einfach verbessert werden. Dank dem flüssigen Weinkurs im DegustierService, lernen Sie mit jedem Paket neues hinzu und erweitern so ganz einfach ihr Weinwissen. Steigen Sie jetzt ein in den Delinat-DegustierService!

Wein per Glas

Immer häufiger bestellen Gäste im Restaurant Wein per Glas. Aber auch wer keine ganze Flasche bestellt, erwartet eine einwandfreie Qualität. Dies ist jedoch nicht immer so. Es lauern einige Fallen.

Wein im Offenausschank

Wer fährt, trinkt nicht – oder höchstens ein, zwei Glas, über längere Zeit zu einem feinen Essen. Aber auch für Nichtautofahrer ist eine Flasche zu zweit oft zu viel, denn es schläft sich leichter, wenn der Fünfgänger nicht von einem Glas Prosecco und einer halben Flasche Amarone begleitet wurde.

Ein Gastwirt sollte acht bis zehn weisse und rote Weine per Glas anbieten. Geschickt zusammengestellt, kann er so die meisten Wünsche erfüllen. Einen Schaumwein, drei bis vier Weissweine von frisch-fruchtig bis gehaltvoll sowie vier bis fünf Rotweine von jugendlichfruchtig über ländlich-rustikal bis vielschichtiggehaltvoll. Doch nicht nur die geringe Auswahl ärgert den Gast in manchen Restaurants; es lauern auch qualitätsmindernde Gefahren.

Unentdeckte Weinfehler

Bekannt und gefürchtet: Korkenfehler (Korkgeschmack), insbesondere ganz leichte Fehltöne, die nicht jedem auffallen. Ein beanstandeter Korkschmecker aus einer halbleeren Flasche ist peinlich – für die Gäste, die zuvor diesen Wein anstandslos getrunken haben, und für den Wirt, der den Wein nach dem Öffnen nicht geprüft hatte. Auch andere Fehler wie der Geruch von nasser Wolle, faulen Eiern (Böckser) oder nach Pferdesattel (Brettanomyces) kommen immer wieder vor und werden von den meisten Gästen anstandslos «geschluckt».

Das Alter des Weines beeinflusst seine Qualität. Zu junge Weine bieten erst einen Teil ihres künftigen Trinkvergnügens. Sie sind oft verschlossen mit aufdringlichem Tannin und prägnanter Säure. Zu alte Weine hingegen vermögen bloss noch Sherry- und Honigfreaks zu entzücken. Gerade bei offen ausgeschenkten Weinen achte man auf den Jahrgang: Wenig gefragte Weine, jahrelang im Keller vor sich hin schlummernd, kommen kurz vor ihrem Ableben in den Offenausschank. Gerade Wein per Glas oder aus der Karaffe sollte besonders aufmerksam geprüft werden: Schon die Nase entlarvt einen fehlerhaften Wein. Übrigens gehört ein Probeschluck auch bei Offenwein zu einem guten Weinservice.

Stehen gelassen

Beim offen ausgeschenkten Wein kommt noch eine Fehlerquelle dazu: der Lagerfehler. Bekannt sind die Bedingungen, zu denen ein Wein gelagert werden soll: kühl, dunkel, nicht zu trocken. Ist die Flasche aber geöffnet, kümmern sich viele Wirte kaum mehr darum, wo der Wein den Tag über oder gar während zwei, drei Tagen herumsteht.

Je wärmer, umso schneller altert der Wein: Er oxidiert und schmeckt nach angeschnittenem Apfel oder Sherry. Oft stehen die angebrochenen Flaschen im Office bei deutlich über 20 Grad herum. Das fördert nicht nur unangenehme Aromen, auch der Genuss leidet: Ein Rotwein über 20 Grad schmeckt schal und pampig und ist seinen Preis nicht mehr wert. Dabei gäbe es Abhilfe: Offene Weine gehören über Nacht in den Kühlschrank, tagsüber in den Klimaschrank: rote bei 16 Grad, weisse bei 6 bis 10 Grad. Liegt das alles nicht drin, weil der Wirt zu wenig Wein verkauft, dann sollte er zumindest ein kleines Sortiment an 0.375- Liter-Flaschen anbieten, natürlich auch diese artgerecht gekühlt.

Wer zu einem guten Essen auswärts gerne ein Glas Wein geniesst, sollte sich auf eine ansprechende Qualität freuen dürfen, wie es das heutige Angebot jedem Wirt ermöglicht.

