Die «Sea Cloud II» hat Fahrt aufgenommen

Über 60 Natur- und Weinliebhaber treiben derzeit bei strahlendem Wetter und ruhiger See auf dem von Delinat gecharterten Windjammer Sea Cloud II zwischen Barcelona und Nizza durchs Mittelmeer. Die ersten Tage waren geprägt von spannenden Landausflügen auf die spanischen Weingüter Albet i Noya und Mas Igneus, in die Stadt Tarragona sowie von Kurzseminaren und feinem Essen an Bord der noblem Segelyacht.

Die Sea Cloud im Hafen von Tarragona
Die Sea Cloud im Hafen von Tarragona

Die Erleichterung nach langer Vorbereitungszeit war spürbar bei Delinat-Reiseleiter Martin Schäppi, als am vergangenen Mittwoch die «Sea Cloud II» im Hafen von Barcelona vor Anker lag und alle angemeldeten Gäste pünktlich an Bord des imposanten Dreimasters begrüsst werden konnten. Kaum hatte die Segelyacht abgelegt, gab es ein erstes einzigartiges Naturschauspiel: Zwei Wale begleiteten das Schiff für kurze Zeit und grüssten mit imposanten Fontänen.

Jene 25 Gäste, die sich am nächsten Tag für den Landausflug ins hügelige Priorat im Hinterland von Tarragona entschieden hatten, sind dem Walfisch vom Vorabend quasi wieder begegnet. Das  moderne Kellereigebäude von Mas Igneus aus Aluminium und Glas an den steilen Reblagen des Prioriat ist architektonisch einem Walfisch nachempfunden. Die junge Önologin Chaxiraxi Velàzquez Barreto führte zusammen mit Delinat-Ökologe Daniel Wyss durch die in schönster Biodiversität erblühenden Weinberge. Während Mohnblumen die farblichen Akzente der Jahreszeit setzen, verströmen wilder Thymian oder wilder Fenchel intensive Düfte aus der freien Natur.

Staunen über die reiche Biodiversität auf Mas Igneus
Staunen über die reiche Biodiversität auf Mas Igneus

Betriebsleiterin und Önologin Mireia Pujol Busquets führte durch den modernen Keller und liess die Gäste die feinen Priorat-Weine von Mas Igneus verkosten. Die beiden Önologinnen und eine kleine Küchencrew verwöhnten die Gäste anschliessend mit einem leckeren Mittagessen mit Spezialitäten aus Katalonien.

Önologin Mireia Pujol Busquets präsentiert ihre Weine auf Mas Igneus
Önologin Mireia Pujol Busquets präsentiert ihre Weine auf Mas Igneus

Viele wollten an diesem Tag jedoch das wohl bekannteste Delinat-Weingut sehen und reisten per Bus ins Penedès zu Albet i Noya. Winzer Josep Maria Albet i Noya  führte auf einen gemütlichen Spaziergang durch die Reben. Die unglaubliche Geschichte des erfolgreichsten Bioweinguts von Spanien, die vor 36 Jahren begann, faszinierte die Leute ebenso wie die Experimentierfreude von Albet i Noya mit neuen und alten Traubensorten. Die Frage nach dem Kupfer als Spritzmittel gegen Pilzkrankheiten löste eine spannende Diskussion aus. Dank erhöhter Aufmerksamkeit im Weinberg, eines speziellen Frühwarnsystems und dem vermehrten Anbau von pilzwiderstandsfähigen Rebsorten (Piwi) gelingt es Albet i Noya, die für die Böden schädliche Kupferdosis tief zu halten.

Albet erklärt die australische Reberziehung
Albet i Noya erklärt die australische Reberziehung

Önologin Marga Torres und Weinakademiker David Rodriguez gaben derweil Einblick in den imposanten Keller mit vielen Barriquefässern und Tausenden von Flaschen Schaumwein, denn das Penedès ist die Schaumwein-Hochburg Spaniens. Im Keller und beim anschliessenden Mittagessen im gemütlichen Garten den Weinguts konnten alle Albet-i-Noya-Weine degustiert werden, darunter auch die neuen, noch nicht fertig ausgebauten Jahrgänge vom Vinya Laia (2013) und Reserva Martí (2012).

Josep Maria Albet i Noya kam anschliessend mit an Bord und genoss den anschliessenden Tag auf hoher See mit Kurs Südfrankreich. Seine Eindrücke schildert er hier im Video:

Gegen 18 Uhr wurde die «Sea Cloud II», die erstmals in Tarragona angelegt hatte, mit einem kleinen Spektakel verabschiedet. Als Geschenk der Hafenverwaltung gab es eine Menschenpyramide, auf katalanisch «Castellers». Diese Pyramiden sind ein Weltkulturerbe Tarragonas und können bis zu zehn Stockwerke hoch sein. Für den Abschiedsgruss an die «Sea Cloud» mit vier Stockwerken gab es viel Applaus von den Gästen an der Reeling.

Castellers - eine Menschenpyramide
Castellers – eine Menschenpyramide

Die Stimmung unter den Gästen ist seit Reisebeginn ausgelassen und entspannt. Die Feste werden gefeiert, wie sie fallen. Mit Anni Tanner aus Liestal und Martina Rothley aus Schwetzingen konnten am Donnerstag gleich zwei Geburtstage gefeiert werden. Anni verbrachte den Tag in einer kleinen Gruppe mit Reiseleiter Martin Schäppi bei einem Stadtbummel durch Tarragona, von dem sie völlig begeistert zurückkehrte. «Ich war das erste Mal in Tarragona. Diese Stadt kennt man gar nicht, dabei ist das Zentrum wunderschön» schwärmte sie. Martina Rothley lernte an ihrem Geburtstag das Weingut Mas Igneus kennen und war beeindruckt von den blühenden Rebbergen und den Weinen: «Für mich wäre der Stadtausflug nach Tarragona aber eigentlich besser gewesen. Wein bereits tagsüber zu verkosten, ist mit eigentlich zu anstrengend» meinte sie augenzwinkernd.

Geburtstagskinder Anni (links) und Martina
Geburtstagskinder Anni (links) und Martina

Am Freitag wurden unter gespannten Blicken der Passagiere erstmals die Segel der Sea Cloud gesetzt. Ein eindrückliches Schauspiel: Matrosen klettern an den hohen Masten in den Himmel, balancieren auf den Lauftauen und lösen das schwere Tuch.

Sea Cloud unter Segeln
Sea Cloud unter Segeln

Gerade rechtzeitig kam Wind auf, blähte in die weissen Segel und trieb die majestätische Segelyacht fortan ohne Motor durchs Mittelmeer der französischen Stadt Sète entgegen. Hier warten in den nächsten Tagen südfranzösische Winzer und Weingüter auf die Schiffsreisenden.

60 Winzer für mehr Biodiversität

Eines vorweg: Das Delinat-Winzerseminar 2014 war für alle Beteiligten ein toller Erfolg. 60 Winzerinnen und Winzer waren aus ganz Europa zusammen gekommen, um den Weg zum Weinbau der Zukunft gemeinsam weiter zu entwickeln. Vom 23. bis zum 25. April fand dieses aussergewöhnliche Treffen bei Familie Michlits im Weingut Meinklang im Burgenland statt.

Die Bedeutung des Winzertreffens für die Weiterentwicklung des ökologischen Weinbaus unterstrich Delinat-Chef Karl Schefer durch seine Anwesenheit. In seinem Einführungsvortrag ging er auf die neuen Delinat-Visionen in einer veränderten Gesellschaft ein. Als Pionier sei Delinat Vorreiter beim biologischen Weinbau gewesen. Heute aber sei Bio überall, wenn auch meist auf niedrigem Qualitätsniveau. Die Konsequenz: Bio alleine reicht nicht mehr.  Karl Schefer: «Bio wird allmählich normal – in ein paar Jahren werden sich jene erklären müssen, die nicht Bio sind.» Delinat und ihre Winzer sind nun gefordert, einen neuen Schritt voraus machen.

«Delinat ist einzigartig dank Weinen aus grosser Biodiversität. Es muss uns gelingen, die Bedeutung der Biodiversität für Kundinnen und Kunden mit Bildern und fesselnden Geschichten erlebbar zu machen. Dabei können wir nur zusammen mit unseren Winzern erfolgreich sein.» Vor diesem Hintergrund erscheint die in den Delinat-Richtlinien ab 2014 geforderte Ausdehnung der ökologischen Ausgleichsflächen von 7 auf neu 12 Prozent der Rebfläche nur logisch. Bei den Winzern kam die Forderung gut an.

