Biodiversitätswettbewerb: Eine Siegerin für zwei Etiketten

Die Entwürfe von Judith Schönenberger aus Bern werden die Delinat-Biodiversitätsweine 2015 zieren. Ihre beiden Aquarellmalereien, die Biodiversität in Form von abstrahierten Trauben zeigen, sind als Sieger aus dem Gestaltungswettbewerb hervorgegangen. Sowohl ihr Etikettenvorschlag für den Rotwein wie auch jener für den Weisswein kamen bei den Delinat-Kunden am besten an: In einer Onlineabstimmung, bei der pro Weinsorte je 11 Finalisten zur Wahl standen, entfielen je 22 Prozent der insgesamt rund 3000 Stimmen auf die Werke von Judith Schönenberger. So viel Zuspruch erhielt kein anderer Vorschlag.

Judith Schönenberger, Lehrerin für Bildnerisches Gestalten und Weinliebhaberin aus Bern, hat guten Grund zum Anstossen.
Judith Schönenberger, Lehrerin für Bildnerisches Gestalten und Weinliebhaberin aus Bern, hat guten Grund zum Anstossen.

«Ich habe niemandem erzählt, dass ich mitgemacht habe. Dass ich jetzt gewonnen habe, freut mich natürlich extrem», sagt die Weinliebhaberin und langjährige Delinat-Kundin. Ganz überraschend kam dieser Sieg für sie aber nicht. «Ich habe die Abstimmung auf der Delinat-Homepage mitverfolgt und aufgrund der vielen positiven Kommentare zu meinen Vorschlägen gemerkt, dass ich gut im Rennen bin. Dass es gleich für den Rot- und den Weisswein zum Sieg reichen würde, hätte ich aber nicht gedacht.»

Passend für den weissen Biodiversitätswein: Bunte Kleckse in kühlen Farben und verschiedenen Formen symbolisieren Biodiversität in Form einer Weissweintraube.
Passend für den weissen Biodiversitätswein: Bunte Kleckse in kühlen Farben und verschiedenen Formen symbolisieren Biodiversität in Form einer Weissweintraube.

Als Siegerpreis winken Judith Schönenberger im Verlauf des nächsten Jahres je 60 Flaschen vom roten und weissen Biodiversitätswein 2015, der ihr Etikett tragen wird. Aber auch die andern Finalisten gehen nicht leer aus: Sie werden mit je sechs Flaschen Biodiversitätswein belohnt. Die Weine kommen von den Delinat-Biodiversitätswinzern des Jahres 2015. Wer das ist, wird erst kurz vor dem 22. Mai 2015, dem Internationalen Tag der Biodiversität, verraten.

Rotwein-Etikette
Passend für den roten Biodiversitätswein: Bunte Kleckse in warmen Farben und verschiedenen Formen symbolisieren Biodiversität in Form einer Rotweintraube.

 

Die Beteiligung unserer Kundinnen und Kunden an diesem Gestaltungswettbewerb war überwältigend. Nachdem bis Mitte Oktober rund 250 Gestaltungsvorschläge eingegangen waren, hatte eine interne Jury die schwierige Aufgabe, in den Sparten Rotwein und Weisswein je zehn Entwürfe für das Finale auszuwählen. Während rund 10 Tagen ging dann die finale Onlineabstimmung mit rund 3000 abgegebenen Stimmen und über 100 Kommentaren zu den einzelnen Entwürfen über die Bühne. Vielen Dank an alle, die sich in irgendeiner Form am Wettbewerb beteiligt und damit ihre Sensibilität für eine Natur mit reicher Biodiversität zum Ausdruck gebracht haben.

Eindrücklicher Einblick ins Bio-Winzerleben

Ich hatte mit unserem Winzerberater Rolf Kaufmann in Narbonne abgemacht. Bei einer kurzen Besichtigung der Altstadt stiessen wir per Zufall auf das Denkmal der «Révolte des vignerons». Es erinnert an die Winzerrebellion von 1907, bei welcher Languedoc-Weinbauern gegen die überhand nehmende Massenproduktion demonstrierten. Ein schönes Symbol für die bevorstehenden Reisen zu verschiedenen Delinat-Weingütern in Südfrankreich.

Mustergültige Begrünung bei Lignères
Mustergültige Begrünung bei Lignères

Anschauungsunterricht für Schulklassen

Auf Château Coulon wurden wir von Winzer Louis Fabre und Rebmeister Xavier Sabouraud empfangen. Beim Spaziergang durch die Reben kam Louis so richtig in Fahrt. Er erzählte von seinen Begrünungsprojekten und den ausgiebigen Heckenpflanzungen. «Je dichter die Hecken sind, desto mehr Vögel nisten sich hier ein – ein richtiges Naturschauspiel», schwärmte er. Rolf Kaufmann zeigte sich über diese Anstrengungen höchst erfreut. Oftmals sind auch Schulklassen in den Weinbergen von Château Coulon zu Besuch. «Die jungen Leute verstehen den Biodiversitätsgedanken sofort. Ich bin zuversichtlich, dass die neue Generation dafür sorgt, dass es in der ganzen Region in Zukunft vermehrt zu Renaturierungen kommt», meinte Louis Fabre, bevor wir das nächsten Weingut in der Corbières, die Domaine Lignères, ansteuerten.

Wenn Patienten beim Winzer klingeln …

Hier braucht es kaum zusätzliche Massnahmen, um die Biodiversität zu verbessern. Die meisten Rebflächen der Gebrüder Lignères liegen am Fusse des Berges Alaric in wilder Natur. Sie sind von natürlichen Ausgleichsflächen umgeben – ein Traum! Auch bei der Vinifikation überlassen die Jean und Paul Lignères vieles der Natur. Sie lassen alle Weine spontan mit Naturhefe vergären und verzichten teilweise gänzlich auf Schwefelzugabe zur Haltbarmachung der Weine. Ich habe gestaunt, wie Jean Lignères alles unter einen Hut bringt. Er ist nämlich nicht nur Winzer, sondern auch Dorfarzt. Bei unserem gemeinsamen Nachtessen klingelten gleich mehrere Patienten an der Haustüre.

Winzerberater Rolf Kaufmann macht Bilder fürs Protokoll im Weingut Lignères
Winzerberater Rolf Kaufmann macht Bilder fürs Protokoll im Weingut Lignères

Strenge Bio-Kontrolleurin

Weiter westlich, am Fusse der Pyrenäen, liegen die Weinberge der Domaine du Mas des Clots. Die Trauben von Winzer Michel Piquemal reifen im Schutz felsiger Hügelzüge. Im ausgesprochen warmen und trockenen Klima der Côtes Catalanes ist eine Begrünung der Weinberge nicht ganz einfach. Rolf Kaufmann stellte aber deutliche Fortschritte gegenüber seinem letzten Besuch fest. Offenbar ist die richtige Saatgutmischung jetzt gefunden. Am Nachmittag hatte ich noch Gelegenheit, einer Biokontrolle durch eine Ecocert-Mitarbeiterin beizuwohnen. Ich staunte, wie gründlich die Einhaltung der Richtlinien, auch jener von Delinat, geprüft werden.

