Wein-Urlaub in Südfrankreich

Um mehr über die Weine von Delinat zu erfahren, beschlossen meine Frau und ich, im Mai drei Weingüter in Frankreich zu besuchen. Seit 10 Jahren kaufen wir Wein bei Delinat. Nun wollten wir uns mal mehr als ein einfaches Einkaufserlebnis gönnen: Urlaub verbunden mit Besuchen auf Château Duvivier (na klar!), Tour de Vidaux (Volker Weindel) und Château Coulon (Louis Fabre).

Château Duvivier

Morgens fahren wir also in Baden (Schweiz) mit dem Auto via Genf los, über Grenoble und die alten Route Napoleon in die Provence nach Pontevès. Das ist eine angenehme Fahrt ohne jede Hektik. Gegen 18 Uhr kommen wir auf Château Duvivier an, und werden von Silvia Fahs freundlich empfangen. Das Zimmer ist angenehm, mit Blick auf die Maulbeerbaum Allee «hinter» dem Haus.

Die Maulbeerbäume «hinter» dem Haus – nur Eingeweihte wissen, warum «hinter» in Anführungszeichen steht!

Frau Fahs empfiehlt uns, um 18:30 zum Apéro zu kommen. Wir sind noch nicht richtig entschlossen, nehmen dann aber doch teil. Wir treffen andere Gäste, geniessen zwei bis drei Delinat-Weine mit Oliven. Und dann der Knaller! Uwe Fahs kommt hinzu, und erklärt uns, wie er das Menu für diesen Abend zubereitet hat. Sensationell! Den Salat mit den Kräutern, die Suppe, das Hauptmenu und auch die Nachspeise. Der mit Abstand beste Apéro, den ich je genossen habe.

Wir sind von der Anreise recht hungrig: Man kann sich vorstellen, wie uns das Wasser im Munde zusammenfliesst. Wir sind begeistert, wir haben so etwas noch nie erlebt. Als Uwe Fahs den Apéro mit uns beendet und sich wieder seiner Küche zuwendet, dauert es etwa eine halbe Stunde: Dann dürfen wir seine Erklärung beim Apéro gegen das Abendessen verifizieren. Und es ist grandios. Wir werden uns sicher wieder für einen Besuch anmelden!

Den Folgetag beginnen wir mit einem leckeren Frühstücksbuffet, und ein paar Tipps von Silvia Fahs führen uns in der Provence herum. Wir freuen uns natürlich heimlich auf den Abend – und den nächsten Apéro. Auf dem Markt im Nachbarort kaufen wir ein paar Souvenirs, In den Hügeln rundherum wächst Lavendel, Thymian und Rosmarin. „Hhhhmmmm, so aromatisch – riech mal dran! Davon müssen wir zu Hause haben.“

La Tour des Vidaux

Nach zwei Tagen auf Château Duvivier fahren wir ca. eine Stunde Richtung Süden zu Volker Paul Weindel (La Tour des Vidaux). Da sein Gästehaus ausgebucht ist, empfiehlt er uns eine kleine Pension in unmittelbarer Nähe. Wir mieten uns für zwei Nächte dort ein.

Als wir dann bei Volker Weindel sind, nimmt er sich die Zeit, uns sein Weingut zu zeigen. Er hat Spass am Experiment, und sein musikalisch untermalter Weinkeller ist doch überraschend. Im Weinberg stehen neben den Reben auch Olivenbäume. Aha, sehr gut zu wissen, von seinem Olivenöl nehmen wir später auch noch was mit!

Im Keller angekommen, stehen neben den Barriques und den grossen Eichenfässern diese Betoneier, die unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Es sind ca. 2m hohe Gebilde, in eiförmiger Gestalt, in denen der Wein gelagert und ausgebaut wird. Vom Geschmack werden wir uns später überzeugen, wenn wir wieder oben sind. Wir begreifen förmlich den Weinherstellungsprozess, von der Rebe bis in die Flasche. Und bei allem die sympathische Ausstrahlung von Volker Weindel, der bei allem Engagement nie versucht, seine Überzeugung Anderen überzustülpen. Im Weinkeller kann man seine Zeit schon verbringen!

Zurück oben im Hause probieren wir seine Weine. Neben den Delinat-Weinen werden noch andere angeboten, die uns genauso überzeugen. Wir entscheiden uns neben Bekanntem auch für den Wein, der nicht im Delinat Sortiment ist. Und zwei Flaschen Olivenöl kommen auch noch mit. Es ist naturtrüb. Zu Hause wird es sich zeigen, was es im Salat hergibt.

Richtung Canal de Midi

Am nächsten Morgen geht es weiter Richtung Canal de Midi. Ein Zwischenstopp legen wir bei Chateâu Estoublon ein, auch ein Weingut, welches sich der naturnahen Produktionsmethode verschrieben hat. Uns interessiert hier weniger der Wein, vielmehr das Olivenöl. Davon gibt es mehrere, und wir hatten davon schon welche zu Hause. Also gegen Mittag dort eingekehrt, das Restaurant überfallen, und gut genährt dem Verkaufsraum genähert. Dort haben wir die verschiedenen Olivenöle probiert, und uns mit weiteren Vorräten eingedeckt. Weiter Richtung Cap d’Agde, dort wartet im Bootshafen am Canal du Midi ein Boot auf uns. Damit wollen wir 6 Tage auf dem Kanal rumschippern. Es sind Boote, die man ohne Führerschein fahren kann, und allein so eine Bootstour füllt Bände…

Château Coulon

Man braucht etwa zwei Tage auf dem Boot, um über den Kanal zu unserem nächsten Ziel zu gelangen: Château Coulon. Dieses Château liegt allerdings nicht genau am Canal. Daher machen wir das Boot in der Nähe von Argens-Minervois fest und fahren mit dem Taxi auf den Markt nach Lézignan-Corbières – auf eine Erwähnung im WeinLese-Magazin.

