Pilze gegen Trockenstress

Wetter und Klima spielen verrückt: Trockenheit und Starkregen treten immer häufiger auf. Auf dem Delinat-Forschungsweingut Château Duvivier ist im Mai ein mehrjähriger Versuch angelaufen, der die Folgen des Klimawandels mildern soll. Das Ziel: Mit Bodenpilzen (Mykorrhiza) und mit dem Pflanzen der Reben auf den Höhenlinien soll deren Wachstum verbessert und Trockenstress gemildert werden.

Vor drei Jahren wurde ein Teil der überalterten Rebbergparzelle Beau Mulé auf Château Duvivier in der Provence gerodet. Bis im Frühling dieses Jahres erholte sich die Parzelle, bedeckt mit einer Gründüngung. Jetzt kommt sie für ein hochinteressantes Versuchsprojekt zum Einsatz. Im Mai 2023 wurden im oberen Teil der knapp zwei Hektar grossen Parzelle im Keyline-System 8000 noch nicht veredelte amerikanische Unterlagsreben gepflanzt. Dieses in der Permakultur-Bewegung beliebte Anbausystem beruht darauf, bei Starkregen anfallendes Wasser entlang der topografischen Höhenlinien besser versickern zu lassen und es den Reben bei Trockenperioden verfügbar zu machen. Durch den Bau von einfachen Wällen, Gräben, Furchen und Versickerungsbecken wird auch das abfliessende Wasser aus dem umgebenden Wald auf die Parzelle geleitet, sodass es verteilt, langsam versickert und dem Grundwasser zugeführt wird.

Wertvolle unterirdische Symbiose

Die geschwungenen Rebzeilen sind typisch für den im Keyline-System angelegten Weinberg Beau Mulé auf Château Duvivier. Hier wird getestet, ob sich mithilfe von Bodenpilzen Wachstum und Resilienz gegen Trockenheit verbessern lassen.
Die geschwungenen Rebzeilen sind typisch für den im Keyline-System angelegten Weinberg Beau Mulé auf Château Duvivier. Hier wird getestet, ob sich mithilfe von Bodenpilzen Wachstum und Resilienz gegen Trockenheit verbessern lassen.

Das Keyline-System ist eine Methode, um die Folgen von Wetterextremen zu mildern. Besonders spannend am neuen Projekt auf Duvivier ist aber auch die Frage, ob es gelingt, das Wachstum und die Trockenresilienz der Reben mithilfe von Bodenpilzen zu verbessern. Diese Mykorrhizapilze bilden ein Netzwerk von Pilzfäden (Mycel) im Boden und gehen mit vielen Pflanzen, so auch mit den Reben, eine Symbiose ein, bei der die feinen Pilzfäden in die Wurzelrinden eindringen. Diese Pilze erschliessen so für die Reben ein bis zu zehnfaches Bodenvolumen und versorgen sie mit wichtigen Nährstoffen und Wasser. Als Gegenleistung erhalten die Pilze durch die Fotosynthese erzeugte Assimilate (Zucker) von den Reben. Die intensive Landwirtschaft mit chemisch-synthetischen Düngemitteln, Pestiziden und starker Bodenbearbeitung dezimiert diese wertvolle Kooperation von Pflanzen und Pilzen. Beim neuen Rebberg auf Duvivier soll nun von Anfang an von dieser Symbiose profitiert werden, um den immer trockener werdenden Sommern zu trotzen.

Pilzgeflecht zapft Wasserquellen an

Die Hälfte der 8000 auf der Parzelle Beau Mulé gepflanzten Unterlagsreben wurde in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Pilzforscher Patrik Mürner mit einem Flüssigmycel mit lebenden Ektomykorrhiza geimpft. Das feine, tief in den Boden eindringende Pilzgeflecht soll die Reben mit ausreichend Wasser und anderen Nährstoffen versorgen und damit ihr Wachstum und ihre Resilienz gegen Trockenheit verbessern. Ob das funktioniert, sollen die nächsten Jahre zeigen. Um zu sehen, ob und wie das Pilzmycel wirkt, wurde die andere Hälfte der neu gepflanzten Unterlagsreben nicht geimpft. Delinat-Winzerberater Daniel Wyss: «Ich bin sehr gespannt darauf, die Unterschiede zu sehen.»

In drei Jahren, wenn die Unterlagsreben gut angewachsen sind, wird entschieden, welche Rebsorten aufgepfropft werden. Daniel Wyss: «Es werden ganz sicher robuste, pilzwiderstandsfähige Sorten sein. Wir haben nun noch genügend Zeit, um zu verfolgen, welche neuen PIWI-Sorten sich besonders bewähren. Dann werden wir entscheiden und die Unterlagsreben auf der Parzelle Beau Mulé direkt im Feld veredeln.

Alle Beiträge der WeinLese 71

Reben lieben Bäume

Delinat-Winzerinnen und -Winzer wissen schon lange um die grossen Vorteile, die das Pflanzen von Bäumen und Sträuchern im Rebberg bringt. Diese als «Agroforst» oder «Vitiforst» bekannte Bewirtschaftungsform bekommt gerade jetzt, wo das Klima verrücktspielt, so richtig Aufwind. Agroforst ist ein Gebot der Stunde.

Reben und Bäume gedeihen auf dem Delinat-Weingut La Luna del Rospo Hand in Hand.
Reben und Bäume gedeihen auf dem Delinat-Weingut La Luna del Rospo Hand in Hand.

Reben und Bäume mögen sich – sie sind uralte Verbündete. Die Weinrebe ist von Natur aus eine wilde Liane, eine hochrankende Pflanze, die sich mit dem Baum verbindet, um sich hier zu stützen und zu gedeihen. Und die nachbarschaftliche Symbiose der für das menschliche Auge unsichtbaren unterirdischen Wurzelwelt ist besonders wertvoll. Bäume und Sträucher, die durch gleiche Mykorrhiza-Pilze (Endomykorrhiza) besiedelt werden, gedeihen gemeinsam besonders gut.

Leider wurden die Rebberge im Zuge der industriellen Revolution in baumlose Monokulturen mit nackten Böden verwandelt. Diese fatale Entwicklung trägt durch die Freisetzung von Kohlenstoff nicht nur zum Klimawandel bei, sondern führt auch zu einer Verarmung der Biodiversität in Boden und Landschaft. Die Reben selber werden dadurch schwächer und anfälliger für Krankheiten, Hitze, Trockenheit und Starkregen.

Dem Klimawandel trotzen

Bäume im Weinberg erhöhen die Vogel-Population
Bäume und Sträucher im Weinberg bieten unter anderem Lebensräume für Vögel.

Eine grosse Strukturvielfalt, wie sie mit Agroforst einhergeht, ist dagegen eine ideale Voraussetzung für reiche Biodiversität, die Lebensräume für eine vielseitige Pflanzen- und Tierwelt garantiert. Je grösser die Vielfalt, desto zahlreicher sind die Nützlinge, die Schädlinge in Schach zu halten vermögen und Pflanzenschutzmittel so weitgehend überflüssig machen. Bäume aktivieren zudem das Leben im Boden und erhöhen die Humusbildung. Im direkten Zusammenhang mit dem Klimawandel bieten sie zusammen mit Hecken Windschutz, reduzieren übermässige Sonneneinstrahlung und wirken als Kohlendioxid- Senke, indem CO2 im Boden gebunden wird. Bei starken Niederschlägen helfen sie, dass Regenwasser besser versickert, und – eher überraschend – sie pumpen bei grosser Trockenheit Feuchtigkeit aus der Tiefe und stellen diese auch den Reben zur Verfügung.

Vorreiter Château Duvivier

Blühende Vielfalt auf Château Duvivier
Blühende Vielfalt auf dem Delinat-eigenen Forschungsweingut Château Duvivier.

Ob und wie Vitiforst in der Praxis funktioniert, wird in einem langjährigen Prozess auf dem Delinat-eigenen Forschungs- und Versuchsweingut Château Duvivier in der Provence untersucht. Bereits vor rund 15 Jahren mussten ganze Rebzeilen Bäumen und Hecken weichen, um die Monokultur aufzubrechen und die Biodiversität zu erhöhen. Der Klimawandel mit den damit einhergehenden Problemen führte dazu, dass Massnahmen im Sinne der Permakultur und von Agroforst noch intensiver vorangetrieben wurden. In der jüngeren Vergangenheit wurden auf Château Duvivier Teiche als Wasserretentionsbecken angelegt, um das Grundwasser anzureichern. Rund um diese Teiche, die auch als wertvolle Biotope dienen, sowie in und um die Rebberge werden nach dem Konzept von Agroforst derzeit und in den nächsten Jahren Hunderte von trockenresistenten, tiefwurzelnden und standortgerechten Laub- und Fruchtbäumen sowie Hecken angepflanzt, sodass das Weingut längerfristig zu einem lebendigen und vielseitigen Reben-Waldgarten mit Vorzeigecharakter für den Weinbau der Zukunft wird.

