Dass die Unterschiede des Bodens eindeutig schmeckbar sind, hat Gregory Perrucci von Weingut Felline in Apulien mit einer eindrücklichen Degustation gezeigt. Und dann gab es noch eine Erkenntnis: Nämlich, dass Wein zwar wie sein Boden schmeckt, aber noch eine Vielzahl von der Faktoren über der Erde ebenso in das degustierte Endergebnis hineinspielen. Und das macht Wein so spannend.
Wir werfen den vinophilen Blick in den Süden, beinahe am Ende des italienischen Stiefels, in Apulien auf den Boden unter unseren Füssen. Hier in der Nähe von Manduria bewirtschaftet Gregory Perrucci seine Weinberge des Delinat-Weinguts Felline. Und zeigt anhand einer Rebsorte und von vier unterschiedlichen Weinstilistiken eindrücklich, welchen massiven Einfluss die Bodenbeschaffenheit auf den Wein hat. Natürlich in jedem Fall vorausgesetzt, dass die Böden gesund und die Reben somit ausreichend mit Nährstoffen versorgt sind.

Die Region Apulien ist bekannt für ihre Primitivo-Traube, die insbesondere ab den 1970er-Jahren massige Erfolge feierte. Gregory Perrucci war dabei einer der ersten Qualitätsproduzenten der Region. Denn schon früh besann er sich auf die Fähigkeit des Primitivo, seine Herkunft im Wein zu zeigen. Respektive den Boden, auf dem die Reben wachsen.
Eine Rebsorte, vier Böden, vier Weine
«Ein Grossteil des Primitivo, wie wir ihn kennen und lieben, wächst auf roter Erde», erklärt der Delinat-Winzer. Diese rote Erde ergibt Primitivos mit reifer Frucht und trinkiger Würze. Schon vor Jahrzehnten besann sich der Winzer des erwähnten Herkunftsprinzips, dass also die Weine zeigen sollten, von welchem Landstrich sie kämen. Demnach stammt eine Stilistik seines Primitivo von roter Erde. «Samtig, elegant, subtil und gar feminin», sagt Gregory Perrucci, wird es, wenn die Reben auf Fellines kalkreicher «terra bianca» gedeihen. «Das Gestein ist sehr porös und speichert daher gut Wasser. Diese Primitivo-Trauben ernten wir auch rund ein bis zwei Wochen später als die der ‹terra rossa›.»

Noch länger Zeit, die Trauben auszureifen, bekommen die Primitivo-Reben auf Fellines «terra nera». Hier wird es traditionell Ende September, bis der neue Jahrgang zur Kelterung kommt. «Das ist ein körperreicher, würziger Wein mit Waldaromen und dunkler Frucht. So kann nur Primitivo von ‹terra nera›», ist Gregory Perrucci überzeugt.
Eine weitere Besonderheit in Fellines Weinbergen ist der Primitivo von der «terra sabbia». «Diese alten Reben liegen 200 Meter über dem Meer in unmittelbarer Küstennähe», erzählt Gregory Perrucci. In der Lage ist es oft neblig. Die Primitivo-Trauben von dort lagern besonders viel Zucker ein und sind daher besonders süss. Mit der Schicht Salz, die der salzige, vom Meer herrührende Nebel ihnen angedeihen lässt, münden diese Umstände für den Primitivo der «terra sabbia» in einem salzig-süssen Spektakel der Sonderklasse.

Bei einer Degustation wurden die Unterschiede auch im Glas deutlich. Der Grund dafür ist der Boden, auf dem sie wachsen. Und natürlich auch die Liebe im Keller sowie das Know-how und die Erfahrung, die der Winzer ihnen angedeihen lässt. Womit wir beim viel diskutierten Begriff «Terroir» wären, in das, wie manche sagen, auch der Winzer mit einfliesst. Kein anderes Getränk kann den Boden, den Landstrich, auf dem es wächst, dermassen gut widerspiegeln. Und ist dabei gleichzeitig Nährboden guter Gespräche, des kulturellen Austauschs und ein Versprechen an die Natur.
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