Sapori d’Italia

Prachtvolle Landschaften, feine Düfte, gutes Essen und genussvolle Weine: Der preisgekrönte Kochbuchautor Claudio Del Principe entführt uns in fünf Regionen Italiens und kombiniert regionale Spezialitäten mit passenden Delinat-Weinen.

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Genuss und Sommer in Italien

Venetien
Essenz der Einfachheit

Das erste Ziel führt ins Veneto. Am Eingang zum idyllischen Val d’Illasi östlich von Verona liegt die Azienda La Casetta. Natalino Fasoli und sein Sohn Matteo keltern hier die Klassiker der Region: Soave, Bardolino, Valpolicella, Ripasso und Amarone. Fasolis sind die Bio-Pioniere in Venetien. Schon in den 1980er-Jahren begannen sie mit Gründüngung und liessen Gras, Blumen und wilde Kräuter zwischen den Stockreihen wachsen. Als langjährige Delinat-Winzer haben sie die Biodiversität in den Weinbergen über all die Jahre auf die Spitze getrieben und ernten heute grossartiges Traubengut, aus dem genussvolle Terroir-Weine entstehen.

Natalino Fasoli kredenzt auf seiner Azienda La Casetta im Veneto zu Pasta wie bigoli in salsa gerne einen komplexen, fruchtbetonten Valpolicella Ripasso.
Natalino Fasoli kredenzt auf seiner Azienda La Casetta im Veneto zu Pasta wie bigoli in salsa gerne einen komplexen, fruchtbetonten Valpolicella Ripasso.

Wer im Veneto ein Glas Wein zum Aperitivo möchte – und wer möchte das nicht –, bestellt wie die Einheimischen einen «Schatten» – un ombra. Perfekt dazu sind cichetti, kleine warme und kalte Snacks ähnlich den spanischen Tapas. Die beliebtesten sind: halbierte gekochte Eier mit Sardellen, Fleischoder Fischbällchen, Crostini mit baccalà mantecato (Stockfischcreme) oder San-Daniele-Schinken, Polenta mit sopressa (eine Salami), saure Sardinen in sàor oder frittierte gefüllte Zucchiniblüten. Dazu ein Glas von Fasolis Soave, einem trockenen Weissen, der mit seinen Finessen und seiner Vielseitigkeit deutlich aus der Masse der verbreiteten Soaves herausragt.

Danach empfehle ich bigoli in salsa. Diese grandiose Pasta benötigt nur zwei Zutaten: Zwiebeln und Sardellen. Nicht mal Salz und Pfeffer brauchts. Gut, ein bisschen Olivenöl noch und Weisswein. Aber das zählt nicht als Zutat. Das brauchen Italiener wie die Luft zum Atmen. Damit schafft es dieses Rezept auf meine Best-of-Liste der aufs Minimum reduzierten Rezepte. Eine Freude für Puristen, Minimalisten oder Epikureer, die den Genuss des Einfachen zu schätzen wissen. Dazu schlägt für mich die Stunde von Fasolis Ripasso La Casetta, einem Rotwein mit Dichte, Tiefgang und gleichwohl angenehmer Frische.

Toskana
Feuer und Flamme

Zweites Ziel ist die Toskana, genauer die wilde Hochmaremma mit dem markanten Monte Amiata. Der mit 1738 Metern höchste Berg der südlichen Toskana ist mit seinen Naturschutzgebieten, den bewaldeten Wanderwegen, seiner aussergewöhnlichen Fauna und Flora sowie den umliegenden Thermalbädern San Filippo und Bagno Vignoni eine einzigartige Erholungslandschaft.

Als passionierter Jäger in der wilden Maremma gönnt sich Winzer Leonardo Salustri gerne ein gutes Stück Fleisch mit einem Glas Rotwein. An schwülen Sommerabenden darf es anstelle eines gehaltvollen, komplexen Rotweins auch mal ein leichterer, unkomplizierter Tropfen sein.
Als passionierter Jäger in der wilden Maremma gönnt sich Winzer Leonardo Salustri gerne ein gutes Stück Fleisch mit einem Glas Rotwein. An schwülen Sommerabenden darf es anstelle eines gehaltvollen, komplexen Rotweins auch mal ein leichterer, unkomplizierter Tropfen sein.

In Sichtweite liegt die Azienda Agricola Leonardo Salustri. Auf dem 160 Hektar grossen Anwesen bilden das Nebeneinander von Reben, Olivenhainen, Wäldern, Weideflächen und wild belassenen Heckenstreifen ein hochwertiges Biodiversitätssystem. In diesem Naturparadies keltern Vater Leonardo und Sohn Marco Salustri feine, authentische Sangiovese-Weine. Feine Tropfen, die geradezu nach einem kulinarischen Top Shot der toskanischen Küche schreien.

Kein Zweifel, die bistecca alla fiorentina ist das italienische Paradestück der wahren Steak-Fans. Wann, wenn nicht im Sommer, ist die beste Zeit dafür? Ein offenes Feuer, ein milder Abend, ein Blick über sanfte Hügel oder aufs Meer und ein Glas Rotwein. Toskanische Dolce Vita in Reinkultur. Bistecca-Fiorentina-Botschafter wie das Unikum Dario Cecchini, ein Metzgermeister, machen einen Riesentanz um das gute Stück. Wer noch nie eine fiorentina zubereitet hat, bekommt schon mal weiche Knie beim ersten Mal. Keine Angst, so kompliziert ist es nicht. Aber Vorsicht: Alles andere, als sie blutig zu servieren, wäre ein Frevel. Dazu passt in der Regel ein kräftiger Rotwein. Aber wer hat an einem schwülen Sommerabend schon Lust auf einen schweren, komplexen Tropfen. Salustris Conterocca bietet hier eine gewagte Alternative. Die unkomplizierte Cuvée aus Sangiovese und einem kleinen Anteil Ciliegiolo begleitet mit ihrem fruchtig-beerigen Bukett, ihrer dezenten Würze und dem schön eingebundenen Tannin die bistecca unkonventionell, aber elegant. Buon appetito!

Marken
Geduld und Genuss

Überquert man auf der Höhe der Toskana den Stiefel Richtung Adria, gelangt man in die Marche (zu Deutsch: Marken), eine Region zwischen Apennin und Adria, die fast niemand kennt. Die traditionelle Küche und die Spezialitäten sind hier stark vom Meer geprägt. Meeresfrüchte und Fisch werden in Suppen, aus dem Ofen oder teilweise auch roh verarbeitet. Im Landesinneren kommen Gemüse und Fleisch auf den Tisch.

Winzerin Katia Stracci keltert aus Montepulciano- und Sangiovese- Trauben eine Rotwein- Cuvée die perfekt mit den gefüllten Oliven aus den Marken harmoniert.
Winzerin Katia Stracci keltert aus Montepulciano- und Sangiovese-Trauben eine Rotwein-Cuvée die perfekt mit den gefüllten Oliven aus den Marken harmoniert.

Die traditionelle Zubereitung der olive all‘ascolana, die bis vor einiger Zeit nur in der Ursprungsregion Marche zu finden war, hat irgendein trendiger Barista vor ein paar Jahren wiederentdeckt und auf die Karte gesetzt. Jetzt ist sie der Renner auf allen gut bestückten Tresen der Städte in ganz Italien beim Aperitivo Lungo. Ich gebe zu, ich habe lange gezögert, bis ich den Aufwand auf mich genommen habe, diese gefüllten Oliven endlich einmal selbst herzustellen. Die Freude ist umso grösser und der Geschmack wirklich einzigartig. Also, es gibt keine Ausrede mehr: ran an die Oliven! Und an die Weine der Azienda San Giovanni. Ausserhalb des schmucken Städtchens Offida, das mit seinen acht Kirchen und einem Kloster ein eindrückliches historisches Erbe besitzt, keltern Pietro Zeppilli und Katia Stracci aus den heimischen Sorten Montepulciano und Sangiovese die herrlich geschmeidige und aromatische Rotwein-Cuvée Tao Piceno. Die Trauben gedeihen in unberührten Rebbergen zwischen Biotopen, Olivenbäumen und Hecken. Der Wein reift 20 Monate im grossen Holzfass aus slawonischer Eiche. Mit seinem ausgeprägten Schmelz erobert er zusammen mit den gefüllten Oliven die Gaumen von Feinschmeckern im Sturm.

Apulien
Mit Hand und Herz

Fünfhundert Kilometer weiter südlich tauchen wir ein in die Welt des Primitivo di Manduria. Salvatore Mero und Gregory Perrucci von der Azienda Felline sind wandelnde Lexika. Die sympathischen Winzer aus Apulien sprudeln vor Wissen, Neugier, Leidenschaft und purer Lebenslust. Ihre Reben – neben Primitivo auch noch Negroamaro und Malvasia Nera – sind umgeben von jahrhundertealten Olivenbäumen. Wir befinden uns im Ausläufer des Apennins, in der Murgia Tarantina. Das Ionische Meer ist nur einen Steinwurf entfernt. Bis zur adriatischen Küste sind es gerade mal 50 Kilometer. Hier gedeihen grossartige, kraftvolle Weine, die dank der Sorgfalt in der Kellerei Felline modern, schlank und elegant wirken. Sie tragen wesentlich dazu bei, den Ruf des beliebten Primitivo di Manduria als hochwertigen Spitzenwein zu festigen. Ihr Primitivo ist ein vielschichtiger Rotwein aus reicher Natur und verkörpert gelebte und gepflegte Kultur.

Für Salvatore Mero von der Azienda Felline bilden Landschaft, Wein und gutes Essen ein harmonisches Ganzes. Zu den famosen orecchiette aus Apulien entkorkt er mit Vorliebe einen hauseigenen Primitivo.
Für Salvatore Mero von der Azienda Felline bilden Landschaft, Wein und gutes Essen ein harmonisches Ganzes. Zu den famosen orecchiette aus Apulien entkorkt er mit Vorliebe einen hauseigenen Primitivo.

Im Spazio Primitivo, dem einladenden, grosszügigen Showroom der Azienda Felline, kommt am Abend zusammen, was zusammengehört: Wein, Essen, Kultur. Seit mir Signora Maria hier beigebracht hat, wie Orecchiette geformt werden, bereite ich sie immer selbst zu – unvergleichlich gut. Die kleinen «Öhrchen » sind die bekannteste Pastaform aus Apulien. Im Zentrum von Bari kann man heute noch dabei zusehen, wie Frauen in den Strassen vor den Häusern sitzen und die Orecchiette in schwindelerregendem Tempo von Hand herstellen. Traditionell werden sie mit cima di rapa serviert. Oder mit Mangold und anderem Gemüse sowie mit Tomatensauce oder ragù schmecken sie hervorragend. Statt geriebener Parmesan wird Pecorino bevorzugt. Noch lieber bestreut man Orecchiette jedoch mit mollica fritta – in Olivenöl superknusprig geröstetem Paniermehl.

Sizilien
Zart wie tenerumi

Letzte Station unserer Reise ist Sizilien. «L’amore per la terra – la passione per il vino», lautet das Credo von Massimo Maggio, der im Süden der Insel nahe der Stadt Vittoria ein ökologisches Vorzeigeweingut führt. Die Rebberge, umsäumt von Orangen-, Mandarinen-, Oliven- und Maulbeerbäumen, mit einer blühenden Flora zwischen den Rebzeilen und angereichert mit herrlich duftenden Kräutergärten, bilden einen unglaublichen Kontrast zu den hässlichen Industrie- und Treibhausanlagen in der weiteren Umgebung. Massimos Liebe gilt autochthonen Sorten wie Nero d’Avola für Rot- und Grillo für Weissweine. Seine Weinpalette ist beachtlich, wenn auch nicht ganz so gross wie die Vielfalt grossartiger Gerichte, mit denen uns die sizilianische Küche beschenkt.

Ein Geheimtipp aus Sizilien, von dem auch Winzer Massimo Maggio begeistert ist: Zu einer Tenerumi-Pasta zieht er einen leichten, kühl servierten Weisswein aus der alten, autochthonen Sorte Grillo vor.
Ein Geheimtipp aus Sizilien, von dem auch Winzer Massimo Maggio begeistert ist: Zu einer Tenerumi-Pasta zieht er einen leichten, kühl servierten Weisswein aus der alten, autochthonen Sorte Grillo vor.

