Meinklang: Pflanzen-Inseln im Weinberg

Wir haben Wien hinter uns gelassen und sind im Burgenland angekommen, wo auf dem Weingut Meinklang so richtig die Post abgeht: Angela und Werner Michlits sind innovative Winzer. Ihr grösster zusammenhängender Weinberg erstreckt sich über eine Fläche von 11 Hektar. Er ist mit Rebstöcken der Sorten Zweigelt, St. Laurent und Grüner Veltliner bepflanzt. Weil natürliche Strukturelemente wie Bäume, Hecken und Sträucher fehlen, wirkt die riesige Rebfläche in der weiten, flachen Landschaft monoton. Das soll sich nun in den nächsten Jahren radikal ändern.

Blick aus der Vogelperspektive: Die Rebzeilen werden unterbrochen um Pflanzen-Inseln Platz zu machen.

27 Inseln mit grosser Pflanzenvielfalt

Das junge Winzerpaar hat in Zusammenarbeit mit einer Botanikerin ein Renaturierungsprojekt gestartet, das in seiner Dimension im Weinbau bisher wohl einzigartig ist. Hunderte von Rebstöcken wurden entfernt, um 27 Inseln in Form von 50 bis 200 m2 grossen ökologischen Hotspots Platz zu machen.

Bäume, Sträucher, Blumen, Kräuter und Getreide sollen auf diesen Inseln zusammen mit Holz- und Steinhaufen Lebensraum für eine vielfältige Fauna und Flora bieten. Im Moment ist davon zwar noch wenig zu sehen. In den letzten Monaten gab es einen argen Rückschlag: Viele der neu gepflanzten Bäume sind der Trockenheit zum Opfer gefallen und verdorrt. Sie werden im kommenden Herbst nach der Ernte ersetzt.

Familie Michlits beim Bewirtschaften der frisch angelegten ökologischen Hotspots.

Winzertreffen gab den Anstoss

Den Anstoss zu diesem Öko-Projekt hat das Delinat-Winzerseminar 2010 auf Château Duvivier gegeben. Werners Eltern Annelies und Werner Michlits sen. waren dabei, als Hans-Peter Schmidt, Leiter des Delinat-Institutes, das Anlegen von ökologischen Hotspots zur Verbesserung der Biodiversität in den Weinbergen propagierte. Werner Michlits sen. sah vorerst nur rot, als er von dieser neuen Idee hörte. Seine dezidierte Meinung: Bäume mitten in den Rebbergen würde das Problem mit den Staren, die im Burgenland jeweils vor der Ernte über die heranreifenden Trauben herfallen, nur noch verschärfen, wenn man ihnen quasi zusätzliche Start- und Landeplätze bot. Und die maschinelle Bearbeitung der Weinberge würde massiv behindert.

Der praktische Anschauungsunterricht in den Rebbergen von Antoine Kaufmann auf Château Duvivier dürften dann aber ein Umdenken bewirkt haben. «Als meine Eltern aus Frankreich zurückkehrten, sprachen sie ganz begeistert von diesen ökologischen Hotspots», erinnert sich Werner jun. Bei ihm und Angela rannten sie damit offene Türen ein, so dass der Weg für dieses einzigartige Biodiversitätsprojekt geebnet war.

Alle Artikel der Österreichreise:
Tag 1: Wachau: Toter Boden wird lebendig
Tag 2: Wagram – Grüner Veltliner aus der Gruft
Tag 3: Der Charme von Wien und Biowein
Tag 4: Meinklang: Pflanzen-Inseln im Weinberg

Der Charme von Wien und Biowein

Heute, am dritten Tag der Österreichreise, luden wir unsere drei Weingüter aus der Wachau (Harm), dem Wagram (Mehofer) und dem Burgenland (Meinklang) zu einem Winzergipfel nach Wien. Die Idee dahinter: Die Winzer sollten uns Wien von jener Seite zeigen, die ihnen persönlich besonders sympathisch ist. Wohin uns die einzelnen Winzer geführt haben, soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Das ist Thema einer grossen Reportage in der WeinLese vom Februar 2012. Nur so viel: Sämtliche Winzer liessen sich erstmals in einem Fiaker durch die Wiener Innenstadt chauffieren.

