Unterwegs in Portugal und Spanien

Nach dreistündiger Fahrt ab Lissabon wurden wir auf dem Weingut Vale de Camelos im Alentejo von der Besitzerfamilie und von Betriebsleiter Dietmar Ochsenreiter herzlich empfangen. Als erstes imponierte uns die weitläufige, extrem trockene Landschaft mit den vielen Storchennestern.

Im Tal der Kamele
Im Tal der Kamele

Nützliche Wildrosen

Delinat-Winzerberater Daniel Wyss zeigte sich erstaunt und begeistert über die Fortschritte bei der Biodiversität seit seinem letzten Besuch. Auf seine Anregungen hin wurden im Umfeld der Weinberge innert Jahresfrist 1000 Jungpflanzen gesetzt – Olivenbäume, Steineichen, Pinien, Oleander, Johannisbrotbäume und Wildrosen. Besonders wertvoll ist die Windrose, die als Wirtspflanze für Zwergwespen dient. Diese wiederum sind der natürliche Antagonist der Rebzykade und parasitiert diese.

Rosen am Anfang der Rebzeile
Rosen am Anfang der Rebzeile

Abstecher in die Extremadura

Eine Degustation der neuen Jahrgänge zeigte das erfreuliche Potential der Weine von Vale de Camelos auf. Nach einem Imbiss mit unglaublich feinem Schinken vom schwarzen Pata-Negra-Schwein ging die Reise weiter über die Grenze in die spanische Extremadura, wo Önologe Juan Sojo von der Bodega Cerro la Barca auf uns wartete. Juan bewirtschaftet selbst keine Rebberge, sondern kauft die biologische Trauben von drei verschiedenen Produzenten zu. Natürlich wollten wir genau wissen, woher seine Trauben kommen. Einer der Weinbauern, Juan Diaz, verfügt über ein Naturparadies erster Güte. Auf seinem Betrieb wachsen neben Tempranillo-Reben auch Oliven, Erbsen, Mandeln, Zwetschgen, Pistazien und Kakteen. Mehrere Wasserteiche dienen nicht nur als Speicherbecken, sondern auch als Lebensraum für Enten, Schildkröten und Fische. In dieser Artenvielfalt kommt Juan im Weinberg fast gänzlich ohne mit Kupfer und Schwefel versetzte Spritzmittel aus.

Begegnung mit alten einheimischen Rebstöcken

Dann ging die Fahrt zurück nach Portugal. Im Dão erwarteten uns Winzer António Lopes Ribeiro und seine Frau Sara Dionísio auf ihrem Heimgut Casa de Mouraz. Hier wachsen vor allem autochthone Traubensorten. Die wichtigsten sind die rote Touriga Nacional und die weisse Encruzado. Die Parzellen liegen idyllisch eingebettet in die hügelige Landschaft und ähneln weitläufigen Gärten. Wir staunen über eine üppige und artenreiche Dauerbegrünung zwischen den Reben. Auffällig ist auch die grosse Anzahl alter Rebstöcke. Zu einem vorzüglichen Mittagessen mit lokalen Spezialitäten konnten wir drei Weine verkosten, wobei der weisse Encruzado am meisten begeisterte.

Phänomenale Aussicht im Douro-Tal
Phänomenale Aussicht im Douro-Tal

Auf den Spuren des Campelinho

Danach machten wir uns im Douro Superior auf die Spur des Campelinho. João Carlos Ribeiro liefert António die Trauben für diesen Rotwein aus dem spektakulären Douro-Tal. Den Rebberg erreichten wir über steil bergan führende Schotterwege. Auf kargen Böden wachsen auf rund 600 Metern Höhe Traubensorten wie Touriga Nacional, Touriga Franca, Tinta Roriz und viele andere. Das trockene Klima lässt zu, dass Kupfer nur in allergeringsten Mengen gespritzt werden muss. Die optimal begrünten Rebberge erfüllen die höchste Stufe der Delinat-Richtlinien.

Antonio Lopes Ribeiro (links) und Winzerberater Daniel Wyss im Campelinho-Weinberg
Antonio Lopes Ribeiro (links) und Winzerberater Daniel Wyss im Campelinho-Weinberg

Ein Winzer von Welt und Kultur

Nach einer phänomenalen Fahrt entlang des Flusses Douro Richtung Atlantik tauchten wir im Gebiet des Vinho Verde in eine vollkommen andere Klimazone ein. In einer an die Tessiner Magadino-Ebene gemahnenden Senke liegt das Gut Casa de Quintao von Joaquin Reis. Auf rund 10 Hektar gedeihen unterschiedlichste Beeren, Gemüse und Reben der Sorten Loureiro und Azal. Wir spürten, dass hier ein Mann von Welt und Kultur wirkt! Der emeritierte Bioingenieur hat sich hier ein wahres Paradies geschaffen.

Zum Abschluss der ebenso vergnüglichen wie lehrreichen Reise verbrachten wir noch einen kulinarisch genüsslichen Abend in Porto und bewunderten die Lebensfreude der Menschen, die sich in einem spontanen Tanz der Einheimischen in einer engen Gasse ausdrückte. Beeindruckt hat uns bei allen besuchten Winzern nicht nur die tiefe Verbundenheit mit der Natur, sondern auch die ökonomische Herausforderung, die sie in einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld Tag für Tag mit neuem Mut annehmen.