Agroforst im grossen Stil

Agroforst im grossen Stil wird bereits seit Jahrzehnten auf dem Delinat-Weingut Vale de Camelos im portugiesischen Alentejo betrieben. Das Weingut ist Bestandteil eines 1000 Hektar grossen Landguts, das der Bremer Reeder Horst Zeppenfeld im Jahr 1981 erworben hatte. Seit 2012 liegt die Verantwortung für das Anwesen bei seiner Tochter Antje und ihrem Mann Thorsten Kreikenbaum. Schon vor 30 Jahren wurde mit der Verwirklichung verschiedener Aufforstungsprojekte begonnen. Ehemalige ausgetrocknete Getreideflächen wurden mit autochthonen Gehölzen wie Johannisbrotbäumen, Steineichen, Korkeichen, Pinien und Olivenbäumen bepflanzt. «Im Laufe der Jahre wurden mehr als 600 Hektar neue Waldflächen geschaffen», erklärt Antje Kreikenbaum. Mit den in dieser heissen und trockenen Region extremen Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel wurden auf Anregung von Delinat Massnahmen im Sinne der Permakultur und des Agroforsts nochmals intensiviert. Neben Teichen, die Regenwasser speichern, das den Reben in trockenen Zeiten zugeführt werden kann, wurden auch im Bereich der Rebberge Bäume und Sträucher gepflanzt. Für Antje Kreikenbaum sind die Vorteile offensichtlich: «Begrünung und Bewaldung bilden nicht nur Schatten und Humus, sie verbessern auch den Wasserhaushalt im Boden. Dadurch werden extreme Hitzegrade abgepuffert.» Für sie ist klar: «Das Mikroklima, die Biodiversität und auch die Bodenqualität haben sich in den letzten Jahren bei uns nachhaltig verbessert.» Aus diesem Grund behalten Permakultur und Agroforst auf der Adega Vale de Camelos auch in Zukunft eine grosse Bedeutung. Zumal Agroforst einen zusätzlichen Nutzen bietet: Ein Teil der Bäume wird wirtschaftlich genutzt. So wird etwa aus Granatäpfeln und Quitten Marmelade hergestellt, und aus Johannisbrot entsteht Sirup, Schokolade oder Brotaufstrich. In ein paar Jahren sollen auch genügend Orangen, Zitronen, Feigen und Mandeln anfallen, um daraus neue Produkte zu kreieren.

Der «Verrückte» aus dem Barolo-Gebiet

Blühende Fruchtbäume als Teil eines Weinbergs

Besonders pikant wird es, wenn einer Vitiforst in hochpreisigen und prestigeträchtigen Weinbaugebieten wie dem Barolo zum Thema macht. Delinat-Winzer Enrico Rivetto tut es, auch auf das Risiko hin, für komplett verrückt erklärt zu werden. Gute Barolo-Lagen kosten um die drei Millionen Euro pro Hektar. In einer Region, wo praktisch jeder Quadratmeter des sündhaft teuren Bodens mit einem Rebstock bepflanzt ist, Platz zu machen für Bäume und Sträucher, erscheint tatsächlich verrückt. «Das stimmt, wenn man bloss die wirtschaftliche Dimension betrachtet. Aber es gibt auch einen Reichtum, bezogen auf Landschaft und Natur», sagt Enrico Rivetto. Für ihn ist dieser nichtmonetäre Reichtum ebenso wichtig, wie vom Weinbau leben zu können. «Je mehr die biologische Vielfalt zunimmt, desto robuster und gleichzeitig widerstandsfähiger werden Agrarökosysteme. Sie sind viel besser imstande, sich an plötzliche Veränderungen durch natürliche oder von Menschenhand verursachte Störungen anzupassen. Langfristig ist das viel wertvoller, als kurzfristig möglichst viel Geld zu verdienen», ist er überzeugt. Deshalb hat er in den vergangenen Jahren ganze Rebzeilen durch Bäume und Sträucher ersetzt. Diese bilden Rückzugsgebiete für Mikro- und Makroorganismen, vermindern Erosionserscheinungen und Bodenverarmung und wirken als Windschutz.

Der Reben-Waldgarten im Piemont

Wildwuchs auf der Azienda La Luna del Rospo von Delinat-Winzerin Renate Schütz im Monferrato.
Wildwuchs auf der Azienda La Luna del Rospo von Delinat-Winzerin Renate Schütz im Monferrato.

Agroforst bedeutet, dass Bäume oder Sträucher auf derselben Fläche wie verschiedene Spezialkulturen wachsen. Solche Mischkulturen können in einer geordneten und gestalteten Form wie auf dem Weingut Rivetto daherkommen oder mehr oder weniger als «Wildnis », wie auf der 50 Kilometer Luftlinie entfernten Azienda La Luna del Rospo von Delinat-Winzerin Renate Schütz im Monferrato. Renate Schütz: «Nach meinem Verständnis habe ich nicht wirklich das, was allgemein unter Vitiforst verstanden wird: ordentlich angelegte Strauch- und Baumreihen, die sich mit den Reben abwechseln.»

Stattdessen dominiert bei ihr Wildwuchs mit Reben. «Nur die (Beeren-)Sträucher der ersten Jahre sind gekauft. Ansonsten ist alles spontaner Wuchs», erklärt die Winzerin. Zu diesen spontan gewachsenen Arten gehören wilder Pfirsich, Wildkirschen, Nussbäume, wilde Mirabellen, Maulbeeren oder auch Mispeln, Feigen, Kaki sowie bei den Sträuchern Weissdorn, Schlehen, Rosen und Brombeerhecken. Auch Bäume ohne Früchte wie Ahorn, Rosskastanien, Eichen und Robinien (die beiden Letzteren mit Vorteil etwas abseits der Reben) haben eine wichtige Funktion, sind sie doch wunderbare Bienen- und Insektenweiden.

Die Vorteile von Agroforst

Weinberge, welche von Wäldern umgeben sind, bieten zustätzliche Vorteile.
Die Weinberge von Delinat-Winzer António Lopes Ribeiro sind umgeben von Wäldern und Büschen.

Seit vielen Jahren schon propagieren die Delinat-Richtlinien das Pflanzen von Bäumen und Sträuchern in den Reben. Konkret: Auf einem 3-Schnecken- Weingut (höchste Anforderungen) darf kein Rebstock weiter als 80 Meter von einem Baum entfernt stehen. Zudem braucht es mindestens einen 30m2 grossen, zusammenhängenden Biodiversitäts-Hotspot mit Baum sowie 40 Büsche pro Hektar Reben. Das Konzept von Agroforst/Vitiforst (Reben-Waldgarten) wurde anlässlich eines Delinat-Winzerseminars in Frankreich im Frühling 2022 vertieft, um für die Herausforderungen des Klimawandels noch besser gerüstet zu sein. Denn Agroforst bietet folgende Vorteile:

  • Ausgleich von Wetterextremen
  • Steigerung der Biodiversität
  • Förderung von Nützlingen
  • Attraktivität als Bienenweide
  • Windschutz
  • Habitat von Fledermäusen, die Schädlinge wie den Traubenwickler in Schach halten
  • Reduktion übermässiger Sonnenstrahlung
  • Temperaturreduktion an Hitzetagen
  • Aktivierung des Bodenlebens und Bildung von Humus
  • Förderung der Mykorrhiza-Pilze und des Wurzelvolumens der Reben
  • Positive Beeinflussung des Wasserhaushalts
  • Kohlendioxidsenke durch Einlagerung von CO2 im Boden

Damit im Rebberg die volle Wirkung dieser positiven Effekte erreicht wird, enthalten die Delinat-Richtlinien konkrete Punkte wie eingangs erwähnt zum Thema «Agroforst». Mehr zum Thema finden Sie hier: www.delinat.com/agroforst

Bäumige Schlossweine

WeinLese-Angebot

Nachhaltige und zukunftsgerechte Bewirtschaftungsmethoden wie Permakultur und Agroforst werden auf dem Delinat-Forschungsweingut Château Duvivier in der Provence bereits seit Jahren praktiziert und auf ihre Wirkung hin überprüft. Um die neu entstandenen Teiche zur Nutzung von Regenwasser in den Rebbergen wurden und werden weiterhin viele Bäume und Sträucher gepflanzt. In diesem Umfeld entstehen die feinen Weine von Château Duvivier. Wir haben für Sie das Paket «Bäumige Schlossweine» geschnürt.