Klug geniessen

Von unserem Einkommen geben wir immer weniger fürs Essen aus; die Essenszeiten verkürzen sich. Und wir beschäftigen uns mehr mit dem, was wir nicht essen sollten, aus Angst um unsere Gesundheit oder aus moralischen Gründen. Der Genuss bleibt auf der Strecke.

Klug geniessen mit liebevoll zubereiteten Gerichten
Mit Liebe zubereitet, bieten auch einfache Gerichte viel Genuss.

Paradox: Trotz Überfluss haben wir das Geniessen verlernt. Die ständige Reizüberflutung lässt uns zu wenig Zeit. Zeit fürs Kochen und fürs genüssliche Essen. Trotz täglicher TV-Kochsendungen wenden wir wochentags bloss 29 Minuten pro Tag für die Zubereitung von Speisen auf (Studie Nürnberger GfK). Aus Zeitmangel und fehlender Phantasie stehen bei der modernen Familie oft die gleichen paar Gerichte auf dem Tisch – der Geschmackssinn verkümmert. Klar, sind wir nicht alle gleich: Den einen bedeutet essen bloss satt werden, andere plagen diffuse Ängste, wenn es ums Essen geht. Für sie gilt: Der Mensch ist, was er nicht isst. Sie verzichten aus Angst vor Übergewicht, vor Allergien, vor unethischem Verhalten. Ratgeber sind die ständigen Begleiter: Fair, regional, bio, vegan sind die Kriterien für ein langes, moralisch einwandfreies Leben. Essen ist zu einer Ideologie geworden; unsere fünf Sinne verkümmern, denn gut ist nicht mehr, was schmeckt und Spass macht. Die Geniesser wiederum stehen im Verruf, sie prassten ungeachtet ihrer Gesundheit und jener der Umwelt. Doch kluger Genuss setzt Grenzen: Nicht bloss die Menge ist entscheidend, sondern auch die Qualität und die Vielfalt.

Geniessen entspannt

Vielfalt an Gemüse

Warum ist Geniessen so wichtig? Es wirkt sich positiv auf die Stimmung aus. Wer geniesst, wird selbstbewusster und leistungsfähiger. Geniesser sind meist optimistisch, ausgeglichen und entspannt, das zeigte eine Umfrage. Und wer sein Essen geniesst, trainiert seine Sinne. Wichtig ist die richtige Wahl der Lebensmittel: eine hohe Qualität bezüglich Frische, Inhaltsstoffen und Ökologie. Wie ein Fenchel riecht und schmeckt, wissen wir erst, wenn wir einen frisch geernteten mit einem aus dem Supermarkt vergleichen, der sich seinem Ablaufdatum nähert.

Kein Geld fürs Essen

qualitativ hochwerte Tomaten

Der beliebte Salat Caprese verdient das Prädikat «wertvoll» nur, wenn er sich zusammensetzt aus erstklassigem Mozzarella, aromatischen Tomaten und ungespritztem Basilikum, verfeinert mit bestem Rotweinessig und Olivenöl. Genau hier zeigt sich der Unterschied: Industrieller Mozzarella und transportoptimierte Tomaten schmecken nach nichts, ein billiger Aceto balsamico ist bloss karamellig süss-sauer und das Olivenöl zu 14,99 Euro der Liter seinen Preis nicht wert. Noch vor vierzig, fünfzig Jahren haben wir fürs Essen rund 40 Prozent unseres Einkommens ausgegeben. Heute sind es etwas mehr als 10 Prozent in Deutschland und deutlich weniger in der Schweiz. Mit weniger Geld kaufen wir schlimmstenfalls schlechtere Lebensmittel: ungesunde, vorfabrizierte, genussfeindliche Nahrung.

Die Sinne trainieren

Wir sind fähig, Tausende von Geruchs- und Geschmackseindrücken zu erkennen, vorausgesetzt, wir üben ständig. Dazu braucht es keine aufwändigen Gerichte – im Gegenteil: Einfache Rezepte mit besten Zutaten machen Spass, sind gesund und halten die Sinne fit. Apropos Sinne: Kleine Häppchen geniessen wir am besten von Hand, so kommt neben Geruchs-, Geschmacks- und Sehsinn auch der Tastsinn ins Spiel. Je achtsamer wir eine Speise essen, umso grösser der Genuss und umso mehr Zeit bleibt, dazu ein Glas Wein zu geniessen. Das vermehrt die Geschmacks- und Geruchseindrücke und somit das Erlebnis.