Von einem sizilianischen Gemüse allerdings habe ich erst kürzlich zum ersten Mal gehört: Tenerumi. Die jungen, saftigen Triebe des blassen Schlangenkürbisses gelten in ganz Süditalien als Delikatesse und typisches Cucina-Povera-Essen. Die Blätter schmecken herrlich gemüsig wie eine Mischung aus Spinat und Zucchini. Was mich besonders begeistert: Damit lässt sich eine fleischlose, ja gar vegane Pasta zubereiten. Wer einen eigenen Gemüsegarten hat, sollte sich daher dringend dieses «Unkrauts» annehmen. Heute kann man mit Tenerumi noch angeben, weil sie fast niemand kennt. Wird es vielleicht bald zum Trendgemüse? Schon länger angesagt sind Weissweine aus der alten Sorte Grillo. Lange nur für einfache, trockene Weine und für den Dessertwein Marsala genutzt, erlebte die Traube vor ein paar Jahren eine Renaissance. Massimo Maggios Rasulo Grillo, ein fruchtig-mineralisches Gewächs, verführt mit schöner Frische, elegantem Körper und feinen Muskataromen. Und passt wunderbar zu Tenerumi-Pasta!

Probierpaket Sapori d’Italia

In Italien geht nichts über eine schmackhafte Küche und gute Weine. Jede Region ist voller Spezialitäten, viele davon werden in der ganzen Welt geschätzt. Wir haben fünf Regionen ausgewählt, in denen Delinat-Winzer aussergewöhnliche Weine in einem ökologisch intakten Umfeld erzeugen. Passend zu den auserwählten Rezepten von Kochbuchautor Claudio Del Principe, haben wir ein Probierpaket mit je einer Flasche von sechs verschiedenen Weinen geschnürt: -> Zum Probierpaket

Rezepte

Bigoli in salsa

Bigoli in salsa

Zutaten (für 4 Personen)

  • 8 Sardellen
  • 200 g weisse Zwiebeln, in feine Ringe geschnitten
  • Olivenöl extra vergine
  • 500 g Bigoli (alternativ dicke Spaghetti)
  • Paniermehl, Lorbeer, Rosmarin, Thymian

Zubereitung

Zwiebeln mit Olivenöl in einer Bratpfanne langsam bei milder Hitze gute 30 Minuten weichschmoren, ohne zu bräunen. Jeweils mit einem Schluck Weisswein deglacieren, falls die Zwiebeln ansetzen. Auf diese Weise werden sie süss und cremig, was der Sauce mit den salzigen Sardellen ihren unverwechselbaren Charakter gibt. Am Schluss Sardellen dazugeben und schmelzen lassen.

Bigoli in siedendem Salzwasser bissfest kochen. Tropfnass zu den Zwiebeln geben, vermengen und nach und nach mit etwas Pastawasser fertig garen.

Vollendet wird das Gericht mit Paniermehl, das in Olivenöl mit Lorbeer, Rosmarin und Thymian knusprig geröstet wird und am Schluss über die Bigoli in salsa gestreut wird.

Weintipp: Ripasso La Casetta von Natalino Fasoli.

Bistecca alla fiorentina

Bistecca alla fiorentina

Zutaten (für 4 Personen)

  • 1 gut gereiftes T-Bone-Steak (am besten vom Chianina-Rind und rund 1,5 kg schwer)
  • 2 Knoblauchzehen, in feine Scheiben geschnitten
  • 2 Rosmarinzweige
  • grobes Meersalz
  • schwarzer Pfeffer aus der Mühle
  • Olivenöl extra vergine zum Würzen

Zubereitung
Bistecca mindestens 2 Stunden vor dem Grillieren aus dem Kühlschrank nehmen. Auf einer Seite grosszügig mit Salz einreiben, 2 Minuten einziehen lassen und dann diagonal zu den Stäben auf einen sehr heissen Rost über einer intensiven Glut legen. Keine Angst, wenn es raucht oder gelegentlich eine Flamme hinaufzüngelt, das sorgt für unwiderstehliche Röstaromen.

Nach 2 Minuten die Bistecca um 90 Grad drehen, so entsteht das typische Karomuster. Nach 1 weiteren Minute die oben liegende Seite mit Salz bestreuen und 1 weitere Minute weiterbraten. Bistecca wenden und auf der anderen Seite in ebenfalls 4 Minuten fertigbraten, dabei nach 2 Minuten ebenfalls um 90 Grad drehen.

Knoblauch, Rosmarin und Olivenöl auf eine Servierplatte geben, Bistecca darauflegen, mit einem Deckel oder Folie leicht bedeckt 5 Minuten ruhen lassen. Bistecca wenden und vor dem Anschneiden weitere 5 Minuten ruhen lassen.

Gewürzt wird mit weiterem Salz, grob gemahlenem schwarzen Pfeffer und erstklassigem Olivenöl nach Belieben. Dazu Rosmarinkartoffeln servieren sowie Spinat, weisse Bohnen «all uccellino» und natürlich frisches Brot, um den köstlichen Fleischsaft aufzutunken.

Weintipp: Conterocca vom Weingut Salustri in der Toskana.

Gefüllte Oliven

Gefüllte Oliven

Zutaten (für 4 Personen)

  • 50 grosse grüne Ascolana-Oliven (alternativ Cerignola)
  • Olivenöl extra vergine zum Frittieren (alternativ Sonnenblumenöl)

    Füllung:
  • 1 Karotte, fein gehackt
  • 1 Stange Staudensellerie, fein gehackt
  • 1 Zwiebel, fein geschnitten
  • 50 g Hühnerbrust, in kleine Würfel geschnitten
  • 300 g mageres Rindfleisch, in kleine Würfel geschnitten
  • 150 g mageres Schweinefleisch, in kleine Würfel geschnitten
  • 4 EL Olivenöl extra vergine
  • 250 ml trockener Weisswein
  • feines Meersalz
  • schwarzer Pfeffer aus der Mühle
  • 1 unbehandelte Zitrone, ½ Schale fein abgerieben
  • 1 Prise Muskatnuss
  • 1 Ei
  • 80 g Parmesan, gerieben
  • 30 g Paniermehl

    Panade:
  • 2 Eier
  • Mehl zum Wenden
  • Paniermehl zum Wenden

Zubereitung
In einer Bratpfanne Olivenöl erhitzen und das Röstgemüse bei mittlerer Hitze anschwitzen. Fleisch dazugeben, salzen, pfeffern und ebenfalls anschwitzen. Mit dem Weisswein ablöschen und bei milder Hitze 1 Stunde offen schmoren. Danach auskühlen lassen und fein pürieren oder wolfen.

Fleischmasse mit Zitronenabrieb und Muskat würzen. Ei, Parmesan und Paniermehl dazugeben und zu einer homogenen Masse vermischen.

Oliven kurz wässern und entsteinen. Dazu mit einem scharfen Messer einen Spiralschnitt entlang dem Olivenstein von oben nach unten ausführen. Darauf achten, dass das abgeschälte Olivenfleisch intakt bleibt. Oliven mit der Masse füllen und mit den Handflächen gut zudrücken. Dann im Mehl wenden, durch die verquirlten Eier ziehen und panieren.

Olivenöl in einem kleinen hohen Topf auf 160 Grad erhitzen. Portionenweise goldgelb ausbacken und auf Küchenkrepp abtropfen lassen. Meistens werden sie kalt als Antipasto oder zum Aperitivo serviert und schmecken fast noch besser als warm!

Weintipp: Tao Piceno vom Weingut Sangiovanni in den Marken.

Orecchiette con cime di rapa

Orecchiette con cime di rapa

Zutaten (für 4 Personen)

  • 400 g Hartweizendunst
  • 200 g Wasser
  • 800 g Cime di rapa (Stängelkohl)
  • 100 g Paniermehl
  • 1 Peperoncinoschote, fein geschnitten
  • 4 Sardellenfilets
  • 1 Knoblauchzehe, ungeschält, angedrückt
  • Olivenöl extra vergine
  • feines Meersalz und schwarzer Pfeffer aus der Mühle

Zubereitung
Aus Mehl und Wasser einen geschmeidigen Teig kneten, zugedeckt 30 Minuten ruhen lassen. Teig einen Finger dick ausrollen und daraus zwei Finger breite Streifen herunterschneiden. Aus den Teigstreifen Rollen von 1 cm Durchmesser formen, diese in 1 cm lange Stücke teilen. Zügig arbeiten oder Teig abdecken und in Etappen arbeiten, damit der Teig nicht austrocknet.

Um sie zu formen, gibt es zwei Techniken. Die eine ist, mit dem Daumen auf das Teigstück zu drücken, es über das Pastabrett zu schleifen und dann umzustülpen. Bei der anderen schleift man das Teigstück mit einem Tafelmesser über die Arbeitsfläche, sodass ein flacher Taler entsteht. Dabei drückt man das Messer waagerecht auf das Teigstück und zieht es zu sich hin. Danach stülpt man es für die typische Öhrchenform um.

Orecchiette auf dem bemehlten Pastabrett oder einem Küchentuch absetzen. Blätter, Röschen und Stängel von den Cime di rapa grob zerteilen, kurz abbrausen und in siedendem Salzwasser 5 Minuten kochen. Orecchiette dazugeben und bissfest garen.

Das Paniermehl in einer beschichteten Pfanne in wenig Olivenöl knusprig braten und bereitstellen. In einer weiten Schwenkpfanne Olivenöl erhitzen, den Peperoncino und die Sardellenfilets dazugeben und die Sardellen bei sanfter Hitze schmelzen lassen. Den Knoblauch kurz mit braten und danach wieder entfernen. Salzen und pfeffern.

Orecchiette und Cime di rapa abgiessen und zum aromatisierten Olivenöl in die Schwenkpfanne geben. Gut vermischen, auf Teller verteilen und mit dem gerösteten Paniermehl bestreuen.

Weintipp: Primitivo vom Weingut Felline in Apulien.

Pasta con i tenerumi

Pasta con i tenerumi

Zutaten (für 4 Personen)

  • 1 kg Tenerumi
  • feines Meersalz
  • Olivenöl extra vergine
  • 1 Knoblauchzehe, gequetscht
  • 1 Peperoncino, entkernt und fein geschnitten
  • schwarzer Pfeffer aus der Mühle

Zubereitung
Von den Tenerumi die grossen Blätter und die jungen Triebe abzupfen. 5 Minuten in Salzwasser blanchieren, dann abgiessen (einen Schöpflöffel des Kochwassers aufbewahren) und abtropfen lassen.

In einer Schwenkpfanne Olivenöl erhitzen und mit dem Knoblauch und dem Peperoncino aromatisieren. Die Tenerumi und etwas Kochwasser zugeben und 10 Minuten schwenken, dann salzen, pfeffern und nach Bedarf mehr Kochwasser und Olivenöl dazugeben.

Kann so als Gemüsebeilage gegessen werden, zu Fisch und Fleisch, oder mit würzigem Käse wie gereiftem Pecorino, frischem Schafsricotta oder geräucherte Scamorza. Sehr beliebt ist auch pasta con i tenerumi, die ruhig etwas suppig sein darf. Dafür etwas Tomatensugo zum Gemüse geben und mit kurzer Pasta, am besten sizilianische Busiate, vermengen.

Weintipp: Rasulo Grillo von Massimo Maggio in Sizilien.

Alle Beiträge der WeinLese 71

Bewegung an Italiens PIWI-Front

Obwohl auch in Italien – ähnlich wie in Frankreich – langsam erkannt wird, dass zukunftsweisender Weinbau nicht ohne neue, robuste Rebsorten funktioniert, steht die Entwicklung pilzresistenter Sorten immer noch am Anfang.

Die Anbauflächen von robusten, pilzresistenten Sorten, die nicht oder kaum mehr gespritzt werden müssen, liegt in Italien derzeit immer noch bei deutlich unter 1 Prozent. Umgerechnet sind das «nur» rund 2000 Hektar. Dabei hatten robuste Sorten im vergangenen Jahrhundert in Italien ebenfalls eine gewisse Tradition: Es wurden alte PIWI-Züchtungen wie Clinton oder Isabella angebaut, vor allem in den Regionen Tirol, Venetien und Friaul. Da es sich dabei um die ersten Kreuzungen mit amerikanischen Wildreben handelte, war der Geschmack gewöhnungsbedürftig, und wegen mangelnder Qualität wurden sie ab 1936 wieder verboten. Diese Sorten werden heute nur noch vereinzelt für die Schnapsherstellung verwendet. Auch in Sizilien war eine robuste Sorte verbreitet: Sie wurde La Francia genannt, und es handelte sich um eine französische Züchtung. Sie ist jedoch heute auch nicht mehr zugelassen.