Im Fiaker zum Delinat-Winzergipfel in Wien.

Ansturm auf Degustationsplätze

Höhepunkt des Gipfeltreffens war die Degustation mit Wiener Delinat-Kunden im Gourmet-Restaurant Freyenstein. Die 15 kostenlosen Degustationsplätze waren im Vorfeld der Reise per Mail angeboten worden – innert drei Stunden war der Anlass ausgebucht. Im idyllischen Garten des Restaurants präsentierten die drei Weingüter ihre Weine und alsbald setzte eine rege Diskussion zwischen Kunden, Winzern und Delinat-Team über die verkosteten Weine, den biologischen Weinbau und das Weinland Österreich ein.

Im idyllischen Garten des Restaurants Freyenstein machten Kunden aus Wien Bekanntschaft mit Delinat und ihren österreichischen Winzern.

Überraschender Sinneswandel

Dass von langjährigen Kunden neben einigen kritischen vor allem lobende Worte zu hören waren, hat mich nicht weiter erstaunt. Stark imponiert hat mir der Sinneswandel von Sonja Skribsky: «Biowein hat mir bisher nie geschmeckt. An die Degustation bin ich nur gekommen, weil mich mein Freund Rainer Tietel dazu überredet hat. Doch jetzt muss ich gestehen: Was ich heute hier verkostet habe, überzeugt mich voll und ganz.»

Sonja Skribsky liess sich von ihrem Freund Rainer Tietel (links) und von Winzer Stephan Mehofer von der Güte von Bioweinen überzeugen.

Danke, Frau Skribsky, dass Sie gekommen sind…

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Tag 2: Wagram – Grüner Veltliner aus der Gruft
Tag 3: Der Charme von Wien und Biowein
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Wagram – Grüner Veltliner aus der Gruft

Zwischen der Wachau und der Stadt Wien liegt das kleine Weinbaugebiet Wagram. Hier wächst auf gelben Lössböden vor allem Grüner Veltliner. Das Weingut von Stephan Mehofer ist die zweite Station unserer Österreichreise. Auf einem ausgedehnten Spaziergang fallen Stephans Weinberge durch eine besonders üppige Begrünung auf. Mit den vielen gelb blühenden Senfblumen wirken sie wie ein Markenzeichen in dieser Weinlandschaft.

Der üppige, gelb blühende Teppich wirkt derzeit wie ein Markenzeichen in den Weinbergen von Stephan Mehofer.

Fassholz aus dem eigenen Wald

Ich staune immer wieder, mit welchen spezifischen Besonderheiten unsere Biowinzer aufwarten. So nutzt Stephan bestes Eichenholz aus dem eigenen Wald für die Herstellung von Weinfässern. Im Hinterhof des Weinguts lagert ein Stapel schönster Eichenholzbretter, die von einem Küfer (hier Fassbinder genannt) aus der Region zu 300-Liter-Barriquefässern verarbeitet werden. Diese zeichnen sich dank dem langsamen Wachstum der Bäume durch eine feine Maserung aus. In den Barriques wird die beliebte Rotwein-Cuvée Neydek ausgebaut.

Stephan Mehofer (Mitte) zeigt Delinat-Redaktor Hans Wüst (links) und dem Autor die Eichenbretter aus dem eigenen Wald, die zu Barriques verarbeitet werden.

