Wenig Ertrag, sehr gute Qualität

Von strahlenden Gesichtern bei den Weinbauern zu sprechen, wäre übertrieben. Generell war es ein schwieriges Jahr im Rebberg. Kälte und Regen im falschen Moment und insbesondere lange Trockenphasen haben fast überall erheblich auf den Ertrag geschlagen. Immerhin sind die meisten der von uns angefragten Biowinzer mit der geernteten Qualität zufrieden.

Anne Lignères inmitten «ihrer» spanischen Erntetruppe. Diese kommt jedes Jahr für einen Monat aus Andalusien zur Lese nach Südfrankreich.

«Die Trauben sind von sehr guter, ausgeglichener Qualität. Aber bei den Rotweinsorten Carignan, Grenache und Syrah hatten wir weniger Ertrag als normal. Bei der roten Sorte Mourvèdre sowie bei allen weissen Sorten war die Ertragsmenge durchschnittlich», sagt Winzer Jean Lignères aus der südfranzösischen Corbières (Languedoc).

Nachdem Italien bereits im Vorjahr die tiefste Ernte seit 60 Jahren eingefahren hatte, tönts bezüglich Menge auch heuer nicht besser: «Bei den klassischen Sorten Garganega, Molinara, Corvina und Rondinella haben wir einen Ertragsausfall von rund 20 Prozent, beim Chardonnay sogar 40 Prozent», sagt Winzer Natalino Fasoli aus dem Veneto. Mit der Qualität ist aber auch er zufrieden, genauso wie Walter Fromm vom Weingut Vignano in der Toskana. Auch ihm machen die kleinen Erträge zu schaffen. Bei den Sorten Merlot, Syrah und Malvasia Nera beziffert er den Verlust bei 30, beim Sangiovese bei 20 Prozent. Schuld sind auch hier die lange anhaltende Trockenheit und der damit einhergehende Wassermangel. Walter Fromm verweist aber auch auf eine positive Kehrseite: «Wir kamen in allen unseren Weinbergen dieses Jahr ohne Kupferspritzungen aus.»

Josep Maria Albet i Noya konnte im Penedes nicht nur sehr gute Qualität ernten, er musste auch weniger Einbussen in Kauf nehmen als Winzerkollegen in der Extremadura oder La Mancha.

In Spanien sind die regionalen Schwankungen extrem gross. In der La Mancha (Genossenschaft Jesus del Perdon) und in der Extremadura (Cerro La Barca) mussten wegen anhaltender Trockenheit bis zu 50 Prozent Ernteeinbussen hingenommen werden. In der Rioja (Osoti), in Valencia (Pago Casa Gran) und in Katalonien (Albet i Noya) war es weniger schlimm. Josep Maria Albet i Noya spricht von einem Minus von 5 bis 10 Prozent. «Wie hatten aber eine ausgewogene, qualitativ gute Ernte.» Er prognostiziert einen sehr guten Weinjahrgang 2012.

«Geringe Quantität bei sehr guter Qualität», vermeldet Winzer António Lopes Ribeiro aus Portugal. Im Douro-Gebiet etwa, waren alle Trauben viel kleiner als im Vorjahr.

Bei Meinklang im österreichischen Burgenland liegt der Ertrag rund 10 Prozent unter dem Durchschnitt. «Wir hatten aber eine super Traubenqualität mit sehr guten Extraktwerten», sagt Werner Michlits.

Erntearbeiter auf dem Weingut Römerkelterkelter in der Mosel, wo die Riesling-Ernte heuer deutlich geringer ausfiel.

In der deutschen Mosel spricht Winzer Timo Dienhart vom Weingut zur Römerkelter von einer «sehr guten Qualität, aber leider in bescheidenen Mengen». Er konnte bloss etwa 60 Prozent einer Normalernte lesen. Hauptgründe für die Einbussen waren Verrieselung nach der Blüte sowie Falscher Mehltau.

Die Lieblinge der Kollegen

Wer berufsmässig den ganzen Tag mit Wein zu tun hat, kennt das Sortiment, auch wenn es noch so umfangreich ist, in der Regel recht gut. Wir fragten deshalb rund ein Dutzend «Delinätler» nach ihren ganz persönlichen Lieblingsweinen. Es galt je einen Rotwein und einen Vertreter aus dem übrigen Sortiment (Weiss-, Schaum- und Roséwein) auszuwählen. Alle taten sich mit ihrer Wahl schwer – rangen sich am Schluss aber doch zu zwei persönlichen Favoriten durch. Hier die jeweils kurz begründete Auswahl:

Martina Korak, Önologin

Martina Korak

«Der Bonarossa ist zwar von einfachem Charakter, aber keineswegs ein banaler Rotwein. Ich mag seine Fruchtigkeit gepaart mit der Würze. Und er entführt mich immer in das Paradies, das Massimo Maggio auf Sizilien geschaffen hat.