Delinat-Winzer als Vorreiter

Wie fast überall stieg in den letzten Jahren auch in Italien das Interesse für neue, robuste Rebsorten: Der hohe Pflanzenschutzmittel-Einsatz bei traditionellen Sorten und der Klimawandel mit extremen Wetterereignissen haben auch bei italienischen Winzern für ein Umdenken gesorgt. Vorausschauende Weingüter setzen nun vermehrt auf PIWI-Sorten. Dazu gehören auch der Delinat-Winzer William Savian und das Delinat-Weingut Fasoli, beide aus der Region Venetien. Sie sehen in den neuen Sorten eine Möglichkeit, noch umweltfreundlicher Wein zu produzieren und auch bei widrigen Wetterbedingungen stabile Erträge zu erzielen.

Südtirol als Türöffner

Das Südtirol war Vorreiter in Sachen PIWIs, erste robuste Sorten gelangten aus Deutschland und Österreich dorthin. Zwischen 1995 und 1999 wurden erste Forschungen am Versuchszentrum Laimburg bei Bozen mit der deutschen roten PIWI-Sorte Regent gemacht. Sie wurde als geeignet für den Anbau im Südtirol eingestuft und von der Autonomen Provinz Bozen für das nationale Sortenregister vorgeschlagen. Es handelte sich um die erste PIWI-Sorte, die 2009 im nationalen Register Italiens eingetragen wurde. Im selben Jahr kam die weisse PIWI-Sorte Bronner dazu, die – wie Regent – in Deutschland gezüchtet worden war.

Seit 2013 arbeitet das Versuchszentrum Laimburg im Südtirol mit der Landesanstalt für Weinbau Freiburg zusammen. So wurden im Jahr 2013 sechs weitere deutsche PIWI-Sorten ins nationale Sortenregister aufgenommen: die weissen Sorten Johanniter, Helios und Solaris sowie die roten Sorten Cabernet Cortis, Cabernet Carbon und Prior. Im Jahr 2014 folgten die Sorten Souvignier Gris und Muscaris. Diese Sorten wurden allesamt in den 70er- und 80er-Jahren in Freiburg gezüchtet.

Regent ist eine der ersten PIWI-Sorten
Regent war die erste PIWI-Sorten, die in Italien zugelassen wurde.

Erste Züchtungen in Italien

Im Jahr 1998 starteten Forscher der Universität Udine unter der Leitung von Prof. Michele Morgante ein Programm zur Züchtung von robusten Sorten, das 2015 zur Registrierung der ersten in Italien gezüchteten robusten Reben führte: Fleurtai, Soreli, Sauvignon Kretos, Sauvignon Nepis, Sauvignon Rytos (weiss) sowie Cabernet Eidos, Cabernet Volos, Merlot Khorus, Merlot Kanthus und Julius (rot). Hunderte von Kreuzungen wurden auf dem Universitätsgelände «Antonio Servadei» in Udine durchgeführt, und über 500 Mikrovinifikationen wurden im Laufe der Jahre von der Unione Italiana Vini aus Verona und den Vivai Cooperativi aus Rauscedo gemacht.

Resistenz für Traditionssorten

In Zusammenarbeit mit verschiedenen italienischen Universitäten wurden Projekte gestartet, die darauf abzielen, Resistenzeigenschaften gegen den Echten und den Falschen Mehltau in traditionelle Sorten hineinzuzüchten. Seit 2012 läuft diesbezüglich ein Züchtungsprogramm: Für das Veneto wurden aus der Prosecco-Sorte Glera und Kreuzungspartnern die resistenten Sorten Glyres und Resilia gezüchtet. Sie verfügen über eine solide Resistenz gegen die Mehltau-Krankheiten und kommen geschmacklich nah an die Prosecco-Traube Glera heran. Diese Sorten stehen kurz vor der Zulassung und Registrierung ins nationale Register. In der Toskana versucht das Institut, Resistenz in die Sangiovese-Reben hineinzuzüchten; im Piemont sollen die Sorten Barbera und Nebbiolo «resistent» gemacht werden. Im Latium soll es bald robuste Neuzüchtungen aus den Sorten Bellone, Cesanese und Malvasia del Lazio geben, und in Apulien finden derzeit Versuche mit robusten Primitivo-, Aglianico- und Italia-Trauben statt.

Ein Forschungsinstitut im Trentino beschäftigt sich ebenfalls schon seit Längerem mit robusten Sorten: In San Michele all’Adige, an der Fondazione Edmund Mach, werden seit Jahrzehnten neue Sorten gezüchtet. Und die Forschung hat Früchte getragen: Die robusten Sorten Termantis, Nermantis, Charvir und Valnosia wurden im Jahr 2020 ins nationale Sortenregister aufgenommen.

Regionale Appellationen klemmen

Im nationalen Register Italiens sind derzeit 37 PIWI-Sorten eingetragen, die für die Weinherstellung zugelassen sind. Dazu gehören zum Beispiel auch die Sorten Cabertin, Pinotin und Cabernet Blanc des Schweizer Rebenzüchters Valentin Blattner. Der schnelle Anstieg dieser Zahl seit dem Jahr 2009 zeigt, wie gross das wachsende Interesse an PIWI-Sorten ist, um den Weinbau in Italien nachhaltiger zu gestalten. Diese Liste wird in den kommenden Jahren zweifellos noch erweitert werden, da die derzeit eingetragenen Sorten, von denen 16 weissbeerig und 19 rotbeerig sind, nicht ausreichen, um die verschiedenen klimatischen und geografischen Regionen in Italien ausreichend abzudecken.

Valentin Blattner in seinem Wintergarten im Jura, wo er neue, resistente Sorten züchtet. Einige davon wurden inzwischen auch in Italien zugelassen.

Die Problematik zur weiteren Verbreitung von robusten Rebsorten in Italien liegt derzeit nicht primär auf nationaler Ebene, sondern auf regionaler. Obwohl seit dem Jahr 2021 PIWI-Sorten grundsätzlich für Herkunftsbezeichnungen wie DOC (Denominazione di Origine Controllata) zugelassen wären, erlauben noch nicht viele Appellationen und Regionen den Anbau von robusten Sorten. Manche Regionen erlauben in der Herkunftsbezeichnung Indicazione Geografica Tipica (IGT) – das ist die italienische Version der Qualitätsstufe Landwein – einzelne Sorten. So zum Beispiel im Südtirol, in Venetien, im Friaul und in der Lombardei. Auch sind in jeder Region unterschiedlich viele Sorten zugelassen. Zu den neuen Weinregionen, wo PIWIs seit Kurzem angebaut werden dürfen, sind in den letzten Jahren die Emilia-Romagna, die Marken, die Abruzzen und seit diesem Jahr auch das Latium gekommen. Dort sind jedoch die Anbauflächen noch verschwindend gering und laufen meistens unter «Versuchsanbau». Zudem herrscht das gleiche Problem wie in vielen anderen Ländern auch: Die neuen Sorten sind bei den Winzern so gefragt, dass sie in den Rebschulen nicht genügend schnell vermehrt werden können und Jungpflanzen deshalb schwierig zu erhalten sind.

Alle Beiträge der WeinLese 71

WeinLese 63: Editorial

WeinLese Redakteur Hans Wüst

800 Kilometer Küste mit zauberhaften Stränden, runde Steinhäuser mit Kegeldach (Trulli), knorrige Olivenbäume und Primitivo-Weine – das sind die Aushängeschilder von Apulien. Im Stiefelabsatz haben Weinbau und Küche, wie fast überall in Italien, eine grosse Bedeutung. Wobei die Weine in den vergangenen Jahrzehnten eine bemerkenswerte Wandlung durchgemacht haben. Primitivo – das war lange genau das, was der Name heute fälschlicherweise noch immer suggeriert: ein primitiver Massenwein.

Auch in Süditalien haben innovative und naturverbundene Winzer nämlich längst gemerkt, dass sich Klasse statt Masse lohnt. Zu ihnen gehören Gregory Perrucci und Salvatore Mero, die ihre Rebberge im Anbaugebiet Manduria zum Bioweingut Felline zusammengelegt haben. Die beiden arbeiten seit fast zwanzig Jahren im Geiste von Delinat und sind wesentlich mitverantwortlich dafür, dass Apulien vom Massenwein-Image weggekommen ist und heute mit grossartigen Qualitätsweinen aus intakter Natur brilliert.

Ich wünsche gute Lektüre bei unserer Reportage aus dem tiefen Süden Italiens.

Hier finden Sie alle Beiträge der WeinLese 63:

Apulien – Aufwind im Absatz

Zwei Rebsorten sind untrennbar mit Apulien verbunden: Primitivo und Negroamaro. Die Weine, die daraus entstehen, haben eine wundersame Wandlung vollzogen. Vom billigen Massenwein zum preiswerten Qualitätstropfen. Ein Spiegelbild dieser Entwicklung ist die Azienda Felline im Anbaugebiet Manduria im Stiefelabsatz von Italien.

Biodiversität im Weinberb in Apulien

Gregory Perrucci gehört zu jenen Winzern und Önologen, die den Wandel des Weinbaus in Apulien nicht nur hautnah miterlebt, sondern auch entscheidend mitgeprägt haben. Sein Grossvater hat nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Weinbau im Kleinen begonnen. Später drückte der Vater kräftig aufs Gaspedal. Er kaufte von 2000 Bauern Primitivo-Trauben zusammen und kelterte daraus im grossen Stil schwere, tiefdunkle Tropfen. Es war die Zeit der Massenweine in Apulien. Diese wurden mehrheitlich fassweise in den Norden, insbesondere nach Frankreich, exportiert, wo sie als Verschnittweine wenig gehaltvolle Tropfen aufmöbelten.

Bewegung im Süden

Diese Zeiten sind längst vorbei. Gregory Perrucci hat tatkräftig mitgeholfen, den Umschwung einzuleiten. 1996 gründete er mit einer Gruppe von innovativen Winzern in Manduria auf der Halbinsel Salento die Accademia dei Racemi. Ziel dieser Wein-Denkfabrik war es, in Apulien einen Qualitätsweinbau anzustossen und autochthonen Sorten wie Primitivo und Negroamaro zu internationalem Ansehen zu verhelfen. «Es gelang uns, Aufbruchstimmung zu verbreiten. In Apulien entwickelten sich ab der Jahrtausendwende viele Betriebe vom reinen Traubenproduzenten zum Selbstkelterer mit moderner Kellerei und bestens ausgebildeten Önologen», blickt Perrucci ein Vierteljahrhundert zurück. Er selber tat sich in den 1990er-Jahren mit seinem Jugendfreund Salvatore Mero und weiteren Gleichgesinnten zusammen und baute das heutige Bioweingut Felline auf. «Für uns war schon damals klar: Wer sich selber respektiert, muss auch die Natur respektieren. Denn ich möchte Lebensmittel konsumieren ohne Stoffe, die mir oder der Natur schaden», sagt Gregory Perrucci.

Erntehelfer auf dem Weingut Felline in Apulien beim Ernten der Primitivo-Trauben
«Auf unsere traditionellen Albarello- Buschreben sind wir besonders stolz.»
Gregory Perrucci, Önologe

Die Azienda Felline umfasst heute 103 Hektar Reben in Manduria und Umgebung – eingebettet in jahrhundertalte Olivenbäume. Die traditionellen Albarello-Buschreben sowie neuere, im Spaliersystem angelegte Weinberge werden streng biologisch bewirtschaftet. Die Zusammenarbeit mit Delinat begann 2004. Seither wird vermehrt auf eine reiche Biodiversität geachtet. Die Begrünung zwischen den Rebzeilen wird ständig optimiert, was wegen der grossen Trockenheit im Sommer nicht ganz einfach ist. Zusätzlich wurden ökologische Hotspots in Form von Hecken, Büschen und Einzelbäumen angelegt, um die Lebensräume für Fauna und Flora besser zu vernetzen. Einheimische Traubensorten wie Primitivo, Negroamaro und Malvasia Nera fühlen sich in diesem Umfeld pudelwohl und ergeben dank gezielter Ertragsbeschränkungen grossartige, kraftvolle Weine, die durch die Sorgfalt in der Kellerei modern, schlank und elegant wirken. Vorreiter ist Felline auch bei den erneuerbaren Energien. Die neue, leistungsstarke Fotovoltaikanlage auf dem Dach hat in der Gegend bereits für mehr Aufsehen gesorgt als der biologische Anbau in den vergangenen gut zwanzig Jahren. Das Pandemie-Jahr hat bei Gregory Perrucci und Salvatore Mero den Respekt und die Demut gegenüber der Natur noch verstärkt. «Zu viele Menschen sorgen sich noch immer in erster Linie um den Profit. Klar, müssen auch wir Geld verdienen, aber das funktioniert auch, wenn man ethische Faktoren berücksichtigt und im Einklang mit Natur arbeitet.» Diese Haltung scheint sich allmählich durchzusetzen. Heute werden in Apulien etwa 20 Prozent der Rebberge biologisch bewirtschaftet. Bei der Verarbeitung ist der Anteil kleiner. Das heisst nichts anderes, als dass biologische Trauben mitunter auch zusammen mit nicht biologischen zu konventionellen Weinen verarbeitet werden.