Auf dem Platanen bestandenen Marktplatz gibt es leckere Salami und Käse für die daheim Gebliebenen.

Nach dem Einkauf geht es also zum Château Coulon. Dort werden wir im Verkaufsraum von einer Angestellten über die Weine informiert, und als ich das Stichwort «Delinat» erwähne, sagt sie: «Halt, da ist der Chef zuständig. Ich hole ihn gerade mal». Wir waren verblüfft, aber dann kommt Louis Fabre und erklärt uns seine Weinphilosophie. Wir probieren die verschiedenen Weine und erfahren viel über seine Domäne und die im Umbau befindlichen Flächen. Nach einer halben Stunde sagt er: «Kommt mit, wir fahren hoch auf den Hügel, da zeige ich Euch meine Anbauflächen». Sein Cousin gesellt sich dazu, und nach kurzer Fahrt kommen wir oben auf dem Hügel an und geniessen einen wunderbaren Ausblick über die Gegend.

Auf dem Hügel erklärt uns Louis Fabre seine Domaine Coulon

Nebenbei: Es gibt hier viele Windkraftanlagen, die nur noch mehr untermauern, wie sinnvoll das Gesamtpaket Umweltschutz betrachtet werden muss (wir wissen, da hat die Schweiz noch reichlich Potential…). Louis Fabre erklärt uns also die besondere Lage mit den drei typischen Winden (vom Mittelmeer, von den Pyrenäen und «von rechts» der Ostwind. Der Wein wird übrigens nicht an den Hängen angebaut, weil dort das Wasser zu schnell abfliesst. Alle Weinfelder liegen in der Ebene.

Grenache, Syrah, Carignan – ich gebe ja ehrlich zu, ich kann sie nicht unterscheiden. Meine Frau sagt, die Reben mit den dunkelgrünen Blättern sind die Grenaches… Zurück im Degustier-Raum lernen wir weiteres vom Weingut kennen, und am Ende einen Desertwein: 17% Alkohol, aus Grenache, süsslich – passt bestens zu einem Madeleine oder Schokomuffin 😉

Noch ein Hinweis: das kleine Restaurant direkt neben der Domaine Coulon hat Mittwochs geschlossen. Schade, unglücklich getroffen, denn Mittwochs ist ja auch der Markt in Lézignan-Corbières. Beim nächsten Mal denn wohl…

Wieder zu Hause angekommen, kann ich sagen, dass diese Reise mit Abstechern zu den Weingütern eine wahre Wohltat für uns gewesen ist. Kulinarisch sind wir dort auf unsere Kosten gekommen, und zu Hause ist der Effekt noch immer anhaltend. Der Wein hat nichts von seiner Stärke und Kraft verloren, das Olivenöl kommt sehr gut im Salat an, die Kräuter aus der Provence wachsen nun in unserem (Delinat-)Fenstergarten mit dieser Terra Preta-Erde.

Wir werden diese von Delinat inspirierte Rundreise bestimmt nochmal wiederholen. Muttern hat nach den Bildern und dem Bericht schon ihr Interesse angemeldet. Ich muss mal schauen, wo der Canta Rasim herkommt.

Hier noch einige Referenzen, für die, die es uns gerne mal gleich tun wollen:

1) Château Duvivier, Banjol
Uwe und Sylvia Fahs
Route de Draguignan
83670 Pontevès
Telefon +33 4 94 77 20 06

2) Tour de Videaux
Quartier des Vidaux
83390 Pierrefeu du Var
+33 494 48 24 01

3) Château Estoublon
Route de Maussane
13990 Fontvieille

4) Wochenmarkt: Lézignan-Corbières
jeden Mittwoch

5) Château Coulon
Luc-sur-Orbieu
+33 468 271080

Das Restaurant, welches leider Mittwochs geschlossen hatte:
Restaurant La Luciole
3 Place de la République
11200 Luc-sur-Orbieu
+33 468 40 87 74

Kochen in der Sangiovese-Hochburg

Noch die frischen, fruchtigen Aromen des Conterocca auf der Zunge, reisen wir weiter in jene Regionen, die es mit ihren Sangiovese-Weinen zu Weltruhm gebracht haben. Dem Städtchen Montalcino, Zentrum der berühmten und oft überteuerten Brunello-Gewächse, statten wir bloss einen Blitzbesuch ab. Dagegen ist uns das deutlich charmantere Hügelstädtchen Montepulciano einen längeren Abstecher wert. Hier treffen wir Alberto Brini, Leiter des Weingutes Il Conventino. Auf seinen Vino Nobile di Montepulciano Riserva in Bioqualität sind wir seit Jahren stolz.