Der Soave La Casetta von Fasoli ist mein weisser Hauswein. Mit gefällt seine Ausgewogenheit: von nichts zu viel, von nichts zu wenig. Ausserdem passt er zu fast allem und schmeckt fast jedem. Da muss man sich nicht viele Gedanken machen und kann ihn immer mit Freude auftischen.»

Martin Schäppi, Marketing

Martin Schäppi«Mein roter Liebling: Der Bela-Luz aus Portugal, weil mir bei jedem Glas schöne Erinnerungen an einen Abend in den Skiferien wach werden: Wir haben den feinen Tropfen zu ‚Robespierre‘ getrunken – das sind fein geschnittene, bloss auf dem heissen Teller gebratene Rindsfilets!

Ein anderer Liebling: der Rosé Flor de Azul, weil ich beim Entstehen des Jahrgangs 2011 auf dem Weingut Azul y Garanza von Dani und Maria dabei war.»

David Rodriguez, Weinakademiker

David Rodriguez«Der San Domingo Indigo ist ein Rotwein, der mich immer wieder zu begeistern mag. Seine üppige Art erwärmt die Seele. Am Gaumen lassen sich immer wieder neue Facetten entdecken. Nicht zuletzt gefallen mir die deutlichen Röstaromen vom Barriqueausbau.

Bei den Schaumweinen schlägt mein Herz für die Gewächse meiner Geburtsregion Katalonien. Hier bevorzuge ich die Brut Nature-Typen mit einer Ausnahme: dem Albet i Noya Espriu. Von diesem Cava haben wir zu Hause immer einen kleinen Vorrat, nicht zuletzt weil er auch in unserem Freundeskreis viele Anhänger hat.»

Yvonne Berardi, Bildredaktorin

Yvonne Berardi«Ganz besonders mag ich italienische Rotweine und im Speziellen jene, die aus Sangiovese gekeltert sind. Jetzt im Herbst, wenn man wieder schwerer isst und danach noch lang am Tisch zusammensitzt, ist der Il Conventino Vino Nobile Riserva ein echter Traumwein. Seit ich Alberto Brini von der Sangiovese-Traube habe schwärmen hören, mag ich den Wein noch lieber – das gilt übrigens auch für den «kleinen Bruder», den Il Conventino Rosso.

Beim Weisswein gehört der Riesling zu meinen Favoriten. Ganz besonders mag ich die Kombination von deutlich spürbarer Säure und vielen verschiedenen Aromen. Das ist beim Riesling vom Schiefer von Timo Dienhart besonders gut gelungen. Der Wein ist wie Sommer im Glas.»

Dirk Wasilewski, Sommelier

Dirk Wasilewski«Beim Conterocca überzeugen mich die Typizität der Traube (Sangiovese) – fruchtige Aromen (Kirsche) gepaart mit Noten von Unterholz – und die kräftige Struktur. Trotz seiner Jugendlichkeit ist er schon zugänglich und zur Wildzeit ein idealer Begleiter zu Wildschweinkoteletts mit Marronen.

Beim Besuch auf Château Duvivier in der Provence diesen Sommer habe ich den Rosé Cuvée des Amis für mich entdeckt und mich in die Landschaft verliebt. Wenn ich Fernweh bekomme, mache ich einfach eine Flasche Cuvée des Amis auf und die Düfte der Provence sind allgegenwärtig.»

Irene De Cristofaro, Kundenservice

Irene De Cristofaro«Der Vasulo Kauro ist ein Nero d’Avola, den man einfach lieben muss und zwar nicht zuletzt wegen seines Namens: Vasulo Kauro ist sizilianisch und bedeutet ‚heisser Kuss‘. Wie könnte man einem solchen Tropfen mit seiner tiefroten Farbe und seiner Würze widerstehen? Zumal er hervorragend zu Pasta passt.

Der Prosecco La Casetta ist prickelnd, schmeckt frisch und fruchtig, verspricht Lebensfreude pur und erinnert mich jedes Mal an unsere Veloreisen durch Bella Italia! Gemischt mit Holundersirup oder Aperol wird er zum spritzigen, modernen Drink – man wähnt sich beim Apero mit Gästen in einer italienischen Bar.»