Delinat-Winzerberater Daniel Wyss
«Mit unserer Beratung konnten wir erreichen, dass stärker auf reiche Biodiversität geachtet wird.»
Daniel Wyss, Winzerberater

Reben im Gleichgewicht

Primitivo-Traube

Auf Felline aber dominiert konsequentes Öko- und Qualitätsdenken. Und bei der Weinstilistik wurde ein grosser Wandel vollzogen. Bis zur Jahrtausendwende waren Weine aus Süditalien oft geprägt von oxidativen Noten und viel Tannin. Dann wurden sie, befördert durch den berühmten Weinkritiker Robert Parker, zu marmeladigen, geschmeidigen und alkoholstarken Fruchtbomben. «In Apulien trinkt man gerne süssliche Weine. Aber alles hat seine Grenzen», sagt Gregory Perrucci. «Ein vernünftiges Mass an Restsüsse ist gut. Aber zu süsse Weine hemmen den Trinkfluss und sind nicht ideale Begleiter der süditalienischen Küche.» Gregory Perrucci und Salvatore Mero konzentrieren sich beim Rotwein auf zwei Stile: Einerseits werden mittels kurzer Mazeration im Stahltank fruchtbetonte, jugendlich zu trinkende Weine ohne zu viel Restsüsse ausgebaut. Auf der anderen Seite stehen die lagerfähigen, gehaltvollen Weine aus voll ausgereiften Trauben, die länger auf der Maische bleiben. Diese Weine werden im grossen oder kleinen Holzfass ausgebaut. Für Salvatore Mero ist klar: «Egal, für welchen Stil man sich entscheidet. Ein guter Primitivo bedingt zwei Dinge: Reben, die im Gleichgewicht stehen, und strenge Ertragsbeschränkungen.»

Genussoase «Spazio Primitivo»

Weinbar auf dem Weingut Felline
«Ein guter Primitivo bedingt zwei Dinge: Reben, die im Gleichgewicht stehen und strenge Ertragsbeschränkungen.»
Salvatore Mero, Winzer

Aus der einstigen unterirdischen Weinfabrik von Felline, wo riesige Tank- und Industrieanlagen in den 70er- und 80er- Jahren es ermöglichten, Millionen von Hektolitern Wein in grossen Fässern nach Frankreich zu exportieren, ist heute ein Ort mit einzigartigem Charme geworden. Im Degustations- und Partyraum «Spazio Primitivo» wird zusammenführt, was zusammengehört: Wein, Essen und Kultur. «Für uns steht Wein immer in Verbindung mit gutem Essen. Unsere Tradition, unser Land, der Duft des Weines und der Geschmack der Speisen, das alles muss sich harmonisch miteinander verbinden, damit man den perfekten Genuss hat», sagt Gregory Perrucci. Im «Spazio Primitivo» wird deshalb viel und ausgezeichnet gekocht. Auf den Teller der Gäste kommen raffinierte Fisch- und Fleischgerichte, eine grosse Pastavielfalt aus lokalem Weizen, aromatisches Gemüse und Obst sowie erstklassiges, fruchtiges Olivenöl extra vergine, für das Apulien ebenfalls bekannt ist.

Weine aus Apulien

Der Name der Azienda Felline erinnert an eine archäologische Fundstätte unweit der Strände von Manduria, wo Überreste der antiken Stadt Felline gefunden wurden. Der Hang zur Tradition manifestiert sich auch in den autochthonen Rotweinreben Primitivo und Negroamaro, die auf dem Weingut dominieren. Bei der Weinstilistik setzen die Winzer Gregory Perrucci und Salvatore Mero dagegen auf Innovation und Moderne. Ihre fruchtbetonten und doch kraftvollen Weine sind hervorragende Speisenbegleiter.

Primitivo Primitivo, Puglia IGP
Aus gehaltvollen Primitivo-Trauben entsteht dieser herrlich geschmeidige, reiffruchtige Tropfen. Schluck für Schluck ein Stück Italien, wie wir es lieben.
www.delinat.com/primitivo-puglia

Primitivo di Manduria, Primitivo di Manduria
Dieser typische Primitivo mit schöner Frucht und feinen Röstaromen reifte sechs Monate im Barrique aus französischer Eiche. Ein vielseitiger, smarter Speisenbegleiter.
www.delinat.com/primitivo-manduria

Nemaro, Salento Negroamaro
Der süffige Tropfen ist wie eine Postkarte aus Apulien. Der herrlich fruchtige, füllige und doch nicht schwere Wein passt zu fast allem, was im Sommer auf den Tisch kommt.
www.delinat.com/nemaro

Mieru Mia, Salento Negroamaro
Gehaltvollere Variante mit angenehmen Holznoten. Sechs Monate Reife im Barrique aus französischer Eiche verleihen ihm dezente Rauchnoten und schöne Kaffee- und Vanillearomen. Harmonisches Spiel von Schmelz und Frische.
www.delinat.com/negroamaro-salento

Rezept-Tipps aus Apulien

Orecchiette

ORECCHIETTE AL POMODORO
Zutaten (für 4 Personen):
-400 g Hartweizenmehl
-200 ml Wasser
-600 g Kirschtomaten
-Olivenöl extra vergine
-nach Bedarf Salz
-nach Bedarf 8 Blätter Basilikum
-250 g Cacioricotta gerieben

Zubereitung:
Das Mehl mit Wasser kneten und Orecchiette formen. Für 6-7 Stunden trocknen lassen. Einen Topf mit Wasser und Salz aufkochen, die Orecchiette 10 Minuten darin kochen. In der Zwischenzeit in einer Pfanne das Olivenöl erhitzen, die Kirschtomaten zugeben mit einer Prise Salz. Alles ein paar Minuten schwenken, dann die Orecchiette beigeben. Auf Teller anrichten, mit Calcioricotta und Basilikumblatt garnieren.

Braciolette

BRACIOLETTE vom Kalb
Zutaten (für 4 Personen):
-4 Kalbsschnitzel
-100 g Pecorinokäse
-Ein paar Blätter Sellerie
-Salz nach Bedarf
-Pfeffer nach Bedarf
-500 g Passata di pomodoro
-Olivenöl extra vergine nach Bedarf
-1/2 Zwiebel

Zubereitung:
Nehmen Sie die dünnen Schnitzel, legen Sie sie auf den Tisch, mit Salz und Pfeffer würzen, Käse drauf und ein Sellerieblatt. Einrollen und mit einem Zahnstocher fixieren. In einer Pfanne die Zwiebeln im Olivenöl dünsten, die Rouladen dazu geben, die Hitze reduzieren und nach 15 Minuten die Passata zufügen. Alles zusammen für 20 Minuten köcheln lassen.

Polpette

POLPETTE FRITTE
Zutaten (für 4 Personen):
-400 g Hackfleisch vom Kalb
-2 Eier
-100 g Käse
-100 g Paniermehl
-Salz nach Bedarf
-Pfeffer nach Bedarf
-Petersilie (ein paar gehackte Blätter)
-Öl zum Anbraten nach Bedarf

Zubereitung:
Mischen Sie das Hackfleisch in einer grossen Schüssel mit den Eiern, dem Käse, den Semmelbröseln (Paniermehl), der Petersilie, Salz und Pfeffer. Die Frikadellen formen und in heissem Öl braten. Noch heiss auf einem Teller servieren und geniessen.

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Unterwegs im Mezzogiorno

Apulien, Kalabrien, Kampanien und Sizilien: Die wichtigsten Weinbauregionen Süditaliens waren 2019 das Ziel der Bildungsreise der Delinat-Kundenberater. Die Reise wurde von Italien-Einkäuferin Martina Korak organisiert und geleitet.

Azienda Felline

Erste Station war das Weingut Felline in Manduria von Önologe Gregory Perrucci und Winzer Salvatore Mero. Besonders beeindruckend war, mit welcher Passion und Verantwortung gegenüber der Natur auf diesem mit 120 Hektar Reben doch recht grossen Weingut authentische Weine erzeugt werden. Die Herzlichkeit des Kellermeisters, die Liebe zum Detail im Verkostungsraum und die grosse Auswahl an autochthonen Sorten im Rebberg zeugen von hoher Achtung vor den Traditionen Apuliens.

Masseria Falvo

Die Masseria Falvo in Kalabrien gehört zu den neuen Delinat-Errungenschaften im Mezzogiorno. Auf dieses relativ neue Weingut war man deshalb ganz besonders gespannt. Die Reisegruppe wurde von Ermanno Falvo und seiner charmanten Frau Gabriella voller Freude am Fusse des Monte Pollino empfangen. Die Weinberge liegen kaum 20 Kilometer vom Meer entfernt und liefern zahlreiche Rot- und Weissweine aus autochthonen Sorten, die alle degustiert werden konnten und unisono überzeugten.

Fattoria La Rivolta

Am nächsten Tag endete eine über vierstündige Busfahrt auf der Fattoria La Rivolta nördlich von Neapel. Auch hier in Kampanien sorgten Paolo Cotroneo und sein Betriebsleiter für einen überaus herzlichen Empfang. Es sind vor allem einheimische Sorten wie Bacca Bianca, Falanghina, Coda di Volpe und Fiano sowie die roten Sorten Aglianico und Piedirosso, die Paolo zu typischen süditalienischen Weinen verarbeitet. Es war ein spannender, mit einem köstlichen Mahl abgerundeter Besuch, der dem Delinat-Team noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Tenuta La Favola

Zum Schluss führte die Reise zu zwei Weingütern auf der Sonneninsel Sizilien. In der Nähe von Noto in der Provinz Syrakus führt Corrado Gurrieri die Tenuta La Favola, ein fortschrittliches Weingut mit Biodiversitätsversuchsfeldern, Photovoltaikanlage und Künstlerresidenz. Corrado macht die Delinatler auf sympathische Art mit einheimischen Traubensorten wie Nero d’Avola und Frappato vertraut. Unter einer schattenspendenden Pergola konnten die Weine zu einem reichhaltigen Mittagessen degustiert werden.

Maggio Vini

Ein gewaltiges Kontrastprogramm bietet der Süden Siziliens in der Region von Vittoria. Inmitten von hässlichen Industrieund Treibhausanlagen wirken die Weingärten von Massimo Maggio wie blühende Oasen in der Wüste. Ein vielseitiges Programm mit Spaziergängen durch die Reben, Degustation, Showkochen und Teilnahme am gemütlichen Mitarbeiterfest bildete einen würdigen Schlusspunkt dieser intensiven Reise durch den Mezzogiorno. Besonders wertvoll waren für alle die persönlichen Kontakte mit den Winzern und der direkte Einblick in die Arbeitsweisen. Die gemachten Erfahrungen und das neu erworbene Wissen werden bei der Kundenberatung sehr wertvoll sein.

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Symbiose des Südens

Ein bisschen Chaos, viel Leidenschaft und überschwängliche Gastfreundschaft: Kaum anderswo ist diese Symbiose faszinierender als in Süditalien. Claudio Del Principe, Autor sinnlich-italienischer Kochbücher und freischaffender Texter, liess sich in Kampanien und Apulien auf eine kulinarische und kulturelle Entdeckungsreise mit Delinat-Winzern ein.

Kampanien – Pizza Napoletana, Piennolo und Dottor Paolos Aglianic

Oh, Madonna! Unsere Ankunft erfüllt bereits jedes Klischee Neapels. Schon die Autofahrt vom Flughafen in das wuselige Zentrum erfordert Nerven aus Stahl. Zur Begrüssung empfängt uns das Hotel mit einem Wasserfall auf der Eingangstreppe: Wasserrohrbruch. Es ist Sonntag. Handwerker unerreichbar. Aber ein Anruf bei Dottore Paolo, Eigentümer der «Fattoria La Rivolta», genügt, und schon werden wir umquartiert. Sinnigerweise ins Hotel «Paradiso». Die Aussicht über den Golf von Neapel und der Blick zur blauen Stunde auf den Vesuv entschädigt für jede Aufregung. Ein paar schlichte Gerichte wie Polposalat, Auberginen-Parmigiana, Spaghetti mit Sardellen und Pistazien und eine Flasche gekühlter Falanghina tun das Übrige für die tröstende Widergutmachung. Genau das macht den Charme dieser Stadt aus. Das Schöne und das Hässliche. Die Ordnung und das Chaos. Sie gehen hier Hand in Hand.

