Der Klimawandel und die Weinlese 2020

In weiten Teilen Europas ist die Weinlese in vollem Gange. Nicht überall wirkt sich der Klimawandel gleich aus. Während in südlichen Region höhere Temperaturen zu deutlich früherem Erntebeginn führten, ist dies in nördlichen Regionen diesmal weniger der Fall. Wetterextreme wie Dürre oder Starkregen hielten sich 2020 bisher fast überall in Grenzen. Allgemein können Delinat-Winzer eine gute Traubenqualität bei eher unterdurchschnittlicher Menge einfahren.

Weinlese 2020

Spanien

Bei den Winzern in Spanien dominiert dieses Jahr ein Thema: Wasser und die damit verbundenen Folgen. «Im Norden haben regelmässige Niederschläge und erhöhte Temperaturen zu einem noch nie dagewesenen Krankheitsdruck geführt», sagt Raúl Ripa von der Bodega Quaderna Via in der Navarra.

Katalonien ist besonders stark vom Falschen Mehltau betroffen. Auf der Bodega Albet i Noya rechnet man mit Ernteausfällen zwischen 20 und 40 Prozent.

Gute Ernte auf dem Weingut Pago Casa Gran
Dank langjährigen Investitionen ins Wassermanagment konnten die Reben auf dem Weingut Pago Casa Gran auch während längeren Trockperioden auf genügend Wasserreserven zugreifen.

Carlos Laso vom Weingut Pago Casa Gran in Valencia war letztes Jahr stark von Wetterextremen (Frost, Starkregen, Dürre) betroffen. Damals zeigte sich, wie wichtig es in trockenen Gebieten ist, Wasser zurückhalten zu können, wenn es in grossen Mengen vom Himmel fällt. Durch umfassende Permakulturmassnahmen gelingt es Carlos heute, den Reben auch in grossen Trockenperioden jederzeit genügend Wasser zuzuführen, so dass eine optimale Traubenreife möglich ist. Heuer blieb er von Wetterxtremen mehr oder weniger verschont und kann zu einem normalen Zeitpunkt ernten. In südlichen Regionen Spaniens wurde heuer dagegen rund zehn Tage früher als üblich mit der Lese begonnen.

Frankreich

Weinlese auf der Domaine Lignères
Auf der Domaine Lignères ist die Ernte bereits in vollem Gange.

Das ist auch bei Jean und Anne Lignères in den Corbières (Südfrankreich) der Fall. Hier wird seit dem 24. August von Hand gelesen. Damit sind sie gegenüber anderen Winzer der Region um rund zehn Tage im Vorsprung. «Wir wollen frisches Traubengut mit weniger Alkohol ernten», begründet Jean Lignères. Weil die Trauben dank Biodynamik und anhaltender warmen Temperaturen ohne Wetterextreme schon früh optimal gereift sind, fällt die Ernte diesmal früher aus.

Italien

Gute Traubenqualität in Süditalien
Gute Traubenqualität trotz früher Ernte auf der Masseria Falvo.

Rund zehn Tage früherer Erntebeginn und eine gute Traubenqualität melden auch unsere Winzer aus Süditalien. «Wir begannen mit der Ernte nach Mitte August, sind also sehr früh dran, aber die Qualität stimmt», sagt Ermanno Falvo von der Masseria Falvo in Kalabrien. Die frühe Ernte ist auf drohenden Trockenstress zurückzuführen, der laut Ermanno klimabedingt ist. «Wir denken deshalb darüber nach, in Notbewässerungssysteme und in die Rodung und Neubepflanzung von Weinbergen mit dürreresistenteren Reben zu investieren.»

Noch weiter südlich, auf Sizilien, begann die Ernte auf dem Weingut Maggio bereits am 10. August, was laut Massimo Maggio aber nicht aussergewöhnlich ist. «Wir hatten keinen sehr heissen Sommer und nur einen Starkregen kurz vor Erntebeginn, sodass wir schöne und gesunde Trauben mit guter Weinperspektive ernten können.»

