Auf ein Glas mit … Tamara Dominkovic

Seit 2022 ist die gebürtige Zürcherin Tamara Dominkovic neue Gastgeberin auf dem Delinat-Ferienweingut Château Duvivier. Bei einem Glas Wein unterhielten wir uns mit ihr über ihr Startjahr und die neue Saison 2023, die im April beginnt.

Weshalb hast du dich für den Job als Gastgeberin auf Château Duvivier beworben?
Tamara Dominkovic: Zum einen, weil mit Delinat ein bestens bekannter und etablierter Biowein-Pionier dahintersteckt. Zum andern, weil es mich reizte, als weinaffine Gastgeberin an einem der schönsten Orte tätig zu sein, den man sich vorstellen kann – auf Château Duvivier in der Provence.

Tamara Dominkovic pendelt zwischen zwei Welten: Von Ostern bis Spätherbst ist sie Gastgeberin auf Château Duvivier in
der Provence, in den Wintermonaten lebt sie in Bosnien-Herzegowina.
Tamara Dominkovic pendelt zwischen zwei Welten: Von Ostern bis Spätherbst ist sie Gastgeberin auf Château Duvivier in
der Provence, in den Wintermonaten lebt sie in Bosnien-Herzegowina.

Wie verlief deine erst Saison?
Nach gewissen Anfangsschwierigkeiten lief es besser als erwartet. Es gab ehemalige Lieferanten, die ihr Geschäft wegen der Pandemie aufgegeben hatten und deshalb nicht mehr lieferten. Zudem brauchte es Zeit, bis das neue Team zusammengewachsen war. Unsere Gäste haben es uns aber leicht gemacht, Verständnis gezeigt und uns unterstützt.

Welches ist die grösste Herausforderung, die du auf Château Duvivier angetroffen hast?
Zunächst mal die Sprache. Obschon ich Französisch spreche, musste ich mich erst an den Provence-Slang gewöhnen. Dann der Umgang mit den Handwerkern und Lieferanten, die es mit den Abmachungen nicht immer so ganz genau nahmen. Und schliesslich galt es, die Region kennenzulernen, damit ich unsere Gäste mit Ausflugsempfehlungen eindecken konnte.

Gibt es Dinge, die du verändern oder verbessern möchtest?
Es gibt Abläufe im Hotelbetrieb, die verbessert und vereinfacht werden können. Es hat sich auch gezeigt, dass es immer mehr Gäste gibt, die etwas unabhängiger sein und nicht unbedingt jeden Abend ein Menü im Château geniessen möchten. Auch die rein vegetarische Küche wurde nicht von allen Gästen gleichermassen geschätzt. Hier müssen wir etwas flexibler werden und mehr Abwechslung in den Menüplan bringen.

Persönlich
Tamara Dominkovic wurde 1972 in Zürich geboren, wo sie auch aufgewachsen ist. Sie ist verheiratet, hat keine Kinder. Zur Familie gehört dafür Hund Tassilo. Früher war sie in der Finanzwelt tätig – zuletzt als «Business Administration» eines grossen Getränkeherstellers. Aus Liebe zum Wein bildete sie sich zur Sommelière IHK, zur Weinakademikerin und zur Wein- und Genussexpertin IHK weiter. Seit 2022 ist sie Gastgeberin auf dem Delinat-Ferienweingut Château Duvivier in der Provence. Die Wintermonate, wenn das Château geschlossen ist, verbringt sie im Süden von Bosnien-Herzegowina, wo sie Winzer im Rebbau und im Keller unterstützt und Gastronomiefachkräfte unterrichtet. In ihrer Freizeit geniesst sie am liebsten die Natur beim Wandern oder die Sonne am Meer. Ausgedehnte Spaziergänge mit ihrem Hund und Yoga gehören zum täglichen Programm. Zurzeit bereitet sie sich auch auf die Ausbildung zum Master of Wine vor.

Du bezeichnest dich als Genussmenschen. Was verstehst du konkret darunter?
Ich koche und esse sehr gerne, und natürlich darf ein Glas Wein bei einem leckeren Essen nicht fehlen. Etwas vom Schönsten ist für mich, auf den Wochenmarkt zu gehen und aufgrund des Angebots spontan zu entscheiden, was ich kochen möchte. Auf den Märkten findet man immer regionale und saisonale Produkte. Das ist für mich sehr wichtig, genauso wie Bio-Standard und Kenntnisse über die Herkunft der Produkte.

«Bei der Küche müssen wir etwas flexibler werden und mehr Abwechslung in den Menüplan bringen.»

Ökologie hat bei Delinat einen sehr hohen Stellenwert. Was bedeutet das für die Ferienoase Château Duvivier?
Auf Château Duvivier pflegen wir den rücksichtsvollen Umgang mit der Natur. Wir organisieren unseren Betrieb so, dass wir möglichst wassersparend, energie- und kosteneffizient arbeiten, in der Küche möglichst keinen Food Waste haben und generell nachhaltig arbeiten. Es ist mir sehr wichtig, dass unser Team die Delinat-Philosophie lebt und eine Vorbildfunktion gegenüber den Gästen an den Tag legt.

Musst du auch Kompromisse eingehen?
Nein, man kann sich auf diese Arbeitsweise sehr gut einstellen. Natürlich dauern gewisse Handgriffe etwas länger, und man benötigt in der Küche etwas mehr Zeit mit dem Sortieren des Komposts, dem Verwerten der Reste und mit der Reinigung. Aber wir sind stolz darauf, dass wir praktisch alles wiederverwerten bzw. -verwenden. Auch unsere Schlosshühner sind wunderbare Verwerter und freuen sich sehr, wenn sie etwas von unseren Gemüseresten abbekommen.