Der Zweck unserer Reise in die beiden Weinregionen Kampanien und Apulien dient nicht nur dem Besuch ausgewählter Delinat-Winzer, sondern auch der Erkundung kulinarischer Exzellenzen und kultureller Schätze im jeweiligen Weingebiet. Wir verabreden uns am nächsten Morgen um acht Uhr mit Dottore Paolo Cotroneo. Acht Uhr? Wir sind gespannt. Oh, doch. Überpünktlich begrüsst er uns mit einnehmender Freundlichkeit. So auf den ersten Blick nimmt man ihm den Italiener gar nicht ab. Mit seinem hellen Teint, den rotblonden Haaren und seinem Volvo könnte er genauso gut Skandinavier sein. Der hauptberufliche Apotheker betreibt 80 Kilometer nordöstlich von Neapel im Städtchen Torrecuso seit über 20 Jahren das aufstrebende Bio-Weingut Fattoria La Rivolta. Mit viel Liebe und noch mehr Passion. Das massive Steinhaus aus dem 18. Jahrhundert liess er prachtvoll renovieren, den Keller ebenso. Ausgestattet mit moderner Technik, keltert er hier seit dem Jahr 2000 mit Erfolg seine Weine.

Dottor Paolo Cotroneo von der Fattoria La Rivolta ist stolz auf seine vollreifen, gesunden Aglianico-Trauben aus ökologisch mustergültigen Weinbergen.

Die Fattoria La Rivolta umfasst knapp 30 Hektar Reben, die auf kalk- und lehmhaltigen Böden wachsen. Es sind vor allem autochthone Sorten wie Bacca Bianca, Falanghina, Coda di Volpe (die er als reinsortigen Wein zu neuem Ruhm geführt hat) und Fiano sowie die roten Sorten Aglianico und Piedirosso, die Paolo zu typischen süditalienischen Weinen verarbeitet. Der 360-Grad-Blick auf sanfte, sattgrüne Hügel und die grosse Pflanzenvielfalt sind bemerkenswert. Sein aus Kalabrien eingewanderter Grossvater betrieb schon Weinbau. Die Trauben wurden früher mehrheitlich an Kellereien verkauft. Erst Paolo begann, eigene Weine zu keltern. Er ist getrieben von seiner Passion, eigenständige Weine zu machen, die das Terroir spiegeln.

Das Geheimnis der Pizza Napoletana

Bevor wir jedoch das Weingut besuchen, verrät er uns seine Idee: Er möchte uns zu lokalen Erzeugern führen und uns zeigen, welche schlichten, aber erstklassigen Zutaten es für das Paradegericht Pizza Napoletana braucht. Nämlich beste Mozzarella di Bufala, Piennolo-Tomaten und die Kunst der handwerklichen Teigführung. Wir fahren nach Aversa in der Provinz Caserta (neben Battipaglia in der Provinz Salerno die Hochburg der Mozzarella-Herstellung) zu einem handwerklichen Käsereibetrieb. Entlang der Autobahnausfahrt bietet sich ein groteskes Bild: Abfallberge türmen sich links und rechts der Leitplanken. Aversa, erklärt uns Paolo, ist eine für Kriminalität berüchtigte Gegend. Um den Fängen der Mafia zu entkommen, ziehen viele Junge ohne Aussicht auf Arbeit weg. Eine beklemmende Realität, der sich Käser Luigi Costanzo und seine Geschwister mit ihrem Vorzeigebetrieb entgegenstemmen. Da ist er wieder, dieser unglaubliche Kontrast. Dieser Schatten von Hoffnung versus Hoffnungslosigkeit. Dieser Mut zur bedingungslosen Qualität und die Verpflichtung der kulinarischen Tradition und des hochwertigen Handwerks. Eines gleich vorweg: Wenn man einmal ihren frischen, noch lauwarmen Mozzarella di Bufala gekostet hat, diese Mischung aus süsser Milch und Salzlake mit einer einzigartigen, saftigen Textur, macht sich Verzweiflung breit. Wozu soll man bitte je wieder Mozzarella bei uns im Supermarkt kaufen? Ganz zu schweigen vom extrem feincremigen Ricotta und anderen Produkten wie dem würzigen Provolone oder der geräucherten Scamorza. Die Milch, die sie verarbeiten, stammt von den eigenen Büffeln, die ausschliesslich mit Gras und Heu von den eigenen Weiden gefüttert werden. Ähnlich wie ein Bäcker, der einen eigenen Sauerteig verwendet, verwenden sie ihren eigenen siero innesto, also natürliche Molkefermente, die jeweils mittels Milchverarbeitung vom Vortag aufgefrischt werden. Das ergibt ein unverwechselbares Aroma, das nicht zu vergleichen ist mit dem uniformen Geschmack eines industriell gefertigten Mozzarellas.

Wer einmal frischen, noch lauwarmen Mozzarella di Bufala von Käser Luigi Costanzo gekostet hat, hat kaum mehr Lust auf Mozzarella aus dem Supermarkt.

Weiter geht es zu Angelo «Giolí» di Giacomo, einem Erzeuger im Parco Nazionale del Vesuvio, unweit des Stadtkerns von Neapel. Hier, am Fusse des Vesuvs, gedeiht eine einzigartige Tomate auf vulkanischer Erde. Die seltene, geschützte und geschmacksintensive Sorte Pomodorino del Piennolo del Vesuvio DOP. Das typische Merkmal ist die Art der Konservierung. Die Tomaten werden zu grossen Trauben aufgeknüpft und luftgetrocknet. Dadurch konzentriert sich der Geschmack. Es ist Liebe auf den ersten Blick, wenn man die leuchtend roten und gelben Gebinde mit Piennolo-Tomaten an den Strassenständen oder auf den Balkonen Neapels hängen sieht. Ich bin schon lange ein glühender Anhänger der kleinen, raren Tomate in Kirschform mit dem typischen spitzen unteren Ende. Endlich sehe ich sie zum ersten Mal vor Ort. Eindrücklich ist nicht nur die Lage am Fusse des schlummernden Vesuvs, wo sie angebaut wird, sondern auch, den Frauen zuzuschauen, die geschickt den Piennolo formen. So heisst die aufgeknüpfte, typische Traubenform. Durch die dicke Schale ist das fruchtige Fleisch gut geschützt. Die Piennolo-Tomaten können in dieser Form lange über den Winter aufbewahrt werden. Mit der Zeit wird das Aroma immer intensiver. Was mir neu war, ist, dass die Neapolitaner (die ja nicht gerade für ihr gemässigtes Temperament bekannt sind) so viel Geduld aufbringen und die ersten Tomaten erst an Heiligabend zubereiten. Auf dieses Festessen freuen sich alle besonders. Spaghetti alle Vongole mit einem Sugo aus Piennolo-Tomaten. «Du musst bei den Tomaten schlafen, wenn du gute Piennolo-Tomaten machen willst», meint Angelo und spielt auf die intensive Pflege der zarten Pflänzchen an. Wenn die Tomaten nicht als Piennolo aufgeknüpft werden, konserviert er sie in Einmachgläsern, als Passata oder auch ganz. Ob er auch Dosen verwendet? «Nie im Leben. Blech, weisst du, das wäre wie Wein im Tetrapack!»

Am Fusse des Vesuvs gedeiht die einzigartige, geschmacksintensive Piennolo-Tomate. Erst sie macht die Pizza Napoletana zum unvergleichlichen Hochgenuss.

Abends schliesst sich der Kreis dann. Paolo Cotroneo führt uns zu seiner liebsten Pizzeria «Fresco» am Lungomare in Neapel zu Antonio Troncone, einem Meisterschüler des legendären Enzo Coccia von der berühmten Pizzeria «La Notizia». Und wir finden auf einer luftigen Pizza Napoletana mit langer Teigführung den hervorragenden Mozzarella di Bufala Campana und die Pomodorini del Piennolo wieder. Unschlagbar simple Zutaten, aber in ihrer Güte und sorgfältigen Zubereitung eine perfekte Vollendung. Und was ist die ideale Getränkebegleitung dazu? Für Neapolitaner heisst die Antwort nicht Wein, sondern Bier. Wir ziehen trotzdem Paolos Aglianico vor und schwärmen noch immer vom langen Abgang.

Kulinarik und Kultur

Kampanien

Piennolo-Tomaten werden zu Trauben aufgeknüpft und luftgetrocknet.

Geniessen

Kampanien ist die Heimat des Büffelmozzarellas, und den sollte man in allen Varianten probieren. Ebenso die einzig wahre Pizza Napoletana, am besten belegt mit Piennolo-Tomaten. Im nahen Gragnano wird handwerkliche Pasta von Weltruhm hergestellt. Sie wird am liebsten mit Vongole und anderen Meeresfrüchten zubereitet, mit Ragù Napoletano oder mit Genovese, einem Rinder-Ragout mit Unmengen von lange geschmorten Zwiebeln. Typisch ist auch Pasta Infornata, die mit Tomatensauce und Mozzarella im Ofen überbacken wird. Sehr simpel und sehr beliebt sind auch die schmackhaften Friarielli e Salsiccie, in Olivenöl geschwenkte Cima di Rapa mit würzigen Salsiccia-Stückchen, oder der legendäre Fritto Misto mit knusprig ausgebackenen Köstlichkeiten aus dem Meer wie Tintenfisch, Gamberetti und kleinen Fischchen.

Essen

Pizzeria Fresco, zeitgemässe Pizzeria mit besten Zutaten und Trattoria-Gerichten
www.frescotrattoria.it

Ristorante Palazzo Petrucci, hochklassige Küche, Tradition, modern interpretiert (1 Michelin-Stern)
www.palazzopetrucci.it

Sehen

Neapel sehen und sterben, heisst es. Der Ausblick von einem der vielen Stadthügel aus ist in der Tat betörend. Im Zentrum lässt es sich prima bummeln oder über den täglichen Markt Pigna Secca schlendern. Und dann ist hier das Teatro San Carlo, eines der schönsten Opernhäuser der Welt.

Übernachten

Hotel Paradiso, unbedingt Zimmer mit Meerblick buchen.
www.hotelparadisonapoli.it

Mergellina Resort, direkt am Lungomare
www.mergellinaresort.com

Das Agriturismo B&B gleich beim Weingut der «Fattoria La Rivolta» in Torrecuso
www.levignetorrecuso.it

Apulien – Pasta, Brot und die Liebe zum Wein

Dreihundert Kilometer weiter südöstlich tauchen wir ein in die Welt des Primitivo di Manduria. Salvatore Mero ist ein wandelndes Lexikon. Es ist halb sechs Uhr morgens, und auf der Fahrt zu einem traditionellen Holzofenbäcker in Manduria erzählt er so viel über Apulien, dass mein Notizbuch zu einer kleinen Enzyklopädie anschwillt. Der sympathische Winzer sprudelt vor Wissensvermittlung, Neugier, Leidenschaft für Landwirtschaft und purer Lebenslust. Wir sind in einer der ältesten Backstuben des Salento bei Bäcker Giovanni Stasi, der noch mit 82 Jahren in einer Ruhe handgeformten Laiben liebevoll eine Seele einhaucht. Es ist ein karger Raum. Den Eingang könnte man glatt verwechseln mit einem unscheinbaren Wohnhäuschen. Eines dieser geduckten, aus weissem Tuffstein. Ganz Manduria besteht aus diesem charakteristischen Stein. Darin steht ein jahrhundertealter Holzofen.

Mit stoischer Ruhe schiebt Bäcker Giovanni Stasi auch mit 82 Jahren noch handgeformte Brotlaibe und Teiglinge für das typische Trockengebäck Frese in den Holzofen.

