Weingut Fasoli - La Casetta
In den sanften Hügeln des Veneto reifen noch immer authentische Weine, die man jeden Tag mit Genuss trinken kann. Wenn in einer Dorf-Osteria ein Einheimischer einen Tropfen mit: «È il mio vino !» ankündigt, ist es bestimmt kein Cabernet Sauvignon, sondern vielleicht Soave, oder ein Bardolino, dieser unbeschwert leichte Rotwein, gekeltert aus heimischen Sorten wie Corvina, Rondinella oder Molinara. Oder ein frischfruchtiger Valpolicella mit feinem Kirschduft.
Traditionalisten mit Blick nach vorne
Das Weingut Fasoli hat sich ganz diesen Klassikern des Veneto verschrieben. Hier reifen Weine im Keller, die konzipiert wurden, um täglich Genuss zu bereiten, und nicht um vordergründig zu beeindrucken. Gerade wegen ihrer sprichwörtlichen Authentizität erhalten die Weine der Fasoli-Brüder seit einiger Zeit hervorragende Bewertungen im In- und Ausland. Zur hausgemachten Salame ist nun mal ein leichter Soave das beste und zum deftigen Veroneser Klassiker «Bigoli con l'anara», dicke Spaghetti mit Entenragout, darf's ein kräftiger Valpolicella Ripasso sein.
Ein erfolgreiches Duo: Die Brüder Amadio und Natalino Fasoli. Sie träumen vom «Paradies auf Erden», wenn einst alle Rebberg im idyllischen Illasi-Tal biologisch bewirtschaftet werden.
Die Fasolis sind im Winzerdorf Colognola ai Colli zuhause. Amadio und Natalino Fasoli haben dunkles Haar und gepflegte Kinnbärte. Sie brauchen gar nicht erst zu sagen, dass sie Brüder sind. Beide sind übrigens mit Lehrerinnen verheiratet. Beim Erziehen von Kindern und Rebstöcken sehen sie durchaus Gemeinsamkeiten. Beide brauchen Freiheit innerhalb klar definierter Grenzen, um sich bestmöglichst zu entwickeln. Und beide brauchen tiefe Wurzeln in einem guten Terroir.
Wein war immer ein Teil der Fasolis
Schon der Grossvater von Amadio und Natalino war ein innovativer Mann. Er füllte seine Weine in Holzfässer und brachte diese per Pferdewagen in die Osterias von Verona, Vicenza oder Padua. Seine Enkel haben die starke, noch weitgehend intakte Weinbautradition des Veneto mit modernem Qualitätsdenken kombiniert und sich so zu Spitzenerzeugern entwickelt.
Doch eines hat sich in Venetien in den letzten 100 Jahren hier nicht geändert. Das Leben und der Wein ist für die Fasolis damals wie heute ein- und dieselbe Sache. «Der Wein war immer da. Jeden Tag. Wenn ich heute an unserem Recioto di Soave rieche, sehe ich mich wieder als Kind am festlich gedeckten Sonntagstisch», sagt Natalino Fasoli. Zu Besuch bei den Fasolis wird einem rasch klar: Das Terroir beschränkt sich nicht nur auf Mikroklima und Boden. Der Mensch gehört dazu.
Pestizid-Allergie führte zum Biowein
Das Jahr 1980 markiert einen wichtigen Wendepunkt in der Geschichte des Gutes. Die Eltern litten in den Jahren zuvor zunehmend unter allergischen Reaktionen wegen der damals eingesetzten Pestizide im Rebberg. Darum begannen sie mit Gründüngung und liessen Gras, Blumen und wilde Kräuter zwischen den Stockreihen wachsen. Zu jener Zeit waren sie in Italien absolute Pioniere im biologischen Anbau. Als sie sahen, dass diese Anbauform auch im niederschlagsreichen Veneto funktioniert, stellten sie 1984 schliesslich den gesamten Betrieb auf Bio um.
Heute träumt Natalino Fasoli bereits davon, dass einst alle Rebberg im idyllischen Illasi-Tal biologisch bewirtschaftet werden. «Dann hätten wir hier das Paradies auf Erden», sagt er. Immerhin: Auch die Kinder von Natalino und Amadio Fasoli, die bereits im elterlichen Gut mitarbeiten, sind überzeugt, dass der eingeschlagene Weg der bestmögliche ist.
Der Amarone – ein Traumwein
Hier reifen die edlen Amarone-Weine. Viel Geduld und Geschick führen zu hervorragenden Tropfen.
Die Bodenbeschaffenheit im Illasi-Tal ist von Parzelle zu Parzelle unterschiedlich. Darum hat die Familie Fasoli viel Zeit aufgewendet, um für jede ihrer Lagen die geeignetste Rebsorte ausfindig zu machen. Für den Spitzenwein des Gutes, den Amarone, werden nur die reifsten und gesündesten Trauben ausgesucht. Nach schonender Lese lässt man sie während drei Monaten trocknen. Durch diese Konzentration gewinnt der Wein an Komplexität und Fülle. Durch die hohe Zuckerkonzentration erfolgt die Gärung nur sehr langsam. Der Ausbau findet im Holz statt, wo sich der Wein drei Jahre entwickelt und verfeinert. Ein uraltes Verfahren, das für den La-Casetta-Amarone permanent weiterentwickelt und optimiert wurde. In Manager-Lehrkursen würde man dies wohl mit «nachhaltigem Fortschritt» umschreiben.