Grüner Veltliner im Grufti-Alter

Für die grösste Überraschung hat heute aber Stephans weisse Hauptsorte, der Grüne Veltliner gesorgt. Dieser Mehofer-Wein überzeugt mich schon lange, doch beim gemeinsamen Abendessen in der Gaststube des Weingutes gab es für das ganze Delinat-Team ein schier unglaubliches Genuss-Erlebnis. Je länger der Abend, desto tiefer stieg Stephan in den Weinkeller und kehrte jeweils mit über Jahrzehnte gereiften Preziosen zurück. Zwei Flaschen Grüner Veltliner mit Jahrgang 1992 und 1967 erwiesen sich ebenso als flüssige Gedichte, wie ein Eiswein 1991 aus Rotem Veltliner (ebenfalls eine weisse Traube). Fazit: Gehaltvolle Grüne und Rote Veltliner aus guten Jahren scheinen keine Altersgrenze zu kennen.

Flüssige Schätze aus dem tiefen Mehofer-Keller: Als Besonderheiten wurden ein über 30-jähriger Grüner Veltliner und ein 20-jähriger Eiswein kredenzt.

PS. Leider sind diese alten Jahrgänge nicht mehr erhältlich – es lagern nur noch ganz wenige Flaschen im Mehofer-Keller. Versuchens Sie es deshalb mit den aktuellen Jahrgängen. Allenfalls können Sie immer noch die eine oder andere Flasche tief unten im eigenen Keller einlagern.

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Wachau – toter Boden wird lebendig

Erste Station unserer Österreichreise ist das noch weitgehend unbekannte Weingut der Familie Harm, das ich vor zwei Jahren in der Wachau entdeckt habe. Die beiden Brüder Andreas und Michael Harm konnten damals am Dürsteiner Kellerberg – einer Wachauer Riesling-Toplage – eine Parzelle übernehmen, die zuvor konventionell bewirtschaftet wurde. Die Umstellung auf biologischen Anbau dauert insgesamt drei Jahre.

Winzer Andreas Harm (links) mit dem Autor bei der Spatenprobe am Dürnsteiner Kellerberg.

Dramatischer Direktvergleich

Wir nutzen unsern Besuch, um zu sehen, wie sich der Boden nach zwei Jahren biologischer Bewirtschaftung verändert hat. Die Spatenprobe aus dem begrünten Rebberg zeigt eine schön poröse Erde, die dank feiner Durchwurzelung schon recht lebendig wirkt. Jedenfalls ist der Unterschied zur Probe aus der direkt daneben liegenden, konventionell bewirtschafteten Parzelle eklatant. Wie ein lebloser Zementblock ohne jede Wurzelstruktur zeigt sich das ausgehobene Stück Erde. Der Direktvergleich ist eindrücklich: Da ein Boden, in den langsam aber schon gut sichtbar neues Leben zurückkehrt, dort ein toter, stark verdichteter Erdblock, in den sich kaum je ein Regenwurm verirren dürfte.

Eklatanter Direktvergleich: Links lebendiger Boden nach Umstellung auf Bio; rechts konventioneller Boden direkt nebenan.

Reben wie nackte Zahnhälse

Die Harms sind eigentliche Umstellungsspezialisten. Insgesamt haben sie zu ihren eigenen Weingärten in den beiden letzten Jahren an verschiedenen Standorten 2,5 Hektar konventionell bewirtschaftete Rebflächen übernommen, die sie jetzt mit grossem Aufwand ebenfalls auf Bio umstellen. Andreas ist Agronom und Bodenspezialist. Er führt uns zu einer anderen Umstellungsparzelle, wo sich schon an der Oberfläche ein dramatisches Bild bietet.

Dramatische Erosion wegen fehlender Begrünung: der ganze humushaltige Oberboden ist weg.

Der ganze Oberboden eines Weingartens mit leichter Hanglage wurde im Verlauf der Jahre abgetragen, die einzelnen Rebstöcke ragen wie nackte Zahnhälse aus dem Boden. Es wird Jahre dauern, bis mit Hilfe von Kompost und einer Begrünung, welche die Erosionsgefahr bannt, die Humusschicht wieder aufgebaut ist.

Übrigens: Der Riesling Dürsteiner Kellerberg vom Weingut Harm ist ab Oktober erstmals im Delinat-Sortiment erhältlich. Freunde von trockenem Riesling mit knackiger Säure werden begeistert sein.