Emil Hauser, Weinakademiker

Emil Hauser«Der Roches d’Aric 2010 ist ein Rotwein, wie ich ihn mir erträume. Weiche, füllige Frucht, saftige Frische, mineralische Tiefgründigkeit, würzige Garrigue-Noten, reifes, tragendes Tanningerüst, lang anhaltender Abgang. Ein komplexer Wein, ohne maskierenden Vanille-Holz-Ton, der seine Heimat Südfrankreich auf eine wunderbare Art repräsentiert.

Ungarn mag für seine Dessertweine aus der Tokaj bekannt sein, aber der trockene Meinklang Grófi Dülö 2010 ist für mich eine Offenbarung. Juhfark (kräftige, üppige Sorte) und Hárslevelü (filigrane, säurebetonte Sorte) heissen die Lokalmatadoren auf dem Somlóer Hügel in der Puszta und ergeben als Assemblage einen Weisswein voller Spannkraft und feingliedriger Struktur: exotische Fruchtigkeit gepaart mit spritziger Mineralität.»

Karin Schweizer, Kundenservice

Karin Schweizer«Beim Reserva Martí 2008 von Albet i Noya empfinde ich jeden Schluck als Genuss pur. Harmonisch, vollmundig und trotzdem weich – einfach ein Traum von Rotwein aus Spanien.

Ich bin ein totaler Riesling-Fan. Beim Harm Riesling Dürnsteiner Kellerberg 2011 aus der Wachau faszinieren mich die schöne Frucht und die knackigen Säure. Für mich ein sehr gelungener Weisswein, der einfach nur Spass macht.»

Paolo Mira, Leiter Weindepot St. Gallen

Paolo Mira«Ich mag Sangiovese-Weine mit Saft und Kraft. Der Buondonno Chianti Classico 2009 ist für mich das perfekte Beispiel: im Gaumen kompakt und gehaltvoll – mit feinen Beeren- und Röstaromen, weichen Tanninen und harmonischem Finale. Hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Weissweine müssen für mich körperreich sein. Beim L’Amandier von Château Duvivier fasziniert mich Jahr für Jahr die Traubenzusammensetzung. Beim Jahrgang 2011 sorgt die spätreifende Vermentino für Vollmundigkeit, die Clairette für das Blumige und die Grenache Blanc für den leicht fruchtigen, frischen Duft. Dank seiner Mineralität und Fülle ist dieser Weisswein ein vielseitiger Essensbegleiter, der gerade jetzt besonders schön zu Pilzgerichten passt.»

Barbara Meyer, Logistik

Barbara Meyer«Ich bevorzuge Weissweine. Zu meinen Lieblingen gehört der Saxum. Ich mag ihn einfach so, aber auch zu einem leichten Abendessen. Mir gefallen seine Frische und sein fruchtiges, exotisch anmutendes Aroma. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist ausserordentlich.

Rotwein trinke ich eher weniger, aber der Coltibouno hat mir kürzlich viel Freude bereitet. Wie haben den leichten, fruchtigen Toskaner mit seinen feinen Tanninen zu Spaghetti al tonno genossen.»

Pirmin Muoth, Leiter Weindepot Bern

Pirmin Muoth«Der Dominio Basconcillos Roble aus dem Ribera del Duero überzeugt mich mit seiner kräftigen Struktur. Dunkle Fruchtaromen verweben sich mit würzigen Anklängen und sehr viel Tiefe zu einem wunderbaren, ungeschliffenen Kunstwerk. Ein Wein mit viel Charakter!

Der Viña Llopis von unserem Winzer Carlos Laso Galbis aus dem südspanischen Valencia ist eine sehr positive Überraschung. Die Assemblage aus Gewürztraminer und Moscatel überrascht mich mit einer üppigen, jedoch nicht überladenen Fruchtaromatik und viel Frische im Abgang. Diesen Wein geniesse ich gerne als Aperitif oder einfach so mit guten Freunden…»

Rana Yilmaz, Leitung Kundenservice

Rana Yilmaz«Mit seinem tiefen Kirschrot und seiner ausgeprägten Nase hält der Roches d’Aric aus dem Languedoc auch im Gaumen, was er verspricht. Ganz besonders gefallen mir die beerigen und würzigen Aromen dieses vielseitigen Essensbegleiters.

Bei den Schaumweinen ist der DELSECCO mein Favorit. Mit seinen frischen Fruchtnoten ist er ein richtiger Gaumenschmaus, den ich nicht nur zum Apero, sondern auch zu Fischgerichten geniesse. Das Preis-Leistungsverhältnis ist jedenfalls unschlagbar!»