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Alle Beiträge der WeinLese 69:

Wassermassen gebändigt

Drei Jahre nach den grossen Permakultur-Erdarbeiten auf Château Duvivier gab es im Oktober 2021 den ersten Härtetest. Ohne die Wasserretentions-Massnahmen wäre es vermutlich zu grossen Schäden gekommen.

Um die aktuellen Herausforderungen des Klimawandels mit langen Trockenperioden und sturzflutartigen Starkregen bewältigen zu können, wurde 2018 auf dem Delinat-Modellweingut Château Duvivier in der Provence ein Grossprojekt zur Wasserretention umgesetzt. Nicht nur sollen damit Überschwemmungen und Erosion, sondern vor allem auch das Wegfliessen des kostbaren Regens vermieden werden. Abgeschlossen wurden die Erdarbeiten mit dem Pflanzen von hunderten von Bäumen und Büschen, die der Biodiversität noch einmal einen Schub verliehen haben. Auch der Humusaufbau wurde dadurch gefördert – ein weiterer Schritt in Richtung regenerativer Landwirtschaft.

Wasserretentionsbecken auf dem Delinat-Weingut Château Duvivier

Nach dem Konzept der beiden österreichischen Permakultur-Spezialisten Josef Andreas Holzer und Jens Kalkhof wurden Seen, Teiche, Kanäle und Gräben angelegt, die verhindern, dass bei starken Niederschlägen das Regenwasser einfach abfliesst, sondern aufgefangen wird. Nach und nach kann das Wasser so im Boden versickern, den Grundwasserspiegel erhöhen und trotz kleiner Jahresmengen stabil halten. Auch in langen Trockenperioden finden die tiefen Wurzeln der Reben so genügend Feuchtigkeit.

Katastrophe verhindert

Der Herbst 2021 wurde für das neue Konzept zu einem ersten Härtetest. Nach zwei trockenen Jahren kam es Anfang Oktober auf Château Duvivier zu einem Starkregen. Innerhalb von 24 Stunden fielen 200 mm Regen, die Hälfte davon in nur einer Stunde – eine ausserordentliche Menge! Das führte in der Umgebung zu Überschwemmungen und Erosionsschäden auf den Feldern. Auf Château Duvivier hingegen konnte der grösste Teil der Wassermassen auf den Versickerungsflächen, den Kanälen, Teichen und im See zurückgehalten werden. Weil der Boden kaum bearbeitet und die Begrünung nur gewalzt statt geschnitten wird, war er durch trockene Wurzeln stabilisiert. Selbst diese Sturzflut konnte im Boden versickern und hat nur auf einigen Wegen kleine Erosionsfurchen hinterlassen. Die neuen Konzepte im Kampf gegen die zunehmenden Folgen des Klimawandels haben sich bestens bewährt.

Weil wegen der Corona-Pandemie schon das zweite Jahr kein wirtschaftlicher Ferienbetrieb möglich war, wurden die Delinat-Winzer aus ganz Europa auf Château Duvivier eingeladen, um ein paar Tage auszuspannen und sich von den Konzepten der Permakultur, des Agroforsts und der regenerativen Landwirtschaft zu überzeugen. Davon haben etwa zwanzig Winzer Gebrauch gemacht, und sie alle waren begeistert vom Fortschritt seit ihrem letzten Besuch. Voller Ideen und mit viel Mut und Motivation sind sie abgereist, und wir sind gespannt, wie sie die Anregungen zu Hause nutzen werden.

Ab März 2022 sollen für Delinat-Kunden wieder Ferienwochen auf Château Duvivier angeboten werden. Alle Informationen dazu unter: www.chateau-duvivier.com

Alle Beiträge der WeinLese 65:

Neue Sorten für Château Duvivier

Im Rahmen der jährlichen Weiterbildungsreise hat das Verkaufs- und Beraterteam von Delinat mit grossem Enthusiasmus während einer Woche mitgeholfen, auf dem Weingut Château Duvivier neue, robuste Rebsorten (sogenannte PIWIs) zu pflanzen. Diese leiten eine Zeitenwende im biologischen Weinbau ein.

Ökologie und Nachhaltigkeit waren früher eine Nische. Klimakrise, Artensterben und neue gesundheitliche Erkenntnisse machen sie längst zur Notwendigkeit. Dies gilt auch für die Landwirtschaft und insbesondere für den Weinbau. Wer einen Wein konsequent nachhaltig und ökologisch herstellen möchte, kommt heute nicht an robusten Rebsorten vorbei. Bei diesen Rebsorten wird eine geschmacklich überzeugende europäische Rebsorte mit einer amerikanischen (oder asiatischen) Sorte gekreuzt, die resistent gegen Pilzkrankheiten ist.

Ein Video zu den PIWI-Versuchen auf Château Duvivier finden Sie hier:

Während Weine aus diesen neuen Züchtungen früher sehr gewöhnungsbedürftig schmeckten und wenig überzeugen konnten, sorgen sie heute für immer mehr Begeisterung. Die Liste der Vorteile für Winzer, die robuste Rebsorten anpflanzen, ist lang: Es können massiv Pflanzenschutzmittel eingespart werden, denn die hohe Resistenz der Traubensorten macht Spritzen oft überflüssig. Damit fallen wiederum sehr viele Arbeitsstunden weg, die Gesundheit der Winzer wird geschont, und es kann CO₂ eingespart werden. Zudem ist der Ertrag genauso hoch wie bei gespritzten, konventionell produzierten Trauben. Dies wirkt sich schlussendlich auch auf die Rentabilität aus: Äussere Umwelteinflüsse können besser abgefedert werden, und der Winzer kann günstiger und konstanter produzieren.

Enge Zusammenarbeit mit Valentin Blattner

Delinat setzt sich schon lange für die Züchtung neuer resistenter Rebsorten ein und hat damit genauso wie der Schweizer Rebzüchter Valentin Blattner eine Pionierrolle übernommen. Bereits in den 1990er-Jahren hat das Delinat-eigene Château Duvivier als erstes Weingut in Frankreich eine Sonderbewilligung erhalten. Seither wird hier mit neuen Sorten experimentiert. Dabei hat sich gezeigt, dass sich gewisse Sorten für das südfranzösische Klima nicht eignen. Auf verschiedenen Parzellen werden deshalb neue Sorten getestet. Dank der erfolgreichen Zusammenarbeit mit dem weit über die Schweiz hinaus bekannten PIWI-Pionierzüchter Valentin Blattner und einer neuen strategischen Partnerschaft mit Mercier, einem französischen Forschungs- und Entwicklungszentrum für Rebzucht, kann die Forschung deutlich intensiviert und können neue Projekte auf Château Duvivier schneller, breiter gefächert und umfassender durchgeführt werden. Ziel ist es, Château Duvivier in den nächsten Jahren zu einem Kompetenzzentrum für Weinbau mit robusten Rebsorten zu entwickeln. Die neuen, zukunftsweisenden Sorten sollen bei den Winzern verbreitet und bei den Konsumenten bekannter gemacht werden. Der Weg dorthin ist lang: Bis eine wirklich gute Sorte entsteht, sind rund 10’000 Züchtungen nötig. Die resistenten Gene werden dabei immer wieder mit europäischen Sorten gekreuzt, bis eine resistente Rebe mit einem guten Geschmack entsteht.