Mein Herz schlägt höher, wenn es um Brot geht. Und hier sind wir im Herzen einer ganz grossen Brottradition Italiens. Pane Pugliese ist einzigartig. Pane di Altamura gar das einzige Brot weltweit mit geschützter Ursprungsbezeichnung. Brot wird hier nicht aus Weich- sondern aus dem blassgelben Hartweizen gebacken. Dieser Weizen, auf den die Menschen hier so stolz sind. Weil daraus neben dem täglichen Brot auch die typischen gelochten Frese entstehen, Taralli, Süssgebäck, aber eben auch kunstvolle, handgemachte Pasta. Wir sind hier im Land der Orecchiette. Sie bestehen nur aus Wasser und Hartweizengriess. Die Purezza der apulischen Küche ist beispiellos. Der Garten Eden Italiens, mit der schönsten und schmackhaftesten Gemüsevielfalt. Giovanni schiebt so nebenbei noch Peperoni in den Ofen. Gewürzte Feigen. Und eine Pignata mit Fave. Der Duft lässt sogleich unseren Magen knurren. Die Saubohnen garen sanft im Tonkrug. Werden dann püriert und mit Catalogna als regionaltypische Fave e Cicoria gegessen.

Primitivo & Co.

Delinat-Önologin Martina Korak bei Salvatore Mero auf dem Weingut Felline in Apulien, wo grossartige, kraftvolle und gleichwohl elegante Weine entstehen.

Doch vorher geht es aufs Feld. Die Reben – hauptsächlich die Sorten Primitivo, Negroamaro und Malvasia Nera – sind umgeben von jahrhundertealten Olivenbäumen. Wir befinden uns im Ausläufer des Apennins, in der Murgia Tarantina. Das Ionische Meer ist einen Steinwurf entfernt. Bis zur adriatischen Küste sind es gerade mal 50 Kilometer. Hier gedeihen grossartige, kraftvolle Weine, die Dank der Sorgfalt in der Kellerei Felline sehr modern, schlank und elegant wirken. Sie tragen wesentlich dazu bei, den Ruf des beliebten Primitivo di Manduria als hochwertigen Spitzenwein zu festigen. Salvatore stoppt alle paar Schritte. Er macht einen auf Quizmaster, zeigt auf etwas und fragt: «Wisst ihr, was das ist?» Bevor wir irgendetwas Falsches sagen, löst er auf: «Wilde Kapern.» Zwei Schritte weiter, gleich neben den verlassenen Trulli, Kaktusfeigen, violette Feigen, Quitten, Mandeln, Zichorien, Birnen, Fenchel, es hört nicht auf. Und das alles gleich neben den Reben. Da! Spargeln. «Spargeln? Wachsen die nicht im Frühling?» «Die hier nicht», sagt Salvatore. «Diese schlanken, wilden Spargeln geniessen wir im Herbst. Kurz dämpfen, ein paar Tropfen Olivenöl darüber, wunderbar.»

Rucola und Meerfenchel vom Strassenrand

Mitten in der malerischen Altstadt von Manduria serviert die Trattoria Cinquesanti beste traditionelle Fischgerichte wie geschmorten Oktopus oder junge, frittierte Rotbarben.

Einmal steht er während der Fahrt voll auf die Eisen und steigt aus: «Das wilde Pflänzchen hier?» Sieht aus wie Unkraut. «Rucola!» Es muss etwas geben, das ich kenne und er nicht, denke ich mir. In den Dünen entdecke ich es auf einem Felsen: «Das hier, Salvatore?» «Keine Ahnung …» «Ich schon: Meerfenchel! Schmeckt ganz toll, eine Mischung aus Kapern und Queller. Kurz dämpfen, etwas Oliven darüberträufeln – herrlich.» Wenn er vom Wein redet, spricht er wie von seinen Kindern. Respektvoll. Liebevoll. Wie auch vom Land. Den Erzeugnissen und der jahrtausendealten Kultur, von der man in Manduria auf Schritt und Tritt Zeuge wird. Der heilige Petrus soll nahe Manduria Schiffbruch erlitten haben. Die Einwohner von Felline halfen ihm aus der Seenot. Darauf habe er von hier aus das Christentum verkündet, zog nach Rom weiter und wurde erster Papst.

Auf dem Weg zum nahen Strand halten wir in der Käserei Olivaro und holen uns ein zweites Frühstück. Die frischen Mozzarelle und Nodini verspeisen wir im Schatten eines 400 Jahre alten Olivenbaums. Der Geschmack ist umwerfend und so komplett anders als der Büffelmilchmozzarella, den wir in Kampanien gekostet hatten. Hier wird auch die unwiderstehliche Burrata aus Kuhmilch hergestellt, Stracciatella oder die gereifte Ricotta forte, die einem fast die Schuhe auszieht, so pikant und kräftig schmeckt die. Was ihn motiviert habe, vor über zwanzig Jahren auf Bio umzustellen, möchte ich von Salvatore Mero wissen. «Es ist ganz einfach: Wer sich selber respektiert, muss auch die Natur respektieren. Ich bin praktisch auf dem Feld, in den Reben geboren, ich möchte Lebensmittel konsumieren ohne Stoffe, die mir oder der Natur schaden. Das ist meine Motivation.» Wir treffen seinen Partner und Önologen Gregory Perrucci im «Spazio Primitivo». Im einladenden grosszügigen Showroom führen sie zusammen, was zusammengehört: Wein, Essen, Kultur. «Für uns steht Wein immer in Verbindung mit Essen. Unsere Tradition, unser Land, der Duft des Weins und der Geschmack der Speisen, das alles muss sich harmonisch miteinander verbinden, damit man den perfekten Genuss hat.» Wir lernen von den Frauen, wie man Pasta zubereitet. Orecchiette und Pizzarieddi. Wie man eine Parmigiana aus Auberginen schichtet und einen Sugo mit Braciole, den typischen Rindfleischrouladen, kocht. Das alles verspeisen wir gemeinsam an einer Tavolata, während Gregory am Flügel sitzt und eine fröhlich singende Hochzeitsgesellschaft bespasst, die zum Testessen hier ist. Wir könnten die ganze Nacht zuschauen und weiteressen. Ach, was. Den Rest unseres Lebens!

Kulinarik und Kultur

Apulien

In den Dünen entdeckt: Meerfenchel.

Geniessen

Die Region Salento ist nicht nur für hervorragende Weine bekannt. Auch die Produkte, die hier auf den Teller kommen, sind von unwiderstehlich guter Qualität. Allen voran reifes, aromatisches Gemüse und Obst sowie fruchtiges Olivenöl. Grossartige, simple und doch raffinierte Fischküche. Aus lokalem Weizen und lediglich Wasser formen Frauenhände eine unvergleichlich kunstvolle Pastavielfalt von Orecchiette über Pizzarieddi bis Cavatelli. Am liebsten kombiniert mit Cima di Rapa oder anderem Gemüse und Hülsenfrüchten oder einem Sugo mit Rinderrouladen. Das aromatische Pane Pugliese aus demselben Hartweizen und die Frese sind von besonderer Güte. Lohnenswert ist ein Besuch der Kulturstadt Manduria im nördlichen Salento. Ein paar Insidertipps:

Essen

Cinquesanti, hervorragende Trattoria mit traditioneller Küche mitten im Zentrum
www.la-locandadei-cinque-santi.business.site

Hostaria Masseria del Sale, schöne historische Masseria, sorgfältig zubereitete Gerichte der Region.
www.masseriadelsale.it

La Biga, Pizzeria e Ristorante, einfach, schnörkellos und gut. Piazza Commestibili, 7, Tel. +39 349 196 5482

Sehen

Das historische Zentrum von Manduria mit seinen typischen Tuffsteingebäuden lädt zum Flanieren ein. Ausflüge ins malerische Lecce, nach Alberobello zu den Trulli oder ans nahe Meer sind ebenso lohnenswert.

Übernachten

Corte Borromeo, sehr schönes, historisches Fünfsternehaus mitten in der Altstadt
www.corteborromeohotel.it

Masseria Li Reni, historische Masseria mit grossem Umschwung und schönem Pool
www.masserialireni.com

Masseria Potenti, sehr schöner Agriturismo mit hervorragender regionaler Küche
www.masseriapotenti.it

L’amore per la terra – la passione per il vino

Ein weiteres wichtiges Delinat-Weingut in Süditalien ist auf der Sonneninsel Sizilien zu Hause. «Andiamo alla natura!» fordert Winzer Massimo Maggio seine Gäste gerne auf, wenn er stolz sein Weingut präsentiert. Ein eindrücklicher Paradiesgarten. Umsäumt von Orangen-, Oliven- und Maulbeerbäumen, mit blühender Flora zwischen den Rebstöcken und herrlich duftenden Kräutergärten gedeihen hier Farbenpracht und Biodiversität. Schmetterlinge und summende Bienen schwirren in der heissen Luft. Auf Steinhaufen sonnen sich Echsen. Die Rebberge als vielfältige Mischkultur. Der Vorteil einer grossen Biodiversität liegt für Massimo Maggio auf der Hand: «Sie macht den Rebberg zu einem funktionierenden Ökosystem.» Nachteile wie Mehrarbeit und intensive Präsenz im Rebberg würden mehr als kompensiert. «Wir werden dafür mit Trauben belohnt, die gehaltvolle, charakteristische und authentische Weine ermöglichen», erklärt der Winzer. Auf seinem über 100 Hektar grossen Betrieb wachsen nicht nur Reben, sondern auch Oliven, Tomaten, Zitrusfrüchte, Kräuter und sogar Getreide, aus dessen Mehl aromatisches Brot und geschmackvolle Pasta entstehen.

Liebe zum Land – Passion für den Wein

Massimo Maggio: «Die Natur belohnt uns mit Trauben, die gehaltvolle, charakteristische und authentische Weine ermöglichen.»

Das Weingut Maggio Vini befindet sich in der einzigen DOCG Siziliens, dem nur 170 Hektar grossen Cerasuolo-di-Vittoria-Gebiet in der Provinz Ragusa. In den 1990er Jahren gehörten die Maggios zu den ersten Winzern Siziliens, die ihr Weingut ganz auf Bio umstellten. Sie leben und arbeiten ganz nach dem Credo «L’amore per la terra – la passione per il vino». Zu Deutsch etwa: «Liebe für das Land und Leidenschaft für den Wein». Dabei verbinden sie modernste Technologie mit Erfahrung und Tradition. Maggio Vini wurde 1967 gegründet und stellte anfänglich ausschliesslich günstige Offenweine her. «Als wir 1998 umstellten, galt die biologische Bewirtschaftungsmethode als verpönt. Es hiess, so liessen sich keine guten Weine herstellen», erinnert sich Massimo Maggio. Mittlerweile beweist er längst das Gegenteil. Aus der typischen sizilianischen Rotweinsorte Nero d’Avola und aus internationalen Sorten wie Merlot, Cabernet Sauvignon und Shiraz entstehen gehaltvolle, harmonische Weine, die ihre Herkunft nicht verleugnen. Dasselbe gilt für die typischen Weissweinsorten Cataratto, Insolia und Grillo. Sie alle sind perfekte Begleiter für mediterrane Leckereien. Von köstlichen Antipasti über herzhafte Pasta bis zu schlichten Fisch- und Fleischgerichten, nach denen sich so viele Sizilien- und Italienfreunde sehnen.

Benvenuti in der Maremma

Ausspannen und Wein aus reicher Natur dort geniessen, wo er entsteht: Ferien auf Delinat-Weingütern sind erholsam und bieten direkten Einblick in einen konsequent ökologischen Weinbau. Unsere Reportage vom Agriturismo der Azienda Salustri in der Toskana zeigt, wie spannend, abwechslungsreich und erhellend eine solche Ferienwoche sein kann.

Samstag/Sonntag: Ausspannen und geniessen

Die wilde Maremma ist wie geschaffen für erholsame Ferien beim Winzer. Im kleinen Weiler Poggio del Sasso, 150 Kilometer von Florenz und 60 Kilometer vom Meer entfernt, sind Nara und Leonardo Salustri sowie Sohn Marco zu Hause. Die Salustris gehören zu den angesehensten Winzerfamilien im noch jungen DOC-Gebiet Montecucco. Die Azienda ist umgeben von jahrhundertealten Steinhäusern, in denen 1995 zehn einfache, aber grosszügige und stilvolle Ferienwohnungen eingerichtet wurden. Il Mandorlo (Mandelbaum) nennen die Salustris ihr Agriturismo. Nara: «Bei uns kann man unbeschwert ausspannen, Einblick in einen biologisch geführten Familienbetrieb mit Reben, Oliven, Getreide und Tieren gewinnen und Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung unternehmen. » Die grosse Terrasse mit Blick auf das reizvolle Val d’Orcia und die mittelalterliche Hügelstadt Montalcino bietet ein grossartiges Ambiente für ein erstes Glas Wein und einen kleinen Schwatz mit dem Winzer. Der Sonntag ist ideal, um auf einem Spaziergang durch die bunt begrünten Weinberge und Olivenhaine der Salustris die nähere Umgebung zu erkunden. Die kleine Wanderung führt durch eine wilde, von Pinien, Zypressen, Reben und Olivenhainen geprägte Hügellandschaft. Irgendwo da draussen stehen auch zwei tausendjährige Olivenbäume. Wer diesen knorrigen Dinosauriern begegnen will, braucht die Unterstützung von Leonardo Salustri, gutes Kartenmaterial oder ein GPS.

