Maschinenernte oder Handlese?

Ernte von Hand oder mit dem Traubenvollernter? Unter den Winzern ist das entweder eine Frage der Philosophie oder der Machbarkeit. Sicher ist: Auch im Bio-Weinbau haben beide Varianten Platz. Wobei sich die Frage auf etlichen Weingütern erst gar nicht stellt. In steilen Lagen oder bei Buschreben kommt nur die aufwändige Handlese in Frage. Aber sonst: Wo liegen die Vorteile? Wo die Nachteile? Wir haben zwei Biowinzer aus Norditalien zum Duell mit Argumenten gebeten.

Links im Bild ein Vollernter in Rheinhessen, rechts pflückt Winzer Claudio Menicocchi die Trauben per Hand.

Pro Maschinenernte

William Savian vom Weingut Le Contrade unweit von Venedig erntet alle Trauben mit einem Traubenvollernter der neusten Generation. Vibrierende Glasfiberstäbe sorgen dafür, dass die Traubenbeeren auf ein Förderband fallen und von hier direkt in Inox-Kisten gelangen. «Unsere Maschine erlaubt sehr feine Einstellungen, so dass alle Trauben unverletzt geerntet werden können. Der ganz grosse Vorteil der Maschinenernte ist, dass die Trauben innerhalb von 30 Minuten in den Keller gelangen. Eine rasche Verarbeitung ist enorm wichtig für Qualitätswein», erklärt William Savian.

Pro Handlese

Auf dem Weingut Fasoli im Veneto – unweit von Verona – werden sämtliche Trauben seit eh von Hand gelesen. «Nur die Handlese erlaubt eine Selektion der Traubenbeeren bereits im Weinberg und eine Ernte sämtlicher Trauben zum optimalen Zeitpunkt. Nicht alle sind nämlich gleichzeitig reif. Deshalb ernten wir in bis zu drei Durchgängen», erklärt Amadio Fasoli. Zudem habe man mit dieser Erntemethode die beste Gewähr, dass die Trauben unverletzt und ohne Blätterresten in den Keller gelangen.

Ihre Meinung interessiert uns

Achten Sie beim Kauf von Wein darauf, ob dieser aus Hand- oder Maschinenernte stammt? Stellen Sie Unterschiede bei der Qualität oder der Lagerfähigkeit fest? Schreiben Sie Ihre Meinung zum Thema Handlese oder Maschinenernte unten ins Kommentarfeld. Herzlichen Dank.

PS: Weitere Argumente der beiden Winzer und ihre Einschätzung, wie sich die Erntemethode auf die Weinqualität auswirkt, finden Sie in der WeinLese 27, die Mitte August erscheint.

Matthias Metze
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10 comments

  1. Ich finde den Artikel über die Maschien & Handlese – Ernte sehr interessant. Wie sieht es denn aus mit der Beschädigung von den Reben durch das maschinelle Pflücken von den Trauben?
    Nach meinem Wissen werden Pflanzen bei Maschinenlese beschädigt, sprich sie werden geschwächt in ihrer Lebensenergie. (Anfälligkeit für Krankheiten)

  2. Ich bin Heilpraktiker mit Schwerpunkt klassische Homöopathie. Bei der Herstellung der homöopathischen Arzneimittel werden diese verdünnt und geschüttelt. Dieses wurde bisher immer von Hand gemacht, doch seit einigen Jahren sind einige Hersteller dazu übergegangen, maschinell zu verschütteln. Die Wirksamkeit der Arzneimittel hat schwer darunter gelitten.
    Ich verwende nur Arzneimittel, die von Hand verschüttelt wurden. Genauso soll es auch beim Wein sein. Eine Maschine reißt ohne Rücksicht auf irgendwas die Trauben von der Rebe, sie verdichtet und verschmutzt den Boden (die Luft auch). Eine Maschine hat keine Seele und keinen Geist, aber beides wirkt sich auf das Produkt aus (Wein bzw. Arznei).
    Deshalb keine Vollernter, auch nicht für „Massenwein“, denn den sollte es eigentlich auch nicht geben. Lieber Klasse statt Masse.

  3. Die Argumente `Pro Handlese` überzeugen mich. Sicher spielt auch noch die Bodenverdichtung eine Rolle, welche der Vollernter zur Folge hat. Wenn ich die Wahl habe, entscheide ich mich für einen Wein der handgelesen ist und bin auch bereit, etwas mehr dafür zu bezahlen. Wichtig ist natürlich, daß die Erntemethode beim Einkauf des Weines erkennbar ist.

  4. Ich habe mich viele Jahre als Traubenleser betätigt und weiss, wie aufwändig diese Arbeit vor allem in klimatisch schwierigen Jahren ist. Da muss man schnell einmal einen Viertel des Traubengutes eliminieren. Da der Vollernter eine gesunde Traube nicht von einer „essigstichigen“ unterscheiden kann, diese aber die Qualität eines Weines nachhaltig beeinflussen können, sollte die maschinelle Methode höchstens bei Massenweinen zum Einsatz kommen.

  5. Wein geniessen bedeutet für mich etwas besonderes. Deshalb lehne ich sämtliche in den letzten Jahren immer häufiger vorkommenden Neuheiten, wie maschinelle Ernte, Kunststoffkorken, Schraubverschluesse und abgefüllter Wein aus der Tetrapackung ab. Damit will ich nicht zum ausdruck bringen, dass die Qualtät schlechter ist. Wein trinken bedeutet für etwas besonderes, wo die sogenannte moderne Welt nur bedingt etwas zu suchen hat.
    Gottes Segen
    P. georg

  6. Nachdem ich einmal in Amerika gesehen habe, wie nachts die sog. Vollernter durch die Reben fuhren und die Trauben maschinell abgerissen wurden, kaufe ich keinen Wein mehr aus Übersee. Es kann weder für die Reb-Pflanze noch für die Trauben gut sein (und damit auch für die Wein-Qualität!), so behandelt zu werden. Nur per Handlese kann m. E. gute Qualität erreicht werden, denn nur so können reife von noch unreifen oder faulen Trauben unterschieden werden. Das kann keine Maschine! Dann zahle ich lieber etwas mehr für einen guten, nachhaltig erzeugten Wein, denn Handlese hat für mich auch etwas mit Nachhaltigkeit zu tun!

    1. Kann ich nicht nachvollziehen, da man ein besseres Lesegut erziehlen kann durch Entrapper. Maschinell muss nichts negatives sein.
      Vorgeschrieben sind zum Beispiel auch Lebensmittelechte Fette zum schmieren, da man nunmal mit Lebensmitteln zu tun hat.
      Ein großer Irrglaube ist auch, dass die Trauben abgeklopft werden, tatsächlich werden sie über Fliehkraft runter geschüttelt. Die Rebe wird kein Stück dadurch verletzt. Wer anders denkt den Lade ich gerne ein sich selbst zu überzeugen, wir haben eine New Holland
      VL 9080 und eine Ero Grapeliner SF 200.

  7. Ob ernten mit Handarbeit oder mit einem modernen Vollernter,ist wohl nicht zuletzt auch eine Frage der Vermarktung. Wenn ich genügend Käufer finde, die bereit sind den unweigerlich höheren Handerntepreis zu bezahlen, ist diese Art der Lese sicherlich vorzuziehen. Für immer mehr Winzer wird der Preisdruck, den der Handel erzeugt wohl nur mit einem schonenden Vollernter zu begegnen sein. Schlisslich ist das Winzerleben in den allermeisten Fällen gewinnorientiert, denn nur mit Gewinn lassen sich gute Weine herstellen.

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