Domaine Zind-Humbrecht
Das wohl renommierteste Elsässer Weingut Zind Humbrecht ist 1959 durch den Zusammenschluss der Weingüter Zénon Humbrecht in Gueberschwihr und Emile Zind in Wintzenheim entstanden. Heute bewirtschaften Vater Léonard und Sohn Olivier Humbrecht das Gut nach biodynamischen Kriterien. Die 40 Hektar Reben wachsen verteilt auf die fünf Gemeinden Thann, Hunawihr, Gueberschwihr, Wintzenheim und Turckheim an den Hängen der Vogesen.
Identifikation mit der Lage
Das tiefe Verständnis der Lage, das Hineinversetzen in sie, ja die vollständige Identifikation mit ihr, kann man heute bei verschiedenen Elsässer Bio-Winzern erkennen. Vor allem aber im Hause Zind-Humbrecht. Wenn Léonard Humbrecht erzählt, wie er damals in den 50er Jahren keine Zukunft im elterlichen Betrieb mehr sah, als Entwicklungshelfer nach Nigeria gehen wollte, dann an seinem Abschiedsfest seine spätere Frau kennen lernte, deswegen doch blieb und mit den fünf Hektaren seines Schwiegervaters eine einzigartige Winzerkarriere begann, wird klar, welch enorm weiten Weg dieser Mann gegangen ist, auch wenn er in seiner Heimat geblieben ist.
Die Steillage Rangen bei Thann gehört zu den prestigeträchtigsten Weinbergen von Zind-Humbrecht.
Der Rangen in Thann, heute eine der Prestigelagen des Hauses, lag damals völlig unbeachtet brach. Im von Genossenschaften und Handel dominierten Weinbau jener Zeit wurden die arbeitsintensiven Steillagen der Reihe nach ausgemustert.
Léonard Humbrecht war der erste, der wiedererkannt hat, dass die individuellen Eigenheiten eines Terroirs der Schlüssel zu einem grossen Elsässer Wein, zu einem authentischen Riesling d'Alsace, sind. Trotzdem war auch er von Irrwegen nicht gefeit, schaffte sich modernste Kellertechnik an und vertraute den chemischen Präparaten. Es dauerte lange, bis ihm klar wurde, dass der Rebberg nicht der Ort ist, wo «vorfabrizierte Pauschallösungen» wirklich weiterhelfen.
Vinifizierung beginnt im Weinberg
1998 stellten Léonard und Olivier, der es inzwischen zum Master of Wine gebracht hat, auf biologischen Anbau um. Die grossartigen Weine reifen längst wieder in traditionellen Holzfässern ohne Temperatursteuerung. «Seit wir im Rebberg die Dinge richtig machen, vergären die Weine wieder problemlos und klären sich auch von selbst», sagt Léonard Humbrecht. Doch um das wenige, was im Keller getan werden muss, intuitiv richtig zu machen, müsse der Kellermeister so viel wie möglich über die Trauben wissen. «Deshalb halte ich nichts von einer Aufgabenteilung zwischen Rebberg und Keller».