Das Château ist sehr abgelegen. Ist es ratsam, ohne Auto anzureisen?
Das hängt davon ab, welche Art Ferien man machen will. Da es keinerlei Anbindung an den öffentlichen Verkehr gibt, ist ein Auto schon praktisch, wenn man die wunderschöne Region entdecken will. Meine Empfehlung: Anreise mit dem TGV nach Aix-en-Provence. Dort ein Auto mieten und damit in 1,5 Stunden zum Château fahren. So ist man vor Ort flexibel.

Auf Château Duvivier dreht sich vieles um ökologisch vorbildlichen Weinbau. Was bekommt der Feriengast davon mit?
Mit unseren wöchentlichen Touren durch die Weinberge und den Weinkeller bringen wir den Gästen die Delinat-Philosophie nahe und zeigen den Weg der Traube vom Rebstock bis in die Flasche auf. Die Gäste bekommen bei uns sehr gut mit, was es heisst, Wein im Einklang mit der Natur zu erzeugen.

Was können die Feriengäste in der kommenden Saison speziell erwarten?
Das Thema «Wein» bekommt noch mehr Gewicht. Einmal pro Woche wird es einen Workshop geben, auf dem wir unsere Gäste mitnehmen auf eine kleine Reise durch die Welt des Delinat-Weins. Darin inbegriffen ist die Vermittlung von Basiskenntnissen bezüglich Sensorik, Degustation sowie der Kombination von Wein und Speisen. Und auf dem Menüplan stehen auch wieder Fleisch und Fisch.

Haben wir Ihre Neugierde geweckt? Mehr Infos zu Ferien auf Château Duvivier finden Sie hier.

Weintipp Tamara Dominkovic

Weisswein im Winter? Warum nicht? Les Cigales blanc, der bei uns auf Château Duvivier erzeugt wird, ist eine wunderbare Cuvée mit einem floralen Bukett nach Mandelblüte, Kamille und feinen Fruchtaromen. Für mich ein idealer Apérowein, aber auch ein perfekter Speisebegleiter, etwa zu Lachstoast oder Fisch-Fondue.

Duvivier Les Cigales blanc
Vin de France 2021
www.delinat.com/7665.21

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Arina Schefer
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6 comments

  1. Lieber Herr Mang,
    wir waren schon einige Male, oft bei Familie Fahss, im Château und haben es als toleranten Ort mit außerordentlicher Gastfreundschaft erlebt wo ein solcher Extremismus nicht hingehört.
    Das Essen war immer vorzüglich, was erst nach der ära Fahss stark nachgelassen hat.
    Die vegetarische Küche kommt leider nicht an Uwe fahssens Kochkünste heran.
    Wenn die überhandnehmenden Wildschweine rund um das Château erst die ganzen Reben und das von ihnen so geliebte Gemüse (mag ich übrigens auch) gefressen haben, werden sie vielleicht auch feststellen dass auch ein wildschweinsteak sehr gut schmecken kann.
    Wir werden auch trotz der vegetarischen Küche bestimmt mal wieder eine Woche auf dem Château verbringen und hoffen, dann wie bisher, nette, offene und tolerante Menschen kennen zu lernen.
    Viele Grüße, auch an Tamara
    Wolfgang

  2. Ihr Lieben , bleibt eurer Phillosophie treu – “ mit der Natur im Einklang “ ! Das Bedeutet auch und ganz besonders den Tieren – schützend , respektvoll und liebevoll für sie da zu sein. Sie sind nicht zum schlachten und essen da ! Lebt und steht zur vegetarischen – besser noch veganer Ernährung ! Laßt nicht zu , daß auf eurem wundervollen Gut Tierkadaver verzehrt wird oder gar geschlachtet wird . Es würde ein dunkler Schleier über das Gut ausbreiten .Die Menschheit ist und wird krank durch den Kanibalismus den sie seit ewigen Zeiten betreiben . Liebet die Tiere und die Natur , so wie euch selbst.

    Mit freundlichen und lieben Grüßen

    Karl Mang

    1. Wenn man die meisten Gemüse (insbesondere dickschalige sowie Knoblauch, Zwiebeln und Kichererbsen) und Früchte (insbesondere Steinobst) schlecht bis gar nicht verträgt, ist es überlebenswichtig, dass auch auf Château Duvivier wieder Fleisch und Fisch zum Essen anbeboten wird. Lieber nachhaltig erzeugtes Biofleisch aus Freilaufhaltung als energie- und wasserintensiv im Labor hergestellte vegane Fleischersatzprudukte. Personen, die in der Entwicklungshilfe tätig sind, erachten vegane Ernährung als negative Wohlstandserscheinung.

    2. Ich kann Ihnen nur vollinhaltlich zustimmen. Danke für Ihr Statement. Für mich wird das Angebot von Fleisch und Fisch wahrscheinlich der Grund sein, dass ich nicht mehr Urlaub im Château machen werde.

      1. Mein Kommentar bezog sich auf das Statement von Karl Mang, weswegen ich es beim Button „Antworten“ eingegeben habe. Der Aussage von Harald Grauer stimme ich daher natürlich nicht zu. Man muß erstens nicht auf Laborprodukte zurückgreifen, wenn man sich vegan ernährt. Außerdem ist Fleischproduktion extrem wasserintensiv und verantwortlich für hohe CO2 Emissionen. Gerade in so genannten Entwicklungsländern, aber auch in Europa, gibt es viele traditionelle Rezepte, die immer schon vegan sind.

        1. Liebe Frau Susanne Karr , es freut mich sehr , daß Sie mich verstehen und es gibt mir Hoffnung – daß die Menschheit noch nicht ganz verloren ist !

          Mit freundlichen und lieben Grüßen

          Karl Mang

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