Das Weiterbildungsseminar wurde mehrsprachig durchgeführt. Ein solches Sprachenwirrwarr aus Deutsch, Englisch, Italienisch, Spanisch und Französisch rund um das Weingut hatte es wohl bisher nie gegeben. Neben den Richtlinienänderungen wurden Fachthemen erörtert. Bei einem Betriebsrundgang erläuterte Werner Michlits Erfolge und Probleme beim Anlegen ihrer 27 Biodiversitäts-Hotspots. Angela Michlits brachte den Teilnehmern ihre Philosophie der Weinbereitung im Keller nahe. Der erste energieautarke Bauernhof Österreichs wurde besucht – und selbstverständlich kamen auch die kulinarischen Genüsse nicht zu kurz. Die Familie Michlits war ein toller Gastgeber. Die über 60 Winzerinnen und Winzer aus ganz Europa wurden mit biologischen Produkten vom Hof (Wein, Most, Bier) sowie vielen selbstgebackenen süssen Leckereien verwöhnt.

Hier noch ein paar Winzerstimmen zum Treffen, das in dieser Art als Weiterbildungsseminar und Plattform für Ideen- und Erfahrungsaustausch über Länder- und Sprachgrenzen hinweg einzigartig ist:

Antoine Kaufmann, Château Duvivier, Frankreich
Antoine Kaufmann, Château Duvivier, Frankreich

«Mir haben die extreme Produktevielfalt und die Familiendynamik auf dem Weingut Meinklang sehr imponiert. Am Meeting sind viele neue Ideen vermittelt worden, die ich allenfalls auch bei mir umsetzen oder ausprobieren kann.»

Andreas Harm, Wachau, Österreich
Andreas Harm, Wachau, Österreich

«Ich war zum ersten Mal an einem Delinat-Winzertreffen dabei. Ich habe dabei viel Neues über Delinat und die Philosophie, die dahinter steckt, erfahren. Das ist sehr wertvoll. Genauso auch der Gedankenaustausch mit den andern Winzern aus ganz Europa.»

Cecilia Zucca, Piemont, Italien
Cecilia Zucca, Piemont, Italien

«Der ganze Ideenaustausch, zu sehen, wie andere Winzer denken und mit was für Problemen sie zu kämpfen haben, ist sehr interessant und hilfreich. Sehr gut gefallen haben mir die von Karl Schefer vorgetragenen Visionen, mit denen sich Delinat in Zukunft behaupten will.»

Raúl Ripa, Quaderna Via, Spanien
Raúl Ripa, Quaderna Via, Spanien

«Das Treffen war perfekt organisiert. Die lockere Atmosphäre trug zur guten Stimmung bei. Besonders positiv war für mich, dass viel über Biodiversität gesprochen wurde, und zwar an einem Ort, wo das glaubhaft umgesetzt wird. Meinklang ist ein faszinierender Familienbetrieb.»

Louis Fabre, Château Coulon, Frankreich
Louis Fabre, Château Coulon, Frankreich

«Es ist immer wieder interessant zu sehen, wie die Winzer innerhalb der Delinat-Familie denken und arbeiten. Da kann man sich jedes Mal ein Stück abschneiden. Wir befassen uns schon seit vielen Jahren intensiv mit der Biodiversität. Von daher freut es mich, dass Delinat in diesem Bereich einen neuen Schritt macht und auch hier wiederum eine Vorreiterrolle einnimmt.»

Das ist Delinat-Consulting

Seit drei Jahrzehnten arbeitet Delinat zusammen mit engagierten Biowinzern daran, den Weinbau der Zukunft zu entwickeln. Viele alte Vorstellungen mussten fallengelassen werden. Die Winzer mussten lernen, im Einklang mit der Natur und nicht gegen sie zu arbeiten.

Die Förderung der natürlichen Vielfalt im Weinberg ist eines der zentralen Anliegen des Delinat-Beratungsdienstes.
Die Förderung der natürlichen Vielfalt im Weinberg ist eines der zentralen Anliegen des Delinat-Beratungsdienstes.

Viele Faktoren müssen zusammenspielen. Erst wenn Boden, Begleitpflanzen und Umgebung in natürlicher Üppigkeit für Nützlinge und Nährstoffe sorgen, erreichen Weinreben ihr Gleichgewicht und können gesunde und kräftige Früchte tragen. Um dieses Ziel schneller zu erreichen und die Winzer systematisch zu unterstützen, hat Delinat einen Beratungsdienst aufgebaut. Ein Team von Experten im Dienste der Delinat-Partnergüter und der Weiterentwicklung des ökologischen Weinbaus – das ist Delinat-Consulting.

Die Beratung

Beim jährlich mindestens einmal stattfindenden Beratungsbesuch auf dem Weinhof erörtert der Berater mit dem Betriebsleiter Fragen der Richtlinienumsetzung in Feld und Keller. Der Besuch der Weingärten dient der kulturtechnischen Beratung. Dabei stehen die Themen Bodenbearbeitung, Begrünung, Biodiversität, Pflanzenschutz und Sekundärkulturen im Vordergrund. Im Weinkeller beschäftigen önologische und weintechnologische Fragen. Sowohl im Feld wie im Keller liegt das Augenmerk auf Energieeffizienz, erneuerbaren Energien, der CO2-Bilanz.

Delinat-Winzerseminar in Spanien: Von der Theorie in die Praxis
Delinat-Winzerseminar in Spanien: Von der Theorie in die Praxis

Die Weiterbildungs-Seminare

Delinat-Consulting organisiert jährlich ein bis mehrere nationale oder internationale Meetings mit Seminarcharakter, häufig mit externen Fachleuten. Richtlinienänderungen sind Thema, Winzer berichten über ihre Versuchstätigkeit und stellen Resultate vor. Bei diesen Treffen ist auch der direkte persönliche Informations- und Erfahrungsaustausch unter den Winzern ein wichtiges Element.

Die Informationsplattform

Delinat-Consulting sammelt, bündelt und dokumentiert Informationen aus Forschung und Praxis und vermittelt sie an die Betriebe. Wissen und Erfahrung aus den Betrieben werden über die Sprachgrenzen hinweg an alle andern Delinat-Partnergüter verteilt, Querverbindungen zwischen den Produzenten werden hergestellt. Dieser Austausch von Wissen und Erfahrungswerten ist eine der Kernaufgaben von Delinat-Consulting.

Delinat-Winzerberater Rolf Kaufmann (links) mit Giorgos Korinis, Önologe auf dem griechischen Weingut Spiropoulos.
Delinat-Winzerberater Rolf Kaufmann (links) mit Giorgos Korinis, Önologe auf dem griechischen Weingut Spiropoulos.

Richtlinien-Entwicklung

Die Delinat-Richtlinien sind visionär für den biologischen Weinbau und orientieren sich an den weltweit höchsten ökologischen und sozialen Anforderungen. Zertifizierte Delinat-Betriebe sind eine vertrauenswürdige Garantie für Konsumenten. Die Rückmeldungen aus der Praxis der Betriebe zeigen, wo die Delinat-Richtlinien Anpassungs- und Verbesserungsbedarf haben. Delinat-Consulting überprüft die Anregungen der Betriebe und verarbeitet sie in Zusammenarbeit mit dem Zertifizierungsorgan zu Vorschlägen, die den Winzern in einer Vernehmlassung vorgelegt werden, bevor sie endgültig in die Richtlinien aufgenommen werden. Diese jährliche Aufarbeitung ruft der Anpassung der Kontrollunterlagen und des Sanktionsreglements – auch dies Aufgaben von Delinat-Consulting.

Die Versuche auf den Betrieben

Die Delinat-Partnerbetriebe sind aufgerufen, zur Weiterentwicklung des ökologischen Weinbaus beizutragen. Delinat unterstützt die Betriebe dabei mit Kostenübernahme für Auswertungen und Laboranalysen. Delinat-Consulting sichtet und bewertet die eingereichten Versuchsprojekte. In der Folge begleitet und berät Delinat-Consulting die Betriebe bei der Versuchsdurchführung und ist für die Auswertung und Publikation der Resultate besorgt.