Imposanter Einblick ins Bio-Weinland Österreich

Österreich gilt als fortschrittlichstes Bio-Weinland Europas. Nirgends sonst ist der Anteil an biologischem Weinbau so hoch wie hier (mehr als 10 Prozent). So waren wir besonders gespannt auf diese Reise, die wir zusammen mit Delinat-Winzerberater Daniel Wyss zu den Weingütern Harm, Sepp Moser und Meinklang unternahmen.

Die Kundenberater mit Werner Michlits vor einem  Biodiversitäts-Hotspot im Weingut Meinklang (v.l. Kevin Benz, Paolo Mira, Werner Michlits, Naemi Ilg)
Die Kundenberater mit Werner Michlits vor einem Biodiversitäts-Hotspot im Weingut Meinklang (v.l. Kevin Benz, Paolo Mira, Werner Michlits, Naemi Ilg)

Weingut Harm

Was Dipl. Ing. Dr. rer. nat. Andreas Harm, Vater von drei schulpflichtigen Kindern und Winzer alles unter einen Hut bringt, ist bemerkenswert. Er repräsentiert die regionale Vereinigung biologischer Winzer, wirkt als Weinbauberater und führt verschiedene Forschungsarbeiten im Bereich des biologischen Weinbaus durch. Zur Hauptsache aber bewirtschaftet er mit grosser Leidenschaft mehrere kleine Weinbergsparzellen in der Wachau und im angrenzenden Kremstal. Andreas konzentriert sich dabei auf die beiden einheimischen weissen Paradesorten Riesling und Grüner Veltliner.

Paradeiser (Tomaten) als Sekundärkultur zwischen den Rebzeilen
Paradeiser (Tomaten) als Sekundärkultur zwischen den Rebzeilen

Besonders beeindruckt hat uns seine Toplage am Dürnsteiner Kellerberg. In Vergleich zu den Nachbarparzellen stechen seine terrassierten Steillagen mit einer prächtigen, artenreichen Begrünung heraus. Am Wachtberg, einer andern schönen Lage hoch über der Donau, begeisterten uns die vielen Tomatenstöcke, die zwischen den Rebzeilen wachsen und hocharomatische Paradeiser (wie Tomaten in Österreich genannt werden) liefern. Bei der Verkostung der Harm-Weine am Familientisch in Begleitung eines feinen Marillenkuchens wurde uns wieder einmal eindrücklich bewusst, zu welch herausragenden Weinen Winzer fähig sind, die draussen in Harmonie mit der Natur arbeiten und im Keller nach dem Motto «kontrollierter Minimalismus» vinifizieren.

Weingut Sepp Moser

Danach chauffierte uns Andreas Harm zur nächsten Station, dem keine 10 Kilometer entfernt gelegenen Weingut Sepp Moser im Kremstal. Hier werden wir von Winzer Niki Moser im prachtvollen Atriumhaus empfangen. Dieses liess sein Grossvater Lenz Moser, Begründer des bekannten Lenz-Moser-Erziehungssystems, in den 1950er-Jahre nach römischem Vorbild erbauen. Auf unserem Rundgang durch die artenreichen Weingärten wies uns Niki auf eine Wiese hin, in der Wermut wächst. Der Winzer stellt daraus ein natürliches Präparat her, mit dem er die Spinnmilbe bekämpft. Beeindruckt hat uns auf der Fahrt zu weiteren Weinbergen auch die längste Kellergasse Österreichs: Auf einer Länge von fast zwei Kilometern reihen sich eingebettet in eine Lössstrasse 71 Weinkeller, die heute als Heurigenbetriebe und als Verkostungslokale genutzt werden.

Wunderschön: Biodiversität im Weingut Sepp Moser
Wunderschön: Biodiversität im Weingut Sepp Moser

Für die Verkostung der Moser-Weine kehrten wir ins Atrium zurück. Die intakte Natur, der wir draussen in den Reben begegnet waren, kam uns hier in den schönsten Facetten auch aus dem Glas entgegen. Niki Moser bewirtschaftet auch im Burgenland in der Nähe des Neusiedlersees mehrere Rebparzellen. Auch diese flachen Weingärten besichtigten wir, bevor wir auf dem Weingut Meinklang Halt machten.

Weingut Meinklang

Bei der Familie Michlits beindruckte die grosszügige, moderne Kellerei. Angela und Werner Michlits legen Wert auf grosse Sauberkeit. Ihr «Heiligtum» ist ein sakral anmutender kleiner Keller. Eine stattliche Holztruhe ist das einzige Objekt im Raum. Darin lagern die biodynamischen Präparate, welche die Familie Michlits zusammen mit weiteren biodynamischen Winzern selber herstellt.

Weingut Meinklang: In dieser Truhe lagern die biodynamischen Präparate.
Weingut Meinklang: In dieser Truhe lagern die biodynamischen Präparate.

Eine echte Herausforderung stellen die vor drei Jahren angelegten Pflanzeninseln in der mit 11 Hektar grössten zusammenhängenden Rebfläche dar. «Wir haben zur Verbesserung der Biodiversität schon hunderte von Bäumen und Sträuchern angepflanzt. Leider gehen viele davon immer wieder ein», erklärte uns Werner. Aufgeben kommt für ihn aber nicht in Frage. Statt aber für viel Geld immer wieder neue Pflanzen zu setzen, will er künftig einfach das wachsen lassen, was von Natur aus kommt. Und so wird es halt etwas länger dauern, bis die ökologischen Hotspots diesen Weinberg zu einem einzigartigen Biotop machen.