Delinat-Team pflanzt 230 neue Sorten

Im Rahmen der einwöchigen Weiterbildungsreise im Frühling dieses Jahres hat das gesamte Verkaufs- und Beraterteam von Delinat tatkräftig mitgeholfen, rund 230 neue Sorten, die von Valentin Blattner geliefert wurden, zu pflanzen. Durch Mikro-Vinifikationen und intensives Beobachten der neuen Reben soll in den nächsten Jahren herausgefunden werden, welche Sorten wirklich resistent sind und das Potenzial für geschmacklich überzeugende Weine haben. Diejenigen Rebsorten, die aufgrund der Kreuzungen geschmacklich nicht überzeugen und störende exotische Aromen wie zum Beispiel Ananas aufweisen, werden direkt wieder aussortiert. Das sind in der Regel über 95 Prozent der getesteten Sorten. Der kleine Teil an neuen Sorten, der letztlich sowohl bei der Resistenz wie auch beim Geschmack überzeugt, wird anschliessend multipliziert und in grösserem Stil angebaut. Erst dann ist der Grundstein für eine erfolgreiche neue Weinsorte gelegt, die im optimalen Fall auch den Weg in die Verkaufsregale schafft.

Weitere Videos zu den neuen Robusten Rebsorten finden Sie im Videoblog «Weinbau der Zukunft».

Hier finden Sie alle Beiträge der WeinLese 63:

Lehrreiche Arbeitswoche in der Provence

Jedes Jahr verlässt das Delinat-Verkaufsteam für eine Woche das Büro, um an einer Weiterbildungsreise vor Ort Bekanntschaft mit Winzern, Weinen und Rebbergen zu machen. Dieses Jahr erlebten die Delinatler aus nächster Nähe, wie auf Château Duvivier in der Provence am Weinbau der Zukunft gearbeitet wird.

Nur wer einen nach der Delinat-Methode bewirtschafteten Weinberg mit eigenen Augen gesehen und vor Ort Einblick in die Philosophie des Winzers erhalten hat, kann umfassend und kompetent beraten. Getreu diesem Motto war das Verkaufs- und Beraterteam im Mai für eine Woche auf dem Delinat-eigenen Château Duvivier. Während in der Vergangenheit oftmals Weine und Arbeitsweise von Partnerwinzern im Zentrum der Bildungsreise standen, lag der Schwerpunkt diesmal bei der Delinat-Methode und den umfassenden Richtlinien. Winzerberater Daniel Wyss erläuterte diese anhand der vielfältigen Rebberge vor Ort eindrücklich.

Im Video-Interview mit Delinat- Winzerberater Daniel Wyss erfahren Sie mehr über den Weinbau der Zukunft auf Château Duvivier:

Wie kann ein nachhaltiger Weinbau nach der Delinat-Methode den Klimawandel bremsen? Welche Vorteile bietet eine vielfältige Begrünung der Weinberge? Wie helfen Mikroorganismen den Reben bei der Nährstoffaufnahme und mit welchen Massnahmen kann die Fruchtbarkeit der Böden langfristig verbessert werden? Auf diese und viele weitere Fragen erhielt das Delinat-Team während ausgedehnter Spaziergänge durch die Weinberge konkrete Antworten.

Da die Bewirtschaftung eines Weinguts nicht nur grosses Wissen voraussetzt, sondern vor allem auch viel harte Arbeit bedeutet, konnte das Team im Verlaufe der Woche auch solche Fähigkeiten unter Beweis stellen: Als Gärtner beim Erstellen einer Kräuterschnecke und beim Pflegen des Château-eigenen Gemüsegartens oder als Winzer bei einer Pflanzaktion von über 700 pilzwiderstandsfähigen Reben (siehe Bericht «PIWI-Offensive auf Château Duvivier»). Wie Ornithologen fühlte man sich beim Aufhängen von Nist- und Fledermauskästen oder beim Bauen und Aufstellen von Greifvogelstangen. Schliesslich wurde auch noch Hand angelegt beim Pflegen der vielen jungen Obstbäume, die das grosse Wasserretentionsbecken umsäumen, das 2018 von Permakultur-Spezialist Josef Holzer gebaut worden war. Dass im Delinat-Team auch ein paar Spitzenköche stecken, bewiesen die köstlichen Dreigänger, die jeden Abend von einer anderen Gruppe, immer aber mit viel Liebe und passender Weinbegleitung auf den Tisch gezaubert wurden. Die Woche wird dem ganzen Team noch lange in bester Erinnerung bleiben – und bei jedem Glas Duvivier-Wein werden diese Eindrücke aus den paradiesischen Rebbergen wieder zum Leben erweckt.

Hier finden Sie alle Beiträge der WeinLese 63:

Kraftort Weinberg

Die Delinat-Biorichtlinien sind die strengsten Europas. Winzer, die danach arbeiten, verwandeln ihre Weinberge in bunte, lebendige Naturparadiese. Fünf Winzerinnen und Winzer aus verschiedenen Ländern stellen auf den folgenden Seiten ihren persönlichen Kraftort inmitten ihrer Reben vor.

Renate Schütz, La Luna del Rospo, Piemont
Wie die Goldmarie aus dem Märchen

Es gibt für mich nicht den Lieblingsort in meinen Reben. Mein kraftgebender Ort ändert sich, wandert mit Tages- und Jahreszeit, wird von Wind und Sonne, von Regen und Hitze mal hierhin und mal dorthin getragen. Das hängt auch mit der Kleinheit meiner unter Reben stehenden Fläche zusammen, die sich zusammenhängend um die Spitzenlage Bric Rocche schmiegt. Das ist wunderbar. Ich trete aus dem Haus und bin mittendrin in meinen Kraftorten.

Natürlich gibt es da die Flecken, die ich besonders liebe, wo es eine ganz besondere Freude ist, zu arbeiten. Aber immer auch je nachdem: Wenn es schon recht heiss werden kann bei der Arbeit im Weinberg, dann ist eine kleine Rast unter den weit ausladenden Zweigen des längst nicht mehr für die Seidenraupenzucht beschnittenen weissen Maulbeerbaums wie eine sanfte, kühlende Umarmung. Ein wenig von den leicht süsslichen Früchten zu naschen, gibt Kraft und Durchhaltelust im ganz direkten Sinne. Ein wenig Kost, ein wenig Logis im schattigen Grün – das stärkt und erfreut. Und wenn das Sonnenlicht smaragdgrün gefiltert herabrieselt, fühle ich mich wie die Goldmarie aus dem Märchen.

Besonders glücklich fühle ich mich auch oberhalb des Weinbergtürmchens. Hier, am höchsten Punkt meiner Lagen, beginne ich im Januar den Rebschnitt, geniesse den weiten Blick über die sanften Hügel des Astigiano und lausche verzückt den vielfältigen Vogelstimmen aus dem umkränzenden Wald. Hier jubiliert als Erstes die Nachtigall, und eine Eulenkolonie beeindruckt mit ihren lautlosen Flugkünsten. Da singt mein Herz gemeinsam mit den Vögeln, und meine Laune schraubt sich auf den Schwingen der Greifvögel in höchste Höhen.

Pfeift allerdings der Wind empfindlich kalt über Hügel- und Menschenrücken, zieht es mich in die geschützte Lage rund um den mächtigen Kirschbaum, der nicht nur zur Blütezeit ein Inbegriff prachtvoller Grösse ist. Seine weiche Majestät und die verschwenderische Überfülle sind ein eigener kleiner Kosmos: Hier zu verweilen, lehrt die heilsame Kraft von (Bio-)Diversität auf munterste Weise.

Überall gibt es Dramen, Luststücke und komische Opern zu entdecken: aufgebrachte Winz-Vögel, die sich im Flug auf einen Bussard stürzen, Wühler, die riesige, kunstvolle Wabengebilde aus der Erde graben, Schmetterlinge, die scheinbar unendlich lange um Blüten und Partner taumeln und sich in der Sonne spreizen, Eidechsen, die mit blitzendem Auge die Hunde narren.

Allseits glücklich macht mich das dichte Netz der wild bewachsenen Ränge, die sich nach nunmehr 25 Jahren Pflege und Seinlassen üppig durch die Anlagen ziehen: Die grosse Vielfalt aus Büschen, Bäumen, Sträuchern, Gräsern und Blumen erfreut und überrascht täglich mit neuen Formen, Farben, Düften und Unbekanntem.

Eine ganz besondere Freude ist es mir, wenn die Natur eigentliche «Schandflecken» erobert und neu «designt». Wenn die fleissige Ramblerrose in verschwenderischem Wuchs die ehemals hässliche Fassade meiner Cantina mit abertausenden Blüten und glänzendem Blattgrün überwölkt und den langweiligen Industriebau mit ihren filigranen Kletterkünsten in ein geradezu verwunschen anmutendes Gartenhaus verzaubert. Wenn Geissblatt, Jasmin und wilde Rose die hässliche Sicherheitstreppe des Büroeingangs so delikat umranken, dass man plötzlich wie durch in eine romantische Illustration eines zauberhaften Märchenbuchs tritt.