Die Qualitätssicherung

Die Umsetzung der Richtlinien auf den Betrieben wird durch akkreditierte Kontroll- und Zertifizierungsorgane überprüft. Delinat-Consulting begleitet die Arbeit
dieser Organisationen und führt in Zusammenarbeit mit ihnen Ausbildungskurse für Inspektoren durch. Die stichprobenweise Begleitung von Inspektoren bei ihrer Arbeit (Audit) gehört so zum Aufgabenkreis von Delinat-Consulting. Die enge Zusammenarbeit mit dem Zertifizierungsorgan bio.inspecta sichert unter dem Gesichtspunkt der Richtlinien die endgültige und korrekte Beurteilung der Anstrengungen und der Produkte der Delinat-Partnergüter.

Weingut Meinklang im Burgenland

Die Familie Michlits gehört heute zu den erfolgreichsten Winzern in Europa. Dieser Erfolg kommt nicht von ungefähr. Er fusst im Wesentlichen auf drei Pfeilern: einer starken Familienbande, einer tiefen Verbundenheit zur Natur und einer schier unbändigen Innovationskraft.

Bäume, Sträucher, Blumen und Kräuter bieten Lebensraum für eine vielfältige Fauna und Flora in den Meinklang-Weinbergen
Bäume, Sträucher, Blumen und Kräuter bieten Lebensraum für eine vielfältige Fauna und Flora in den Meinklang-Weinbergen.

Mischbetriebe wie das Weingut Meinklang waren früher auf dem Lande häufig zu finden: ein vielseitiger Bauernhof, bewirtschaftet von einer Grossfamilie. Jedes Familienmitglied trägt als Spezialist die Verantwortung für einen Bereich. Der Weinbau ist nur ein Teil dieses Demeter-Mischbetriebes: Wein, Obst- und Getreidebau, Mangalizza-Schweine, Pferde, Schafe, Hühner sowie ein paar Bienenvölker sorgen nicht nur für einen hohen Grad an Selbstversorgung, sondern haben Hobby und Beruf schon fast verschmelzen lassen.

Zum Essen trifft sich die ganze Familie: Im Jahr 2011 wurden die Michlits vom Bundesministerium für Wirtschaft als bester Familienbetrieb des Burgenlands ausgezeichnet. Erstmals überhaupt fiel diese Ehre einem bäuerlichen Betrieb zu.
Zum Essen trifft sich die ganze Familie: Im Jahr 2011 wurden die Michlits vom Bundesministerium für Wirtschaft als bester Familienbetrieb des Burgenlands ausgezeichnet.

Zuständig für den Weinbau sind Angela und Werner Michlits. Sie sehen den Weingarten als Biotop mit vielen Begrünungspflanzen, Wildkräutern und Nützlingen. Sie sind überzeugt, dass das Zusammenspiel dieser Elemente die Basis für gesunde Reben bildet und dass die natürliche Konkurrenz um Wasser und Nährstoffe eine positive Aromen- und Phenolentwicklung in den Trauben fördert. Als Düngung verwenden sie eigenen Kompost aus Rinder-, Pferde-, Schafsmist, Trester, Grünschnitt und Steinmehlen.

Mit im Team ist auch eine 800-köpfige Angus-Rinderherde. Sie sorgt für den geschlossen Produktionskreislauf in dem biodynamisch bewirtschafteten Hof und liefert wertvollen natürlichen Dünger.
Mit im Team ist auch eine 800-köpfige Angus-Rinderherde. Sie sorgt für den geschlossen Produktionskreislauf in dem biodynamisch bewirtschafteten Hof und liefert wertvollen natürlichen Dünger.

Das pannonische Klima ist kontinental geprägt und somit ideal für den Weinbau. Warme Sommer, kalte Winter, über 2000 Sonnenstunden pro Jahr schaffen beste Bedingungen für die wichtigsten Rebsorten: Zweigelt, Blaufränkisch, St. Laurent und natürlich den Grünen Veltliner.

2013 konnte das Weingut Meinklang mit 3 Schnecken für höchste Biodiversität ausgezeichnet werden.
2013 konnte das Weingut Meinklang mit 3 Schnecken für höchste Biodiversität ausgezeichnet werden – Lohn für das Engagement der Familie Michlits.

Die Arbeit im Keller ist geprägt von grosser Puristik. Die Weine vergären ausschliesslich mit natürlichen autochthonen Hefen, und die Trauben gelangen mittels Schwerkraft in die Presse. Angela und Werner Michlits machen Weine ohne Zusatzstoffe, ohne Enzyme, BSA-Bakterien etc. Das erfordert viel Fingerspitzengefühl und vor allem viel Zeit.

Auf ein Glas mit… Algiona Rauch und Renato Vitalini

Das Wohlfühlhotel Curuna in Scuol ist wohl der einzige Gastrobetrieb im Engadin, der konsequent auf biologische Küche setzt. Eine wichtige Rolle spielen dabei auch Delinat-Weine. Wir trafen Gastwirtin Algiona Rauch und ihren Sohn Renato Vitalini auf ein Glas Wein und unterhielten uns über persönliche Vorlieben und das Wohlgefühl.

Algiona Rauch und Renato Vitalini
Algiona Rauch und ihr Sohn Renato setzen in ihrem Gastrobetrieb seit Jahren auf Delinat-Weine.

Sie bezeichnen das Curuna als Wohlfühlhotel. Was verstehen Sie darunter?
Renato Vitalini: Wir sind ein kleines Hotel, in dem man sich wie in einer Familie zu Hause fühlen soll. Ein wichtiger Wohlfühlaspekt sind Essen und Trinken. Wir setzen in unserer edel ausgestatteten Pizzeria Giovanni auf reine Bioküche mit italienischen Spezialitäten. Wir gehen also nicht den hier üblichen Weg mit Bündner-Spezialitäten wie Capuns und Maluns, die in typischer Arvenstübli-Atmosphäre serviert werden.

Persönlich
Algiona Rauch und ihr Sohn Renato Vitalini sind waschechte Engadiner. Die Familie stammt aus Scuol und führt das Wohlfühlhotel Curuna im Herzen des bekannten Bündner Ferienorts in dritter und vierter Generation. Gekauft hat es der Grossvater von Algiona Rauch im Jahr 1920. Zum kleinen Familienhotel gehört die Pizzeria Giovanni, die einzige Pizzeria der Schweiz, die als Bio Goût Mieux zertifiziert ist. Ständig frische und saisonale Küche ist eine Selbstverständlichkeit. Die Weinkarte besteht zu 100 Prozent aus biologischen Weinen aus der Schweiz, Italien, Spanien, Portugal und Österreich. Ein grosser Teil davon kommt aus dem Delinat-Sortiment. Renatos Frau Michaela arbeitet ebenfalls im Curuna mit. Familiäre Atmosphäre, Komfort und Einfachheit werden hier grossgeschrieben. www.curuna.ch
Renato Vitalini als Pizzaiolo
Hat der Pizzaiolo mal frei, wird Renato Vitalini selbst zum Pizzabäcker.

Was ist am Curuna sonst noch speziell?
Algiona Rauch: Wir haben alle 19 Hotelzimmer nach Feng Shui gestaltet. Die aus China stammende Lehre orientiert sich an Wind und Wasser. Ziel ist es, mit Feng Shui im ganzen Haus die positiven Energieflüsse zu stärken. Zudem arbeiten wir mit ätherischen Ölen. Das Hotel duftet jeden Tag nach einem andern Öl. Abwechslungsweise kommen 15 verschiedene Duftessenzen, allesamt aus biologischer Herkunft, zum Zug. So duftet es im Hotel mal nach Orange, mal nach Zitrone, Limette oder nach Zirbelkiefer. Der höchstgelegene Arvenwald Europas liegt ja direkt vor unserer Haustüre. Als ausgebildete Ayurveda-Spezialistin biete ich unseren Hausgästen auch ayurvedische Massagen an, die den Energiefluss fördern, gegen Stress und Nervosität wirken und wohltuend für Geist und Seele wirken.

Sie setzen sowohl beim Essen wie bei der Weinkarte voll auf biologische Produkte. Weshalb?
Algiona Rauch: Ich selber ernähre mich schon lange mit biologischen Produkten, ganz einfach, weil sie besser schmecken und zu meinem Wohlbefinden beitragen. Dank dem DegustierService-Rotwein von Delinat habe ich die biologischen Weine entdeckt. Nach und nach haben wir so auch in unserem Gastronomiebetrieb Küche und Weinkarte vollständig auf Bio umgestellt.