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Haus und Kellerei Mas des Clots

Vorbildliche Provence-Winzer

Die letzten Stationen unserer Reise waren in der Provence. Geradezu paradiesisch mutet für mich die Biodiversität auf den Weingut La Tour des Vidaux von Volker Paul Weindel an. Besonders aufgefallen sind mir die vielen Baldriansträucher. Mit ihren tiefen Wurzeln sorgen sie für einen lockeren Boden. Der wie ein Amphitheater angelegte Weinberg mit den vielen Pflanzen ist eine wahre Fundgrube für jeden Botaniker.

Eindrucksvoll: Im Keller bei Volker Weindel (Tour des Vidaux)
Eindrucksvoll: Im Keller bei Volker Weindel (Tour des Vidaux)

Abschliessender Höhepunkt war ein Besuch bei Antoine Kaufmann auf Château Duvivier. Die schön begrünten und mit vielen ökologischen Elementen ergänzten Weinberge zeugen von der wissenschaftlichen Versuchsarbeit, die hier seit Jahren mit Erfolg betrieben wird.

Die äusserste lehrreiche und spannende Weiterbildungsreise zeigt mir eins zu eins, wie verschieden Weinbauern, Regionen und Weine sind. Alle Winzer, die ich auf dieser Reise angetroffen hab, haben aber eines gemeinsam: Aus tiefer Überzeugung erzeugen sie hochwertige Weine im Einklang und nicht auf Kosten der Natur.

Wählen Sie das Etikett für den Biodiversitätswein 2015!

Biodiversität regt die Phantasie an und beflügelt die Kreativität. Wie sonst ist erklärbar, dass sich über 100 Kundinnen und Kunden mit rund 250 Vorschlägen an unserem Etikettenwettbewerb beteiligt haben? Herzlichen Dank allen, die uns ihre Kunstwerke geschickt haben. Die Ideenvielfalt ist überwältigend und macht jedem Weinberg mit grosser Artenvielfalt alle Ehre.

Eine interne Jury hatte die schwierige Aufgabe, die besten Etikettenentwürfe für einen Rot- und einen Weisswein für das Finale zu selektionieren. Die beiden Entwürfe mit den meisten Publikumsstimmen werden die Biodiversitätsweine 2015 zieren. Die speziellen Tropfen stammen von Delinat-Winzern, die im Rahmen des Internationalen Tages der biologischen Vielfalt am 22. Mai 2015 zu Biodiversitätswinzern des Jahres gekürt werden. Wer das sein wird, verraten wir erst kurz vor dem 22. Mai.

Hier nun also die Auswahl jener Gestaltungsentwürfe, die es ins Finale geschafft haben. Jetzt liegt es an Ihnen, per Online-Abstimmung bis am 2. November die Sieger zu küren. Ab 6. November erfahren Sie an dieser Stelle, wer gewonnen hat. Den Erstrangierten winken als Preis 60 Flaschen Biodiversitätswein!

Bitte wählen Sie Ihre Favoriten. Klicken Sie auf die Miniaturen, um die Bilder zu vergrössern:

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Unterwegs in Portugal und Spanien

Nach dreistündiger Fahrt ab Lissabon wurden wir auf dem Weingut Vale de Camelos im Alentejo von der Besitzerfamilie und von Betriebsleiter Dietmar Ochsenreiter herzlich empfangen. Als erstes imponierte uns die weitläufige, extrem trockene Landschaft mit den vielen Storchennestern.

Im Tal der Kamele
Im Tal der Kamele

Nützliche Wildrosen

Delinat-Winzerberater Daniel Wyss zeigte sich erstaunt und begeistert über die Fortschritte bei der Biodiversität seit seinem letzten Besuch. Auf seine Anregungen hin wurden im Umfeld der Weinberge innert Jahresfrist 1000 Jungpflanzen gesetzt – Olivenbäume, Steineichen, Pinien, Oleander, Johannisbrotbäume und Wildrosen. Besonders wertvoll ist die Windrose, die als Wirtspflanze für Zwergwespen dient. Diese wiederum sind der natürliche Antagonist der Rebzykade und parasitiert diese.

Rosen am Anfang der Rebzeile
Rosen am Anfang der Rebzeile

Abstecher in die Extremadura

Eine Degustation der neuen Jahrgänge zeigte das erfreuliche Potential der Weine von Vale de Camelos auf. Nach einem Imbiss mit unglaublich feinem Schinken vom schwarzen Pata-Negra-Schwein ging die Reise weiter über die Grenze in die spanische Extremadura, wo Önologe Juan Sojo von der Bodega Cerro la Barca auf uns wartete. Juan bewirtschaftet selbst keine Rebberge, sondern kauft die biologische Trauben von drei verschiedenen Produzenten zu. Natürlich wollten wir genau wissen, woher seine Trauben kommen. Einer der Weinbauern, Juan Diaz, verfügt über ein Naturparadies erster Güte. Auf seinem Betrieb wachsen neben Tempranillo-Reben auch Oliven, Erbsen, Mandeln, Zwetschgen, Pistazien und Kakteen. Mehrere Wasserteiche dienen nicht nur als Speicherbecken, sondern auch als Lebensraum für Enten, Schildkröten und Fische. In dieser Artenvielfalt kommt Juan im Weinberg fast gänzlich ohne mit Kupfer und Schwefel versetzte Spritzmittel aus.

Begegnung mit alten einheimischen Rebstöcken

Dann ging die Fahrt zurück nach Portugal. Im Dão erwarteten uns Winzer António Lopes Ribeiro und seine Frau Sara Dionísio auf ihrem Heimgut Casa de Mouraz. Hier wachsen vor allem autochthone Traubensorten. Die wichtigsten sind die rote Touriga Nacional und die weisse Encruzado. Die Parzellen liegen idyllisch eingebettet in die hügelige Landschaft und ähneln weitläufigen Gärten. Wir staunen über eine üppige und artenreiche Dauerbegrünung zwischen den Reben. Auffällig ist auch die grosse Anzahl alter Rebstöcke. Zu einem vorzüglichen Mittagessen mit lokalen Spezialitäten konnten wir drei Weine verkosten, wobei der weisse Encruzado am meisten begeisterte.

