Wie erkennt man den Zustand des Bodens im Weingarten?

Önologin Martina Korak erklärt, inwiefern sich der Boden in dem die Reben wachsen auch im Wein wiederfindet, und wie sich Untergründe gegenüber Wetter und Rebe verhalten.

Auch auf die Gefahr hin, mich ständig zu wiederholen: Aber guter Wein entsteht im Rebberg. Und die Grundlage dafür ist neben dem Makro- und Mikroklima ein gesunder Boden. Sein Zustand beeinflusst das Wachstum der Reben, deren Fähigkeit, auf Wetterveränderungen zu reagieren, und folglich auch die Qualität des Weines.

Der Zustand des Bodens, lässt auf die Qualität der Trauben und somit des Weins schliessen.
Der Zustand des Bodens, lässt auf die Qualität der Trauben und somit des Weins schliessen.

Doch wie lässt sich der Zustand der Erde beurteilen? Der erste Blick auf den Boden kann schon aufzeigen, ob äussere Einflüsse wie starke Regenfälle, Wind oder schwere Maschinen den Boden geschädigt haben. Typische Anzeichen sind Rillen durch Wassererosion, verdichtete Fahrspuren oder der Verlust von Oberboden. Eine nachhaltige Bewirtschaftung, beispielsweise mit Begrünungen, reduziert solche Schäden. Danach wird man den einfachen Spatentest durchführen.

Die Art des Bodens

Lockere, krümelige Böden mit sichtbaren Aggregaten deuten auf eine gute Bodenstruktur hin. Ist der Boden dagegen hart oder verdichtet, kann dies auf Übernutzung, fehlende Durchlüftung oder mechanische Belastung hinweisen. Man sieht auch, ob die Humusschicht genügend gross ist.

Das internationale Winzerseminar auf dem Forschungsweingut Château Duvivier stand ganz im Zeichen von Bodengesundheit und Biodiversität. Internationale Experten, wie Nicola Fagotto waren als Vortragende mit dabei.
Das internationale Winzerseminar 2024 auf dem Forschungsweingut Château Duvivier stand ganz im Zeichen von Bodengesundheit und Biodiversität. Internationale Experten, wie Nicola Fagotto waren als Vortragende mit dabei. Im Bild: Delinats spanische Winzer, Winzerberater Daniel Wyss und Nicola Fagotto.

Humus ist die Grundlage für die Fruchtbarkeit des Bodens. Er verbessert die Struktur, speichert Wasser und liefert Nährstoffe. Ein humusarmer Boden ist oft weniger produktiv. Der Humusgehalt lässt sich durch die Farbe des Bodens und Analysen im Labor bestimmen: Je dunkler der Boden ist, desto mehr Humus enthält er. Dank dem Spatentest sieht man auch, ob sich Staunässe durch eine schlechte Durchlässigkeit bildet. Ein gut funktionierender Wasserhaushalt ist essenziell für die Versorgung der Pflanze. Auch die Textur des Bodens – ob sandig, lehmig oder tonhaltig – beeinflusst seine Fruchtbarkeit.

Sandige Böden speichern Wasser schlecht, während lehmige Böden oft schwer zu bearbeiten, aber reich an Nährstoffen sind. Mikroorganismen und andere Bodenlebewesen wie Regenwürmer oder Asseln spielen eine entscheidende Rolle für die Bodenfruchtbarkeit. Sie zersetzen organisches Material und wandeln anorganische Substanzen um, wodurch Nährstoffe für Pflanzen verfügbar gemacht werden. Die Beurteilung des Bodenzustands ist also eine Kombination aus visuellen Beobachtungen und einfachen Tests. Gesunde Böden zeichnen sich durch eine lockere Struktur, ausgewogene Nährstoffe, reiches Bodenleben und gute Wasserspeicherfähigkeit aus.

Winzer, die auf die regenerative Landwirtschaft setzen, das heisst auf Massnahmen wie Bodenbedeckung, Verzicht auf chemische Eingriffe, Kompostnutzung und Förderung von Bodenleben, können langfristig von besseren Erträgen und qualitativ hochwertigeren Trauben profitieren.


Von Trauben und Paragraphen

Stellt man sich so einen Rechtsanwalt vor? Eher nicht. Einen Biowinzer? Nicht wirklich. Alberto Brini bedient keine Klischees. Aber: Der studierte Jurist aus Pisa führt seit über zwanzig Jahren das Weingut Il Conventino in Montepulciano. Ebenso lange mit von der Partie: Delinat!

Sportlich-dynamische Erscheinung, Dreitagebart, unifarbenes Poloshirt, Jeans, Sneakers, eine gute Portion Schalk in den Augen und stets locker drauf: Dieses Bild von Alberto Brini hat sich mir durch viele Begegnungen während meiner Tätigkeit als Redaktor und Reiseleiter von Delinat bis heute eingeprägt. Schon lange gehört Alberto mit seinen Montepulciano-Weinen zu meinen Lieblings-Delinat-Winzern. Das hat viel mit der Qualität und der Authentizität seiner Weine zu tun, aber fast ebenso viel mit Albertos sympathischer Art und seiner gelebten Philosophie für einen Weinbau im Einklang mit der Natur.

Alberto Brini, Delinat-Winzer aus Montepulciano, bedient keine Klischees. Denn weder als Rechtsanwalt noch als Bio-Winzer würde man ihn im ersten Moment einstufen. Und doch ist er beides.

Als ich 2019 meinen Kriminalroman «Zimmerstunde» schrieb, war sofort klar, dass mein italo-affiner Kommissar zu seinen Leibgerichten Albertos Weine trinkt: den Montepulciano Rosso, einen fruchtig- würzigen Blend aus Sangiovese, Canaiolo und Colorino, zu Pizza und Pasta, den edlen, körperreichen, im grossen Holzfass gereiften Vino Nobile di Montepulciano zum noblen Festmahl. Genau so, wie ich es selbst handhabe. Von beiden edlen Tropfen aus der Toskana liegen immer ein paar Flaschen griffbereit im Keller.

Vom Anwalt zum Winzer

Als Spross einer Anwaltsfamilie aus Pisa schien Alberto Brinis beruflicher Werdegang vorgezeichnet. Er studierte Jurisprudenz, doch neben Paragrafen reizte ihn schon in der Studienzeit noch etwas anderes. Gemeinsam mit Freunden gründete er 1999 in einem Vorort von Pisa eine kleine Weinbar. «Wir hatten die Idee, einem önologisch interessierten Publikum qualitativ hochwertige Weine von kleinen, wenig bekannten Erzeugern in Begleitung von lokalen Käsesorten und Wurstwaren anzubieten», blickt Alberto zurück. Das funktionierte gut, doch vier Jahre später, als alle ihr Studium abgeschlossen und einen Job angenommen hatten, wurde die Bar verkauft. Längst ist daraus das Restaurant «Fammilume» entstanden. «Ich geniesse es immer noch, hin und wieder dort einzukehren und in der guten alten Zeit zu schwelgen», sagt Alberto.