Im nördlichen Italien war der Sommer eher kühl. Von Klimawandel war hier in diesem Jahr wenig zu spüren, so dass der Erntebeginn im langjährigen Durchschnitt liegt. «Der Ertnezeitpunkt wird heuer weder durch atmosphärische Ereignisse noch durch den Klimawandel beeinflusst. Wir werden wie üblich Mitte September beginnen und die Ernte nach drei bis vier Wochen abschliessen», sagt Alberto Brini vom Weingut Il Conventino in der Toskana.

Auf der Azienda Poggio Ridente startet bald die Ernte der roten Trauben
Winzerin Cecilia Zucca zeigt sich erfreut sich ob der diesjährigen Traubenqualität.

Auf der Azienda Poggio Ridente im Piemont zeigt sich ein ähnliches Bild: «Die roten Trauben werden wir etwas früher ernten, aber nicht viel. Wir beginnen etwa ab 10. September», verrät Cecilia Zucca. Gleichwohl hat die Lese hier bereits am 17. August begonnen, denn für den Rosé müssen die Pinot-Nero-Trauben gelesen werden, bevor sie voll ausgereift sind.

Deutschland

Ein gutes Weinjahr für Tobias und Ellen Zimmer auf dem Weingut Hirschhof
Die Ernte auf dem Weingut von Tobias und Ellen Zimmer hat bereits Ende August begonnen.

Noch weiter nördlich ist der Klimawandel bei Delinat-Winzer diesmal ebenfall kaum ein Thema. «Ein sehr gut verlaufener Sommer ohne Wetterextreme wie Hitze, Trockenheit oder Starkregen», bilanziert Tobias Zimmer vom Weingut Hirschhof in Rheinhessen. Die Ernte begann am 27. August und damit eine gute Woche früher als im Durchschnitt. Grund dafür: milder Winter, früher Austrieb, harmonische Vegetationsperiode. Auf dem Hirschof wird sich die Ernte aber noch hinziehen. Tobias Zimmer: «Spätsorten wie Riesling und Spätburgunder benötigen noch Zeit.»

Österreich

Erst Mitte September und somit zu einem «normalen Zeitpunkt» beginnen Kathi und Daniel Bauer vom Weingut Bauer-Pöltl im österreichischen Mittelburgenland mit der Weinlese. Daniel Bauer: «2020 wird ein normaler Jahrgang, eher auf der trockenen Seite, aber ohne Hitze- oder Trockenstress. Beschatten der Traubenzone war dieses Jahr nicht notwendig, da weder zu heiss noch zu intensive Sonneneinstrahlung.»

Schweiz

Bio-Winzer Roland Lenz spricht von einem erfreulichen Weinjahr
Auf dem Weingut von Roland Lenz begann die Traubenernte Ende August.

Von einem «sehr erfreulichen Weinjahr» spricht Roland Lenz vom grössten Schweizer Bioweingut. Die befürchtete Trockenheit analog Vorjahr blieb aus, Ende August konnte mit der Ernte von gesundem Traubengut bei etwas geringerem Behang begonnen werden.

Zwei Winzerbrüder rocken die Rioja

Die Rioja-Winzer Alberto und Santiago Ramírez sind Brüder voller Gegensätze: Der hünenhafte Alberto, ein bekennender Heavy-Metal-Fan, ist mit seiner temporeichen Sprache ein richtiges Temperamentbündel. Sein Bruder Santiago verkörpert das pure Gegenteil: Als bedächtiger Rebmeister ist er der ruhende Pol auf dem Weingut Las Cepas.

Zwei ungleiche Brüder: Alberto und Santiago Ramírez

An einen Abend vor über zwei Jahren erinnere ich mich als wäre es gestern gewesen:  Alberto, ein Energiebündel mit der Statur eines Wikingers, schnattert ungeachtet der Sprachkenntnisse seiner Besucher mit unbändiger Leidenschaft über seine Weine, Weinberge und Philosophie. Nebenbei bereitet er eine deftige Grillade zu, vom CD-Spieler dröhnt lauter Heavy Metal. Obwohl wir uns nur mit Händen und Füssen unterhalten, verstehen wir uns auf Anhieb.

Es sind Weine, wie es sie in der Rioja nicht alle Tage zu entdecken gibt. Sie beeindrucken mit aussergewöhnlicher Dichte und Konzentration, würziger Aromatik und noch jugendlicher Frucht. Jeder mit seinem ganz eigenen Charakter – echte Botschafter der Sorte und des Terroirs eben.