Phänomenale Aussicht im Douro-Tal
Phänomenale Aussicht im Douro-Tal

Auf den Spuren des Campelinho

Danach machten wir uns im Douro Superior auf die Spur des Campelinho. João Carlos Ribeiro liefert António die Trauben für diesen Rotwein aus dem spektakulären Douro-Tal. Den Rebberg erreichten wir über steil bergan führende Schotterwege. Auf kargen Böden wachsen auf rund 600 Metern Höhe Traubensorten wie Touriga Nacional, Touriga Franca, Tinta Roriz und viele andere. Das trockene Klima lässt zu, dass Kupfer nur in allergeringsten Mengen gespritzt werden muss. Die optimal begrünten Rebberge erfüllen die höchste Stufe der Delinat-Richtlinien.

Antonio Lopes Ribeiro (links) und Winzerberater Daniel Wyss im Campelinho-Weinberg
Antonio Lopes Ribeiro (links) und Winzerberater Daniel Wyss im Campelinho-Weinberg

Ein Winzer von Welt und Kultur

Nach einer phänomenalen Fahrt entlang des Flusses Douro Richtung Atlantik tauchten wir im Gebiet des Vinho Verde in eine vollkommen andere Klimazone ein. In einer an die Tessiner Magadino-Ebene gemahnenden Senke liegt das Gut Casa de Quintao von Joaquin Reis. Auf rund 10 Hektar gedeihen unterschiedlichste Beeren, Gemüse und Reben der Sorten Loureiro und Azal. Wir spürten, dass hier ein Mann von Welt und Kultur wirkt! Der emeritierte Bioingenieur hat sich hier ein wahres Paradies geschaffen.

Zum Abschluss der ebenso vergnüglichen wie lehrreichen Reise verbrachten wir noch einen kulinarisch genüsslichen Abend in Porto und bewunderten die Lebensfreude der Menschen, die sich in einem spontanen Tanz der Einheimischen in einer engen Gasse ausdrückte. Beeindruckt hat uns bei allen besuchten Winzern nicht nur die tiefe Verbundenheit mit der Natur, sondern auch die ökonomische Herausforderung, die sie in einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld Tag für Tag mit neuem Mut annehmen.

Valpolicella – Pioniere im Tal der vielen Keller

Das Valpolicella ist eine reizvolle Rotweinregion im Veneto. Der Name bedeutet «Tal der vielen Keller». Einst reiften hier nur einfache Massenweine. Heute ist alles anders: Der Valpolicella ist ein begehrter Alltagswein. Der Amarone hat längst Kultstatus. Und der Ripasso befindet sich gerade im Steigflug. Rendez-vous mit drei Valpolicella-Pionieren.

Herrliche Aussicht auf das «Tal der vielen Keller».
Herrliche Aussicht auf das «Tal der vielen Keller».

Der Mann strahlt eine unwiderstehliche Autorität aus. Wir sitzen zur Mittagszeit im Ristorante «Due Nani» in Bardolino abseits vom Touristenstrom. «Hier essen die Einheimischen», sagt Emilio Fasoletti, gebürtiger Bardoliner und ehemaliger Direktor des Winzerkonsortiums Valpolicella. Mit am Tisch sitzen zwei alte Freunde: Natalino und Amadio Fasoli, Winzer aus dem Illasi-Tal. Es gehört zum erweiterten Valpolicella- Gebiet, das die Stadt Verona wie ein halboffener Mantel umgibt. Als der Wirt mit einer Auswahl schönster Primi statt den bestellten Antipasti anrückt, gibts bei Emilio kein Pardon: Obwohl uns ob der dampfenden Pasta schon das Wasser im Mund zusammenläuft, beordert er die «Fehllieferung» zurück in die Küche! «O dio», entfährt es dem Capo und weg ist er.

Delinat-Önologin Martina Korak am Mittagstisch mit den Valpolicella-Pionieren Emilio Fasoletti und den Gebrüdern Fasoli.
Delinat-Önologin Martina Korak am Mittagstisch mit den Valpolicella-Pionieren Emilio Fasoletti und den Gebrüdern Fasoli.

Emilio Fasoletti ist so etwas wie der «Mister Valpolicella». Seinen patriarchalischen Zug hat sich der ausgebildete Önologe als langjähriger Konsortiumsdirektor angeeignet. Als solcher betreute er gut 30 Jahre lang einen wilden Haufen von Winzern mit unterschiedlichsten Interessen und Anliegen. Da war ein führender Kopf mit klarer Linie und innovativem Konzept gefragt. Ansonsten hätte es der einst einfache, wenig beachtete Bauernwein aus dem Tal der vielen Keller (rund 400 sollen es sein) nie zu jenem Renommee geschafft, das er jetzt geniesst: Valpolicella, Valpolicella Superiore, Ripasso und Amarone gelten unter Liebhabern italienischer Weine heute als beliebte Tropfen mit hohem Ansehen, ganz besonders natürlich «König» Amarone.

Der Direttore und «La donna volante»

«Mister Valpolicella» Emilio Fasoletti.
«Mister Valpolicella» Emilio Fasoletti.

Dem ehemaligen Direttore gehört zweifelsohne eine Pionierrolle, wenn es um Vermarktung und Aufstieg dieses norditalienischen Weinbaugebiets geht. Als die Antipasti serviert werden, verweist er stolz auf ein altes Plakat des Consorzio, das hinter seinem Rücken an der Wand des Restaurants hängt. Es zeigt «La donna volante», eine attraktive Frau im wallenden Kleid, die für Valpolicella-Weine wirbt: «Das von Milo Manara gestaltete Plakat hat seinerzeit für viel Aufregung gesorgt, weil der Künstler den Rocksaum der Schönen ziemlich knapp gehalten hat», sagt Emilio grinsend. «Aber es hat uns geholfen, das Valpolicella bekannt und sympathisch zu machen.»

Der Sprung zum Qualitätswein

Eine andere Pionierrolle gehört Natalino und Amadio Fasoli. Nach einer mehrjährigen Experimentierphase stellten die beiden Brüder als erste der Region ihr Weingut bereits 1984 ganz auf biologischen Anbau um. Gleichzeitig gehörten sie zu den Ersten, die mit radikalen Ertragsbeschränkungen und sanfter Vinifikation den Qualitätsweinbau im Valpolicella förderten. Das zahlt sich heute noch aus. Die Fasoli-Weine geniessen weit über die Bioszene hinaus einen ausgezeichneten Ruf.

Natalino Fasoli in seinem Barrique-Keller.
Natalino Fasoli in seinem Barrique-Keller.