«Bei Delinat kriegt man gute Weine für wenig Geld.»
Renato Vitalini

Haben das die Gäste auf Anhieb akzeptiert?
Algiona Rauch: Am Anfang wurden wir dafür belächelt. Und es gab tatsächlich Stammgäste, die uns deswegen den Rücken gekehrt haben. Vielleicht hatten sie Angst, sie könnten sich allzu gesund ernähren. Auf der andern Seite haben wir sehr viele neue Gäste dazugewonnen. Mittlerweile haben wir wieder eine sehr grosse Stammkundschaft. Es sind sogar schon einige Skeptiker zurückgekommen. Wohl wegen der immer grösseren Akzeptanz von biologischen Produkten und weil sie gemerkt haben, dass die Produkte, die wir in unserer Küche verwenden, einfach noch etwas besser sind.

Wein aus biologischem Anbau hat gerade bei sogenannten Weinkennern noch immer einen schweren Stand. Stellen Sie das auch fest?
Renato Vitalini: Ja, die Skeptiker gegenüber biologischen Weinen existieren noch immer. Wenn sie dann aber unsere Weine trinken, sind sie von Preis und Qualität vielfach sehr positiv überrascht. Es ist eine Tatsache: Die Weine aus biologischem Anbau werden immer besser.

«Dank dem DegustierService habe ich
die biologischen Weine entdeckt.»
Algiona Rauch

Was überzeugt an den Delinat-Weinen besonders?
Renato Vitalini: Bei Delinat kriegt man gute Weine für wenig Geld. So können wir den Wein im Restaurant zu einem guten Preis anbieten. Bei uns bekommt man eine gute Flasche für 40 bis 60 Franken. Im Curuna wird übrigens sehr viel Wein getrunken. Er macht bei uns den Hauptumsatz bei den Getränken aus.

Wo liegen Ihre persönlichen Vorlieben?
Renato Vitalini: Ich stehe besonders auf die Spanier. Irgendwie habe ich mich in die Tempranillo-Traube verliebt. Zu meinen Favoriten gehört der San Domingo Indigo aus Katalonien. Algiona Rauch: Ich mag am liebsten die italienischen Weine. Eine spezielle Vorliebe habe ich für das Südtirol und die Sorte Merlot. Aber es kann auch ein Wein aus der Toskana sein. Von Delinat mag ich auch die Sizilianer sehr gerne, etwa den Nero d’Avola Corrado.

Weintipp Algiona Rauch
Den Valdega Reserva aus der Navarra haben wir gerade neu entdeckt. Für uns gab es zwei Gründe, diesen Wein zu probieren: Zum einen ist es eine Cuvée, die aus unseren Lieblingssorten Tempranillo und Merlot gekeltert ist, zum andern hat uns der Wein angesprochen, weil die Trauben am spanischen Jakobsweg wachsen. Ein sehr feiner, geschmeidiger und harmonischer Tropfen, der es wohl demnächst auf unsere Weinkarte schafft.

Valdega Reserva
Navarra DO 2009
Bodegas y Viñedos Quaderna Via
www.delinat.com/1771.09

Die neuen Olivenöle sind da

Weinbau und Olivenkulturen gehören im Mittelmeerraum seit Jahrhunderten zusammen. Auf vielen Familienweingütern bilden Olivenhaine eine perfekte Sekundärkultur zu den Reben. Sie verhindern zusammen mit andern Bäumen und Sträuchern Monokulturen und sind wichtige Strukturelemente für eine lebendige, artenreiche Landschaft. Aus diesem Grund werden die Premium- Olivenöle im kleinen Delinat-Sortiment vorwiegend von Winzern bezogen, die schon durch qualitativ hochwertige Weine überzeugen. Wenn die Trauben im September oder Anfang Oktober geerntet sind, kehrt im Rebberg Ruhe ein, und die Winzer haben Zeit, sich der Olivenernte zu widmen. Diese spielt sich in der Regel zwischen Mitte Oktober und Mitte November ab. Im vergangenen Herbst fiel sie witterungsbedingt sowohl in Italien als auch in Spanien und Griechenland mit Verspätung aus.

Olivenpresse
Oliven passen perfekt zum Weinbau. Die Bäume lockern die Rebberge auf und bringen dem Winzer einen willkommenen Zusatzerwerb.

Auf dem Weingut Salustri in der Toskana war ein kühler und nasser Frühling für die späte Ernte verantwortlich: «Statt etwa Mitte Oktober konnten wir erst im November ernten», sagt Marco Salustri. Insgesamt habe das etwas regenreichere Jahr 2013 aber für eine ausgewogenere und bessere Qualität gesorgt als das sehr trockene Jahr 2012. Zur guten Qualität hat auch beigetragen, dass man von der Olivenfliege, einem weit verbreiteten Schädling, verschont geblieben ist.

Glück gehabt

Besonders schlimm gewütet hat die Olivenfliege etwa in den Küstengebieten, so auch in Spanien. «Zum Glück ist die Rioja dank ihrer Lage davon verschont geblieben», berichtet Osoti-Winzer Francisco Ruiz. Aber auch ihm hat der nasskalte Frühling eine um rund 20 Tage verspätete Olivenernte beschert. Für ihn selber ist es gerade noch einmal gutgegangen. Kaum hatte Francisco seine Oliven eingebracht, gab es einen Frosttag. All jene Olivenbauern, die noch nicht geerntet hatten, mussten empfindliche Qualitätseinbussen in Kauf nehmen.

Einzigartiges Jefira-Projekt

fliessendes Olivenöl
Flüssiges Gold: Gutes Olivenöl zeichnet sich durch Frische, Fruchtigkeit und eine leichte Bitternote aus.

Das einzige Delinat-Olivenöl, das nicht direkt von einem Weingut kommt, ist jenes aus Griechenland. Es stammt vom ausgewanderten Schweizer Paar Christina und Nikolas Kunz. Sie haben vor vielen Jahren auf der Halbinsel Peloponnes das Jefira-Projekt gestartet. Ziel sind Produktion und Vertrieb von hochwertigen, naturbelassenen Premium-Olivenölen. Die beiden naturverbundenen Schweizer haben hier viele Olivenbauern von ökologischem Denken und Handeln überzeugt und bezahlen ihnen für die Oliven faire Preise. Auch Christina und Nikolas Kunz mussten im vergangenen Herbst länger als üblich warten, bis sie alle ihre Oliven im Trockenen hatten. Sturm und Regen zum ordentlichen Erntezeitpunkt haben dafür gesorgt, dass die meisten Produzenten mit der Ernte zuwarten mussten, bis Boden und Bäume wieder trocken waren.

Die neuen Olivenöle sowie verschiedene Essige sind erhältlich unter www.delinat.com/olivenoel

Herausforderung für Nase und Gaumen

Weinfehler sind lästig, oft kostspielig und sie können gar rufschädigend sein. Doch manche Fehler werden vom Weintrinker kaum erkannt – oder aber als besondere Note geschätzt. Manchmal sind die Grenzen zwischen Weinfehler und Eigenart des Weines fliessend, und nicht jede Nase und jeder Gaumen reagiert gleich. Wie entstehen diese Makel – und woran erkennt man sie?

unterschiedliche Weinfehler

Ein durchschnittlicher Weingeniesser schüttet in seinem Leben wohl Wein für mehrere Tausend Euro in den Abfluss: verdorben durch Korkengeruch. Noch deutlich mehr Weine sind nur schwach damit belastet, sodass der Fehler nicht erkannt wird, die fehlende Frische und Frucht jedoch auffallen: «Der war auch schon besser.» Ein Stoff namens 2,4,6-Trichloranisol, kurz TCA, verursacht diesen muffig-modrigen Geruch. Kleinste Mengen sind hochwirksam: Ein Tausendstel Gramm TCA in einem See, so gross wie ein Fussballfeld und einen Meter tief, lässt den ganzen See nach Korken schmecken.

Korkengeruch ist der häufigste Weinfehler. Erstaunlicherweise gibt es regelmässig Wein trinkende Menschen, die einwenden, sie hätten in ihrem ganzen Leben noch nie einen Korkenfehler festgestellt. Können Nasen diesen muffig-modrigen Ton ignorieren? Der Fehlton ist auch am Gaumen feststellbar, bei mit Wasser verdünntem Wein gar noch stärker. Als Ursache kommen unter anderem Schimmelpilze und Chlor in Reinigungsmitteln infrage.

Müffelt ein Wein, so kann das auch von einem schlecht gereinigten Fass oder unsauberen Abfüllschläuchen herrühren: durchaus möglich also, dass auch Weine mit Drehverschluss «korkeln»! Ähnlich auch der Geruch von Schimmelpilz, anzutreffen in unsauberen und defekten Betontanks. Solche Pannen schaden natürlich dem Ruf eines Weinguts.