Probierpaket Rioja
Vergleichen Sie die verschiedenen Traubensorten aus der Rioja im Probierpaket!

Kurz vorgestellt: die reinsortigen Rioja-Weine im Einzelnen

Die Garnacha ist zurück: Die Ramírez-Brüder haben fast hundertjährige Buschreben aus dem Dornröschenschlaf geweckt und einen sortentypischen Wein von aussergewöhnlicher Dichte und Konzentration gekeltert. Sechs Monate Barrique verleihen ihm Geschmeidigkeit und eine dezente Holznote.

Einst im Gemischten Satz zusammen mit anderen Sorten angebaut, feiern ein paar innovative Rioja-Winzer die alte, fast vergessene Sorte Maturana Tinta als Entdeckung für reinsortige Weine. Sechs Monate Reife im Barrique aus französischer Eiche verleihen dem Wein sanfte Röstaromen.

Die Graciano-Traube ist Albertos heimliche Liebe: Anspruchsvoll und ungestüm in der Jugend, entsteht – sechs Monate in Barriques aus französischer und amerikanischer Eiche gebändigt – ein herrlich eigenständiger Wein und ein toller Botschafter des neuen Weinstils in der Rioja.

Gemeinsam rocken die Brüder Ramírez mit ihren unkonventionellen, reinsortigen Loatum-Weinen die Rioja. Ich freue mich sehr, dass wir Ihnen nun diese kraftvoll-aromatischen Perlen aus dem in Spanien sehr guten Jahrgang 2016 in einem attraktiven Probierpaket anbieten können. Hier bestellen Sie das Paket portofrei ->

Wenig Nachschub aus dem Piemont

Ein kühler Februar-Tag im Piemont. Ich sitze in der warmen Stube von Renate Schütz, der Winzerin von La Luna del Rospo, dem kleinen Weingut im Alto Monferrato südlich von Asti. Wir unterhalten uns über das Weinjahr 2017. «Ich kann dir vom neuen Jahrgang nur wenig Barbera liefern», sagt mir Renate. «Tut mir Leid». Was ist passiert?

Weinberg Piemont
Die Weinberge von Renate Schütz sind wahre Naturparadiese.

Wie viele Weinregionen in Europa litt das Piemont 2017 unter Wetterextremen. Ende April schädigten Frost und in gewissen Gebieten Hagelstürme die jungen Triebe und Knospen der Reben. Im Sommer sorgten zudem Hitze und Trockenheit für Ertragsminderungen und eine zu rasche Reife der Trauben.

Ernteverlust durch Wetterkapriolen im Piemont

«In unserem Fall resultierten aus solchen Wetterkapriolen Ernteausfälle von rund 30 Prozent», erzählt Renate. Für eine Winzerin, die zugunsten der Qualität ohnehin schon auf geringe Erträge setzt, ein schmerzhafter Verlust. Ich staune deshalb immer wieder, wie sie solche Rückschläge wegsteckt und ihre Frohnatur nicht verliert. Schliesslich war es nicht das erste Mal, dass die Launen der Natur arg auf den Ertrag gedrückt haben.

Wenig Barbera auch bei Cecilia Zucca

Auf der Weiterfahrt ins Basso Monferrato nördlich von Asti zum Weingut Poggio Ridente von Cecilia Zucca hoffe ich noch, die fehlende Menge an Barbera hier zumindest teilweise kompensieren zu können. Die Hoffnungen zerschlagen sich bereits kurz nach der herzlichen Begrüssung. «50 Prozent Ernteverlust durch Frost, Hagelschlag und Trockenheit», lautet Cecilias düstere Erntebilanz 2017. Tröstlich: Immerhin stimmt die Qualität!

Weinkeller Piemont
Cecilia Zucca lässt sich trotz schwierigem Erntejahr die Liebe zum Wein nicht nehmen.

Fazit für Piemont- und Barbera-Liebhaber: Vom Jahrgang 2017 werden uns im nächsten Herbst nur wenige Flaschen erreichen – die aber in gewohnt guter Qualität.