Gemeinsam mit Delinat gewachsen

Die Passion für Wein und gutes Essen war Alberto sozusagen in die Wiege gelegt worden. «Meine Mutter war immer eine gute Köchin und mein Vater ein grosser Weinliebhaber, der davon träumte, seinen eigenen Wein herzustellen.» Als 2003 das kleine Weingut Il Conventino in Montepulciano zum Kauf stand, griffen die Brinis zu. Nach drei Jahren als Wirtschaftsanwalt in der Kanzlei seines Vaters wurde Alberto als Quereinsteiger zum Winzer. «Meine Leidenschaft, Handel mit einem typischen Produkt aus der Toskana zu verbinden, konnte ich so auf ideale Weise umsetzen.» Hat er diesen Schritt nie bereut?

Der Blick von Alberto Brinis malerischen Weinbergen in Montepulciano.
Der Blick von Alberto Brinis malerischen Weinbergen in Montepulciano.

«Nein. Zwanzig Jahre sind vergangen, seit ich nach Montepulciano gezogen bin, aber es kommt mir vor, als wäre es erst gestern gewesen.» Dabei ist in diesen zwei Jahrzehnten auf Il Conventino viel passiert. Wichtig war Alberto Brini von allem Anfang an, Wein im Einklang mit der Natur zu erzeugen. «Es gefällt mir, mit der Natur zu arbeiten und praktisch jeden Tag einer neuen Herausforderung gegenüber zu stehen.» In den frühen 2000er-Jahren sei es nicht einfach gewesen, Bioweine zu vermarkten.

Da kam der Kontakt mit Delinat wie gerufen. Schnell war klar, dass man sich auf derselben Wellenlänge begegnete. Und weil die Weine von Il Conventino qualitativ überzeugten, kam man miteinander ins Geschäft. «Ich empfinde die Zusammenarbeit mit Delinat als anregend. Über all die Jahre sind wir gemeinsam gewachsen, sowohl was die ökologische Entwicklung im Weinberg als auch die Produktion betrifft.» Die Weinbau-Philosophie von Delinat ist stark auf die Achtung der Artenvielfalt und die Erhaltung aller natürlichen Ressourcen ausgerichtet.

Delinat-Winzer Alberto Brini und sein langjähriger Kellermeister Samuele Bonifazi.
Delinat-Winzer Alberto Brini und sein langjähriger Kellermeister Samuele Bonifazi.

Dem hat Alberto Brini mit dem Anpflanzen von Bäumen und Sträuchern in der Nähe der Rebzeilen Rechnung getragen. Aber auch mit der gezielten Ansiedlung von Fledermäusen und anderen Vögeln als natürlichen Feinden von traubenschädigenden Insekten. «In den letzten Jahren haben wir auch viel darüber gesprochen, wie wir die Wasserressourcen schonend nutzen können. Mir gefallen der kooperative Ansatz und das Bestreben von Delinat, Schritt für Schritt zu einem gemeinsamen Ziel zu gelangen.»

Erreicht ist das Ziel bereits bei der Nutzung erneuerbarer Energien. Der Weinkeller, für den Albertos langjähriger Kellermeister Samuele Bonifazi verantwortlich zeichnet, funktioniert energieautark. Zwischen 70’000 und 80’000 Flaschen Wein werden hier pro Jahr vinifiziert. Verkauft wird der Wein innerhalb von Europa, aber auch nach Amerika und Asien.

Der Spagat zwischen Familie und Beruf

Alberto Brini lebt mit seiner Frau Cristina und den beiden Kindern Vittoria und Ascanio in Pisa. «Es ist nicht immer einfach, Familien- und Berufsleben über eine Distanz von 150 Kilometern unter einen Hut zu bringen. Aber wir haben für unsere Familie eine Lösung gefunden, die für alle stimmt. Im Frühling und Sommer, wenn auf Il Conventino viel los ist, wohnt Alberto unter der Woche in der Wohnung seines Weinguts mitten in den Reben und kehrt dann am Wochenende nach Pisa zurück. Das ehemalige kleine Kloster (daher der Name Il Conventino) beherbergt neben Albertos Wohnung noch drei Ferienwohnungen, die oft Leute aus Deutschland oder der Schweiz buchen. Das hat über die Jahre dazu geführt, dass Alberto ausgezeichnet Deutsch spricht.

Ein Wein wie sein Boden

Dass die Unterschiede des Bodens eindeutig schmeckbar sind, hat Gregory Perrucci von Weingut Felline in Apulien mit einer eindrücklichen Degustation gezeigt. Und dann gab es noch eine Erkenntnis: Nämlich, dass Wein zwar wie sein Boden schmeckt, aber noch eine Vielzahl von der Faktoren über der Erde ebenso in das degustierte Endergebnis hineinspielen. Und das macht Wein so spannend.

Wir werfen den vinophilen Blick in den Süden, beinahe am Ende des italienischen Stiefels, in Apulien auf den Boden unter unseren Füssen. Hier in der Nähe von Manduria bewirtschaftet Gregory Perrucci seine Weinberge des Delinat-Weinguts Felline. Und zeigt anhand einer Rebsorte und von vier unterschiedlichen Weinstilistiken eindrücklich, welchen massiven Einfluss die Bodenbeschaffenheit auf den Wein hat. Natürlich in jedem Fall vorausgesetzt, dass die Böden gesund und die Reben somit ausreichend mit Nährstoffen versorgt sind.

Primitivo Trauben

Die Region Apulien ist bekannt für ihre Primitivo-Traube, die insbesondere ab den 1970er-Jahren massige Erfolge feierte. Gregory Perrucci war dabei einer der ersten Qualitätsproduzenten der Region. Denn schon früh besann er sich auf die Fähigkeit des Primitivo, seine Herkunft im Wein zu zeigen. Respektive den Boden, auf dem die Reben wachsen.