Ebenfalls durch unsorgfältiges Arbeiten im Keller können Bakterien, Hefen und Restzucker in der Flasche zu einer Nachgärung führen. Kribbeln am Gaumen, Kohlensäureperlen im Glas oder gar eine Trübung des Weines sind die Folgen. Anders die bewusste Zufuhr von Kohlensäure vor dem Füllen, die dem Weisswein Frische verleihen soll.

Salatsauce und Uhukleber

Es gibt noch eine Reihe anderer Übel, welche den Genuss schmälern, die Haltbarkeit verringern oder den Wein gar ungeniessbar machen. Sie entlarven sich meist durch einen eigenartigen Duft, den jedoch nicht alle als unangenehm empfinden. Beispiel Essigstich, das heisst flüchtige Säure: Ein Fachmann erkennt den Fehler bereits ab einer Konzentration von 0,6 g/l. Doch viele mögen den Duft italienischer Salatsauce sogar im Rotwein. Essigsäurebakterien gelangen schon im Weinberg auf die Trauben, etwa bei Verletzungen der Beerenhaut durch Wespenfrass, Hagel oder bei der Ernte. Auch angefaulte Beeren und mangelnde Hygiene im Keller können bewirken, dass während oder nach der alkoholischen Gärung flüchtige Säure (Essigstich) entsteht.

Ebenfalls auf Essigsäurebakterien basiert Ethylacetat: Uhu, rufen dann Leimschnüffler entzückt – für andere aber ein klarer Fehlton. Im fertigen Wein ist er heute eher selten anzutreffen, kann ihn der Kellermeister doch mittels Aktivkohle entfernen – allerdings bleiben dann auch erwünschte Aromen auf der Strecke.

Nasser Pullover

Weine werden reduktiv oder oxidativ ausgebaut; also mit möglichst wenig Luft oder mit einer dosierten Menge. Der reduktive Ausbau soll einfacheren Weinen ihre primäre Frucht und Frische bewahren, der oxidative Ausbau fördert die Aromenvielfalt. Entsprechend unterschiedlich schmecken die Weine. Statt fruchtige Frische kann einem beim Öffnen einer Flasche Rotwein aber der Mief von Verbandstoff oder gar alter Wäsche entgegenwehen. Dies gilt aber nicht als Weinfehler, der Geruch verschwindet nach dem Belüften (Dekantieren) des Weines. Stall, nasse Wolle oder gar faule Eier deuten hingegen auf einen Böckser hin. Diesen Fehler gibt es auch in den Varianten Knoblauch, Kohl oder verbrannter Gummi. Auslöser sind Luftabschluss und schwefelhaltige Substanzen. Bei zu intensivem Luftkontakt oder zu geringem Schutz mit schwefliger Säure (SO2) können sich im Wein schon früh Oxidations- oder Reifenoten entwickeln: Aromen von angeschnittenem Apfel, Rosinen oder gar Sherry. Bei einem in Würde gereiften Wein sind diese Töne hingegen normal, ja sogar erwünscht. Wohl selten sind sich Weinliebhaber so uneinig wie bei der Frage: Wann ist ein Wein alt? Bei Traditionalisten erzeugt ein gut gelagerter Grand Cru Burgunder oder eine hochklassige Riesling Spätlese Gänsehaut und leuchtende Augen. Doch Reifenoten wie Honig beim Chardonnay, Petrol beim Riesling oder Rosinen und Rumtopf bei altem Rotwein vermögen nicht jeden zu begeistern. Die Frischefruchtfraktion wittert da bloss balsamischen Mief, Tankstelle und überreifes Obst. Erst wenn sich dazu ein schaler Geschmack, ausgezehrte Gerbstoffe und eine bräunliche Farbe gesellen, bestätigen auch Traditionalisten das Ableben solcher Weine.

Diese Wahrnehmungsunterschiede kennen wir auch bei Speisen. Lammfleisch, das nach ebensolchem riecht, wird von vielen gemieden; andere mögen ihr Lamm erst, wenn es auch danach schmeckt. Bitteres Gemüse wird als gesund und ursprünglich geschätzt – oder gemieden, ebenso Bitterschokolade oder ein starker Espresso. Und Korianderblättchen schmecken je nach Gaumen herrlich exotisch – oder abscheulich, weshalb er auch Läusekraut genannt wird. Nicht jeder ist gleich empfindsam für Weinfehler, und in einem kräftigen, aromatischen Rotwein verstecken sich Fehltöne leichter als in einem filigranen Weisswein.

Holz ja – Pferd nein

Wir alle haben eine Idealvorstellung von Wein: Beispielsweise soll ein guter Rotwein nicht allzu exotische Aromen aufweisen; angenehme Fremdaromen wie Vanille, Karamell und Rauch vom Holz sind jedoch willkommen. Viele mögen eine erfrischende, jedoch nicht dominante Säure, etwas Restzucker, aber nicht zu viel bitteres Tannin. Je mehr ein Wein von diesem Idealbild abweicht, umso eher bezeichnen wir ihn als unausgewogen und schliesslich als fehlerhaft, wobei dies alles durch das individuelle Geruchs- und Geschmacksempfinden geprägt ist: abstossende Fehltöne für den einen, sortentypische Weincharakteristika für den andern. So gehört ein spürbarer Gerbstoff (Tannin) zu einem jungen Lagerwein. Grünes Tannin hingegen stammt von unreifem Traubengut, ein klarer Fehler.

Tierisch wird es, wenn der Wein nach Pferdesattel oder nassem Hund riecht. Dann sind Hefen der Sorte Brettanomyces bruxellensis im Spiel; für Fachleute kurz Brett. In dezenten Fällen wird diese Stallnote insbesondere von traditionellen Barriqueliebhabern gar geschätzt. Zurückzuführen sind diese animalischen Noten auf ungenügend gereinigte Geräte und schlecht gewartete Holzfässer, in denen sich Brettanomyces-Hefen einnisten, die Ethylphenole mit dem charakteristischen Duft bilden.

Weinfehler erkennen

Korkenschmecker
Geruch: muffig, modrig
Abhilfe*: keine, Verwendung als Kochwein ist für stark gewürzte Saucen sicher möglich, aber für Feinschmecker sicher nicht akzeptabel.

Fasston
Geruch: modrig
Abhilfe*: Schwacher Geruch kann evtl. durch Belüften des Weines (Dekantieren) vermindert werden.

Essigstich
Geruch: Rotweinessig
Abhilfe*: keine, doch in kleinen Dosen wird der fruchtähnliche Geruch gar geschätzt.

Reifenoten: Luft- bzw. Aldehydton, Oxidation
Geruch: angeschnittener Apfel, Dörrobst, Sherry
Geschmack: Überalterte Weine schmecken bitter und ausgezehrt.
Farbe: Ziegel- bis Braunrot bzw. bräunliches, dunkles Gelb
Abhilfe*: keine.

Animalische Noten
Geruch: Pferdesattel, Pferdeschweiss, nasser Hund, speckiganimalischer Geschmack.
Abhilfe*: keine, aber manche traditionellen Bordeaux-Trinker mögen den Geruch.

Böckser
Geruch: faule Eier, verbrannter Gummi, gekochter Spargel, Kohl, Zwiebeln, Knoblauch.
Abhilfe*: Eine Kupfermünze ins Glas oder in die Karaffe zu geben, kann helfen.

Kohlensäure
Prickelnd bis stichig am Gaumen oder sogar Kohlensäurebläschen sichtbar.
Abhilfe*: Geöffnete Flasche oder Karaffe schütteln, damit die Kohlensäure entweicht; der leicht stichige Eindruck am Gaumen aber bleibt.

*Massnahmen, um bereits in Flaschen gefüllten Wein noch zu retten

Wetterextreme fordern Winzer heraus

RegenbogenVon den rund hundert Weingütern, mit denen Delinat in ganz Europa zusammenarbeitet, liegt jenes von Timo Dienhart in der Mosel am nördlichsten. Delinats «Nordpol- Winzer» spürt den Klimawandel. Er sagt aber auch: «Wir sind recht gut gegen die immer unberechenbareren Wetterextreme gerüstet.» Generell stellt er fest: «Die Trocken- und die Regenphasen werden länger und heftiger.» Für die Mosel ist statistisch gesichert, dass die Blütezeit der Reben aufgrund der wärmeren Temperaturen in den vergangenen 30 Jahren um ein paar Tage vorgerückt ist und die Regenmengen und die Temperaturen leicht gestiegen sind. Timo Dienhart: «In unseren Breitengraden ist das für den Weinbau qualitativ teilweise ein Vorteil. Generell betrachte ich den Klimawandel aber mit kritischem Auge, weil die Gefahr von Fehlernten steigt.» Ursache für Fehlernten können die öfter vorkommenden Hagelschläge, sintflutartige Regenfälle, bisher kaum gekannte Trockenphasen oder gar Frost sein. Aktuell bereitet Timo Dienhart die starke Neigung zu häufigen Regenfällen in der Blüteperiode und in der Erntephase am meisten Sorgen. «Pilzkrankheiten gezielt und zurückhaltend zu bekämpfen, wird im Steilhang sehr anstrengend.»