Die Reise zu drei der fortschrittlichsten österreichischen Winzer im Bereich eines nachhaltigen Weinbaus war für uns sehr lehr- und aufschlussreich. Viele Erkenntnisse und Erfahrungen werden in eine kompetente Kundenberatung einfliessen. Ganz besonders beeindruckt hat uns, mit wie viel Herzblut und Können unsere Winzer bei der Sache sind.

Eindrückliche Lehrstunde in Sizilien

Für mich ist es das erste Mal, dass ich einen direkten Einblick in die Philosophie und Arbeitsweise unserer Winzer in Sizilien bekomme. Am eindrücklichsten bleibt mir sicher der Besuch auf dem Weingut von Massimo Maggio in Erinnerung. Wie er und sein Kellermeister Angelo Marangio die über 100 Hektar Reben managen und mit Überzeugung fast überall die höchsten Anforderungen der Delinat-Richtlinien erfüllen, ist beeindruckend.

Die Reben von Castelluccio, im Albarello-System erzogen. Dieses System schützt die Reben vor dem «Sonnenbrand».
Die Reben von Castelluccio, im Albarello-System erzogen. Dieses System schützt die Reben vor dem «Sonnenbrand».

Dass Weinbau für Massimo in erster Linie eine Herzensangelegenheit ist, zeigt das Projekt Castellucio. Erst vor fünf Jahren hat er diesen nur zwei Hektar grossen Weinberg übernommen. Rein wirtschaftlich würde es kaum Sinn machen, diese 25 Kilometer vom Weingut entfernte kleine Fläche zu bewirtschaften. Zu gross ist der Aufwand, zu klein der Ertrag. Doch Massimo hat an diesem Flecken Erde den Narren gefressen, zumal er hier ausserordentlich extraktreiche Trauben ernten kann. Daraus entsteht der Terregeloi, ein im Barrique ausgebauter Nero d’Avola, der ab kommendem Herbst Eingang in den DegustierService «Exklusiver Rotwein» findet.

Beim Spaziergang durch den grossflächigen Weinberg Vigna di Pettineo überraschen mich die vielen ökologischen Hotspots, Sträucher und Bäume, die Massimo angepflanzt hat. Sein Ziel ist klar: eine möglichst reiche Biodiversität. Schon jetzt wimmelt es nur so von Schmetterlingen und andern Lebewesen. Auch Olivenbäume gibt es in grosser Zahl. Aus den Früchten entsteht das feine Bonarossa-Olivenöl extra vergine. Dann zeigt uns Massimo noch voller Stolz die zwischen einigen Rebzeilen angepflanzten Tomaten. Daraus entsteht die Sugo für unser Biodiversitäts-Paket. Ein nahegelegenes Steinhaus hat Massimo restauriert und wohntauglich umgebaut. Er will es für sanften Tourismus nutzen, um den Leuten die Idee des Rebbergs der Zukunft näherzubringen.

Die Reben am Lago Vuveri werden mit Schilf, welches in unmittelbarer Nähe wächst, an Pfählen festgebunden. Dies zum Schutz vor dem Umknicken bei starkem Wind.
Die Reben am Lago Vuveri werden mit Schilf, welches in unmittelbarer Nähe wächst, an Pfählen festgebunden. Dies zum Schutz vor dem Umknicken bei starkem Wind.

Nächste Station ist der Weinberg am Lago Vuveri. Der See liegt in einem Naturschutzgebiet, das unzählige Zugvögel als Stützpunkt auf ihrem Weg in den Süden oder Norden nutzen. Auch hier legt Massimo seine grosse Verbundenheit mit der Natur an den Tag. Das zeigt sich unter anderem an einem kleinen Detail: Die Reben werden mit Schilf, das am Ufer des Sees wächst, an den Pfählen festgebunden.

Massimo de Gregorio erklärt Rolf , wo die Grenzen des 3-Schnecken-Rebbergs verlaufen, im Hintergund eine natürliche Hecke aus Schilf.
Massimo de Gregorio (rechts) erklärt Rolf Kaufmann, wo die Grenzen des 3-Schnecken-Rebbergs verlaufen. Im Hintergund eine natürliche Hecke aus Schilf.

Nach einem geruhsamen Sonntag am Strand reisen wir weiter Richtung Palermo zum Weingut Villa Dorata. Gutsbesitzer Massimo de Gregorio hat seiner Azienda in wunderschöner Hügellage ein Agriturismo mit Restaurant, Gästezimmer und grossem Swimmingpool angegliedert. Hier ist die Natur noch so intakt und vielfältig, dass kaum zusätzliche Anstrengungen zugunsten der Biodiversität nötig sind. Auf dem Weg zum Weinberg werden wir Zeuge eines Naturspektakels: zwei Zornnattern beim Paarungsritual.

Zwei Zornnattern beim Paarungsritual . Die zwei Schlangen liessen sich durch unsere Anwesenheit nicht erschrecken – Sehr eindrücklich !
Zwei Zornnattern beim Paarungsritual . Die zwei Schlangen liessen sich durch unsere Anwesenheit nicht erschrecken – sehr eindrücklich !

Zum Abschluss fahren wir in den südöstlichesten Zipfel Siziliens. In Pachino kultiviert Corrado Gurrieri gut acht Hektar Reben und 5 Hektar Olivenbäume. Nach einem ausgiebigen Rundgang durch die Weinberge erwartet uns Valeria Gurrieri mit einem einfachen aber zauberhaften Mittagessen. Dazu trinken wir einen Fravolata. Diese herrlich frische, fruchtige und doch mundfüllende Cuvée würde ich sofort in unser Sortiment aufnehmen, wenn ich Einkäufer wäre.