Genusserlebnis speichern

Gemüsemarkt

Wenn wir unsere Nase und unseren Gaumen an hochwertige, naturbelassene Lebensmittel gewöhnen, erkennen wir minderwertige Ware sofort: Tomaten und Erdbeeren, die nach nichts schmecken; langweilige Industriebrote, Hochzuchthähnchen. Wer einen naturbelassenen Apfel mit all seinen Sinnen geniesst, speichert das Erlebnis im Langzeitgedächtnis ab und erinnert sich noch Jahre danach an den krachenden Biss, die frische Süsse, den fruchtigen Saft. Hochwertige Lebensmittel müssen weniger gewürzt und gesalzen werden, sie haben ein klares Eigenaroma. Gleich, wie bei einem guten Wein – er schmeckt nach sich selbst und nicht nach Aromen, die mittels spezieller Hefen oder gerösteter Holzspäne erzeugt wurden. Gerade im Sommer und Herbst werden wir verwöhnt mit Produkten aus Feld und Garten: ideal für ein Geschmackstraining – und für höchsten Genuss: Frisch gekauft, zaubern wir damit im Nu herrliche Geschmackserlebnisse. Wie wäre es heute mit Tapas von verschiedenen Gemüsen, etwas Fisch, reichlich Kräutern und einem ofenfrischen Brot – und einem Glas Wein?

GENUSSTIPPS
Hier einige Paare aus Speisekammer und Delinat-Weinkeller, die unbeschwerten Genuss versprechen:
Wiener Schnitzel
Grüner Veltliner von Meinklang

Kartoffel-Tortilla
Pasión Delinat

Maurische Kichererbsen
Vinya Laia von Albet i Noya

Caserecce siciliane
Bonarossa von Massimo Maggio

Wildschweinragout
Conterocca von Salustri

Kalbskotelett mit Salbei
Château Coulon Sélection spéciale

Die Rezepte zu den Gerichten sind bei den
entsprechenden Weinen unter Genusstipps zu finden.

Abwechslung…

… macht das Leben süss. Achtsame Winzer fördern die Biodiversität in ihrem Weinberg. Doch was können wir Weingeniesserinnen und Weingeniesser tun, um eine vielfältige Natur zu fördern? Genügt es, einfach die Weine dieser Winzer zu wählen?

Die Weinberge sind heute meistens vielfältiger bepflanzt als vor 20, 30 Jahren. Zumindest zwischen den Reben grünt es, vor allem im Frühling und Frühsommer. Doch ein dünnes Grasband in den Rebgassen erhöht die Artenvielfalt nur minim. Ein flüchtiger Blick in den Weinberg genügt also nicht, um sicherzugehen, den «richtigen» Wein zu wählen.

Rebsorten Vielfalt

Ein paar Fragen können uns den Weg weisen: Habe ich einen Lieblingswein? Bevorzuge ich häufig eine bestimmte Weintraube? Ist es biodiversitätsgerecht, wenn ich immer denselben Wein trinke – oder immer das gleiche Gemüse kaufe? Sollte ich nicht eher Weine aus kleineren Regionen wählen? Ist es sinnvoller, Weine aus eher unbekannten Traubensorten zu trinken?

Neues entdecken

Monokultur ist das Gegenteil von Biodiversität. Trinke ich immer Weine aus der gleichen Traubensorte, dann pflege ich meine persönliche Monokultur. Will ich meinen Beitrag zur Biodiversität leisten, so wähle ich Winzer, die Weine aus verschiedenen Traubensorten anbieten, beispielsweise je nach Klima Alicante Bouschet, Mammolo, Agiorgitiko, Tinta Barroca und Verdejo: interessant klingende Namen, hinter denen sich ebenso interessante Weine verbergen. Oder ich schaue mich nach kleineren oder eher unbekannten Weinregionen um. Wer kennt Alentejo, Manduria, Peloponnes, Var oder Rueda? Hier gibt es hervorragende Weine.

Die Vorliebe für bekannte Traubensorten ist oft skurril. Immer wieder hören wir Aussagen wie: «Ich mag Merlot – aber keine Mourvèdre, davon kriege ich Kopfschmerzen.» Dabei sind die Kopfschmerzen eher auf den Alkohol oder die Weinbereitung zurückzuführen als auf die Traubensorte.