 

 

 

 

Der neue Toskaner

Eigentlich sollte man den Tag nicht vor dem Abend loben. Für die Einführung eines neuen Weines bedeutet das: Warten auf das Urteil unserer Kundinnen und Kunden. Doch in diesem Fall wage ich eine Prognose ohne geringste Befürchtung, mir die Hände zu verbrennen: Mit seinen herrlich frischen Aromen nach Zwetschge und Cassis, seinen würzigen Noten nach Kaffee und Leder, seiner harmonischen Struktur und seinem feinkörnigen Tannin wird der Conterocca als eleganter Toskaner rasch viele Anhänger finden.

Toskana pur – die Autorin (links) mit Leonardo Salustri beim Spaziergang durch die Weinberge

Davon sind auch Leonardo und Marco Salustri überzeugt. Dass ihnen hier ein kleines Meisterwerk zu einem äusserst attraktiven Preis gelungen ist, hängt einerseits mit der intakten Natur der Hochmaremma zusammen, in die ihr Weingut eingebettet ist, und andererseits mit dem Können der beiden Winzer. Die Sangiovese- und Ciliegio-Trauben für den Conterocca stammen aus ökologisch hochwertigen Weinbergen mit sandigen und steinigen Böden. Diese lassen den Rebstöcken genügend Luft zum Atmen, zwingen sie aber gleichzeitig, sich tief in den Boden zu bohren, um an genügend Nährstoffe heranzukommen. So reifen die Trauben langsam aber harmonisch aus. Der für den Weinberg zuständige Leonardo Salustri achtet als erfahrener Fuchs zusätzlich peinlichst genau auf die phenolische Reife der Trauben: Erst wenn die optimale Balance zwischen Zuckergehalt sowie reifen Aromen und Gerbstoffen erreicht ist, werden die Trauben von Hand geerntet und dann von Sohn Marco vinifiziert. Die Gärung übernehmen Naturhefen, auf einen Ausbau im Holzfass wird verzichtet, um die Traubenaromen möglichst unverfälscht in die Flasche zu bringen.

Der Conterocca ist ein unkomplizierter, echter Toskaner – bestens geeignet, Tag für Tag für etwas Vorfreude auf die nächste Toskana-Reise zu wecken. Eine ausführliche Reportage über den neuen Tropfen von Salustri sowie andere Weinperlen aus diesem Ferienparadies zwischen Florenz und Rom finden Sie im neuen Magazin WeinLese 28, das Ende August erscheint. Schon jetzt viel Spass bei der Lektüre und genussreiche Stunden mit unseren Toskanern.

Maschinenernte oder Handlese?

Ernte von Hand oder mit dem Traubenvollernter? Unter den Winzern ist das entweder eine Frage der Philosophie oder der Machbarkeit. Sicher ist: Auch im Bio-Weinbau haben beide Varianten Platz. Wobei sich die Frage auf etlichen Weingütern erst gar nicht stellt. In steilen Lagen oder bei Buschreben kommt nur die aufwändige Handlese in Frage. Aber sonst: Wo liegen die Vorteile? Wo die Nachteile? Wir haben zwei Biowinzer aus Norditalien zum Duell mit Argumenten gebeten.

Links im Bild ein Vollernter in Rheinhessen, rechts pflückt Winzer Claudio Menicocchi die Trauben per Hand.

Pro Maschinenernte

William Savian vom Weingut Le Contrade unweit von Venedig erntet alle Trauben mit einem Traubenvollernter der neusten Generation. Vibrierende Glasfiberstäbe sorgen dafür, dass die Traubenbeeren auf ein Förderband fallen und von hier direkt in Inox-Kisten gelangen. «Unsere Maschine erlaubt sehr feine Einstellungen, so dass alle Trauben unverletzt geerntet werden können. Der ganz grosse Vorteil der Maschinenernte ist, dass die Trauben innerhalb von 30 Minuten in den Keller gelangen. Eine rasche Verarbeitung ist enorm wichtig für Qualitätswein», erklärt William Savian.

Pro Handlese

Auf dem Weingut Fasoli im Veneto – unweit von Verona – werden sämtliche Trauben seit eh von Hand gelesen. «Nur die Handlese erlaubt eine Selektion der Traubenbeeren bereits im Weinberg und eine Ernte sämtlicher Trauben zum optimalen Zeitpunkt. Nicht alle sind nämlich gleichzeitig reif. Deshalb ernten wir in bis zu drei Durchgängen», erklärt Amadio Fasoli. Zudem habe man mit dieser Erntemethode die beste Gewähr, dass die Trauben unverletzt und ohne Blätterresten in den Keller gelangen.