Die Böden der Rebberge von Corrado Gurrieri sind sehr kalkhaltig. Das ergibt Weine mit einer hohen Mineralität.
Die Böden der Rebberge von Corrado Gurrieri sind sehr kalkhaltig. Das ergibt Weine mit einer hohen Mineralität.

Für mich war es eine überaus lehr- und abwechslungsreiche Reise. Die Begegnung mit der sizilianischen Mentalität, die vielen Eindrücke und die Begegnungen mit den unterschiedlichen Winzern, die sich alle sehr engagiert für einen nachhaltigen Weinbau einsetzen, liefern mir wertvollen Stoff für eine kompetente Empfehlungs- und Beratungsarbeit in meinem Delinat-Weindepot Bern.

Lehrreiche Weintour durch Nordspanien

Die Weineinkäufer und die Winzerberater sind viel unterwegs und pflegen einen engen Kontakt mit den Delinat-Winzern. Das Team an der Delinat-Verkaufsfront bekommt hin und wieder die Möglichkeit, einen Winzerberater zu begleiten. Durch den direkten Einblick in Philosophie und Bewirtschaftungsweise der Winzer entsteht wichtiges Knowhow für eine kompetente Kundenberatung. Christian Wild und Roman Herzog berichten von ihrer Reise mit Winzerberater Daniel Wyss durch Nordspanien.

Osoti
Gruppenbild vor einem beinahe unwirklichen Himmel in der Rioja, v.l.: Christian Wild (Verkaufsteam), Francisco Ruiz (Osoti), Roman Herzog (Verkaufsteam), Daniel Wyss (Winzerberater) und Beatriz Izquierdo (Osoti)

«Landung in Barcelona, Übernahme eines Mietwagens und los gehts: Erste Station ist die Winzerfamilie Ramirez mit ihrem Weingut Las Cepas in der Rioja. Santiago Ramirez zeigt uns seine Weinberge mit permanenter Begrünung und beeindruckender Biodiversität. Zu Winzer Francisco Ruiz (Osoti) ist es bloss ein Katzensprung. Er führt uns seine sensationell schön auf einem Hügel gelegene Neuanlage vor, wo Francisco seine Vision von einem ausgeglichenen, mit der Natur im Einklang stehenden Rebberg konsequent verfolgt. Wir sind begeistert und überzeugt, dass er das Ziel dank seinem grossen Enthusiasmus erreichen wird.

Santiago Ramirez (links) mit Winzerberater Daniel Wyss und Roman Herzog im Weinberg
Santiago Ramirez (links) mit Winzerberater Daniel Wyss und Roman Herzog im Weinberg

Am nächsten Tag fahren wir nordwärts in die Navarra, wo wir auf dem Weingut Azul y Granza von Dani Sanchez, María Barrenas Vater Antonio und Bruder Fernando empfangen werden. Besonders beindruckend sind die Weinberge im wüstenähnlichen Naturreservat Bardenas Reales. Weitläufige junge Rebanlagen sind in eine traumhafte Landschaft eingebettet und profitieren von einer phänomenalen Biodiversität. Bereits ein Vierteljahrhundert haben die knorrigen Cabernet-Sauvignon-Rebstöcke auf dem Buckel, welche Trauben für den Spitzenwein Desierto liefern.

Nächste Station ist das am Jakobsweg gelegene Weingut Quaderna Via. Hier dürfen wir im komfortablen Gästehaus übernachten. Winzer Raúl Ripa und Rebmeister Alfonso führen uns durch die Reben. Dabei wird offensichtlich, wie ernst die Delinat-Richtlinien genommen werden. In enger Zusammenarbeit mit Berater Dani Wyss bemüht sich das Weingut, diese auf der höchsten Stufe zu erfüllen.

Trotz Regen gute Laune, v.l.: Christian Wild, Daniel Wyss, Raúl Ripa (Quaderna Via), Roman Herzog und Rebmeister Alfonso (Quaderna Via)
Trotz Regen gute Laune, v.l.: Christian Wild, Daniel Wyss, Raúl Ripa (Quaderna Via), Roman Herzog und Rebmeister Alfonso (Quaderna Via)

Nach einer rund dreistündigen Reise erreichen wir das prestigeträchtige Weinbaugebiet Ribera del Duero. Auf der Bodega Basconcillos (Basconcillos Roble und Crianza) keltert Betriebsleiter Francisco Barona Weine, die sich von den meisten Gewächsen aus dieser Region betreffend Frische und Eleganz unterscheiden. Dabei kann er sowohl im Feld wie im Keller auf modernste Technologie zählen. Die Reben wachsen auf unterschiedlichen, fliessend ineinander übergehenden Böden aus Kalk, Sand und Lehm. Die Trauben werden nach Bodentyp separat vinifiziert. Bei der Degustation der Jungweine 2013 staunen wir, wie deutlich die Unterschiede zu erkennen sind.

Ein gewaltiger Kontrastpunkt zu der mit viel Kapital und modernster Technologie ausgestatteten Bodega Basconcillos bietet das kleine Familienweingut Volvoreta im Weinbaugebiet Toro. Hier stehen der ökologische Gedanke und eine etwas romantische Vorstellung von Weinbau derart im Vordergrund, dass die Ökonomie kaum Schritt halten kann. Wir hoffen, dass die unglaublich sympathische Familie Alfonso hier einen Weg findet, der ihr ein wirtschaftliches Überleben mit dem Weinbau ermöglicht.