Eine Rebsorte, vier Böden, vier Weine

«Ein Grossteil des Primitivo, wie wir ihn kennen und lieben, wächst auf roter Erde», erklärt der Delinat-Winzer. Diese rote Erde ergibt Primitivos mit reifer Frucht und trinkiger Würze. Schon vor Jahrzehnten besann sich der Winzer des erwähnten Herkunftsprinzips, dass also die Weine zeigen sollten, von welchem Landstrich sie kämen. Demnach stammt eine Stilistik seines Primitivo von roter Erde. «Samtig, elegant, subtil und gar feminin», sagt Gregory Perrucci, wird es, wenn die Reben auf Fellines kalkreicher «terra bianca» gedeihen. «Das Gestein ist sehr porös und speichert daher gut Wasser. Diese Primitivo-Trauben ernten wir auch rund ein bis zwei Wochen später als die der ‹terra rossa›.»

Biodiversität in den Weinbergen Fellines

Noch länger Zeit, die Trauben auszureifen, bekommen die Primitivo-Reben auf Fellines «terra nera». Hier wird es traditionell Ende September, bis der neue Jahrgang zur Kelterung kommt. «Das ist ein körperreicher, würziger Wein mit Waldaromen und dunkler Frucht. So kann nur Primitivo von ‹terra nera›», ist Gregory Perrucci überzeugt.

Eine weitere Besonderheit in Fellines Weinbergen ist der Primitivo von der «terra sabbia». «Diese alten Reben liegen 200 Meter über dem Meer in unmittelbarer Küstennähe», erzählt Gregory Perrucci. In der Lage ist es oft neblig. Die Primitivo-Trauben von dort lagern besonders viel Zucker ein und sind daher besonders süss. Mit der Schicht Salz, die der salzige, vom Meer herrührende Nebel ihnen angedeihen lässt, münden diese Umstände für den Primitivo der «terra sabbia» in einem salzig-süssen Spektakel der Sonderklasse.

Bei einer Degustation wurden die Unterschiede auch im Glas deutlich. Der Grund dafür ist der Boden, auf dem sie wachsen. Und natürlich auch die Liebe im Keller sowie das Know-how und die Erfahrung, die der Winzer ihnen angedeihen lässt. Womit wir beim viel diskutierten Begriff «Terroir» wären, in das, wie manche sagen, auch der Winzer mit einfliesst. Kein anderes Getränk kann den Boden, den Landstrich, auf dem es wächst, dermassen gut widerspiegeln. Und ist dabei gleichzeitig Nährboden guter Gespräche, des kulturellen Austauschs und ein Versprechen an die Natur.

Wie sich Agroforst auf den Boden auswirkt

Am Forschungsweingut Château Duvivier haben wir schon vor Jahrzehnten begonnen, auf Agroforst zu setzen. Wie sich das auf den Boden auswirkt, hat uns Winzerberater Daniel Wyss für die aktuelle Ausgabe der WeinLese (Anm. als Printexemplar dem Rotweinpaket beigelegt) erzählt.

Im Süden viel Neues… und gleichzeitig nichts Neues. Denn viele aktuelle Ergebnisse in den Weingärten des Delinat-Forschungsweinguts Château Duvivier in der Provence gehen zurück auf Massnahmen, die vor über fünfzehn Jahren in die Wege geleitet worden waren. Delinat setzte hier schon früh auf die positiven Effekte, die ein Agroforst-Konzept auf das Bodenleben im Weingarten hat.

Agroforst beschreibt eine Landnutzungsform, die Bäume und Sträucher direkt in die produktive Fläche integriert. Delinat-Winzerberater Daniel Wyss erzählt: «Wir haben als einer der ersten Betriebe in Frankreich schon vor knapp zwanzig Jahren begonnen, auf Agroforst zu setzen. Allein in den letzten beiden Jahren sind mehr als tausend Bäume zwischen den Rebzeilen dazugekommen.» Die Fruchtbarkeit eines Bodens wird massgeblich durch Pilze und Mikroorganismen, die Nährstoffe und Mineralien im Boden für die Reben aufbereiten, beeinflusst», so Daniel Wyss. Und diese seien bei einem funktionierendem Agroforst-System nun einmal mehr vorhanden.

Agroforst in den Weinbergen von Duvivier
Schon vor Jahrzehnten begann man auf Château Duvivier, auf Agroforst zu setzen. Die Vorteile sind auch im Boden mit jedem Jahr klarer ersichtlich.

Dieses fördert zudem auch die Wasserspeicherkapazität des Untergrunds. «Château Duvivier ist ein Forschungsweingut; natürlich können wir uns daher agroökologische Versuche erlauben, von denen wir erst nach einiger Zeit wissen, wie sie auf den Wein wirken», sagt Daniel Wyss.

Von früher das Beste

So macht sich jetzt etwa die Rückbesinnung vor knapp zwanzig Jahren auf Mischkulturen bezahlt, bei denen der Rebberg als gemischter Garten angelegt wird, in dem Obstbäume wie Reben gleichermassen wachsen. Schliesslich sind Weinberge erst seit der industriellen Revolution als Monokulturen angelegt.

Frühlingserwachen in den Weinbergen von Château Duvivier: bunt soweit das Auge reicht.

Von der Nähe zu Bäumen und vom dadurch angereicherten und durch Wurzelwerk aufgelockerten Boden profitierten auch die im Spalier angelegten Reben. Doch die Rebe kommt nicht mit allen Bäumen zurecht: Mit Eichen und Pinien funktioniere die Symbiose weniger gut. «Blumenesche, Speierling und Feldahorn sind hingegen besonders geeignete Weinbergsbäume», so Daniel Wyss.

Und bei den für Château Duvivier so charakteristischen Maulbeerbäumen könne man richtig sehen, wie gut die Symbiose hier verläuft. «Auch für Agroforst braucht es zuerst eine gute Beobachtung. Und das Wissen, dass eben nicht alle Bäume für die Rebe gut sind», so Daniel Wyss. Eine funktionierende Agroforst-Kultur lockert den Boden auf. Rebe und Baum profitieren von der Vernetzung unter der Erde, vom gegenseitigen Austausch. «Mykorrhiza, die feinen Pilzfäden unter der Erde, die Pflanzen miteinander verweben und selbst Nährstoffe verfügbar machen, spielen dabei eine weitere wichtige Rolle in Bezug auf die Bodenfruchtbarkeit», sagt Daniel Wyss. Nur ein gesunder Boden, der von der Biodiversität profitieren könne, erbringe hochwertige Trauben. Dann sei auch der Weg für dunkelbeerige Weine voller Kraft und Frucht und von allerbester Terroir-Qualität geebnet.

Die Zukunft des Weines als Kurs

Die Zukunft des Weines nimmt Kurs auf: Weinexperte Camill Hadorn zeigt uns ab Februar in einem neuen Format die noch weitgehend unbekannte Welt der robusten Rebsorten. So viel sei nach der Generalprobe schon einmal verraten: Das Morgen des Weines schmeckt!