Weingut Conventino - im Garten

Zu Gast auf Il Conventino bei Alberto Brini (Mitte) etwas ausserhalb des pittoresken Städtchens Montepulciano. Rechts sitzt Einkäuferin Martina Korak, links der Autor.

«Grosser» kleiner Bruder

Im Garten seiner Sommerresidenz, zu der drei schmucke Ferienwohnungen in typischem Toskaner Stil gehören, serviert uns Alberto während einer lockeren Plauderrunde über Wein, Kultur und Business ein Glas Rosso di Montepulciano. Der kleine Bruder des Vino Nobile ist bereits so gut, dass wir die Steigerung, zu der Albertos Vino Nobile Riserva beim gemeinsamen Nachtessen im Restaurant La Bricciola in Montepulciano fähig ist, kaum für möglich gehalten hätten.

Toskanische Kochkunst

Am nächsten Morgen steuern wir die nächst Sangiovese-Hochburg an: das Chianti Classico. In idyllischer Abgeschiedenheit führen Emanuela und ihr Bruder Roberto Stucchi nur 30 Kilometer von Siena entfernt das Weingut Badia a Coltibuono. Das alte Kloster ist heute als gemütliche Herberge auch begehrter Zufluchtsort für Erholungssuchende.

Die alte Abtei Badia a Coltibuono hat sich zu einem Ferien-Kleinod mit feinen Chianti-Weinen entwickelt.

Eine lange Tradition haben hier die Kochkurse, die vor über 20 Jahren von der bekannte Kochbuchautorin Lorenza de Medici ins Leben gerufen wurden. Wir lassen uns die Gelegenheit nicht entgehen und legen für einmal selber Hand an in der Küche. Unser Lehrmeister Andrea Gagnes, ein ehemaliger Industrie-Designer, der seine alte Koch-Leidenschaft zum neuen Beruf gemacht hat, führt uns mit Begeisterung in ein paar Geheimnisse der toskanischen Küche ein.

Kochkurs im Weingut Badia a Coltibuono

Praxisnaher Einblick in die Kochkunst der toskanischen Küche.

Was wir nach zweieinhalb Stunden angerichtet haben, darf sich sehen lassen und mundet zum eleganten Chianti von Badia a Coltibuono so gut, dass wir mit grosser Freude jenem Tag entgegenfiebern, an dem der neue Coltibuono das Delinat-Sortiment erobert. Der Tag ist nicht mehr fern…

Jägerlatein und ein neuer Sangiovese

Es ist schon spät, nach 21 Uhr, als wir auf dem abgelegenen Weingut Salustri zwischen Grosseto und Siena eintreffen. Nara und Leonardo Salustri, Sohn Marco und dessen Frau Antonella begrüssen und in der grosszügigen Wohnstube herzlich und bitten gleich zu Tisch. Der Küche entströmen bereits verlockende Düfte, die unseren Bärenhunger nur noch kurze Zeit auf die Folter spannen.

Salustri: Ferien beim Winzer

Ferienstimmung pur: Auf der einladenden Terrasse des Weingutes Salustri lässt sich vorzüglich ausspannen.

Wo Wildschweine nichts zu lachen haben…

Wir wussten um die begnadete Kochkunst von Nara und die Erzählleidenschaft des passionierter Biowinzers und Wildschweinjägers Leonardo. Und so sind wir nicht erstaunt, dass sich der Hausherr vor versammelter Tafelrunde ans obere Ende des Tisches setzt und keine Minute verstreicht, bis sein Jägerlatein mit ihm durchgeht. Anlass sind die feinen Wurstwaren und Schinken von hauseigenen Schweinen, die schön angerichtet zum Verzehr bereitstehen. Nebst den Hausschweinen halten Leonardo seit Jahren insbesondere die unzähligen Wildschweine in den Wäldern der Hochmaremma auf Trab.

Jagdhund bei Salustri

Zurzeit hat Jagdhündin Morina weniger Wildschweine als viel mehr ihre 8 kleinen Jungen im Kopf.

«Ich habe meiner Lebtage mindestens schon 1000 Wildschweine erlegt», lacht Leonardo und zeigt stolz auf eine Wand mit Pokalen, die von seinen Schiesskünsten zeugen. Einer davon gehört allerdings seiner Jagdhündin Morina, die erst kürzlich zum zweitbesten Wildschweinjagdhund der ganzen Toskana gekürt wurde und jetzt gerade 8 Junge geworfen hat.

Ein vielversprechender, neuer Toskaner

Dann steigt Sohn Marco kurz in den Keller und kommt mit jener Flasche zurück, die der eigentliche Grund für unseren Besuch ist. Salustri gehört zu jenen Weingütern, auf denen Weinberge, Olivenhaine, Wälder, Weideflächen und wild belassene Hecken ein hochwertiges Biodiversitätssystem bilden und qualitativ hervorragende Weine erzeugt werden. Deshalb baten wir die Winzer, exklusiv für Delinat einen Wein zu keltern, der besonders typisch für die Maremma ist.

Salustri: Conterocca zum Essen

Der neue Delinat-Wein Conterocca besteht die Feuertaufe mit Bravour.