Ihre Meinung interessiert uns

Achten Sie beim Kauf von Wein darauf, ob dieser aus Hand- oder Maschinenernte stammt? Stellen Sie Unterschiede bei der Qualität oder der Lagerfähigkeit fest? Schreiben Sie Ihre Meinung zum Thema Handlese oder Maschinenernte unten ins Kommentarfeld. Herzlichen Dank.

PS: Weitere Argumente der beiden Winzer und ihre Einschätzung, wie sich die Erntemethode auf die Weinqualität auswirkt, finden Sie in der WeinLese 27, die Mitte August erscheint.

Rotwein und leichte Sommerküche

Im Sommer sind bei mir meist leichte, frische Gerichte angesagt, zu denen ich als bekennender Rotweinliebhaber auch gerne mal einen Weisswein oder einen Rosé kredenze. Doch vielfach muss es – leichter Küche und hoher Temperaturen zum Trotz – halt doch ein Roter sein. Damit sich Rotwein und Sommerküche gut vertragen, beachte ich ein paar simple Regeln.

Tapas und Rotwein

Eine gute Kombination nicht nur an lauen Sommerabenden: leckere Tapas und ein Glas leichter, fruchtbetonter Rotwein.

Regel 1: Einfache, junge und fruchtige Weine passen besser als füllige, komplexe, tanninhaltige Gewächse. Das Schöne dabei: Solche Weine sind vielfach auch sehr preiswert.

Regel 2: Unsere fünf Sinne bestimmen darüber, ob uns Speisen, Weine oder eine Kombination davon schmecken oder nicht. Süsse und Säure sind besonders entscheidende Einflussfaktoren. Das gekonnte Kombinieren von Wein und Speise, aber auch die Garmethode spielt deshalb eine wichtige Rolle. Mehr zu diesem Thema erfahren Sie in der nächsten WeinLese von Ende August.

Regel 3: Die richtige Trinktemperatur ist wichtig. Je kühler der Wein, umso erfrischender und fruchtiger wirkt er. Je wärmer, umso penetranter zeigt sich die Säure – und umso plumper und aufdringlicher sind Restsüsse und Alkohol. An heissen Tagen stelle ich Rotweine deshalb für etwa zwei Stunden in den Kühlschrank. Bei etwa 12°C serviert, erwärmen sie sich im Laufe des Geniessens auf 15 bis 16°C. In dieser Bandbreite machen sie am meisten Freude.

Welches sind Ihre Wein-Vorlieben für heisse Sommerabende? Haben Sie spezielle Tipps? Verraten Sie uns Ihre Lieblingskombinationen für eine gelungene Sommer-Tafel? Wir freuen uns auf Ihre Kommentare, die Sie gleich unten eintragen können.

Kochen in der Sangiovese-Hochburg

Noch die frischen, fruchtigen Aromen des Conterocca auf der Zunge, reisen wir weiter in jene Regionen, die es mit ihren Sangiovese-Weinen zu Weltruhm gebracht haben. Dem Städtchen Montalcino, Zentrum der berühmten und oft überteuerten Brunello-Gewächse, statten wir bloss einen Blitzbesuch ab. Dagegen ist uns das deutlich charmantere Hügelstädtchen Montepulciano einen längeren Abstecher wert. Hier treffen wir Alberto Brini, Leiter des Weingutes Il Conventino. Auf seinen Vino Nobile di Montepulciano Riserva in Bioqualität sind wir seit Jahren stolz.

Weingut Conventino - im Garten

Zu Gast auf Il Conventino bei Alberto Brini (Mitte) etwas ausserhalb des pittoresken Städtchens Montepulciano. Rechts sitzt Einkäuferin Martina Korak, links der Autor.

«Grosser» kleiner Bruder

Im Garten seiner Sommerresidenz, zu der drei schmucke Ferienwohnungen in typischem Toskaner Stil gehören, serviert uns Alberto während einer lockeren Plauderrunde über Wein, Kultur und Business ein Glas Rosso di Montepulciano. Der kleine Bruder des Vino Nobile ist bereits so gut, dass wir die Steigerung, zu der Albertos Vino Nobile Riserva beim gemeinsamen Nachtessen im Restaurant La Bricciola in Montepulciano fähig ist, kaum für möglich gehalten hätten.

Toskanische Kochkunst

Am nächsten Morgen steuern wir die nächst Sangiovese-Hochburg an: das Chianti Classico. In idyllischer Abgeschiedenheit führen Emanuela und ihr Bruder Roberto Stucchi nur 30 Kilometer von Siena entfernt das Weingut Badia a Coltibuono. Das alte Kloster ist heute als gemütliche Herberge auch begehrter Zufluchtsort für Erholungssuchende.