Alte Sorten nutzen

Biodiversitätsgerecht ist, wer Abwechslung liebt. Nicht nur beim Wein. Noch viel mehr beim Essen. Eine grosse Anzahl verschiedener essbarer Pflanzen bietet Gewähr, dass vielfältiges Genmaterial für künftige Züchtungen erhalten bleibt – beispielsweise, um Gemüse resistenter gegen Krankheiten zu machen oder widerstandsfähiger auf extrem trockenen Böden. Diese Vielfalt steht im Gegensatz zu den von den Saatgutkonzernen geförderten Monokulturen mit patentierten Hybridsorten, die vom Bauern nicht mehr selber weitervermehrt werden können. Diese Sorten, ebenso wie alte Nutztierrassen (siehe www.prospecierara.ch), können aber nur erhalten bleiben, wenn wir sie nutzen. Das heisst, sie als Lebensmittel in unseren Speiseplan integrieren.

Gemüse Vielfalt
Quelle: ProSpecieRara

Weine, die einer grossen Mehrheit gefallen, sind meist nach dem gleichen Muster gestrickt; unter anderem kommen oft die gleichen Trauben zum Einsatz: Cabernet Sauvignon und Merlot bei den Roten, Chardonnay und Sauvignon Blanc bei den Weissen. Da stellt sich die Frage: Ist Cabernet Sauvignon in gewissen Regionen gar ein invasiver Neophyt? Eine gebietsfremde Art, die sich auf Kosten einheimischer Arten übermässig vermehrt. Sie vermehrt sich zwar nicht von selbst, wird aber von immer mehr Winzern angebaut, die sich davon einen marktfähigen Wein erhoffen.

Vielfalt hindert

Ganz allgemein muss sich der moderne Weinbau vorwerfen lassen, Monokultur zu betreiben. Denken wir an die riesigen Rebflächen in den traditionellen Weinbaugebieten. Damit möglichst rationell, das heisst maschinell gearbeitet werden kann, werden alle Hindernisse aus dem Weg geräumt: Bäume, Hecken, Hügel, Mauern müssen weichen, damit noch ein paar Hundert Reben mehr gepflanzt werden können.

Die Biodiversität fördert man aber gerade dadurch, dass Rebflächen unterbrochen und mit anderen Pflanzenarten bestückt werden. Die genetische Vielfalt fördert der Winzer aber auch durch das Anpflanzen verschiedener Traubensorten – auch von solchen, die noch nicht den grossen Marktdurchbruch versprechen. Das braucht dann aber offene Kunden, die sich auch mal mit einem neuen Geschmack auseinandersetzen wollen.

Migrationsverbot für Reben

Die Monokulturen im Weinbau werden vom Staat begünstigt. So schreibt er vor, welche Rebsorten wo für den Weinbau gepflanzt werden dürfen, in der Schweiz beispielsweise mit sogenannten Rebbaukatastern. In diese werden nur Flächen aufgenommen, die sich besonders gut für den Rebbau eignen. Beispielsweise Hanglage mit Orientierung gegen Süden bis Südwesten, nicht höher als 500 m ü. M., Mindestneigung von 30%. Aber bei der Klimaerwärmung müsste das Kataster alle zehn Jahre angepasst werden. Bald sind höher gelegene Regionen ideal für den Weinbau – und im Süden versetzen Winzer schon heute ihre Reben von sonnigen Südexpositionen in eher schattige Lagen: Die Trauben reifen sonst zu rasch.

Gesund isst, wer mit Mass von allem isst. Sobald ich ein Lebensmittel weglasse, brauche ich mehr von einem anderen. So muss sich ein Vegetarier mehr Gedanken machen, wie er sich vielseitig ernähren will. Vielseitig, saisongerecht, regional und fair – da wird es schon sportlich.

Weniger ist mehr

«Unbändige Kraft wie von einem bengalischen Tiger beim Angriff.» Eine kuriose Weinbeschreibung kann Interesse wecken – aber auch abschrecken. Degustationsnotizen sind als Hilfe gedacht, führen aber oft in kryptische Dunstwolken.

Weine sind vielfältig mit entsprechend unterschiedlichen Eigenschaften. Wo Herkunft, Traubensorte, Jahrgang und Preis nicht genügen, versehen Weinhändler ihr Angebot oft mit einer kurzen Beschreibung als Entscheidungshilfe für den Kauf: «sehr geschmeidig, stoffig.» Doch kann sich der Laie unter «stoffig» etwas vorstellen? Und was ist wohl gemeint mit «am Gaumen sehr saftig und dicht mit hoher Struktur»? Von einem Getränk erwarte ich eh, dass es flüssig und somit saftig ist – aber in welche Gläser füllt man einen Wein mit hoher Struktur? Und riecht ein Wein nach «nassem Aschenbecher», verkehrt der Degustator wohl oft in dunklen Spelunken.