Zwar waren frühere Degustationsmuster schon vielversprechend. Als wir jetzt aber zum ersten Mal eine ausgereifte Flasche Conterocca entkorken, kommen wir aus dem Schwärmen kaum mehr heraus. Ein wunderbar frischer, gut strukturierter und harmonischer Tropfen aus Sangiovese-Trauben, ergänzt mit einem kleinen Anteil Ciliegio. Natürlich tragen auch Naras Kochkünste wesentlich zur allgemeinen Schwärmerei bei, zumal der Wein perfekt zur Küche der Maremma passt. Schon in ein paar Wochen können auch Sie die neue Weinperle aus der Toskana probieren. Freuen Sie sich auf die Conterocca-Premiere – wir informieren rechtzeitig!

PS: Wer will, kann oben beschriebene Tafelfreuden selber erleben. Salustris bieten Ferienwohnungen und einmal pro Woche eine Tavolata für Feriengäste an: www.salustri.it.

Zwei Tage der grossen Gegensätze

Nein, so stellt man sich ein typisches Bioweingut nicht vor: Durch eine gepflegte Allee von Zypressen erreichen wir die Dominio los Basconcillos, das höchstgelegene Weingut der Ribera del Duero (1000 m ü.M). Vor der grosszügigen Bodega empfangen uns Weingutsbesitzer José María Basconcillos, ein Unternehmer, der sein Geld mit Zubehör für die Automobilindustrie verdient, seine auf dem Weingut tätige Tochter Maria José und der zuständige Winzer und Önologe Francisco Barona.

Basconcillos Barriquekeller

Önologe Francisco Barona (links) lässt David Rodriguez im imposanten Barriquekeller einen feinen Ribera del Duero kosten.

Imposante 50 Hektar Reben umgeben die Bodega. Die Weinberge wirken durchgestylt. Sogar die Begrünung zwischen den Rebzeilen macht den Eindruck, als wäre sie als grüner Teppich ausgerollt worden. Ein grosser Kräutergarten am Rande der Reben kommt ebenfalls wie ein aus dem Ei gepellter ökologischer Hotspot daher. Mehrere Messstationen überwachen den Feuchtigkeitsgehalt des Bodens. In den Kellerräumen herrscht dieselbe Perfektion: Da die blitzblanken, riesigen Chromstahltanks, dort der dezent beleuchtete Barriquekeller mit der Ausstrahlung einer Kathedrale.

Aller Perfektion zum Trotz: Bio ist hier kein Feigenblatt. Man nimmt sowohl dem Weingutsbesitzer wie auch seinem Reb- und Kellermeister die innere Überzeugung ab, wenn sie unisono betonen: «Wir haben den Anspruch, in ein paar Jahren den besten Ribera del Duero zu keltern. Dafür setzen wir kompromisslos auf die Natur und die umweltgerechten technischen Möglichkeiten einer modernen Weinbereitung.» Beim Verkosten der bestechend eleganten Weine müssen wir zugeben: «Das ambitiöse Ziel scheint in Reichweite.»

75 und kein bisschen müde

Bodega von Esther

Der einfache, in einen Felsen gehauene Weinkeller von Esther Teijeiro

Was für ein Kontrastprogramm: Noch den aristokratischen Touch und den Perfektionismus vom Vortag vor Augen, treffen wir heute einige hundert Kilometer weiter westlich in Galizien auf die hagere, zierliche Esther Teijeiro. Sie empfängt uns zusammen mit ihrem Sohn Alfonso Freude strahlend im kleinen, in einen Felsen gehauenen Weinkeller im tief eingeschnittenen Tal des Flusses Miño. Die 75-jährige, rüstige Biowinzerin hat noch nie einen Fuss ausserhalb von Galizien gesetzt.

Galizien Steillagen

David Rodriguez zusammen mit Alfonso Regal und Mutter Esther Teijeiro in den spektakulären Weinbergen an den Steilhängen des Flusses Miño.

Ihr genügsames Leben ist den vielen kleinen, schwierig zu bewirtschaftenden Weinbergsparzellen ihres Guts gewidmet. Diese erstrecken sich über 6 Hektar auf engen Terrassen, die sich spektakulär an die steilen Hänge der urtümlichen Miño-Landschaft schmiegen. Zwischen knorrigen Rebstöcken lässt die Winzerin der Vegetation freien Lauf. Das Alter der Reben kennt sie nicht. «Sie sind aber schon da gewesen, als ich als Kind im Weinberg mithalf», lacht sie. Als sie 1997 auf biologischen Weinbau umstellte, war sie die erste in ganz Galizien. Eindrücklich hat sie warnende Stimmen Lügen gestraft, die ihr damals prognostizierten, sie werde mit dieser Bewirtschaftungsmethode verhungern. Materiell reich ist Esther Teijeiro zwar nicht geworden – ihr Reichtum spiegelt sich dafür umso intensiver in einer inneren, von Bescheidenheit und Stolz geprägten Zufriedenheit. Was für eine andere Biowelt!

Die Penelope Cruz von Osoti

Osoti-Winzer Franciso Ruiz ist ein höflicher Mensch mit Sinn für Humor: Seine internationalen Gäste pflegt er auf seinem stattlichen Weingut etwas ausserhalb des Dorfes Aldenanueva mit der jeweiligen Nationalflagge willkommen zu heissen. So weht bei unserer Ankunft an einem der drei Masten die Schweizer Fahne im rauen Rioja-Wind.

Gut sichtbarer Willkommgruss für die Delinat-Crew auf dem Rioja-Weingut Osoti.