Das Auge freuts, die Nase jubelt, die Lunge weitet sich, die Luft ist frisch und weich, und das Ohr lauscht entzückt dem Summen, Tirilieren, Rascheln und Gewese der Unzahl von sichtbaren und unsichtbaren Tieren, die hier glücklich aufs Schönste Kost und Logis finden.

Martí Albet i Noya, Penedès
Kraft tanken im «Schwarzwald»

Wenn ich oben auf unserem höchstgelegen Weinberg Bosc Negre stehe, fühle ich mich wie im Paradies. Die Lage heisst «Schwarzwald», weil die vielen kleinen Weinbergsterrassen von dichtem Wald umgeben sind. Vom höchsten Punkt aus liegt mir das Penedès in seiner ganzen Pracht zu Füssen: im Westen die zentrale Senke mit weitläufigen Rebbergen und kleinen Siedlungen, im Osten die Muntanyes d’Ordal, ein reich bewaldetes Naturschutzgebiet mit steilem Kalksteingebirge.

Obwohl der Boden karg ist und an einigen Stellen sogar das Muttergestein an die Oberfläche tritt, gedeihen hier unsere 40-jährigen Xarel.lo-Reben prächtig. Aus diesen Trauben keltern wir unsere besten Schaumweine. Aufgrund der Nähe zum Wald lassen sich Füchse, die in kleinen Höhlen in einem offenen Hang Unterschlupf finden, aber auch viele andere Tiere beobachten. Die Vegetation ist artenreich und typisch mediterran: Pinien, Eichen und Gebüsch mit wilden Kräutern wie Thymian und Rosmarin prägen das Bild.

Die grosse Artenvielfalt und die klimatischen Bedingungen machen diese Lage zu einem optimalen Standort für Qualitätsweine. Durch die Weinbergsterrassen weht oft ein laues Lüftchen, das Blätter und Trauben trocken hält und so mögliche Pilzkrankheiten abhält. Durch die hohe Lage von bis zu 400 m ü. M. sind die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht gross, was eine langsame und harmonische Reife der Trauben begünstigt. Das ist wichtig für die Bildung von Säure und Aromen.

Bosc Negre ist für mich ein Ort, wo nicht nur grossartiger Wein entsteht. Dank seiner intakten Natur fernab von Häusern und stark befahrenen Strassen vermittelt er mir auch Ruhe, Kraft und Frieden. Hier fühle ich mich als Teil eines funktionierenden Ökosystems!


Die Delinat-Richtlinien
Die Delinat-Richtlinien verwandeln Weinberge in Naturparadiese, denn sie gehen viel weiter als andere Biorichtlinien. Neben einem Verbot von chemischsynthetischen Pflanzenschutzmitteln, Kunstdünger und Gentechnologie verpflichten sie zur Förderung der Biodiversität und der Polykultur anstelle von Monokultur. Die Verwendung von Kupfer und Schwefel gegen Pilzkrankheiten im Weinberg ist stark limitiert. Im Keller dürfen Eingriffe nur sehr beschränkt vorgenommen werden. Der Einsatz tierischer Hilfsstoffe wie Hühnereiweiss, Milchprodukte, Fischblase zur Schönung oder Stabilisierung der Weine ist nicht erlaubt.

Die Delinat-Richtlinien wurden bereits mehrmals von unabhängigen Stellen wie WWF Schweiz, Stiftung für Konsumentenschutz und Stiftung Praktischer Umweltschutz Schweiz (Pusch) mit dem Prädiktat «sehr empfehlenswert» ausgezeichnet und von allen Schweizer Biolabeln mit der höchsten Punktzahl bewertet. Sie basieren auf einem Modell mit drei Qualitätsstufen, das den Weingütern eine sukzessive Weiterentwicklung bis auf Stufe 3 (drei Schnecken) ermöglicht. www.delinat.com/richtlinien

Daniel Coulon, Domaine de Beaurenard, Châteauneuf-du-Pape
Wo die Vögel um die Wette zwitschern

Der kleine Hügel, auf dem unsere Familie seit eh und je Kraft tankt, heisst La Croix. Für uns ist das ein stiller, magischer Ort: Nur schon der Panoramablick auf die Rhone, den Mont Ventoux, unser Dorf Châteauneuf-du- Pape, das Natur- und Vogelparadies der Île d’Oiselet und unseren Weinberg Bois de la Vieille ist grossartig.

Schon als Kinder sind mein Bruder Frédéric und ich hier hinaufgeklettert und haben Lagerfeuer entfacht. Die Île d’Oiselet, eine von Seitenarmen der Rhone umschlungene Insel, war unser viel besuchter Abenteuerspielplatz mit idyllischem Flussbad. Später verbrachten wir hier auch mit meinen Söhnen Victor und Antonin viel Zeit.

Es ist ein traumhafter Ort für ein Picknick, eine kleine Tour auf dem Mountainbike oder eine Rast unter den schattenspendenden Bäumen, durch die der Wind rauscht und wo die Vögel um die Wette zwitschern. Das seichte Wasser, die vielen Bäume und Büsche sind nicht nur ein Paradies für uns Menschen, sondern auch für eine reiche Tierwelt. Wir lieben es, vom Hügel aus, auf dem ein Kreuz steht, mit Fernrohr und Feldstecher die reiche Vogelwelt zu beobachten.

Bestandteil dieses Naturparadieses ist auch unser historischer Weinberg Bois de la Vieille. Wie andere berühmte Lagen von Châteauneuf-du-Pape ist er von grossen Kieselsteinen übersät. Wir pflegen die alten, knorrigen Rebstöcke mit grosser Hingabe. Wenn mal einer abstirbt, ersetzen wir ihn mit einer unserer autochthonen Sorten, die wir nach alter Väter Sitte direkt auf dem Feld auf eine amerikanische Unterlagsrebe aufpfropfen. Hier reifen in einem ökologisch intakten Umfeld die Trauben, aus denen unsere komplexen und authentischen Châteauneuf-du-Pape-Weine entstehen.

Beatriz Izquierdo, Osoti Viñedos Ecológicos, Rioja
Die Zeit scheint stillzustehen

Im Jahr 2012 begann meine berufliche Laufbahn als Önologin und Kellermeisterin auf dem Weingut von Francisco Ruiz in der Rioja. In genau diesem Jahr wurde auch der weiträumige Weinberg Plana de Turras in Autol angepflanzt. Es sind also noch sehr junge Rebstöcke, aber sie erzählen bereits viele Geschichten und versprühen zusammen mit der reichhaltigen Natur Frieden, Ruhe und Glück. Hier scheint die Zeit stillzustehen. Alles, was ich bisher auf diesem Weingut erlebt habe, spiegelt sich auf diesem Flecken Erde: Arbeit, Inspiration und Veränderung.

Wenn ich durch die Plana de Turras schlendere, wird mir bewusst, was man mit Beharrlichkeit und harter Arbeit alles erreichen kann, manchmal sogar das vermeintlich Unmögliche. Ich sehe all die Früchte, die unsere Arbeit im Einklang mit der Natur trägt. Die Weissweintrauben Garnacha Blanca, Maturana Blanca, Tempranillo Blanco und Viura, die sich genauso prächtig entwickeln wie die roten Garnacha Tinta und Tempranillo Tinto. Oliven- und Mandelbäume, ein ganzjähriger Pflanzenteppich unter den Rebstöcken, stolze Pinien und fein duftende Kräuter wie Rosmarin, Salbei, Wacholder, Thymian und Lavendel tragen ebenso zur biologischen Vielfalt bei wie die Insektenhotels, Fledermausbehausungen und Sitzstangen für Greifvögel, die wir hier installiert haben. Mittelpunkt des Weinbergs ist ein Teich, den wir als Wasserrückhaltebecken angelegt haben. Allmählich entwickelt er sich zu einem lebendigen Biotop.

Begegnungen mit Habichtsadlern, Uhus, Rebhühnern, Zwergtrappen, Würgern, Wildschweinen, Rehen oder Kaninchen zeigen, wie wohl sich die Tierwelt in diesem weiträumigen Refugium fühlt. Ob Frühling, Sommer, Herbst oder Winter – dieser Ort vermittelt durch seine Stimmung stets positive Sinneseindrücke. Diese übertragen sich nicht nur auf uns Menschen, sondern auch auf die Rebstöcke und damit auf unsere Weine. Dieser Ort ist so magisch, dass wir hier sogar unsere biodynamischen Präparate herstellen.