Weisser Traumjahrgang 2015

Erinnern Sie sich an den Sommer 2015? Wetter wie aus dem Ferienprospekt – viel Sonne, viele heisse Tage, ein paar willkommene Regengüsse im August. Pünktlich zum Herbstbeginn endete die hochsommerliche Hitze. Die Monate September und Oktober waren eher kühl aber weiterhin meist trocken. Alles in allem ideale Voraussetzungen für eine vorzügliche Weinlese. Die Traubenqualität sorgte bei unseren Winzern in ganz Europa für frohe und heitere Gesichter. In Spanien und der Schweiz liess lediglich die Menge etwas zu wünschen übrig.

Gesunde Trauben aus reicher Biodiversität mit einer schönen und festen Schale versprechen fein duftende Weine mit leuchtender Farbe und komplexer, filigraner Struktur. Entsprechend hoch waren die Erwartungen an den Weinjahrgang 2015. Insbesondere bei den Weissweinen haben wir jetzt die Bestätigung: Die schönen Erinnerungen an den Sommer 2015 spiegeln sich eins zu eins im Weinglas wider. Der relativ kühle Herbst liess die Weissweintrauben langsam und harmonisch ausreifen und bescherte ihnen gute Säurewerte. So entstanden Weine von schön ausbalancierter Kraft, Dichte und Frische.

Aktuell zeigen sich unsere Weissweine mit Jahrgang 2015 von ihrer schönsten Seite. Die Fruchtaromen der Trauben haben sich mit den Tertiäraromen, die sich während der Flaschenlagerung heranbilden – zum Beispiel Noten von Trockenfrüchten, Mandeln oder Orangenschalen – harmonisch verbunden. Und die gut stützende Frische garantiert diesen Weissweinen vollen Trinkgenuss bis mindestens Ende 2017.

–> Zu den Weissweinen des Jahrgangs 2015.

Überflieger aus dem Languedoc

Das Paket aus der Corbières war unscheinbar. Eine Flasche Wein zur Bemusterung. Die Winzer unbekannt, das Muster nicht angefordert. Skeptisch öffneten wir in unserer internen Verkostungsrunde die Flasche – und kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus: Ein Languedoc-Wein dieser Preisklasse von so grossartiger Eleganz, Balance und Finesse war uns bisher nicht untergekommen. Das war 2010.

Reben am Montagne d‘Alaric
Am Fuss des Montagne d‘Alaric wachsen alte, knorrige Buschreben auf Böden, die zu Abertausenden mit grossen Kalksteinen übersät sind. Kaum zu glauben, dass auf solchen Steinwüsten Spitzenweine wachsen können!

Arbeiten im Einklang mit der Natur

Als für Frankreich zuständiger Einkäufer vereinbarte ich kurz darauf einen Besuch auf der Domaine Lignères. Hier traf ich auf die beiden Brüder Jean und Paul Lignères und kam ein zweites Mal ins Staunen: Die beiden entpuppten sich nicht nur als leidenschaftliche Biowinzer, sondern, in einem zweiten Berufsleben, auch als Mediziner: Jean ist Dorfarzt in Moux, Paul Zahnarzt in Narbonne!

Engagiert für die Biodiversität: Mit einem Ornithologen installierten die beiden Winzer-Brüder rund 350 Nisthilfen für Meisen, Fliegenschnäpper, Steinkauze, Zwergohreulen und Fledermäuse.

Rasch wurde deutlich, welches Erfolgsrezept hinter den Weinen der Ärzte- und Winzerfamilie Lignères steckt: knorrige Buschreben in wilder Garrigue-Landschaft an geschützter Lage am Montagne d’Alaric, einheimische Traubensorten wie Carignan, Mourvèdre, Grenache und Syrah, kompromisslose Arbeit im Einklang mit der Natur, keine Tricks und unnötigen Eingriffe im Keller.