Die alte Abtei Badia a Coltibuono hat sich zu einem Ferien-Kleinod mit feinen Chianti-Weinen entwickelt.

Eine lange Tradition haben hier die Kochkurse, die vor über 20 Jahren von der bekannte Kochbuchautorin Lorenza de Medici ins Leben gerufen wurden. Wir lassen uns die Gelegenheit nicht entgehen und legen für einmal selber Hand an in der Küche. Unser Lehrmeister Andrea Gagnes, ein ehemaliger Industrie-Designer, der seine alte Koch-Leidenschaft zum neuen Beruf gemacht hat, führt uns mit Begeisterung in ein paar Geheimnisse der toskanischen Küche ein.

Kochkurs im Weingut Badia a Coltibuono

Praxisnaher Einblick in die Kochkunst der toskanischen Küche.

Was wir nach zweieinhalb Stunden angerichtet haben, darf sich sehen lassen und mundet zum eleganten Chianti von Badia a Coltibuono so gut, dass wir mit grosser Freude jenem Tag entgegenfiebern, an dem der neue Coltibuono das Delinat-Sortiment erobert. Der Tag ist nicht mehr fern…

Jägerlatein und ein neuer Sangiovese

Es ist schon spät, nach 21 Uhr, als wir auf dem abgelegenen Weingut Salustri zwischen Grosseto und Siena eintreffen. Nara und Leonardo Salustri, Sohn Marco und dessen Frau Antonella begrüssen und in der grosszügigen Wohnstube herzlich und bitten gleich zu Tisch. Der Küche entströmen bereits verlockende Düfte, die unseren Bärenhunger nur noch kurze Zeit auf die Folter spannen.

Salustri: Ferien beim Winzer

Ferienstimmung pur: Auf der einladenden Terrasse des Weingutes Salustri lässt sich vorzüglich ausspannen.

Wo Wildschweine nichts zu lachen haben…

Wir wussten um die begnadete Kochkunst von Nara und die Erzählleidenschaft des passionierter Biowinzers und Wildschweinjägers Leonardo. Und so sind wir nicht erstaunt, dass sich der Hausherr vor versammelter Tafelrunde ans obere Ende des Tisches setzt und keine Minute verstreicht, bis sein Jägerlatein mit ihm durchgeht. Anlass sind die feinen Wurstwaren und Schinken von hauseigenen Schweinen, die schön angerichtet zum Verzehr bereitstehen. Nebst den Hausschweinen halten Leonardo seit Jahren insbesondere die unzähligen Wildschweine in den Wäldern der Hochmaremma auf Trab.

Jagdhund bei Salustri

Zurzeit hat Jagdhündin Morina weniger Wildschweine als viel mehr ihre 8 kleinen Jungen im Kopf.

«Ich habe meiner Lebtage mindestens schon 1000 Wildschweine erlegt», lacht Leonardo und zeigt stolz auf eine Wand mit Pokalen, die von seinen Schiesskünsten zeugen. Einer davon gehört allerdings seiner Jagdhündin Morina, die erst kürzlich zum zweitbesten Wildschweinjagdhund der ganzen Toskana gekürt wurde und jetzt gerade 8 Junge geworfen hat.

Ein vielversprechender, neuer Toskaner

Dann steigt Sohn Marco kurz in den Keller und kommt mit jener Flasche zurück, die der eigentliche Grund für unseren Besuch ist. Salustri gehört zu jenen Weingütern, auf denen Weinberge, Olivenhaine, Wälder, Weideflächen und wild belassene Hecken ein hochwertiges Biodiversitätssystem bilden und qualitativ hervorragende Weine erzeugt werden. Deshalb baten wir die Winzer, exklusiv für Delinat einen Wein zu keltern, der besonders typisch für die Maremma ist.

Salustri: Conterocca zum Essen

Der neue Delinat-Wein Conterocca besteht die Feuertaufe mit Bravour.

Zwar waren frühere Degustationsmuster schon vielversprechend. Als wir jetzt aber zum ersten Mal eine ausgereifte Flasche Conterocca entkorken, kommen wir aus dem Schwärmen kaum mehr heraus. Ein wunderbar frischer, gut strukturierter und harmonischer Tropfen aus Sangiovese-Trauben, ergänzt mit einem kleinen Anteil Ciliegio. Natürlich tragen auch Naras Kochkünste wesentlich zur allgemeinen Schwärmerei bei, zumal der Wein perfekt zur Küche der Maremma passt. Schon in ein paar Wochen können auch Sie die neue Weinperle aus der Toskana probieren. Freuen Sie sich auf die Conterocca-Premiere – wir informieren rechtzeitig!