Picknick inmitten reicher Biodiversität, v.l.: Daniel Wyss, Antonio Alfonso (Volvoreta) , Christian Wild, Roman Herzog, Maria Alfonso (Volvoreta)
Picknick inmitten reicher Biodiversität, v.l.: Daniel Wyss, Antonio Alfonso (Volvoreta) , Christian Wild, Roman Herzog, Maria Alfonso (Volvoreta)

Letztes Weingut auf unserer Reise ist die Bodega Menade der Gebrüder Sanz in der Region Rueda (Saxum Verdejo, Saxum Sauvignon Blanc). Neben den grossen Bemühungen für eine reiche Biodiversität verblüfft uns hier eine Aussage von Betriebsleiter Marco Sanz, wonach man im ganzen Jahr 2013 kein Gramm Schwefel oder Kupfer in den Weinberg gespritzt hat. Echter und Falscher Mehltau konnten mit natürlichen Produkten aus Schachtelhalm, Schafsmilch, Zimt, Backpulver und Tonerde in Schach gehalten werden. Wer weiss, vielleicht gehört Menade zu den allerersten Weingütern, die auch längerfristig gänzlich ohne Kupfer- und Schwefellösungen auskommen. „Das ist jedenfalls unser Ziel“, sagt Marco, bevor wir uns verabschieden.

Für uns war es eine intensive Woche mit einer spannenden und lehrreichen Reise. Wir konnten die unterschiedlichen Auffassungen unserer Winzer und die Herausforderungen an den Delinat-Weinbau in Nordspanien kennenlernen. Dies verschaffte uns neue Einblicke in die Philosophie der Betriebe und zeigte uns eindrücklich, dass verschiedene Wege zum selben Ziel führen können. Die Begegnungen und die intensiven Gespräche mit unseren Winzern werden uns helfen, unsere Kunden noch kompetenter und praxisgerechter zu beraten.»

Böse Bienen und blutrünstige Zecken

Heute erfahren wir am eigenen Leib, mit welchen grossen und kleinen Gefahren bulgarische Bienenzüchter in ihrem Imkeralltag zu kämpfen haben. Wir sind bei Imker Asen Asenov weitab von jedem Dorf im Naturpark Rusenski Lom im Nordosten Bulgariens. Rund 200 Bienenstöcke stehen hier in und vor einem lichten Wald.

Imker in Bulgarien

Imker Asen Asenov zeigt uns Relikte aus vergangenen Zeiten – hier ein ehemaliger Bienenstock. Ich schütze mich angesichts der vitalen Bienen lieber mit professioneller Vollmontur (rechts).

Ist es der Lärm einer alten Mähmaschine in der Nähe, der die Bienen verrückt macht? Jedenfalls gebärden sie sich in höchstem Masse aggressiv. Da hilft nur gute Schutzkleidung. Die schwarze, kurze Hose von Delinat-Reporter Hans Wüst ist aber das pure Gegenteil.

Bienenhonig in Bulgarien

Aggressive Bienen: Gute Schutzkleidung tut Not.

Ein Fotoshooting mit mir und dem Imker fällt einer Bienenattacke zum Opfer. Fotograf Hans sucht fluchtartig das Weite. Mit einem Stich in die linke Wade kommt er letztlich noch glimpflich davon. Mir selber bleiben glücklicherweise geschwollene Körperteile erspart. Dafür entdecke ich am Abend im Hotel eine kleine, schwarze Zecke, die sich draussen in der wilden und teilweise noch unberührten bulgarischen Natur an meinem Körper festgesaugt hat.

Schlangenbändiger

Mit stechenden Bienen und beissenden Zecken sind die Imker im Frühling fast täglich konfrontiert. Schon etwas spezieller ist die Begegnung, die uns Bienenzüchter und Hobbywinzer Marcho Alexandrov in seiner Pergola in dramatischem Jägerlatein schildert. Er hält in der Nähe des Tichasees knapp 100 Kilometer von der Schwarzmeerküste entfernt 40 Bienenvölker.

Schlangenfaenger

Marcho Alexandrov züchtet nicht nur Bienen, er ist auch Hobbywinzer und «Schlangenbändiger».

Vor ein paar Tagen wurde er in seinem Garten von einer 1,5 Meter langen Würgeschlange bedroht. Mit einem gezielten Stockschlag gelang es ihm, die seinen Aussagen zufolge tödliche Gefahr zu bändigen. Zum Beweis, dass er uns keine Räubergeschichte auftischt, führt er uns auf eine Wiese, greift ins hohe Gras und hebt das tote Reptil in die Höhe. Dann stossen wir mit seinen sehr speziellen Weinen, die er ausschliesslich für den Eigenkonsum keltert, auf ein gutes Honigjahr 2011 an.

Alle Reiseberichte aus Bulgarien:
Tag 1: Ein glückliches Leben dank Bienenzucht
Tag 2: Böse Bienen und blutrünstige Zecken
Tag 3: Der kalte Hauch des Kommunismus

Ein glückliches Leben dank Bienenzucht

Für einmal bin ich nicht in Sachen Wein, sondern zusammen mit unserem Reporter Hans Wüst in Sachen Bio-Honig in Bulgarien unterwegs. Was beim Wein Standard ist, gilt auch hier: Wir wollen vor Ort erfahren, in welchem Umfeld die verschiedenen Honige entstehen, welche Menschen dahinterstecken und wie sie produziert werden. Den Zeitpunkt für die Reise habe ich bewusst gewählt: Jetzt stehen die grossflächigen Robinienwälder in voller Blüte. Die Bienen umschwärmen die weissen Blüten und holen sich den Nektar für den beliebten Akazienhonig.