Gold für einen puristischen und authentischen Languedoc-Wein

Das etikettenlose Weinmuster, das wir in St. Gallen verkostet hatten, trug hier einen Namen: Roches d’Aric. Im Oktober 2011 schaffte es der Jahrgang 2009 in den DegustierService, das Weinabo von Delinat. Wir hatten damals nur wenige Weine mit einer solch puristischen Stilistik im Sortiment. Spontangärung, Reife im gebrauchten Holzfass, keine Schönung, keine Filtration und nur minimaler Schwefeleinsatz zur Stabilisierung zeichnen diesen Wein aus. Die Folgejahrgänge wurden rasch zu Publikumslieblingen. Der 2011er wurde am internationalen Weinwettbewerb Mundusvini BioFach 2015 gar mit «Grossem Gold» ausgezeichnet. Damit gehörte er zu den zehn besten Bioweinen Europas.

 

Familie Lignères (2. von links ist der Autor) hat allen Grund zum Feiern: Auch der neue Jahrgang Roches d’Aric wurde noch vor dem Verkaufsstart an der BioFach mit Gold ausgezeichnet.

Im Spätherbst ist der Roches d’Aric meist ausverkauft, so auch im letzten Jahr. Jetzt hat das Warten ein Ende: Der neue Jahrgang 2014 ist endlich eingetroffen. Die grossartige Qualität hat nicht nur mich, sondern erneut auch die Juroren des Weinwettbewerbes Mundusvini BioFach überzeugt: Im Dezember 2016 haben sie den 2014er mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.

 

Neue Weine von neuen Winzern

Zu den wichtigsten Aufgaben des Einkäufer-Trios Martina Korak, Emil Hauser und David Rodriguez gehört es, bei den besten Bio-Winzern Europas spezielle Weinperlen zu entdecken und für Delinat-Kunden verfügbar zu machen. Hier berichten sie von ihren jüngsten «Eroberungen».

Emil Hauser, Einkäufer Frankreich: Entdeckung in Châteauneuf-du-Pape

Es gibt Regionen, in denen ist es schwierig Winzer zu finden, die bereit sind, unsere anspruchsvollen Richtlinien zu erfüllen. Dazu gehört Châteauneuf-du-Pape in Südfrankreich. Es war vor Jahren an einer professionellen Degustation in Zürich. Unter den vielen Winzern aus der der Rhône verblüfften mich die Domaine de Beaurenard aus Châteauneuf-du-Pape. Weine von ungeahnter Frische, mit viel Tiefgang, kräftigem, komplexem Körper aber ohne überextrahierte Tannine. Ich verwickelte Winzer Daniel Coulon in ein Gespräch um hinter das Geheimnis dieser Tropfen zu kommen. Als er mir dann noch sagte, dass ab Jahrgang 2008 alle Weine biozertifiziert sind, war für mich klar: perfekt für Delinat! Doch da waren leider Exklusivverträge mit Importeuern, die eine Zusammenarbeit vorerst verhinderten.

Pferd im Weinberg
Die Böden der Domaine de Beaurenard werden mit dem Pferd bearbeitet. Das verhindert Bodenverdichtung und Bodenerosion.

2012 habe ich Daniel Coulon an Weinmessen in Düsseldorf und Montpellier erneut angetroffen. Mittlerweile waren die Weine biodynamisch nach Demeter zertifiziert. Wieder haben sie mich verblüfft und voll und ganz überzeugt. Daniel Coulon, angetan von der Delinat-Methode eines biologischen Weinbaus mit reicher Biodiversität, hatte sich unterdessen auch die nötigen Freiräume für neue Partnerschaften geschaffen. Und so kam es, dass wir uns im vergangenen Jahr mit dem Anthémis de Beaurenard (aktuell im Weinabo Exklusiv) und dem Topgewächs Boisrenard zwei erste Weine dieses grossartigen Weinguts sichern konnten.

David Rodriguez, Einkäufer Spanien: komplexe Weine aus wilder und unverfälschter Natur

Die Schönheit mancher Landschaften kann man mit Worten nur schwer beschreiben. Man muss sie mit eigenen Augen sehen. Mehrmals pro Jahr bin ich beruflich in Spanien unterwegs. Und da treffe ich manchmal mehr oder weniger zufällig auf solche Regionen. Im Winter 2012 war ich in Kastilien und Leon und besuchte bewährte Partnerbetriebe im Ribera del Duero, in der Rueda und im Toro und auch ein paar mir bislang unbekannte Weingüter, darunter Viñas del Cámbrico in der Sierra de Salamanca. Bei dichtem Neben fuhr mich Winzer Fernando Maillo zu seinen Weinbergen. Von der Landschaft war kaum etwas zu sehen. Aber die kleinen Terrassen mit den uralten Rebstöcken liessen mich damals schon erahnen, was sich später bestätigte: Hier reift Wein in einer atemberaubenden wilden und weitgehend unverfälschten Naturlandschaft.