PS: Wer will, kann oben beschriebene Tafelfreuden selber erleben. Salustris bieten Ferienwohnungen und einmal pro Woche eine Tavolata für Feriengäste an: www.salustri.it.

Zwei Tage der grossen Gegensätze

Nein, so stellt man sich ein typisches Bioweingut nicht vor: Durch eine gepflegte Allee von Zypressen erreichen wir die Dominio los Basconcillos, das höchstgelegene Weingut der Ribera del Duero (1000 m ü.M). Vor der grosszügigen Bodega empfangen uns Weingutsbesitzer José María Basconcillos, ein Unternehmer, der sein Geld mit Zubehör für die Automobilindustrie verdient, seine auf dem Weingut tätige Tochter Maria José und der zuständige Winzer und Önologe Francisco Barona.

Basconcillos Barriquekeller

Önologe Francisco Barona (links) lässt David Rodriguez im imposanten Barriquekeller einen feinen Ribera del Duero kosten.

Imposante 50 Hektar Reben umgeben die Bodega. Die Weinberge wirken durchgestylt. Sogar die Begrünung zwischen den Rebzeilen macht den Eindruck, als wäre sie als grüner Teppich ausgerollt worden. Ein grosser Kräutergarten am Rande der Reben kommt ebenfalls wie ein aus dem Ei gepellter ökologischer Hotspot daher. Mehrere Messstationen überwachen den Feuchtigkeitsgehalt des Bodens. In den Kellerräumen herrscht dieselbe Perfektion: Da die blitzblanken, riesigen Chromstahltanks, dort der dezent beleuchtete Barriquekeller mit der Ausstrahlung einer Kathedrale.

Aller Perfektion zum Trotz: Bio ist hier kein Feigenblatt. Man nimmt sowohl dem Weingutsbesitzer wie auch seinem Reb- und Kellermeister die innere Überzeugung ab, wenn sie unisono betonen: «Wir haben den Anspruch, in ein paar Jahren den besten Ribera del Duero zu keltern. Dafür setzen wir kompromisslos auf die Natur und die umweltgerechten technischen Möglichkeiten einer modernen Weinbereitung.» Beim Verkosten der bestechend eleganten Weine müssen wir zugeben: «Das ambitiöse Ziel scheint in Reichweite.»

75 und kein bisschen müde

Bodega von Esther

Der einfache, in einen Felsen gehauene Weinkeller von Esther Teijeiro

Was für ein Kontrastprogramm: Noch den aristokratischen Touch und den Perfektionismus vom Vortag vor Augen, treffen wir heute einige hundert Kilometer weiter westlich in Galizien auf die hagere, zierliche Esther Teijeiro. Sie empfängt uns zusammen mit ihrem Sohn Alfonso Freude strahlend im kleinen, in einen Felsen gehauenen Weinkeller im tief eingeschnittenen Tal des Flusses Miño. Die 75-jährige, rüstige Biowinzerin hat noch nie einen Fuss ausserhalb von Galizien gesetzt.

Galizien Steillagen

David Rodriguez zusammen mit Alfonso Regal und Mutter Esther Teijeiro in den spektakulären Weinbergen an den Steilhängen des Flusses Miño.

Ihr genügsames Leben ist den vielen kleinen, schwierig zu bewirtschaftenden Weinbergsparzellen ihres Guts gewidmet. Diese erstrecken sich über 6 Hektar auf engen Terrassen, die sich spektakulär an die steilen Hänge der urtümlichen Miño-Landschaft schmiegen. Zwischen knorrigen Rebstöcken lässt die Winzerin der Vegetation freien Lauf. Das Alter der Reben kennt sie nicht. «Sie sind aber schon da gewesen, als ich als Kind im Weinberg mithalf», lacht sie. Als sie 1997 auf biologischen Weinbau umstellte, war sie die erste in ganz Galizien. Eindrücklich hat sie warnende Stimmen Lügen gestraft, die ihr damals prognostizierten, sie werde mit dieser Bewirtschaftungsmethode verhungern. Materiell reich ist Esther Teijeiro zwar nicht geworden – ihr Reichtum spiegelt sich dafür umso intensiver in einer inneren, von Bescheidenheit und Stolz geprägten Zufriedenheit. Was für eine andere Biowelt!

Naturhefen oder Reinzuchthefen?

Ein Thema, das nicht nur die Winzerwelt, sondern zunehmend auch den Kreis interessierter Weinliebhaber spaltet, ist die Frage, ob Wein mit Hilfe von Naturhefen oder von Reinzuchthefen entstehen soll?