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Tag 3: Der Charme von Wien und Biowein
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Viel Spektakuläres aus dem Douro

Im Norden von Portugal wird es hügelig – und die Reizschwelle landschaftlicher Schönheit schier unübertreffbar. Der Fluss Douro hat sich vom Verlaufe von Jahrmillionen tief in die Landschaft eingefressen und prägt dieses spektakuläre Tal zusammen mit den steilen Rebhügeln, denen hier anfänglich fast ausschliesslich der berühmte Portwein abgerungen wurde. Das Douro-Tal gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Im Restaurant Doc von Rui Paula direkt am Ufer des Douro in Armamar erfahren wir aufs Eindrücklichste, dass auch regionale Tafelweine und Küche locker mit den landschaftlichen Schönheiten mithalten können.

Terrasseen am Douro

In mühsamer Arbeit wurden in die steilen Schieferhänge Terrassen angelegt, um den Weinbau zu ermöglichen.

Ein neuer Roter

Das gilt auch für den Bela-Luz, den neuen Rotwein vom kleinen Familienbetrieb von Eduardo Helena. In einem kleinen Seitental des Douro scheint die Zeit still gestanden zu sein. Der über 70-jährige Eduardo sen. arbeitet noch immer mit dem Maultier im Weinberg. Dieser ist gesäumt von Trockensteinmauern, Feigen-, Mandarinen und Olivenbäumen. Ob so viel Liebe zu handwerklicher Tradition mag auch António Lopes Ribeiro nicht zurückstehen. Er lässt die Trauben im zugemieteten Keller im Lagar (Steintrog) nach alter Väter Sitte mit den nackten Füssen stampfen. «So können Farb- und Gerbstoffe am schonendsten aus den Beerenschalen gewonnen werden», ist Antonio überzeugt.

Terrassen-Weinbau am Douro

António Lopes Ribeiro (2.v.l.) im Gespräch mit Eduardo Helena (Vater und Sohn) und  Emil Hauser (rechts).

Bela-Luz wird geboren

Im Keller verkosten wir die Tankproben vom neuen Rotwein und António und Sara bitten um unsere Einschätzung. Die verschiedenen Proben zeigen sich von einer sehr guten Seite, manchmal ein wenig würziger, manchmal ein wenig mehr Schokoladennoten, manchmal ein wenig dichter. Schnell ist eine optimale Assemblage zusammen gestellt – der Bela-Luz ist geboren.

Restaurant DOC:
Cais da Folgosa
EN 222, Folgosa
5110-204 Armamar
www.ruipaula.com
Moderne Architektur und geräumige Ambiente mit direkter Aussicht auf den Fluss.

Während der erste Bela-Luz seiner Vollendung entgegenreift, machen wir uns auf den Weg westwärts Richtung Atlantik. Im Minho – kurz vor Porto – reicht die Zeit noch für ein Glas Vinho Verde. Ein erfrischend-fruchtiger Abschluss einer Reise durch das aufstrebende Weinland Portugal.

Alle Artikel der Portugalreise:
1. Tag: Auf den Spuren der Entdecker
2. Tag: Auf ins Alentejo
3. Tag: Zu Hause auf Casa de Mouraz
4. Tag: Viel Spektakuläres aus dem Douro

Hier finden Sie die aktuellen Weine aus Portugal ->

Zu Hause auf Casa de Mouraz

Über 300 km lang ist die Fahrt durch die weiten Ebenen des Alentejo nordwärts ins Dão, wo António Lopes Ribeiro und Sara Dionísio mit ihren beiden Buben António und Jorge in der Stadt Tondela leben. Antonios elterliches Weingut Casa de  Mouraz, das vom Winzerpaar seit den 1990er-Jahren geführt wird, liegt im kleinen Nachbardorf Mouraz. António führt uns durch die kleinstrukturierten, ökologisch intakten Weinberge. Sie liegen in einer reizvollen Landschaft: Granitfelsen wechseln sich mit Pinien, Korkeichen, Sträuchern und wilden Kräutern ab.