Akazien in Bulgarien

Zurzeit blühen in Bulgarien die Robinien (Falsche Akazie). Aus dem Nektar produzieren die Bienen den beliebten Akazienhonig.

Kundiger Reiseführer

In Sofia treffen wir unseren englisch sprechenden Honig-Partner Gerasim Dochev, der uns in die entlegensten Winkel Bulgariens zu den Bienenzüchtern führt. Die Imker sind einfache Bauersleute, die neben bulgarisch höchstens noch etwas russisch sprechen. So sind wir froh um die Reiseführer- und Dolmetscherqualitäten von Gerasim, der uns auf dieser Reise mit seinem grossen geschichtlichen Hintergrundwissen und einigen Abstechern zu historischen und kulturellen Stätten auch viel über die bulgarische Kultur und Geschichte vermittelt.

Bauernfuhrwerk in Bulgarien

Die Bilder auf dem Land erinnern an alte Zeiten: Viele Bauern sind noch mit Ross und Wagen unterwegs aufs Feld.

Bilder wie vor 100 Jahren

Erste Station ist das kleine, abgelegene Dorf Chilnov im Naturpark Rusenski Lom im Nordosten Bulgariens. Auf dem Weg zu Bienenzüchter Nuereitin Nieziew wird rasch klar, wie ärmlich und einfach das ländliche Leben in Bulgarien bis heute geblieben ist. Viele Bauern sind noch immer mit Ross und Wagen unterwegs. Nuereitin zeigt uns seine hellblauen und gelben Bienenstöcke inmitten blühender Robinien. Hier summt und brummt es – die Produktion von Akazienhonig läuft in diesem Frühling auf Hochtouren. Ganz anders als im letzten Jahr, als die Ernte von Akazienhonig wegen starken Regenfällen und tiefen Temperaturen fast vollständig ausgefallen war.

Imker in Bulgarien

Nuereitin Nieziew mitten in seinen Bienenstöcken unter blühenden Robinien. Vom weltweiten Bienensterben sind seine Völker bisher verschont geblieben.

Gesunde Bienenvölker

Fast schüchtern erzählt der 42-Jährige von seinem einfachen Leben als Bienenzüchter. Seine 150 Bienenvölker produzieren neben Akazien- vor allem auch Lindenhonig. Probleme mit Krankheiten oder Bienensterben kennt er kaum: «Ich züchte alle meine Königinnen selber. Ausserdem ernähren sich meine Bienen im Winter vom eigenen Honig. Es gibt keine Zufütterung», nennt er neben der intakten Natur zwei weitere Gründe für die robuste Gesundheit seiner Völker. Die Bienenzucht ermöglicht Nuereitin und seiner Familie eine gute Existenz. Seine Ansprüche sind allerdings bescheiden. «Ich war bisher erst einmal in meinem Leben in Sofia, im Ausland noch überhaupt nie», sagt er. Dann steigt er in seinen 14jährigen Lada und führt uns über löchrige Strassen zu den nächsten Imkern.

Alle Reiseberichte aus Bulgarien:
Tag 1: Ein glückliches Leben dank Bienenzucht
Tag 2: Böse Bienen und blutrünstige Zecken
Tag 3: Der kalte Hauch des Kommunismus

Trockenheit als grosse Herausforderung

Seit 10 Jahren sind Marlena und Volker Paul Weindel auf dem Weingut La Tour des Vidaux in der Provence. Immer wenn ich bei ihnen auf Besuch bin, ist die grosse Trockenheit ein Thema. Sie erschwert Massnahmen zur Förderung der Biodiversität, denn wo wenig Wasser vorhanden ist, geraten Begrünung, Rebstöcke und Sekundärkulturen rasch in eine Konkurrenzsituation.

Restanques

Restanques ist die südfranzösische Bezeichnung für diese Terrassen. Um den Trockenstress zu lindern, startet Volker Weindel hier Versuche mit Biokohle.

Biodynamie hilft

Dass Volker punkto Artenvielfalt in den vergangenen Jahren trotzdem beachtliche Fortschritte erzielen konnte und er Jahr für Jahr neue Pflanzengattungen in seinem Weinberg entdeckt, führt er auf gezielte Mäharbeiten in den begrünten Weinbergen und die biodynamische Arbeitsweise zurück. Diese sorgt für gesunde, starke Reben, die tief in die trockenen Schieferböden vordringen und so ihren Durst zu stillen vermögen.

Wie mir Volker jetzt schreibt, haben segensreiche Regenfälle im letzten Halbjahr dazu geführt, dass das Problem mit den trockenen Böden für einmal etwas in den Hintergrund gerückt ist. Der Winzer hat das gleich zum Anlass genommen, punkto Biodiversität einen Schritt weiterzugehen. Auf einer Versuchsparzelle hat er zwischen den Rebstöcken einen eigentlichen Gemüse- und Kräutergarten mit Kartoffeln, Zwiebeln und Knoblauch angepflanzt. Zudem fügen sich 50 neue Obstbäume harmonisch zwischen die 250 bestehenden Olivenbäume ein.

Kartoffeln im Weinberg

Die Kartoffeln hat Volker Weindel direkt zwischen die Rebzeilen gepflanzt.