Winzerdebatte

Zwei erfolgreiche Biowinzer – zwei Philosophien im Keller: Josep Maria Albet i Noya (rechts) arbeitet vorwiegend mit Reinzuchthefen – Werner Michlits ausschliesslich
mit Naturhefen.

«Vor allem im biologischen Weinbau sind derzeit Natur- oder Wildhefen angesagt», erklärt der erfolgreichste Biowinzer Spaniens, Josep Maria Albet y Noya. Er selber bleibt aber ein Verfechter von Reinzuchthefen – wenn möglich selektioniert und gezüchtet aus Wildhefen aus den eigenen Weingärten. «Seit Jahren schon führen wir Gärvergleiche zwischen Reinzuchthefen und Wildhefen durch. In den anschliessenden Verkostungen haben uns jene Weine, welche mit Reinzuchthefen vinifiziert wurden, immer besser gefallen. Ausserdem ist das Risiko von Fehlaromen mit Zuchthefen eindeutig geringer», begründet er seine Haltung.

Mit Überzeugung auf der andern Seite steht unser prominenter Winzer aus Österreich: Werner Michlits vom Weingut Meinklang sagt: «Die Vorteile einer Vinifikation mit Naturhefen liegen für uns auf der Hand: Wir sind von keinem industriellen und kommerziellen System abhängig. Stattdessen vertrauen wir auf die Natur. Damit lässt sich der unverwechselbare, einzigartige Charakter eines Weinberges am besten auf den Wein übertragen.»

Auch eine Frage von Risiko und Sicherheit

Einigkeit herrscht in der Feststellung, dass gezüchtete Hefen ein sicherer Wert sind und das Risiko von Fehlaromen im Wein damit kleiner ist, als bei den schwieriger zu kontrollierenden Naturhefen. Umstritten bleibt die Frage, welche der beiden Hefearten Aromen und Terroir im Wein besser zum Ausdruck bringen. Wie die beiden Delinat-Winzer darüber im Detail argumentieren, können Sie in der WeinLese 26 in der neuen Rubrik «Winzerdebatte» nachlesen.

Wie ist Ihre Meinung?

Wir von Delinat überlassen den Entscheid grundsätzlich dem Winzer – tendieren jedoch eher zu den Naturhefen. Das kommt auch in den Delinat-Biorichtlinien zum Ausdruck, wo wir für die höchste Qualitätsstufe eine Vergärung mit Naturhefen verlangen. Wie ist Ihre Meinung zu diesem Thema? Finden Sie, dass Weine, die mit Naturhefen vergoren sind, anders schmecken, als solche mit Reinzuchthefen? Merkt man überhaupt einen Unterschied? Schreiben Sie Ihre Meinung unten ins Kommentarfeld. Herzlichen Dank.

Wein als farbige Kunstwerke

Was auf den ersten Blick aussieht wie psychedelische Kunst, sind Delinat-Weine, die in kristallisierter Form unter dem Mikroskop vergrössert und fotografiert wurden.

Der Zellbiologe und Künstler Christopher B. Jackson vom Berner Unternehmen Ikelos liess die Weine Reserva Martí, Canta Rasim und Soave La Casetta auf Objektträgern kristallisieren, legte sie unter ein Rasterelektronenmikroskop und fotografierte sie. Bis zu zweihundertausendfach vergrössert werden die einzelnen Bestandteile der Weine als faszinierende Strukturen sichtbar. Das Resultat sind diese aussergewöhnlichen Bilder aus einer leuchtend-farbigen, von blossem Auge sonst nicht wahrnehmbaren Wunderwelt.

Reserva Martí

Reserva Martí – die verborgenen Schönheiten eines Spitzenweines.

 

Canta Rasim

Canta Rasim – Expressionismus aus den Weinbergen Südfrankreichs.

 

Soave La Casetta

Soave La Casetta – wie fliegende Schmetterlinge. Ganz im Sinne der Delinat-Philosophie.

 

Die Bilder können auf Glas, Folie, Plexiglas oder Leinwand gedruckt und so als Kunstobjekte in den eigenen vier Wänden eingesetzt werden. Möglich ist auch eine Verwendung zur Gestaltung von Weinetiketten, Kalendern, Büchern und Karten oder als digitale Bilder für die Homepage. Wie gefallen Ihnen die mikroskopischen Bilder von Reserva Marti & Co.? Könnten Sie sich ein solches Bild als Wandschmuck in Ihrer Wohnung oder als Etikette eines Weines vorstellen? Wir freuen uns über Ihren Kommentar, den Sie unten ins Feld schreiben können. Herzlichen Dank.