Ansteckender Bio-Pionier

Nach einer herzlichen Begrüssungszeremonie führt uns Francisco zu einem vollständig begrünten Weinberg mit 15-jährigen Tempranillo-Rebstöcken. Es ist weitherum die einzige Parzelle, in der es grünt und blüht. Als Francisco vor 7 Jahren begann, seine Weinberge zu begrünen, wurde er zum Gespött der benachbarten Winzer. Mittlerweile sind diese ruhiger geworden und seit dem vergangenen Jahr, als Francisco von der Fundación Biodiversidat gar mit dem Biodiversitätspreis für die Rioja ausgezeichnet wurde, völlig verstummt. Francisco hat sich in den vergangenen Jahren ein feines Beziehungsnetz zu verschiedenen Leuten mit grossem ökologischem Bewusstsein aufgebaut. Und es würde mich nicht erstaunen, wenn es keine weiteren 7 Jahre mehr dauern würde, bis auch Parzellen in der Nachbarschaft von Osoti plötzlich mit einem grünen Teppich daherkommen.

Biowinzer Francisco Ruiz (links) und David Rodriguez von Delinat in den Weinbergen von Osoti in der Rioja baja.

Selbst Vater José Ruiz liess sich vom Bio-Fieber seines Sohnes anstecken. In seinem grossen Gemüsegarten gedeiht heute ausschliesslich biologische Kost. Am Abend kommen wir im gemütlichen Merendero des Elternhauses (so werden hier spezielle, mit einer Küche ausgestattete Räume genannt, in denen Besucher empfangen und Familienfest gefeiert werden) in den Genuss von frischem Gemüse. Zusätzlich zaubert Mutter Celia noch eine köstliche Tortilla Española auf den Tisch.

Penelope Cruz…? Nein, Beatriz, die neue Önologin von Osoti

Mit am Tisch sitzt auch Penelope Cruz, so scheint mir zumindest, als ich die temperamentvolle jungen Frau mit langem schwarzen Haar erblicke. Doch es ist nicht die bekannte spanische Schauspielerin, sondern die neue Önologin von Francisco Ruiz. Beatriz Izquierdo stammt aus einer Bauernfamilie in Burgos und fühlt sich auf dem Bioweingut Osoti so richtig wohl. Die studierte Agronomin und Önologin hat auch eine Fachausbildung in Ökologie und ist bei Osoti seit einem Jahr für die Vinifikation zuständig. Bis heute wird hier kein Weisswein hergestellt. Gerade eben hat Francisco aber 2 Hektar mit der noch seltenen Sorte Tempranillo Blanco bestellt. Beatriz kann es kaum noch erwarten, bis sie den ersten Tempranillo Blanco keltern kann. «Diese Sorte hat ein unheimlich grosses Potenzial und wird uns sehr schöne Weisseine bescheren. Das dauert jetzt aber noch drei Jahre», sagt sie. Schöne Aussichten für uns und unsere Kundinnen und Kunden. Bis er soweit ist, sorgen Franciscos rote Riojas – der Osoti und der etwas noblere Ingenio – aber sicher für reichlich Trost…

Madame Delmas drückt aufs Gaspedal

Letzte Station unserer achttägigen Südfrankreich-Reise ist die Domaine Delmas in Antugnac südlich von Carcassonne. Bernard Delmas ist ein wahrer Meister in der Schaumweinherstellung. Nach einem Rundgang durch die Weinberge degustieren wir zusammen mit ihm und seiner Frau Marlène verschiedene Crémant und Blanquette de Limoux.

Domaine Delmas

Delmas steht für beste Schaumweinqualität aus dem Languedoc.

Beide Schaumweine entstehen im traditionellen Champagner-Verfahren. Die Qualität dieser perlenden Preziosen überzeugt mich immer wieder aufs Neue. Anschliessend gehts in den Keller, wo die jüngsten Grundweine aus den Sorten Chardonnay, Chenin Blanc und Pinot Noir sowie der autochthonen Mauzac probiert werden. Sie reifen separat in Stahltanks, ehe sie dann in der Flasche vereint die zweite Gärung durchmachen und so die feine Perlage und ihr unverwechselbares Aroma erhalten.

Domaine Delmas

Bernard und Marlène Delmas haben mit ihren Crémant de Limoux und Blanquette de Limoux grossen Erfolg.

Die Zeit wird knapp

Plötzlich läuft uns die Zeit davon. Um 11.30 Uhr gilt es, den reservierten TGV im 50 Kilometer entfernten Carcassonne zu erwischen. Marlène Delmas chauffiert uns hin. «Meine Frau fährt sehr gut Auto», ruft uns Bernard Delmas noch nach, nachdem wir uns verabschiedet und den Wagen bestiegen haben. «Keine Angst vor einer Frau am Steuer», versichert sich wenig später unsere Chauffeuse, während sie sicher und routiniert die schmalen Strassen durch das Tal der Aude meistert. In der kleinen Stadt Limoux beginnts zu stauen. Wir kommen während längerer Zeit nur noch zähflüssig voran – die Zeit wird langsam knapp. Als sich der Knoten löst, drückt Madame gehörig aufs Gas, überholt Fahrzeug um Fahrzeug. Zehn Minuten bevor der Zug fährt, halten wir direkt vor dem Bahnhof: «Uff, das war knapp», entfährt Marlène ein tiefer Seufzer. Wir sagen «Chapeau, Madame» und verabschieden uns mit gehörigem Respekt vor ihren Fahrkünsten.