Die Zukunft des Weines mag in einem Glas liegen, das uns auf den ersten Blick neue Horizonte aufzeigt. Dieser Eindruck drängte sich bei der Generalprobe unseres Delinat-Kurses zu robusten Rebsorten, den sogenannten PIWIs, auf.

Monatelang tüftelte Camill Hadorn an der Umsetzung dieses zukunftsträchtigen Kurskonzepts.
Monatelang tüftelte Camill Hadorn an der Umsetzung dieses zukunftsträchtigen Kurskonzeptes.

PIWI steht dabei für «pilzwiderstandsfähig» – eine Eigenschaft, die diesen Rebsorten in Zeiten des Klimawandels zu besonderer Bedeutung verhilft. Sie tragen Namen, die bislang nur wenigen bekannt sind: Cabernet Jura, Sauvignac, Solaris oder Souvignier Gris. Doch es scheint nur eine Frage der Zeit, bis diese klangvollen Bezeichnungen fester Bestandteil der Weinwelt werden.

Kursleiter Camill Hadorn hat gemeinsam mit Dirk Wasilewski, Diplomsommelier und Leiter des gesamten Kursangebotes von Delinat, monatelang an dem richtigen Rahmen für eine schmeckende Zukunft des Weines gefeilt.

Social-Media-Beauftragte Stefanie Zillner und Diplomsommelier Dirk Wasilewski zeigten sich begeistert vom Kurs.
Social-Media-Beauftragte Stefanie Zillner und Diplomsommelier Dirk Wasilewski zeigten sich begeistert vom neuen PIWI-Kurs.

Ab 12. Februar geht es von der Generalprobe und Theorie in die Praxis: Bei einem Preis von 60 Schweizer Franken pro Person bietet die Veranstaltung eine informative Reise zur Entstehung dieser neuen Rebsorten mit eindrücklichen Proben aufs Exempel. Die Degustation sowie feine Häppchen, abgestimmt auf die Weine, runden die Degustation ab. Man darf sich freuen auf Momente, die nicht nur geschmacklich überzeugen, sondern auch einen Einblick in die Zukunft des nachhaltigen Weinbaus geben.

Revolution im Weinbau

PIWI-Reben benötigen nur wenig oder gar keine Pflanzenschutzmittel und bieten eine umweltschonende Alternative zu den klassischen Sorten. Trotz ihrer Widerstandsfähigkeit liefern sie Trauben, aus denen Weine entstehen, die sowohl qualitativ hochwertig als auch geschmacklich faszinierend sind. Die Weine variieren dabei von leicht zugänglichen, unkomplizierten Weinen bis hin zu komplexen Kreationen.

«Das ist die Zukunft des Weins», meinte unsere Social-Media-Beauftragte Stefanie Zillner begeistert, während sie den Cabernet blanc von Timo Dienhart im Glas schwenkte. Und tatsächlich schien jeder Schluck zu bestätigen, dass PIWI-Rebsorten nicht nur eine nachhaltige Option sind, sondern auch geschmacklich ein enormes Potenzial besitzen.

Winzerberater Arina Schefer und Daniel Wyss sehen in ihrer täglichen Arbeit wie robuste Reben im Weingarten performen.
Winzerberater Arina Schefer und Daniel Wyss sehen in ihrer täglichen Arbeit wie robuste Reben im Weingarten überzeugen.

«Täglich sehen wir in unserer Arbeit, wie weitreichend die Auswirkungen des Klimawandels auf den Weinbau bereits sind und wie dringend alternative Lösungen gefragt sind. PIWIs bieten hier einen vielversprechenden Ansatz. Sie schonen nicht nur Ressourcen, sondern passen sich auch besser an veränderte klimatische Bedingungen an als klassische Rebsorten.»

Camill verstand es, schon in der Generalprobe sein Fachwissen auf lebendige und inspirierende Weise zu vermitteln. Mit einer Mischung aus fundierter Information und praktischer Erfahrung führt er auch zukünftige Weinbegeisterte durch den Abend. Dabei darf man sich auf eine Atmosphäre freuen, die sowohl für Kenner als auch für Neulinge einladend ist.

Auch die Depotleiter Michele Grecco und Michael xx hatten die Zukunft des Weins im Glas erkannt.
Die Depotleiter Michele Greco und Michael Waldmeier haben die Zukunft des Weines im Glas erkannt.

So gut schmeckt Nachhaltigkeit

Bei der Generalprobe gab es noch nichts zu essen. Doch Ihren Abend werden wir mit feinen Häppchen, die sorgfältig auf die Weine abgestimmt sind, abrunden. Sie unterstreichen den genussvollen Ansatz des Konzepts. Die Kombination aus innovativen Weinen und bewusst gewählten Speisen zeigt eindrucksvoll, wie gut Nachhaltigkeit schmeckt.

Am Ende der Generalprobe war eines klar: Die PIWI-Reben werden die Zukunft des Weines entscheidend prägen. Es war eine alle Sinne ansprechende Reise in die Zukunft des Weinbaus, die neugierig auf mehr macht.

Hier geht es zum Kursangebot: Neue Rebsorten – neue Weine

Mit unserem Probierpaket «Robuste Rebsorten» können Sie die Vielfalt dieser neuen Weine auch ganz bequem zuhause geniessen.

Alkoholfreie Weine und die Delinat-Richtlinien

Der Markt für alkoholfreie Weine wächst, nicht nur während des sogenannten «Dry January». Demgegenüber stehen unsere Delinat-Richtlinien als die strengsten Europas, die umfassende Eingriffe in den Wein untersagen, wodurch gängige Methoden zur Entalkoholisierung ausgeschlossen sind. Eine Abhandlung, So-weit.

Die Nachfrage nach alkoholfreien Weinen steigt kontinuierlich an – ein Trend, der immer stärker an Fahrt gewinnt. Mehr noch: Alkoholfreie Weine gehören zu den wenigen Weinstilen, die noch echte Zuwächse verzeichnen. In Deutschland stieg der Konsum im letzten Jahr um beeindruckende 27,7 Prozent. Zwar macht alkoholfreier Wein mit einem Marktanteil von 1,2  Prozent noch einen kleinen Teil des Gesamtmarktes aus, doch bei alkoholfreien Schaumweinen liegt er bereits bei sieben Prozent.

WieSo alkoholfreie Weine der Delinat-Methode gegenüber stehen.
WieSo alkoholfreie Weine der Delinat-Methode gegenüberstehen.