Reben und unverfälschte Natur: Alberto Martín (Önologe des Weinguts, links) diskutiert angeregt mit David Rodriguez.

Ob die Weine da mithalten können? fragte ich mich, bevor Fernando im Keller zur Degustation bat. Sie können, und wie. Cámbrico erzeugt keine Weine für jeden Tag. Die charakteristischen, gehaltvollen und komplexen Gewächse stellen Ansprüche und erfordern die Aufmerksamkeit der Sinne. Aber wer den Zugang findet, bleibt noch lange gefangen von der Magie dieser aussergewöhnlichen Tropfen, die auf handwerkliche Art und Weise aus kleinen Erträgen autochthoner Sorten wie Rufete, Calabres und Tempranillo erzeugt werden.

Martina Korak, Einkäuferin Italien: endlich Weine aus Südtirol

Immer wieder werde ich darauf angesprochen, weshalb Delinat keine Weine aus dem Südtirol anbietet. Seit neustem fällt mir die Antwort leicht: Wir tun es! Die Suche nach einem passenden Partner war schwierig und lang: Entweder überzeugte die Weinqualität nicht. Oder die verfügbaren Mengen waren mikroskopisch. Oder die Preise waren schlicht zu hoch.

An der Vinitaly, der grössten Weinmesse Italiens, bin ich dann im Frühling 2016 auf die Kellerei Kaltern gestossen. Das ist die grösste Winzergenossenschaft im Südtirol mit einem kleinen, aber feinen Bio-Segment. Rund ein Dutzend Weinbauern bewirtschaften ihre Reben nach biodynamischen Kriterien. Die Trauben werden in der Genossenschaftskellerei nach denselben Richtlinien zu Weinen verarbeitet, die mich auf Anhieb überzeugt haben. Der sortenreine Weissburgunder Solos Pinot bianco besticht durch Frische, Aromakomplexität und Mineralität. Der ebenfalls sortenreine Solos Lagrein Riverva gibt sich fruchtbetont, mit ausgeprägten sortentypischem Charakter und saftigen Gerbstoffen. Lagrein ist eine autochthone Rotweinsorte aus dem Südtirol und wird hauptsächlich dort kultiviert.

Eine schöne Neuentdeckung …

Josep Gironés Llop lebt in der hügeligen Landschaft der Terra Alta in der Provinz Tarragona. Vor vier Jahren ist ihm zu Ohren gekommen, dass in Valencia ein internationales Winzertreffen geplant ist, bei dem Begrünungs- und Biodiversitätsstrategien im Weinberg im Fokus stehen. Es war das Delinat-Winzerseminar 2012 auf dem ökologischen Vorzeigeweingut Pago Casa Gran im Hinterland von Valencia.

Josep Gironés Llop
Josep Gironés Llop inmitten des blühenden Weinbergs

Josep fragte uns an, ob er als Gastwinzer daran teilnehmen könne. Wir sagten zu und so lernte ich einen naturverbundenen Wein- und Olivenbauer kennen, dessen Weine mich neugierig machten. Bei meiner nächsten Spanien-Reise vereinbarte ich einen Termin mit ihm. Die von Oliven- und Haselnusshainen umgebenen Weinberge haben mich auf Anhieb fasziniert, entsprachen sie doch schon damals weitgehend unseren strengen Anforderungen. Ebenso seine Familiengeschichte. Joseps Grossvater war Schafhirte im kleinen Dorf La Fatarella. Alle nannten ihn Pastoret, was so viel wie kleiner Schafhirte bedeutet. Josep hat diesen Spitznamen geerbt und auch einen seiner Weine so benannt. Und genau diese fein strukturierte, charakterstarke Cuvée aus Garnacha, Merlot und Syrah entpuppte sich bei einer ausgedehnten Degustation als perfekte Neuentdeckung.