Erik Bergmann, Château Duvivier, Provence
Die Natur als Tankstelle

Es gibt im Moment unheimlich viel zu tun auf Château Duvivier. Neben den üblichen Arbeiten im Rebberg und im Keller verlangt die Umsetzung des Permakulturprojekts seit geraumer Zeit einen grossen zusätzlichen Effort. Es geht darum, mit der Anlage von Teichen und Versickerungsgräben das Ökosystem so zu optimieren, dass Regenwasser nicht ungenutzt abfliesst, sondern in trockenen Perioden den Reben über die Bodenfeuchtigkeit länger zur Verfügung steht. Für meine Partnerin Lolita und mich ist es schön, zu sehen, wie sich die Natur langsam die kahlen Flächen zurückerobert, die durch Erdverschiebungen entstanden sind und jeden einzelnen Teich nach und nach in ein kleines Biotop verwandelt.

Auf unserem Weingut gibt es schon lange zahlreiche Orte mit Biodiversitätsinseln, auf denen man zwischendurch Kraft tanken kann. Wir tun dies am liebsten auf der höchstgelegenen Lage von Château Duvivier. Der Weinberg heisst Sainte-Catherine und liegt am unteren Hang des Gros Bessillon, unseres Hausbergs. Um die Monokultur, die ein Rebberg ja ist, etwas aufzubrechen, haben wir hier auf 50 Quadratmetern überalterte Reben ausgerissen und stattdessen einheimische Pflanzen, Bäume und Sträucher angepflanzt, Steinhaufen aufgetürmt und Insektenhotels installiert. Entstanden ist so mitten im Weinberg ein buntes, lebendiges Naturparadies. Reich ist auch die Traubenvielfalt. Hier reifen Weissweintrauben, aus denen wir unseren Amandier keltern, aber auch rote Sorten, die im Les Mûriers zu finden sind.

Wir lieben es, von Sainte-Catherine aus die Aussicht aufs Château, die südlichen Alpen und den Eingang zur Verdon- Schlucht zu geniessen. Was gibt es Faszinierenderes, als auf dem Boden zu sitzen und den Abertausenden von Insekten, Schmetterlingen, Vögeln und was sonst noch alles kreucht und fleucht zuzuschauen? An diesem Ort spüren wir eine fast vollkommene Harmonie. Weinberg und Natur verschmelzen zu einem Ganzen – eine Tankstelle, die uns stets mit der nötigen Energie versorgt, um die täglichen Herausforderungen auf unserem Weingut mit Freude in Angriff zu nehmen und zu meistern.

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Genussferien auf Château Duvivier

Mitte März begann die neue Feriensaison auf Château Duvivier in der Provence. Einzelne Wochen sind bereits ausgebucht, andere bieten noch genügend Platz für eine abwechslungsund lehrreiche Ferienwoche. Im charmanten Schloss bieten 17 individuell gestaltete Zimmer in ruhiger idyllischer Landschaft eine behagliche Unterkunft. Neuer Gastgeber ist Hans Wagenhaus, ein Gastro-Profi mit 40 Jahren Erfahrung in 17 Ländern. Abends verwöhnt er mit einem saisonalen, marktfrischen Mehrgangmenü und einer reichen Weinauswahl aus dem Delinat-Sortiment. Zum neuen Ferienangebot gehören wöchentliche Rebberg-Rundgänge mit Winzer Erik Bergmann sowie verschiedene Kurse zu den Themen Wein, Wine and Food Pairing und Permakultur. Details und Buchungen unter www.chateau-duvivier.com

Beliebt: Kurse und Reisen

Das Kurs- und Reiseangebot von Delinat erfreute sich 2018 grosser Beliebtheit. Die Zahl der in der Schweiz und in Deutschland angebotenen Kurse und die Teilnehmerzahlen erreichten Rekordwerte. Insgesamt nahmen in zahlreichen Städten der Schweiz und Deutschlands rund 1800 Personen an über 140 Kursen zu verschiedenen Themen rund um Wein und Speisen teil. Besonders erfreulich: Es sind auch immer mehr junge Kursteilnehmer mit von der Partie.

Die Wein- und Genussreisen waren fast alle ausgebucht: Rund 200 Teilnehmer erlebten auf neun Reisen in verschiedenen Weingebieten Europas die Delinat-Methode hautnah und lernten die sympathischen Winzerfamilien persönlich kennen. Rund ein Drittel der Reisegäste entfiel auf die Weinkreuzfahrt mit der Sea Cloud II im Frühling 2018 von Barcelona nach Nizza. Das aktuelle Kurs- und Reiseprogramm 2019 finden Sie unter www.delinat.com/veranstaltungen

Beethoven bei Osoti

In absoluter Stille und Ruhe, nur begleitet von Ludwig van Beethovens klassischer Musik wie «silencio» und «Mondscheinsonate», reifen neuerdings die edlen Barriqueweine von Francisco Ruiz. Der Rioja-Winzer hat auf seinem Weingut Osoti einen neuen Barriquekeller in Betrieb genommen. Um den mächtigen Betonbau störungsfrei zu halten, hat der Winzer bewusst auf Wasser und Stromanschluss verzichtet. Bequeme Sessel laden zum Musikhören und Verweilen. Ein begrüntes Dach sorgt für ideales Klima im oberirdischen Keller. Vorgelagert ist ein kleiner Park, wo an warmen Tagen verschiedene Weinanlässe stattfinden.

Pilotversuche mit Bienen

Wie beim Wein legt Delinat auch bei der Honigproduktion strenge biologische Massstäbe an. Doch es gibt Möglichkeiten, die Bienenhaltung noch nachhaltiger und naturnaher zu gestalten. Klare Vorstellungen davon hat der kleine Schweizer Verein Free the bees. Er kämpft mutig für eine artgerechte Bienenhaltung, bei der nicht nur die Honigproduktion, sondern auch das Wohl der Bienen im Vordergrund steht. An einem von Delinat initiierten Seminar in Zürich liessen sich professionelle Imker aus Spanien, Italien und Bulgarien auf die Philosophie von Free the bees ein. Diese gründet auf der Zeidlerei, dem gewerbsmässigen Sammeln von Honig wilder und halbwilder Bienenvölker, wie es im Mittelalter verbreitet war. Die Delinat-Imker beteiligen sich nun während eines Jahres mit je etwa zehn Bienenvölkern an verschiedenen Pilotversuchen. Diese zielen nicht auf eine Rückkehr zur Zeidlerei ab, sondern auf eine extensivere Honigproduktion mit positiven Auswirkungen auf Natur, Ökologie und Gesundheit der Bienen.

Bodenfruchtbarkeit verbessern

Eine dem Standort angepasste, optimale Bodenfruchtbarkeit muss Ziel aller Delinat-Winzer sein, denn fruchtbare Böden können mehr Wasser und Nährstoffe speichern. Zudem gewährleistet eine optimale Bodenfruchtbarkeit die Ertragssicherheit und eine gute phenolische Reife der Trauben. Entscheidend für die Bodenfruchtbarkeit sind eine möglichst kontinuierliche Bodenfeuchtigkeit und ein hoher Humusgehalt. Delinat-Consulting hat ein neues Merkblatt in fünf Sprachen veröffentlicht, das den Winzern aufzeigt, mit welchen konkreten Massnahmen die Bodenfruchtbarkeit verbessert werden kann. Dazu gehören eine zurückhaltende Bodenbearbeitung, eine optimale Begrünung mit Leguminosen und regelmässige Zufuhr organischer Substanzen (Mulch und Kompost).

Klimawandel: Einen Monat früher ernten

Ernte bereits im Sommer, verbrannte Trauben, hohe Alkoholwerte – der Klimawandel setzt dem Weinbau zu und treibt ihn immer stärker nordwärts. Wie Delinat-Winzer mit diesem Phänomen umgehen.

Ohne Bewässerung ist Weinbau im Süden Portugals kaum mehr möglich. Auf dem Weingut Vale de Camelos wurden deshalb bereits vor 20 Jahren Teiche angelegt, um das Regenwasser zu sammeln.