Stilvoll eingerichtete Ferienwohnung bei den Salustris.

Am Abend stellt sich die Frage: Selbst kochen oder auswärts essen? «Wenn ich auswärts gut essen will, gehe ich ins Franci nach Montalcino», verrät Leonardo gerne eine seiner Lieblingsadressen. Die Speisekarte ist klein, aber verheissungsvoll. Zur Steinpilzsaison unbedingt den Risotto ai porcini e ricotta probieren. Zur Nachspeise empfiehlt der Kellner gerne die Käseselektion von Il Casale, einer Biokäserei in der Nähe von Pienza, die von «svizzeri» geführt wird und in der ganzen Toskana einen hervorragenden Ruf geniesst.

Montag/Dienstag: Pecorino aus Pienza und Fischessen am Meer

Ein freudiges Wiedersehen mit dem Käse von Il Casale und eine Begegnung mit den «svizzeri», die ihn erzeugen, lassen sich gut mit einem Tagesausflug nach Pienza verbinden. Die rund 60 Kilometer lange Autofahrt ins kleine Hügelstädtchen dauert eine gute Stunde. Hier lässt man das Gefährt für den Rest des Tages am besten ruhen. Pienza, ein architektonisches Schmuckstück aus dem Mittelalter, lockt mit vielen kleinen Delikatessenläden und gemütlichen Cafés.

Ein Wanderweg durch das prachtvolle Val d’Orcia führt in anderthalb Stunden zur Azienda Agricola biologica Il Casale. Vor rund 30 Jahren aus der Schweiz eingewandert, produzieren Sandra Schmidig und Ulisse Brandli hier biologische Schaf- und Ziegenkäse. Bei schönem Wetter kann man diese auf der Gartenterrasse zusammen mit Honig, Marmeladen, Holzofenbrot und anderen Köstlichkeiten geniessen. Wer nicht mehr zurückwandern mag, kann beim Hof campieren oder bestellt für die Rückkehr nach Pienza einfach ein Taxi.

Am Mittwoch ruft das Meer. Wer Leonardo Salustri nach dem schönsten Ort an der Küste fragt, bekommt eine klare Antwort: Castiglione della Pescaia. Zugegeben, ein Geheimtipp ist das nicht. Das Küstenstädtchen ist vor Bausünden nicht verschont geblieben, der historische Teil aber hat viel Charme. Durch verwinkelte Gässchen steigt man hinauf zur mittelalterlichen Festung Rocca Aragonese. Hier oben öffnet sich ein fantastischer Blick über das Meer und die langgezogenen Sandstrände. Auf einem Stadtbummel laden verschiedene Fischrestaurants zur Einkehr. Eines der besten liegt, abseits vom Rummel, am südlichen Ende des alten Stadtteils. In der Osteria del Mare zelebriert Massimiliano Ciregia eine ebenso frische wie kreative Küche, in der kein einziges Gericht ohne Fisch oder Meeresfrüchte auskommt.

Nach dem Mittagsmahl bleibt Zeit für ein paar gemütliche Stunden am Strand oder einen Ausflug in den nahe gelegenen Parco Naturale della Maremma.

Mittwoch/Donnerstag: Ausgeruht ins Thermalbad

Gastgeberin Nara Salustri im Degustationsraum.

Mittwoch: Zeit für einen entspannenden Ruhetag auf dem Agriturismo. Die grosse Terrasse vor dem gedeckten Schwimmbad ist ein idealer Ort zum Faulenzen oder zum Lesen eines guten Buchs.

Auf Wunsch führen Leonardo oder Marco Salustri auch gerne durch den Weinkeller. Sie gehören zu jenen Winzern, die der Meinung sind, dass guter Wein im Rebberg entsteht. «Die beste Voraussetzung dafür sind starke, gesunde Reben, die in einem möglichst vielfältigen natürlichen Umfeld reifen», sind sich Vater und Sohn einig. Auf ihre Sangiovese-Reben sind sie besonders stolz – ein spezieller Salustri-Klon, der in Zusammenarbeit mit der Universität Pisa aus alten, besonders guten Rebstöcken selektioniert wurde. An diesen Rebstöcken reifen Trauben von hervorragender Qualität. Wichtig ist es aber, diese genau zum richtigen Reifezeitpunkt zu ernten. «Wenn das gelingt, gibt es im Keller fast nichts mehr zu tun. Guter Wein entsteht dann fast wie von selbst», sagt Leonardo. Die Salustri-Weine und alle andern hofeigenen Produkte wie Olivenöl, Schinken und Wurstwaren können im gemütlichen Degustationsraum verkostet werden. Der spätere Nachmittag ist wie geschaffen dafür.

Donnerstag: Zeit für einen weiteren Ausflug. Die Toskana ist bekannt für schöne Thermalbäder. Besonders hübsch und stilvoll ist der kleine, gut 50 Kilometer entfernt gelegene Badeort Bagno Vignoni bei San Quirico d’Orcia. Rund um ein grosses Thermalbecken gruppieren sich Herbergen, Restaurants und Läden in alten Steinhäusern. Besonders mystisch wirkt der Ort im Winter, wenn das warme Thermalwasser Dämpfe aufsteigen lässt und die alten Gemäuer in einen Nebelschleier hüllt. Über kleine, offene Kanäle ergiesst sich das Thermalwasser ins Tal und wird unten in idyllischer Felslandschaft in einem Becken aufgefangen, wo frei gebadet werden kann.

Freitag: Wilde Natur und Kunst am Monte Amiata

Der Monte Amiata, rund eine Autostunde von Poggi del Sasso entfernt, ist mit 1738 Metern über Meer nicht nur der höchste Berg der Toskana, sondern auch ein Wander- und Bikeparadies mit herrlichen Kastanien-, Eichen- und Buchenwäldern.

Zwei Attraktionen machen den Ausflug ebenfalls lohnenswert. Die reiche Fauna und Flora im Wildpark Parco Faunistico del Monte Amiata. Wem Kunst mehr sagt als freilaufende Hirsche, Rehe, Gämsen, Mufflons und Esel, findet unweit des Dorfes Seggiano, im Aufstieg zum Monte Amiata, den Giardino di Daniel Spoerri. Dieser grossartige Skulpturenpark, der sich über 16 Hektar in freiem Gelände erstreckt, zeigt über hundert Installationen und Skulpturen von bekannten Künstlern. Die meisten Werke stammen vom Schweizer Daniel Spoerri, der den Skulpturengarten Anfang der 1990er-Jahre anlegt hat. Zu sehen sind aber auch spektakuläre Werke von Eva Aeppli, Dieter Roth, Jean Tinguely, Meret Oppenheim und Olivier Estoppey. Von Letzterem stammt die Installation «Dies Irae» (Tag des Zorns) mit zwei Trommlern und 160 Gänsen aus Stahlbeton (Bild oben). In diesem Garten der Kunst kann man problemlos ein paar Stunden staunend verweilen.

Flugs ist die Ferienwoche beim Winzer vorüber. Wem eine Woche zu kurz ist, der hängt einfach eine zweite an. Langweilig wirds nicht, die Auswahl an attraktiven Ausflugszielen und sportlichen Aktivitäten (Wandern, Biken, Reiten) in der Toskana ist noch lange nicht erschöpft. Als schöne Alternative für eine zweite Ferienwoche eignen sich auch Aufenthalte auf andern Toskana-Weingütern wie Il Conventino, Buondonno, Badia a Coltibuono oder San Vito (siehe Artikel «Auftanken auf Delinat-Weingütern»).

Auftanken auf Delinat-Weingütern

Ferien auf Delinat-Weingütern sind nicht nur erholsam. Im Gespräch mit den Winzern, bei Führungen im Keller und Spaziergängen durch die Weinberge wird in einer stressfreien, gelösten Atmosphäre ganz nebenbei auch deutlich, wie die Delinat-Methode in der Praxis funktioniert und weshalb nur konsequent ökologischer Anbau und reiche Biodiversität unverfälschte, qualitativ hochwertige Weine garantieren.

Ferien bei Delinat-Winzern sind erholsam und erhellend.

Da sich die Weingüter abgelegen auf dem Land befinden, ist ein Auto für Ausflüge und die Erkundung der Umgebung sinnvoll. Wir empfehlen mit dem Zug in die nächstgrössere Stadt (für die Toskana zum Beispiel Florenz) anzureisen und dann dort ein Auto zu mieten. Ferienmöglichkeiten auf Delinat-Weingütern gibt es vor allem in Italien, vereinzelt aber auch in Frankreich. Hier eine Übersicht.

Toskana/Italien

Agriturismo Il Mandorlo, Weingut Salustri

Das dorfähnlich strukturierte Weingut hat zehn geschmackvoll eingerichtete Appartements mit eigener Küche. Kein eigenes Restaurant. Bei der Winzerfamilie können aber hauseigene Produkte (Wein, Wurstwaren, Schinken, Olivenöl) bezogen werden. Ein gedeckter Pool und eine grosszügige Gartenterrasse bieten freie Sicht auf die hügelige Landschaft der Maremma mit dem stolzen Städtchen Montalcino am Horizont.

Agriturismo Il Mandorlo
Poggi del Sasso
58040 Cinigiano (GR)
Tel. +39 0564 990529
www.salustri.it

Il Conventino, Montepulciano

Die drei gemütlichen Ferienwohnungen mit eigener Küche auf der Sommerresidenz von Alberto Brini liegen mitten in Weinbergen und Olivenhainen. Ein schöner Pool in ruhiger Landschaft bietet Entspannung pur. Il Conventino bietet keine Restauration an – im schmucken Hügelstädtchen Montepulciano, für Marschtüchtige in Gehnähe gelegen, gibt es aber zahlreiche gute Restaurants und sympathische Café-Bars. Abstecher nach Florenz oder gar Rom sind von hier aus in weniger als anderthalb Stunden möglich.

Il Conventino
Via della Ciarliana 25/b
53045 Montepulciano (SI)
Tel. +39 0578 715371
www.ilconventino.it

Badia a Coltibuono, Gaiole in Chianti

Badia a Coltibuono

In uralten Klostergemäuern ist ein gemütliches B&B untergebracht. Die ehemaligen Klosterzellen wurden in stilvoll eingerichtete Zimmer verwandelt und bieten Ausblick auf einen prachtvollen italienischen Renaissancegarten. Am Morgen geniessen die Gäste ein reiches Frühstück mit einer grossen Auswahl an hausgemachten Kuchen, biologischen Konfitüren, toskanischen Käsesorten und weiteren regionalen Spezialitäten. Empfehlenswert sind die verschiedenen Kochkurse und das angrenzende Restaurant. Als Ausflugsziele liegen Siena 30 und Florenz 70 Kilometer entfernt.

Agriturismo Badia a Coltibuono
Loc. Badia a Coltibuono
53013 Gaiole in Chianti (SI)
Tel. +39 0577 74481
www.coltibuono.com

Tenuta San Vito, Montelupo Fiorentino

Das Weingut San Vito liegt nur 18 Kilometer von Florenz in einer einzigartigen Hügellandschaft und bietet in mehreren stilgerecht renovierten toskanischen Steinhäusern schicke Ferienwohnungen. Im Restaurant San Vito wird authentische Küche aus der Toskana geboten. Gleich daneben befindet sich ein gepflegter Swimmingpool mit Liegestühlen. Es werden Koch- und Weinkurse angeboten und Mountainbikes vermietet. Als Ausflugsziele drängen sich Florenz, Siena oder Pisa auf.

Tenuta San Vito
Via San Vito 59
50056 Montelupo Fiorentino (FI)
Tel. +39 0571 51411
www.san-vito.com

Buondonno, Castellina in Chianti

Die Azienda Agricola Casavecchia von Gabriele Buondonno liegt rund 50 Kilometer südlich von Florenz im Chianti Classico. Das familiäre Agriturismo besteht aus drei schönen Ferienwohnungen mit Kochgelegenheit. Ein idealer Ausgangspunkt für Ausflüge nach Florenz (50 km), Siena und San Giminiano (je ca. 30 km).