Konzert der Tiere

Solche Massnahmen wirken sich auch sofort positiv auf die Vielfalt bei der Tierwelt aus. Es tummeln sich immer mehr Wildbienen und Schmetterlinge in den Rebbergen. In und um den Teich beim Weingut haben sich neben Kröten, Laubfröschen und Libellen neu auch Unken und ein Wasserhuhn niedergelassen. Ein durch Nachtigallen und junge Eulen verstärktes Tier-Orchester beschert Marlena und Volker derzeit fast jeden Abend ein vielstimmiges Gratiskonzert.

Ich selber bin auf ein weiteres Projekt des Biowinzers gespannt: Mit Sträuchern und Blumen bewachsene Terrassenzwischenräume im Weinberg leiden in der Regel ganz besonders stark unter der Trockenheit. Hier setzt Volker nun Biokohle ein, um das Wasserrückhaltevermögen im Boden zu steigern, damit es auch während den heissesten Perioden grün bleibt. Wer weiss, vielleicht ist ja schon bei meinem nächsten Besuch auf La Tour des Vidaux die Trockenheit nicht mehr das dominierende Thema.

Viel Spektakuläres aus dem Douro

Im Norden von Portugal wird es hügelig – und die Reizschwelle landschaftlicher Schönheit schier unübertreffbar. Der Fluss Douro hat sich vom Verlaufe von Jahrmillionen tief in die Landschaft eingefressen und prägt dieses spektakuläre Tal zusammen mit den steilen Rebhügeln, denen hier anfänglich fast ausschliesslich der berühmte Portwein abgerungen wurde. Das Douro-Tal gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Im Restaurant Doc von Rui Paula direkt am Ufer des Douro in Armamar erfahren wir aufs Eindrücklichste, dass auch regionale Tafelweine und Küche locker mit den landschaftlichen Schönheiten mithalten können.

Terrasseen am Douro

In mühsamer Arbeit wurden in die steilen Schieferhänge Terrassen angelegt, um den Weinbau zu ermöglichen.

Ein neuer Roter

Das gilt auch für den Bela-Luz, den neuen Rotwein vom kleinen Familienbetrieb von Eduardo Helena. In einem kleinen Seitental des Douro scheint die Zeit still gestanden zu sein. Der über 70-jährige Eduardo sen. arbeitet noch immer mit dem Maultier im Weinberg. Dieser ist gesäumt von Trockensteinmauern, Feigen-, Mandarinen und Olivenbäumen. Ob so viel Liebe zu handwerklicher Tradition mag auch António Lopes Ribeiro nicht zurückstehen. Er lässt die Trauben im zugemieteten Keller im Lagar (Steintrog) nach alter Väter Sitte mit den nackten Füssen stampfen. «So können Farb- und Gerbstoffe am schonendsten aus den Beerenschalen gewonnen werden», ist Antonio überzeugt.

Terrassen-Weinbau am Douro

António Lopes Ribeiro (2.v.l.) im Gespräch mit Eduardo Helena (Vater und Sohn) und  Emil Hauser (rechts).

Bela-Luz wird geboren

Im Keller verkosten wir die Tankproben vom neuen Rotwein und António und Sara bitten um unsere Einschätzung. Die verschiedenen Proben zeigen sich von einer sehr guten Seite, manchmal ein wenig würziger, manchmal ein wenig mehr Schokoladennoten, manchmal ein wenig dichter. Schnell ist eine optimale Assemblage zusammen gestellt – der Bela-Luz ist geboren.

Restaurant DOC:
Cais da Folgosa
EN 222, Folgosa
5110-204 Armamar
www.ruipaula.com
Moderne Architektur und geräumige Ambiente mit direkter Aussicht auf den Fluss.

Während der erste Bela-Luz seiner Vollendung entgegenreift, machen wir uns auf den Weg westwärts Richtung Atlantik. Im Minho – kurz vor Porto – reicht die Zeit noch für ein Glas Vinho Verde. Ein erfrischend-fruchtiger Abschluss einer Reise durch das aufstrebende Weinland Portugal.

Alle Artikel der Portugalreise:
1. Tag: Auf den Spuren der Entdecker
2. Tag: Auf ins Alentejo
3. Tag: Zu Hause auf Casa de Mouraz
4. Tag: Viel Spektakuläres aus dem Douro

Hier finden Sie die aktuellen Weine aus Portugal ->

Zu Hause auf Casa de Mouraz

Über 300 km lang ist die Fahrt durch die weiten Ebenen des Alentejo nordwärts ins Dão, wo António Lopes Ribeiro und Sara Dionísio mit ihren beiden Buben António und Jorge in der Stadt Tondela leben. Antonios elterliches Weingut Casa de  Mouraz, das vom Winzerpaar seit den 1990er-Jahren geführt wird, liegt im kleinen Nachbardorf Mouraz. António führt uns durch die kleinstrukturierten, ökologisch intakten Weinberge. Sie liegen in einer reizvollen Landschaft: Granitfelsen wechseln sich mit Pinien, Korkeichen, Sträuchern und wilden Kräutern ab.

Weinberge im Dao

Typisch Dão: kleine, von Sträuchern und Baumgruppen umgebene Rebparzellen. Die Rebberge werden durch riesige Granitsteinbrocken aufgelockert.

