Temperament, kühle Frische und Kernigkeit – die PIWI-Weine von Albet i Noya im Test

So etwas würde man aus Katalonien nicht unbedingt erwarten! Die Weine, die uns der katalonische Weinbaupionier Josep Maria Albet i Noya in seiner «Aventurer»-Linie präsentiert, überraschen mit kühler Frische, Temperament und einer ehrlichen Kernigkeit. Klassische «Cool Climate»-Gewächse, könnte man denken, dabei reifen sie doch im warmen Hinterland des Mittelmeers, keine 50 Kilometer westlich von Barcelona.

Der Aventurer Classic Penedès Brut Reserva 2020 überzeugt.

«Aventurer» heisst zu Deutsch «Abenteurer» und tatsächlich: So wie die spanischen Konquistadoren im 16. Jahrhundert ins Unbekannte aufgebrochen sind, nämlich mit viel Neugier, Mut und Risikobereitschaft, hat Albet i Noya zu diesen Weinen gefunden. Seefahrer und Weinpioniere sind eben aus dem gleichen Holz geschnitzt. So hat Josep Maria nicht nur das erste Bioweingut in Spanien gegründet (1978), sondern beschäftigt sich darüber hinaus schon seit 1998, also seit genau einem Vierteljahrhundert, mit pilzresistenten Sorten (PIWI), übrigens im engen Austausch mit zwei Schweizern PIWI-Pionieren, zuerst mit dem Rebenforscher Dr. Pierre Basler und später mit dem innovativen Rebenzüchter Valentin Blattner. Heute ist Josep Maria Albet i Noya wohl der einzige Winzer in Spanien, der überaus seltene, von ihm selber mitgezüchtete pilzresistente Sorten wie Marina Rión (weiss) und Belat (rot) in seinen Rebgärten stehen hat. Zwar wird heute in Spanien auf einer Fläche von rund 125’000 Hektar kontrolliert biologisch Wein produziert, doch pilzresistente Sorten, die keinen Pflanzenschutz gegen Mehltau-Erkrankungen benötigen, spielen dabei bis heute kaum eine Rolle. Das ist schade, denn die Weine von Albet i Noya lassen den Rückschluss zu, dass die neuen Sorten auch in Spanien durchaus Potenzial für die Zukunft haben.

Aventurer – die neue PIWI-Linie von Albet i Noya

Lassen Sie sich von der Abenteuerlust unseres spanischen Pionierwinzers Josep Maria Albet i Noya anstecken, und entdecken Sie die neue Genusswelt, die seine drei Aventurer-Weine bieten.
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Klassisches Cava-Feeling mit neuen Sorten

Das beweist ganz besonders sein Aventurer Classic Penedès Brut Reserva 2020. Obwohl nicht aus konventionellen Cava-Sorten wie Macabeo oder Xarel.lo gekeltert, zeigt er eine ganz ähnliche herbale Frische wie die bekannten klassischen Schäumer aus Katalonien. Helles, klares Grüngelb. Reintönige und subtile Aromen von frischen Kräutern wie Rosmarin und Liebstöckel, auch etwas Anis und Fenchel, dazu ein Anflug von Irisch Moos, auch zarte Agrumen und Eisbonbons. Am Gaumen viel Zitrusfrucht. Angepasste Mousse, sehr frisch und knackig. Mittlere Länge. Unkompliziert und trinkig. Dieser Schäumer beschert uns ein klassisches Cava-Feeling!

Temperamentvoller Weisser mit Cool-Climate-Charakter

Der weisse Aventurer blanc 2022 ist ein knackig belebender, ja fast schon subtil anmutender Wein. Leuchtendes, helles Gelb. Zarte, reintönige Aromen mit einer Spur von Lychee, dazu edle Noten von Kernobst, besonders Mirabellen, auch etwas Apfel und vornehme, herbale Noten. Am Gaumen im Auftakt fruchtbetont, mit Agrumen. Sehr ausgewogen animierend, getragen von einer knackig präsenten Säure. Temperamentvoller, leicht wirkender Weisswein mit Cool-Climate-Charakter.

Trinkiger Roter mit Grip

Der Albet i Noya Aventurer negre ist ein trinkiger Alltagswein, der 10 Monate im Eichenholz reifte.

Und auch der rote Aventurer negre, der zehn Monate im Eichenholz reift, entpuppt sich als trinkiger Alltagswein mit Grip und kerniger Säure. Dichtes Granatrot. Aromen von roten und dunklen Beeren, besonders Sauerkirschen und Brombeeren. Dazu angepasste Würznoten, auch Unterholz und dezent erdige Noten. Im Gaumen sehr präsent, mit rotbeeriger Frucht, kernigem Gerbstoff und einer fast schon knackig wirkenden Säure. Im guten Sinne ein wenig rustikal. Mit seiner animierenden Art im Gaumen der Prototyp eines unkomplizierten Essensbegleiters.

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Thomas Vaterlaus

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