Winzer, die gewillt waren, auf Qualität statt auf Menge zu setzen, das war ganz im Sinne von Emilio Fasoletti: «Qualitätssteigerung war für mich stets ein zentrales Anliegen», sagt er. Gleichwohl entwickelte sich der biologische Weinbau lange Zeit nur zögerlich. «Ich habe immer alle, die sich dafür interessierten, zu den Fasolis geschickt. Die waren lange die Einzigen und hatten am meisten Erfahrung», blickt Fasoletti zurück. Erst in den letzten Jahren seiner Amtszeit habe es einen kleinen Boom gegeben, weil Bio in Mode kam. Auf dem Papier sieht die Bilanz aber nach wie vor düster aus. Natalino Fasoli: «Neben uns gibt es im ganzen Valpolicella vielleicht noch ein halbes Dutzend andere zertifizierte Betriebe. Die kontrollierte Biofläche liegt bei rund 200 Hektar.» Überaus bescheiden bei einer Gesamtrebfläche von 7000 Hektar. Natalino und Amadio glauben zwar, dass es in Wirklichkeit heute viel mehr Winzer sind, die auf den Einsatz von Chemie verzichten. Nicht zuletzt, weil «viele Leute aufschreien, wenn sie das sehen». Manch einer aber scheue einfach den Aufwand, sich zertifizieren zu lassen. Und alleine mit dem Verzicht auf Chemie und Künstdünger sei es ja auch nicht getan. Natalino: «Wer geschlossene ökologische Kreisläufe anstrebt, braucht dafür Weinberge mit intakter Biodiversität. Das wiederum bedingt viel Handarbeit, Nähe zur Natur und Verzicht auf schwere Maschinen.»

L’ultima cena

Nachtessen bei den Fasolis
«In solchen Momenten wird einem gewahr, dass die Fasoli-Weine etwas Besonderes sind»

Nach dem Essen – den herrlich mundenden Antipasti folgte noch ein feiner Fisch aus dem Gardasee – verabschieden wir uns von «Mister Valpolicella» und lassen uns von Amadio und Natalino Fasoli durch die hügelige Landschaft des Valpolicella führen. San Giorgio ist ein kleines Hügeldorf, das einen umwerfenden Blick auf den Gardasee und die leuchtenden Rebberge des Valpolicella Classico bietet.

Kirche San Giorgio di Valpolicella
Die Kirche San Giorgio di Valpolicella gehört zu den schönsten romanischen Bauwerken im Veneto.

Hier lohnt sich auch ein Blick in die romanische Kirche. Ihre puristische, schnörkellose Schönheit ist überwältigend. Per Münzautomat geht für 50 Cent die Beleuchtung an. Über dem Eingang werden die Details des restaurierten Freskenbildes mit den zwölf Aposteln sichtbar: L’ultima cena. Auf uns wartet das letzte Abendessen dieser Valpolicella-Visite am nächsten Tag zu Hause bei Natalino Fasoli. Als wir an diesem lauen Sommerabend nach Einbruch der Dämmerung in seinem Garten eintreffen, sind schon die ganze Familie, Mitarbeiter und Freunde ums eingefeuerte Kamin versammelt. Über glühenden Holzkohlen brutzeln saftige Stücke vom Huhn und vom Kaninchen, feine Maisschnitten und allerhand Gemüse. Als alles angerichtet ist, wird dazu fast die ganze Palette der Fasoli-Rotweine kredenzt: Valpolicello, Ripasso und Amarone. Und wieder einmal wird einem auf wundersame Weise bewusst, dass die biologischen Gewächse aus dem Hause Fasoli auch heute noch ganz besondere Weine aus dem Tal der vielen Keller sind.

Valpolicella, Ripasso, Amarone

Die Anstrengungen des Consorzio Valpolicella für mehr Qualität begannen in den 1990er-Jahren Früchte zu tragen. Damals schlug die grosse Stunde des Amarone. Der dichte, gehaltvolle Wein aus rosinierten Trauben eroberte anspruchsvolle Gaumen in aller Welt und wurde zum Weinmonument des Valpolicella. Jeden Herbst opfern ihm die Winzer ihre besten Trauben. Die gesamte Rebfläche des Valpolicella beträgt 7000 Hektar. Pro Hektar dürfen maximal 4000 Kilo Trauben zu Amarone verarbeitet werden. Für eine gute Flasche Amarone braucht es bis zu vier Kilo frische Trauben, je nachdem, wie stark sie getrocknet werden. Den Amarone gibt es auch in einer süssen Variante unter dem Namen Recioto.

[caption id="attachment_10216" align="alignnone" width="570"]Der Königswein aus dem Valpolicella wird aus luftgetrockneten Trauben erzeugt. Der Königswein aus dem Valpolicella wird aus luftgetrockneten Trauben erzeugt.[/caption]

Der grosse Überflieger im Valpolicella ist im Moment der Ripasso, oft als kleiner Bruder des Amarone bezeichnet. Er entsteht aus einem Valpolicella- Jungwein, den man auf nassen Traubenhäuten des Amarone nochmals aufgären lässt. Die Nachfrage nach der preiswerten Alternative zum teuren Amarone ist weit grösser als das Angebot. Den Winzern sind allerdings auch hier die Hände gebunden: Gemäss Reglement darf höchstens doppelt so viel Ripasso produziert werden wie Amarone.

Gemacht hat sich auch der Basiswein: Aus dem einst rustikalen Bauernwein Valpolicella ist ein leichter, angenehmer Tropfen mit dezentem Nussgeschmack geworden. Ein gefälliger Wein für jeden Tag, der zu einem breiten Spektrum an Speisen passt. Zusätzlich gibt es noch den Valpolicella Superiore. Er wird in der Regel aus Trauben von besseren Lagen und alten Rebstöcken gekeltert.

Corvina, Rondinella, Molinara
Alle diese Rotweine werden aus denselben autochthonen Traubensorten erzeugt: Corvina Veronese, Rondinella und Molinara. Sie sind die typischen Traubensorten im Valpolicella. Mit einem Anteil von gegen 70 Prozent ist die Corvina die wichtigste. Die sehr aromatischen Beeren der Rondinella werden vor allem für den Recioto (die süsse Variante des Amarone) verwendet. Die Molinara wird oft für junge, frische und helle Weine verwendet. Sie muss, im Gegensatz zu den beiden andern Sorten, nicht zwingend enthalten sein in einem Wein aus dem Valpolicella.

Mehr zum Weingut Fasoli und seinen Weinen: www.delinat.com/fasoli

Spaziergang durch den Weinberg der Zukunft

Die Delinat-Richtlinien verlangen eine gezielte Förderung der Biodiversität. Partnerweingüter in ganz Europa haben sich eine möglichst grosse Artenvielfalt in ihren Rebbergen zum Ziel gesetzt. In loser Folge stellen wir Betriebe mit ausserordentlicher Biodiversität vor. Diesmal das Delinat-Modellweingut Château Duvivier von Winzer Antoine Kaufmann in der Provence.