Erfreuliche Ernteaussichten

Auf der achtstündigen Zugfahrt zurück in die Schweiz bleibt viel Zeit, die intensive Reise zu reflektieren. Wir haben viel Erfreuliches und Ermutigendes gesehen und erlebt. Dazu gehört ganz generell eine vielversprechende Aussicht auf die Traubenernte 2011, die in den nächsten Tagen in ganz Südfrankreich beginnt.

Syrah

Die Weinlese steht vor der Tür: Alle unsere Biowinzer in Südfrankreich können schöne und gesunde Trauben ernten.

Im Gegensatz zu den knochentrockenen Vorjahren waren sowohl die Provence wie auch das Languedoc heuer mit ausreichend Niederschlägen gesegnet. Gesundes und reifes Traubengut wartet jetzt darauf, von fleissigen Winzerhänden geerntet zu werden. Und wir dürfen uns auf einen ausgezeichneten neuen Weinjahrgang freuen.

Alle Artikel der Reise nach Südfrankreich:
Tag 1: Edles Gewürz und edle Weine
Tag 2: Der ganze Weinberg ein einziger Hotspot
Tag 3: Verheissungsvolle Wein-Entdeckungen
Tag 4: Stille Wein-Revoluzzer mit Doktorhut
Tag 5: Madame Delmas drückt aufs Gaspedal

Stille Wein-Revoluzzer mit Doktorhut

Beinahe wären wir am reizvollen Lac du Salagou hängen geblieben. Doch kurz bevor uns die Ferienstimmung dieser reizvollen Landschaft im Languedoc vollständig übermannte, mahnten die beruflichen Pflichten zur Weiterreise. Ziel ist ein weiteres neues Weingut, das ich im vergangenen Dezember schon einmal besucht habe: die Domaine der Gebrüder Jean und Paul Lignères 30 Kilometer westlich von Narbonne. Die beiden sind Teilzeit-Winzer: Jean ist Dorfarzt in seinem Wohnort Moux, Paul Zahnarzt in Narbonne. Beide haben ihr Ärztepensum auf 50 Prozent reduziert, um sich intensiv jenem Weingut zu widmen, das ihre Eltern 1957 erworben haben.

Weinkeller

Der Autor (links) mit den Ärzte-Winzern Paul (vorne) und Jean Lignères im Barriquekeller.

Die Natur machen lassen

Seit der Umstellung auf Bio im 2002 gelten die beiden naturverbundenen Ärzte als stille Wein-Revolutionäre. Am liebsten würden sie den Medikamentenschrank mit ihrem Wein aus gesunder Natur bestücken und ihre Patienten nur noch damit kurieren. Möglichst viel der Natur überlassen, lautet ihre Devise im Weinbau. Bei der Vinifikation gehen sie bei einzelnen Weinen gar so weit, dass sie kaum mehr eingreifen und beispielsweise vollständig auf Schwefel verzichten. Der so entstehende Vin naturel sorgt vorab in Japan für Furore und reissenden Absatz.

Der Montagne de l’Aric – ein neuer Delinat-Wein trägt seinen Namen.

Keine reinen Naturweine, dafür zwei ihrer terroirgeprägten Bioweine finden demnächst Eingang ins Delinat-Sortiment: der Montagne de l‘Aigle und der Roches d‘Aric. Die beiden Cuvées aus einheimischen Trauben wie  Grenache, CarignanSyrah und Mourvèdre werden bei uns begeisterte Anhänger finden, davon bin ich felsenfest überzeugt.

Schlapper Teich und spriessende Hecken

Nur einen guten Steinwurf von den beiden Ärzte-Winzern entfernt liegt Château Coulon. Also nutzen wir die Gelegenheit und machen noch einen kurzen Abstecher zu unserem guten Freund und Partner Louis Fabre. Hier interessiert uns vor allem, wie sich die grossen Anstrengungen, alle Rebparzellen mit einem zusammenhängenden Netz von Hecken und Bäumen zu verbinden, entwickeln.

Château Coulon Fruchtbäume

Zwei Reihen mit Fruchtbäumen mitten durch den Weinberg – das Vernetzungsprojekt auf Château Coulon kommt gut voran.

Abgesehen von einem kleinen Teich, der völlig ausgetrocknet und wild überwachsen ist, zahlen sich die Massnahme zugunsten einer grösseren Biodiversität bereits aus. Die im Verlauf der letzten beiden Jahre über mehrere Kilometer angepflanzten Hecken und Bäume gedeihen prächtig und bieten bereits neuen Lebensraum für eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt.