Weinberge im Dao

Typisch Dão: kleine, von Sträuchern und Baumgruppen umgebene Rebparzellen. Die Rebberge werden durch riesige Granitsteinbrocken aufgelockert.

Segen für Winzer und Wein

In diesem Umfeld gedeihen die roten und weissen Caruma-Weine. António behauptet, man rieche in ihnen den Duft von Piniennadeln (portugiesisch caruma). Ebenso wahrscheinlich ist, dass seine Weine den Segen von oben haben. António keltert sie nämlich in einem gemieteten Keller direkt neben der kleinen Kirche in der Dorfmitte. Zum Gotteshaus selber hat der Winzer ebenfalls eine prägende Beziehung. Hier wurde er vor rund 40 Jahren in einem eigentlichen Bijou von Taufstein getauft.

Immer nur mit einem Kind unterwegs

Während der ganzen Reise sind wir zu fünft im Auto unterwegs: António, der Fahrer und die Ruhe selbst, Sara, die Organisatorin und gestikulierende Kartenleserin, Hans und ich als Zaungäste, und jeweils einer ihrer Söhne im Kindersitz. António jun. und Jorge sind Brüder, aber auf engem Raum vertragen sie sich sehr schlecht. Vor allem auf Reisen sind sie zusammen unausstehlich. Also haben sich António und Sara darauf geeinigt, dass jeweils nur einer ihrer Söhne sie auf ihren Reisen begleitet, während der andere glücklich und zufrieden bei den Grosseltern ein verwöhntes Leben geniesst.

Weinberg im Dao

Bei Weinreisen ist eines der Kinder immer mit dabei. Hier eskortiert António jun. die Gästeschar mit seinem Schwert.

Nach dem langen Ausflug ins Alentejo treffen sich die beiden wieder zu Hause und wie von selbst verabschiedet sich António jun. von uns und am nächsten Tag steigt der jüngere Jorge zu uns ins Auto. In dieser Hinsicht scheinen sich die beiden bestens zu verstehen.

Am nächsten Tag geht die Reise weiter nordwärts: Das Douro-Tal ist nicht nur für seine Portweine, sondern auch für seine spektakuläre Fluss- und Hügellandschaft bekannt.

Alle Artikel der Portugalreise:
1. Tag: Auf den Spuren der Entdecker
2. Tag: Auf ins Alentejo
3. Tag: Zu Hause auf Casa de Mouraz
4. Tag: Viel Spektakuläres aus dem Douro

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Auf ins Alentejo

Das schmucke Hotel Solar dos Mouros, direkt unterhalb der Zitadelle ist eine sympathische Bleibe für Lissabon-Besucher. Hier werden wir am Morgen vom Winzerpaar António Lopes Ribeiro und Sara Dionísio abgeholt. Wir fahren südostwärts ins Alentejo. «Die Korken, die hier für die ganze Welt produziert werden, waren früher praktisch der einzige Bezug zum Wein», erzählt António auf der Fahrt vorbei an ausgedehnten Korkeichenwäldern. Seit 1990 wird im Alentejo nun auch im grossen Stil Wein angebaut.

Deutsch-Portugiesische Partnerschaft

Antonio und Sara arbeiten im Alentejo mit verschiedenen Partnerwinzern zusammen. Einer von ihnen ist der 70-jährige Allgäuer Dietmar Ochsenreiter. Er führt die Herdad dos Lagos nahe der Stadt Béja. Besitzer des rund 1000 Hektar grossen Guts ist ein anderer Deutscher: Der Bremer Reeder Horst Zappenfeld hat sich hier 1980 einen Traum erfüllt. Vorbei an Getreidefeldern, Schafweiden und Johanniskrauthainen gelangen wir auf das Weingut. Erst vor fünf Jahren wurden hier 25 Hektar Getreideland für Rebbau geopfert.