Begrünung im Weinberg von Römerkelter
Timo Dienhart schützt seine Weinberge mit spezifischer Begrünung.
kahler Weinberg ist der Erosion ausgesetzt
Die konventionell bewirtschaftete Nachbarparzelle ist der Erosion ausgesetzt.

Wenn der biologisch wirtschaftende Mosel-Winzer in seinen Weinbergen steht und zu seinem konventionell arbeitenden Nachbar hinüberblickt, stellt er mit Genugtuung fest: «Mit unserem intakten Ökosystem sind wir deutlich besser gegen Klimaextreme gerüstet.» Seine Böden haben mehr Humus und ein aktiveres Bodenleben. Sie sind besser austariert und wirken selbstkorrigierend. Wird es sehr trocken, stirbt der Kräuter- und Pflanzenteppich zwischen den Rebzeilen ganz langsam ab und schützt den Boden vor Austrocknung. Wird es über Gebühr nass, findet keine Erosion statt, und die wertvollen Nährstoffe bleiben im Boden. Insgesamt erleiden die Trauben so weniger Stress und reifen harmonischer. «Das bringt echte Weinqualität, denn der Rebe bekommen Fressorgien und Durststrecken genauso schlecht wie dem menschlichen Stoffwechsel. Sie mag es zwar durchaus sportlich, will dafür aber ausreichend mit Nähr- und Vitalstoffen versorgt sein», erklärt Timo Dienhart.

Timo Dienhart vom Weingut Römerkelter
«Mit unserem intakten Ökosystem sind wir besser gegen Klimaextreme gerüstet.» Timo Dienhart

Weinbau wandert nordwärts

Eine Jahresdurchschnittstemperatur zwischen 10 und 20 °C gilt als grobe untere und obere Grenze für qualitativ hochwertigen Weinbau. Deshalb konzentrierte sich der Anbau von Weinreben auf der Nordhalbkugel lange Zeit auf Gebiete zwischen dem 30. und 50. Breitengrad.

Höhere Temperaturen

Seit 1950 ist in Europa die Durchschnittstemperatur während der Vegetationsperiode der Rebe (April bis Oktober) um rund 2 °C angestiegen. Diese Klimaerwärmung führt dazu, dass der Weinbau immer mehr nordwärts wandert. Gehörte einst die auf dem 50. Breitengrad gelegene Mosel zu den nördlichsten Weinbaugebieten Europas, wird heute auch in Dänemark, Norwegen, Schweden und Grossbritannien Wein angebaut.

Zu rasche Traubenreife

Allgemein kann davon ausgegangen werden, dass sich mit der Erwärmung die Weinqualität verbessert. Das gilt jedoch vor allem für die mittleren und nördlichen Anbaugebiete. In sehr südlichen Regionen kann es zu heiss für einen hochwertigen Weinanbau werden. Besonders während der Reifezeit sind warme Temperaturen wichtig. Sie sorgen für die Bildung von Zucker, Farbstoffen und Aromen. Bei einem Überschreiten des Temperaturoptimums nimmt der positive Effekt wieder ab. Übermässige Hitzperioden führen dazu, dass die Trauben zu früh reif sind und geerntet werden müssen, bevor sie sich im Spätsommer oder Frühherbst mit den essenziellen Inhaltsstoffen anreichern können. Das wirkt sich negativ auf die Weinqualität aus.

Wetterphänomene

Laut Hans-Peter Schmidt vom Schweizer Ithaka-Institut, das sich mit Grundlagenforschung für klimaneutrale Landwirtschaft und Weinbau befasst, werden die mit dem Klimawandel einhergehenden Wetterextreme mit unregelmässigen Niederschlägen zur grössten Herausforderung für Winzer auf allen Breitengraden. Laut Schmidt verändern sich sowohl die jahreszeitliche wie die lokale Niederschlagsverteilung. So ist es öfter lange trocken. Regen fällt weniger regelmässig, dafür gehäuft in sintflutartiger Form. Beides ist für den Weinbau besonders verhängnisvoll. Denn kaum eine andere Kulturpflanze reagiert so empfindlich auf klimatische Bedingungen wie die Weinrebe.

Italien: Tornados und tropische Unwetter

Vermag man in nördlichen Gefilden dem Klimawandel wegen der damit einhergehenden höheren Temperaturen zumindest teilweise auch positive Seiten abzugewinnen, ist dies im Süden nicht der Fall. «In unserer Gegend sehe ich keinerlei Vorteile», sagt Massimo Maggio, der in Sizilien das südlichste Weingut aller Delinat-Partner bewirtschaftet. Der «Südpol-Winzer» spricht von gehäuften Phänomenen, die früher selten oder überhaupt nicht vorkamen: «Vor zwei Jahren gab es in unserer Gegend einen Tornado, die Regenfälle kommen oft wie tropische Unwetter daher, lange Regenperioden wechseln mit heissen Trockenperioden ab.» Dank Begrünung bleiben seine Weinberge bei sintflutartigen Regenfällen vor Erosionsschäden verschont, und bei starker Trockenheit hält sich die Verdunstung in Grenzen. «Biologischer Weinbau und ein intaktes, artenreiches Ökosystem bieten die besten Voraussetzungen, um solchen Extremen zu trotzen», ist Massimo Maggio überzeugt. Umso mehr ist ihm unbegreiflich, dass ein grosser Teil des Territoriums in Sizilien nach wie vor ohne Respekt vor der Natur bewirtschaftet wird.

In der Toskana bereitet «die tendenzielle Verdichtung der verschiedenen Witterungen» auch Walter Fromm vom Weingut Vignano einiges Kopfzerbrechen. «Ausgedehnte Regenperioden im Winter und Frühjahr und längere Trockenperioden im Sommer und Herbst bergen die Gefahr von Erdrutschen in den Weinbergen und von unharmonischem, mit hohen Zuckergehalten versetztem Traubengut. » Kurzfristig begegnet Walter Fromm solchen Gefahren mit der Einsaat von Tiefwurzlern in den Rebgassen und mit vorgezogenen Erntezeiten. Längerfristig fasst er die Erstellung von Drainagen und weniger hohe Drahtgerüste ins Auge. Letzteres bewirkt eine geringere Assimilations- oder Blattfläche, wodurch Wachstum und Reife der Trauben verlangsamt werden. Sind die Trauben allzu früh reif, fehlt es ihnen an Gehalt, Aromatik und Mineralität.

Südfrankreich: Hagel als neues Phänomen

Genau gleich schildert Volker Weindel die Auswirkungen von Wetterextremen für sein Weingut La Tour des Vidaux in Südfrankreich. Neben sintflutartigen Regenfällen im Winter und zu Sommerbeginn kämpft man in der Provence neuerdings auch mit heftigen Hagelunwettern. Volker Weindel: «Das kam hier bis vor drei Jahren nie vor, wie mir auch alteingesessene Winzer bestätigen.» Trockenheit und Hitze erschweren den Weinbau zusätzlich. Der Winzer mit dem langen wilden Bart begegnet den klimatischen Herausforderungen mit Begrünung der Rebberge. Ausserdem hat er ein Wasservorratsbecken ausgebaggert. «So können grosse Regenmengen gespeichert und während Trockenperioden für die Bewässerung der Reben genutzt werden.»

Mit Regenwasse gefüllter See
Bei anhaltender Hitze bringen mit Regenwasser gefüllte Teiche Linderung für die Reben.

