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Junge Weine

Mit der Tradition der Spitzenweine aus dem Bordeaux, dem Burgund und dem Rioja hat sich in vielen Köpfen die irrige Meinung festgesetzt, jeder Rotwein werde mit zunehmendem Alter besser. Dies mag vor allem bei lagerfähigen Weinen aus Cabernet- oder Syrah-Trauben stimmen, kann aber bei anderen Weinen genau falsch sein: Ein süffiger Gamay, ein eleganter Merlot, ein fruchtiger Bündner Blauburgunder, ein Dolcetto, Grignolino oder Tempranillo schmecken jung am besten.

Was passiert mit dem Wein in der Flasche?

Sobald ein Wein abgefüllt und verkorkt ist, bauen sich seine primäre Fruchtigkeit, sein sekundärer Gärgeschmack und das Eichenholzaroma mehr oder weniger langsam ab. Lagerfähige Weine nehmen durch diesen reduktiven Prozess an Aroma und Geschmack zu; sie werden komplexer. Sie entwickeln in einer Wechselwirkung von Sauerstoff, Gerbstoff, Farbstoff und Säure in verschiedenen Stadien jene Reife, die nach Jahren oder sogar Jahrzehnten zum vollendeten Bukett führen. Das Gegenteil passiert bei jenen Weinen, die man jung trinken sollte: Ihre frische, muntere Kraft schwindet, sie werden innerhalb weniger Jahre blass und welk.

Mindestens haltbar bis ...

Die meisten Weine der unteren und mittleren Preisklasse sind trinkreif, wenn sie in den Verkauf gelangen. Sie sollten nach dem Transport allerdings einige Tage liegen, um sich von der Erschütterung zu erholen. Winzer und Fachhändler kennen «ihre» Weine am besten: Es gehört zu ihrem Berufsstolz, dass sie präzise Informationen zu Haltbarkeit und Trinkreife mitliefern. Vorsicht ist geboten bei Weinen, die noch unter Flaschenschock (zu kurze Flaschenreife) stehen oder wochenlang bei zu hellem Licht und Wärme in einem Verkaufsraum geschmort haben. Da lohnt es sich, sie noch einen Monat oder zwei ruhen zu lassen.

Keine Zeit, um Staub anzusetzen

Im Gegensatz zum Weinkeller für Spitzenweine sollte der Keller für trinkreife Weine ein Vorratsraum sein. Die Weine werden wie Lebensmittelvorräte gepflegt, kontrolliert und umgesetzt. Sie lagern wenn möglich im Dunkeln und bei konstanter, eher tiefer Temperatur, bis sie einige Stunden vor dem Verbrauch richtig temperiert werden. Junge Rotweine rechtzeitig zu öffnen, schadet nicht, im Gegenteil: 1 bis 3 Stunden vor dem Genuss entkorken und vielleicht in eine Karaffe Dekantieren, tut den meisten gut. Sie sollten dann allerdings bei einer Temperatur von 15 bis maximal 18 Grad auf ihren Auftritt warten.

Herzhaft und unkompliziert geniessen

Junge Weine passen mit ihrem Temperament hervorragend zu unkomplizierten Gerichten und sogar zu chinesischen Spezialitäten. Während man bei Spitzenweinen mit Vorsicht und Zurückhaltung kochen muss, vertragen junge Weine auch kräftig gewürzte Eintöpfe aus dem Mittelmeerraum, Sommerspezialitäten mit Gemüse und Salaten, Grilladen und Käse.

Klug einkaufen statt abschreiben

Bei jung zu trinkenden Weinen sollte sich der Keller nach dem Verbrauch und nicht nach der Einkaufslaune füllen: Wer für den Eigengebrauch zu viel eingekauft hat, tut gut daran, die Weine rechtzeitig zu verschenken. Etiketten mit Angabe von Sorte, Jahrgang, Kaufdatum und Trinkreife helfen, den Überblick zu bewahren. Delinat-Weinkarten und Beschreibungen im Katalog eignen sich übrigens bestens für die einfachste Art der Buchführung: Man hängt das Schriftstück mit einem Schnürchen um den Hals einer Flasche im jeweiligen Abteil und weiss genau, wann die Zeit reif ist für einen schönen Genuss.