Überall zwischen den Reben locken blühende Blumen bunte Schmetterlinge an.
Überall zwischen den Reben locken blühende Blumen bunte Schmetterlinge an.

«Schau dort, die Eidechse», flüstert Winzer Antoine Kaufmann. Doch schon ist das flinke Reptil unter einem meterhohen Steinhaufen verschwunden. Dieser liegt mitten im Weinberg und bildet zusammen mit Fruchtbäumen und Kräuterbüschen einen von mehreren ökologischen Hotspots auf Château Duvivier. «Mit solchen Inseln bieten wir Fauna und Flora neue Lebensräume. Die Biodiversität nimmt zu, und wir nähern uns Schritt für Schritt einem natürlichen Kreislauf», erklärt Antoine auf einem Spaziergang durch die Reben. Natürlich sind die Öko-Inseln nicht das einzige Element, mit denen der Winzer die Biodiversität verbessert. Ein Rundgang mit 13 Stationen zeigt, was sonst noch dazugehört. Dieser «Spaziergang durch den Weinberg der Zukunft» kann mit Hilfe einer kleinen Broschüre absolviert werden. Dank Parcours-Skizze und knappen, gut verständlichen Beschrieben der einzelnen Stationen findet man sich im Reich der Duvivier-Biodiversität auch alleine leicht zurecht.

Imposante Maulbeerallee

Eine Maulbeerbaumallee und grosszügige Buntbrachen sind prägende Elemente in den Rebbergen von Château Duvivier.
Eine Maulbeerbaumallee und grosszügige Buntbrachen sind prägende Elemente in den Rebbergen von Château Duvivier.

Zwischen den Rebzeilen trifft man auf begrünte Böden, auf denen zuweilen über 50 verschiedene Pflanzenarten wachsen. Da und dort gedeihen zwischen den Rebstöcken sogar Kürbisse, Zucchetti oder Tomaten. Langgezogene Hecken, Buntbrachen mit blühenden Blumen sowie Fruchtbäume mit Mandeln und Weinbergpfirsichen bilden ideale Korridore, um die einzelnen Rebparzellen miteinander zu vernetzen. Ein optisch besonders augenfälliges Naturelement auf Château Duvivier ist die Maulbeerbaumallee, die vom Schloss direkt in die Reben führt.

Wertvolle Inspirationsquelle

Zur natürlichen Vielfalt tragen auch Zucchettiblüten bei.
Zur natürlichen Vielfalt tragen auch Zucchettiblüten bei.

Antoine Kaufmann hat in den letzten Jahren mit Unterstützung des Forschungs- und Beratungsteams von Delinat viele neue Strukturelemente geschaffen und so den ganzen Betrieb mit Biodiversität vernetzt. Eindrücklich haben sich etwa die Fruchtbäume in den Reben entwickelt. Aus zahlreichen grossflächigen Versuchen resultierten Begrünungsstrategien, die sich positiv auf die Reben, die Vielfalt im Boden und in Fauna und Flora auswirken. Sie sind wegweisend für den biologischen Weinbau in Europa und machen deshalb Château Duvivier zu einer Inspirationsquelle für andere Winzer. «Je länger man sich um einen Weinberg mit hoher Biodiversität bemüht, umso mehr wird einem bewusst, wie stark Leben und Harmonie in den Weinberg zurückkehren», sagt Antoine Kaufmann.

Mehr zum Weingut Château Duvivier und Ihren Weinen: www.delinat.com/duvivier

Das stressfreie Festtagsmenü

Am Tisch sitzen nette Leute: Freunde und Bekannte, die uns über die Festtage besuchen. So sind es viele von Kindheit an gewohnt. Doch Stress ist angesagt, denn die Gäste wollen verpflegt werden: von kleinen Häppchen über Vorspeisen bis zum raffinierten Hauptgang. Doch Stress lässt sich ganz einfach vermeiden.

Festliches Dreigangmenü
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Crostini mit Linsenhummus und Shiitake (-> zum Rezept)
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Petersilienwurzelsüppchen (-> zum Rezept)
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Geschmorte rote Bete (Randen) mit zweierlei Polenta (-> zum Rezept)

Wie im Beruf ist auch beim Zubereiten eines festlichen Gerichts die Planung entscheidend: Versinke ich im Chaos oder plaudere ich locker mit meinen Gästen und serviere ganz nebenbei ein mehrgängiges Menü?

Wers mag, kann den Hauptgang mit etwas Fleisch ergänzen: Ich empfehle ein knusprig gebratenes Perlhuhnbrüstchen. Für einen stressfreien Abend gilt es, folgende Punkte zu beachten:

Wahl der Speisen

Crostini mit Linsenhummus und Shiitake
Crostini mit Linsenhummus und Shiitake:
Knusprige Apérohäppchen, bestrichen mit einem Püree von roten Linsen und Sesam, belegt mit gebratenen Shiitake-Pilzen.

Die Speisen der verschiedenen Gänge sollen zusammenpassen, insbesondere auch deren Zubereitung: Sahnesaucen in drei Gängen und Tupfer von Aceto balsamico auf allen Gerichten wirken langweilig. Wer mag keinen Fisch? Wer verträgt keine Nüsse?

Richtige Mengenplanung

Petersilienwurzelsüppchen
Petersilienwurzelsüppchen:
Ein edles Süppchen aus Petersilienwurzeln, Champignons und glatter Petersilie.

Wie viel muss ich einkaufen? Aus Angst, den Gästen zu wenig zu servieren, werden die Portionen gerne zu gross bemessen. Für ein Dreigangmenü mit vorausgehenden Apérohäppchen braucht es von den einzelnen Speisen weniger als bei einem einzigen Gericht: Pasta und Reis nur 20 bis 30 Gramm pro Person, Gemüse, gerüstet 60 Gramm, Fisch und Fleisch nur 100 bis 150 Gramm, je nach Stück und Garmethode.

Gute Vorbereitung

Geschmorte rote Bete (Randen) mit zweierlei Polenta
Geschmorte rote Bete (Randen) mit zweierlei Polenta:
Die rote Knolle wird mit Gewürzen im Ofen geschmort, dazu gibts ein sämiges Polentapüree und gebratene Polenta oder Bramatawürfelchen.

Alles, was ich erledigen kann, bevor die Gäste eintreffen, erlaubt mir, mit meinen Freunden zu plaudern, statt in der Küche zu stehen. A la minute, also im letzten Moment, werden nur jene Speisen zubereitet, die das unbedingt erfordern.

Im vorgeschlagenen Menü können folgende Speisen vorbereitet werden:

Crostini: Brotscheiben rösten, Linsenhummus, Shiitake-Pilze vorbraten und kurz vor dem Anrichten nochmals erhitzen.

Petersilienwurzelsüppchen: Alle Teile der Suppe können vorgekocht werden.

