Podere Il Conventino
Bei manchen Weingütern ist es wie mit Dornröschen. Sie schlummern vor sich hin, bis jemand kommt und sie wach küsst. Der Podere «Il Conventino» bei Montepulciano war ursprünglich ein kleines Kloster. Ursula Dürrschmidt entdeckte es bei einem Besuch des Städtchens Montepulciano (Toscana), das wegen seiner architektonischen Geschlossenheit auch «Perle der Renaissance» genannt wird.
Zwei Autoren schreiben ein Weinmärchen
Es war Liebe auf den ersten Blick. Ursula Dürrschmidt, die in Deutschland eine Parfümerie geführt hatte und danach einige Jahre in der Entwicklungshilfe tätig gewesen war, kaufte und restaurierte das Anwesen. Bald waren drei klassische Gebäude von Rebbergen umgeben, die nun kontrolliert biologisch bewirtschaftet wurden. Ursula Dürrschmidt war damit eine von knapp 40 Winzerinnen und Winzer, die den legendären Vino Nobile di Montepulciano keltern dürfen. Für diesen Wein, ein Nachbar des noch berühmteren Brunello di Montalcino, sind zwei Jahre Fassausbau das gesetzlich vorgeschriebene Mindestalter, für die Riserva sogar drei Jahre. Unter der neuen Besitzerin entwickelte sich Il Conventino zu einem der führenden Güter der kleinen aber feinen Appellation.
2003 entschloss sich die Bio-Pionierin, ihr Gut einem jungen Winzer zu übergeben, von dem sie überzeugt war, dass er das von ihr initiierte Projekt mit neuem Elan aber mit gleichbleibender Philosophie in Bezug auf Qualität und biologischer Anbaumethode fortführen wird. Mit Alberto Brini hat nun das zweite Kapitel der Renaissance von Il Conventino begonnen. Alberto hatte in Pisa Jura studiert. Als erklärter Weinliebhaber gründete er während der Studienzeit mit einigen Freunden eine kleine Weinhandlung. Diese entwickelte sich allmählich zu einer Osteria. Sie gilt als Szenentreff für Weinliebhaber. Auf der Karte finden sich die edelsten Tropfen aus ganz Italien.
Wer erst mal auf diese Weise mit dem Virus der Weinbegeisterung befallen ist, beschäftigt sich zwangsläufig mit dem Gedanken, früher oder später einen eigenen Wein anzubauen. Auf der Suche nach einem Weingut entdeckte er schliesslich Il Conventino. Dabei ging es ihm wie Ursula Dürrschmidt mehr als zehn Jahre zuvor: Er wusste auf Anhieb, dass er das gefunden hatte, wonach er gesucht hatte. Dabei identifizierte er sich nicht nur mit dem Gut selber, sondern auch mit der Philosophie, mit welcher der Betrieb von Ursula Dürrschmidt und ihrem Ehemann Alfio geführt worden war.
Seit dem Frühjahr 2003 führt Alberto nun das Werk der beiden Pioniere als neuer Patron fort, wobei ihm seine Vorgänger anfangs mit Rat und Tat beiseite standen.