Josep hat sich darüber so gefreut, dass er sein am Winzerseminar neu erworbenes Wissen  gleich in die Praxis umgesetzt und  für noch mehr Naturvielfalt in seinen Rebbergen gesorgt hat. Mit dem aktuellen Rotwein-Abo kamen zwei Flaschen Pastoret – Kundinnen und Kunden waren begeistert, wie die zahlreichen Bewertungen zeigen.

Mein Tipp von der Winzerreise: Chianti aus dem Kloster

Auf diesen Besuch hatte ich mich schon vor der Reise gefreut: Badia a Colitibuono (deutsch «Abtei der guten Ernte») ist eines der Top-Weingüter im Chianti Classico. Im imposanten Weinkeller lagern Chianti bis zum Jahrgang 1937! Bereits 1985 stellte man hier auf biologischen Weinbau um. Auf ruppigen Schieferböden kann der Sangiovese hier seine grosse Vielfalt wunderbar entfalten.

Kochkurs Badia a Coltibuono
Kulinarische Freuden im alten Kloster: Kochkurs und Chianti in Badia a Coltibuono

Das Kloster ist fast 1000 Jahre alt, man kann dort auch wunderbare Ferien verbringen. Die Küchenchefin lädt uns zum Kochkurs ein und führt uns in die Geheimnisse der Pastaherstellung ein. Im Kamin nebenan prasselt ein Feuer. Beim Kochen und beim Essen dürfen wir die wunderbaren Chianti des Weinguts degustieren. In dieser Atmosphäre kommt fast jeder Wein gut zur Geltung. Einer aber nimmt mich besonders gefangen:

Der L’Abbazzia aus 100% Sangiovese verwöhnt das Auge mit einem hellen Rubinrot. Er duftet nach roten Johannisbeeren, Cranberries und Flieder. Es folgen würzig-erdige Noten mit Anklängen von Gewürznelken. Im Gaumen ist der l’Abbazia ausgewogen, die Gerbstoffe sind schon gut eingebunden und ein frischer Ausklang bereitet Freude.

Zu diesem feinen Tropfen passen natürlich (fast) alle Pastagerichte. Empfehlen kann ich aber auch eine Pappa al pomodoro (Suppe aus altem Brot mit Tomaten und Gewürzen) und die Ribollita (toskanische Bohnensuppe), Wildschweinragout mit Kräutern, Kaninchen mit Peperoni und viele weitere Köstlichkeiten.

Schade, verlassen wir diesen geschichtsträchtigen und genussreichen Ort am nächsten Tag schon wieder!

Weitere Empfehlungen der Bildungsreisenden:

Mein Favorit aus Norditalien: ein Valpolicella Ripasso

Mit vielen neuen Erfahrungen und einem Rucksack voller Weinwissen kam das Team des Kundenservice im Mai von der Weiterbildungsreise aus Italien zurück. Aus den vielen Degustationen haben die Bildungsreisenden ihre sechs Favoriten ausgewählt, die im neuen Probierpaket «Giro d’Italia» gebündelt erhältlich sind. Hier der Favorit von Robin Bazo, Depotleiter in Olten:

Die Brüder Fasoli arbeiten mit grosser Leidenschaft am Weinberg der Zukunft. Schon jetzt haben sie im Valpolicella ein kleines Paradies erschaffen. Mit dieser Motivation und ihren Erfolgen sind sie dabei, auch die konventionellen Nachbarn überzeugen: Ich habe den Eindruck gewonnen, dass diese schon bald mitmachen werden und einen Weinbau in reicher Biodiversität verfolgen.

Winzer und Depotleiter im Weinberg. Von links nach rechts: Amadio Fasoli, Pirmin Muoth und der Autor
Winzer und Depotleiter im Weinberg. Von links nach rechts: Amadio Fasoli, Pirmin Muoth und der Autor

Auf ihrem Weingut La Casetta erzeugen die Brüder eine grosse Vielfalt von Weinen, vom fruchtigen und leichten Valpolicella bis zum komplexen und wuchtigen Amarone. Was mich beeindruckt hat: Hier werden alle Weine gleich behandelt – mit viel Liebe nämlich! Zum Beispiel werden bei der Ernte die Trauben in mehreren Durchgängen gelesen und selektioniert, um nur reife Trauben zu ernten.