Spanien: Ernte bis zu einem Monat früher

Den Klimawandel stark zu spüren bekommen auch die Winzer in Spanien. Francisco Ruiz vom Weingut Osoti in der Rioja: «Die Wetterphänomene treten in immer kürzeren Abständen auf. So bleibt den Reben kaum Zeit, sich an die jeweiligen Verhältnisse anzupassen.» Bei extremer Hitze stellt die Pflanze ihren Stoffwechsel auf Standby. Der Reifeprozess verlangsamt oder wird ganz eingestellt. «Die Trauben sind wohl zuckersüss, auch der potenzielle Alkoholgehalt mag stimmen, nicht aber die phenolische Reife», sagt Francisco Ruiz. So geerntete Trauben sind der Weinqualität alles andere als förderlich. «Ich schätze, dass sich der Erntezeitpunkt bei uns um einen ganzen Monat vorverschoben hat.» Der Osoti-Winzer begegnet diesem Problem vorab mit der Wahl anderer Traubensorten. Dabei setzt er mit Vorliebe auf alte, autochthone Sorten, die früher in der Rioja Baja vorherrschend waren. Garnacha, Graciano und Maturana Tinta ertragen Hitzeextreme besser als etwa die Tempranillo. Eine weitere Massnahme ist die Bewässerung der Reben. «Früher kam ich gänzlich ohne aus, heute ist sie unverzichtbar. Dank einer hohen Biodiversität in meinen Weinbergen kann ich sie aber punktuell und sehr zurückhaltend einsetzen.»

Dürreperiode in der Rioja
Dürreperioden machen Francisco Ruiz in der Rioja zu schaffen: Ohne geeignete Massnahmen reifen die Trauben zu schnell und sind so weniger gehaltvoll.

Machen dem Rioja-Winzer insbesondere Hitze- und Trockenperioden zu schaffen, ist die Problematik weiter südlich für Winzer Carlos Laso ambivalenter. Auf seinem Weingut Pago Casa Gran im Hinterland von Valencia fällt die Traubenernte nicht grundsätzlich früher an: «Die Zeitpunkte schwanken stark. Letztes Jahr hatten wir den kühlsten Sommer seit 30 Jahren. Dementsprechend verzögerte sich die Ernte bis in den späten Herbst.» Ferner muss Carlos Laso mit der Tatsache leben, dass die Regenfälle auch in seiner Gegend konzentrierter und heftiger ausfallen. Diesem Problem begegnet er einerseits mit einer saugfähigen Begrünung und dem Bau von Abflussrinnen, die in ein Rückhaltebecken münden, welches das Regenwasser für trockene Zeiten zwischenspeichert. Für ihn ist klar, dass ein funktionierendes Ökosystem am besten hilft, Auswirkungen des Klimawandels wie Bodenerosion oder Verarmung und Austrocknung der Böden abzufedern. «Mit dieser Überzeugung werden wir auch in Zukunft in Biodiversität und Wassermanagement investieren.»

Portugal: Trauben mit Sonnenbrand

Hitzeschäden an den Trauben während der Vegetationsperiode, unregelmässige Traubenreife, verfrühter oder verspäteter Erntebeginn: Das sind die Hauptprobleme, mit denen Dietmar Ochsenreiter auf dem Weingut Vale de Camelos im Alentejo kämpft. Heiss und trocken war es in der Kornkammer Portugals schon immer. Wassermangel wegen unregelmässiger, auf die Wintermonate beschränkter Niederschläge sowie Hitzewellen von Ende Frühjahr bis Anfang Herbst sind nicht neu. «Das Ganze hat sich aber akzentuiert», sagt Dietmar Ochsenreiter. Statistische Erhebungen zeigen, dass sich der Erntezeitpunkt in den letzten Jahrzehnten im Alentejo um zwei bis drei Wochen nach vorne verschoben hat. «Allerdings treten durch hitzebedingte Vegetationsschäden immer wieder auch Reifeverzögerungen auf», weiss der gebürtige Allgäuer, der seit über 40 Jahren in Portugal lebt.

verbrannte Trauben
Ungeschützte Trauben erleiden Sonnenbrand und reifen nicht mehr aus.

Mit dem Bau von Stauseen, in denen Regenwasser für die Bewässerung der Reben gesammelt wird, begrünten Weinbergen und Aufforstungen mit autochthonen Gehölzen wie Johannisbrotbäumen, Stein- und Korkeichen, Pinien und Oliven am Rande der Reben werden Mikroklima und Biodiversität positiv beeinflusst, sodass trotz klimatischer Extreme ausgezeichnete Weine möglich sind. Nichtsdestotrotz: Dietmar Ochsenreiter mag dem Klimawandel keine positive Seite abzugewinnen – wie alle andern befragten Winzerkollegen in den südlichen Weinbauländern auch.

Sonnenkönige

Solaranlage auf dem WeingutDelinat-Winzer sind Sonnenkönige – allerdings nicht im Sinne des höfischen Absolutismus von Louis XIV (L’État, c’est moi!), sondern als Vorreiter eines klimaneutralen Weinbaus. Viele setzen auch ausserhalb ihrer Weinberge mit Solarstrom und anderen grünen Energiequellen Zeichen gegen den Klimawandel. Im grossen Stil tut dies Mosel-Winzer Timo Dienhart. Mit einem umfassenden Betriebsumbau ist er seinem Ziel eines energieautarken Weinhofs schon sehr nahe gekommen. Mit eigener Solaranlage und einer Eisspeicherheizung, die im Sommer auch Kühlungszwecke erfüllt, hat er ein zukunftsweisendes Energiekonzept umgesetzt. Auf dem portugiesischen Weingut Vale de Camelos im Alentejo wurden gleich vier Solaranlagen in Betrieb genommen. Sie produzieren weit mehr nachhaltige Energie, als für den gesamten Betrieb benötigt wird. Walter Fromm richtet seine Azienda Vignano in der Toskana ebenfalls vollständig auf alternative Energie aus. In dieselbe Richtung geht Massimo Maggio in Sizilien. Volker Weindel in der Provence ist ebenfalls dabei, ein Solarprojekt umzusetzen. Die Brüder Jean und Paul Lignères aus dem Languedoc haben sich zwecks alternativer Energiegewinnung an einem lokalen Windpark beteiligt.

Hurra, der Lenz ist da!

Dass der Beginn der Partnerschaft mit Delinat just auf das 20-Jahr-Jubiläum des Weinguts fällt, kommt Roland Lenz (44) gerade recht: «Es ist ein weiterer Meilenstein in unserer abwechslungsreichen Geschichte. Wir teilen die Philosophie von Delinat, Trauben in Weinbergen mit grosser Biodiversität und möglichst ohne Pflanzenschutzmittel zu kultivieren, voll und ganz.» Alleine schon der Sortenspiegel macht deutlich, dass das keine leeren Worte sind: Neben den in der Ostschweiz verbreiteten Trauben Pinot Noir (rot) und Müller-Thurgau (weiss) wachsen auf einem Drittel der 14 Hektar umfassenden Rebflächen verschiedene pilzresistente Sorten, sogenannte Piwi-Trauben. Tendenz zunehmend: «Wir machen mit diesen Rebsorten, die keinen oder nur wenig Pflanzenschutz brauchen, sehr gute Erfahrungen. Unsere Weine stossen auf Begeisterung. Am liebsten würde ich nur noch Piwis anbauen», sagt Roland Lenz. Doch da hat Ehefrau Karin auch noch ein Wörtchen mitzureden: «Pinot Noir gehört einfach zu unserer Gegend.»

Karin und Roland Lenz
Delinat arbeitet neu mit Karin und Roland Lenz zusammen.

Rückschlag weggesteckt

Die ersten Kontakte zwischen Delinat und dem innovativen Winzerpaar liegen gut zwei Jahre zurück. Damals degustierte Einkäufer David Rodriguez an der Ostschweizer Weinmesse die Lenz-Gewächse: «Die Weine sind mir sofort durch ihre klare Linie und die aussergewöhnliche Qualität aufgefallen.» Weil auch Philosophie in Weinberg und Keller stimmen, kam man rasch ins Geschäft. «Jetzt sind wir das allererste Schweizer Weingut, das nach den besonders anspruchsvollen Delinat-Richtlinien zertifiziert ist», freut sich Roland Lenz. Dass die Familie Lenz dem biologischen Weinbau heute aus Überzeugung die Stange hält, ist nicht selbstverständlich. Schon kurz nach der Gründung des Weinguts 1994 setzten Roland und Karin Lenz auf biologischen Anbau. «1999 war dann aber wettermässig ein derart schlimmes Jahr, dass wir finanziell nicht überlebt hätten, wenn wir beim Pflanzenschutz nicht umgestellt hätten.» Der Schock war so gross, dass sie noch im selben Jahr in Chile ein zweites Weingut eröffneten. «Wir kannten dieses Land von Reisen vor unserer aktiven Winzerzeit und sind seither begeistert davon», erklärt Karin Lenz. Hier ist biologischer Weinbau kein Problem.

