Auf ein Glas mit … Hannes Jaenicke

Hannes Jaenicke ist nicht nur ein gefragter deutscher Schauspieler, er ist auch engagierter Umwelt- und Klimaaktivist. Als Delinat-Botschafter setzt er sich auch für mehr Artenvielfalt im Weinbau ein. Wir trafen ihn auf dem Ostschweizer Weingut von Roland Lenz zum Interview bei einem Glas Wein.

Hannes Jaenicke in den Rebbergen des Weingut Lenz

Hannes Jaenicke, wie hast du Delinat kennengelernt?
Hannes Jaenicke: Das war vor einem knappen Jahr. Durch einen ehemaligen Mitarbeiter der Allianz Umweltstiftung, für die ich eine Zeit lang sehr aktiv war, bin ich auf Delinat gestossen. Da ich mich sehr für nachhaltige Landwirtschaft und Permakultur interessiere, war sofort meine Neugier geweckt. Mit Delinat habe ich ein Musterunternehmen gefunden, bei dem eine Art von Agrarwirtschaft betrieben wird, die für mich vorbildlich und beispielhaft ist.

Was hattest du zuvor für ein Bild vom Weinbau?
Ich selbst komme aus Frankfurt. Die nahegelegenen Weinanbaugebiete, die ich seit meiner Kindheit kenne, also Rheinhessen, Pfalz oder Franken, sind oft einfach mit dem Lineal gezogene Monokulturen von Weinreben. Es ist das genaue Gegenteil eines Delinat-Weinbergs, wo überall Bäume und Hecken stehen, Totholz für Insekten und Kleintiere herumliegt und die Biodiversität im und über dem Boden gefördert wird. Als ich den Delinat-Winzer Roland Lenz in der Schweiz besuchte, sah ich zum ersten Mal, wie man Weinbau betreibt, ohne der Natur zu schaden, sondern ihr Gutes zu tun.

Was ist dir vom Besuch beim Weingut Lenz sonst noch in Erinnerung geblieben?
Ich konnte unglaublich viel lernen. Im Weinberg sahen wir viele Tiere, dauernd kreisten Milane und andere Raubvögel über uns. Es gab viele Insekten, und im Weinberg flogen Schmetterlingsarten, die man in Deutschland kaum noch sieht. Ich sah, wie wichtig Bäume in den Reben sind, also das, was man unter Agroforst versteht.

Das Delinat-Weingut Lenz ist ein Pionierbetrieb, vor allem wenn es um PIWI-Rebsorten geht. Sind diese neuen robusten Sorten für dich ebenfalls ein Thema?
Ehrlich gesagt kannte ich PIWI-Weine vor dem Besuch bei Lenz noch gar nicht. Dort habe ich gelernt, dass man Rebsorten so züchten kann, dass sie dem Klimawandel standhalten und resistent gegen gewisse Schädlinge und Krankheiten sind. Und das ohne Genmanipulation, lediglich durch das klassische Kreuzen einer europäischen Rebsorte mit einer robusten Wildrebe. So kann man ohne Pflanzenschutzmittel gesunde Trauben ernten. Roland Lenz hat mir erzählt, dass dadurch bei ihm auch viele Arbeitsstunden wegfallen, was sicher ein weiterer Pluspunkt ist.

Persönlich
Hannes Jaenicke wurde 1960 in Frankfurt am Main geboren. Einen Teil seiner Kindheit verbrachte er mit seiner Familie in den Vereinigten Staaten, wo sein Vater an der Universität Pittsburgh einen Forschungsauftrag hatte. 1969 kehrte die Familie nach Deutschland zurück. In Regensburg besuchte Hannes Jaenicke das Gymnasium und schloss es mit dem Abitur ab. Später liess er sich in Wien zum Schauspieler ausbilden.