Azienda Agricola Casavecchia
alla Piazza, Località La Piazza 37
53011 Castellina in Chianti (SI)
Tel. +39 0577 733662
www.buondonno.com

Piemont/Italien

Azienda Agricola Torelli, Bubbio

Abseits der grossen Touristenströme im Piemont erzeugt Gianfranco Torelli in Bubbio, der ersten gentechfreien Gemeinde Italiens, feine biologische Weine, darunter einen besonders feinen, süssen Moscato d‘Asti. Zum Weingut gehört ein Appartement für zwei bis vier Personen, das als B&B geführt wird. Zum Frühstück werden frische und regionale Produkte serviert.

Azienda Agricola Torelli
Bubbio (AT)
Tel. +39 0144 83 380
www.vinitorelli.it

Languedoc/Frankreich

Domaine Mon Rêve, Le Bosc

Auf seinem Weingut Mon Rêve bietet Sébastien Rouve 1 km vom Lac du Salagou entfernt zwei neue Ferienwohnungen mit gut ausgestatteter Küche und Terrasse an. Die beiden Wohnungen mit Aussicht auf die Rebberge bieten Platz für vier bis sechs und sechs bis acht Personen. Keine Restauration, diverse gute Restaurants in der Umgebung. Führungen auf dem Weingut nach Vereinbarung. Ausflüge nach Montpellier (50 km) und ans Meer (60 km). September bis Mitte Oktober geschlossen.

Domaine Mon Rêve
7 route des Ruffes
34700 Le Bosc
Tel. +33 682 286 797
sebastienrouve@hotmail.fr

Provence/Frankreich

Château Duvivier, Pontevès

18 einfache, aber stilvoll eingerichtete Zimmer mit Charme im Château und im Annexbau. Das Gastgeberpaar Sylvia und Uwe Fahs bietet in dieser Oase der Ruhe einen erholsamen Aufenthalt mit reichem kulinarischem Angebot mehrheitlich in Bioqualität. Grosse Gartenterrasse, Spaziermöglichkeiten durch die Weinberge, Weindegustationen, Besichtigung der Kellerei, Schwimmbad und zahlreiche Ausflugsmöglichkeiten zu Sehenswürdigkeiten der Provence und ans Meer (80 km).

Château Duvivier
Route de Draguignan
3670 Pontevès
Tel. +33 494 77 20 06
sylvia.fahs@chateau-duvivier.com
www.chateau-duvivier.com

WeinLese-Angebot:
Probierpaket «Ferien beim Winzer»

Winzer und Weine vor Ort kennenlernen: Unsere Reportage und eine Übersicht über Delinat-Weingüter mit Gästezimmern und Ferienmöglichkeiten zeigt, wie und wo das möglich ist. Als Einstieg für Ihre Ferienplanung offerieren wir Ihnen unser Probierpaket «Ferien beim Winzer».

6 × 1 Flasche CHF 79.40, € 62,80 Lieferung portofrei.
(Ø CHF 1.76 pro dl, € 13,96 pro l) Art. 9151.50

Das Probierpaket enthält je 1 Flasche:
Conterocca, Azienda Salustri, Toscana IGT 2014
Art. 1204.14, CHF 12.20, € 9,50 pro Flasche (CHF 1.63 pro dl, € 12,67 pro l)
Les Hirondelles, Château Duvivier, Pays du Var IGP 2011
Art. 1050.11, CHF 16.40, € 13,50 pro Flasche (CHF 2.19 pro dl, € 18,00 pro l)
La Valle Chianti, Tenuta San Vito, Chianti DOCG 2014
Art. 3014.14, CHF 12.20, € 9,50 pro Flasche (CHF 1.63 pro dl, € 12,67 pro l)
Il Conventino rosso, Rosso di Montepulciano DOC 2015
Art. 1244.15, CHF 14.80, € 11,90 pro Flasche (CHF 1.97 pro dl, € 15,87 pro l)
L’Abbazia, Badia a Coltibuono, Toscana IGT 2014
Art. 1193.14, CHF 11.60, € 8,90 pro Flasche (CHF 1.55 pro dl, € 11,87 pro l)
Domaine Mon Rêve Traces de vie, Terrasses du Larsac AOP 2014
Art. 3685.14, CHF 12.20, € 9,50 pro Flasche (CHF 1.63 pro dl, € 12,67 pro l)

www.delinat.com/wl45-angebot

Auf zu neuen Ufern

Das kleine, aber feine Delinat-Reiseprogramm erhält Zuwachs: Neue Destinationen im 2017 sind die Region Bodensee-Zürichsee, das Veneto sowie Nordspanien. Alle drei Reisen bieten viel Genuss und direkten Einblick in den anspruchsvollen Weinbau nach der Delinat-Methode.

Weinberg Lenz mit Weitblick ins Thurtal.

Das Weingut Lenz in Iselisberg in der Ostschweiz hat sich zum ökologischen Vorzeigeweingut gemausert. 2015 konnte ein neuer Weinkeller mit Verkostungsraum und Weinlounge in Betrieb genommen werden. Dabei wurde so viel in erneuerbare Energien (Sonne, Erdwärme) investiert, dass Lenz heute als erstes energieautonomes Weingut der Schweiz dasteht. Es wird auf dem Betrieb sogar mehr Energie produziert, als für den Eigenbedarf benötigt wird. Ebenfalls 2015 wurde der Betrieb von Karin und Roland Lenz vom Weinmagazin «Vinum» zum «Schweizer Bioweingut des Jahres» gekürt. Das Weingut steht neben verschiedenen Slowfood-Produzenten im Zentrum der neuen Reise «See.Land.Fluss … Genuss». Die viertägige Wein- und Genussreise vom 21. bis 25. Juni 2017 bietet unter anderem spannende Begegnungen mit dem Bodensee und seinen Fischen, der Slowfood-Arche Höri-Bülle (rote Speisezwiebel vom Bodensee), dem Weingut Lenz, dem Kloster Fischingen und den Bergkartoffeln von Freddy Christandl in Rapperswil.

Valpolicella und Prosecco

Die grosse Nachfrage nach den beiden Italien-Reisen in die Toskana und ins Piemont hat dazu geführt, dass in diesem Jahr erstmals eine dritte Destination angeboten wird: das Veneto. Ausgangspunkt der viertägigen Reise vom 6. bis 10. August 2017 ist die Opernstadt Verona, wo in der prachtvollen Arena eine eindrückliche Inszenierung von Giuseppe Verdis «Aida» wartet. Weinfreunde machen Bekanntschaft mit den beiden Biopionieren Amadio und Natalino Fasoli, deren Weine sich weit über die Bioszene hinaus grosser Beliebtheit erfreuen. Die beiden Winzerbrüder geben nicht nur Einblick in ihre Erfolgsgeschichte und ihren vorbildlich ökologischen Weinbau, sie zeigen uns auch die kulturellen und landschaftlichen Reize des Valpolicella-Gebiets und geben gute Tipps für einen Ausflug in den Lessinia-Naturpark. Die Reise führt bis ins Prosecco-Gebiet, wo Winzer William Savian einen beeindruckenden Pakt mit der Sonne geschlossen hat: Der ganze Betrieb funktioniert mithilfe von Solaranlagen energieautark.

Von Barcelona nach Bilbao

Windpark in Nordspanien

Albet i Noya, das erfolgreichste Bioweingut Spaniens, ist seit Jahren der grosse Renner bei der Wein- und Genussreise Katalonien. Da die Reise immer rasch ausgebucht ist, hat zusätzlich eine siebentägige Reise «Von Barcelona nach Bilbao» vom 25. September bis 1. Oktober 2017 Eingang ins Programm gefunden. Fast einen ganzen Tag lang geben Winzer Josep Maria Albet i Noya und Kellermeisterin Marga Torres Einblick in ihr ökologisches Vorzeigeweingut und präsentieren eine facettenreiche Weinpalette. Auf der Reise nordwärts Richtung Bilbao gibt es weitere spannende Zwischenhalte bei Delinat-Winzern: bei Azul y Garanza in der geheimnisvollen Navarra-Halbwüste Bardenas Reales mit ihren bizarren Felsformationen; bei Osoti-Winzer Francisco Ruíz in der Rioja und bei Raúl und Jorge Ripa Zudaire auf der Bodega Quaderna Via am berühmten Jakobsweg nach Santiago de Compostela.

Mehr Impressionen von den Weinreisen und Anmeldung: www.delinat.com/weinreisen

Delinat-Team auf Weiterbildung in Italien: Ein Rucksack voller Wissen

Nur wer die Winzer persönlich kennt und vor Ort Einblick in deren Philosophie erhält, kann umfassend und kompetent beraten: Getreu diesem Motto war das Team des Delinat-Kundenservice im vergangenen Mai auf Weiterbildungsreise in Italien. Christina Bertoni, Leiterin des Delinat-Shops in Winterthur, öffnet ihr Reisetagebuch.

Anschauungsunterricht auf der Tenuta San Vito in den Hügeln um Florenz.
Anschauungsunterricht auf der Tenuta San Vito in den Hügeln um Florenz.

Dienstag, 17. Mai

St. Gallen, Dienstagmorgen. In Begleitung von Italien-Einkäuferin Martina Korak und Winzerberater Walter Fromm fahren wir los Richtung Piemont. Gegen Mittag erreichen wir das kleine Hügeldorf Cocconato im Monferrato, wo Cecilia Zucca das Weingut Poggio Ridente betreibt. Die Aussicht auf die umliegenden Hügel begeistert uns sofort. Noch mehr aber staunen wir über die steilen Rebhänge von Cecilia, in denen nicht nur gesunde, starke Rebstöcke der Sorten Barbera, Dolcetto, Albarossa, Ruché, Busanello, Viognier und Riesling prächtig gedeihen, sondern auch Getreide heranreift und Leguminosen blühen. Ein Bild, das uns bestätigt, dass Delinat-Weinberge mit reicher Biodiversität Wirklichkeit sind. Dass dies kein Einzelfall, sondern auf den Delinat-Weingütern die Regel ist, sollten uns die kommenden Besuche bestätigen.

Bunte Pflanzenvielfalt in den Reben von Cecilia Zucca.
Bunte Pflanzenvielfalt in den Reben von Cecilia Zucca.

Mittwoch, 18. Mai

Auf dem Weingut La Luna del Rospo, 50 Kilometer weiter südlich, tauchen wir in einen wilden Garten Eden ein. Wir begreifen sofort, dass Winzerin Renate Schütz die Natur über alles liebt. Ihr Biodiversitätsparadies ist mit sieben Hektar Reben, mehrheitlich Barbera, bestückt. Auf einer zwei Hektar grossen «Ökoinsel » wachsen spontan wilde Rosenarten, Steineichen, Pfirsich-, Kirsch- und Mandelbäume. Die ausgezeichnete Qualität ihrer Weine ist uns durch die regelmässigen Degustationen, die ebenfalls zum Weiterbildungsprogramm des Kundenservice-Teams gehören, bekannt. Die Verkostung der aktuellen Rotweinkollektion direkt vor Ort, begleitet von selbst gemachten Delikatessen, bringt eine eindrückliche Bestätigung.

Winzerin Renate Schütz in ihrem Biodiversitätsparadies.
Winzerin Renate Schütz in ihrem Biodiversitätsparadies.

Wir verlassen das Piemont und steuern südwärts Richtung Toskana. Unterwegs fachsimpeln wir mit Winzerberater Walter Fromm über Hefen, Klone und Glyphosat –Weiterbildung on the road! Gegen Abend erreichen wir die Tenuta San Vito in den Colli Fiorentini. Das ist nicht nur ein beeindruckendes Weingut, sondern auch eine idyllische Feriendestination mit eigenem Restaurant. Winzer Neri Gazulli empfängt uns beim Abendessen mit passenden Weinen zu jedem Gang. Mit Sangiovese, Cabernet Sauvignon, Merlot und Teroldego bei den Roten sowie Trebbiano, Malvasia, Verdicchio und Chardonnay bei den Weissen ist der Sortenspiegel auf San Vito äusserst abwechslungsreich. Eindrücklich erfahren wir interessante spezifische Einzelheiten über die verschiedenen Traubensorten und die daraus gekelterten Weine. Zu später Stunde begegnen uns auf dem Weg zu den Unterkünften Leuchtkäfer als tanzende Lichtpunkte in finsterer Nacht.

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