Delinat: Alkoholfrei mit höchsten Ansprüchen

Keine Frage, alkoholfreie Weine sind kein vorübergehender Trend. Demgegenüber stehen unsere Delinat-Richtlinien – die anspruchsvollsten Europas. Sie schliessen alle Verfahren aus, die den Wein stark verändern – so bleiben unsere Weine so unverfälscht wie überhaupt möglich. Das betrifft aber auch bisher angewandte Verfahren zur Gewinnung von alkoholfreiem Wein.

Daher setzen wir für alkoholfreien Genuss aktuell auf eine andere Lösung: Unser alkoholfreier Sekt »So.« wird auf der Basis von reinem Traubensaft hergestellt – ohne Vergären, ohne Entalkoholisieren, und daher im Einklang mit unseren Prinzipien.

Dennoch stellt uns die wachsende Nachfrage nach alkoholfreien Weinen vor die spannende Frage: Sollten wir neue Technologien wie etwa Präzisionsfermentation in Betracht ziehen, um alkoholfreie Weine herzustellen, die unsere Qualitäts- und Umweltstandards erfüllen? Teilen Sie uns Ihre Meinung in den Kommentaren mit – wir sind gespannt auf Ihre Gedanken!

Delinat-Richtlinien sind die strengsten Europas und lassen somit keine massiven Eingriffe in den Wein zu.
Delinat-Richtlinien sind die strengsten Europas und lassen keine massiven Eingriffe in den Wein zu.

Schliesslich hat selbst in Bordeaux, eine der vermeintlich traditionellsten Weinbauregionen der Welt, kürzlich eine Weinbar eröffnet, die keinen Tropfen Alkohol ausschenkt. Das zeigt: Alkoholfreier Wein ist nicht nur ein lukrativer Markt, sondern auch ein Spiegelbild gesellschaftlicher Veränderungen im Umgang mit Alkohol. Und dieser Wandel steht erst am Anfang.

Was ändert sich durch neue Biorichtlinien?

Kürzlich hat auch die Europäische Union auf diesen Wandel reagiert und die Entalkoholisierung von Bioweinen neu geregelt: Verfahren wie die «teilweise Vakuumverdampfung» und Destillation sind nun erlaubt, solange die Temperatur 75  Grad Celsius nicht übersteigt. Membrantechniken wie Umkehrosmose bleiben für Bioweine ausgeschlossen. Die Entalkoholisierung darf in keinem Fall mit einer Erhöhung des Zuckergehalts im Most kombiniert werden.

Auch in Italien gibt es Fortschritte: Ein neuer Gesetzentwurf zur Entalkoholisierung wurde mit Ende des Jahres 2024 verabschiedet. Dies soll die Wettbewerbsfähigkeit des Landes in diesem Segment ermöglichen.

Eines ist für uns bei Delinat sicher: Wir machen uns weiterhin laufend Gedanken zur Entwicklung des Weinkonsums, bleiben neugierig, mutig und konsequent, um die Zukunft des Weingenusses nachhaltig mitzugestalten. Lassen wir uns überraschen, wohin die – auch alkoholfreie – Reise geht!

Best of 2024: Die beliebtesten Weine des Jahres

Auch zu diesem Jahresauftakt haben wir die Gunst der Stunde und des Zusammenkommens in St. Gallen zum gemeinsamen Degustieren genutzt. Diesmal: Ein Best of 2024 mit den beliebtesten Weinen des Jahres.

Die tapfere Degustiertruppe der Best of 2024: Die beliebtesten Weine des Jahres
Die tapfere Degustiertruppe der Best of 2024: Die beliebtesten Weine des Jahres

Soave, La Casetta

Wir starten fulminant mit dem Soave der Familie Fasoli vom Weingut La Casetta. Dieses Jahr feiert das Weingut sein hundertjähriges Bestehen. Wie fein, dass es in diesem besonderen Jahr ein Wein der Familie in die Top-Weine des Jahres 2024 geschafft hat.

Barleiter Noël Savary und Kursleiter Dirk Wasilewski sind begeistert vom Soave der Familie Fasoli.
Barleiter Noël Savary und Kursleiter Dirk Wasilewski sind begeistert vom Soave der Familie Fasoli.

Leichte Zitrusnoten, zurückhaltende Säure, gefährlich trinkig: «Mmhhh», lautet der erste Eindruck von Diplomsommelier Dirk Wasilewski. «Grasige Noten, gepaart mit Zitrus – das ist cool», sagt Weinberater Emil Hauser. «Ein leichter, frischer Wein, fein zu Fisch und Quiche», fasst es Barleiter Noël Savary zusammen. «Ein Soave für jeden Tag», meint Einkäuferin Martina Korak.

Viña Llopís, Pago Casa Gran

Diese beliebte Cuvée aus Gewürztraminer und Muskateller – der Viña Llopís von Carlos Laso aus Valencia – überzeugt mit ihrer perfekten Balance und schmeichelt dem Gaumen auf harmonische Weise.

Viña Llopís und Käse, diese Kombination kommt immer gut, sagt Kursleiter Dirk.
Viña Llopís und Käse, diese Kombination kommt immer gut, sagt Kursleiter Dirk.

«Ich habe diesen Wein immer sehr gerne beim Kurs Wein & Käse mit dabei, weil diese Muskatnoten super mit dem Käse harmonieren», sagt Diplomsommelier und Kursleiter Dirk. «Was ich so an diesem Wein schätze, sind die fruchtigen Aromen, die dann am Gaumen mit genug Frische und Säure daherkommen», meint Bar- und Verkaufsleiter Noël. «Die Balance zwischen Säure und Süsse ist ideal», findet auch Weineinkäufer Emil Hauser. Zu Käse und zum Apéro eine gute Entscheidung.

Duvivier Cuvée des Amis rosé

«Das ist mein Wein», sagt Arina Schefer schon beim Hineinriechen in den Cuvée des Amis rosé von Château Duvivier. Der Verschnitt aus Cinsault, Grenache und Syrah zeigt die Wärme des provenzalischen Sommers im Glas. «Ja, das ist mein Wein, weil vor meinem geistigen Auge sofort die blühenden Felder auf Château Duvivier auftauchen», lächelt Arina. Typisch Provence im Glas, obwohl es ein recht warmes Jahr war. «Das ist schon eine Kunst, den Wein bei diesem warmen Sommer noch so elegant erscheinen zu lassen», sagt Barleiter Noël Savary.

Der Cuvée des Amis rosè bringt Winzerberaterin Arina direkt in die blühenden Felder auf Château Duvivier.
Der Cuvée des Amis rosé bringt Winzerberaterin Arina direkt in die blühenden Felder auf Château Duvivier.

Wunderbar zum Essen, insbesondere zu mediterran inspirierten Gerichten, von Ratatouille über gegrillte Auberginen bis hin zu hellem Fleisch.

