Am 13. Juni 2021 haben wir die Chance, die Landwirtschaft endlich in eine saubere Zukunft zu führen. Jüngste Umfragen zeigen, dass die Zeichen für ein «Ja» zur Trinkwasser-Initiative gut sind. Weil sie ohne Verbote einfach das fordert, was in geltenden Umwelt- und Gewässerschutzgesetzen vorgeschrieben ist, geniesst sie grosse Sympathien auch weit in liberale Kreise hinein.
![Wir haben die Chance, die Landwirtschaft in eine saubere Zukunft zu führen](https://www.delinat.com/weinlese-blog/wp-content/uploads/2021/05/twi-675x450.jpg)
Trotzdem wird es knapp. Einflussreiche und mächtige Gegner schüren Angst, investieren Millionen von Franken in gezielte Falschinformationen und Halbwahrheiten, die unter anderem auch durch eine Armada von Schreiberlingen auf allen erdenklichen Plattformen verbreitet werden. Klar, dass eine Bürger-Initiative, die den Abstimmungskampf hauptsächlich durch Spendengelder finanzieren muss, hier das Nachsehen hat.
Die Fakten stehen jedoch klar auf Seiten der Initianten. Die Trinkwasserinitiative ist umsetzbar und keineswegs extrem. Das beweisen wir, unsere Winzer und tausende von engagierten Bio-Bauern jeden Tag.
Wir haben unten die häufigsten Einwände der Gegnerschaft aufgeführt. Diese werden Ihnen auf allen erdenklichen Social-Media-Plattformen, in Blog-Kommentaren und Online-Kolumnen oder auch im Gespräch in verschiedensten Variationen begegnen. Die Vorwürfe sind immer dieselben. Und sie können mit ein paar Fakten ganz einfach widerlegt werden.
Unsere Bitte an Sie: Wenn Sie sich auf diesen Plattformen und im Thema wohl fühlen, schalten Sie sich in Diskussionen ein, stellen sie Falschaussagen und Behauptungen richtig. Auf Facebook, auf Twitter, in Kommentar-Spalten von News-Portalen. Die untenstehenden Antworten bieten eine Hilfestellung. Mit Ihrem Engagement helfen Sie, das «Ja» am 13. Juni Realität werden zu lassen. Herzlichen Dank!
Haben Sie weitere Ideen, wie wir der Trinkwasser-Initiative zum Erfolg verhelfen können? Schreiben Sie uns Ihre Gedanken unten in die Kommentare.
PS: 4aqua, ein Zusammenschluss von WasserexpertInnen, hat diese Woche einen Faktencheck erstellt, der die wichtigsten Fehlinformationen im Zusammenhang mit der Trinkwasserinitiativen ebenfalls richtigstellt und auf zahlreiche wissenschaftliche Quellen verweist.
Die Einwände der Gegner der Trinkwasserinitiative – und wie Sie sie entkräften können
Die Landwirtschaft in der Schweiz ist die sauberste in ganz Europa, unser Trinkwasser ist bereits gut geschützt. Die Initiative braucht es gar nicht.
Antwort: Das ist leider ein Trugschluss. Die Schweiz gehört zu den Ländern mit einem besonders hohen Pestizideinsatz. 85% der Pestizide werden in der Landwirtschaft eingesetzt. Bereits heute trinken über 1 Million Schweizerinnen und Schweizer Trinkwasser, das die Pestizid-Grenzwerte überschreitet. Die Belastungen des Trinkwassers durch Pestizide und Nitrat sind bereits so ausgeprägt, dass es Jahrzehnte dauern wird, bis sie verschwinden.
Und was macht der Bund? Statt das Problem an den Wurzeln zu packen, investiert er weitere Steuergelder in reine Symptom-Bekämpfung, in dem er etwa im Jura mit Bohrungen nach sauberem Trinkwasser sucht.
Weiterführende Links:
–Pestizid-Verbrauch: Die Statistiken zeigen nur die halbe Wahrheit (SRF)
–Faktenblatt Landwirtschaft und Umwelt (Agrarlobby stoppen)
–Wegen Pestiziden: Bund sucht neues Trinkwasser (SRF)
Die Trinkwasser-Initiative führt zu mehr Importen.
Erstens: Die Initiative macht uns unabhängiger vom Ausland. Bei der heutigen Lebensmittelproduktion importieren wir zwei Kalorien, um eine Kalorie zu produzieren. Wir importieren alleine 1,2 Millionen Tonnen an Futtermitteln aus dem Ausland. Jedes Jahr ein Zug mit gefüllten Güterwagen in der Länge von Bregenz bis Genf. Diese Futtermittel führen zu enormen Gülleüberschüssen mit vielfältigen Folgeproblemen für Biodiversität und intaktes Grundwasser.