Ganz besonders fein finde ich den Ripasso La Casetta. Der Valpolicella Ripasso entsteht aus den gleichen Traubensorten wie der berühmte Amarone. Dem eher hellen Wein werden nach der Gärung ungepresste Traubenschalen aus der Amarone-Erzeugung beigefügt. So erhält er mehr Farbe, Tiefe und Dichte. Danach wird der Ripasso in grossen Holzfässern ausgebaut.  Mit seiner schönen Frucht und den würzigen Noten passt der Ripasso hervorragend zu frisch gemachter Pasta all’Arrabiata. Die hatten die Brüder Fasoli uns am Abend zu diesem Wein serviert. In der Nase und im Geschmack hat der Ripasso wirklich Ähnlichkeit mit dem Amarone, ist aber alltagstauglich: ein kräftiger Tropfen für jeden Tag, den man unkompliziert zu vielen (Pasta-)Gerichten kombinieren kann.

Weitere Empfehlungen der Bildungsreisenden:

Meine Weinempfehlung von der Winzerreise: Chianti Spigo d’Oro

Mit vielen neuen Erfahrungen und einem Rucksack voller Weinwissen kam das Team des Kundenservice im Mai von der Weiterbildungsreise aus Italien zurück. Aus den vielen Degustationen haben die Bildungsreisenden ihre sechs Favoriten ausgewählt, die im neuen Probierpaket «Giro d’Italia» gebündelt erhältlich sind. Hier die persönliche Empfehlung von Michele Greco vom Delinat-Shop Zürich-City:

Als ehemaliges privates Jagdgut des Industriellen Roberto Drighi liegt die Tenuta San Vito idyllisch auf einer Hügelkuppel in den Colli Fiorentini, unweit der toskanischen Metropole Florenz. Schon seit den 80er-Jahren haben sich die Besitzer kompromislos und mit grossem Engagement dem biologischen Weinanbau verschrieben und dies mit einer imposanten Biodiversität. Neben Wäldern, Zypressen, Wiesen und Seen wird auf dem 126 ha grossen Gut auch ein vorzügliches Olivenöl extra vergine hergestellt, das einen guten Ruf geniesst. Die Besitzerfamilie bietet auch schöne und stilvolle Unterkünfte in Form des Agriturismo an, zudem kann man sich im hauseigenen Shop mit mit Produkten «fatta in casa» eindecken und einige Flaschen Wein mitnehmen. Beeindruckt hat mich die herrliche und entspannende Lage mit Weitsicht ins Umland und die sehr gepflegten Weinberge.

San Vito Chianti
Rechts der Autor, der sich fleissig Notizen macht.

Nach Verkostung aller Weine habe ich den Spigo d’Oro zu meinem ganz persönlichen Favoriten erkoren. Er besteht aus 90% Sangiovese und 10% Canaiolo. Am besten kommt er zur Geltung, wenn er jung getrunken wird. Sein fruchtiges Bukett nach Süssholz und Kirsche und sein feines Tannin harmonieren wunderbar – ein würziger Abgang macht den Trinkgenuss eines jungen Weines perfekt. Weil mir schöne Etiketten wichtig sind, hat diese bestimmt auch zu meiner Wahl beigetragen – die edle Gestaltung mit einem Schuss Blau macht auf dem Tisch einen einladenden Eindruck und lässt mich vom italienischen «dolce far niente» träumen … Mit einem Glas Spigo d’Oro hat man immer etwas «Italianità» zu Hause.

Chianti Spigo d'Oro

Ich koche sehr gerne selber und «oute» mich hiermit als Genussmensch. Daher sind mir einfache Gerichte mit ausgezeichneten regionalen Produkten wichtig, wie sie gerade die italienische Küche bietet. Für meine Gäste tische ich den Spigo d’Oro gerne mit einer grossen Platte «antipasto misto» auf: fein geschnittene Salami, Prosciutto und Mortadella, dazu Hartkäse wie Pecorino oder Parmigiano. Dazu passt am besten ein Ciabatta-Brot. Der Spigo d’Oro ist auch ein guter Essensbegleiter zu geschmortem Fleisch und Pasta mit würzigen Saucen. Buon Apetito!

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