Primitivo Puglia, Weingut Felline

«Sehr zugänglich. Mh, der ist gut», meint Kundenberaterin Karin Schweizer nach dem ersten Degustieren des Primitivo vom apulischen Weingut Felline. «Ein wunderbarer Rotwein zum Einsteigen», bestätigt auch Weineinkäuferin Martina. «Sauerkirsche, reife Aromen von Cassis und Amarena-Kirsche im Wein vereint», sagt Kursleiter Dirk. «Ja, das wundert mich nicht, dass dieser Wein so beliebt ist», sagt auch Weineinkäufer Emil.

Zur Güte dieses Weins sind sich Kundenberaterin Karin und Weineinkäufer Emil einig: Trinkig!
Zur Güte dieses Weines sind sich Kundenberaterin Karin und Weineinkäufer Emil einig: Macht Lust auf mehr!

Wunderbar zu Pizza und Pasta. Aber auch dezent gekühlt für die ersten Sonnenstrahlen auf der Terrasse. «Für mich die perfekte Begleitung zu Steinbutt vom Lavastein», präzisiert Emil. «Ich hoffe, wir haben genug davon – für mich macht dieser Wein einfach viel Spass. Er ist allerdings etwas würziger und weniger fruchtig, als es eingefleischte Primitivo-Fans vielleicht gewohnt sind.» Diplomsommelier Dirk ergänzt: «Für mich überraschend trocken, mit einer angenehm ausgeprägten Gerbstoffstruktur.»

Cànyoles, Pago Casa Gran

Nochmals geht es für die Top-Weine aus 2024 nach Valencia: Der Cànyoles vom Weingut Pago Casa Gran hat die Kunden begeistert. Sehr animierend, sehr schmeichelnd. «Einer unserer geschätzten Stammgäste trinkt immer den Cànyoles. Da brauche ich gar nicht mehr nachzufragen», lächelt Barleiter Noël.

Die Begeisterung für Wein und Menschen von Weineinkäuferin Martina ist hochansteckend.
Die Begeisterung für Wein und Menschen von Weineinkäuferin Martina ist hochansteckend.

«Zu diesem Wein eine Paella», schwärmt Arina, «oder sogar Blauschimmelkäse», ergänzen Dirk und Martina. «Durch die leichte Süsse, die der Cànyoles mitbringt, ist er die perfekte Begleitung zu Käse.» «Oder auch zum Mixen in Cocktails ist er superfein», spielt Arina schon auf einen unterhaltsamen Neuzugang im Kursprogramm an …

Auf ein wunderbares, gemeinsames Weinjahr 2025!

Auf ein Glas mit… David Rodriguez

Er ist der «Sweet Spot» unseres Unternehmens. Das ist der Moment im Wein, wenn die möglichst perfekte Harmonie zwischen Aroma, Fruchtigkeit und Geschmack erreicht ist. Diesen Punkt bei Delinat verkörpert Weineinkäufer David Rodriguez. Ende letzten Jahres ist er in den Ruhestand getreten. Wir haben mit ihm 26 Jahre Delinat Revue passieren lassen.

David, kamst du vor 26 Jahren über den Wein zu Delinat?
Jein. Mein Grossvater machte schon Wein (Xarel.lo und Trepat) und verkaufte diesen offen an die Nachbarschaft. Manchmal machte mir meine Grossmutter ein Jausenbrot, träufelte etwas Wein darauf und bestreute es mit Zucker. Wir waren in der Familie nicht nur bioaffin, sondern auch weinaffin. Vor Delinat aber arbeitete ich auf dem Schiff als Maschinist und Steuermann. Mein Bruder war damals in den USA im Bereich Weintechnologie tätig. Nach einem Aufenthalt in den USA bei ihm keimte auch in mir der Wunsch, mich intensiver mit diesem Thema zu beschäftigen.

David Rodriguez ist nach 26 Jahren mit Delinat in den Ruhestand getreten.
David Rodriguez ist nach 26 Jahren mit Delinat in den Ruhestand getreten.

Und so gingst du also zum Bewerbungsgespräch zu Delinat …
Als die Frage kam, welche Weine ich gerne privat trinke, hatte ich wirklich keine Trümpfe in der Hand (lacht). Ich habe zwar gerne Wein gemeinsam mit meiner Frau getrunken, aber keine gefeierten Weingüter. Sie studierte noch, wir hatten zwei kleine Kinder. Und doch wusste ich von der Arbeit mit meinem Bruder, dass ich einen guten Gaumen habe. Also sagen wir so: Delinat und ich haben uns beide auf dieses Experiment eingelassen. Jetzt, nach 26 Jahren, kann man wohl sagen: Es ist geglückt.

Wein wurde also beruflich zum Thema. Wie kann man sich das im Laufe von 26 Jahren vorstellen?
Die Liebe zum Wein und zu biologischen Produkten vertiefte sich zusehends. Berufsbegleitend belegte ich Kurse an der Hochschule für Weinbau in Wädenswil und erlangte anschliessend das WSET Diploma, eine internationale Weinausbildung aus England, mit der man sich den Titel Weinakademiker erarbeitet.

Und wie vermittelt man zwischen Weinkäufer und Weinmacher?
Recht früh in meiner Laufbahn habe ich bemerkt, dass alle im Wein – vom Laien bis zum absoluten Experten, Winzer und Önologen – eine Sache suchen: die Harmonie. Zusammen mit den Winzern haben wir stets versucht, diese Harmonie zu finden oder möglichst nahe an sie heranzukommen. Und wir sprechen hier von einem Naturprodukt, das vielen Unwägbarkeiten durch klimatische Einflüsse unterliegt.

Die Delinat-Einkäufer Emil Hauser (links) und David Rodriguez (rechts) unterwegs bei spanischen Winzern (c) Marçal Font
Die Delinat-Einkäufer Emil Hauser (links) und David Rodriguez (rechts) unterwegs bei spanischen Winzern (c) Marçal Font

Gab es da einige brenzlige Momente?
Wir entwickeln neue Weine Hand in Hand mit den Winzern. Ich habe es immer für besonders wichtig gehalten, respektvoll miteinander umzugehen. Ich meine, sich hinzustellen und nur Kritik zu äussern oder den Wein über den Preis zu taxieren, das geht in meiner Welt nicht.

So haben sich auch diese jahrzehntelangen Freundschaften mit den Winzern entwickelt, nicht?
Ja, auf der Basis der «Weinliebe» lassen sich wunderbare Freundschaften schliessen. Unser Diskurs mit den Winzern war immer offen mit dem gemeinsamen Ziel, Weine für unsere Kunden anzubieten, die für sie zu schönen Weinmomenten werden.