Josep Maria Albet i Noya, Biopionier der ersten Stunde aus Katalonien, sammelt seit 20 Jahren fein säuberlich Erntedaten verschiedener Parzellen und Rebsorten. Sie zeigen für sein Weingut, das auf dem 41. Breitengrad und somit in einer gemässigten Weinbauzone liegt, eine klare Tendenz: Der Erntezeitpunkt verschiebt sich immer mehr nach vorne in den Sommer hinein. Heute wird im Vergleich zu 1991 je nach Traubensorte 10 bis 25 Tage früher geerntet. Zwar gibt es immer wieder Jahre mit Ausschlägen in die andere Richtung. Doch der allgemeine Trend ist klar: Wurde die früh reifende Chardonnay-Traube zu Beginn der 1990er Jahre normalerweise ab dem 5. September gelesen, ist dies heute meist vor dem 25. August der Fall. Bei der mittelfrüh reifenden Tempranillo-Traube ist der Erntezeitpunkt sogar deutlich über 20 Tage vorgerückt. Beim spätreifenden Cabernet Sauvignon ist es weniger ausgeprägt (zirka 10 Tage früher).

Auch weiter nördlich, etwa in den auf dem 49. und 50. Breitengrad liegenden Weinbaugebieten Rheinhessen und Mosel, wird tendenziell früher geerntet. «Wir haben noch nie so früh begonnen wie 2018», sagt Tobias Zimmer vom Weingut Hirschhof in Rheinhessen. Die Lese begann bereits am 22. August. Erntestart ist hier normalerweise zwischen Anfang und Mitte September. Noch weiter nördlich, an der Mosel, war der früheste Erntebeginn auf dem Weingut zur Römerkelter in den Jahren 2011 und 2017 (jeweils Ende August). 2018 begann die Lese am 11. September, das ist eine Woche früher als im Durchschnitt der letzten 20 Jahre.

Weinbau wandert nordwärts

Wertvolle Aufzeichnungen: Erntedaten der Bodega Albet i Noya über die letzten 20 Jahre zeigen, wie sich die Traubenlese immer mehr nach vorne verschiebt.

Die generell höheren Temperaturen und die raschere Traubenreife führen auch dazu, dass sich der Weinbau in Europa ständig weiter nach Norden verschiebt. Noch im letzten Jahrhundert galten nur Regionen zwischen dem 30. und 50. Breitengrad als für den Weinbau geeignet. Die Mosel auf dem 50. Breitengrad war lange Zeit so ziemlich das nördlichste Anbaugebiet Europas. Mittlerweile wird Weinbau auch in Holland, England und Dänemark, also bis zum 55. Breitengrad, betrieben. In England wird heute Schaumwein auf hohem Niveau erzeugt. Und seit 2008 gibt es sogar einen Weinberg an der Südküste von Norwegen am 58. Breitengrad.

Die sich verändernden klimatischen Bedingungen mit monatelangen Trockenperioden, extremen Niederschlägen, tendenziell früherer Traubenreife und einer Verschiebung der Anbaugrenze nordwärts stellt vor allem die Winzer im Süden vor grosse Herausforderungen. Es wird immer schwieriger, leichte Weine mit moderatem Alkoholgehalt zu keltern, weil die Trauben durch die rasche Reife schon sehr früh viel Zucker enthalten. Werden sie früh geerntet, ist die phenolische Reife nicht optimal, und wichtige Aromastoffe fehlen. Wartet man zu, drohen sie zu «verkochen», und es fehlt an Säure. Aber nicht nur die Trauben, auch die Böden leiden: Fällt nach langen Trockenperioden starker Regen, ist die Erosionsgefahr besonders hoch.

Wie die Winzer reagieren

Delinat-Weingüter haben schon vor Jahren mit geeigneten Massnahmen reagiert. So hat das Weingut Vale de Camelos im Süden Portugals bereits vor 20 Jahren Erddämme gebaut, die drei Seen mit 35 Hektar Wasseroberfläche entstehen liessen. Die Seen werden nur mit Regenwasser gespeist und dienen der Bewässerung von Reben und Oliven. Weil die klimabedingten Veränderungen hier auf dem 38. Breitengrad besonders ausgeprägt sind, werden nach der Lehre der Permakultur derzeit weitere Massnahmen ergriffen, um die Wasserretentionsfähigkeit der Böden zu verbessern und der fortschreitenden Wüstenbildung entgegenzuwirken.

Carlos Laso hat auf seinem Weingut Pago Casa Gran in der Region Valencia (39. Breitengrad) in den letzten Jahren ebenfalls Retentionskanäle und -teiche gebaut, in denen das Regenwasser aufgefangen wird und anschliessend langsam versickern und die Böden lange feucht halten kann. Schöner Zusatzeffekt: Schon im zweiten Jahr nach Umsetzung dieser Massnahmen hat sich der Grundwasserspiegel erhöht.

Auf dem Delinat-eigenen Château Duvivier in der Provence (43. Breitengrad) hat sich das Klima so verändert, dass die Trauben in der Regel zwei Wochen früher reif sind als früher. Auch hier wird ein ausgeglichener Wasserhaushalt immer wichtiger. Deshalb wurde im Herbst 2018 zusammen mit den Permakulturexperten Josef Holzer und Jens Kalkhof begonnen, eine Wasserretentionslandschaft in und rund um die Rebflächen umzusetzen (siehe Bericht «Permakultur – eine neue Dimension»).

Neben Massnahmen, die darauf abzielen, Humusaufbau und Wasseraufnahmefähigkeit der Böden zu verbessern, bleiben den Winzern weitere Möglichkeiten, klimabedingten Herausforderungen zu begegnen. Dazu gehören etwa die Wahl neuer Traubensorten, der Verzicht auf Entlaubung der Traubenzone oder das Ausweichen auf Nord- und Ostlagen bei der Neupflanzung von Rebbergen.

Permakultur – eine neue Dimension

Seit zwei Jahrzehnten forscht und arbeitet Delinat auf dem eigenen Weingut Château Duvivier in der Provence am Weinbau der Zukunft. Mit Permakultur kommt jetzt eine noch umfassendere Methode für einen ökologisch geschlossenen Kreislauf zur Anwendung.

Schotterrippen, Sickerteiche und -gräben in den Rebflächen sorgen dafür, dass bei starken Niederschlägen das Regenwasser nicht einfach abgeschwemmt, sondern auf gefangen wird. Nach und nach kann es so im Boden versickern und die Reben länger mit genügend Wasser versorgen.

Delinat und ihre Winzer beschäftigen sich schon seit Jahren intensiv mit dem Thema Permakultur. Es handelt sich hierbei um eine Bewirtschaftungsform, durch die das Ökosystem gestärkt, die Bodenfruchtbarkeit erhöht, die Bodenbearbeitung vereinfacht, die Ressourcen effizient genutzt und die Erträge gesichert werden können. Auftrieb erhält die in den 1970er Jahren in Australien begründete Permakultur durch klimabedingte Wetterextreme wie Hitze- und Trockenperioden, Frost, Starkregen und Sturmwinde, die sich erschwerend auf Landwirtschaft und Weinbau auswirken. Wichtiger Bestandteil der Permakultur sind beispielsweise Massnahmen, um die Böden bei Starkregen vor Erosion zu schützen und bei langen Trockenperioden auf natürliche Weise mit genügend Wasser zu versorgen.

Holzersche Permakultur auf Château Duvivier

Die beiden Permakultur-Spezialisten Josef Andreas Holzer und Jens Kalkhof liefern das Konzept: Château Duvivier wird im Sinn der Holzerschen Agrar-Ökologie (Permakultur) weiterentwickelt. Von links: Josef Andreas Holzer, Erik Bergmann (Winzer), Daniel Wyss (Delinat-Winzer berater), Jens Kalkhof.

Zu den bekanntesten Kennern und Pionieren der Permakultur gehört Sepp Holzer, ein österreichischer Bauer, Buchautor und international tätiger Berater für naturnahe Landwirtschaft. Nach seiner Lehre und dem Konzept seines Sohnes Josef Andreas Holzer sind auf dem Delinat-Modellweingut Château Duvivier in den beiden letzten Jahren wichtige Permakultur-Massnahmen umgesetzt worden. In einem ersten Schritt ging es darum, die Natur zu beobachten und von ihr zu lernen. Die Umgebung, in der das Permakultursystem entstehen sollte, wurde kartiert und analysiert: Wo scheint die Sonne? Wo gibt es mehr oder weniger Feuchtigkeit? Woher weht der Wind? Wie ist der Boden aufgebaut? Mit diesen Kenntnissen und dem Wissen, welche Pflanzen welche Wetterbedingungen und Nachbarspflanzen bevorzugen, ging man 2017 an die Planung und begann mit der Umsetzung des Projekts.