Zweitens: Eine Untersuchung an 1500 Produktions-Standorten weltweit kommt zum Schluss, dass Erträge bei Mischkulturen um fast 30% höher sind. Es braucht also weniger Fläche, um die gleiche Menge wie heute zu produzieren.
Drittens: Die Schweiz hat internationale Verpflichtungen, wonach sie den Food Waste bis 2030 um 50% halbieren muss. Die Initiative sieht eine Übergangsfrist von 8 Jahren vor. Bis zum Inkrafttreten würde der Food Waste also so stark reduziert, dass ohnehin deutlich weniger Lebensmittel importiert werden müssen.
Weiterführende Links:
–Die Minus-Kalorien der Schweizer Landwirtschaft (TagesWoches)
–Je höher die Artenvielfalt, desto mehr Ertrag in der Landwirtschaft (Agroscope)
–Biodiversität rechnet sich (ETH Zürich)
–Lebensmittelabfälle (Bundesamt für Umwelt)
Die Umweltverschmutzung wird einfach ins Ausland verlagert.
Siehe Frage 2. Aber ganz unabhängig von der Entwicklung der Importe ist auch diese Aussage irreführend.
Erstens: Gemäss dem Verfassungsartikel zur Ernährungssicherheit, welcher 2017 von 70% der Schweizer Bevölkerung angenommen wurde, müssen Importe nachhaltig sein. Die Gegner gehen in ihrer Argumentation also davon aus, dass dieser Volksentscheid einfach ignoriert wird.
Zweitens: Zu glauben, dass im Ausland giftiger produziert wird, ist ein Trugschluss. Die Schweiz nimmt beim Artenverlust einen traurigen Spitzenplatz ein. Die intensive Landwirtschaft wird als einer der grössten Treiber für den Rückgang der Biodiversität identifiziert. Dabei gehören die überbordenden Futtermittelimporte und die Pestizide zu den wichtigsten Ursachen.
Weiterführende Links:
–Ernährungssicherheit (Bundesverfassung)
–Ernährungssicherheit in der Verfassung verankern (ernaehrungssicherheit.ch)
–Wie der Kuhmelker zum Giftbauern wurde (Blick)
–Kaum in einem anderen Land versprüht die Landwirtschaft so viele Pflanzenschutzmittel wie in der Schweiz (NZZ)
Die Preise für Lebensmittel werden stark ansteigen.
Erstens: Untersuchungen beweisen, dass der Anbau mit hoher Biodiversität produktiver ist und sich auszahlt. Einerseits weil die Kosten für teure chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel wegfallen, andererseits weil es in einem stabilen Ökosystem weniger Ernteausfälle gibt.
Zweitens: Höhere Marktpreise sind auch aus volkswirtschaftlicher Sicht ein Trugschluss. Wenn Bio zum Standard wird, erhöht sich auch das Angebot und die Preise gleichen sich an.
Drittens: Ist es dann nicht erstaunlich, dass Bio Suisse gegen die Initiative ist, weil sie befürchtet, dass Preise für Bio-Lebensmittel sinken könnten?
Viertens: Addiert man zu den 3 Milliarden Direktzahlungen noch die externen Kosten (nochmals 3,6 Milliarden), die heute durch die Allgemeinheit getragen werden, gibt es nur eine Schlussfolgerung: Konventionelle Produkte kosten uns deutlich mehr als biologische.
Weiterführende Links:
–Studie: Biodiversität lohnt sich finanziell auf intensiven Flächen (Bauern Zeitung)
–Neue Studie: Biolandbau ist so produktiv wie konventionelle Landwirtschaft (Biorama)
–Kosten und Finanzierung der Landwirtschaft (Vision Landwirtschaft)
–Agrarpolitik kostet 20 Milliarden (Schweizer Bauer)
–Erst kommt die Kasse, dann die Natur – auch bei Bio Suisse (Infosperber)
Ein pestizidfreier Anbau führt zu starken Ernteausfällen.
Es gibt heute tausende von Bio-Bauern, welche Tag für Tag beweisen, wie nachhaltige Lebensmittel mit gutem Ertrag, herausragender Qualität und marktfähigen Preisen ohne Pestizide produziert werden können. Sogar ein vollständiger Verzicht auf Pflanzenschutzmittel ist zum Greifen nah: Robuste Sorten, die bis zu 60% tiefere Umweltauswirkungen haben, gibt es schon längst für verschiedene Kulturen wie Kartoffeln, Salate, Tomaten, Äpfel, Wein. Die Politik müsste sie nur konsequent fördern – daher sind Investitionen in Innovation ein Kernelement der Trinkwasserinitiative.
Nationale und internationale Untersuchungen kommen ausserdem zum Schluss, dass Bio-Anbau weit produktiver ist und die Welt ernähren könnte.