Weinberg Portugal

Gemeinsam verkosten António Lopes Ribeiro (links), Dietmar Ochsenreiter (Mitte) und Emil Hauser (rechts, Einkäufer Delinat) die Weintrauben kurz vor der Ernte.

Dietmar bewirtschaftet den Weinberg aus Überzeugung biologisch: «Hier ist es fast immer heiss und trocken. Kupfer und Schwefel als Pflanzenschutzmittel brauchen wir praktisch nicht», erzählt er und wischt sich unter sengender Sonne den Schweiss von der Stirn. Was es dagegen braucht, ist Wasser. Das kommt aus den idyllisch von Schilf umgebenen Stauseen, wo das spärliche Regenwasser aufgefangen und gespeichert wird.

Schilfsee im Alentejo

Im Alentejo sind Niederschläge ein rares Naturereignis. Nur wer sie nutzt und in Staubecken sammeln und speichern kann, hat genügend Wasser für die Landwirtschaft verfügbar.

Um der sengenden Mittagshitze etwas zu entfliehen, flüchten wir in ein einfaches Restaurant mit guter, bäuerlicher Küche. Auf den Tisch kommt auch die eine oder andere Flasche alr Azinho. Diesen Rotwein keltert António Lopes Ribeiro aus einheimischen Traubensorten des Weingutes Herdad dos Lagos.

Landgasthof Monte do Chora-Cascas:
Sónia Estima Marques
Apartado 296
7050-013 Montemor-o-Novo
www.montechoracascas.com
Zwitschernde Vögel im Park und sanfte Pianomusik begrüssen den Gast am frühen Morgen. Sónia und ihr schwedischer Partner zeigen viel Geschmack bei der individuellen Gestaltung der Zimmer und Herzlichkeit im Umgang mit den Gästen.

Nach kurzer Siesta geht die Reise weiter nordwärts zum heimischen Weingut von António und Sara im Dão-Gebiet.

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2. Tag: Auf ins Alentejo
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Auf den Spuren der Entdecker

Drohendem Staatsbankrott zum Trotz: Portugal bleibt ein faszinierendes Land mit enormem Potenzial – gerade im Weinbau. In einer kleinen Artikelserie nehmen wir Sie mit auf eine Reise ins Land der alten Seefahrer und der neuen, innovativen Weinbauern. Gemeinsam mit Redaktor Hans Wüst bereiste ich vom 1. bis 5. September 2010 das Land, begleitet von Delinat-Winzer António Lopes Ribeiro und seiner Frau Sara Dionísio.

Tram in Lissabon

Die historischen Trams prägen das Stadtbild. Sie sind innen mit Holzbänken bestückt – vorn und hinten ist so etwas wie ein Personenfänger montiert.

Erste Station ist Lissabon, die pulsierende Hauptstadt des Landes. Hier versuchen wir portugiesischer Pionier- und Entdeckerlust nachzuspüren. Besonders einfach ist das im historisch bedeutenden Stadtteil Belém, wunderschön am Fluss Tejo gelegen. Das mächtige Entdeckerdenkmal am Ufer des Tejo erinnert eindrucksvoll an die Ära, als die portugiesischen Seefahrer die Welt eroberten. Wir machen uns zu Fuss auf den Weg, um vom zentral gelegenen Hotel Solar dos Mouros die Stadt zu erkunden.

Eine unwiderstehliche süsse Versuchung

Dann werden wir plötzlich selber zu Entdeckern: Vor einem alten, historischen Bäckereigebäude stehen die Leute Schlange. Der verführerische Duft von ofenfrischen Gebäck strömt ins Freie: Wir stehen vor der legendären Confeitaria de Belém. Hier werden seit bald 200 Jahren nach einem streng gehüteten Rezept die famosen Törtchen (Pastéis) von Belém gebacken. 14 000 Stück am Tag finden reissenden Absatz. Anstehen lohnt sich definitiv: Ein Pastéis de Belém versüsst den Aufenthalt in Lissabon genauso wie eine Stadtrundfahrt mit der gemütlichen gelben Strassenbahn Nr. 28, eine Verschnaufpause auf dem Rossio, dem schönsten Platz der Stadt, oder ein feines Nachtessen im Kais.