Segen für Winzer und Wein

In diesem Umfeld gedeihen die roten und weissen Caruma-Weine. António behauptet, man rieche in ihnen den Duft von Piniennadeln (portugiesisch caruma). Ebenso wahrscheinlich ist, dass seine Weine den Segen von oben haben. António keltert sie nämlich in einem gemieteten Keller direkt neben der kleinen Kirche in der Dorfmitte. Zum Gotteshaus selber hat der Winzer ebenfalls eine prägende Beziehung. Hier wurde er vor rund 40 Jahren in einem eigentlichen Bijou von Taufstein getauft.

Immer nur mit einem Kind unterwegs

Während der ganzen Reise sind wir zu fünft im Auto unterwegs: António, der Fahrer und die Ruhe selbst, Sara, die Organisatorin und gestikulierende Kartenleserin, Hans und ich als Zaungäste, und jeweils einer ihrer Söhne im Kindersitz. António jun. und Jorge sind Brüder, aber auf engem Raum vertragen sie sich sehr schlecht. Vor allem auf Reisen sind sie zusammen unausstehlich. Also haben sich António und Sara darauf geeinigt, dass jeweils nur einer ihrer Söhne sie auf ihren Reisen begleitet, während der andere glücklich und zufrieden bei den Grosseltern ein verwöhntes Leben geniesst.

Weinberg im Dao

Bei Weinreisen ist eines der Kinder immer mit dabei. Hier eskortiert António jun. die Gästeschar mit seinem Schwert.

Nach dem langen Ausflug ins Alentejo treffen sich die beiden wieder zu Hause und wie von selbst verabschiedet sich António jun. von uns und am nächsten Tag steigt der jüngere Jorge zu uns ins Auto. In dieser Hinsicht scheinen sich die beiden bestens zu verstehen.

Am nächsten Tag geht die Reise weiter nordwärts: Das Douro-Tal ist nicht nur für seine Portweine, sondern auch für seine spektakuläre Fluss- und Hügellandschaft bekannt.

Alle Artikel der Portugalreise:
1. Tag: Auf den Spuren der Entdecker
2. Tag: Auf ins Alentejo
3. Tag: Zu Hause auf Casa de Mouraz
4. Tag: Viel Spektakuläres aus dem Douro

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Auf ins Alentejo

Das schmucke Hotel Solar dos Mouros, direkt unterhalb der Zitadelle ist eine sympathische Bleibe für Lissabon-Besucher. Hier werden wir am Morgen vom Winzerpaar António Lopes Ribeiro und Sara Dionísio abgeholt. Wir fahren südostwärts ins Alentejo. «Die Korken, die hier für die ganze Welt produziert werden, waren früher praktisch der einzige Bezug zum Wein», erzählt António auf der Fahrt vorbei an ausgedehnten Korkeichenwäldern. Seit 1990 wird im Alentejo nun auch im grossen Stil Wein angebaut.

Deutsch-Portugiesische Partnerschaft

Antonio und Sara arbeiten im Alentejo mit verschiedenen Partnerwinzern zusammen. Einer von ihnen ist der 70-jährige Allgäuer Dietmar Ochsenreiter. Er führt die Herdad dos Lagos nahe der Stadt Béja. Besitzer des rund 1000 Hektar grossen Guts ist ein anderer Deutscher: Der Bremer Reeder Horst Zappenfeld hat sich hier 1980 einen Traum erfüllt. Vorbei an Getreidefeldern, Schafweiden und Johanniskrauthainen gelangen wir auf das Weingut. Erst vor fünf Jahren wurden hier 25 Hektar Getreideland für Rebbau geopfert.

Weinberg Portugal

Gemeinsam verkosten António Lopes Ribeiro (links), Dietmar Ochsenreiter (Mitte) und Emil Hauser (rechts, Einkäufer Delinat) die Weintrauben kurz vor der Ernte.

Dietmar bewirtschaftet den Weinberg aus Überzeugung biologisch: «Hier ist es fast immer heiss und trocken. Kupfer und Schwefel als Pflanzenschutzmittel brauchen wir praktisch nicht», erzählt er und wischt sich unter sengender Sonne den Schweiss von der Stirn. Was es dagegen braucht, ist Wasser. Das kommt aus den idyllisch von Schilf umgebenen Stauseen, wo das spärliche Regenwasser aufgefangen und gespeichert wird.

Schilfsee im Alentejo

Im Alentejo sind Niederschläge ein rares Naturereignis. Nur wer sie nutzt und in Staubecken sammeln und speichern kann, hat genügend Wasser für die Landwirtschaft verfügbar.

Um der sengenden Mittagshitze etwas zu entfliehen, flüchten wir in ein einfaches Restaurant mit guter, bäuerlicher Küche. Auf den Tisch kommt auch die eine oder andere Flasche alr Azinho. Diesen Rotwein keltert António Lopes Ribeiro aus einheimischen Traubensorten des Weingutes Herdad dos Lagos.

Landgasthof Monte do Chora-Cascas:
Sónia Estima Marques
Apartado 296
7050-013 Montemor-o-Novo
www.montechoracascas.com
Zwitschernde Vögel im Park und sanfte Pianomusik begrüssen den Gast am frühen Morgen. Sónia und ihr schwedischer Partner zeigen viel Geschmack bei der individuellen Gestaltung der Zimmer und Herzlichkeit im Umgang mit den Gästen.

Nach kurzer Siesta geht die Reise weiter nordwärts zum heimischen Weingut von António und Sara im Dão-Gebiet.

Alle Artikel der Portugalreise:
1. Tag: Auf den Spuren der Entdecker
2. Tag: Auf ins Alentejo
3. Tag: Zu Hause auf Casa de Mouraz
4. Tag: Viel Spektakuläres aus dem Douro

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