Weingut Harm

Die Weingärten der Harms sind ein Musterbeispiel für reiche Biodiversität.

Andreas Harm ist ein unerschrockener, selbstbewusster Winzer aus einer eher konservativen Region: In der Wachau und im angrenzenden Kremstal gelten Hochmut und Prestige im Weinbau vielerorts noch mehr als Respekt vor der Natur und nachhaltiges Wirtschaften. Unbeeindruckt davon bewirtschaftet der Weinbauberater, Weinbauforscher und Weinbauer Andreas Harm zusammen mit seiner Frau Maria nach streng biologischen Kriterien acht Hektar Reben, die sich auf mehrere Lagen rund um die Stadt Krems links und rechts der Donau verteilen. Dabei konzentriert sich der naturverbundene Winzer auf die beiden weissen heimischen Paradesorten Riesling und Grüner Veltliner.

Riesling aus Toplage

Seine Unerschrockenheit kommt mitunter in folgender Geschichte zum Ausdruck: Der Riesling im Delinat-Sortiment stammt von der Toplage Dürnsteiner Kellerberg. Diese Parzelle wurde zuvor von einem prestigereichen Pächter konventionell bewirtschaftet. Der Besitzer mochte aber nicht mehr länger mitansehen, wie hier Schädlinge mit Chemie bekämpft und das Traubenwachstum mit Kunstdünger gefördert wird. Deshalb suchte er einen neuen Pächter, der biologisch wirtschaftet. Andreas Harm war der einzige Biowinzer, der sich getraute, mit dem Besitzer einen Pachtvertrag zu unterzeichnen und so einem der prominentesten Wachauer Winzer diese Toplage wegzuschnappen.

Weinberge als Garten der Vielfalt

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Andreas Harm lässt zwischen den Reben fünf verschiedene Sorten Paradeiser (Tomaten) wachsen.

In den Reben sucht Andreas ein möglichst harmonisches Zusammenspiel zwischen Boden, Begrünung und Mikroorganismen. Seine Weinberge sind ein Musterbeispiel für reiche Biodiversität. Grosszügige Ausgleichsflächen, artenreiche Böschungen mit wilden Pflanzen und Kräutern sowie eine vielfältige Begrünung mit Gräsern und Blumen zwischen den Rebzeilen sorgen für ein intaktes Ökosystem. Andreas und Maria Harm gehen sogar noch einen Schritt weiter: «Für die Generation unserer Grosseltern war es eine Selbstverständlichkeit, den Platz zwischen den Reben für Gemüse, Kräuter und Früchte zu nützen», erklärt Andreas. So hat das Winzerpaar 2012 angefangen, zwischen den Reben Paradeiser (Tomaten), Zucchini, Gurken, Karotten, Rote Rüben, Knoblauch, Schalotten, ja sogar Erdäpfel zu pflanzen. «Ein Teil unserer Rebanlagen werden so wieder zu einem Garten der Vielfalt und des Genusses», freut sich Maria.

Auch im Keller hat die Natur Vorrang: «Trauben eines qualitätsorientierten, biologisch bewirtschafteten Betriebs bedürfen keiner intensiven Keller-Nachbehandlung», ist Andreas überzeugt. So wird etwa bewusst auf die Verwendung von Hefen und Milchsäurebakterien aus industrieller Produktion verzichtet.

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Emil Hauser von Delinat (links) und Winzer Andreas Harm versinken schier im mehr als meterhohen Pflanzenteppich zwischen den Reben.