Restaurant Kais, Lissabon

Das Restaurant Kais befindet sich in einem alten Elektrizitätswerk am Ufer des Tejo und ermöglicht einen schönen Einstieg in Portugals Weinwelt.

Wir schlendern über Kopfsteinpflaster hinunter zur Uferpromenade. Das überdimensionale «K» vor dem historischen Backsteinhaus aus dem 19. Jahrhundert weckt zwar Assoziationen an eine Marke für Frühstücksflocken. Bei genauem Hinsehen aber erkennen wir, dass wir uns bereits an unserem Ziel befinden, dem aussergewöhnlichen Restaurant Kais. Zum saftigen Fisch vom Grill ist ein frischer, eleganter Vinho Verde aus dem Minho im Norden des Landes jetzt genau das Richtige. – Nach dem Essen meint Hans voller Erstaunen: «Du Emil. – Weisst du was? – Portugal ist ein Weissweinland!»

Restaurant Kais:
Cais da Viscondessa
Rua da Cintura – Santos
1200-109 Lisboa
www.kais-k.com
Eine riesige Eisenplastik, das an ein überdimensionales Kelloggs-R erinnert, empfängt den erwartungsvollen Gast.

Hotel Solar dos Mouros:
Rua do Milagre de Santo António n° 6
1100-351 Lisboa
www.solardosmouros.com
Das schmucke Hotel Solar dos Mouros, direkt unterhalb der Zitadelle, ist eine sympathische Bleibe für Lissabon-Besucher.

Am nächsten Tag gehts allerdings in die andere Richtung: Im Alentejo treffen wir auf einen bodenständigen Allgäuer Winzer, der auf dem Weingut Herdad dos Lagos das Zepter führt.

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2. Tag: Auf ins Alentejo
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4. Tag: Viel Spektakuläres aus dem Douro

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Vinya Laia erobert die Rambla

Was für ein faszinierender Kontrast: Von der ruhigen, ländlichen Idylle rund um das Restaurant Els Casals (Blog vom 14. Mai) führt unsere Spanienreise zum Schluss in die pulsierende katalanische Metropole Barcelona. Erstes Ziel: Die vibrierende Flaniermeile La Rambla. Inmitten von geschäftstüchtigen Getränke- und Blumenverkäufern, von kreativen Strassenkünstlern und der flanierenden Spaziergänger suchen wir ein geeignetes Sujet, um Albet i Noyas Rotwein Vinya Laia wirkungsvoll ins Bild zu setzen.

Pantomime mit Vinya Laia

Salud auf ein Glas Vinya Laia: Die lebenden Statuen sind eine Institution auf Barcelonas La Rambla, der berühmtesten Strasse von ganz Spanien.

Die Strasse der lebenden Statuen

Rasch kommt die Idee, eine der legendären lebenden Statuten einzuspannen, die hier seit vielen Jahren mit eigenwilligen Posen die Blicke unzähliger Flaneure auf sich ziehen. David Rodriguez hat schon mit seiner ersten Anfrage Erfolg. Eine junge Frau, die als anthrazitfarbene Statue auf einem Stuhl gerade Pause macht, ergreift beherzt die Flasche, schenkt sich ein Glas ein und posiert vor neugierigen Blicken mitten auf der Rambla: So leicht erobert der Vinya Laia nicht nur Weinliebhaber, sondern auch Spaniens berühmteste Strasse.

Pantomime mit David Rodriguez

David Rodriguez weiss, wie man den Pantomimen auf der Rambla einen herzlichen Gruss entlockt.