Rote Bete mit Polenta: Alles kann vorbereitet werden, nur das Polentapüree lasse ich kurz vor dem Servieren in der heissen Milch ausquellen und brate die Polentawürfel im Olivenöl. Die rote Bete bleibt im Ofen bei 60 Grad ein bis zwei Stunden warm.

So stehen Sie bei vier bis sechs Gästen vor jedem Gang höchstens zehn bis fünfzehn Minuten in der Küche.

Die Weine zum Festmahl

Weinempfehlungen

Crostini mit Linsenhummus und Shiitake
Dazu empfehle ich den Crémant der Domaine Meyer aus dem Elsass: ein edler Schäumer, erzeugt wie ein Champagner. Oder, wers weniger perlend mag, den klassischen Soave La Casetta von Fasoli, der auch zum kräftigen Apérohäppchen prächtig dasteht.

Petersilienwurzelsüppchen
Hier setzt ein rassig-fruchtiger Wein einen Kontrapunkt: Wählen Sie den Saxum Verdejo aus einer der edelsten spanischen Weissweintrauben oder aber ganz klassisch den Riesling vom Schiefer von Römerkelter mit seiner exotischen Frucht und edler Restsüsse.

Geschmorte rote Bete (Randen) mit zweierlei Polenta
Das leicht rustikale Gericht mit feinherber Note ruft nach einem kräftigen Rotwein: Ich mag dazu den hochklassigen Vino Nobile di Montepulciano Riserva von Il Conventino aus der Toskana. Zur Überraschung Ihrer Gäste passt aber auch der Sobreiro von António Lopes Ribeiro aus Portugal mit seiner kraftvollen Struktur prima.

Natürlich sollen auch die Weine zum Festmahl passen. Zum Auftakt wähle ich einen edlen Schaumwein, ein wahrer Muntermacher – oder ganz klassisch einen frisch-fruchtigen Weissen. Es muss nicht unbedingt zu jedem Gang ein anderer Wein serviert werden, wers mag, dem sei jedoch das Erlebnis vergönnt. So harmoniert zum Petersilienwurzelsüppchen ein aromatischer Weisswein mit erfrischender Säure. Gerne servieren wir zum Hauptgang einen gehaltvollen Rotwein. Bedenken Sie dabei viererlei: Ein Klasserotwein braucht ein paar Jahre Lagerzeit, dann sollte er dekantiert werden. Er entfaltet sich in grossen, dünnen Gläsern besonders schön und schmeckt am besten mit einer Temperatur von 16 bis 18 Grad; wärmer wird er in der guten Stube von selbst.

Die Nachspeise fehlt in meinem Menüvorschlag: Kalorienbewusste verzichten konsequent auf Nachspeisen, so will ich sie auch am Festtag nicht verführen, sondern lasse sie ein letztes Glas des Rotweins geniessen. Wenn es dennoch etwas Süsses sein soll, rate ich zu einer fruchtigen Nachspeise: gebratene Feigen oder Beeren (aus dem Tiefkühler) mit einem Sauerrahmeis.

Wir sehen also: Die Hauptarbeit besteht im sorgfältigen Planen und Vorbereiten der Speisen, der sogenannten Mise en place. Aber dafür haben wir ja genügend Zeit. Und wenn die Gäste eintreffen, sind wir mit unserem Festmahl bereits zu 90 Prozent fertig.

Sinnvoll

Schmeckt der Wein? Von den fünf Sinneseindrücken sind Geschmack und Geruch die wichtigsten beim Beurteilen eines Weines. Doch die anderen drei Sinne tragen ebenso dazu bei, einen Wein mit all seinen Facetten zu erkennen und zu schätzen. Und wenn wir diese Sinneseindrücke bewusst wahrnehmen, geniessen wir intensiver, lernen dazu und erinnern uns beim nächsten Glas.

BrombeereVieles läuft automatisch. Wir betrachten eine Weinflasche: attraktives Etikett in Schwarz-Rot-Gold, Rioja, Jahrgang 2011. Die teflonbeschichtete Spirale des Pullparrot bohrt sich in den Korken; mit einem sanften Plopp verlässt dieser den Flaschenhals. Die Spannung steigt: Ruhig fliesst der rubinrote Saft, Fenster bildend, ins dünne, gewölbte Glas. Aha: jugendlich, aber gehaltvoll. Erwartungsvoll führt die Hand das Glas zur Nase: ein erstes Schnuppern, dann ein Schwenk, erneutes Schnuppern: Brombeeren, Schokolade und eine Spur Kaffee; grossartig. Zart berührt der dünne Glasrand die Unterlippe, und langsam füllt sich der Mund mit Wein: angenehm temperiert, saftig, feines Tannin und wieder Brombeeren, begleitet von einer feinen Rauchnote, die nach dem Schlucken lange nachklingt. Innert Sekunden haben wir mit unseren fünf Sinnen den Rioja Osoti erfasst. Selbst der Tastsinn ist beteiligt: Die Temperatur sowie allenfalls spürbare, leicht kratzige Gerbstoffe (Tannin) rechnen wir diesem Sinn zu.

Gedächtnistraining

OhrDie sensorischen Signale unserer fünf Sinne gelangen zur Grosshirnrinde, dem Cortex, einer zwei bis drei Millimeter dünnen, gefalteten Gewebeschicht an der Oberfläche des Gehirns. Von dort werden die Informationen weiterverarbeitet, doch nur ein kleiner Teil dringt in unser Bewusstsein vor, nur die im Moment wichtigen und interessanten Informationen. Sitzen wir mit Freunden zusammen, plaudern und essen, dann werden diese Weineindrücke übertönt von der Flut anderer Sinneseindrücke um uns herum. Degustieren wir einen Wein jedoch aufmerksam, nehmen wir ihn genauer wahr. Und wir speichern die Eindrücke im Gehirn, genauer im Hippocampus, dem Langzeitgedächtnis. So lernen wir dazu, erkennen Aromen, unterscheiden Gaumengefühle und ordnen sie einer bestimmten Traubensorte oder einem Weintyp zu. Im Langzeitgedächtnis ist beispielsweise auch gespeichert, wie es in Grossmutters Küche gerochen hat. Deshalb erinnern wir uns auch nach 50 Jahren noch daran.
Natürlich sind nicht alle fünf Sinne gleich stark beteiligt, wenn wir ein Glas Wein trinken; obwohl auch hier, leicht abgewandelt, gilt: Das Auge trinkt mit. Und das Ohr? Manche erfreuen sich am Plopp beim Entkorken der Flasche, selbst auf die Gefahr eines Korkenschmeckers hin. Darüber hinaus bleibt das Gehör eher Statist, es sei denn, wir dekantieren einen jungen Klassewein schwungvoll in die Karaffe, um ihn mit Sauerstoff zu beleben.