Wiese mit hoher Biodiversität
«Wenn wir uns weiterentwickeln wollen, müssen wir zurück zur Natur.»
Roland Lenz

Dieses zweite Standbein, das von ihrem Partner Ruedi Rüesch geführt wird, gab ihnen Mumm, es auch in der Schweiz nochmals zu versuchen. Roland Lenz: «Für mich war immer klar: Wenn wir uns weiterentwickeln wollen, müssen wir zurück zur Natur.» 2006 wurde die schwierigste Parzelle wieder umgestellt, um zu schauen, ob es funktioniert. Es klappte: Nach und nach wurden alle andern Parzellen ebenfalls biologisch bewirtschaftet, sodass seit 2010 der ganze Hof biozertifiziert ist. «2010 und 2012 waren ähnlich schwierige Jahre wie 1999. Doch dank zusätzlichem Know-how und mehr Erfahrung sind wir nie mehr in ernsthafte Schwierigkeiten geraten», erklärt Roland Lenz.

Dachs als Namenspatron

Im vergangenen Februar wurde der erste Lenz-Wein für Delinat abgefüllt. Der Weisswein mit dem kurligen Namen Grimbart ist eine Cuvée aus Pinot Noir, Müller-Thurgau und der Piwi- Sorte Solaris. Die roten Pinot-Noir-Trauben wurden als Blanc de Noirs, also ohne Traubenhäute, zu einem Federweissen vergoren. Entstanden ist eine charmante, fruchtig-süffige Cuvée mit moderatem Alkoholgehalt. Der Name Grimbart ist eine Reminiszenz an den Dachs in Goethes Fabel «Reinecke Fuchs». Eine Parzelle mit Müller-Thurgau-Reben liegt in der Nähe eines Waldes, aus dem sich Füchse und Dachse jeweils kurz vor der Erntezeit anschleichen und sich an den zuckersüssen Trauben gütlich tun.

PIWI Sorten
Pilzresistente Traubensorten (Piwi) brauchen kaum Pflanzenschutz.

Mit dem Lenz Grimbart 2013 hat erstmals seit vielen Jahren wieder ein Schweizer Wein die hohen Hürden für die Aufnahme in den Delinat-DegustierService (DS) geschafft. Auch wer nicht zur Gilde der DS-Kunden gehört, muss nicht verzichten. Ein paar Flaschen sind noch übrig!

Zu Besuch beim Biowinzer

Weingut Roland und Karin Lenz, Iselisberg bei Frauenfeld:

Donnerstag, 19. Juni 2014. Bei einer Führung durch die Weinberge steht die Bedeutung der Biodiversität im Vordergrund. Weitere Höhepunkte sind der Rundgang durch den Keller und die Degustation der Lenz-Weine.

Weingut Hirschhof in Westhofen, Rheinhessen:

Samstag, 14. Juni 2014 (1. Teil), und Samstag, 6. September 2014 (2. Teil). Weinseminar mit Winzer Tobias Zimmer und Diplom-Sommelier Dirk Wasilewski.

Mehr zu allen Delinat-Veranstaltungen unter www.delinat.com/veranstaltungen

Der Rebberg als vielfältige Mischkultur

Es gibt Weingüter, deren Rebberge in eine wilde, nahezu unberührte Natur eingebettet sind und so quasi mit einer gottgegebenen Biodiversität auftrumpfen können. Bei Massimo Maggio im Süden von Sizilien war dies nicht der Fall. Als er Anfang der Neunzigerjahre die Weinkellerei seines Vaters am Stadtrand von Vittoria übernahm, traf er eine komplett strukturierte Kulturlandschaft an, in welcher Vielfalt und Elemente der freien Natur weitgehend fehlten. Von Anfang an auf Qualitätsproduktion bedacht, war für ihn sofort klar, dass das traditionelle Schema des gemischten Anbaus zu einem Eckpfeiler seines biologischen Wirtschaftens werden müsse.

Massimo Maggio bei der Olivenernte
Massimo Maggio bei der Olivenernte

Angespornt von den Delinat-Richtlinien, die auf eine grosse Artenvielfalt abzielen, hat Massimo Maggio in den vergangenen 20 Jahren nicht nur alle seine Kulturen in die biologische Wirtschaftsweise überführt, sondern auch die Biodiversität vorbildlich gefördert. «Der erste Schritt war, bestehende Kulturen wie Agrumen und Olivenbäume am Rande unserer Rebberge zu erhalten und zu kultivieren. Dann haben wir angefangen, andere Bäume und Büsche zu pflanzen. Unser Ziel war es, so nahe wie möglich an die höchste Stufe der anspruchsvollen Delinat-Richtlinien heranzukommen», erklärt der naturverbundene Winzer.

Vielfalt im Weinberg

Das ist ihm hervorragend gelungen. Im grossen Stil wechseln in seinen Weingärten, die sich zum Teil über Dutzende von Hektaren in der Ebene ausdehnen, Reben ab mit Fruchtbaumreihen, Olivenhainen und Zitrusbäumen. Pinien, Nussbäume, Akazien, vereinzelt auch Zypressen setzen mit ihren hohen Kronen Akzente. Ökologische Hotspots mit aromatischen Wild- und Kulturkräutern, Bienenkästen, Steinhaufen, alles ist vorhanden. Zwischen den Rebzeilen fördert Massimo Maggio die Biodiversität mit der Einsaat von zahlreichen Leguminose-Arten. Er respektiert den Blühzyklus der verschiedenen Pflanzenarten und erhöht so ständig die Zahl der pflanzlichen Spezies in den Gassen. Verschiedene Parzellen werden nicht mehr gepflügt, um auch den Bodenmikroorganismen die Möglichkeit zur Vermehrung zu geben. Zusätzlich verbessert wird die mikrobiologische Bodenflora mit dem Einsatz von Pflanzenkohle. Diese wird auf dem eigenen Betrieb aus Schnittholzabfällen von Bäumen hergestellt und als gereifter Kohlekompost an in den Weinberg ausgebracht.

Landschaft und Wein profitieren

Schon heute erfüllt der Weinbau von Massimo Maggio das höchste Niveau der Delinat-Anforderungen. Für den Patron keine Grund, die Hände in den Schoss zu legen. «Wir werden weiterhin neue Bäume in den Rebbergen pflanzen und Ökoinseln anlegen“, sagt er. Auch ist der Winzer auf der Suche nach alten lokalen Fruchtsorten. „Wir wollen einen Bauerngarten anlegen mit Früchten und Gemüse, die eine schöne alte Tradition haben, aber leider fast gänzlich von den Tischen der Konsumenten verschwunden sind.»

Mit seinen intensiven Massnahmen zur Aufwertung der Biodiversität hat Massimo Maggio nicht nur das Landschaftsbild seiner Region optisch aufgewertet. Für ihn ist klar, dass auch die Weine davon profitieren: «Wir sind überzeugt, dass der biologische Anbau und die Biodiversität die Qualität unserer Weine verbessert. Wenn die Reben im Wettbewerb stehen zu anderen Arten und diversen Mikroorganismen, werden sie gestärkt. So sind sie in der Lage, ohne grosse Eingriffe durch Menschenhand gesunde, aromatische Trauben zu produzieren, die vielschichtige, authentische Weine hervorbringen.»

Ökologie funktioniert auch bei «Grossen»

Das Weingut Maggio ist der Beweis dafür, dass selbst ein Grossbetrieb mit über 100 Hektar auf höchstes ökologisches Niveau gebracht und wirtschaftlich erfolgreich geführt werden kann. Massimo Maggio hat das Delinat-Ideal der Biodiversität und Mischkulturen zu einem umfassenden Konzept entwickelt. Alle Bäume, Büsche, Kräuter und sogar Begrünungsmischungen wurden mit der Hintergrundplanung einer wirtschaftlichen Nutzung angelegt. So kann das Weingut heute neben feinen Weinen viele andere biologische Produkte anbieten. Aus eigenem Getreide entstehen feine Pasta, die Oliven werde zu einem Premium-Öl extra vergine verarbeitet, aus Orangen entsteht leckere Konfitüre nach einem alten Rezept der Grossmutter und die Kräuter aus den Ökoinseln in den Weinbergen werden zusammen mit Meersalz aus den Salinen der Gegend zu würzigen Kräutersalzen verarbeitet. Aus dem noch um einiges breiteren Produktesortiment von Massimo Maggio hat Delinat ein attraktives Biodiversitätspaket geschnürt, das ab sofort bestellt werden kann.