Avantgardistische Gastroadressen

Zweites Ziel: Zwei neue Gastroadressen, die Bio-Winzer Josep Maria Albet i Noya besonders gut gefallen. Das Mon Vinic und das Fast Vinic liegen Kopf an Kopf an einer eher ruhigen Strasse im Zentrum Barcelonas. Design und Konzept der beiden Restaurants sind ultra-modern. Schon das gefällt Joseph Maria. Was für ihn das Mon Vinic zu einem seiner Lieblingsrestaurants macht, sind aber insbesondere die kreativen Gerichte, die hier aus lokalen, ökologischen Produkten auf die Teller gezaubert werden. Und die riesige Auswahl an Weinen, die von kompetenten Sommeliers kredenzt werden. Natürlich fehlt im Mon Vinic auch Albets Reserva Martí nicht – wenn er nicht gerade ausverkauft ist, wie etwa bei unserem Besuch. Auch das Fast Vinic setzt auf Weine im Offenausschank und ökologische Kost, insbesondere in Form von frischen Sandwiches in allen Variationen.

Mon Vinic Weinkeller

Der imposante Weinkeller im Mon Vinic: David Rodriguez mit einem Sommelier.

Alle Artikel der Spanien-Reise:
Tag 1: Böse Überraschung im Weinberg
Tag 2: Die Zigarrenfabrik im Weinberg
Tag 3: Kulinarische Nagelprobe für Albet-Weine
Tag 4: Vinya Laia erobert die Rambla

Kulinarische Nagelprobe für Albet-Weine

Was passiert, wenn ein spanischer Sternekoch zu den beliebtesten Weinen von Albet i Noya Gerichte aus hofeigenen, ökologischen Produkten kocht? Die Antwort gab es heute, am dritten Tag unserer Reise durchs spanische Weinbaugebiet Penedès. Im Restaurant Els Casals im Hinterland von Barcelona wurde in illustrer Runde offenbar, zu welcher ausserordentlichen Symbiose Natur, Kreativität und Qualitätsbewusstsein im Stande sind.

Hotel-Restaurant Els Casals bei Barcelona

Das Hotel-Restaurant Els Casals liegt in ländlicher Umgebung rund 100 Kilometer landeinwärts von Barcelona.

Ein Sternekoch als Selbstversorger

Der 37-jährige Oriol Rovira kocht in seinem idyllisch gelegenen Hotel-Restaurant auf hohem Niveau. Hier kommt fast nur auf den Tisch, was mehr oder weniger vor der Haustüre heranwächst: Gemüse, Fleisch und Früchte stammen entweder vom familieneigenen Hof oder von befreundeten Nachbarn, die nach den Vorstellungen des mit einem Michelin-Stern ausgezeichneten Kochs produzieren.

Oriol Rovira in der Küche des Els Casals

Oriol Rovira in seiner Küche: Hier fühlt sich der Sternekoch im Element.

Oriol Rovira legt zwar keinen Wert auf Biozertifikate. Seine ökologischen Anforderungen an die Produkte sind aber nicht minder gross: «Unsere Philosophie beruht auf Produkten, die in einem natürlichen Kreislauf entstehen.»

Kulinarische Runde im Els Casals

Die gesellige Runde geniesst die Kochkunst von Oriol Rovira und die passenden Weine von Albet i Noya.

Eine schöne Bestätigung für den Biowein-Pionier

Für Biowein-Pionier Josep Maria Albet i Noya und seine Önologin Marga Torres war der kulinarische Abend ebenso Genugtuung, wie für David Rodriguez von Delinat. Er zeigte nämlich eindrücklich, dass der Cava Espriu und die beiden beliebten Rotweine Vinya Laia und Reserva Martí die Nagelprobe, auch kulinarisch höchsten Ansprüchen gerecht zu werden, ohne Abstriche bestehen. Für alle andern Glücklichen am Tisch war es einfach ein kulinarisches Erlebnis, das noch lange nachhaltig in Erinnerung bleiben wird.

Felix Plantalech

Künstler Felix Plantalech, von dem die Etikette für den Cava Espriu stammt, war von der kulinarischen Kreativität im Els Casals angetan.

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