Wein ertasten

GeschmacksknopsenUnser Tastsinn, genauer Thermosensoren am Gaumen, prüfen die Temperatur von Speisen und Getränken: Zu heiss bedeutet Gefahr, aber auch zu kalt melden sie ans Gehirn: Bei Weisswein unter fünf, sechs Grad hat unser Geruchssinn Mühe, seine Arbeit zu erledigen; Rotwein über 20 Grad schmeckt gerne alkoholischbrandig oder brennt sogar am Gaumen. Unser Tastsinn merkt auch, wenn ein Wein raue, kratzige Tannine enthält.

Weinexperten sind der Ansicht, wir würden zu über 80 Prozent mit dem Geruchssinn entscheiden, ob uns ein Wein passt oder nicht. Im oberen Bereich der Nasenhöhle sitzen rund 20 Millionen Riechzellen, bestückt mit knapp 400 verschiedenen Duftrezeptoren, von denen jeder auf unterschiedliche Duftstoffe reagiert. Nervenfasern leiten Düfte durch das Siebbein, eine löchrige Knochenschicht, zur Riechrinde des Gehirns. Der Vorwurf «Du hast ein Hirn wie ein Sieb» ist also durchaus berechtigt.

400 Weinaromen

NelkenDie Riechzellen arbeiten jedoch nicht pausenlos. Ein neuer Duft, sagen wir Himbeere, wird nur wenige Sekunden weitergeleitet, dann verblasst der Eindruck. Erst ein paar Atemzüge «frische» Luft aktivieren die Sensoren für Himbeere erneut. Und damit die Riechzellen auch längerfristig aktiv bleiben, werden sie nach wenigen Wochen ersetzt.

Unser Sehsinn erkennt die Elemente einer Flasche Wein und weiss deren Namen: Weinflasche, Etikett, Korken. Das Riechsystem analysiert hingegen nur die Bedeutung eines Duftes: Was ist das? Harmlos oder gefährlich, gut oder schlecht? – ohne den Duft zu benennen. Deshalb fällt es uns schwer, einzelne Duftstoffe zu erkennen; nur Duftexperten oder geübte Weinsensoriker können bis zu 400 Weinaromen benennen. Doch mit ein wenig Übung werden auch wir immer besser. Weinprofis sind jedoch immer häufiger der Ansicht, wichtig sei bloss, ob ein Wein fruchtig, würzig oder blumig rieche. Einzelheiten wie Brombeere, Gewürznelke oder Flieder hingegen seien individuelle Befunde, je nach Nase, und deshalb nicht von allgemeiner Bedeutung.

Lust oder Frust

Geschmacksknospen ZoomUnser Geschmackssinn ist eigentlich ein Frühwarnsystem. Nerven leiten die Geschmackseindrücke von der Zunge zum Stammhirn, welches in Sekundenbruchteilen entscheidet: schlucken oder spucken? Die fünf Geschmacksrichtungen sind unterschiedlich gefährlich: süss, salzig und umami (Proteine / zum Beispiel Geschmack von Fleisch) gelten als harmlos, ja angenehm und appetitfördernd; bitter und sauer dagegen als potenziell unbekömmlich, ja gefährlich. Sauer sind beispielsweise unreife Früchte, bitter häufig giftige Produkte. Sehr sauer oder sehr bitter empfinden wir deshalb als unangenehm.

Geschmack erfassen wir mit unserer Zunge. Auf deren Oberfläche sitzen Geschmackspapillen; jede ausgestattet mit Geschmacksknospen mit je rund 50 Geschmackszellen, die auf eine der fünf Geschmacksrichtungen spezialisiert sind. Auch diese Zellen werden nach ein paar Wochen durch neue ersetzt, da sie tagtäglich beansprucht und abgenutzt werden. Auch das Geschmacksempfinden ist stark geprägt von individuellen Neigungen.

Ein Glas Wein trinken kann also durchaus ein gutes Gedächtnistraining sein; wenn wir aufmerksam geniessen, unsere fünf Sinne nutzen und die gewonnenen Eindrücke auf unserer riesigen Festplatte, dem Gehirn, speichern – damit jedes künftige Glas Wein noch mehr Freude bereitet.

Am Delinat-Basisweinkurs können Sie das, was hier in der Theorie beschrieben ist, in der Praxis erfahren. Bis Ende 2014 finden folgende Kurse statt:

  • Bern (20. August)
  • St.Gallen (17. September)
  • Basel (24. September)
  • Ascheffel/Eckernförde (24. Oktober)
  • Olten (29. Oktober)
  • Nürnberg (12. November)
  • Hamburg (13. November)
  • Frankfurt (26. November)
  • Berlin (28. November).

Details unter: www. delinat.com/veranstaltungen

Imposanter Einblick ins Bio-Weinland Österreich

Österreich gilt als fortschrittlichstes Bio-Weinland Europas. Nirgends sonst ist der Anteil an biologischem Weinbau so hoch wie hier (mehr als 10 Prozent). So waren wir besonders gespannt auf diese Reise, die wir zusammen mit Delinat-Winzerberater Daniel Wyss zu den Weingütern Harm, Sepp Moser und Meinklang unternahmen.

Die Kundenberater mit Werner Michlits vor einem  Biodiversitäts-Hotspot im Weingut Meinklang (v.l. Kevin Benz, Paolo Mira, Werner Michlits, Naemi Ilg)
Die Kundenberater mit Werner Michlits vor einem Biodiversitäts-Hotspot im Weingut Meinklang (v.l. Kevin Benz, Paolo Mira, Werner Michlits, Naemi Ilg)

Weingut Harm

Was Dipl. Ing. Dr. rer. nat. Andreas Harm, Vater von drei schulpflichtigen Kindern und Winzer alles unter einen Hut bringt, ist bemerkenswert. Er repräsentiert die regionale Vereinigung biologischer Winzer, wirkt als Weinbauberater und führt verschiedene Forschungsarbeiten im Bereich des biologischen Weinbaus durch. Zur Hauptsache aber bewirtschaftet er mit grosser Leidenschaft mehrere kleine Weinbergsparzellen in der Wachau und im angrenzenden Kremstal. Andreas konzentriert sich dabei auf die beiden einheimischen weissen Paradesorten Riesling und Grüner Veltliner.