Heute gehört Jaenicke zu den gefragtesten deutschen Schauspielern. Er spielte in über 70 Kinofilmen und Fernsehproduktionen (u.a. im «Tatort» und in anderen Krimiserien) mit. Darüber hinaus betätigt er sich als Dokumentarfilmer, Buchautor und Umweltaktivist. In diesen Rollen kämpft er gegen die Ausrottung bedrohter Tierarten und für ein Umdenken bezüglich Klimaschutz. Für diesen Einsatz wurde er mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. Er ist Mitglied der Partei Bündnis 90/Die Grünen. Seit rund einem Jahr engagiert er sich als Delinat-Botschafter auch für mehr Artenvielfalt in den Weinbergen.

Wie wichtig ist dir Nachhaltigkeit generell bei Lebensmitteln?
Ich kaufe seit Jahrzehnten nur noch Bio – im Wissen, dass ganz viele Biolabels viel zu lasch und viel zu verwässert sind. Da wird viel Schindluderei getrieben. Aber es gibt eben Labels und Betriebe, wo die Auflagen streng sind und nicht gemogelt wird. Ich habe mich die letzten Jahre – bevor ich Delinat kennengelernt habe – meistens am Demeter-Label orientiert. Je strenger das Biosiegel, desto glücklicher bin ich als Verbraucher. Ich wundere mich ein bisschen, dass viele Leute erst mal beim Essen sparen und billiges, ungesundes Essen kaufen, weil sie glauben, so Geld zu sparen. Persönlich gebe ich lieber mehr Geld aus für gesundes, hochwertiges Bioessen als für Elektro-Schnickschnack, teure Autos oder Klamotten.

Hannes Jaenicke auf dem Delinat-Weingut Lenz in der Ostschweiz: «Hier habe ich gelernt, wie man nachhaltig sehr hochwertigen Wein herstellen kann.»
Hannes Jaenicke auf dem Delinat-Weingut Lenz in der Ostschweiz: «Hier habe ich gelernt, wie man nachhaltig sehr hochwertigen Wein herstellen kann.»

Der Durchschnittspreis für eine Flasche Wein liegt in deutschen Supermärkten bei deutlich unter 5 Euro. Viele Leute sind nicht bereit, für umweltfreundliche Produkte ein bisschen mehr Geld auszugeben …
Auch ich war früher vom Vorurteil, dass Bioweine nicht schmecken und teuer sind, betroffen. Meine Meinung hat sich aber komplett geändert. Delinat beweist, dass es möglich ist, bezahlbare Weine auf allerhöchstem Qualitätsniveau in völliger Harmonie mit der Natur zu erzeugen. Ich glaube, dass jeder Mensch, der für 2 Euro eine Weinflasche kauft, weiss, dass das nicht wirklich sauber produziert sein kann. Aber es wird einfach ausgeblendet, weil am Schluss der Geldbeutel regiert.

Wie viel sollte denn eine Flasche Wein aus deiner Sicht kosten?
Ich habe viel Glück gehabt im Leben, habe aber in meinen Anfängen beim Theater auch mit sehr schmalen Budgets leben müssen. Eine Flasche Wein für 20 Euro aufwärts konnte ich mir schlicht nicht leisten. Das hat sich mittlerweile geändert. Meine Devise heute: lieber ein bisschen weniger und qualitativ hochwertig, als mehr, dafür billig und schlecht. Das ist für meine eigene Gesundheit gut und auch für jene der Natur.

Abgesehen vom Preis: Nach welchen Kriterien wählst du einen Wein aus?
Bis vor Kurzem habe ich Weine aus Traubensorten gekauft, die gerade in Mode sind, die ich kannte und mochte. Ich wusste nicht, dass es weit über 1000 Traubensorten gibt. Ich dachte immer, es gibt nur so 20 bis 30 verschiedene Sorten. Seit ich Delinat kenne, hat sich das radikal geändert, denn mit dem Weinabo lerne ich jetzt ständig neue Sorten und Weine kennen. Es ist für mich eine richtige Entdeckungsreise.

Weintipp Hannes Jaenicke

Weine aus pilzresistenten Sorten kannte ich vor meinem Besuch bei Roland Lenz gar nicht. Am KOO KUU Edelweiss gefallen mir der moderate Alkoholgehalt, das frisch-fruchtige Bukett und die verführerische Süsse am Gaumen.

KOO KUU Edelweiss, Schweizer Landwein 2022

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Olivier Geissbühler
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