Château Coulon

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Das Château der Familie Fabre wirkt mit seiner gelben Patina, den stillen Teichen und der alten Orangerie zeitlos. Und im Innern ist die Vergangenheit sowieso präsenter als die Gegenwart. Das Interieur gleicht einer Schwarzweissfotografie aus einem alten Familienalbum. Die Urgrossmutter ist als lebensgrosse Büste anwesend. Louis Fabre sieht sich als Hüter einer langen Tradition. Mindestens 12 Generationen seiner Familie haben schon vor ihm im kleinen Languedoc-Dörfchen Cruscades, das unweit von Narbonne liegt, gewohnt und Wein angebaut.

Moderner Traditionalist

Der Winzer mit Jahrgang 1953 geht seinen eigenen Weg zwischen Tradition und Moderne. Das zeigt sich etwa bei der Wahl der Rebsorten. Während andere Weingüter im Languedoc ihre Carignan-Reben kurzerhand rodeten und sie mit vermeintlich «trendigeren» Gewächsen wie Merlot oder Syrah ersetzten, glaubt Louis Fabre an diese klassische Languedoc-Sorte. «Vor allem Carignan-Weine von alten Reben zeigen enorm viel Charakter», sagt er. Ihren Charme entfalte die Sorte dagegen am ehesten in Verbindung mit der ebenfalls alteingesessenen Grenache. Dass er mit diesem Urteil richtig liegt, beweist er mit seiner Sélection spéciale. Die Cuvée aus Carignan, Grenache und Mourvèdre ist der Inbegriff eines südlichen Verführers mit dunkelbeeriger Frucht und einer der beliebtesten Delinat-Weine überhaupt.

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Die einheimische Traubensorte Carignan hat auf Château Coulon weiterhin eine grosse Bedeutung.

Andererseits experimentiert Château Coulon aber auch schon seit Jahren mit neuen Sorten. Ein besonderer Schatz sind etwa die 40-jährigen Syrah-Reben. In den letzten Jahren wurden auch Merlot, Viognier, Chardonnay und Sauvignon Blanc angepflanzt. Auch sie haben sich im Midi erstaunlich gut eingelebt und das Spektrum der Weine auf faszinierende Weise erweitert.

Ein Revolutionär im Languedoc

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Louis Fabre kommt seiner Vision von einem Weinbau mit grosser Artenvielfalt immer näher.

«Wir haben das Glück, dass unsere Reben auf sehr guten, kalkhaltigen Lehmböden stehen. Diese lassen Weine mit typischem Terroircharakter zu», sagt Louis Fabre. Bereits 1992 hat er auf kontrolliert biologischen Anbau umgestellt. Der studierte Agronom hat früh erkannt, dass die Voraussetzungen im Languedoc dafür ideal sind. Das Klima ist heiss, die jährlichen Niederschläge sind mit rund 500 Millimeter vergleichsweise gering. Und wenn es mal regnet, dann trocknet der vorherrschende Nordwestwind, der Cers, die Reben schnell wieder ab. So ist die Bedrohung durch Fäulnis und Pilzerkrankungen gering.

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Natur pur in den Weinbergen von Château Coulon.

Bereits seit mehreren Jahren forciert Louis Fabre Massnahmen zur Erhöhung der Biodiversität. Ziel ist es, alle Weinberge miteinander so zu vernetzen, dass Fauna und Flora wieder ideale Lebensbedingungen vorfinden und für einen natürlichen Kreislauf sorgen. Über mehrere Kilometer wurden bereits Hecken und Einzelbäume angepflanzt. Wassertümpel, Sekundärkulturen und wilde Buschlandschaften dienen zusätzlich als ökologische Ausgleichsflächen.