Glaubt man den Zuschriften der Kunden zu deiner Person, dann auf jeden Fall. Aber was macht guten Wein für dich aus?
Ich sehe das ähnlich wie in der Musik und in der Küche: Ein Musikstück mit Dissonanzen wirkt unharmonisch, so wie ein fades Gericht.

Aber wie unterscheide ich guten von schlechtem Wein?
In einem Satz lässt sich die Frage kaum beantworten. Mein Vorschlag: Schulen Sie Ihre «Weinsinne», seien Sie neugierig und vor allem vertrauen Sie Ihrem Geschmack – er wird Sie zu Ihrem Wein führen …

Jetzt mal die Karten auf den Tisch: Sind Bio-Weine besser als herkömmliche?
Inzwischen hat man wohl unter Beweis gestellt, dass guter Wein vor allem einen gesunden und lebendigen Boden braucht. Also ja, Bio-Weine sind besser, allein schon wegen des Respekts und des schonenden und nachhaltigen Umgangs mit der Natur. Da verspüre ich heute schon auch etwas Genugtuung, muss ich gestehen. Ich kann mich noch gut erinnern, dass uns vor 26 Jahren kaum jemand ernst genommen hat.

Und doch ist aus Delinat seit 1980 ein führender Weinhändler im Bio- Segment geworden …
Wir haben uns stets (und machen das immer noch) für ein «nachhaltigeres Bio» eingesetzt, für freundschaftliche und trotzdem professionelle, langfristige Beziehungen zu den Winzern und vor allem für die Pflege der Liebe zum Wein. Für mich heisst es jetzt beruflich Abschied nehmen vom Wein. Das heisst nicht, dass Freundschaften und die Liebe zum Kulturgut «Wein» aufhören.

Lieber David Es ist kaum zu fassen: Nach mehr als einem Vierteljahrhundert geht eine wunderbare Ära zu Ende. Dein feiner Gaumen und dein Spürsinn für die perfekte Balance haben uns einige der beliebtesten Delinat- Weine beschert. In diesen 26 Jahren hast du aber nicht nur unser Sortiment und die Qualität der Weine entscheidend mitgeprägt, sondern auch uns als Team: durch deine unaufgeregte und ehrliche Art, deinen feinen Humor und deine menschliche Wärme. Die Abschiedsreise durch Spanien, auf der ich dich begleiten durfte, hat gezeigt, wie viel du mit deiner Persönlichkeit über all die Jahre bewegt hast. Langjährige Delinat-Winzer und -Winzerinnen verabschiedeten sich mit Tränen in den Augen. Bei uns wird es nicht anders sein. David, es war eine Ehre und Freude, dich an unserer Seite zu haben. Wir verneigen uns, danken von Herzen und wünschen dir für deinen neuen Lebensabschnitt nur das Allerbeste. Im Namen aller Delinatler Mischu

Cocconato-Paradise

Cecilia Zucca macht Wein in einem der entzückendsten Dörfer des Piemonts. Wir haben unsere Winzerin auf der Azienda Poggio Ridente in Cocconato besucht, und uns ein wenig wie auf der Insel der Seeligen gefühlt.

Im charmanten Cocconato, einem Hügeldorf nördlich von Asti, widmet sich Cecilia Zucca mit Leidenschaft dem Weinbau. Die Winzerin der Azienda Poggio Ridente setzt alles daran, charakterstarke Weine zu kreieren, die die Einzigartigkeit ihrer Herkunft widerspiegeln.

Winzerin Cecilia Zucca mit ihren beiden Töchtern Eleonora und Maria Sole.
Winzerin Cecilia Zucca mit ihren beiden Töchtern Eleonora und Maria Sole.

Der elegante Auftritt sowie die ansteckende Fröhlichkeit und Liebe zum Wein der Winzerin sind dieser Tage ein echter Lichtblick. Hier in Cocconato scheint die Welt noch in Ordnung. Das Bekenntnis der Familie zur Natur und dem naturnahen Weinbau (der Zukunft) macht sich auch Jahrzehnte nach dieser Entscheidung bezahlt.

Cocconato-Paradise: Nachhaltiger Weinbau und Liebe zur Barbera-Traube

Besonders am Herzen liegt der Winzerin die Barbera-Traube. Diese spät reifende Rebsorte bringt rubinrote, säurebetonte Rotweine hervor, die durch sanfte Tannine und ein dezentes Kirscharoma bestechen. «Barbera ist für mich der Inbegriff von Wein. Ich liebe seinen Duft nach roten Früchten, seine Frische und Vielseitigkeit», erzählt die Mutter von drei Kindern. Dabei reicht die Palette der Weine von unkomplizierten, nahezu fröhlich-animierenden Tischweinen bis hin zu Spitzenweinen, die nach ihrer Zeit im Holzfass als echte Perlen des Piemont auf die Flasche gelangen.

Der Ausblick über Cocconato lädt zum Träumen ein.
Der Ausblick über Cocconato lädt zum Träumen ein.

Doch nicht nur die Barbera-Traube sorgt für Begeisterung: Cecilia produziert auch den einzigen Bio-Albarossa der Welt. Diese seltene Rebsorte gedeiht ausschliesslich im Piemont. Und nur Cecilia Zucca und inzwischen auch ihre Töchter produzieren aus dieser Rarität einen biologischen Rotwein. Komplettiert wird das Sortiment durch autochthone Sorten wie den roten Dolcetto sowie weisse Rebsorten wie Riesling, Sauvignon Blanc und Viognier.

Bio-Pionierarbeit im Piemont

Der ökologische Weinbau ist im Piemont noch immer eine Seltenheit – alte Traditionen, anspruchsvolle klimatische Bedingungen und der höhere Arbeitsaufwand schrecken viele ab. Doch Cecilia Zucca nimmt die Herausforderung mit einer gehörigen Portion Optimismus und Liebe zur Natur an. Seit den frühen 2000er-Jahren bewirtschaftet sie ihre Weinberge in Cocconato konsequent biologisch, seit 2012 auch nach der Delinat-Methode. Inzwischen greifen auch Cecilias Töchter kräftig mit an – alle überzeugt davon, dass dieser Ansatz die Qualität von Trauben und Wein nachhaltig verbessert. Die Probe aufs Exempel liefern gesunde Weinberge und Weine, die auf der Zunge tänzeln – wie Sonnenstrahlen, die die vinophile Seele erwärmen und erhellen. Seit 2012 arbeitet Cecilia Zucca erfolgreich mit Delinat zusammen und setzt so ein Zeichen für nachhaltigen Weinbau im Monferrato.