Alle Artikel der Reise nach Südfrankreich:
Tag 1: Edles Gewürz und edle Weine
Tag 2: Der ganze Weinberg ein einziger Hotspot
Tag 3: Verheissungsvolle Wein-Entdeckungen
Tag 4: Stille Wein-Revoluzzer mit Doktorhut

Verheissungsvolle Wein-Entdeckungen

Provence adieu. Wir reisen westwärts Richtung Languedoc. Im Westen nichts Neues? Ganz im Gegenteil. Mit unserem langjährigen Südfrankreich-Partner Gilles Louvet machen wir uns auf die Suche nach neuen Bioweingütern. Nordwestlich von Avignon treffen wir im kleinen Städtchen Goudargues, das mit seinen offenen Kanälen einen Hauch von Venedig verbreitet, auf Brigitte Martinez und Philipp Dubois. Ihre Grenache-, Syrah– und Cinsault-Rebstöcke wachsen am Fusse der wellenförmigen Hügelkette La Font des Couteaux. Das gleichnamige Weingut bietet dem Winzerpaar und seinen beiden Kindern derzeit bloss Teilerwerb. Philipp arbeitet hauptberuflich als Erzieher in einer Behindertenwerkstätte. Seine Wochenenden aber gehören der Familie und dem Rebberg.

La Font des Coutaux

Sie freuen sich auf die Zusammenarbeit: Philippe Dubois und Brigitte Martinez mit dem Autor (Mitte).

Wein aus roter Erde

Als Volltreffer entpuppt sich auch unsere nächste Neuentdeckung: Am landschaftlich reizvollen Lac du Salagou, 50 Kilometer westlich von Montpellier, hat sich Sébastien Rouve einen Traum erfüllt. Schon seine Grosseltern und Eltern haben Weinbau betrieben, die Trauben aber an eine Genossenschaft verkauft. «Ich habe immer gesagt: Eines Tages steht mein eigener Name auf der Etikette», erzählt uns Sébastien. 2007 wurde sein Traum wahr – das Weingut Mon Rève war geboren. Seither keltert er seine Trauben (Syrah, Grenache, Carignan, Mourvèdre, Vermentino, Grenache Blanc, Roussanne und Grenache Gris) selber. Sie gedeihen fast alle auf leuchtend roten Schiefböden.

Mon Rève

Sébastien Rouve hat sich am Lac du Salagou mit dem Weingut Mon Rève einen Traum erfüllt.

Die beiden neuen Weingüter haben mich mit ihrer Weinqualität und ihrem ehrlichen Bekenntnis zum ökologischen Weinbau überzeugt. Sie werden diese Weine demnächst neu im Delinat-Sortiment finden.

Und noch ein Geheimtipp…

Sébastian Rouve hat uns übrigens seinerseits eine Entdeckung beschert, die ich allen Südfrankreich-Reisenden, die einen Abstecher ins rot schimmernde Bike- und Wanderparadies rund um den Lac du Salagou planen, nicht vorenthalten möchte. Etwas abseits vom See führt die gebürtige Bernerin Margrit Roth das Hotel-Restaurant La Palombe. Während sie für chaleureuse Gastfreundschaft sorgt, zaubert ihre französische Küchenchefin Gerichte auf den Teller, die punkto Preis-Genuss ihresgleichen suchen.

La Palombe

Wirtin Margrit Roth überrascht im Restaurant La Palombe nicht nur mir ausgezeichneter Küche, sondern auch mit einer schönen Auswahl an Bioweinen.

Dass uns Sébastien in dieses kleine Schlemmerparadies entführte, hatte natürlich noch einen anderen Hintergrund. Im stark biogeprägten Weinangebot figurieren auch jene von Mon Rève. Uns wars recht: So konnten wir uns unisono davon überzeugen, dass die Weine von Sébastien Rouve auch höchsten kulinarischen Ansprüchen problemlos genügen.

Alle Artikel der Reise nach Südfrankreich:
Tag 1: Edles Gewürz und edle Weine
Tag 2: Der ganze Weinberg ein einziger Hotspot
Tag 3: Verheissungsvolle Wein-Entdeckungen
Tag 4: Stille Wein-Revoluzzer mit Doktorhut
Tag 5: Madame Delmas drückt aufs Gaspedal

Der ganze Weinberg ein einziger Hotspot

Château Duvivier und eine kurze Nacht liegen hinter uns – wir streifen südwärts durch die Provence. Viele Rebberge machen einen «geschleckten», aber leider auch monotonen Eindruck. Hecken, Sträucher, Bäume und andere natürliche Strukturelemente wurden Opfer einer auf reine Bequemlichkeit getrimmten Wirtschaftsweise. Ökologiebewusste Winzer wirken solcher Monotonie mit Neupflanzungen von Hecken, Bäumen und Kräutergärten entgegen. Die sogenannten ökologischen Hotspots sorgen für neue Artenvielfalt.

Leider noch nicht ganz reif: Der Autor greift nach einer Feige im Rebberg von Biowinzer Volker Paul Weindel (links).

Biodiversität pur

In der Provence gibt es jedoch noch Orte, wo der ganze Weinberg bis heute ein einziger natürlicher Hotspot mit schier perfekter Biodiversität geblieben ist. Zum Beispiel auf der Domaine La Tour des Vidaux im Hinterland von Toulon. Jedes Mal wenn ich Volker Paul und Marlena Weindel auf ihrem Gut in Pierrefeu-du-Var besuche, fühle ich mich in einer andern (Wein-)Welt. Hier, auf seinen exponierten Weinbergsterrassen, die einem Amphitheater gleichen, muss Volker aufpassen, dass die natürliche Vielfalt nicht überhandnimmt. Für mich ist das einer der schönsten und vielfältigsten Weinberge, die ich kenne.