Weiterführende Links:
–PIWI: widerstandsfähige Reben statt Spritzmittel (SRF)
–Neue Studie: Bio kann die Welt ernähren, aber weniger Fleischkonsum nötig (Weltagrarbericht)
Biologische Pflanzenschutzmittel werden mit der Initiative auch verboten.
Ein unabhängiges juristisches Gutachten bestätigt, dass unter einer «pestizidfreien Produktion» eine Lebensmittelproduktion verstanden wird, die keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel einsetzt. Biologische Pflanzenschutzmittel dürften demnach nach wie vor eingesetzt werden.
Weiterführende Links:
–Hintergrund und Tragweite der Trinkwasserinitiative (rechtliches Gutachten)
Es darf kein Futtermittel mehr zugekauft werden.
Sowohl der Bundesrat wie auch ein unabhängiges juristisches Gutachten kommen zum Schluss, dass der Futtermittel-Tausch innerhalb von Betriebsgemeinschaften und je nach Auslegung auch regional nach wie vor möglich sein wird. Und zwar innerhalb des Rahmens, wie es etwa die Bio Suisse-Richtlinien ohnehin vorschreiben.
Weiterführende Links:
–Hintergrund und Tragweite der Trinkwasserinitiative (rechtliches Gutachten)
–Botschaft zur Volksinitiative «Für sauberes Trinkwasser» (Bundesrat)
Schweizer Fleisch wird schon heute zu 85% mit Schweizer Futtermitteln produziert.
Lassen Sie sich von der Werbung nicht blenden. Verantwortlich für den enormen Gülleausstoss ist nicht das Gewicht des Futters, wie es etwa die steuerfinanzierte Proviande zur Berechnung heranzieht, sondern die Nährwerte. Weil die 15% Importfutter einen so hohen Nährwert haben, werden damit 50% des Schweizer Fleisches und 70% der Schweizer Eier hergestellt.
Weiterführende Links:
–Mythos Ernährungssicherheit (Wirtschaftsmagazin ECO)
–Zu viel Gülle (Initiative für sauberes Trinkwasser)
Es ist ein klares Zeichen, wenn sogar Bio Suisse gegen die Initiative ist.
Dieser Entscheid ist tatsächlich nicht nachvollziehbar. Zumal die Initiative im Kern nichts anderes fordert als die Gründungsväter von Bio Suisse verlangt haben. Der Entscheid ist ganz offensichtlich wirtschaftlich motiviert. Es wird befürchtet, dass (zu) viele Betriebe nach einer Annahme auf Bio umstellen und dadurch die Knospe an Wert verlieren würde. Das wäre aber weder im Interesse von Bio Suisse noch der Grosshändler, die Knospe-Produkte mit sehr lukrativen Margen verkaufen können. Viele Bio-Bauern können die Nein-Parole indessen nicht nachvollziehen.
Weiterführende Links:
–Kommentierte Aussagen zur Trinkwasserinitiative (Vision Landwirtschaft)
–Erst kommt die Kasse, dann die Natur – auch bei Bio Suisse (Infosperber)
–Korrespondez zwischen Delinat-Gründer Karl Schefer und Bio-Suisse Präsident Urs Brändli (Delinat WeinLese-Blog)
–Biobauern kritisieren Vorstand von Bio Suisse (SRF)
Bauern, die auf Direktzahlungen verzichten, werden einfach ihre Produktion intensivieren und noch mehr Pflanzenschutzmittel einsetzen.
Zahlreiche Umwelt- und Gewässerschutzgesetze werden schon heute nicht eingehalten. Diese sind jedoch für alle verbindlich, ganz unabhängig davon, ob Direktzahlungen bezogen werden oder nicht. Die Gegner kündigen also an, dass bei Annahme der Initiative die Bauern-Betriebe bewusst die Gesetze brechen werden. Welch absurde Argumentation!
Weiterführende Links:
–Kleine Fliessgewässer stark verschmutzt (Schweizer Bauer)
–Faktenblatt zur Ernährungssicherheit (Bundesamt für Landwirtschaft)
Die Initiative streicht den Bauernfamilien von heute auf morgen die Direktzahlungen.
Durch die Initiative wird kein einziger Steuerfranken gekürzt. Stattdessen werden diejenigen Betriebe mit Direktzahlungen gefördert, die sich an geltende Gesetze halten und die Natur schützen und nicht zerstören. Nachhaltig wirtschaftende Bauernbetriebe profitieren deshalb von der Initiative. Innovative Bäuerinnen und Bauern haben sich in einem Pro-Komitee zusammengeschlossen und kämpfen gemeinsam für die Trinkwasserinitiative.
Die Initiative sieht zudem eine Übergangsfrist von 8 Jahren vor. Genügend Zeit für Betriebe, auf ökologischen Anbau umzustellen.
Weiterführende Links:
–Initiativtext (Initiative für sauberes Trinkwasser)
–Ja zur Trinkwasserinitiative (Bäuerliches Komitee für die Trinkwasserinitiative)