«Seidiger Gaumenfluss» und «kalter Rauch»

Die grosse Mehrheit der Kundinnen und Kunden verwendet ein ganz einfaches Vokabular, wenn sie einen Wein beschreibt: Der schmeckt mir, der passt, ein feiner Tropfen oder ein schöner Wein. Zu oft hört man auch ein banales «lecker». Oder dann «nichts für mich», «sauer», «schwer». Wäre es da nicht angebracht, dass auch Winzer und Weinhändler ihre Weine mit ähnlich einfachen Ausdrücken beschreiben? Oder ist es so, dass sich der Laie zwar einfach ausdrückt, wenn er einen Wein beschreiben muss, wortreiche Beschreibungen aber durchaus schätzt – und die Verfasser solcher Duftund Geschmacksorgien heimlich bewundert? «Karamellisierte Mandarinenschalen, seidiger Gaumenfluss » oder «kalter Rauch, Speck und dunkle Rosen mit getrockneten Veilchen» können durchaus die Fantasie anregen.

In Fachkreisen kam irgendwann einmal der Wunsch auf, Weine mit einheitlichen Begriffen zu beschreiben (siehe Infografik). Doch dem sind Grenzen gesetzt, denn nicht jede Person riecht und schmeckt dasselbe. Jancis Robinson schreibt in ihrem «Oxford Weinlexikon»: «Der Geruchssinn ist ein ausserordentlich persönliches Wahrnehmungsorgan, für das es keinen gemeinsamen, in klaren Normen fassbaren Massstab gibt. Es ist deshalb ratsam, bei Weinbeschreibungen nicht zu sehr ins Detail zu gehen, insbesondere bei Geruch und Geschmack: fruchtig, blumig, würzig genügt, einzelne Früchte, Blumen und Gewürze sind individuelle Eindrücke und nicht immer nachvollziehbar.» «Am Gaumen wilde schwarze und blaue Fruchtaromen» erschliesst uns eher den Charakter des Degustators als des Weines.

Weinsprache Infografik
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Fantasiegeplagte Verkoster

Fantasievolle Beschreibungen sollen Lust auf den Wein wecken. Das mag wohl gelingen, löst aber ebenso oft Kopfschütteln aus: Wer sich für einen Chardonnay zu 4.70 Franken mit «komplexem Körper, guter Struktur und feinem Abgang» überreden lässt, ist selber schuld. Genauso, wer beim «frischen Rosé mit Aromen voller Finesse » für 2.99 zugreift. Und «ein schlankes Kraftbündel, das wie eine Feder über die Zunge streicht» hinterlässt wohl manchen Leser sprachlos. Ob es sich beim «sagenhaft raffinierten Filigrantänzer, der schwerelos über die Zunge tänzelt» tatsächlich um einen Wein handelt und nicht eher um den fantasiegeplagten Verkoster, sei dahingestellt.

Erotik im Wein

Dass Wein auch erotisierend wirken kann, ist bekannt. Das bestätigen Degustationsnotizen wie «eng gewobener Körper, geschmeidige Muskeln», «agil, so richtig zischend, mit maskuliner Eleganz» oder gar «wollüstig reife Frucht». Wenig hilfreich ist auch die «vibrierende mineralische Spannung», die eher auf ein bevorstehendes Erdbeben hinweist. Voll und ganz einverstanden bin ich mit dem «wunderbar fröhlichen Wein», spätestens nach dem vierten Glas. Und endgültig die Endstation erreicht hat, wer sich an ein Glas des Weines wagt, bei dem es «am Gaumen bumm macht».

Begriffe, die verwirren, weil sie für uns nicht verständlich sind, führen zu negativen Gefühlen, einer sogenannt kognitiven Dissonanz. So kann eine an sich positive Weinbeschreibung dennoch vom Kauf abschrecken. Bleiben wir also dabei: Weniger ist mehr.

Falls Ihnen dieser Artikel gefallen hat, legen wir Ihnen auch den Beitrag «Wein beschreiben leicht gemacht» aus der WeinLese 37 ans Herzen.