Von der «Arena» mit dem Weingut führt ein steiler Weg hinauf ins «Amphitheater», wo auf Terrassen Reben, Bäume und wilde Kräuter wachsen.

Fruchtbare Partnerschaft

Was unsere ästhetischen und ökologischen Ansprüche derart begeistert, bedeutet für den Winzer mit dem langen, wilden Bart harte, schweisstreibende Arbeit. Die engen Steillagen lassen kaum eine maschinelle Bearbeitung zu. Als wir am Abend unten in der «Arena» auf der Terrasse des Weingutes auf die sonnenbeschienenen Rebhänge blicken und die Kochkünste von Marlena zusammen mit den köstlichen Weinen von La Tour des Vidaux geniessen, sprechen wir über Gott und die Welt , aber auch über Volkers langjährige Zusammenarbeit mit Delinat.

Für Volker Paul und Marlena Weindel ist die Zusammenarbeit mit Delinat eine fruchtbare Partnerschaft.

«Als eher unbekannter Winzer ist es für mich ein enormer Vorteil, dass ein Grossteil der Weine über den Delinat-DegustierService verkauft werden kann. So müssen wir uns nicht auch noch gross um die Vermarktung kümmern», sagt der Biowinzer zufrieden. Dann ist es Zeit, aufzubrechen. Auch heute ist es wieder spät geworden – Antoine Kaufmann lässt grüssen. Marlena fährt uns zum nahegelegenen Hotel – diesmal haben wir den Schlüssel im Sack – zum Glück.

Alle Artikel der Reise nach Südfrankreich:
Tag 1: Edles Gewürz und edle Weine
Tag 2: Der ganze Weinberg ein einziger Hotspot
Tag 3: Verheissungsvolle Wein-Entdeckungen
Tag 4: Stille Wein-Revoluzzer mit Doktorhut
Tag 5: Madame Delmas drückt aufs Gaspedal

Edles Gewürz und edle Weine

Erste Station unserer Südfrankreichreise ist ein guter Bekannter: Seit 1998 wird das Delinat-eigene Weingut Château Duvivier in der Provence von Antoine Kaufmann bewirtschaftet. Ich staune immer wieder, mit welchem Engagement und welchen Ideen der Winzer die ökologische Revolution und die natürliche Vielfalt in seinen Weinbergen vorantreibt.

Die ökologischen Hotspots, die Winzerkollegen aus ganz Europa im Frühling 2010 gepflanzt haben, gedeihen prächtig.

Bei unserem Spaziergang durch die Rebanlagen interessieren uns vorerst die ökologischen Hotspots, die beim Winzertreffen 2010 von Biowinzern aus ganz Europa angepflanzt worden waren. Die kleinen Setzlinge haben sich in rund anderthalb Jahren zu stattlichen Sträuchern und kleinen Bäumchen entwickelt und sorgen so bereits für viel Abwechslung im Weinberg.

10 000 Safran-Setzlinge

Ein imposanter «Hotspot» innerhalb der Weinberge ist auch der grosse Gemüsegarten, wo gerade reife Tomaten, Kürbisse, Zucchini und andere Gemüse darauf warten, in der Schlossküche zu kulinarischen Leckereien verarbeitet zu werden. Direkt neben dem Garten zeigt uns Antoine ein brachliegendes Feld. Hier pflanzt er in den nächsten Tagen rund 10 000 Safran-Zwiebeln. Bereits Ende Oktober wird das Feld dann erstmals bläulich leuchten und die ersten Safranblüten können geerntet werden.

Antoine Kaufmann vor dem Feld, auf dem er in diesen Tagen 10 000 Safran-Zwiebeln setzt.

Damit entsteht auf Duvivier ein weiterer, farbiger Hotspot, der auch wirtschaftlich etwas abwerfen soll. 180 Blüten ergeben rund 1 Gramm rot-orange Safran-Fäden. Der Verkaufspreis dafür liegt laut Antoine bei rund 30 Euro. Das wertvolle Gewürz soll vor allem den Château-Gästen zum Kauf angeboten werden.

Vor verschlossenen Château-Türen

Wie sehr sich die ökologischen Bemühungen auch in der Qualität der Duvivier-Weine niederschlagen, durften wir dann einmal mehr bei einem gemeinsamen kulinarisch hochstehenden Nachtessen im abgelegenen, privaten Zuhause von Antoine und Irene Kaufmann feststellen.

Privataudienz bei Irene und Antoine Kaufmann: Richard Zumkemi (rechts) und der Autor freuen sich auf ein gediegenes Diner mit Duvivier-Wein.

Es wurde spät an diesem lauwarmen Sommerabend auf der weitläufigen Gartenterrasse. So spät, dass wir bei der Rückkehr zu unseren Gemächern im Château Duvivier unverhofft vor verschlossenen Türen standen. Uns blieb nichts anders übrig, als Schlossherrin Sylvia Fahs weit nach Mitternacht aus dem Bett zu klingeln. Sie nahms, trotz strengem Arbeitstag, mit Humor…

Alle Artikel der Reise nach Südfrankreich:
Tag 1: Edles Gewürz und edle Weine
Tag 2: Der ganze Weinberg ein einziger Hotspot
Tag 3: Verheissungsvolle Wein-Entdeckungen
Tag 4: Stille Wein-Revoluzzer mit Doktorhut
Tag 5: Madame Delmas drückt aufs Gaspedal