Paradeiser (Tomaten) als Sekundärkultur zwischen den Rebzeilen
Paradeiser (Tomaten) als Sekundärkultur zwischen den Rebzeilen

Besonders beeindruckt hat uns seine Toplage am Dürnsteiner Kellerberg. In Vergleich zu den Nachbarparzellen stechen seine terrassierten Steillagen mit einer prächtigen, artenreichen Begrünung heraus. Am Wachtberg, einer andern schönen Lage hoch über der Donau, begeisterten uns die vielen Tomatenstöcke, die zwischen den Rebzeilen wachsen und hocharomatische Paradeiser (wie Tomaten in Österreich genannt werden) liefern. Bei der Verkostung der Harm-Weine am Familientisch in Begleitung eines feinen Marillenkuchens wurde uns wieder einmal eindrücklich bewusst, zu welch herausragenden Weinen Winzer fähig sind, die draussen in Harmonie mit der Natur arbeiten und im Keller nach dem Motto «kontrollierter Minimalismus» vinifizieren.

Weingut Sepp Moser

Danach chauffierte uns Andreas Harm zur nächsten Station, dem keine 10 Kilometer entfernt gelegenen Weingut Sepp Moser im Kremstal. Hier werden wir von Winzer Niki Moser im prachtvollen Atriumhaus empfangen. Dieses liess sein Grossvater Lenz Moser, Begründer des bekannten Lenz-Moser-Erziehungssystems, in den 1950er-Jahre nach römischem Vorbild erbauen. Auf unserem Rundgang durch die artenreichen Weingärten wies uns Niki auf eine Wiese hin, in der Wermut wächst. Der Winzer stellt daraus ein natürliches Präparat her, mit dem er die Spinnmilbe bekämpft. Beeindruckt hat uns auf der Fahrt zu weiteren Weinbergen auch die längste Kellergasse Österreichs: Auf einer Länge von fast zwei Kilometern reihen sich eingebettet in eine Lössstrasse 71 Weinkeller, die heute als Heurigenbetriebe und als Verkostungslokale genutzt werden.

Wunderschön: Biodiversität im Weingut Sepp Moser
Wunderschön: Biodiversität im Weingut Sepp Moser

Für die Verkostung der Moser-Weine kehrten wir ins Atrium zurück. Die intakte Natur, der wir draussen in den Reben begegnet waren, kam uns hier in den schönsten Facetten auch aus dem Glas entgegen. Niki Moser bewirtschaftet auch im Burgenland in der Nähe des Neusiedlersees mehrere Rebparzellen. Auch diese flachen Weingärten besichtigten wir, bevor wir auf dem Weingut Meinklang Halt machten.

Weingut Meinklang

Bei der Familie Michlits beindruckte die grosszügige, moderne Kellerei. Angela und Werner Michlits legen Wert auf grosse Sauberkeit. Ihr «Heiligtum» ist ein sakral anmutender kleiner Keller. Eine stattliche Holztruhe ist das einzige Objekt im Raum. Darin lagern die biodynamischen Präparate, welche die Familie Michlits zusammen mit weiteren biodynamischen Winzern selber herstellt.

Weingut Meinklang: In dieser Truhe lagern die biodynamischen Präparate.
Weingut Meinklang: In dieser Truhe lagern die biodynamischen Präparate.

Eine echte Herausforderung stellen die vor drei Jahren angelegten Pflanzeninseln in der mit 11 Hektar grössten zusammenhängenden Rebfläche dar. «Wir haben zur Verbesserung der Biodiversität schon hunderte von Bäumen und Sträuchern angepflanzt. Leider gehen viele davon immer wieder ein», erklärte uns Werner. Aufgeben kommt für ihn aber nicht in Frage. Statt aber für viel Geld immer wieder neue Pflanzen zu setzen, will er künftig einfach das wachsen lassen, was von Natur aus kommt. Und so wird es halt etwas länger dauern, bis die ökologischen Hotspots diesen Weinberg zu einem einzigartigen Biotop machen.

Die Reise zu drei der fortschrittlichsten österreichischen Winzer im Bereich eines nachhaltigen Weinbaus war für uns sehr lehr- und aufschlussreich. Viele Erkenntnisse und Erfahrungen werden in eine kompetente Kundenberatung einfliessen. Ganz besonders beeindruckt hat uns, mit wie viel Herzblut und Können unsere Winzer bei der Sache sind.

Wer wird Biodiversitäts-Winzer des Jahres?

Wie soll Delinat den Tag der Biodiversität (22. Mai) feiern? Diese Frage stand im Zentrum unseres Ideenwettbewerbs, den wir im Frühling lanciert haben.

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Das Echo war überwältigend: Innerhalb weniger Tage sind über 150 Kommentare und Vorschläge auf dem Online-Portal eingegangen. Die eingereichten Ideen sind so vielfältig wie ein Rebberg mit reicher Biodiversität. Hier ein paar Beispiele:

  • 1000 Luftballons mit einer Tüte Blumensamen steigen lassen und die Menschen auffordern, die gefundenen Samen auszusähen.
  • Delinat-Kunden organisieren regionale Biodiversitätsfeste, an denen Delinat Wein zur Verfügung stellt.
  • Preis ausschreiben für ein nachhaltiges Biodiversitäts-Projekt.
  • Dem DegustierService-Paket Pflanzensamen beilegen, die im heimischen Garten, am Strassenrad oder in der Stadt aufgehen und wachsen können.
  • Jährliche Kür der besten Winzer, die am meisten für Biodiversität unternommen haben.

Letzterer Vorschlag stammt von Fritz Aebi aus Lützelflüh-Goldbach. Eine interne Jury hat ihn zum Sieger erkoren. Wir gratulieren zum Gewinn einer Ferienwoche für 2 Personen auf Château Duvivier in der Provence im Wert von 1400 Euro. Die Zahl von ursprünglich 10 Preisträgern haben wir aufgrund der hohen Beteiligung und vieler hervorragender Ideen auf 20 aufgestockt. Die übrigen Gewinner erhalten je ein Biodiversität-Feinschmecker-Paket vom Weingut Maggio im Wert von 49 Franken bzw. 38 Euro.

Biodiversitäts-Winzer 2015

Der siegreiche Vorschlag wird nun umgesetzt: Erstmals im Jahr 2015 wird Delinat die Auszeichnung «Biodiversitäts-Winzer des Jahres» vergeben. Gekürt werden Partnerwinzer, die sich mit einem aussergewöhnlichen Projekt oder einem überdurchschnittlichen Einsatz für mehr Biodiversität im Weinberg hervorgetan haben. Zurzeit läuft die Evaluation. Die Namen verraten wir kurz vor dem Internationalen Tag der Biodiversität vom 22. Mai 2015. Eine weitere eingegangene Idee haben wir bereits umgesetzt: Kunden sollen im Rahmen eines Wettbewerbs die Etiketten für je einen speziellen Biodiversitätswein der ausgezeichneten Winzer gestalten. Gestalten Sie eine phantasievolle Weinetikette! Verschiedene weitere vorgeschlagene Ideen befinden sich ebenfalls im Prüfungsstadium.