Für Cecilia Zucca wird ein Wein nur dann gut, wenn er im Einklang mit der Natur entsteht.
Für Cecilia Zucca wird ein Wein nur dann gut, wenn er im Einklang mit der Natur entsteht.

Tipp: Wer Lust hat Cecilia Zucca einmal bei ihrer Arbeit über die Schulter zu schauen und im Cocconato-Paradies zu frohlocken: Im Delinat-Reiseangebot finden Sie eine exklusive Weinreise ins Piemont.

Es grünt so grün, bevor Timo Dienharts Reben blühen

Die Begrünung im Weingarten zählt zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren für nachhaltigen Weinbau, resiliente Stöcke und gesundes Traubenmaterial. Dabei sorgen unsere Winzer auch im Winter vor: denn dann ist es Zeit für die Reben Nährstoffe, sowie Wasser zu speichern und somit gestärkt in das nächste Weinjahr zu starten.

Auch wenn die Temperaturen aktuell nicht unbedingt zum Tragen kurzer T-Shirts animieren, wenn wir an Delinat-Winzer Timo Dienhart denken, katapultiert uns das direkt zurück in den Sommer. Dieser Delinat-Winzer ist eine Art personifizierte bunt blühende Begrünung. Das Bild des Mosel-Winzers zwischen den Rebzeilen mit «Riesling rockt!», das in weissen Lettern auf seinem schwarzen T-Shirt leuchtet, und dem Anpacker-Lächeln auf den Lippen ist so stark, dass einem für einen Augenblick sogar der Duft dieser vielfältigen, von der Sonne gewärmten Reblandschaft in die Nase steigt.

"Riesling rockt", das sagen Timo Dienhart und sein T-Shirt.
„Riesling rockt“, das sagen Timo Dienhart und sein T-Shirt.

Timo Dienharts Weinberge leben, und wie so oft ist auch der Winzer selbst eine übersprudelnde Quelle an Wissen und Begeisterung für das gesunde Bodenleben im Weinbau. «Mein Vater hat seit 1977 peu à peu auf ökologischen Weinbau umgestellt. Seit 1995 sind wir zertifiziert. Seit 2006 arbeiten wir auch schon mit Delinat zusammen», erzählt der 43-Jährige, der das Weingut vor bald zwanzig Jahren von seinem Vater übernommen hat.

Er hatte also genügend Zeit, zu sehen, wie sich guter Boden an der Oberfläche manifestiert, und auch, wie das im Wein spürbar wird. «Unsere während vieler Jahre erprobte Saatmischung ist dabei einer der wichtigsten Faktoren für ein gesundes Bodenleben.» Denn die Pflanzen zwischen den Rebzeilen lockern den Boden und machen Nährstoffe sowie Mineralien für die Rebe verfügbar.

Begrünung zwischen den Rebzeilen nährt den Boden und die Rebe auf verschiedenste Weise.
Begrünung zwischen den Rebzeilen nährt den Boden und die Rebe auf verschiedenste Weise.

Das haben in der Zwischenzeit auch andere Betriebe festgestellt: «Inzwischen setzen viele meiner Kollegen auch meine Saatmischung ein.» Sie sei hoch gefragt. «Wir arbeiten mit Winterroggen, Wicken, Buchweizen, Phacelia, dem Kleinen Wiesenknopf, der Wilden Möhre und vielen Weiteren.»

Beobachtung bringt Erkenntnisse

Die Bodenanalyse liefert der Weingarten im Frühjahr ganz von selbst, lächelt der Winzer. «Wenn Stickstoff fehlt, erkenne ich das am Bild der Begrünung. Von Natur aus sorgen dann die Leguminosen für neuen, pflanzenverfügbaren Stickstoff. Eine Pflanze wie die Phacelia kann sogar Kalium, einen essenziellen Nährstoff, aus dem Urgestein lösen und damit die Reben versorgen. So ein lebendiger Boden ist einfach faszinierend», sagt Timo Dienhart.

Aber ein fruchtbarer Boden entsteht nicht über Nacht. Dafür braucht es fundiertes Wissen, sorgfältige Beobachtung der eigenen Rebflächen und eine Begrünung, die genau auf die Gegebenheiten der Region abgestimmt ist. «Entscheidend für den Erfolg ist nebst meiner über Jahrzehnte bewährten Saatmischung vor allem ausreichend Wasser.

Das einhergehend mit der Erfahrung, der es bedarf, um ein erfolgreiches Begrünungsmanagement zu betreiben. Denn der Klimawandel betrifft uns alle», erklärt der Winzer. Gerade deshalb seien eine funktionierende Begrünung und ein gesunder Boden eines der wichtigsten Werkzeuge, um trotz Wetterextremen weiterhin hochwertige Weine zu erzeugen.

So sehen Timo Dienharts Weingärten knapp vor dem Walzen aus. Klee reichert den Boden mit Stickstoff an.
So sehen Timo Dienharts Weingärten knapp vor dem Walzen aus. Klee reichert den Boden mit Stickstoff an.

Ist einmal die richtige Mischung gefunden, halten die Pflanzen die Erde mit den nötigen Nährstoffen in Balance und bilden wichtige resiliente Bodenstrukturen. Das wiederum nährt die Rebe und macht sie robuster, was natürlich zu hochwertigen Trauben führt.

Humus gehört nicht begraben

Ein lebendiger Boden schützt zudem gegen Erosion und hilft, den Grundwasserspiegel zu stabilisieren. Wer mit dem Pflug in die Rebzeilen fährt, so Timo Dienhart, «macht den Boden auf, und Nährstoffe und Feinerde gehen schnell verloren. Humus gehört nicht begraben. Delinat schreibt daher eine besonders schonende Bodenbearbeitung vor.»

Humus gehört an die Oberfläche. Für den deutschen Winzer ist daher Walzen die Königsdisziplin. Beim Walzen werden die Pflanzen zwischen den Reben geknickt, nicht geschnitten. So kühlen sie den Boden, halten die Feuchtigkeit, und verdrängen gleichzeitig wenig erwünschtes Gras und anderes Unkraut in Timo Dienharts Rebzeilen.

Zeitgleich ist die Begrünung aber auch nicht zu hoch, und man kann sehr schön arbeiten. Mulchen und Walzen statt Pflügen – ganz im Sinne der Delinat-Methode «Die Hacke ist der beste Dünger, das kennt man doch auch aus dem Gartenbau, oder?», lacht der Winzer. «Ich freue mich schon darauf in einigen Monaten wieder durch die kindshohen Leguminosen-Böschungen zwischen meinen Rebzeilen zu streifen.»