Teiche und Gräben ausgehoben

Konkret wurden auf Château Duvivier nach der letztjährigen Traubenernte mit dem Bagger mehrere Sickerteiche und -gräben ausgehoben. Zudem haben Josef Holzer und sein Partner Jens Kalkhof einen kleinen Wasserlauf im oberen Bereich des Geländes gestaut und so umgeleitet, dass das kostbare Nass nun in den neu geschaffenen Gräben und Teichen aufgefangen wird. Nach und nach versickert es im Boden und versorgt die Reben auch in langen Trockenperioden mit genügend Wasser. Als Versuch wurden bei den steilsten Lagen kleine Sickergruben direkt zwischen den Reben angelegt: Immer vier Reihen mit und vier Reihen ohne. Schon nächstes Jahr wird sich zeigen, ob die Massnahmen greifen. Bei Erfolg werden die bearbeiteten Reihen keine Erosion aufweisen und kräftigere Reben haben, weil der Boden feuchter bleibt.

Die kleineren Sammelbecken haben sich im regnerischen Sommer 2018 bereits gefüllt. Im Hintergrund ist der Aushub für den sechsten, den grossen Retentionsteich, in vollem Gange. Die Teichböden werden nicht mit Folien oder Beton versiegelt, sondern durch präzise Aufschichtung von Feinerde und Lehm abgedichtet.

Im Bereich von Garten- und Baumanlagen wurden sechs kaskadenartig auf Terrassen angelegte Teiche in unterschiedlicher Grösse erstellt. Diese alimentieren künftig Gemüse und Obstbäume mit gesammeltem Regenwasser. Die Teichböden wurden nicht mit Folien oder Beton versiegelt, sondern durch präzise Aufschichtung von Feinerde und Lehm abgedichtet. Dabei wurde ausschliesslich Erde vom Gelände verwendet. Nach Abschluss der Erdarbeiten wurden Mischkulturen angepflanzt und eingesät, die das Château schon bald in ein noch stärker blühendes Naturparadies mit hohem Frucht- und Gemüseertrag verwandeln werden.

Ein neuer «Schlossgeist»

23 Jahre lang wurde der Ferienbetrieb Château Duvivier von Sylvia und Uwe Fahs erfolgreich geführt. Sie haben das Château geprägt und eine treue Gästeschaft aufgebaut. Ende 2017 gingen sie in den wohlverdienten Ruhestand.

Château Duvivier – eine gemütliche, ruhig gelegene Ferienoase in der Provence.

Der erste Versuch, eine würdige Nachfolge zu finden, ist leider gescheitert. Mit dem neuen Konzept der Themenwochen im Hinterkopf haben wir bei der Kandidatenauswahl die Gastronomie-Erfahrung zu wenig stark gewichtet. Das war ein Fehler. Da sich die Defizite schon früh im Jahr zeigten, haben wir die Saison schon Ende September enden lassen.

Die «Schlossgeist»-Stelle wurde im Sommer 2018 neu ausgeschrieben, und dieses Mal hatten wir mehr Glück. Unter drei qualifizierten Bewerbern haben wir uns rasch für einen «alten Fuchs» entscheiden können.

Der neue «Schlossgeist»

Er hat kleine und grosse Hotels in 17 Ländern erfolgreich geführt. Er spricht fliessend Französisch, Deutsch und Englisch, und die Provence ist seine Wunschheimat. Für Hans Albrecht Wagenhaus scheint die Duvivier-Aufgabe wie auf den Leib geschnitten – er möchte das Château zur Krönung seiner Karriere machen und drei bis fünf Jahre führen, bevor er in die Pension geht.

Ab März 2019 Schlossgeist auf Château Duvivier: Hans Wagenhaus.

Das Ferienprogramm 2019 ähnelt dem der Fahs-Ära: Weniger Schwerpunkt-Wochen und mehr (kulinarische) Verwöhneinheiten, kombiniert mit interessanten Einblicken in die spannenden Forschungsarbeiten, die mit der Permakultur einen neuen Fokus erhalten haben. Ausserdem soll mehr Weinwissen vermittelt werden – insgesamt wird es vier Mal wöchentlich eine Führung oder einen Kurs zu Weinbau, Weinwissen, Wein-Pairing und Permakultur geben.

Höhepunkt aber wird wieder das Abendessen sein, das wie früher mit einem Aperitif eingeleitet wird, zu dem der Küchenchef sein Menü vorstellt. Sehr gut angekommen in diesem schwierigen 2018 ist das Auswärtsessen, sodass wir uns entschieden haben, auch 2019 wöchentlich an einem Abend in einem guten Restaurant in der Nähe zu dinieren. Auf www.chateau-duvivier.com finden Sie alle Details.

Das traditionell reichhaltige Frühstücksbuffet ist bei den Gästen beliebt.
Führungen und Kurse
Ab Mitte März 2019 stehen die Türen für Château-Gäste wieder offen. Mit dem reichhaltigen Frühstück und dem täglichen kulinarischen Höhepunkt, dem Abendessen, gibt es nur zwei tägliche Fixpunkte. Wer Lust hat, kann die Provence von hier aus auf eigene Faust entdecken. Es gibt aber auch jede Woche einige Kurse, an denen auf spannende Art und Weise Weinwissen vermittelt wird. Normalerweise sind sie folgenden Themen gewidmet:
• Rundgang durch die Weinberge mit Winzer Erik Bergmann (90 Minuten)
• Kurzer Basis-Weinkurs mit Lolita Roche (90 Minuten)
• Wine and Food Pairing mit Hans Albrecht Wagenhaus (60 Minuten)
• Permakultur und Gemüsegarten mit Laurence Halleux (90 Minuten)

Unbeschwerte Provence-Ferien

Château Duvivier ist der ideale Ort zum Faulenzen, um gutes Essen und feine Weine zu geniessen und den Weinbau der Zukunft zu entdecken. Das idyllisch und ruhig gelegene Schloss ist aber auch idealer Ausgangspunkt, um die schönsten Ecken der Provence zu entdecken. Hier ein paar Tipps für lohnenswerte Ausflüge:

Märkte in der Provence: Jedes kleine Städtchen und fast jedes Dorf in der Provence hat seinen eigenen Markt. Dort werden regionale Delikatessen und saisonale Verführungen angeboten. Oft sind die Lebensmittel biologisch produziert und erfüllen höchste Qualitätsansprüche. Besonders schöne und authentische Märkte gibt es in Cotignac (Dienstag), in Aups (Mittwoch und Samstag; im Juni und Juli mittwochs auch Trüffelmarkt) und in Salernes (Mittwoch und Samstag).

Wandern rund um Château Duvivier: Château Duvivier ist ein idealer Startpunkt für idyllische Wanderungen. Viele Wegabschnitte führen durch lichten Wald, der viel Schatten spendet. Im Château liegt eine Mappe mit Routenvorschlägen mit unterschiedlichen Anforderungen aus, die alle als Rundstrecke angelegt sind. Die beliebtesten Touren führen auf den Gros Bessillon, ins Dörfchen Pontevès und durch dichten Wald in die Duvivier-Parzelle «Beau Mulé».

Gorges du Verdon: Der Grand Canyon du Verdon lockt mit spektakulären, teilweise anspruchsvollen Wanderungen und Bootsfahrten (Kanus, Pedalos, Elektroboote) durch eine einzigartige Schlucht. Bootsvermietungen am Lac de Sainte-Croix. Zirka eine Autostunde von Château Duvivier entfernt.

Moustiers Sainte-Marie: Pittoreskes Touristenstädtchen in der Nähe des Lac de Sainte-Croix und der Gorges du Verdon. Grosse Fayence-Tradition. Authentische Unikate sind die weiss emaillierten, handbemalten Keramikobjekte des Ateliers Bondil am Kirchenplatz mitten im Dorf. Rund eine Autostunde von Château Duvivier entfernt.

Cotignac: Typisches, charmantes Provence-Städtchen, keine zehn Kilometer von Château Duvivier entfernt. In den Bistros und Restaurants auf dem von Platanen gesäumten Cours Gambetta lässt sich trefflich verweilen. Jeden Dienstagvormittag ist Markt.